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“Der Kuß des Winters” 08
 

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Einige Tage später nickte Bane zu Benedikt und stieg in den Leihwagen, schloß die Türe und fuhr von der Kirche weg zum Highway. Die letzten Tage wurden sehr hektisch, doch der Fall war schnell abgeschlossen und sie verbrachten den gesamten gestrigen Tag damit, den Bericht in dem Hauptquartier der Jäger in der nächsten, großen Stadt abzuliefern. Dabei fiel Bane wieder einmal auf, wie extrem beherrschend die Strukturen bei den Blauen Jägern waren und alleine schon der Papierkram beschäftigte ihn für mehr als zwei Stunden. Es festigte seine Entscheidung, sich von dieser Struktur zu lösen, sobald er es konnte. Nachdem Bane ein wenig auf dem Highway unterwegs war, sah er eine Tankstelle, bei der auch ein Truckermotel war und hielt an, checkte ein und atmete erleichtert aus, als er die Türe des billigen Zimmers hinter sich schloß. Ohne weiter zu zögern, warf er seine Reisetasche auf das Bett, holte die beiden Jägeruniformen heraus und schnaubte, ehe er sie in eine Plastiktüte stopfte und an die Seite warf. Ohne weiter zu zögern, nahm er sein Handy und wählte die Nummer Sheldans, setzte sich auf das Bett und wartete, daß dieser abnahm.

Das geschah auch nach einigen Momenten. „Hallo Bane, alles okay ?“ Er war gespannt, wie es verlaufen war, und ob er jetzt gleich zu ihnen kommen konnte.

"Ich bin vor ner Stunde vom Hauptquartier los und jetzt in einem Truckermotel in einem Zimmer. Ich will von den Idioten weg - alleine schon der Bericht vor dem Obersankt und der Papierkram haben mich fertiggemacht. Wie machen wir das jetzt ? Ich will ihnen meine Kündigung erst um den Kopf wickeln, wenn ich bei dir und Suchar bin."

„Ja, die Berichte ... und jetzt weißt du, warum ich lieber auf Forschungsreisen war.“ Sheldan lächelte schief am Telefon und überlegte einen Augenblick. „Du bist am Arsch der Welt ... soll ich Suchar bitten, daß er dir einen Riß zu meinem Haus macht ? Er wird fühlen wo du bist, weil er die Magie in deinen Tattoos nun gut kennt.“

"Wenn das möglich ist ? Bitte. Ich bin ehrlich, bis ich zu einem Flughafen komme und dann zu dir fliege, ist es schon übermorgen und ich am Ende ... du weißt wie sehr ich es hasse, neben Familien und Geschäftsmännern zu fliegen." Es war eine Sache, wenn er es mußte - doch in diesem Fall hoffte er, daß es vielleicht schneller ging, und er so auch Leroy eher sehen konnte.

„Ich denke, daß Suchar das gerne macht. Kannst du da sofort weg, oder mußt du noch etwas organisieren ? Weil du in einem Hotel bist.“ Sheldan fragte lieber, denn er wollte Bane da nicht sofort herausreißen.

"Kein Problem - ich checke aus, fahre ein wenig weiter und halte dann in einer Parklücke, damit mich Niemand sieht. Der Leihwagen kann da ruhig stehenbleiben, ich rufe einfach den Verleihdienst an und sage ihnen, daß er da abgeholt werden muß, da ich dienstlich anderweitig wegfuhr, er ist auf das FBI angemeldet." Noch während er sprach, nahm Bane seine Reisetasche auf und verließ das Zimmer, checkte aus und ging zu seinem Wagen, um genau das, was er gerade vorschlug, zu tun.

„Gut, dann sage ich Bescheid. Eine Viertelstunde, dann kommt der Riß. Soll ich Leroy wecken ? Er schläft schon oben im Dachzimmer.“ Sheldan wollte das noch wissen, denn zum Einen war eine Überraschung schön, aber es war auch schön, gleich seinen Geblieben zu sehen, wenn man ankam.

"Okay und laß ihn schlafen - ich möchte ihn überraschen, wenn ich komme und er hat es nötig, so viel wie möglich zu schlafen." Dann verabschiedete Bane sich noch und legte auf, grummelte und fuhr nach einigen Minuten auf eine Parkausfahrt und stieg aus. Wie erwartet, war der Anruf bei der Leihwagenfirma kein Problem und nachdem er geendet hatte, nahm er seine Reisetasche und ging ein wenig in die Wälder, um dort auf den Riß Suchars zu warten.

Es dauerte auch nur noch einige Momente, dann wurde die Dunkelheit von dem Licht des Risses durchbrochen und das Portal öffnete sich. Sheldan erwartet seinen Freund auf der anderen Seite, und auch Afar war wach, um ihn zu begrüßen. Suchar um den Riß zu bitten, hatte nicht lange gedauert und er tat es gern, damit das Paar wieder zusammenkam.

Es war noch immer seltsam, diese Risse zu sehen - doch Bane trat einfach hindurch und nickte, als der Riß sich hinter ihm wieder schloß. "Danke nochmal, Shel ... ist Suchar denn gar nicht da ?" Es verwunderte den jungen Sankt ein wenig, doch dann lächelte er kurz zu Afar. "Es ist mir eine Ehre, den Mann kennenzulernen, der Shel endlich zähmte ... und ich muß sagen, daß die Legenden dir wirklich nicht gerecht werden." Der schlankere Vampir errötete sacht und lächelte, ehe er zu Sheldan blickte und ihm den Vortritt ließ.

„Suchar ist bei seinem Schatz, er meldet sich Morgen.“ Sheldan grinste, als Afar verlegen errötete, und zog ihn sacht an sich heran. „Ja, das ist er. Afar hat sich sehr liebevoll um Leroy gekümmert, du wirst es sehen.“ Auch für Bane würde es eine Überraschung werden. „Magst du noch etwas essen, bevor du hochgehst ?“

"Wenn es nichts ausmacht ? Ich habe seit Gestern nichts mehr gegessen und bin verdammt hungrig ... und ich möchte nicht, daß Leroy durch meinen lauten Magen aufgeweckt wird." Es war Bane ein wenig peinlich, doch er konnte das Essen in der kleinen Stadt nicht mehr sehen und hoffte, daß es hier etwas besseres gab.

„Laß mich raten, das Essen im Diner ist nicht gerade berauschend. Aber wir können da Abhilfe schaffen - Afar ist ein Superkoch, und wir haben auch noch etwas da.“ Sheldan küßte Afar sacht und lächelte, weil dieser wieder verlegen wurde.

Das ließ Bane schmunzeln und er drehte sich leicht auf die Seite, damit diese beiden den Moment auskosten konnten, ehe er sich wieder umdrehte, als Afar sich verabschiedete und nach oben ging. Dann folgte er Shel in die Küche und lehnte sich an die Arbeitsplatte, während dieser ihnen etwas zu essen aus dem Kühlschrank nahm und aufwärmte. "Er liebt dich sehr, Shel."

„Ja, so wie ich ihn ... und ich denke, Leroy liebt dich ebenso innig.“ Man merkte deutlich, wie sehr Sheldan sich verändert hatte, denn früher hätte er wohl nie über so etwas gesprochen. Nebenher suchte er noch zwei Bier aus dem Kühlschrank, und öffnete die Flaschen. „Auf die Liebe, und was sie bewirken kann.“

Das ließ den Schwarzhaarigen kurz schmunzeln, ehe er anstieß und schief grinste. "Schrecklich ... ausgerechnet wir beide, oder ? Aber mal sehen, wie sich das entwickelt. Und ja, der Kleine liebt mich wirklich - und ich ihn scheinbar auch, sonst wäre der Fluch nicht gebrochen worden und ich würde ihn nicht so gern bei mir haben." Es war noch neu und ungewohnt für Bane, so zu empfinden - doch nun verstand er Shel besser und nahm einen Schluck von dem Bier. "Während das Essen warm wird, kannst du mir ein wenig mehr erzählen ? Bei den Jägern weiß man ja nicht sehr viel, und ich würde gern mehr wissen, ehe ich deinem Boß den Treueeid schwöre und bei den Idioten abdanke."

„Ist auch gut, daß man nicht so viel weiß, sie würden es eh nicht verstehen. Sie denken, daß sie ein göttliches Werk tun, aber sie haben einen falschen Fanatismus. Ich habe es auch nicht sofort verstanden ... aber es gibt ein Gleichgewicht zwischen den Menschen, und Wesen wie Vampire, Werwesen, Magier, Dämonen und Engel.“ Sheldan pausierte kurz und nippte an seinem Bier. „Die Jäger wollen alles töten und mehr, als es für das Gleichgewicht gut ist. Wir bei der Garde wollen das Gleichgewicht halten, und töten nicht wahllos alles. Wir haben auch Amadeo und seinen Bruder bei uns, wie du gesehen hast.“

"Ein Gleichgewicht ? Gut, das klingt einleuchtend - du weißt, daß ich wie du niemals an dieses bigotte Gelabere geglaubt habe. Aber wie kriegt ihr raus, welche ihr töten müßt und welche nicht ? Das ist sicherlich nicht einfach, oder ?" Gerade das war etwas, das Bane mehr als nur interessierte und er nahm noch einen Schluck Bier, während er auf die Antwort wartete.

Die Frage war gut und wichtig. „Ja, das ist nicht ganz so leicht.“ Sheldan ging beim Reden zum Herd und gab Bane eine große Portion Essen auf den Teller. „Bei den Vampiren kümmert sich eigentlich Afar darum. Er ist der zweitälteste männliche Vampir, und hat Einfluß auf die Jüngeren. Hören sie nicht und ändern sie sich nicht, ist ihr Leben verwirkt. Bei den Anderen ist meist Suchar da. Er kann die Gefühle Anderer deuten, und dazu haben wir noch den Segen von Gott selbst, der übrigens auch einen Gefährten hat.“

"Ja, das wurde schon erwähnt ... kannst du mir da ein wenig mehr erzählen ? Und daß Afar viel Einfluß hat ist kein Wunder, er ist sehr mächtig und erfahren. Und danke, ich habe verdammten Hunger und das riecht fantastisch." Es war nur ein simples Reisfleisch mit Paprika und Tomaten, doch es roch einfach fantastisch und der Magen Banes knurrte sofort auf.

„Iß erstmal in Ruhe, es ist genug da. Afar kocht wieder viel mehr, weil Leroy alles probieren möchte, was es an Essen gibt, und die Größe an Hunger immer mal wechselt.“ Sheldan aß jetzt nichts mehr, er hatte reichlich zu Abend gegessen. „Was Afar angeht ... ich denke, du kennst die Grundchronik der Vampire, und daß Seth sein Vater ist. Was sonst keiner weiß ist, daß Seth wieder aufgetaucht ist. Die Jäger denken noch immer, er ist verschwunden. Aber jetzt ist Angel bei ihm ...  Z-14, du weißt schon.“

"Ja, ich weiß - der kleine Albinovampir, den ihr geklaut habt. Ganz ehrlich, die schimpfen noch immer darüber ... und natürlich die Titanen und die beiden Rißformer. Sind die eigentlich auch bei euch ? Denke mal, ich werde die erste Zeit erstmal mit lernen verbringen, das ist alles ziemlich kompliziert." Während sie redeten, setzte Bane sich und begann zu essen ... etwas, das so wunderschön normal war, daß der junge Sankt es schon fast vergessen hatte.

„Es ist einfacher als du denkst und ich denke, du wirst die Jungs mögen. Die Rißformer sind mehr oder weniger auf Abruf, und tingeln noch weiter durch die Welt, ohne Unsinn zu machen.“ Sheldan hatte Verständnis dafür, daß Bane etwas Zeit brauchte ... er selbst hatte es da leichter gehabt, weil er von Anfang an dabei war.

Als der Schwarzhaarige hörte, daß die Rißformer rumtingelten, hob er kurz eine Braue, ehe er leise schmunzelte und weiteraß. "Auf die Jungs bin ich schon gespannt - schließlich hast du mir ja immer wieder von ihnen erzählt. Wie ist das eigentlich dann ... bin ich dann auch ein Rekrut ?"

"Was ? Nein - ich denke nicht, daß du Rekrut wirst. Du hast viel Erfahrung und meist sind die Jungs, die noch keine Erfahrung haben, Rekruten. Sheldan ging nicht davon aus, daß Bane Rekrut wurde, vielleicht erst einmal Unteroffizier. "Aber ich denke, wenn du dabei bist, dann wird sich Leroy auch unter den Jungs sicherer fühlen. Er taut langsam auf ... sozusagen." Bei dem Wortspiel grinste der Blonde sacht, und trank dann noch einen Schluck Bier.

Bane hingegen lachte leise, denn der Witz war wirklich gut. "Ich hoffe, daß er sich an sie gewöhnt - und daß die Jungs ihm keinen Ärger machen. Ich hoffe, daß es nicht so ist wie bei den Jägern ... es muß aber besser sein, sonst wärst du schon lange wieder weg."

"Viel besser. Jeder wird so akzeptiert, wie er ist, und keiner wird zu etwas gezwungen. Wir nutzen die Talente eines jeden und fördern sie so weit, wie es möglich ist. Leroy und du seit gut aufgehoben, und die Jungs werden ihn sicher mögen. Wir haben ihn jetzt nur hier, weil wir nicht wollen, daß Leroy gleich überfordert ist. Die Jungs sind echt liebe Kerle, aber so offen, daß sie den Kleinen überfordern könnten." Als Bane aufgegessen hatte, nahm Sheldan den Teller wieder weg und stellte ihn in den Geschirrspüler. "So, und jetzt ab zu deinem Schatz. Oben im Zimmer ist ein großes Bad und ein großes Bett ... das Zimmer ist hell und hat eine große Glastür, die auf einen Balkon führt. Er braucht dieses Zimmer genauso wie Angel es gebraucht hat ... und es tut ihm ebenso gut, denke ich."

"Das denke ich auch - und du glaubst nicht, wie ich mich darauf freue, endlich wieder bei ihm zu sein. Wir reden Morgen, ja ? Ich denke, du willst auch zu deinem Hübschen, hm ? Er tut dir gut, du bist viel ausgeglichener und wirst nicht so verkniffen wie früher." Bei dem Letzteren legte er die Hand auf die Schulter seines Freundes und drückte kurz zu - denn er freute sich für ihn und hoffte, daß es ihm vielleicht auch bald so gehen würde.

"Ich fühle  mich auch besser, ich denke, dir wird es auch bald so gehen. Ach so ... Gleitgel ist im Badezimmerschrank." Bei den Worten grinste Shel sacht, ging aus der Küche voran die Treppe hoch und nickte zu der Treppe, die noch etwas weiter nach oben führte. "Eine gute Nacht euch beiden." Dann lächelte er und ging über den Flur zu seinem und Afars Zimmer, da er ahnte, daß sein Liebster schon auf ihn wartete.

Bane nickte nur und blickte ihm einen Moment nach ... dann drehte er sich um und ging die Treppe nach oben. Dort angekommen, öffnete er leise die Türe, trat ein und lächelte, als er im Licht der Monde Leroy auf dem großen Bett schlafen sah. Nachdem er die Türe ebenso leise wieder geschlossen hatte, trat er in den großen Raum und zog sich aus, legte seine Sachen auf einen Stuhl und ging kurz ins Bad, um dort ebenfalls die Türe zu schließen und sich zu erleichtern und herabzuwaschen. Mehr erledigte er nicht, denn dazu war er zu müde ... also kehrte er nur mit seinem Slip bekleidet ins Zimmer zurück und legte sich vorsichtig zu dem Schlafenden, lächelte, als dieser sich instinktiv an ihn schmiegte, und fiel in einen für ihn seltenen, tiefen Schlaf.

 

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