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”Die weiße Rose des Ostens” 16
 

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Seither waren fast zwei Wochen vergangen und Amalric lächelte einen Moment, als er Antares dabei beobachtete, wie er ihr Gepäck in den Wagen lud, den sie vor zwei Tagen gekauft hatten. Er sah mit Wohlwollen, daß der Junge sehr darauf achtete, wo er was verstaute – die beiden Geldtruhen fanden ihren Platz in einer versteckten, großen Nische unter dem Kutschbock, in der auch die Bücher und das Schreibzeug in einer separaten Truhe ihren Platz fanden. Die Rüstung Amalrics und die übrigen Waffen, ihre Kleidertruhen und entsprechende Vorräte wurden davor gestapelt und auf diese Weise konnte man die kaum erkennbare Nische sehr gut verdecken. Es war Antares zu verdanken gewesen, daß sie diesen Wagen fanden ... der Junge hatte sich die Wagen in einer Nacht vesteckt angesehen und diese Nische entdeckt, so daß sie ihn am nächsten Morgen kaufen konnten. Nicht einmal der Händler wußte von diesem Versteck – und auch Amalric und Tahir waren überrascht gewesen, als der gewitzte Junge ihnen dieses Geheimnis zeigte. Während der junge Adelige daran dachte, schmunzelte er leise und nickte, als Antares die Plane überzog und dann die Pferde vor den Wagen spannte, ihre Reittiere sattelte und sie so abreisebereit machte. "Er ist ein Gottesgeschenk, mein Herz ... treu, loyal, gewitzt und voller Tatendrang. Ich denke, ohne ihn wäre es viel schwerer gewesen, meinst du nicht auch ?"

"Ja, das glaube ich auch. Er ist perfekt und ich glaube, einen Anderen zu finden, wäre schwer geworden." Schon jetzt konnte Tahir sich ein Leben ohne den Jungen nicht mehr vorstellen. Er gehörte zu ihnen und der Hellhaarige lächelte, als Antares die Leine von Adan an ihn übergab. Sein Araber war an den Wagen gebunden und man sah dem Pferd an, daß er sich gut erholt hatte und das Klima keine Beeinträchtigung war. Die letzten Tage hatte Tahir sich um den Hengst gekümmert und war mit ihm immer mal ein paar Stunden unterwegs gewesen, um seinen Bewegungsdrang auszulasten.

Auch Amalric war froh darum, daß der Hengst sich so gut erholt hatte und nickte, als der Junge sich auf den Kutschbock setzte und die Zügel in die Hand nahm, während die beiden übrigen Pferde ebenfalls hinten angebunden waren. Antares hatte die letzten Tage damit zugebracht, sich an die Zugpferde zu gewöhnen und beherrschte den Wagen mittlerweile gut genug, so daß sie endlich losziehen konnten. Es war mehr Gepäck, als der junge, spanische Adelige es sich gedacht hatte ... doch er konnte und wollte seinem Liebsten die vielen Dinge, die dieser gesehen hatte und gerne haben wollte, nicht verwehren und die Geschenke für seine Familie nahmen auch einen nicht unbeträchtlichen Platz im Wagen ein. Dazu noch ein besseres, größeres Zelt und einige Dinge, die das Reisen angenehmer machten, und sie hatten ein vielfaches des Gepäcks, mit dem sie hergekommen waren. "Du hast wie immer recht, mein Herz – laß uns fahren, es ist ein herrlicher Morgen und ich möchte aus der Stadt sein, ehe die Straßen zu voll werden."

"Endlich wieder mehr reiten." schnaufte Tahir und trieb sein Pferd an, um mit Amalric vor ihrem kleinen Gespann zu reiten. Der Spanier wusste, wo es langging, und Tahir blieb neben ihm. Hin und wieder warf er einen Blick zurück auf Antares und nickte innerlich, weil der Junge seine Freude hatte, die Pferde zu lenken. "So fühle ich mich wohl."

"Warte es nur ab, wenn wir aus der Stadt und auf der Straße sind, wird es noch ein wenig leichter werden. Hier ist es anders, hier müssen wir nicht mehr auf der Hut vor Verfolgern sein – die einzige Gefahr sind Räuber und Wegelagerer, doch wenn wir unsere Waffen anlegen, halten sie sich zurück. Ich denke, sobald wir eine oder zwei Stunden von der Stadt entfernt sind, sollten wir halten und uns umziehen ... die Kettenhemden, die der Waffenschmied uns fertigte, sind beste Arbeit und zusammen mit den Schilden werden sie dafür sorgen, daß wir nicht belästigt werden." Eigentlich hatte Amalric nicht vorgehabt, sich und Tahir Kettenhemden fertigen zu lassen – doch ein Blick auf die wirklich exzellent gewirkten Arbeiten des Schmiedes genügte, daß der junge Spanier seine Meinung änderte und sie fertigen ließ, denn sie boten einen sehr guten Schutz und ermöglichten trotzdem eine gute Beweglichkeit. Außerdem waren sie leicht genug, daß sie nicht behinderten ... und gerade das war bei seinem Liebsten sehr wichtig, denn auch wenn Tahir zäh war, so besaß er nicht genug Muskelkraft für eine schwerere Rüstung.

Eine Rüstung hätte Tahir auch eingeschränkt ... mit einem Kettenhemd kam er noch klar, denn die Krieger seines Volkes trugen auch solche Hemden, nur waren sie anders verarbeitet. "Und sollten sie uns doch belästigen, werden sie es bereuen." Tahir war nicht gewillt sich überfallen zu lassen und Amal sicher auch nicht.

"Natürlich. Aber ich denke, Wegelagerer und Räuber überlegen es sich zweimal, sichtlich erfahrene, gut gerüstete Kreuzritter zu überfallen. Ah, dort vorne ist schon das Tor – zu dumm, daß wir wegen dem Wagen nun warten müssen, doch es geht nicht anders." Das war einer der Nachteile, wenn man einen Wagen hatte ... doch auch so würde es nicht sehr lange dauern, vielleicht eine Stunde oder weniger, und dann waren sie endlich wieder aus der Stadt heraus und konnten ein wenig freier atmen.

Daß es noch dauern würde, ließ Tahir aufseufzen. Er hatte sich schon auf die freie Natur gefreut, die hinter dem Tor lag, und die er auch schon ein klein wenig mit seinem kleinen Hengst hatte erkunden können. Daß es mit den Wagen dauerte, war leider nicht zu ändern - und so blieb Tahir aufrecht und stolz sitzen und ließ sich nicht anmerken, wie unangenehm das für ihn war. Schritt für Schritt ging es weiter und nach fast einer Stunde schob sich ihr Wagen endlich durch das Tor und sie konnten endlich weiterziehen. "Ist das in jeder Stadt so ?"

"Ja, leider. Aber es ist auch wichtig, denn auf diese Weise gibt es eine gewisse Kontrolle und es wird Schmugglern und Dieben ein wenig erschwert. Aber jetzt sind wir draußen und können endlich wieder ein wenig frischere Luft atmen. Du warst mit deinem Hengst schon hier, nicht wahr ?" Amalric war ein wenig neugierig, denn sein Gefährte hatte davon öfters erzählt. Und da sie nun doch eine geraume Weile unterwegs waren und sowohl vor ihnen wie auch nach ihnen lange Niemand kam, war die Gelegenheit günstig, um ein wenig zu reden.

"Ja, ich musste ihn bewegen. Er war schon ganz wild geworden in der Box, das Stehen ist er nicht gewöhnt. Ich hoffe, er bekommt später die Möglichkeit, frei laufen zu können." Auch an das viele Gras musste sich der Hengst langsam gewöhnen und Tahir hatte ihn hin und wieder etwas grasen lassen. "Es ist fantastisch, wie grün hier alles ist. Es gibt so viel Gras und so viele Bäume." Der Araber schwärmte ein wenig und sah sich immer wieder um. Noch kannte er die Gegend von seinen Ausritten, aber später änderte sich das.

Das ließ den jungen, spanischen Lord leise schmunzeln und er nickte, als er ihm antwortete. "Ja, hier ist es grün – und voller Leben. Viele Kreuzritter sind von den Wüsten deiner Heimat fasziniert, doch ich mag es lieber grün. Hier gibt es überall Wasser und man kann niemals verdursten ... und genug Gras für Pferde und auch andere Tiere. Und natürlich wird dein Hengst laufen können, bei dem Schloß, in das wir ziehen können, gibt es sehr große Wiesen." Dann begann er ihm davon zu erzählen, daß sie riesige Wiesen eingezäunt hatten, so daß die Pferdeherden nicht weglaufen konnten ... aber genug Platz hatten, um wirklich ausgiebig laufen zu können und immer genug frisches Gras fressen konnten.

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Nach gut zwei Stunden machten sie die erste Rast, Amalric und Tahir sich umziehen konnten. Der Araber hatte das Kettenhemd nicht zum ersten Mal an, aber jetzt konnte er es länger tragen und hoffte, daß es so bequem blieb. Es hatte nur kurze Ärmel, seine Schultern wurden von einer leichten Teilrüstung beschützt und seine Unterarme von Armschonern, die Amal für ihn hatte anfertigen lassen. Alles in allem fühlte sich der Hellhaarige wohl und nutzte die Pause, um vollends zu testen, wie er sich in dieser Kleidung bewegen konnte. Also zog er sein Schwert und machte einige schnelle Bewegungen und Hiebe, um so alles auszuprobieren.

Es dauerte auch nicht lange, bis Amalric zu ihm kam und ebenfalls sein Schwert zog – schon in Arabien hatten die Beiden die Zeit genutzt und miteinander trainiert, um ihre Kampfstile zu schärfen und auch Möglichkeiten zu finden, sie voranzutreiben und fortzuentwickeln. Gerade Amalrics Stil hatte sich sehr verändert – er war nun schneller und geschmeidiger, wich den Attacken seines Gefährten gekonnt aus und lachte leise, als dieser im Gegenzug seine Attacken abwehrte. Mittlerweile waren sie gleichwertig und konnten sich lange fordern, ohne daß ein Sieger feststand ... doch gerade das sorgte dafür, daß sie immer in Übung blieben und sie genossen es sehr. Antares hingegen stieg ab und ließ Adan frei, damit dieser ein wenig umherlaufen konnte, während er sich an die Seite setzte und seine beiden Herren sichtbar bewundernd betrachtete.

Aber sie trainierten nicht zu lange, denn sie wollten die Kleidung nicht verschwitzen. Als sie Beide aufhörten, atmete Tahir kurz tief durch und lächelte zu Antares. "Ich werde dir bei unserer nächsten Rast beibringen, wie du besser mit deinem Messer umgehen kannst." Der Junge war flink und ganz gut mit dem Messer, aber es fehlte noch einiges an Können.

"Wirklich ? Ich wäre euch sehr dankbar, mein Herr. Ich konnte mir zwar ein wenig Können im Messerwurf aneignen, doch ich bin nicht sehr gut darin, mit dem Messer zu kämpfen." Der junge Leibdiener wußte, daß er niemals so stark und wehrhaft wie seine Herren werden konnte. Doch er war schnell und zielsicher - ein Grund, weshalb er sich darauf verlegt hatte, entweder davonzulaufen oder auf einen Gegner zuzulaufen, ihn so zu überraschen und zu verwunden.

"Ja, wirklich - ich möchte, daß du dich besser wehren kannst. Flink genug bist du und ein Messer ist ideal für dich. Ich zeige dir, wie du es schnell und effektiv einsetzen kannst." So hatte Tahir eine Aufgabe und konnte ihrem Schützling noch etwas von seinem Wissen vermitteln. "Ich denke, wir reisen weiter ... bei der nächsten Rast zeige ich einiges." Tahir war sicher, daß Antares ein guter Schüler sein würde, pfiff nach Adan und lachte, weil der Kater ein Kaninchen im Maul hatte und ganz schön schnaufte, weil er sich bei der Jagd so angestrengt hatte. "Ich denke, Adan fährt auf dem Wagen mit."

Der junge Leibdiener nickte nur und lächelte, als Adan sofort auf den Wagen sprang, es sich auf einer Kuhle der Plane gemütlich machte und damit begann, das Kaninchen zu fressen. Auch Antares stieg wieder auf den Wagen und wartete auf seine Herren, ehe er noch ein leises "Ich danke euch, mein Herr." zu Tahirs Angebot wisperte. Er wußte allerdings, daß sie erst gegen Abend wieder rasten würden ... denn auch wenn sie es nicht eilig hatten, so wollten sie doch ein gutes Stück von der Stadt entfernt sein, um ihr Lager aufzuschlagen.

Aber ab jetzt würden sie sicherer vorankommen, denn die Kleidung zeigte deutlich, daß mit ihnen nicht gut Kirschen essen war. Als auch die Herren aufgesessen hatten, setzte sich die kleine Gruppe wieder in Bewegung. Wenn sie jetzt bis zum Abend durchritten, würden sie sicher ein gutes Stück an Weg schaffen.

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Etwa eine Woche später hatten sie schon eine weite Strecke hinter sich gebracht und kamen durch eine Gegend, die augenscheinlich vor kurzer Zeit in einen Kampf verwickelt worden war. Man sah es an den verwüsteten Feldern und auch an den Krähen und Raben, die auf diesen blutigen Feldern an den letzten Leichen schmausten. Es war ein Anblick, den man immer wieder und überall sah ... denn zwischen den einzelnen Städten oder auch den einzelnen Rittern, Fürsten und kleinen Adeligen gab es immer wieder Streitereien, die zwischen den Rittern oder angeheuerten Söldnern ausgefochten wurden. Auch Antares hatte davon gehört ... denn die meisten Ritter waren in den Kreuzzügen unterwegs, so daß immer mehr Adelige Söldner für ihre Dienste anheuerten. Auch Amalric erkannte es und seufzte leise, ehe er sich ein wenig stählte und noch ein wenig selbstsicherer als zuvor wirkte.

Das bemerkte auch Tahir und er straffte sich ebenfalls ein wenig. Das, was er hier sah, war ähnlich wie die Stammeskämpfe bei seinem Volk, nur daß sie dafür keine Fremden brauchten. Bei einer Söldnergruppe, die etwas weiter weg lag, wurde gerade der Lohn ausgeteilt und einer war so gar nicht mit seinem Anteil zufrieden. "Hey, Pablo. Das soll alles sein ? Ich hab viel mehr Gegner getötet als irgendwer, warum bekomme ich so wenig ?" Juan hatte nur eine magere Münze in seiner Hand und die funkelte nicht so, wie er es gern hätte.

Der Truppführer zog die Brauen tief in seine Augen und knurrte leise, als er auf den jungen Söldner zutrat. "Soll das heißen, daß ich dich nicht richtig ausbezahlt habe ?! Du bist noch grün hinter den Ohren und wagst es, mehr Sold zu fordern ?! Sei froh, daß ich dich nach dem Tod deines verfluchten Vaters weiter behalten und durchgefüttert habe !!!" Pablo wußte, daß der Junge gut war – doch das hieß noch lange nicht, daß er seine Autorität von so einem Jungspund untergraben lassen würde.

"Ich will mehr Sold, ich bin schon besser als einige Andere und bald bin ich sechzehn und ein Mann !" Juan war aufgesprungen und schimpfte laut. Langsam wollte er sich dieses Grünschnabelgerede nicht mehr gefallen lassen. "Mein Futter habe ich schon lange bezahlt !"

Das war der letzte Tropfen und Pablo knurrte laut auf und winkte seinen beiden Unterführern, die auch sofort kamen und den vorlauten Bengel an den Armen packten. Auch wenn Juan für sein Alter groß und sehr kräftig war, so hatte er doch keine Chance gegen die beiden bulligen Riesen, die berüchtigt dafür waren, wie Bären in eine Schlacht zu stürzen. "Hängt ihn an den Pfahl – dort soll er lernen, welchen Rang er in meiner Truppe hat !"

"Ihr miesen Drecksäcke, verfluchte !" Juan zappelte und trat noch um sich, aber gegen die Beiden hatte er wirklich keine Chance und hing schneller am Pfahl, als er kucken konnte. Es war nicht das erste Mal, daß dies passierte und er knurrte dunkel, als einer der Riesen sein Hemd zerriss und der Andere Pablo die Peitsche in die Hand gab. Dann kam der erste Hieb, den Juan mit einem Fluchen hinnahm und er nahm kein Blatt vor den Mund, auch wenn er wusste, daß er Pablo damit noch viel mehr reizte. Das Fluchen war weit zu hören und Tahir blickte in die Richtung, aus der es kam. Etwas entfernt war ein Söldnerlager, und einige standen um einen Pfahl herum und feuerten einen Anderen an, der auf den Rücken eines jungen Mannes einpeitschte.

Das laute Fluchen und wütende Aufbrüllen hörten auch Amalric und Antares – doch sie Beide reagierten so unterschiedlich darauf, wie es nur gehen konnte. Der junge Leibdiener zuckte sichtbar zusammen und bebte, als der laute Knall einer Peitsche zu hören war und sich wiederholte, während dabei das Fluchen und Brüllen sich ebenfalls verstärkte. "Bitte, Herr ... bitte, das ... sie töten ihn !" Amalric nickte nur, da auch er hören konnte, daß schon zu viele Peitschenhiebe gefallen sein mußten und das Brüllen keuchend und abgehackt wurde. "Bleib beim Wagen, Tahir – ich reite hin und sehe nach, was da los ist !" Ohne eine Antwort abzuwarten, ritt Amalric in die Richtung der Schreie und sein Gesicht wurde noch härter, als er sah, was hier passierte. "Was ist hier los ?! Wer ist hier der Anführer und weshalb wird der Junge hier so hart bestraft ?!"

"Der Anführer bin ich." erklärte Pablo und hörte mit seinen Hieben auf. Er setzte schon zum Schimpfen an, sah dann aber, daß er einen Adligen vor sich hatte und hielt sich zurück. "Der Rotzlöffel widerspricht und weiß nicht, wo sein Platz ist, und den zeige ich ihm gerade. Schert euch nicht um ihn, hoher Herr." Der Adlige störte und es missfiel Pablo sichtlich, daß er gerade von ihm gestört wurde, aber er unterdrückte es, so gut wie es ging. "Er verweigert mir mehr Sold, dabei kämpfe ich besser als viele Andere !" warf der Junge ein und bekam von einem Anderen einen festen Schlag auf den Hinterkopf. "Sei still, Bengel !"

Amalric hatte gut damit zu tun, den Anführer nicht einfach zu erschlagen – doch er wußte, daß er sich nicht gegen alle wehren konnte und durch seinen Gefährten hatte er nun einen Grund, sich zurückzuhalten. Doch keiner der Söldner wußte das und als seine Augen sich verengten, konnte es auch als Wut auf den Gepeitschten ausgelegt werden, da dieser ungefragt widersprochen hatte. "Soso ... ein Jungspund, der seinen Platz nicht kennt, aber vor Kraft nur so strotzt ? Ich könnte noch einen Sklaven brauchen, der die Arbeit meines verstorbenen Knappen erledigt – dieser hier scheint mehr auszuhalten als der Junge, den ich mir zuletzt gekauft habe und mein Leibdiener ist zu schwach für diese Aufgaben. Außerdem wird es mir eine Freude sein, ihn zu brechen ... ich mag es, wenn sie widerspenstig sind. Wieviel verlangt ihr für ihn ? Ich möchte ihn haben." Die letzten Worte sprach Amalric direkt zu dem Söldnerhauptmann und blickte ihn aus vor Wut kalten und dennoch feurigen Augen an, darum betend, daß dieser den Vorschlag annahm.

"Ihr wollt ihn kaufen ?" Pablo grinste innerlich, jetzt war der Bursche doch noch zu was gut. "Ein Gold- und fünf Silberstücke." Mal sehen ob der Adlige darauf einging, der Junge war es wert.

Amalric wußte, daß der Junge noch viel mehr wert sein konnte, wenn er es richtig anpackte – doch die Unverschämtheit dieses Söldnerhauptmanns schürte seine Wut noch, so daß er schnaubte und sich ein wenig zu ihm herabneigte, da er noch immer auf dem Pferd saß. "Wie bitte ? Bei Gott, ihr seit kühn. Es wird Tage dauern, bis mein Leibdiener ihn wieder zusammengeflickt hat – und dann muß ich ihn auch noch brechen, damit er weiß, wo sein Rang ist ! Ich gebe euch ein Gold- und zwei Silberstücke ... und ich will alle seine Besitztümer. Wenn er für euch kämpfte, hat er eine Rüstung und Waffen, vielleicht sogar ein Pferd, das ich als Packesel benutzen kann. Was sagt ihr ?"

"Hmmm ..." murrte Pablo und blickte zu Juan, der sich nach dem Schlag schon wieder regte und knurrte. Der Junge war gut, aber er war nicht gut für die Moral seiner Männer und Pablo war froh, wenn er ihn los war. "Also gut, das ist noch fair. Er gehört euch, ebenso seine Sachen und sein Gaul ... los, bindet ihn los !" Letzteres blaffte er zu seinen Männern und die gehorchten sofort. Wie von Pablo erwartet, war Juan so stur, daß er nicht dran dachte hinzufallen, er war wie ein Gaul und seine Beine gaben nur nach, wenn er wirklich schwer verletzt war.

Amalric nickte nur und holte aus der Börse an seinem Gürtel den vereinbarten Preis, gab ihn dem Söldnerhauptmann und schnaubte, als dieser sich vor Gier die Hände rieb. Ein Blick zu dem widerspenstigen, jungen Mann zeigte ihm, daß es schwer werden würde ... und so ritt er zu dem Riesen, der ihn auch schon zuvor geschlagen hatte, wisperte ihm etwas ins Ohr und gab ihm ein Kupferstück, so daß dieser breit grinste und Juan einfach mit einem harten Schlag bewußtlos schlug. "Gut ... lege ihn auf sein Pferd, aber bäuchlings, damit ihr ihn festbinden könnt, ohne den Sattel zu beschmutzen. Schließlich kann man ihn vielleicht noch verkaufen." Daß es auf diese Weise auch leichter für den Verletzten war, sagte der junge Ritter jedoch nicht und nickte einfach nur kalt, als die Söldner seinen Anweisungen folgte und den verkauften Jungen wie einen Sack Getreide auf dessen Sattel banden. "Gut – ich wünsche euch noch viele erfolgreiche Schlachten, Hauptmann ... es war mir ein Vergnügen, mit ihnen Geschäfte zu machen." Dann drehte Amalric sein Pferd um und packte die Zügel des anderen Pferdes, um mit ihnen wieder zurück zu seinem eigenen Wagen an der Straße zu reiten.

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