Balken01a


“Kiss or Kill” 07
 

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Seit einigen Monaten ging es immer wieder auf und ab, und Derek seufzte leise, wenn er daran zurückdachte. Immer wieder hatten sie sich gejagt und auch immer wieder getroffen, und so langsam wurde Derek bewusst, daß er sich in Sage verliebte, aber das konnte er ihm unmöglich sagen. In ihm steckte die Furcht, daß Sage ihn verlassen könnte, wenn er es ihm sagte. Aus den wöchentlichen Treffen waren nun fast schon tägliche geworden, und heute Abend trafen sie sich erneut. Aber zuvor hatte Derek noch etwas zu erledigen und schlug dem Jäger, den er sich am Morgen geschnappt hatte, mit der flachen Hand ins Gesicht. "Hey - aufwachen, Großer !"

Der junge Jäger kam schon langsam zu Bewußtsein, als ihn die Hand traf und der Schmerz ihn völlig aufwachen ließ. Wie es ihm antrainiert worden war, sondierte er innerhalb weniger Herzschläge seine Lage ... und kam sofort zu dem Schluß, daß sie ziemlich schwierig war. Er saß gefesselt auf einem Stuhl und vor ihm stand der junge Rißformer, den sie nun schon seit Monaten vergeblich jagten. Selbst Sage konnte ihn nicht fangen - obwohl er immer sehr nahe kam und sie sich schon einige harte Kämpfe geliefert hatten. Was den jungen Jäger jedoch ein wenig beunruhigte, auch wenn er es verbarg, war die Tatsache, daß dieser Rißformer völlig in Schwarz gekleidet war und die Haare streng im Nacken zurückgebunden hatte ... und mit dem kalten Gesichtsausdruck, den er trug, vermittelte er fast den Eindruck eines Folterers. "Du Teufel - was willst du von mir ?! Warte nur ab, die anderen Jäger werden bald kommen und dich töten ... egal, ob du Rißformer bist oder nicht, diesmal kriegen sie dich !"

"Das werden wir ja noch sehen - du wirst es, sollte es doch passieren, nicht mehr erleben." Derek blieb kalt und berührte den freigelegten Oberarm des Jägers. "Weißt du, ich bin sehr an Technik interessiert, und du trägst ein interessantes Stück Technik bei dir."

"Was ?! Woher ... laß deine frevlerischen Finger davon, das ist geweihtes Metall und Ungläubige wie du verbrennen sich die Finger !!" Der junge Jäger war außer sich vor Zorn - erstens wußte er nicht, wieso der Rißformer überhaupt von dem Chip wußte ... und zweitens wollte er auf keinen Fall, daß der Blauhaarige sich daran zu schaffen machte, denn für ihn war dieser nicht nur ein Ketzer, sondern auch eine Ausgeburt des Teufels.

"Uuuuhhhh, also ehrlich, glaubst du wirklich, ich verbrenne mir die Finger daran ? Ihr spinnt doch." Derek packte den Mann an den kurzen Haaren und zog dessen Kopf einen Moment zurück, um ihn drohend anzusehen. "Ihr seit Fanatiker, und das Ding will ich mir trotzdem ansehen ... vielleicht hast du ja Glück und ich verbrenne zu Asche, wenn ich es in die Hand nehme ?" Dann ließ er mit einem Ruck los und nahm einen breiten Gurt, um den Arm noch besser festzuschnallen. "Du solltest stillhalten, das Ding fetzt dir die dicke Ader weg, wenn ich was falsch mache."

Der Jäger knurrte nur und versuchte, von dem Rißformer wegzukommen oder seine Hände aus den Fesseln zu lösen, damit er sich wehren konnte. Doch es nutzte nichts und so erdolchte er den Blauhaarigen mit seinem Blick, während er ihn hinzuhalten und Zeit zu schinden versuchte. "Das ist mir egal - meine Seele ist geläutert und ein Platz in den himmlischen Heerscharen ist mir schon gewiß ! Ich habe den Segen der Kirche ... und diese Welt von Teufeln und Dämonen wie dir zu säubern, ist meine heilige Pflicht ! Versuche doch, den Chip herauszuschneiden ... noch bevor du ihn hast, werden die Signale meine Brüder alarmieren und sie werden kommen, um dich Abschaum zu töten !"

"Ich schneide doch nicht, denkst du, ich bin so dumm ? Ich bin ein Rissformer ... und jetzt wollen wir mal sehen, ob es klappt." Noch bevor Derek sich an die Arbeit machte, stopfte er dem Jäger noch einen Knebel in den Mund und zog einen Hocker heran, um sich neben ihn zu setzen. Ihm war klar, daß er durch den Riss, den er gleich formte, gefunden werden konnte, aber er würde sich schnell genug verdrücken. "So, dann wollen wir mal." murmelte Derek und konzentrierte seinen Blick auf die Narbe am Arm des Jägers. Mit Kugeln hatte er es schon erfolgreich geschafft, aber an einem lebenden Objekt hatte er noch nicht viel üben können. Im Arm des Jägers ließ er einen winzigen Riss entstehen und diesen ließ er eng um das Implantat gleiten, so daß es von dem Riss umschlungen wurde und schließlich aus dem Arm verschwand, um durch einen weiteren Riss in die Hand des Killers zu fallen. "So, das hat doch gut geklappt ... lebst du noch ?" Er nahm den Knebel raus und grinste kühl.

Wie erwartet, war der Knebel sehr hilfreich gewesen - denn trotz seines Trainings hatte der Jäger nicht verhindern können, daß er vor Schmerzen aufschrie. Denn auch wenn die Signale fehlten, die es gegeben hätte, wenn man sein Fleisch aufschnitt, so genügte der Riß, daß der Chip zu arbeiten anfing und die Stromreize ausstieß, die dafür sorgten, daß der Chipträger sich vor Schmerzen krümmte. Als der Blauhaarige jedoch den Knebel herauszog, stammelte der Gefesselte nur weiterhin seine eingelernten Phrasen ... er rechnete nicht mehr damit, entkommen zu können und verfluchte Derek, so gut er es in seinem Zustand vermochte.

Was dem Blauhaarigen zeigte, daß es wirklich keinen Zweck hatte, den Mann am Leben zu lassen. Also fackelte er nicht lange, packte den Kopf und drehte ihn so, daß er ihm mit einem Ruck das Genick brach. "Tut mir Leid, hättest du jetzt anders reagiert, hätte ich dich vielleicht am Leben gelassen." Noch beim Wispern löste er die Fesseln und ließ die Leiche durch einen Riss in einen Industrieofen stürzen. Dort verbrannte sie sofort und nichts blieb von dem Mann übrig. Den Chip verpackte er in einer kleinen Bleikiste und hoffte, daß sie das Signal abblockte. Allerdings rechnete er auch damit, daß er Sage gleich sah, denn die Jäger hatten sicher mitbekommen, daß bei einem ihrer Männer ein Riss entstanden war, bevor dessen Signal verlorenging.

So war es auch und der große Rißformer fluchte dunkel vor sich hin, als er die Instruktionen des Vorgesetzten der Jäger an den Monitoren hörte. Als dieser endlich fertig war, zog Sage die beiden Pistolen und ließ einen Riß um sich und sechs Jäger gleiten, um neben das Lagerhaus zu kommen - dann brach er mit einem kurzen Tritt durch die Türe und fluchte lauthals, als er am anderen Ende Derek sah. Wie erwartet, eröffneten die anderen Jäger hinter ihm sofort das Feuer und auch er mußte es tun, auch wenn er wußte, daß keine der Kugeln den Blauhaarigen treffen würde, da dieser schon einen Riß um sich gleiten ließ.

‚Knapp.’ Mehr ging Derek jetzt nicht durch den Kopf, er wusste, daß er Sage gleich an der Hacke hatte und sprang, kaum aus dem einen Riss gekommen, schon wieder in den nächsten. Diesmal wollte er Sage gleich entkommen und sprang sofort von Riss zu Riss und grinste, als er nun zum ersten Mal zwei Risse öffnete und durch den einen eine Mülltonne trat, bevor er durch den zweiten entwischte. Die Doppelrisse hatte er zufällig geschafft, als er trainiert hatte, und das würde Sage sicher etwas Kopfzerbrechen bereiten..

Das tat es wirklich - denn dieser fühlte, daß zwei Risse geöffnet worden waren und blieb nun stehen, da er nicht wußte, welchen Derek genommen hatte. Es war eine wunderbare Ausrede, um die Verfolgung abzubrechen und Sage formte einen Riß zurück in das Hauptquartier der Jäger, um Bericht zu erstatten.

Als Sage schon wieder auftauchte, knurrte der Sankt laut auf und brüllte schließlich. "Schon wieder entkommen ?! Also langsam wirst du nutzlos !!" Es war absolut ärgerlich, daß Sage diesen Rissformer nicht schnappen konnte, und die Geduld des Sankt wurde langem überstrapaziert.

Doch ihm antwortete ein ebenso lautes Knurren, als nun Sage der Kragen platzte. "Nutzlos ?!! Verdammt noch eins, ohne mich würdet ihr überhaupt keinen Rißformer kriegen !! Nur zu dumm, daß dieser Rißformer einfach verdammt gut ist ... und je länger ich ihn jage, desto besser wird er, weil er viel mehr Training bekommt ! Jetzt hat er sogar den Doppelriß gelernt - und dadurch kann ich ihn nicht fangen, weil es unmöglich ist, ihm dadurch zu folgen, verdammt ! Und wenns dir nicht paßt, dann geh doch und versuche, ihn selber zu fangen - und viel Gück dabei !" Noch nie war der große Rißformer so wütend gewesen wie jetzt ... und das zeigte sich auch in seinen brennenden, vor Wut fast schwarzen Augen und der knisternden Energie, die um seine zu harten Fäusten geballten Händen waberte.

"Ja, leider brauchen wir dich ! Und du wirst auch weiterhin tun, was wir dir sagen ... ich will diesen Rissformer haben, egal, wie du es anstellst !!" Sankt Leonard ließ sich nichts von dem Rissformer sagen und er ließ sich auch nicht einschüchtern, weil er schon gegen andere Wesen gekämpft und gewonnen hatte.

Das war der letzte Tropfen, den es brauchte, um die Wut von Sage überkochen zu lassen. Ohne ein weiteres Wort schlug er einfach zu und ließ seine Faust mit der Rißformermagie direkt in den Kiefer des Sankt dringen, zerschlug ihm den Knochen und brüllte laut vor Wut auf, als der Andere bewußtlos zu Boden sank. Dann wandte er sich an die anderen, jüngeren Jäger und fletschte herausfordernd die Zähne, bereit, den Nächsten ohne Bedenken zu töten.

Die Jüngeren waren leicht panisch und schleppten den ohnmächtigen Anführer so rasch es ging, hinaus. "Geh erstmal ... bitte." Einer der Jüngsten wagte es, das zu sagen und zuckte zurück, als Sage ihn anknurrte.

Der große Rißformer hatte gut zu tun, sich zu beherrschen - doch dann schubste er den jungen Rekruten einfach hart an die Wand, ehe er einen Riß um sich gleiten ließ und in der Wohnung in San Franzisco ankam. Die vertrauten Pflanzen sorgten dafür, daß er sich langsam beruhigte und schließlich zog er die Stiefel und die Jacke aus, ließ sie im Gang und ging ins Wohnzimmer, um sich dort auf die Couch sinken zu lassen und zu Atem zu kommen. Es dauerte eine Weile, bis seine Wut verraucht war - dann nahm er sein Handy und wählte die Nummer Dereks, ließ es läuten und hoffte, daß dieser abnahm.

Das tat er sofort und lächelte, als er die wohlvertraute Stimme hörte. "Ich hoffe, du hast nicht zuviel Ärger bekommen ?" Derek meinte seine Worte ernst, denn dieser Jäger war schon so krass drauf gewesen, da wollte er nicht wissen, wie ein Sankt war.

"Ehrlich ? Ich habe Mist gebaut. Der Idiot von Sankt hat mich völlig auf die Palme gebracht und ich wurde so wütend, daß ich ihm den Kiefer zu Brei geschlagen habe. Und zwar mit Rißenergie um die Faust - also wirklich unter die Haut und die Zähne noch dazu. Die Rekruten und anderen Jäger hatten zuviel Angst und schickten mich nur fort, also bin ich in die Wohnung in SanFran, die sie kennen. Ich glaube, ich werde zu einem Risiko, weil ich dich nicht fange - der Sankt meinte, ich würde nutzlos für ihn werden, wenn ich dich nicht kriege. Was soll ich jetzt nur tun, verdammt ..." Sage war völlig im Eimer und er wußte nicht, ob er die Einrichtung kleinschlagen oder heulen sollte, da seine Zukunft im Moment an einem seidenen Faden hing.

Daß es so schlimm war, hatte Derek nicht geahnt und er wusste, daß sie nicht wirklich viel Zeit hatten, sich etwas auszudenken, also musste er den Chip wohl so bald wie möglich rausholen. "Ich komme zu dir, und dann sehen wir weiter. Ich bin nicht weit weg von der Wohnung, und komme zu Fuß."

"Okay - ich kanns kaum erwarten, dich zu sehen. Bitte beeil dich, ja ?" Allein schon die Stimme Dereks zu hören, tat unwahrscheinlich gut ... und er konnte es kaum erwarten, ihn auch persönlich zu sehen, vor allem, da ihr letztes Treffen schon ein wenig zurücklag. Noch während er daran dachte, stand Sage auf und steckte das Handy wieder ein, ging in die Küche und holte sich einen Orangensaft aus dem Kühlschrank, trank einen Schluck und lehnte sich an die Spüle, während er auf den anderen Rißformer wartete.

Lange musste er nicht warten, denn Derek beeilte sich und klopfte wenige Minuten nach dem Anruf an die Wohnungstür. Jetzt würde er Sage befreien und dann konnten sie vielleicht in Ruhe zusammenleben. Als sich die Tür öffnete, umarmte Derek den Größeren sofort und schmiegte sich an ihn. "Ich bin froh, daß sie dir nicht gleich etwas getan haben ... so froh."

"Derek." Sage zog ihn gleich in die Wohnung und trat hinter ihnen die Wohnungstüre zu, ehe er ihn zuerst an sich drückte, dann wild küßte und schließlich wieder an sich drückte, während er einfach nur die Nähe des Schlankeren genoß. Erst jetzt und durch die Worte Dereks wurde ihm bewußt, wieviel eigentlich wirklich für ihn auf dem Spiel stand - und er seufzte leise, als er die Rechte durch die blauen Haarsträhnen gleiten ließ. "Ich weiß ... ich auch. Ich war so wütend auf den alten Sack - ich habe gar nicht daran gedacht, daß die anderen Jäger Waffen trugen und mich sofort hätten killen können. Nur gut, daß sie nicht eigenständig denken und daß der dumme Sankt am Ende sagte, ich wäre noch nützlich genug für sie, so daß sie sich nicht trauten, dessem indirekten Befehl nicht zu gehorchen. Ich weiß nicht, was ich noch tun soll - ich will dich nicht ausliefern, selbst wenn sie mich für die Weigerung töten. Ich liebe dich, Blauschopf ... auch wenn ich nicht weiß, ob dus auch tust oder mir jetzt den Kopf abreißt, ich liebe dich, verdammt."

"Warum sollte ich dir den Kopf abreißen ? Ich liebe dich auch. Ich hatte allerdings gedacht, du willst vielleicht keine Bindung eingehen, so eng meine ich." Daß es anders war und das Sage ihn auch so sehr liebte, machte Derek unheimlich glücklich und er küsste ihn beherzt und mit all der Liebe, die er für ihn aufbrachte.

Sage konnte nur noch ein leises "Idiot." murmeln, ehe seine Lippen schon in Beschlag genommen wurden - doch das war ihm mehr als nur recht und er erwiderte die Küsse, ehe er leise schmunzelte, als sie wieder Atem holen mußten. "Jedem Anderen hätte ich auch eins in die Fresse und dann einen Arschtritt gegeben, wenn er zu kletten angefangen hätte. Aber du bist anders, Blauschopf ... wir haben so vieles gemeinsam und können über Dinge reden, die sonst Niemand verstehen würde. Wir sind etwas Besonderes und ich bin froh, daß ich dich getroffen habe. Hey, wie hoch stehen die Chancen, einen hübschen, jungen Rißformer zu finden, der auch schwul ist, mich mag und nichts dagegen hat, Jemanden zu killen ? Fast null. Darum hatte ich mir angewohnt, gar nicht zu hoffen und jeden One-Night gleich rauszukicken. Und dann treffe ich sowas wie dich - sowas Hübsches, das mir groben Idiot glatt das Herz stiehlt."

"Ja, ich bin auch noch ein guter Dieb, Hm ? Bin ich wirklich inzwischen ... schau." Derek holte den entfernten Chip aus seiner Hosentasche und lächelte leicht. "Ich hab ihn inzwischen entschärft, und deinen hole ich nun raus - ich denke, es wird Zeit." Seine Augen richteten sich auf die des Größeren und man sah, wie gespannt er auf dessen Reaktion war.

Sage gingen die Augen über, als er den Chip sah ... und er brauchte eine Weile, bis er das kleine Ding in die Hand nahm und kritisch beäugte, um sicherzugehen, daß das auch wirklich der Chip eines Jägers war. "Ich fasse es nicht - nun bekommt alles einen Sinn. Die Wut- und Panik-Signale, die der Chip auffing, ehe die Signale völlig aufhörten und damit den Tod des Jägers anzeigten. Die Jäger dachten, daß es von einem Kampf auf Leben und Tod käme und der Jäger dann verreckte ... aber das kam daher, weil du ihn ihm entfernt hast, nicht wahr ? Nur eine Frage - wie hast du das gemacht ? Ich möchte meinen Arm gern noch weiterhin nutzen." Der große Rißformer war in dieser Hinsicht ein wenig unsicher ... denn er hatte keine Ahnung, wie Derek das schaffen konnte und wollte gern wissen, worauf er sich einließ, auch wenn er dem jungen Blauhaarigen völlig vertraute.

Derek verstand das leichte Misstrauen und nahm es Sage auch nicht übel. "Ich hab es mit einem Riss getan. Ich habe es schon eine geraume Zeit trainiert, und das hier war sozusagen die Meisterprüfung. Ich bin in einen Atombunker, als ich dich abgewimmelt hatte, und habe ihn entschärft. Weil es dort kein Signal gibt."

Nur ein leises, sichtbar beeindrucktes "Verdammt." wispernd, nickte Sage und zog den Schlankeren wieder in einen sanften Kuß. "Du bist wahnsinnig. Was da alles hätte schiefgehen können - es war nur pures Glück, daß wir nicht eher da waren. Wenn du das kannst, dann möchte ich, daß dus bei mir tust, Derek ... aber erst möchte ich alles hier rausräumen, denn wenn du den Chip rausnimmst, werde ich gerade mal soviel Zeit haben, daß ich das Ding zertreten kann, ehe die Jäger mir die Bude einreißen. Und ich will verdammt sein, wenn ich ihnen auch nur ein Stück von dem, das mir wichtig ist, zurücklasse."

"Wir bleiben nicht hier, wir gehen in den Bunker. Danach wirst du nicht in der Lage sein, dich zu verteidigen, und dort erlischt das Signal. Ich weiß von dir ja, daß sie die Risse nicht genau orten können, also werden sie uns da unten nicht finden und denken, wir sind in dem Haus darüber." Daß die Zeit knapp war, hatte Derek ja selber bemerkt, und hier war es einfach zu riskant.

Sage nickte nur und seufzte leise, ehe er kurz im Kopf überschlug, was mitzunehmen war. Zum Glück hatte er schon seit einer Weile damit gerechnet, daß er kurzfristig weg mußte, und schon sehr viel in seine Wohnungen in Paris und Hongkong gebracht. "Ich habe nicht mehr viel hier - kannst du mir mit dem Einpacken helfen ? Sind nur noch einige Klamotten, ein paar Kleinigkeiten und die Waffen. Den Rest hab ich schon in meine beiden anderen Wohnungen gebracht, irgendwie hab ich geahnt, daß ich schnell abhauen muß. Wenn wir gepackt haben, verschwinden wir mit dem Zeug in den Bunker, okay ? Die Idee ist übrigens klasse, denn die Steine werden den Riß nicht orten können, der Bunker wird ihn abschirmen." Allein schon die Aussicht, endlich nicht mehr überwacht zu werden, hob eine förmlich tonnenschwere Last von dem großen Rißformer - und das sah man ihm auch überdeutlich an.

"Natürlich helfe ich ... und wir sollten uns beeilen, wenn der Sankt aufwachen sollte, wird er sicher gleich Leute schicken. Sag mir, was mitkommen muss - okay, wir öffnen einen Riss in den Bunker und bringen da erstmal alles unter." Derek steckte voller Tatendrang, er wollte endlich, daß Sage seine Ruhe fand, auch wenn die Sache schmerzhaft sein würde.

Das wußte dieser und nahm es in Kauf - denn es bedeutete, endlich wieder frei zu sein. Das Packen ging schnell und als sie alles zusammen hatten, ließ Sage Derek einen Riß öffnen, durch den sie die wenigen Kartons brachten. Sie brauchten dafür nicht lange ... und vor allem nicht lange genug, als daß die Jäger so schnell merken konnten, daß es nicht Sage, sondern ein anderer Rißformer gewesen war, der einen Riß geöffnet hatte. "Okay, hier sind wir ... sagst du mir, was ich tun soll ?" Der Atombunker war nicht unbedingt eine Schönheit - doch Sage hatte nichts anderes erwartet.

"Na ja, dich dahinten hinsetzen und dich festschnallen lassen. Dein Arm muss ganz ruhig gestellt sein." Es tat Derek leid, das sagen zu müssen, und er ging auf den vorbereiteten Stuhl zu, der am Boden festgeschraubt und mit Gurten versehen war. "Frag bitte nicht, warum der hier steht."

Der große Rißformer senkte ein wenig verwundert eine Braue - doch dann ging er zu dem Stuhl, zog sein Muskelshirt aus und setzte sich hinein. "Ich vertraue dir, Blauschopf. Und jetzt sag mir, was der Stuhl für ein Geheimnis hat, okay ? Du weißt doch, daß mich so leicht nichts schockt ... aber daß ich unruhig werde, wenn ich sowas nicht weiß."

"Ich benutze ihn, um Informationen zu bekommen, auch dafür werde ich bezahlt. Und ich habe ... nun ja, den Mörder meiner Eltern darauf zu Tode gefoltert. Aber das später, okay ?" Jetzt wollte er nicht darüber reden, weil es seine Konzentration doch etwas beanspruchen würde.

Als er das hörte, war Sage sichtlich überrascht - doch dann nickte er und setzte noch ein "Später will ich alles hören, okay ?" nach, ehe er wieder ruhig wurde und sich festschnallen ließ. Er wußte, daß es nötig war - denn das Entfernen des Chips würde schmerzhaft genug werden und Sage wußte nur zu gut, wie gefährlich es sein konnte. "Sag einfach, wann es losgeht, damit ich mich drauf einstellen kann."

"Okay ... und bitte." Derek schob Sage einen Lederstreifen zwischen die Zähne und wisperte ein "Ich würde deine Zunge vermissen.", bevor er einen Hocker neben den Stuhl zog und sich bereit machte. "Du wirst es merken, es fängt, denke ich, langsam an ... jetzt." Er fing an, konzentrierte sich jetzt nur auf den Riss und verfuhr genauso wie bei dem Jäger. Er durfte sich nicht davon ablenken lassen, daß Sage vor Schmerzen knurrte und sich doch deutlich verkrampfte.

Und das nicht zu knapp - es schmerzte höllisch und verstärkte sich noch, als Derek mit dem Riß direkt über den Chip kam. Doch dann war es plötzlich vorbei und der Schwarzhaarige sackte in dem Stuhl zusammen, spuckte schwach den Lederstreifen aus und keuchte, als der Schmerz langsam verging. Sage hatte gewußt, daß es schmerzhaft werden würde - doch er hätte nicht gedacht, daß es so schlimm war und verfluchte leise die Jäger, die bei ihm scheinbar einen besonders eingestellten Chip eingesetzt hatten.

Derek legte ihn erstmal in die Schachtel aus Blei und verschloss sie, er würde sich später darum kümmern. Erstmal war Sage dran und der Blauhaarige löste die Fesseln, stützte den Größeren und ließ einen Riss um sie beide gleiten. Sie tauchten in seiner Wohnung wieder auf und das genau auf dem Bett, so daß Sage nur noch nach hinten kippen musste, um schlafen zu können. "Schlaf erstmal, du kannst es brauchen, Schatz."

Ihm antwortete nur ein schwaches Nicken - dann ließ Sage sich einfach auf das Bett sinken, schloß die Augen und fiel in einen tiefen Erschöpfungsschlaf.

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Erst einige Stunden später wurde der Schlaf des großen Rißformers leichter und schließlich knurrte er leise, als er aufwachte und dabei jeden Muskel und jeden Nerv in seinem Körper fühlte. Besonders in seinem Arm - dort, wo bisher der Chip gewesen war. Und das sorgte dafür, daß Sage völlig wach wurde und leise stöhnte ... dann schlug er die Augen auf und suchte im Halbdunkel des Schlafzimmers nach dem einzigen Menschen, den er jetzt sehen wollte. "Derek ?"

"Ich bin da." konnte Sage gleich hören, bevor Derek aus dem Wohnzimmer kam, weil er dem Größeren in Ruhe schlafen lassen wollte. Aber jetzt kletterte er zu ihm ins Bett und küsste ihn sanft. "Fühlst dich wie gerädert, Hm ?"

Der Größere genoß den Kuß sichtbar und seufzte leise, als er mühsam die Arme um den Schlankeren legte. "Durch den Wolf gedreht und mindestens dreimal gegessen und wieder ausgespuckt. Ich fühle mich so stark wie eine nasse Spaghetti - das ist ein ekelhaftes Gefühl, ich kann dich nicht mal richtig in den Arm nehmen. Hoffentlich dauert es nicht so lange, bis ich wieder normal bin ... aber ich danke dir, Blauschopf. Endlich bin ich das Teil los, und das, ohne daß ich den Arm verlor oder verblutete. Weißt du eigentlich, wie genial du bist ? Das Beste, das mir je passierte."

"So wie du bei mir. Und ich hab den Entschluss, dir zu helfen, schon bei dem ersten Treffen gefällt, als die dich so geschockt haben. Ich kannte dich zwar so gut wie nicht, aber wenn Jemand so gequält wird ... ich musste es einfach versuchen." Das musste Derek loswerden und er hauchte Sage immer wieder mal einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. "Ich habe was gekocht ... ich hoffe, du bekommst es herunter."

"Ich hoffe, es ist flüssig und nicht zu schwer - mir gehts so mies, daß ich nicht mal sicher bin, ob ich überhaupt in die Küche komme. Und ehrlich ... ich danke dir, Derek. Es bedeutet mir verdammt viel, daß du mir dieses verfluchte Teil rausgeholt hast - du kannst dir das gar nicht vorstellen, ich hab das Ding schon so lange drin, daß ich schon nicht mehr daran geglaubt habe, es loswerden zu können. Und während ich esse, erzählst du mir alles, ja ? Ich habe zwar gesagt, daß ich nicht dränge, aber jetzt will ich alles von dir wissen, was du mir erzählen willst." Gerade das war Sage sehr ernst - denn für ihn hatte dieses Ereignis sehr viel Bedeutung und schweißte sie mehr zusammen, als es alle Liebesschwüre der Welt könnten.

"Ist gut. Ich hole erstmal das Essen, ich habe eine Suppe gekocht." Derek grinste verlegen und huschte aus dem Schlafzimmer, um die Suppe zu holen. Nach einigen Momenten war er wieder da, stellte die Suppe erst auf die Seite und half dem Größeren ein wenig auf, damit dieser essen konnte. "Ich hoffe, die Suppe bringt dich nicht um."

Daß Derek ihm helfen mußte, war Sage sichtlich peinlich - doch auch er konnte nicht verhindern, daß er die stützenden Kissen im Rücken brauchte und seufzte leise, als er sich fügte. "Nope - aber es paßt mir überhaupt nicht, daß ich so dermaßen schlaff bin. Aber ich freue mich schon auf die Suppe, sie riecht einfach nur fantastisch." Und wie um seine Worte zu beweisen, knurrte der Magen des Schwarzhaarigen auf und er grinste, als Derek ihm ein kleines Tischchen auf den Schoß setzte. Die Suppe half wirklich, die Lebensgeister von Sage zu wecken ... er merkte, wie gut ihm die Wärme im Magen tat und auch, daß die Rindfleischsuppe so reichhaltig war. Und so aß er auch alles auf und rülpste leise, nickte dankbar, als Derek das Tischchen wieder wegnahm und strich dem Schlankeren ein paar Haarsträhnen hinter das Ohr. "Was beschäftigt dich, Blauschopf ? Ich merke doch, daß du wieder an was herumkaust und es nicht rausbringst."

"Ich ..." stammelte Derek herum und schnaufte kurz aus. "Als erstes ... ich möchte gerne mit dir zusammenziehen. Und dann will ich dir alles über mich erzählen, wenn du es hören magst. Ich denke, das ist das letzte Stück, das das fehlt, um uns vollends zu verbinden, meinst du nicht auch ?" Unbewusst nahm er die Hand von Sage und behielt sie einfach in seinen Händen.

Und dieser ließ ihn auch, lächelte und drückte kurz zu, ehe er mit der freien Hand über die Wange des Schlankeren koste. "Jep. Ich habs schon gesagt und sags wieder - ich liebe dich, Blauschopf. Und jetzt, wo die dummen Jäger mich nicht mehr orten können, steht uns die Welt offen, Hm ? Ich möchte mit dir zusammenleben und einfach nur genießen ... mit dir zusammen. Und wenn du magst, kann ich dir auch bei deinen Aufträgen helfen - oder einfach nur deinen Rücken schützen und dein Bodyguard und Assistent sein." Bei dem Letzteren zwinkerte Sage kurz und grinste, denn er hätte auch nichts dagegen, Derek dabei zu helfen, wenn dieser einen Auftrag mit Folterung bekam.

"Ich will lieber, daß du und ich ... daß wir Lebenspartner werden. Bisher habe ich so etwas nie in Betracht gezogen, aber bei dir bin ich mir so sicher, wie bei nichts anderem." Dereks Augen schimmerten weich und er schmiegte sich nun an Sage. "Ich liebe dich und will dich auf keinen Fall verlieren. Du bist seit Jahren der erste Mensch, dem ich so nahe war ... ich liebe dich."

Der Größere lächelte nur und wunderte sich einen Moment, wie sehr es einen verändern konnte, wenn man liebte ... denn so zärtlich oder weich war er bisher noch nie bei einem anderen Menschen gewesen. Doch hier wollte er es und küßte Derek zärtlich, ehe er ein leises "Gerne. Dito und ich will auch, daß wir Lebenspartner werden." an dessen Lippen wisperte. Was die Zukunft für sie bereithielt, wußte keiner von ihnen - doch sie wußten beide, daß sie es von nun an gemeinsam durchstehen würden.

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