Balken01a


“Der Kristall der Jugend” 17
 

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Unterdessen wurde der Hohepriester von Tag zu Tag unruhiger. Er wagte sich kaum noch aus seinen Gemächern, da er deutlich gealtert war ... und wenn er hinausging, dann verbarg er seinen Körper. Er verpackte das als Nachwirkung der Zerstörung des heiligen Kristalls, und man glaubte ihm natürlich.

Die Splitter, die er bei sich trug, hatten ihre letzte kleine Wirkung vor einigen Tagen verloren, und bald würde er sterben und einem jüngeren Mann Platz machen, und das paßte ihm nicht. Auch wenn er seine Macht dem Herzen verdankte und darüber die heiligen Nagas verriet, er hatte sein Volk gut geführt, und es ging ihnen gut.

Er hoffte, die Söldner waren klug genug um zu wissen, was sie ihm bringen mußten. Er wußte, daß dort noch ein letzter Naga lebte und er war sicher, daß die Söldner es schafften ihn zu töten, da der Helle immer der Schwächere der beiden gewesen war und sich nur mit den Blick wehren konnte, der die Menschen in Kristall verwandelte.

Seine Gedanken hingen kurz in der damaligen Zeit. Damals gab es noch einen guten Pilgerweg zu dem Tal, das jetzt so überwuchert war, daß man nicht mehr ohne Probleme hindurchkam. Drodar fing sich jedoch wieder und richtete seinen Blick auf den Weg, der aus der Stadt führte.

Er tat das immer öfter und hoffte, daß endlich der Bote kam, der die Rückkehr der Söldner verkündete. Eine Mondwende gab er ihnen noch, dann würde er es erneut versuchen.

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Währenddessen waren BlackBolt, die beiden Brüder und Brann schon auf dem Land, das zu dem Tempel gehörte und der große Blitzformer knurrte immer wieder dunkel auf, wenn Pilger auf dem Weg in die Tempelstadt ihn erkannten und vor Angst zurückwichen.

Gerade weil vor einer Weile ein sehr starker Gewittersturm viele Felder vernichtet hatte, fürchteten sie sich vor ihm, da viele wußten, daß er über die Blitze gebieten konnte - und gerade diese unnötige Angst ärgerte BlackBolt, denn auch wenn er es könnte, er hatte kein Interesse daran, seine Magie für so etwas einzusetzen.

"Verdammt noch eins - wenn noch einer dieser Idioten kreischend vor mir flieht, dann brate ich ihm wirklich eins mit meinen Blitzen auf den Hintern ! Ich kämpfe in ruhmreichen Schlachtern gegen andere Krieger, und nicht gegen feige, dumme Bauern mit ihren Sicheln, die sich nicht einmal wehren können !"

Eine Gruppe Soldaten beobachtete gelangweilt die Pilger. Sie sollten die Söldner zum Tempel bringen wenn sie kamen, aber keiner von ihnen glaubte wirklich daran, und sie sahen lieber einigen Weiberröcken nach. Einer von ihnen vergnügte sich schon weiter weg in einem Gebüsch mit einem jungen Mädchen, das er verführt hatte, und die vier anderen Soldaten versuchten wegzuhören, und beobachteten die Pilger. Der Anführer blieb wachsamer, und bemerkte sofort die großen Söldner.

"Raus aus dem Weib ... sie sind da !" blaffte er den Schwerenöter an, der sofort aufhörte, und hastig seinen Hose wieder hochzog.

Als der Mann auf dem Pferd saß, ritten sie auf die Söldner zu, und der Anführer sprach BlackBolt gleich an.

"Wir sind gesandt, um euch zum Tempel zu geleiten."

Einer der Anderen ritt schon vor, um Bericht zu erstatten.

"Das wird verdammt nochmal auch Zeit !! Und ich hoffe, ihr könnt mehr als 'geleiten' und Weiberröcken nachzurennen - der Eine trieft noch von ihr, und stinkt schlimmer als ein ganzes Bordell ! Die Straße ist voll von diesen verdammten Pilgern, und ich will so schnell es geht in eure Stadt, damit wir endlich zu eurem Priester kommen und unseren Sold kassieren !!"

Man hörte und sah, wie wütend BlackBolt inzwischen war - denn er hatte mit seinen guten Augen sehr wohl bemerkt, was der eine Soldat getan hatte und spätestens jetzt, als die Frau mit vor Furcht geweiteten Augen das Weite suchte, wußten es auch seine Mitsöldner.

Die beiden Brüder spuckten nur geringschätzig auf die Seite, denn selbst sie wußten, wann sie ihre Lust bei sich behalten mußten, und das galt vor allem, wenn man eine Aufgabe hatte. Brann ging es ähnlich, und er schnaubte leise. Der Anführer der Soldaten war ja auch nicht begeistert, und überging die Worte der Söldner weitgehend.

"Wir geleiten euch durch die Pilger, damit es schneller geht."

Noch während er sprach, formierten er und seine Männer sich.

"Aus dem Weg ! Hier ist ein wichtiges Geleit im Namen des Hohenpriesters !"

Das Brüllen hallte weit, und die Pilger wichen sofort an die Seite der Straße. Und das war auch gut so - denn sobald die Soldaten losritten, gab auch BlackBolt seinem riesigen Hengst die Sporen, damit dieser sich nach den Soldaten durch die Menschen drängte.

Es gab wenig, das BlackBolt so reizte wie absichtlich langsam reisende Menschen, wenn er es eilig hatte - und das merkte man sehr gut an seinem noch immer wütenden Gesicht.

Doch wenigstens ging es nun schneller, auch wenn sie immer wieder kurz halten mußten, damit die Wagen auf die Seite gerollt werden konnten - denn leider lagen neben der Straße bewachsene Felder, so daß man dort mit den Pferden noch langsamer vorankam als auf der gepflasterte Straße. Erst nach einigen Stunden kam endlich die Stadt in Sicht und der Blitzformer fluchte laut, als er die lange Schlange an den Toren sah.

"Hauptmann - ich hoffe für dich, du weißt einen anderen Weg in die Stadt, der nicht so voll ist ... denn meine Geduld ist am Ende und ich möchte den Hohepriester ungern verärgern, weil ich mir einen Weg durch seine Stadtmauer sprenge."

"Keine Sorge."

Es gab Versorgungswege zum Tempel, die nicht vom Volk genutzt wurden und genau so einen betraten sie, nachdem sich ein weiteres Tor geöffnet und hinter ihnen wieder geschlossen hatte. So konnten sie ohne aufgehalten zu werden zum Tempel, wo sie auch schon erwartet wurden. Die Pferde wurden den Männern abgenommen und gleich versorgt, während der Hauptmann die Söldner direkt in den Tempel hineinführte.

Es paßte BlackBolt überhaupt nicht, daß er sein Gepäck nicht mitnehmen konnte - doch ein wohlgesetzter, wütender Blick genügte, um den Stallburschen so einzuschüchtern, daß dieser sicherlich auf die wenigen Dinge achtgab, die der Blitzformer an seinem Sattel und dem Packpferd hatte.

Dann folgte er den Soldaten weiter in den Tempel und nickte unmerklich, als die Brüder und Brann sich direkt hinter ihm hielten. Anders als zuvor, wurden sie jedoch nicht in die große Empfangshalle geführt, sondern in ein privateres Zimmer - und wie es der Blitzformer erwartet hatte, saß der Priester dort verhüllt in einem bequemen Sessel. Es saß, da ihm das Stehen langsam schwerfiel, und blickte zu den Söldnern.

"Da ihr lebend wieder hier seit hoffe ich, daß ihr das bekommen habt, wonach ich euch schickte."

Er fühlte, daß da etwas war, denn er konnte merken, wie es ihm etwas besser ging. BlackBolt hatte es bei sich, aber er würde den Söldner nicht drängen. Daß außer ihm noch weitere Söldner zurückkamen, hatte er nicht erwartet ... aber es waren zum Glück nicht zu viele.

Etwas, das der große Blitzformer mehr als nur gut erkannte, da er durch sein langes Leben gelernt hatte, in den Gesichtern der Menschen zu lesen. Und so verfinsterte sich sein Gesicht, als er einen Beutel von seinem breiten Schwertgürtel nahm, zu dem Priester ging, und ihn in dessen Schoß warf.

"Natürlich haben wir das Herz - für wie dämlich hältst du uns, Priester ?! Und bevor du fragst, es ist das richtige Herz ... denn ich habe mit der Hilfe meiner Freunde den letzten Naga getötet, den es in diesem Tal gab, ihm das Herz aus dem Leib gerissen, und es dir nun gebracht.

Und nun gib mir und den Anderen den versprochenen Sod, Priester - sonst grille ich dich hier auf der Stelle und zerschlage das Herz in so kleine Splitter, daß man sie in eine Sanduhr stecken kann !!"

"Ihr bekommt das Gold."

Der Priester winkte seinen Dienern, und sie brachten die Beutel mit dem Gold. Es war die versprochene Menge, und sie wurden nun den Söldnern überreicht.

"Ich danke euch für eure Mühen. Mein Volk und ich sind euch sehr dankbar."

Als der Diener mit seinem Goldbeutel kam, nahm ihn BlackBolt und reichte ihn zu Brann weiter, ehe er leise knurrte und nähertrat, bis er direkt vor dem Hohepriester stand und ihm in die Augen blickte. Dabei begannen seine eigenen, tiefblauen Augen leicht in seiner Magie aufzublitzen und er knurrte kurz, zeigte dabei die langen Fänge und neigte sich noch näher, damit der Priester sehen konnte, wie ernst es ihm war.

"Du kannst deine Dankbarkeit zeigen, indem du etwas für mich tust, Priester: Ich will, daß du überall verkünden läßt, daß das Tal, in dem der Naga lebte, nun MIR gehört. Und zwar mit allem, das darin ist - und wer es wagt, einen Fuß in das Tal zu setzen, hat sich meiner Axt und meinen Blitzen zu stellen !!

Ich bin lange genug von einem Schlachtfeld zum anderen gezogen und bleibe nun in diesem Tal ... und ich will dort alleine und ungestört sein, verstanden ?!! Und denke ja nicht, daß ich das vergesse - ich lebe schon länger als du und werde auch länger als du leben, also freue dich an deinem Kristall und tu, was ich dir gesagt habe."

Der Priester hob bei der Forderung seinen Kopf, und nickte schließlich.

"Nun, ich denke, das läßt sich einrichten. Ich werde dafür sorgen, daß dieses Tal nicht mehr betreten wird."

Im Verhältnis zu dem, was der Söldner ihm gebracht hatte, war es noch ein kleiner Preis.

"Gut. Und denke daran, daß ich mein Wort halte - also halte auch deines, Priester. Achja ... wir werden noch einen Magier brauchen, der Sumpfboden zu Felsen und eine Trinkwasserquelle formen kann, denn meine Freunde wollen ein Gasthaus bei den Todessümpfen aufmachen. Ich will, daß du ihnen deinen besten Magier mitschickst, und wenn es zwei sein müssen, noch besser. Und sie werden es kostenlos und so gut wie hier in der Tempelstadt machen, verstanden ?"

Bei seiner letzten Forderung trat BlackBolt ein wenig zurück und wurde sichtbar ruhiger ... doch man sah ihm auch an, daß er an diesem Punkt nicht verhandeln würde.

"Was ? Dort ein Gasthaus ?"

Der Priester war doch verblüfft, aber er war nicht dumm, denn er wußte, daß dort viel los war.

"Nun gut, ich merke, ihr wollt euch dort zur Ruhe setzen. Eigentlich ein guter Ort, ich werde einen Magier mitschicken."

Erst jetzt meldete sich Helegar als der ältere der beiden Brüder zu Wort und nickte, während er kurz auf seinen Armstumpf blickte.

"Ganz genau, Hohepriester - mein Bruder, ich und Brann setzen uns dort zur Ruhe und bieten den ganzen Reisenden die Unterkunft, die wir selber gerne gehabt hätten. Und danke wegen dem Magier ... die, die man mit Gold kaufen kann, sind nämlich nicht so gut wie die Magier unter deinem Befehl."

Sibelir nickte nur und grinste einen Moment, während er die Goldbeutel von sich, seinem Bruder, Brann und BlackBolt in seinen Rucksack steckte, und diesen wieder auf den breiten Rücken wuchtete.

"Wir verabschieden uns dann, Priester - schick den Magier in das Gasthaus zur roten Henne, das zwei Straßen von deinem Tempel entfernt ist. Wir werden dort übernachten, da wir noch vieles zu planen haben ... und ich kenne das Gasthaus, es ist gut und besser dafür geeignet als die Unterkünfte hier."

Mit den Worten verabschiedete sich BlackBolt von dem Hohepriester und ging wieder zu seinen Freunden, damit sie gehen konnten, sobald der Hohepriester sie wieder entließ. Und das tat er auch gleich ... er wollte den Kristall gleich bei sich haben, um wieder zu erstarken.

"Der Magier wird Morgen zu euch kommen. Ihr habt wirklich gute Arbeit geleistet."

Brann schnaubte, als sie aus dem Raum heraus waren, und grinste schließlich. BlackBolt war und blieb ein gerissener Hund. Er hatte alles aus der Not des Hohenpriesters herausgeholt, was möglich war, und ihnen und sich so ein ruhiges Leben ermöglicht.

Sie konnten ihr Gasthaus öffnen, und er konnte mit seinem Gefährten und Sohn in Ruhe leben ... und der Priester ? Er würde sterben, wenn der Kristall der ewigen Jugend seine Macht verlor.

Ein Gedanke, der auch durch den Kopf des Blitzformers geisterte ... und als sie den Tempel hinter sich gelassen hatten und sich auf den Weg in das Gasthaus machten, lachte er für einen Moment hart auf.

"Ich bin froh, das alles endlich hinter mir zu haben - und ihr habt dann auch endlich eure Ruhe, und müßt euch nur noch mit lästigen Kunden rumschlagen. Ich kann es kaum erwarten, zu Tabaki zurückzukehren ... und ich denke, wir werden euch besuchen, wenn das Gasthaus fertig ist."

Dann lachte BlackBolt noch einmal auf, da schon allein der Gedanke an den Naga, der in dem Höhlenlabyrinth des Tales auf ihn wartete, ihn glücklich machte. Und auch die Brüder grinsten breit - denn mit dem Gold, das sie nun besaßen, konnten sie mit Brann zusammen eine sehr lange Zeit sorgenfrei leben, und das Gasthaus würde ihnen mehr als nur genug Gold einbringen.

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