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”Um Leben und Tod” 04
 

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Sie hatten zu Ende gegessen und Manuel öffnete nun den Verband, und nahm damit auch die Stützen von dem Arm. Er war sehr vorsichtig und hatte schon alles bereitgelegt, was er brauchte. “Sieht ganz gut aus.” murmelte er und nahm einen steriles Tuch und etwas zum Desinfizieren, um die Wunde damit abzutupfen. “Ich überlege, ob man es nicht nähen sollte.” Das Loch war zwar nicht gewaltig, aber es war tief und klaffte noch immer ein wenig.

"Nein - nimm die Klemmpflaster, die dort an der Seite stecken. Wenn wir einen Faden von der Kleidung nehmen, entzündet es sich nur und hier ist kein Wundnähfaden drin. Die Klemmpflaster werden halten, bis wir wieder zurück sind ... zumindest halten sie so lange, bis es geheilt ist. Und keine Sorge, ich kippe dir nicht sofort weg - ich habe eine gute Wundheilung, das liegt bei mir in der Familie." Sicherlich war Noble kein Naturbursche wie sein Gegenüber - doch er war deshalb noch lange nicht so verweichlicht wie viele Andere in seinem Beruf, auch wenn man ihn ansah, daß er dankbar für die Fürsorge Manuels war.

“Also gut.” Mehr sagte der Blonde nicht und versorgte vorsichtig die Wunde. Er versuchte es so zu kleben, daß es gut verheilen konnte und verband dann den Arm, legte die Schienen wieder an und band sie dann auch noch so fest, daß sie nicht verrutschten. Auch wenn der kleine Knochen ohne sie heilen konnte war eine Schiene besser, da er komplett durch und auch durch die Haut gestochen war. “Das müßte halten."

"Danke. Und ja, das wird schon halten - es ist eh nicht zu ändern, daß ich bei unserer Rückkehr in ein Krankenhaus muß und wenn ich Pech habe, dann müssen sie den Bruch ein weiteres Mal brechen, damit er richtig zusammenwächst. Aber vielleicht habe ich ja Glück, es sah mir nämlich so aus, als ob du den Knochen richtig gerichtet hast." Zu diesem Zeitpunkt konnte man den Knochen durch das Fleisch hindurch sehen und auch, wie dieser in seine richtige Position und an das andere Ende zurückrutschte. "Was machen wir Heute eigentlich ? Hast du dir schon etwas überlegt ? Ich würde gerne mit, aber ich weiß, daß das nicht möglich ist ... ich wünschte, die Handys würden funktionieren, dann könnten wir uns absprechen - aber dann könnten wir auch einen Rettungsdienst rufen."

Bei den letzten Worten schüttelte der Blonde den Kopf. “Hier gehen nur Satelitenhandys, ein Normales kannst du hier komplett vergessen. Und ich weiß noch nicht genau, vielleicht noch ein paar Vorräte sammeln, so müssen wir unterwegs nicht so oft stoppen.”

"Ich weiß ... am Besten gehst du noch einmal zum Flugzeug und nimmst so viel mit, wie du kannst. Essen, Wasser, Hygieneartikel, Papier ... gerade Papier ist auch wichtig, es eignet sich gut als Zunder. Und was sonst noch sinnvoll erscheint ... vielleicht ein Fallschirm, die Schnüre können wir gut gebrauchen und auch den Stoff des Schirmes, er dürfte eine gute Plane ergeben. Ach egal, du weißt schon, was wir brauchen können, ja ?" Gerade da hatte Noble inzwischen keine Zweifel mehr und er hoffte, daß sie noch einige brauchbare Dinge aus dem Flugzeug retten konnten. "Messer ... und vielleicht findest du eine Axt, sie haben manchmal nicht nur Feuerlöscher, sondern auch eine Axt im Cockpit. Hätte ich die richtigen Werkzeuge, könnte ich vielleicht sogar den Funk reparieren - aber ohne sie ist es völlig sinnlos, es auch nur zu probieren."

Allein der Gedanke, da nochmal hinzugehen, sorgte bei Manuel für Magenschmerzen. Es war ein Schlachtfeld, und es fing bestimmt schon an, nach Verwesung zu riechen - und das lockte Tiere an, die sich an den Toten laben würden. “Ich werde da nicht nochmal hingehen. Es ist jetzt noch gefährlicher als Gestern, und ich habe schon fast alles, was nützlich ist, mitgenommen.”

Das ließ Noble leise aufseufzen, denn er hatte sich so etwas schon gedacht. "Gut, dann nicht ... du denkst gerade an die Aasfresser, nicht wahr ? Glaubst du wirklich, daß in diese Schlucht Raubkatzen oder Wölfe steigen können ? Oder meinst du, es wären Raubvögel da ? Auch sie sind gefährlich. Ich würde es ja selber, aber ich könnte nicht einmal völlig gesund runtersteigen, geschweige denn mit dem Arm."

“Du willst da nicht heruntersteigen, glaub mir.” Manuel blickte den Schlankeren ernst an und seufzte leise. “Es liegen überall Leichenteile herum, es hat einige der Menschen regelrecht zerfetzt. Du willst das bestimmt nicht sehen.” Selbst er knabberte noch daran, und er wollte deswegen auch nicht noch mal hinab. “Und ja, ich denke, da unten sind auch größere Räuber.”

Als Manuel andeutete, daß er ihm diesen Anblick ersparen wollte, schmunzelte Noble und schüttelte leicht lächelnd den Kopf. "Glaub mir - ich hätte keine Probleme mit dem Anblick der Leichen, ich bin in dieser Hinsicht so kühl, daß man mir schon oft vorwarf, keine Gefühle und kein Gewissen zu haben. Aber ich kann verstehen, daß es dich entsetzt und ich werde das Thema nicht mehr ansprechen, auch wenn es mich ärgert, daß wir keine Möglichkeit haben, noch mehr Nützliches zu bergen. Verdammt, wir bräuchten Waffen und mehr Seile und einen Lift ... aber wir haben weder das eine noch das andere."

“Wir können auch nicht alles mit uns nehmen. Ich denke es reicht, daß wir so viel haben, wie wir tragen können.” Auch wenn sie sicher einiges brauchen konnten, Manuel fand es so besser ... vor allem, weil Noble nicht so fit war. “Wir haben mein Seil und mein Messer, das reicht - und das Zelt ist ja auch noch da.”

Das war ein sehr vernüftiger Gedankengang und Noble nickte, ehe er ein wenig ernster wurde. "Natürlich, Manuel - vor allem, weil ich noch immer eingeschränkt und dir kaum eine Hilfe bin. Aber wenn es mir mit den blauen Flecken besser geht, dann kann ich auch etwas tragen ... du mußt uns verteidigen, also darfst du nicht mit zuviel Gepäck eingeschränkt sein. Ich wünschte nur, ich könnte dir besser helfen, Manuel - gib mir ein Problem in einer Stadt, in der ich alle Möglichkeiten habe, und ich löse es dir so effizient wie möglich. Aber hier bin ich aus meinem Element und völlig auf dich angewiesen."

“Dafür komme ich im normalen Leben nicht ganz klar. Ich bin da ein Chaot ...” Manuel gestand ihm dieses Geheimnis und grinste leicht. “So hat jeder sein kleines Problem.” Nebenher packte er den Verbandskasten wieder zusammen, und verstaute ihn im Rucksack.

Noble schmunzelte, als er das hörte ... denn er hatte sich schon gedacht, daß der Blonde einen eher lockereren Lebensstil hatte. "Ehrlich ? Ich beneide dich ein wenig, ich wünschte, ich würde nicht so viel Verantwortung tragen müssen. Doch andererseits bin ich es gewohnt und damit aufgewachsen, und es ist nicht so schlimm, wie es sich manchmal anhört. Weißt du was ? Wenn wir es schaffen und die Geier und Haie der Presse sich auf uns stürzen, dann überlasse alles mir - ich weiß, wie man mit diesen Ärschen umgeht, und regele das schon." Es war ein sachtes Angebot, um zumindest ein wenig wieder gutmachen zu können ... denn solange sie hier im Dschungel waren, brauchte Noble ihn und war auf ihn angewiesen.

“Ich denke drüber nach. So ein wenig Werbung könnte ich schon brauchen, ich habe keinen Sponsoren und muß noch viel selber bezahlen.” Er arbeitete nebenher, damit er das konnte, und verdiente als Callboy nicht so schlecht ... aber auf Dauer hatte er das eigentlich nicht geplant.

Als der schlanke Schwarzhaarige das hörte, hob er eine Braue und zögerte ... doch dann gab er sich einen Ruck und fragte ihn. "Sponsoren ? Für was denn genau ? Wettbewerbe ?" Nun kamen sie zu einem Thema, in dem sich Noble auskannte und er wurde hellhörig, denn vielleicht konnte er ja helfen.

“Ja, für Wettkämpfe und ich hoffe, daß ich auch in Filmen unterkomme ... aber das ist auch der Traum von jedem denke ich.” Manuel grinste schief und schnitt sich doch noch eine Mango auf. Die Dinger waren einfach zu lecker, und außerdem schön saftig.

"Was für Wettbewerbe sind das denn ? Und wie groß ist das Puplikum, und wird das auch im Fernsehen übertragen ?" Nun war Noble wirklich neugierig geworden und bei der Bemerkung mit den Filmen schmunzelte er leise, ehe er noch ein leises "Nicht jeder ist wild auf Filme ... ich würde so etwas niemals wollen." nachsetzte.

“Es sind verschiedene, nicht alle werden auch im Fernsehen übertragen. Ich klettere sehr gern, ich mache aber auch Parcours und Fallschirmspringen, und alles, was interessant ist.” Er probierte viel aus, und forderte seinen Körper gern heraus. “Ebenso ist es mit dem Publikum.”

Es waren wirklich interessante Möglichkeiten und Noble nickte, ehe ihm etwas kam und er ein wenig ernster werdend fragte. "Und wie hast du dir das bisher geleistet ? Ich kenne mich zwar nicht sehr gut aus, aber auch ich weiß, daß die Startgelder nicht wenig sind, und das Equipment ist ebenfalls sehr teuer. Von den Flügen zu den Wettbewerben einmal ganz abgesehen, auch dieser Flug, mit dem wir abstürzten, ist nicht gerade günstig für einen, der nicht so viel Geld zur Verfügung hat wie ich." Es war nicht abwertend gemeint und man sah es dem CEO auch an, denn zumindest hier mußte er nicht mit seinem Vermögen angeben.

Manuel war es etwas peinlich, aber er rückte mit der Sprache raus. “Ich verkaufe mich sozusagen, ich bin Callboy ... es gibt kaum Berufe, die genug Geld bringen, und die Kunden zahlen ziemlich gut. Ich mach das auch nur so lange wie nötig.”

Dieses Geständnis sorgte dafür, daß Noble überrascht eine Braue hob - doch dann nickte er und schmunzelte, ließ für einen Moment den Blick über den Blonden streifen und nickte erneut, ehe er ihm antwortete. "Nun, das glaube ich unbesehen. Du siehst verdammt gut aus und auch wenn es mehr schlankere Männer in deinem Beruf gibt, bin ich mir sicher, daß es auch viele gibt, die deinen sportlich-wilden Typ bevorzugen. Ich kenne selbst einige Callboys, die deine Statur haben ... doch es ist immer ein wenig mit Schwierigkeiten verbunden, entsprechende Diskretion zu bekommen, und ich möchte nicht immer nur eine Agentur frequentieren. Doch zu einem anderen Thema, Manuel - was denkst du, wie gut sind unsere Chancen, hier herauszukommen ? Du meintest, du hast Karten, ich weiß gar nicht mehr, hast du auch einen Kompaß ? Gestern ging alles ein wenig drunter und drüber." Noble lenkte ein wenig ab und das Thema auf weniger persönliche Dinge ... doch ihm ging das Gesagte nicht aus dem Kopf und er begann, unbewußt darüber nachzudenken. 

Manuel war doch froh über den Themenwechsel, und ging gleich auf die Fragen ein. “Ja, hab ich immer dabei und ich werde mal kucken, ob ich mich an den Karten orientieren kann. Es ist ganz gut, daß wir noch ein, zwei Tage hierbleiben. Ich muß kucken, ob ich einen Anhaltspunkt finde, wo wir in etwa sind.”

"Das ist das geringste Problem, Manuel - gib kurz her, ich kann es dir zeigen. Wie es der Zufall will, habe ich kurz vor unserem Absturz auf meinem Laptop die Position unseres Flugzeuges nachgesehen, da ich nachrechnen wollte, wie lange wir noch brauchen. Hier unten funktioniert leider der Empfang des GPS-Signales nicht, aber als wir noch flogen, ging es perfekt." Noch während er sprach, nahm Noble eine der Karten und drehte sie kurz, ehe er die Koordinaten kreuzte und auf einen Punkt zeigte. "Hier waren wir etwa zwei oder drei Minuten vor dem Absturz. Wenn du Norden herausfindest, dann können wir in etwa abschätzen, wo wir auf der Karte sind, denn das Flugzeug flog nach Südosten."

“Das ist ziemlich genau, da kann ich dann auch genau sagen, wo wir in etwa sind.” Er nahm die Karte und auch den Kompaß, um sich daran zu orientieren. Es dauerte einen Moment, und er nickte schließlich. “Also ich denke, daß wir einige Zeit unterwegs sein werden. Zwei bis drei Wochen denke ich.”

"So in etwa dachte ich es mir auch - vor allem, weil es hier keine Straßen gibt und ich uns auch noch verlangsame. Ich bin ehrlich ... mir graut schon vor der Zeit, in der unsere Vorräte ausgehen, und am Liebsten möchte ich nicht daran denken, doch es ist sinnlos, so zu denken. Wir sollten in den nächsten Tagen so viel vorbereiten, wie es möglich ist - und dann sollten wir gehen, denn je länger wir hier warten, desto schlechter werden unsere Chancen. Und ich will verdammt sein, wenn ich in diesem verdammten Dschungel sterbe ... so viel Ehrgeiz habe ich, daß ich hier herauswill." Es gab noch einiges zu tun und Noble war froh, daß sie jetzt nach vorne dachten ... denn er war es nicht gewohnt, hilflos herumzusitzen und nichts tun zu können.

“Wird schon alles werden.” Manuel sah alles irgendwie positiv und würde sich auch gleich daran machen, die Abreise vorzubereiten.

 

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