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“Der Kristall der Jugend” 10
 

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Am Höhleneingang wartete Tabaki unruhig auf die Eindringlinge. Es kamen alte Erinnerungen hoch, als er an den Menschen vorbeischlängelte, die zu Kristall geworden waren. Einige waren intakt, andere waren umgefallen oder zerstört. Hin und wieder zerschmetterte Tabaki einige der Menschen, wenn die Trauer und Wut in ihm wieder so groß wurden, daß er sie nur so loswerden konnte. Er wußte, wann jeder dieser Menschen gekommen war, und alle ganz Zerstörten waren damals gekommen, und hatten seinen Gefährten getötet.

"Shiba ..." flüsterte Tabaki, und unterdrückte ein Schluchzen.

Als Gefährten waren sie eng verbunden gewesen. Der Tod von Shiba hatte ihn schwer getroffen ... seine Trauer hielt bis Heute an, und sein Schmerz war noch immer nicht weniger geworden.

"Hättest du ihnen nur nicht vertraut…" wisperte Tabaki erneut, und er erinnerte sich, als wäre es nur wenige Minuten zuvor geschehen.

Shiba und er kannten die Menschenpriester und hatten sie durch das Tal kommen lassen, da sie darauf vertrauten, daß sie nicht schlecht waren. Aber es kam anders - sie wollten etwas, das sie ihnen nicht geben wollten, und dann bekamen sie es doch, indem sie seinen Gefährten töteten.

Tabaki hatte nicht helfen können ... erst danach war sein Zorn so groß gewesen, daß er alle tötete. Nur einer war entkommen, und hatte einen Teil seines Gefährten mit sich genommen. Allein die Erinnerung ließ ihn erneut schmerzvoll aufbrüllen und er wirbelte herum, als er hinter sich, sehr dicht, Äste brechen hörte.

Als das erneute Brüllen erklang, knurrte BlackBolt laut und dunkel auf - denn dies ähnelte nun endlich der Stimme, die er noch von damals her kannte.

"Wir sind nicht mehr weit entfernt - vielleicht noch eine halbe Stunde Ritt, dann haben wir die Höhlen erreicht und ich kann endlich meine Rache nehmen !"

Er konnte es kaum erwarten, endlich die Höhlen zu betreten - und auch die Brüder nickten, denn auch sie konnten es nicht erwarten, dieses Monster zu töten und mit dem Herz zu dem Priester zurückzukehren, damit sie die Belohnung erhalten konnten.

"Es wird Zeit - und wir sollten das Monster schnell erledigen, ich habe keine Lust, noch länger in diesem von den Göttern verfluchten Tal zu sein, als ich muß !"

Die Anderen nickten auf die Worte des Rothaarigen und auch Brann murmelte wieder.

"Ich denke, wir alle wollen so schnell es geht, wieder weg."

Sie folgten weiterhin dem verwachsenen Weg, und Brann murmelte erneut.

"Ich glaube, irgendwann war das mal ein freier Weg ... es siehst fast so aus."

Das ließ BlackBolt kurz aufschnauben, ehe er nickte und die Axt in eine seltsame Gebüschformation schlug. Sie riß die Schlingpflanzen mit Leichtigkeit weg und man konnte darunter eine Statue sehen, die einer riesigen Kobra mit Armen glich.

"Das hier war scheinbar einmal ein Tempel - überall sind überwucherte Statuen und Säulen, und dieser Weg ist unter all den Blättern und der Erde einmal gepflastert gewesen. Seht ihr ? Es gibt keine Bodenfallen mehr, da die Steine es verhindern - dafür gibt es Fallen, die von der Seite kommen."

Der große Blitzformer hatte es sich angewöhnt, immer ein Stück des Weges vor ihnen mit seinen Blitzen zu bewerfen - auf diese Weise wurden die Trittsteine der Fallen ausgelöst und auch die Kristalle, die sich nun häuften, wurden wirksam zerstört.

"Als ich das erste Mal herkam, konnte ich nicht auf solche Dinge achten - die Soldaten des jungen Königs waren viel zu dämlich, ich war die ganze Zeit damit beschäftigt, für sie das Kindermädchen zu spielen. Ich bin froh, daß ihr nicht so dumm seit - auf euch kann ich mich wenigstens verlassen."

"Wir sind auch Söldner und keine Soldaten."

Einer der Anderen lachte, denn er wußte, daß sie als Söldner anders waren als Soldaten, da sie sich nicht an Befehle halten mußten. Dann durchbrachen sie das letzte Grün, und der Eingang der Höhle kam zum Vorschein. Sie sah aus wie ein gewaltiges Schlangenmaul, und in dem Maul standen menschliche Statuen, die aus Kristall waren.

Ein Anblick, der BlackBolt tief aufknurren ließ, ehe er abstieg und die Zügel seines Pferdes an einen Baumzweig band. Erst, als sie alle abgestiegen waren, nickte er und brüllte erneut auf, um dieses Wesen hervorzulocken. Er kannte viele der Männer, die hier statuengleich standen - und er wartete nicht mehr auf seine Freunde, als er eintrat und seine Streitaxt kampfbereit erhoben hielt.

Aber Tabaki ließ sich nicht locken - er hatte die gleiche Taktik wie immer, er ließ die Eindringlinge in die Höhle kommen. Dort drinnen erschauderten einige der Söldner, denn hier waren noch viel mehr Statuen, die teils intakt, teils beschädigt oder komplett zertrümmert waren.

Tabaki wartete in einem Seitegang und nickte innerlich, als die Menschen soweit drin waren, daß er sich von hinten überraschen konnte. Und genau das tat er jetzt - der Anführer war am weitesten vorne und so nutzte der Naga den Moment und zischte gereizt, und die Männer kuckten erschrocken in seine Richtung und somit in seine Augen, die sich verändert hatten, und nun wie Quecksilber schimmerten. Die Männer schrien, als sie langsam aber sicher zu Kristall wurden, und das noch bewußt miterlebten.

Als das Zischen erklang, drehte sich BlackBolt blitzschnell um und schrie vor Wut auf, als er sah, wie die wenigen Söldner, die noch mit ihm gekommen und mittlerweile seine Freunde geworden waren, zu Kristall erstarrten. Er erkannte nur langsam in dem Halbdunkel der Höhle die weißhäutige Gestalt und hob seine Axt, stürmte vor und zwischen den toten Söldnern hindurch, um dieses Wesen zu zerschlagen.

Daß der Mensch so schnell war, hatte Tabaki nicht erwartet, und er schaffte es gerade noch auszuweichen. Dabei stieß er einen der Söldner um. die er gerade getötet hatte, denn sein Schlangenleib brauchte viel Platz. Er wurde aber noch wütender und bemerkte erst jetzt, daß sein Blick dem Menschen nichts ausmachte. Also schlug er mit den Krallen und dem Schweif nach diesem Krieger. Beides waren Waffen, die er nutzen konnte, auch wenn er kein besonders guter Kämpfer war.

Etwas, das der erfahrene Krieger schon mit dem ersten Blick sah. Doch der lange Schlangenschweif war mit den scharfen, knöchernen Stacheln am Ende eine wirksame Waffe und der große Blitzformer konterte den Schlag mit der Axt, auch wenn es nur die Seite der scharfen, halbmondförmigen Blätter traf.

Daß ihn immer wieder die Krallen erwischten, war ihm egal - denn er schlug dem mehr als nur flinken Schlangenmenschen mit seinen eigenen Krallen und auch der Axt immer wieder leichtere Wunden.

Als der Schlangenleib ihm jedoch die Waffe aus den Händen hieb, brüllte BlackBolt ein weiteres Mal laut auf und packte den Oberkörper seines Gegners, schlug ihn gegen eine der steinernen Wände und ließ die Macht seiner Blitze erwachen, die durch seine Krallen in das Fleisch des weißhäutigen Schlangenmenschen fuhren.

Tabaki spürte die Blitze nur leicht, es machte ihm ebensowenig aus, wie dem Krieger der Kristallblick, und das verstörte den Naga einen Moment. Aber er fing sich wieder, fauchte erneut wütend und biß BlackBolt in die Schulter, denn dieser war jetzt nahe genug. Als das Blut in seinen Mund schoß, erstarrte Tabaki aber ... und auch der Geruch des Menschen kam ihm so bekannt vor, daß sich seine Lippen sofort lösten.

"Du ... warst schon hier ?" flüsterte er, und gab jegliche Gegenwehr auf.

Als das Gift des Nagas in sein Fleisch drang, erschauerte BlackBolt spürbar und schloß unwillkürlich seine Augen. Er kannte den Biß der Gifte gut genug und wußte, daß seine Magie ihn vor den Folgen schützte ... doch dies hier war anders, das Gift floß wie flüssige Erregung durch seine Adern und ließ ihn aufkeuchen, während die Wut, die ihn bisher gepackt gehalten hatte, verging und sich wandelte.

Es dauerte einige Herzschläge, bis der große Blitzformer spürte, daß der Naga sich nicht mehr wehrte und er öffnete seine mit nur mühsam zurückgehaltener Leidenschaft brennenden Augen, um das Gesicht vor sich zu mustern.

"Ja - ich war schon einmal hier in diesem Tal, aber nicht in dieser Höhle. Vor vielen Jahrzehnten folgte ich einem jungen König und seinen Soldaten hierher ... doch sie starben alle am Eingang dieser Höhle, als ich noch draußen war, ehe ein Schrei tiefsten Schmerzes erklang, der mich damals verjagte. Warst du das ?"

Eigentlich war diese Situation fast schon surreal - denn anstatt sich bis zum Tod zu bekämpfen, wurden sie ruhig und redeten. Gerade BlackBolt war das bisher noch niemals passiert und er knurrte weich, ehe er sich näherneigte und am Hals des Weißhäutigen schnupperte, während seine Berserkerwut völlig verrauchte.

"Ja ... ich war das ... weil du wieder weg warst ..." hauchte Tabaki, denn er brachte die Worte nicht lauter heraus.

Er roch, wie erregt BlackBolt wegen den Gift war, sah dessen Verwirrung und er selbst war ebenso erregt, und seine Männlichkeit lugte schon jetzt leicht aus der Hautfalte an seinen Lenden hervor.

"Du paßt ... als Gefährte. Mein Gefährte starb durch die Menschenpriester, denen wir vertrauten."

Tabaki hatte Mühe, klar zu denken - sein ganzer Körper schrie nach diesem Menschen mit der unbändigen Kraft.

"So ist das ..."

Als er das hörte, bekam plötzlich alles einen seltsam verständlichen Sinn und BlackBolt schluckte, als er in die hellen Augen dieses Nagas blickte. Das Kristallherz, das sie bringen sollten - es schien von dem Gefährten des Nagas gewesen zu sein, und diese Kraft der Jugend wollte der Hohepriester wiederhaben.

Doch das bedeutete, daß BlackBolt den noch immer jung wirkenden Naga töten mußte - und das konnte er nun nicht mehr. Stattdessen neigte er sich zu ihm und küßte ihn voller Leidenschaft, knurrte weich in seiner Kehle und preßte seine Lenden an den Schlangenleib des Anderen, als er die Lippen wieder löste.

"Du dachtest, ich wäre einer der zu Kristall gewordenen Menschen, nicht wahr ? Aber ich kann durch deinen Blick nicht sterben, so wenig wie ich altern kann oder dein Gift mehr tut, als mich zu erregen - die Blitzmagie in mir verhindert es, es ist ein Fluch der Götter, die mich zeichneten.

Dein Gefährte ... die Priester haben sein Herz gestohlen, nicht wahr ? Sie haben mich und die Anderen nun ein weiteres Mal geschickt, um ein neues Herz zu holen. Aber das kann ich nun nicht mehr - nicht, seit ich nun weiß, woher es kommt."

Während er sprach, wanderte die Rechte BlackBolts über die Seite zu der muskulösen Brust und den kräftigen Armen des wild wirkenden Nagas, streichelte über die helle Haut und verhielt an der rechten Hand, um die Krallen zu berühren.

"So wild und wehrhaft - und doch so sanft, daß meine Wut verrauchte."

Als BlackBolt sprach, wimmerte Tabaki leise, und er unterdrückte ein Schluchzen. Die Erinnerungen kamen bei den Worten zurück, und Tabaki nickte nur. Nur bei dem Kuß wurde er butterweich, und er erwiderte ihn.

"Ich habe mich nur geschützt ... ich bin nicht bösartig, ich wollte mich nur schützen. Und ja, sie haben das Herz meines Gefährten gestohlen."

Seine Augen brachen einen Moment - er sah es noch immer vor sich, und blickte nach diesem Moment wieder in die Augen des Blitzformers.

"Ich ... möchtest du mit nach hinten in meine Wohnhöhle ?"

"Gerne - dort ist es gemütlicher."

Dann küßte BlackBolt den Hellen noch einmal leidenschaftlich, ehe er sich löste und weich knurrte. Erst jetzt trat er zurück und nahm seine Axt auf, nickte und wartete, daß der helle Naga ihm vorging.

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