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 ”Ein neuer Anfang”  02
 

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Innen stellte Pearl vorsichtig seinen Rucksack ab, ehe er ebenso vorsichtig den zerschnittenen Mantel abnahm und aus seinen Schuhen schlüpfte. Erst dann holte er das Handy aus seiner Hosentasche und ging in die kleine Wohnküche, setzte sich auf das alte, doch unerwartet gemütliche Sofa und schlang die Arme um sich, da es ihn etwas fröstelte. Fast schon verspätet kam ihm, daß er eigentlich unhöflich war und blickte zu Elias auf, als dieser ebenfalls Jacke und Stiefel ausgezogen und den Rucksack hingestellt hatte. "Bitte verzeih ... ich heiße Pearl."

Elias holte gleich eine Decke herbei, denn er sah, daß Pearl zitterte, und er legte sie sacht um ihn. „Paßt wunderbar zu dir ... du heißt wegen deinen Haaren so, vermute ich. Und jetzt sehe ich, wie lang sie wirklich sind - sie stehen dir wunderbar.“ Er wagte es erstmal nicht, das Haar zu berühren, und hockte sich kurz vor ihn. „Am Besten du rufst an, deine Wunden müssen wirklich versorgt werden. Ich mache dir einen Tee, damit du wärmer wirst, okay ?“

Doch Pearl schüttelte nur den Kopf und schlang seine Arme um den Hals von Elias, vergrub sein Gesicht an dessem Hals und schluchzte leise, als ihm nun kam, wie nah er an einer schlimmen Verletzung, einer Vergewaltigung oder sogar seinem Tod vorbeigeschrammt war. Es war diesem wunderbaren Mann zu verdanken, daß er nur einige leichte Schnitte, eine brennende Wange und kaputte Kleidung davongetragen hatte ... ein Mann, dem Pearl nun instinktiv vertraute und sich bei ihm sicher fühlte.

Die Reaktion hätte Elias eigentlich ahnen müssen, denn Pearl brauchte natürlich Halt, weil er knapp am Schlimmsten vorbeigekommen war. „Alles wird gut.“ wisperte er, hob ihn einfach wieder vorsichtig hoch und setzte sich mit ihm auf den Sessel, damit Pearl sich so beruhigen und an ihm aufwärmen konnte. Ihm selbst kam jetzt erst so nach und nach, was er geleistet hatte. Es mußte Schicksal gewesen sein, daß sie schon im Laden aufeinandergetroffen waren.

Es dauerte noch eine geraume Weile, bis der schlanke Host sich soweit beruhigt hatte, daß er tief durchatmen und sich etwas lösen konnte. Der besorgte Blick von Elias ließ Pearl leicht erröten und er senkte für einen Moment den Blick, ehe er ihn wieder ansah und zögerlich lächelte. "Bitte verzeih ... ich habe nicht sehr viel Selbstvertrauen und brauche manchmal eine starke Schulter, um mich zu beruhigen. Ich hoffe, es hat dir nichts ausgemacht ?"

„Nein, hat es nicht und es ist auch besser, man kann sich etwas beruhigen ... ich habe Erfahrung damit.“ Elias lächelte sacht und merkte erst jetzt, daß er dessen Haar berührte, da er ihn noch immer festhielt. „Aber jetzt solltest du anrufen. Deine Stichwunden und alles andere muß wirklich versorgt werden.“ An seine eigenen dachte er jetzt nicht, auch wenn man die Schnitte an seinem Pullover sah, genau wie die Blutflecken.

"Oh, Gott - ja, ich muß wirklich anrufen. Und du brauchst auch Hilfe, er hat auf dich eingestochen, dein Arm ..." Es war Pearl sichtbar peinlich, ehe tiefe Sorge in seinen Zügen erwachte und er leicht schluckte. Erst jetzt fand Pearl die Kraft, die Schnellwahltaste zu drücken und lehnte sich wieder an Elias an, während er darauf wartete, daß Noir abnahm. Dieser antwortete beim zweiten Klingeln und hörte sich mit wachsendem Entsetzen an, was passiert war und bat Pearl dann, das Handy seinem Retter zu geben, damit er mit ihm reden konnte. Der schlanke Host nickte nur und reichte das Handy nun Elias, ehe er leise zu ihm sprach. "Dad möchte gern mit dir reden ?"

„Uhm ... okay.“ wisperte Elias, nahm es an und sprach dann ein leises „Guten Abend, Sir ... ich heiße Elias Jones.“ Er war nun etwas schüchterner - denn im Grunde war er jünger, als er aussah, und bei Vätern hatte er deutlichen Respekt.

Etwas, das Noir sehr deutlich hörte und er schmunzelte leise, als er weitersprach. "Nur nicht so förmlich ... ich heiße Noir. Ich möchte dir als Erstes für deine Hilfe danken, Elias - und sobald du mir deine Adresse gegeben hast schicke ich Jemand, der Pearl und dich abholt. Und keine Widerrede, auch du mußt versorgt werden ... und ich möchte dich persönlich kennenlernen und mich bei dir bedanken, ja ?"

Elias wußte, wer Noir war ... denn er hatte hier schon einiges gehört, und da er scheinbar der Vater von Pearl war, stieg sein Respekt noch weiter an. „Ähm ... sicher, und gern, Sir. Ich denke, da wird ein Nein sagen auch nicht funktionieren.“ Er lächelte kurz, rieb sich am Nacken und gab dann die Adresse an, und auch die Nummer seiner kleinen Wohnung.

"Nur nicht so förmlich, ja ? Der Wagen wird in einer Viertelstunde da sein und euch abholen. Und du hast recht - ein Nein wird nicht akzeptiert." Dann lachte Noir leise, da es nur ein Scherz war und verabschiedete sich, und Pearl schmunzelte kurz, als er sein Handy wieder nahm. "Dad ist wirklich nett, keine Sorge ... hat er gesagt, wie lange es dauert ? Er wird sicherlich einen Wagen schicken." Alleine schon die Stimme seines Ziehvaters zu hören, tat mehr als nur gut und Pearl beruhigte sich nach und nach. "Ich hoffe, es ist nicht schlimm, daß er mein Dad ist ? Du bist erschrocken, als du seinen Namen gehört hast."

Der Blonde rieb sich auch wieder im Nacken und lächelte sacht. „Nun, ich habe schon von ihm gehört. Er ist sehr bekannt im Rotlichtbereich hier, und noch etwas weiter heraus. Pit kennt ihn scheinbar auch ... und Noir meinte, in etwa fünfzehn Minuten ist der Wagen hier. Ich denke, wir ziehen uns langsam an und gehen hinab, dann muß der Wagenfahrer nicht hier nach oben.“

Ein leises "Okay." wispernd, senkte Pearl kurz den Blick - doch dann sah er Elias in die warmen, braunen Augen und faßte sich ein Herz, neigte sich zu ihm und küßte ihn kurz auf die Lippen. Erst dann löste sich der Schlankere und stand auf, um wieder zur Türe und seinen Sachen zu gehen.

Elias blieb aber noch sitzen, denn er fühlte noch immer den sanften Kuß auf seinen Lippen und berührte sie kurz, als Pearl gerade nicht hinsah. Es war der erste so sanfte Kuß, und der hatte sich wirklich schön angefühlt. Aber er raffte sich nun auf und stand ebenso auf, um im kleinen Schlafzimmer noch einen heilen Pullover zu holen, damit er den Kaputten nachher austauschen konnte ... denn da, wo er Pearl hinbegleitete, würde seine Wunde auch versorgt werden. „Danke für den Kuß ... und ähm, ich packe noch rasch die Sachen weg.“ Letzteres hatte er auch noch vergessen, und er kramte noch ganz schnell die Sachen aus dem Rucksack heraus, die man in den Kühlschrank legen mußte.

Scheu zu ihm auflächelnd, nickte Pearl nur auf den Dank und zog seinen Mantel wieder über, ehe er in seine Stiefel schlüpfte und seinen Rucksack aufnahm. "Laß dir Zeit ... der Wagen braucht etwas, bis er hier ist." Der schlanke Weißhaarige war ein wenig nervös, da er die Reaktion von Elias nicht ganz deuten konnte und er hoffte, daß er mit dem Kuß nicht zu weit gegangen war.

Elias beeilte sich trotzdem, und schlüpfte nun auch in seine Schuhe und in eine andere Jacke als die Arbeitsjacke, die er bisher getragen hatte.  Er sah nun aber die leichte Unsicherheit und überlegte warum, aber dann kam es ihm und er sprach es an. „Der Kuß war sehr schön. Und es war ein sehr liebes Danke, und der Erste.“ Zwar hatte er ein paar Mal auch heimlich mit Männern Sex gehabt, aber das hatte er in einem Club getan, wo man eine Maske tragen und somit anonym sein konnte. Einen Kuß hatte es da aber nie gegeben, und daher war es sein Erster, der nicht mit Schauspielerei zu tun hatte.

Im ersten Moment war Pearl viel zu verblüfft, um etwas zu sagen - doch dann schluckte er und kam wieder näher, um sanft mit den Fingerspitzen über die Wange von Elias zu kosen. "Es freut mich, daß dir der Kuß gefiel ... ich habe es auch sehr genossen, auch wenn das unglaubwürdig bei mir klingt. Du bist so mutig und trotzdem so lieb - ich mag dich sehr gern, das habe ich schon in dem Geschäft getan, falls du denkst, daß ich dich nur wegen meiner Rettung mag, und ich rede Unsinn." Der schlanke Weißhaarige schämte sich dafür, so zu plappern ... doch er war nervös, und gleichzeitig flatterten unzählige Schmetterlinge in seinem Bauch. Und das brachte ihn dazu, ohne Punkt und Komma zu reden - eine seiner Eigenarten, die er niemals loswurde.

Jetzt konnte Elias nicht anders und lachte leise. „Das ist dann eine Eigenart, die auch sehr nett ist. Besser offen, als alles heimlich für sich zu behalten ... damit hatte ich schon einige schlechte Erfahrungen.“ Was genau sagte er nicht, und er hoffte, daß er Pearl mit seinen Worten beruhigen konnte.

Ein leises "Das ist mir auch lieber." murmelnd, errötete Pearl sacht - doch dann erschrak er, als es klingelte, und blickte verwundert an die Türe. "Die waren aber schnell ... komm, gehen wir runter, ja ?" Mit den Worten löste der schlanke Weißhaarige die Hand und öffnete die Türe, wartete auf Elias und folgte ihm dann nach unten. Unten am Wagen seufzte Gold kurz, doch dann weiteten sich seine Augen, als er den blutverschmierten Mantel Pearls sah und er kam sofort zu seinem Freund. "Verdammt, Pearl - es tut mir so leid, daß ich nicht mitgekommen bin, das wäre niemals passiert, wenn wir zusammen gegangen wären." Doch Pearl schüttelte kurz den Kopf und lächelte beruhigend zu seinem Freund auf. "Blödsinn, Gold ... du mußtest doch arbeiten, und Elias hat mich beschützt. Elias, das ist Gold - er ist am Empfang und auch Host, und einer meiner Freunde."

„Sehr erfreut, dich kennenzulernen.“ Elias gab Gold gleich die Hand und merkte am Handdruck, daß er ihm sehr dankbar war. „Um die zwei Mistkerle wird sich im Nachhinein noch gekümmert - ich denke, die werden hier nie wieder so etwas tun.“ Elias war sich da sicher, stieg ebenfalls ein und schnallte sich an, damit sie losfahren konnten.

Auch Gold und Pearl waren eingestiegen und hatten sich angeschnallt ... und der große, blonde Host nickte ernst, als er wieder auf die Straße und in die Richtung des Hochhauses fuhr, in dem der Hostclub lag. "Das hoffe ich - diese Ärsche. Normalerweise hätte es kein Problem gegeben ... aber letzte Woche haben zwei der Bodyguards geheiratet und sind weggezogen, und von den übrigen Bodyguards sind drei krank geworden. Dazu geht es total zu, so ausgebucht waren wir selten ... Noir hat deinen Termin übrigens gestrichen, Pearl, du brauchst erstmal Ruhe, ja ?" Der schlankere Weißhaarige seufzte erleichtert auf und nickte, ehe er sich vom Rücksitz aus vorneigte und Gold sanft über den Arm strich. "Mach dir nicht so viele Vorwürfe, ja ? Das hat Niemand ahnen können, und Elias war ja da."

Im Grunde war alles Schicksal wie es schien, auch wenn man den Angriff auf Pearl gut hätte weglassen können. „Habt ihr schon neue Bodyguards in Aussicht ?“ Elias fragte erstmal sacht, denn er wollte sich nicht aufdrängen. Pit hatte ihm gesagt, daß er so einen Job gut machen, und dadurch deutlich besser verdienen konnte als bei dem, den er jetzt hatte.

"Hm ? Ja, es waren heute drei da, aber ganz ehrlich ? Noir war nicht gerade begeistert. Einer war ein eindeutiger Bodybuilder - viel zu langsam und zu aufgeblasen. Einer der anderen hat mir ehrlich gesagt, Angst gemacht - er ist zwar verdammt erfahren, weil er im MMA kämpft, aber zu aggressiv, der vergrault noch die Kunden. Der Dritte war aber nett - ich hoffe, er wird angestellt, ich mag ihn." Das ließ Pearl leise schmunzeln und er lehnte sich wieder an den Rücksitz, da sie inzwischen ankamen und nach unten in die Garage fuhren.

Schon beim Reinfahren sah Elias, daß dort einiges los sein mußte, denn es waren reichlich viele Wagen hier, die wohl auf den Kundenparkplätzen standen. Dabei sah Elias auch, daß es wohlhabende Männer sein mußten und er hatte auch schon gehört, daß dieser Hostclub sehr gute Kunden haben sollte. Wenn er es bedachte, wäre er wohl auch hierhingegangen, wenn er hier mal gedreht hätte, aber die Gedanken vertrieb er wieder, als sie ausstiegen. Er zögerte nicht lange und nahm Pearl einfach die Tasche ab, damit er sie nicht auch noch tragen mußte. „Ich trage sie für dich.“

Gold schmunzelte nur, als er sah, wie sein Freund errötete - dann lief er zur Rezeption, um Red abzulösen, da der übrige Bodyguard den Wagen wegbringen würde. Pearl hingegen lächelte und bedankte sich, ehe er mit Elias an der Rezeption vorbei und zum Fahrstuhl ging, mit ihm eintrat und nach oben fuhr. "Wir fahren gleich hoch zu Dad - er wird sicherlich ein wenig mit dir reden wollen, und unser Arzt wird auch schon da sein. Keine Sorge, es wird dich nichts kosten ... und Dad ist sehr nett, du wirst sehen."

„Daß ihr hier einen Arzt habt ist gut, und danke, daß er mich auch behandelt ... und ich habe schon am Telefon gehört, wie freundlich dein Vater ist.“ Allein das kurze Gespräch hatte es ihm gezeigt ... und doch war er etwas aufgeregt, denn er hoffte, daß er nicht gleich als ehemaliger Schauspieler erkannt wurde.

Bevor Pearl antworten konnte, erklang schon das Pingen des Aufzugs und die Türen öffneten sich ... also stieg er aus und nickte nur, wisperte ein kurzes "Natürlich behandelt er auch dich - du hast mich gerettet.", ehe er zu der offenen Bürotüre ging und leise lachte, als Noir ihn sofort in seine Arme zog und an sich drückte. Doch nach zwei Herzschlägen löste sich der ältere Schwarzhaarige und lächelte zu Elias, gab ihm die Hand und wies auf die einladende Couch des Büros. "Komm, setzen wir uns - Mr. Hayers ist gleich hier, so können wir die Zeit gut nutzen. Mein Name ist Noir und ich kann dir nicht genug dafür danken, daß du Pearl gerettet hast - das war sehr mutig von dir."

Elias hatte den Handdruck angenommen, und setzte sich auf die angebotene Couch. „Nun, Mut war es eher nicht. Ich sehe es als Pflicht, Menschen zu helfen, die Hilfe brauchen.“ Er hatte das in sich gefunden ... sein neues Leben war zwar harte Arbeit, aber alles fühlte sich viel besser an, als sein ganzes Leben zuvor.

Noir setzte sich ebenfalls und nachdem er seinen Mantel ausgezogen und auf einen Sessel an der Seite gelegt hatte, setzte auch Pearl sich, wenngleich er an der anderen Seite von Elias Platz nahm. Etwas, das Noir mit einem Lächeln sah und er nickte, ehe er sich wieder an Elias wandte. "Eine sehr bewundernswerte Einstellung - und leider viel zu selten geworden. Eigentlich hätte es gar nicht passieren dürfen ... entweder gehen meine Söhne und Freunde zu zweit oder mehr, oder ich schicke einen Bodyguard mit. Aber du hast sicherlich gesehen, daß eine Horde Geschäftsmänner einfiel, und das unangemeldet ... und dazu sind einige Bodyguards krank, und zwei haben geheiratet und sind woanders hingezogen."

„Ja - Gold hat es erzählt, als wir im Auto waren, und es waren wirklich viele Wagen in der Garage. Gold erwähnte auch, daß ihr gerade Neue sucht ... ich denke, der Job hier ist auch sehr begehrt.“ So dachte er sich das, und es klang vorerst noch nach einer Feststellung und nicht, daß er sofort anfragte, ob er sich auch bewerben konnte ... denn das war unhöflich.

Und gerade diese Zurückhaltung beeindruckte Noir, auch wenn er nicht antwortete, da ein kurzes Klopfen erklang und ein Mann hereinkam, der Mitte dreißig zu sein schien. "Ah, William - am Besten gehst du schon mit Pearl ins Bad und versorgst ihn, dann kann ich ein wenig mit seinem Retter sprechen, ehe du dich um ihn kümmerst." Ihm antwortete nur ein sanftes Schmunzeln, ehe der Braunhaarige Pearl grüßte, mit ihm in das angrenzende Bad ging und seine Tasche auf die Ablage stellte, damit er sich die Verletzungen ansehen konnte. Als die Badtüre geschlossen war, wurde Noir ernster, doch milderte es mit einem Lächeln, als er sich etwas näher zu Elias neigte. "Korrigiere mich, wenn ich mich irre ... aber du bist der junge Schauspieler, der völlig von der Bildfläche verschwunden ist, nicht wahr ? Und keine Sorge, dein Geheimnis ist bei mir sicher."

Der Blonde hatte es geahnt - und trotzdem war er deutlich erschrocken, ehe er sich sacht im Nacken rieb, bevor er nickte. „Ja, der bin ich und ich bin wirklich froh, wenn es nicht verbreitet wird. Ich habe gerade meinen richtigen Weg gefunden und es wäre ein Drama, wenn die Presse oder irgendwelche Paparazzi das spitzbekommen.“ Wie es zu dem Leben jetzt kam, erwähnte er noch nicht ... denn es war ein kleiner Teil  mit seinem Unfall in der Presse, aber nicht der ganze Mist. der danach mit seinem Manager passiert war. Und daß es so geheim blieb, war mehr als nur gut und wichtig.

"Aber natürlich - das ist eines der Dinge, die in meinem Etablissement immer galten: Absolute Diskretion. Ich bin froh, daß du dich umentschieden hast ... du siehst viel besser aus, und scheinst auch zufriedener zu sein. Doch vor allem war es diese Entscheidung, die heute meinem Ziehsohn das Leben rettete - und dafür bin ich dir zu Dank verpflichtet. Gerade Pearl kann sich kaum wehren ... anders als viele meiner anderen Ziehsöhne oder Freunde. Um ganz ehrlich zu sein, hätte ich einen Vorschlag für dich, Elias: Möchtest du vielleicht einen Job bei mir haben und als Bodyguard arbeiten ? Ich zahle gut und ich sehe, daß du ein guter Mensch bist. Doch vorher habe ich noch eine sehr wichtige Frage - wie stehst du zu schwulen Männern und vor allem zu Pearl ?" Natürlich hatte Noir überdeutlich gesehen, wie verliebt Pearl in diesen jungen Mann war und auch, daß dieser ihn gern an seiner Seite sitzen ließ ... und das bedeutete, daß Elias zumindest nicht homophob war.

Schon während das Angebot für den Job kam, kuckte Elias verblüfft - und beim Letzteren auch etwas mehr, aber dann lächelte er kurz und antwortete auf das Wichtigste. „Meine wirklich guten Freunde sind beide schwul und ein Paar geworden ... und ich selber habe nichts dagegen, denn ich neige auch eher zu Männern. Auch wenn es öffentlich und sonst immer mit Frauen war - es war sozusagen nur Show, und eigentlich haßte ich es.“ Zuerst hatte er eine Freundin wegen seiner Eltern, und dann immer wieder Weiber wegen seinem Manager, aber heimlich hatte er Sex mit Männern gehabt. „Und wegen dem Job. Pit meinte ich solle mir so einen suchen, weil es mir wohl liegen kann, und dazu hatte er mir heute geraten. Das Schicksal scheint sich wirklich ziemlich auf mich eingeschossen zu sein ... und auf Pearl.“ Jetzt lächelte er wieder und nickte schließlich. „Ich hatte mich nicht getraut zu fragen, weil ich mich nicht aufdrängen wollte. Aber ich würde gern hier arbeiten, ich fühle in mir, daß mir diese Arbeit liegt.“

"Pit hat dir das gesagt ? Verdammt, das hätte ich wissen sollen ... ich kenne ihn, er trainiert zweimal die Woche meine Bodyguards in dem Fitneßcenter, das ich hier im Haus habe. Das ist die beste Empfehlung, die du haben kannst - und ich werde ihn heute noch anrufen, ob er zwei oder drei andere Kandidaten hat, die er mir empfehlen kann. Ich setze nachher gleich den Vertrag auf, ja ? Und das bringt mich zu der nächsten Frage ... möchtest du auch hier wohnen ? Ich habe Wohnungen für alle meine Mitarbeiter und auch eine für dich, wenn du willst. Es wäre praktisch, da du nur den Aufzug benutzen mußt, und du hättest keine Kosten." Als Noir hörte, daß Elias bei Pit trainierte, fiel ihm ein Stein vom Herzen - denn er kannte ihn schon einige Jahre und wußte, daß der ehemalige Boxchampion eine sehr gute Menschenkenntnis hatte, und nur gute Kerle bei sich trainieren ließ.

Daß Pit hier auch die Männer trainierte war großartig, und es war sicher auch noch gut, wenn er noch ein paar Männer kannte, die hier ebenso arbeiten könnten. „Ich denke, es gibt noch ein paar, die er empfehlen kann ... und hier wohnen ? Nur, wenn es wirklich möglich ist. Ich würde es auch mit meiner Wohnunt annehmen, auch wenn es hier wohl besser wäre, weil man sofort da ist, wenn es eilig ist.“ Elias war weiterhin so höflich, denn er war so geworden, daß er keine zusätzlichen Dinge forderte, da er zuviel wegen seinem Manager gemacht hatte.

Die Bescheidenheit des zuvor als arrogant bekannten Mannes ließ Noir wieder lächeln, und er nickte kurz zu ihm. "Es ist möglich - dafür habe ich die Wohnungen in dem Hochhaus hier. Gut, dann ist das beschlossen und wir können uns den Formalitäten widmen, sobald William dich ebenfalls versorgt hat. Und noch etwas: Du hast meinen Segen, wenn du das mit Pearl vertiefen möchtest ... er ist in dich verliebt, und ich habe ihn selten so offen gegenüber einem Fremden gesehen. Ich hoffe nur, du kennst den Unterschied zwischen dem, was er einem Kunden vorspielt und dem, was er dir ehrlich zeigt - es ist bei einem Host nicht unbedingt anders als in der Schauspielerei, und gerade Pearl ist sehr verletzlich."

Jetzt wurde Elias doch etwas rot auf den Wangen, und er rieb sich am Nacken. „Ich hab noch nicht an eine Beziehung gedacht, aber ich konnte schon im Einkaufsladen nicht anders, als ihm zu helfen. Ich hoffe, es ist nicht schlimm, wenn ich zu einer ganz engen Beziehung noch etwas brauche ? Daß er in mich verliebt ist, das läßt mein Herz aber sehr schnell schlagen.“ Unbewußt berührte er seine Brust und er verstand auch das, was Noir als Letztes gesagt hatte. „Und daß sie schauspielern, das kann ich mir denken, und ich habe da vollen Respekt. Und im Grunde bin ich gespannt, wie das private Leben ist.“

"Ganz ehrlich ? Bei den einen anders, bei den anderen genauso. Pearl zum Beispiel ist sehr gefragt, weil er so zart und liebevoll ist, er liebt es, zärtlich zu sein ... und das ist bei den Kunden nicht anders als im privaten Leben. Und natürlich braucht ihr beide Zeit, um euch näher kennenzulernen - gerade in diesem Beruf ist es oft schwer doch ich denke, daß dein voriger Beruf dir da sehr helfen kann, da du die Unterschiede kennst. Wichtig ist mir nur, daß du unterscheiden kannst, daß alles Körperliche und auch die Liebe von Pearl etwas Wunderbares und Wertvolles sind - und nichts mit dem zu tun haben, das er Kunden gibt. Er ist auch sehr gewissenhaft und säubert sich nach einem Kunden gründlich ... und gerade dann bräuchte Pearl eine liebevolle Schulter und Jemand, der ihn hält und ihm Halt gibt, selbst wenn es anfangs nur platonisch ist und auch nie mehr werden würde." Noir hoffte, daß Elias das verstand und auch begriff, daß er ihn auch hier angestellt haben wollte, falls es zwischen den beiden nicht zu einer Beziehung, sondern vielleicht nur einer Freundschaft kam.

„Ich denke, Freunde werden wir auf jeden Fall, und ich werde mich auch mit den Anderen anfreunden. Und ich werde versuchen, ihm weiterhin Halt zu geben. Es hatte glaub ich, wirklich schon im Einkaufsladen angefangen.“ Elias lächelte nun warm, denn er hatte ihm da schon sehr gern geholfen. „Ich hab ihn Engel genannt ... ich dachte irgendwie, es paßt zu ihm.“

Das ließ Noir wieder leise schmunzeln und er nickte sacht. "Ja, das paßt wirklich ... denn er ist ein Engel. Trotz seiner schweren Kindheit hat er noch immer so viel Freude in sich und verzaubert alle damit - alle hier mögen ihn, und das ist auch sehr wichtig für ihn. Aber ich denke, daß er dir besser selbst darüber erzählt, hm ? Und nun laß dich erst einmal versorgen, ich bestehe darauf." Denn gerade, als Noir endete, öffnete sich die Badtüre und Pearl kam heraus, errötete leicht, da er nun kein Hemd mehr trug und setzte sich neben Noir, als Elias aufstand. William hingegen grinste und winkte den größeren Blonden zu sich ins Bad, damit er nach den Schnitten sehen konnte.

Elias kam gleich zu William und machte im Bad seinen Oberkörper frei, damit die Wunden angekuckt werden konnten. Den sauberen Ersatzpullover hatte er mitgenommen und würde ihn anziehen, wenn alles versorgt worden war. „Danke für das Verbinden und ich hoffe, Pearl geht es einigermaßen ?“ Darum sorgte er sich schon, denn der zarte Engel hatte ja vorher schon die Ohrfeigen bekommen, und sein Hinterkopf war an die Wand geprallt.

"Kein Problem, das ist meine Aufgabe ... und ich versorge gerne die Männer hier. Und wegen Pearl ... daß er so glimpflich davonkam, ist nur dir zu verdanken, Elias. Die leichte Platzwunde am Hinterkopf wird schnell heilen und die Haare verdecken das Meiste ... die leichten Schnitte an Pearls Brust werden auch schnell heilen. Mehr Sorgen macht mir die Stichstelle an seinem Rücken, dieser Arsch hat die Messerspitze fünf bis sechs Millimeter in seinen Rücken gebohrt und wenn ich mir deine Schnitte ansehe, hätte er Pearl sicherlich erstochen, wenn sie mit ihm fertig gewesen wären. Dieser Mann war ein Wahnsinniger, und dazu noch gut mit dem Messer - denn das sind Abwehrverletzungen bei dir, und ich sehe an deinen Fingerknöcheln, daß du Boxer bist und gut ausweichen kannst. Mit anderen Worten: Jeder Andere wäre von dem Arsch erstochen worden." Während er sprach, desinfizierte William erfahren die Schnitte, säuberte sie dabei und trug Jod auf, ehe er die Schnitte mit Klemmpflastern sicherte. Nur der letzte Schnitt am Unterarm, der wirklich etwas tiefer ging, würde genäht werden müssen, und das sagte ihm der junge Arzt nun mit einem leisen Seufzen. "Der Schnitt muß genäht werden - möchtest du eine Betäubungsspritze ? Ich habe etwas, das schnell wirkt und auch schnell wieder abbaubar ist, und keine Nebenwirkungen hat."

„Nein ... ich denke, das stecke ich weg. Die Stelle da dürfte nicht zu sehr wehtun, ich bemerkte den tieferen Schnitt da nicht so sehr, wie ein bis zwei andere, die nur ein Pflaster bekommen haben.“ Also setzte er sich jetzt nur und legte seinen Arm so, daß William ihn ganz in Ruhe nähen konnte.

Jener lächelte und nickte, ehe er den Faden einfädelte und sich zu ihm setzte. "Okay - und ja, manche Stellen sind empfindlicher, gerade wenn es eine Stelle ist, die selten benutzt wird." Während er redete, stach Willliam schon schnell und sicher in die Haut an den Rändern des Schnitts, führte die Nadel an der gegenüberliegenden Stelle durch und zog behutsam den Faden durch, ehe er ihn verknotete, abschnitt und den nächsten Schnitt setzte.

 

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