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Sarius und Sohat 02
 

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Sarius dämmerte über eine weitere, lange Zeit vor sich hin. Er war hier sicher und das ließ ihn besser ruhen, aber er wachte schließlich auf und stöhnte leise, als er sich bewegte. Sohat war nicht im Zimmer und es dauerte einen Moment, bis sich der Weißhaarige orientiert hatte. Sein Körper schmerzte nicht mehr ganz so sehr wie beim letzten Mal, als er wach war, und sein Blick schweifte kurz durch das große Zimmer. Es war ein Zimmer, das Ruhe gab ... die Möbel waren aus Holz und an den Wänden konnte man Wälder sehen, die sich bewegten, aber keine Geräusche verursachten. Noch konnte er nur mit einem Auge sehen, da das andere noch mit einem Verband verdeckt war. Sarius konnte aber fühlen, daß sein zerstörtes Auge auch langsam wieder heilte. In die Ruhe des Zimmers platzte nun aber ein unangenehmes Gefühl und Sarius versuchte, sich ein wenig aufzurichten, weil seine Blase drückte. Es gelang ihm aber nicht, da sein Körper noch immer geschwächt war. ##Sohat ?##

Noch im gleichen Augenblick hörte man, wie im Nebenzimmer eine Schreibfeder hingelegt und ein Tintenfaß geschlossen wurde, und der große Braunhaarige kam mit einem Lächeln in sein Schlafzimmer. ##Einen wundervollen, guten Morgen, Sarius ... du siehst schon viel besser aus, der lange Schlaf hat dir gutgetan. Warte, ich helfe dir auf - soll ich dich ins Bad bringen ? Oder willst du lieber hierbleiben ?## Sohat ahnte schon, um was es ging ... denn das leicht unangenehme Gefühl war in dem kurzen, gedanklichen Ruf deutlich spürbar gewesen.

##Entschuldige, daß ich dich gestört habe ... und ich denke, ich kann noch nicht gehen, mein Körper fühlt sich wie Blei an.## Es war auch unangenehm, denn diese Schwäche war für alle hohe Wesen absolut ungewohnt. Das hieß jetzt aber auch, daß er nicht ins Bad konnte, um sich zu erleichtern. ##Ich denke aber, die Schwingen kann ich wegformen ... sie sind fast verheilt, und der Rest heilt so weiter ab.## Da war er sich recht sicher, denn die Schwingen heilten meist als erstes ab, wenn der Körper verletzt war.

Im ersten Moment hob Sohat eine Braue - doch dann nickte er langsam und nahm den Verband ab, den er über die vormals tiefe Wunde in der Schwinge gelegt hatte. Ein kurzer Blick darauf genügte und er seufzte leise, nickte dann aber und lächelte leicht. ##Ich denke auch, daß es geht, Sarius - so ist es leichter, obwohl ich sie vermissen werde.## Als die Schwingen weggeformt waren, überlegte Sohat einen Moment ... dann entschied er sich und stand auf, stützte den Engel und ließ einen Riß um sie gleiten. Sie kamen in seinem Bad an und so, daß der Verletzte auf der Toilette saß und sich erleichtern konnte.

Dabei verlor er aber fast das Gleichgewicht, denn er war zwar geistig vorbereitet, nur sein Körper reagierte noch nicht so gut. Also klammerte er sich kurz an Sohat und seufzte leise. ##Verzeih ... und danke.## So war es angenehmer, denn es würde ihm jetzt leichter fallen. ##Wie lange war ich diesmal weg?##

Der Schlankere hielt und stützte ihn und schalt sich selbst einen Narren, daß er nicht besser darauf geachtet hatte, auch wenn er es sich nicht anmerken ließ. ##Acht Tage ... aber du hast viel ruhiger geschlafen, und dein Körper heilte dadurch besser. Deine Selbstheilung ist schon ein wenig angesprungen, hat sich aber vor allem auf deine Schwinge konzentriert ... aber auch deine anderen Wunden heilen inzwischen gut ab. Es werden zwar Narben bleiben, Sarius ... aber ich finde, sie stehen dir.## Es war Sohat ein wenig peinlich, das zuzugeben - doch er hoffte, daß ihm der ehemalige Oberste Engel nicht böse war.

##So, findest du ? Und ich habe nichts mehr gegen Narben, ich muß mich nicht mehr so pflegen wie früher.## Sarius war immer rasiert gewesen, die Haare ordentlich und auch Narben hatte man nie gesehen, was auch ein Zeichen seiner Stärke war. Meist blieben Narben, wenn ein mächtigeres Wesen sie schlug, aber oft heilten sie auch ganz ab. ##Viele alte Wunden sind aufgegangen ... dieses Gift ist eine Abscheulichkeit.## Nach den Worten konzentrierte er sich aber auf das, was er hier eigentlich tun wollte und er versuchte, nicht daran zu denken, daß Sohat ihn noch immer stützte.

Jener verhielt sich ruhig und blickte in eine andere Richtung, da er das ahnte ... aber noch war Sarius nicht stark genug, um ohne Stütze hier sitzen zu können, und so war seine Hilfe nötig. Erst, als Sarius fertig war, ließ Sohat wieder einen Riß um sie gleiten und half dem Engel, sich an die Kissen des Bettes anzulehnen, ehe er einen feuchten Lappen holte und Sarius säuberte. ##Ja, dieses Gift ist das Schlimmste, was es für ein höheres Wesen geben kann - deshalb habe ich alles davon in meinem Lager unter Verschluß, und auch alle Beweise für seine Existenz gesammelt. Es ist mir ein Rätsel, wie dieser Efreet es bekommen konnte, doch das werde ich auch noch erfahren, das verspreche ich dir. Und was dein früheres Aussehen angeht, Sarius - ich sagte es schon und ich stehe noch immer dazu: Du siehst jetzt viel besser aus. So wie damals, als du noch jung und wild warst ... bevor du deinen Platz als Oberster Engel einnahmst.## Bei dem Letzteren schmunzelte Sohat leise und ließ den Lappen durch einen Riß fallen, ehe er von der Seite einen Kelch nahm und etwas Sinfi aus einer Karaffe hineingoß, um Sarius den Kelch zu geben. ##Noch brauchst du es - aber ich denke, wir können heute vielleicht mit ein wenig Eintopf anfangen, du mußt Hunger haben.##

##Ich muß zugeben, daß ich mich damals zu sehr von meinem Vater beeinflussen ließ, und ich war selber kein besserer Vater ... genauso streng. Und ja, etwas Essen wäre gut, auch wenn das Sinfi sehr sättigt.## Sarius nahm den Kelch vorsichtig an und als seine Hand leicht zitterte, nahm er die zweite dazu, um den Kelch so an seine Lippen zu führen.

Als er das sah, seufzte Sohat innerlich - doch er half nicht da er wußte, daß Sarius es selbst schaffen wollte. Aber er holte nach einem kurzen Senden in die Küche aus einem Riß eine Schüssel mit gutem Eintopf, während er geduldig darauf wartete, daß der Engel fertig wurde. ##Du kanntest es eben nicht anders, Sarius - und wenn man es genau betrachtet, hast du wundervolle Söhne. Pasion und Faron sind dir wunderbar geraten und auch dein Nachfolger ist sehr gut, wenn man den lobenden Stimmen glauben mag. Es ist eben bei den Engelschlechtern immer so eine Sache daß gedacht wird, daß die Pflicht das Wichtigste ist - und alle Gefühle daneben verblassen müssen, zumindest wenn man alt genug ist.## Es lag keinerlei Vorwurf in den Worten Sohats, da er ihm auch keinen machte - im Gegenteil verstand er, daß vieles schon seit langer Zeit gelehrt wurde und man nicht davon abwich, und oftmals das eigene Glück für die Pflicht aufgab.

Sarius nickte und seufzte leise, als er den Kelch gegen die Schüssel tauschte, und vorsichtig den Löffel aufnahm. Auch hier versuchte er, daß seine Hand nicht zitterte ... aber da der Löffel so klein war, fiel es ihm schwerer. ##Ich bin auch stolz auf sie ... Pasion ist ein guter Junge, ich war zu streng mit ihm. Ich habe erst später gemerkt, daß er zu schnell zusagte. Die zwei kannten sich schon zu gut - ich vermute, alles war geplant, oder ?## Sein Blick legte sich auf Sohat und er lächelte kurz. Dann legte er den Löffel beiseite und trank einfach aus der Schüssel.

Und gerade das war so unerwartet wie die Frage und das Lächeln ... und Sohat lachte leise, schüttelte gutmütig den Kopf und reichte ihm eine Serviette. ##Ja, die beiden kannten sich schon ein wenig länger, aber nicht so lange, wie man meinen könnte. Es war eben Liebe bei ihnen ... schon von Anfang an. Und du weißt so gut wie ich, daß Faron viel besser für die Führung von Surar geeignet war - so wie Pasion ein verdammt guter Krieger ist, und es immer wieder beweist.## Es lag erneut keinerlei Vorwurf in den Gedanken des Schlankeren, sondern Verständnis ... und nach einem kurzen Augenblick des Zögerns setzte er noch ein leises ##So wie auch du.## nach, denn auch Sarius war in seinen jungen Jahren ein geachteter Krieger in den Schlachten gewesen.

##Nun, so gut auch nicht ... ich habe mich blindlings in die letzte Schlacht gestürzt, und zu lange nicht richtig gekämpft. Auch wenn ich mir immer Zeit nahm, nicht einzurosten.## Sarius blickte kurz zu Sohat, und trank dann weiter aus der Schüssel. Es war zum Glück nur Brühe, und der wenige Inhalt rutschte gleich beim Trinken mit in Mund und Magen.

##Dafür bist du aber noch wunderbar in Form und hast sogar noch zugelegt, seit du nicht mehr über dein Universum regierst. Ich weiß noch, wie dein Vater immer darüber fluchte, daß du das Kämpfen nicht lassen konntest ... er mochte die Schlachten nie und war eifersüchtig auf dich, daß du ein so guter Krieger warst. Er beachtete mich damals nicht, so konnte ich es hören.## Auch wenn es schon so viele Jahre zurücklag, Sohat konnte sich noch gut daran erinnern und lächelte sanft, da er sich ebenso gut daran erinnern konnte, wie Sarius damals aussah und er vieles davon wieder in dem Mann vor sich erkennen konnte.

##Ja, und so fluchte ich auch über Pasion. Ich denke, Väter haben viel Einfluß auf die Söhne, und die Erziehung ihrer Söhne. Ich habe es nicht gesehen.## Sarius war fertig und stellte die Schale an die Seite. „Das ist dein Zimmer, oder ?“ fragte er nun laut, denn seine Stimme war auch wieder da.

Bevor er antwortete, legte Sohat die Schale mit dem Löffel durch einen Riß in die Küche des Gasthauses, ehe er sich bei dem blauhäutigen Mann bedankte, der sie ihm abnahm, und schloß den Riß danach wieder. "Natürlich ist es das - so wie alle Zimmer hier in meinem Gasthaus. Aber um deine Frage zu beantworten, dies sind meine privaten Gemächer. Ich konnte nicht riskieren, daß dich Jemand entdeckt, ehe ich mehr wußte ... und so konnte ich mich auch immer um dich kümmern. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, Sarius ? Und keine Sorge, die Felle sind frisch." Die wohlklingende Stimme Sohats war so weich wie immer, als er sprach ... doch ein wenig bedauerte er es, daß sie nun wieder redeten, da im Senden auch immer Gefühle lagen.

„Nein, alles gut. Es war nur ... unerwartet.“ Genauso unerwartet war, daß Sohat kurz seine Hand berührte und sacht drückte, ehe der Braunhaarige es bemerkte und seine Hand wieder zurückzog. „Ich hab dir arge Umstände gemacht, verzeih.“

"Unsinn, Sarius. Und nun leg dich wieder hin und schlafe, du brauchst es - ich bin nebenan und höre dich, falls etwas sein sollte, ja ? Und bitte sage mir, wenn du etwas brauchst ... egal, was." Mit den Worten stand Sohat auf und lächelte, ehe er noch einmal kurz über die unverletzte Wange des Engels strich und sich dann umdrehte, um aus dem gemütlichen Schlafzimmer in das Arbeitszimmer zu gehen, das man durch die große, offene Türe sah. Wie immer, wartete noch eine ziemliche Menge Arbeit auf Sohat, der er nachgehen mußte ... doch er tat es gern und setzte sich an seinen Schreibtisch, um die Berichte seiner Lagerverwalter durchzulesen.

Sarius blickte ihm nach und lächelte kurz, weil er erst jetzt bemerkte, daß Sohat barfuß war. Aber dann rutschte er vorsichtig etwas von dem Kissen herab, damit er zum Liegen kam, und schloß seine Augen. Er wußte, daß er Schlaf brauchte, und gab damit auch dem Wunsch seines Körpers nach.

 

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Einige Stunden später schlug Sohat alarmiert die Augen auf, als er Bewegung in den Fellen neben sich spürte. Ein kurzer Gedanke genügte, daß der Leuchtkristall an seinem Nachttisch schwach aufleuchtete und der schlankere Braunhaarige fluchte innerlich, da er nun sah, daß Sarius einen Alptraum hatte und nicht aufwachte. Ohne zu zögern, überwand er den wenigen Platz, der zwischen ihnen gewesen war und streichelte sanft über die Wange des Engels, durch dessen Haare und wisperte weich in dessen Ohr. "Schhhh ... es ist nichts, du bist in Sicherheit. Hab keine Angst, hier kann dir nichts passieren."

Auch wenn die leise Stimme in den Traum drang, schnellte die Hand von Sarius hoch und packte die von Sohat. Erst dann wachte er keuchend auf und ließ sofort los, weil er doch sehr fest zugepackt hatte. „Entschuldige ... ich ... tut mir leid.“ Träume hatte er selten, und daher war der Weißhaarige sichtlich durch den Wind. Gerade dieser Traum war für ihn extrem gewesen ... zuerst hatte er von seiner Frau geträumt. Die liebevolle Frau nach der Hochzeit, die sich rasch in ein Monster verwandelt hatte, das dann in der letzten Schlacht gegen ihn kämpfte und ihm die Flügel vom Rücken riß. ##Ich hab geträumt, daß Melissea mir die Schwingen vom Rücken reißt ...## Allein die Vorstellung war grausig ... denn in den Schwingen lag die Kraft der Engel und sie waren nicht zu ersetzen, wenn beide verlorengingen.

Der feste Griff machte Sohat nichts und er lächelte ... doch als er hörte, wovon der Alptraum handelte, wisperte er ein entsetztes ##Bei der ewigen Zeit ...##, dem man nur zu gut anhörte, wie sehr er mit Sarius fühlte. Denn er wußte von dem Geheimnis der Engelsschwingen, die im Gegensatz zu Vampirflügeln oder den Flügeln anderer höherer Rassen nicht ersetzbar waren. ##Das ist grauenvoll - einfach nur grauenvoll. Doch hier bist du sicher, Sarius - Niemand außer mir und meinen Untergebenen weiß, daß du hier bist. Und Niemand kann hierher und sie dir nehmen ... das würde ich niemals zulassen, Sarius. Niemals.##

##Ich weiß ... es war auch nur ein Traum.## Sarius blickte zu Sohat auf, der ihm die Felldecke wieder etwas höher zog und sanft über das Gesicht und die Haare strich. Und es tat unendlich gut, auch wenn er es nicht zugeben würde. Es war eine Zärtlichkeit, nach der er sich bei seiner Frau immer gesehnt hatte.

Der schlankere Braunhaarige war sich gar nicht bewußt, daß er ihn berührte, da er es unbewußt tat ... doch er lächelte und verhielt noch kurz in dem weichen, weißblonden Bart, ehe er sich wieder löste und ein wenig von ihm entfernt wieder in die weichen Felle legte. ##Zum Glück, Sarius. Geht es ? Wenn du was brauchst, sag es mir ... ich kann dir jeden Wunsch erfüllen.##

##Du hast schon so viel für mich getan. Ich weiß gar nicht, wie ich dir deine Hilfe vergelten kann.## Sarius wußte es wirklich nicht und jetzt, wo Sohat wieder Abstand genommen hatte, vermißte er dessen Nähe plötzlich. Aber diese Gedanken behielt er weit hinten, und ließ sie somit nicht mitschwingen.

Der schlankere Braunhaarige schmunzelte nur wieder und streckte seine Hand aus, legte sie über die des Engels und lächelte, als er ihm sanft antwortete. ##Das mußt du nicht ... nimm es einfach als Gefallen eines Freundes. Auch du mußt dich damit abfinden, daß ich dir gerne helfe und nichts dafür verlange - und ich werde es auch weiterhin tun, weil ich es will.## Dann beendete Sohat ihre Gedankenverbindung und schloß die Augen, um wieder einzuschlafen ... denn der Tag war für ihn sehr lang und anstrengend gewesen.

Sarius blieb noch einen Moment wach und genoß, daß die Hand von Sohat auf seiner lag. Erst nach einigen Minuten schlief auch er wieder ein und war nun deutlich ruhiger, und würde wohl keine schlechten Träume mehr haben. Die Berührung wirkte sehr beruhigend.

 

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