Balken01a


“Und es gibt sie doch !” 14
 

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Skall war etwas stürmisch gewesen, und hatte daher nicht auf Nele geachtet. Erst, als er seinen Namen hörte, drehte er sich zu dem nassen Geflügelten um, und knurrte leise **Tut mir leid.** in die Gedanken seines Freundes. **Frag ihn, wo das herkommt.** Er hob die Briefe an, und ließ Lucius endlich los. Aber der Nachtjäger war sichtlich unruhig, knurrte immer wieder und sein Schweif zuckte hin und her.

Der Blauhäutige seufzte leise, ehe er ein kurzes *Du kannst offen senden, Skall - er ist mein Gefährte und kann für sich selber sprechen.* antwortete. Doch dann lachte er leise und packte den Gleichgroßen, drückte ihn kurz an sich und ließ ihn wieder los, während er ein wenig verblüfft den Kopf schief legte und die Briefe mit einem Finger berührte. *Was ist das ?*

*Er ist was ? Dein Gefährte ?* Skall war sichtlich überrascht und blickte gleich auf den Bauch seines geflügelten Freundes. Lucius erholte sich gerade noch vor dem Schreck und hörte nun auch die Stimme des Nachtjägers in seinem Kopf, und die Frage von Nele. *Das sind Briefe von Elton, sie waren in meinem Rucksack.* Sofort kam eine Antwort von Skall. *Bring mich zu ihm.*

Im ersten Moment erstarrte Nele - doch dann schüttelte er heftig den Kopf und zog Luc in seine Arme, hielt ihn schützend an sich und vergrub sein Gesicht in dessen dunklen Haaren. *Nein ... nein, bitte ...* Es war eine instinktive Reaktion - denn er hatte sich gerade erst mit Lucius verbunden und alleine schon der Gedanke, ihn wieder zu velieren, jagte ihm größere Angst ein, als es sein eigener Tod könnte.

Luc wusste gar nicht, wie ihm geschah, als Nele ihn so eng an sich zog und bebend festhielt. Skall knurrte einen Moment, aber dann sah er es ein und seufzte laut. *Tut mir leid. Ich hab ... ich will doch nur zu ihm, er gehört zu mir, wie er zu dir gehört.* Sein Instinkt war etwas mit ihm durchgegangen, und er musterte das Paar und freute sich ja schon für Nele, daß er sein Glück gefunden hatte. *Ich will doch nur meinen Gefährten holen.*

Und die ehrlichen Worte sorgten dafür, daß der Geflügelte sich wieder ein wenig beruhigte und Lucius langsam losließ. *Skall scheint seinen Gefährten an diesen Dingern zu riechen ... sind sie von deinem Freund ? Von dem du mir erzählt hast ? Und ... bitte verzeih, ich habe ihn dir nicht vorgestellt. Das ist Skall, er ist vom Stamm der Nachtjäger. Wir sind Freunde, auch wenn wir es vor unseren Stämmen geheimhalten.*

*Ja, die Briefe sind von Elton ... ich hab dir erzählt, er hat starkes Interesse an den Nachtjägern.* erklärte Luc und musterte den Schwarzhäutigen, der so groß war wie Nele. Trotz der Größe wirkte er sehr beweglich und stark. Die Muskeln waren zäh und trainiert, und irgendwie wirkte Skall noch sehr jung und ungestüm.

So wie Nele ebenso jung, doch eher naiv wirkte. Ohne, daß er es bemerkte, öffnete der Blauhäutige die Schwingen und legte sie um Skall und auch um Lucius, zog sie an sich und seufzte leise, ehe er den Blick wieder hob und dem Schwarzhäutigen in die Augen blickte. *Du fühlst es, nicht wahr ? Stärker als ich, ihr wart schon immer besser darin, eure Gefährten in der Oberwelt fühlen zu können. Setzen wir uns an den Rand ? Dort kann man einfacher reden.*

Luc nickte und ließ sich ein wenig von Nele stützen. Als sie am Rand angekommen waren, zog er den Lendenschurz wieder an und setzte sich in das weiche Gras. *Elton ist fasziniert von euch Nachtjägern. Als Nele mir erzählte, daß es Menschen wie mich zu euch zieht, hab ich auch schon an ihn gedacht. Aber er ist sehr weit weg.* Die Worte frustrierten Skall, und er setzte sich ebenso. *Seit ich ihn roch, kann ich kaum noch schlafen ... ich dachte, er ist da, und dann fand ich nur das hier.* Er hob die Briefe und reichte sie an Luc zurück, da sie ihm gehörten.

Auch Nele setzte sich und legte die Schwingen an, legte den Arm um Lucius und betrachtete verwundert die Briefe, ehe er sie mit einer Kralle berührte. *Das ist ein seltsames Leder ... es fühlt sich komisch an. Und was können wir wegen deinem Freund tun ? Wenn er so weit weg ist, kann Skall ihn nicht holen. Oder ?* Der junge Geflügelte war ratlos ... denn auch wenn seine Instinkte schrien, daß er Lucius nicht aus seiner Nähe lassen sollte, so würde er doch niemals verhindern wollen, daß Skall seinen Gefährten fand.

*Nein, er kann ihn nicht holen. Nicht allein.* Nur Lucius wusste, wie man Elton fand, und wie man zu Elton fand. Er bedauerte das sehr und sah, wie genickt der Nachtjäger war, doch dann hob Skall den Kopf und knurrte. *Egal, wie weit er weg ist, ich finde ihn.*

Als das Knurren erklang, zuckte der Blauhäutige kurz zusammen - denn er wußte, daß dieses Knurren nicht nur aggressiv war, sondern auch zeigte, daß sein Freund sich nicht davon abhalten lassen würde, zu suchen. Und das wiederum sorgte dafür, daß Neles Inneres sich zusammenzog ... denn einerseits wollte er nicht, daß Skall sich so einer Gefahr aussetzte, doch andererseits wollte er auch nicht, daß Lucius wieder von ihm ging, um Skall zu führen. Ein Zwiespalt, der ihm das Herz zerriß - denn er konnte Skall auch nicht abschlagen, das gleiche Glück zu finden, das er nun selbst kannte.

Luc fühlte den Zwiespalt, und als Nele anfing, leise zu weinen, war auch Skall klar, wie zerrissen sein Freund war. *Ich finde ihn auch ohne deinen Gefährten.* erklärte er entschlossen, und sein Blick war ebenso entschlossen wie seine Worte, die in den Gedanken von Luc und Nele erklangen. *Glaub mir, das wirst du nicht. Nele, ich weiß, wir haben uns gerade gefunden ...* Er wusste nicht, wie er es ausdrücken sollte. *Ich will ihm helfen und du auch, das fühle ich. Und ich will auch meinen Freunden helfen. Ich schwöre dir bei meinem Leben, das ich zu dir zurückkomme.*

Die ernsten, liebevollen Gedanken sorgten dafür, daß Nele langsam aufblickte und sacht schluckend in die wunderschönen Augen seines Liebsten blickte. *Wirklich ? Ich ... ich weiß, daß du ihm helfen kannst. Und ... und wenn Skall sich verhüllt, dann fällt er nicht so sehr auf. Nicht wahr ?* Bei dem Letzteren blickte er hoffnungsvoll zu seinem Freund, denn er wußte, daß solch tiefschwarze Haut bei den Menschen nicht unbedingt normal war.

*Ich muss auch Chris finden. Ich weiß - es ist viel verlangt, dich darum zu bitten, auf mich zu warten.* Es tat Lucius wirklich extrem leid, aber seine Freunde waren ihm sehr wichtig.

Nele seufzte leise, ehe er Lucius wieder eng an sich heranzog. *Chris ist bei den Fellmenschen - sie werden ihm nichts tun, denn wenn sie ihn hätten töten wollen, wäre er schon lange tot. Ich denke, es ist wie bei uns ... und ich will nicht, daß du dich in Gefahr begibst, selbst Skall kann dich nicht vor einem Angriff vor ihnen beschützen. Aber ... aber wenn du versprichst, daß du so schnell es geht zu deinem Freund gehst und ihn herbringst, damit wir wieder zusammensein können, dann verspreche ich dir, Chris zu suchen.* Der junge Geflügelte hielt nicht zurück, wie sehr er sich um Lucius sorgte - und ein Blick zu Skall zeigte, daß er sich auch um seinen Freund sorgte.

*Er hat Recht, selbst wir legen uns nicht mit den Fellmenschen an. Und Nele, du hast ein viel zu weiches Herz.* Skall lächelte und jetzt erst sah Luc, daß auch er Reißzähne hatte. *Ich verspreche, ich bringe ihn gesund zurück, und so schnell, wie es geht.*

Auch Nele begann nun zu lächeln und schmunzelte, ehe er Skall umarmte und leise seufzte. *Ich vertraue dir, mein Freund.* Es fiel dem Geflügelten sehr schwer, einzulenken ... doch er vertraute Skall und hoffte, daß wirklich alles gutging. Denn er hatte Angst um sie beide - berechtigte Angst, da die Oberwelt um ein vieles gefährlicher war als die Welt, in der sie hier lebten.

Es tat Luc sehr leid, daß sie sich jetzt, wo sie erst so kurz zusammen waren, schon wieder trennten. Aber er hielt es für wichtig, Skall und Elton zu helfen, und vielleicht wäre eine Trennung zu einem späteren Zeitpunkt noch viel schwerer gefallen. *Ich denke, wir brechen dann so bald wie möglich auf. Ich vermute, Skall muss noch einige Dinge für die Reise holen.* Skall nickte und atmete kurz tief durch. *Ja, ich werde mich aber beeilen. Und Nele, ich bin dir so dankbar, daß du für mich eine Zeit auf deinen Gefährten verzichtest.*

Der Geflügelte seufzte leise und stand ebenfalls auf, umarmte seinen Freund und seufzte leise. *Es wäre nicht richtig, wenn ich dir dein Glück versagen würde, indem ich an meinem klammere. Bring ihn mir nur wieder, das ist alles, das ich verlange, Skall.* Dann löste sich Nele wieder und nahm Luc auf seine Arme, küßte ihn sanft und sendete noch einmal in dessen Gedanken. *Ich werde dir noch einen Stock fertigen, Lucius ... dann ist es leichter für dich. Und ich gebe dir auch die Salbe mit, damit du dein Bein weiterhin behandeln kannst.*

*Ich danke dir, und ohne den Stock möchte ich auch nicht gehen. Und vielleicht kannst du mich noch hinauffliegen, wenn es soweit ist. Wenn Skall nicht alles mitgenommen hat, ist in den Rucksäcken noch Kleidung für uns, die wir brauchen werden.* Luc nahm Nele wieder in seine Arme und küsste ihn zärtlich. *Ich komme ganz sicher wieder.* Das sagte er, um ihn noch weiter zu beruhigen

Der Geflügelte seufzte nur leise und nickte, ehe er sich etwas ernster werdend an seinen schwarzhäutigen Freund wandte. *Nimm deine Kleidung für die Oberwelt mit und treffe mich am Schacht. Ich fliege euch beide rauf, das geht schneller.* Dann drehte sich Nele um und seufzte, sprang ab und schlug mit den mittlerweile wieder trockenen Schwingen, so daß er schnell an Höhe gewann und in die Richtung der Wohnhöhlen flog. Es wurde mittlerweile auch wieder dunkler und die Schwingen Neles begannen von selbst zu leuchten, so daß es leichter wurde, sich in der hereinbrechenden Höhlennacht zurechtzufinden.

Etwas, das Luc nun zum ersten Mal bei Nele so nahe sah, und er lächelte wegen dem Leuchten. Innerlich tat es ihm noch immer leid, daß all das nun passierte. Sicher war er zögerlich an ihre Beziehung herangegangen, aber all das kam ja auch so plötzlich. Er fing an, sich an Nele zu gewöhnen, und das machte den kommenden Abschied schon etwas schwer. **Ich werde dich vermissen. Wie weit geht unsere Gedankenverbindung eigentlich ?**

Die Frage überraschte den Geflügelten, doch dann lächelte er und landete geschmeidig auf der Landeplattform seiner Wohnhöhle. **Ich kann es dir nicht sagen, Lucius ... ich denke, ein wenig noch auf der Oberwelt, doch bestimmt nicht mehr als eine Tagesreise. Aber wir können uns fühlen ... denn das kann man nicht mehr trennen, unser Innerstes ist eins.** Noch während er sprach, ließ Nele seinen Liebsten auf die Füße herab und küßte ihn zärtlich, ehe er die Schwingen auf seinem Rücken zusammenlegte und es genoß, Lucius an sich zu halten.

**Dann wissen wir, wie es dem Anderen geht. Das ist gut.** Es machte alles leichter, und Luc zog Nele zu sich herab, um ihn zu küssen. **Ich hätte eh gehen müssen, um meinen Freunden zu sagen, daß es mir gut geht. Ich denke es ist besser, daß es jetzt passiert.**

Der junge Geflügelte genoß diesen Kuß bis zur Neige und lächelte, ehe er leicht nickte und ihm zärtlich mit der Rechten über den Rücken streichelte. **Ich verstehe es ja ... es ist nur, ich ... ich habe dich erst so kurz, unser Band ist noch so neu. Bei Paaren, die schon seit einigen Jahrhunderten zusammen sind, ist es anders, ihr Band ist so stark, daß sie sich sehr weit spüren können.**

**Ich werde so bald wie möglich zurückkommen ... ich will doch sehen, wie dein Bauch dicker wird.** Luc berührte den flachen Bauch, und lächelte warm.

Bei der Bemerkung errötete Nele tief und senkte verlegen den Blick, ehe er zögerlich zu lächeln begann. **Ich hoffe, es ist ... ich meine ... hoffentlich stößt es dich nicht ab ? Es war oft so, daß die Männer der Oberwelt es nicht mochten und es die Zeit zwischen diesen Paaren sehr erschwerte. Du bist so gut zu mir, das ist ungewohnt ... und ich schäme mich, weil ich es so genieße.**

**Ich denke, es wird mir gefallen. Es ist doch schön zu sehen, wie das Leben wächst und es ist schön, daß man es an deinem Bauch dann sehen kann.** Lucius küsste Nele ein weiteres Mal und streichelte über den noch flachen Bauch. **Ich freue mich auf den Kugelbauch.**

Diese ehrlichen Worte ließen den Blauhäutigen noch tiefer erröten und er schlang auch seine Schwingen um ihn, um ihn so dicht wie es ging, an sich zu halten, ohne ihn zu fest zu drücken. Er konnte nicht verhindern, daß sich Tränen aus seinen völlig weißen und leicht bläulich schimmernden Augen lösten ... doch es waren Tränen der Freude, denn auch wenn Lucius gehen mußte, so hatte Nele die Hoffnung, daß dieser zurückkommen wollte. Dann löste der Größere jedoch seinen Griff wieder und küßte Lucius noch einmal zärtlich, ehe er ihm half, zum Lager zu gehen und sich darauf zu setzen. **Ich werde dir noch deinen Stock fertigen, Lucius ... ich hole nur ein geeignetes Holz und beeile mich.** Dann sprang er auf und lief zum Höhleneingang, flog hinaus und in die Richtung der großen Riesenschachtelhalmwälder, damit er noch genug Zeit hatte, das Holz zurechtzuschnitzen.

Nele war regelrecht geflohen, das ahnte der Braunhaarige, der seufzend zurückblieb. Er kannte Nele aber schon gut genug, um zu wissen, warum er das tat. Nele schämte sich, daß er so gefühlvoll war und fürchtete scheinbar, daß Luc ihn für zu verweichlicht hielt. Aber so war es nicht. Lucius genoss diese sanfte Zärtlichkeit, und er würde es vermissen, wenn er fort war. Aber nun holte er seine Kleidung hervor und zog sie vorsichtig an, und er nahm ein wenig der Vorräte, um sie in einen Beutel zu verstauen. Später musste er oben bei den Rucksäcken kucken, ob seine Ersatzbrille noch da war, da Skall sie wegen dem hellen Schnee gewiss noch brauchen würde, und auch dann, wenn sie tags wanderten.

Es dauerte nicht lange, bis Nele ein geeignetes Stück jungen Schachtelhalm gefunden und kurz über dem Boden abgebrochen hatte ... doch er zögerte zurückzukommen, da er nicht wußte, wie Lucius seinen überstürzten Aufbruch aufgenommen hatte. Leise seufzend, setzte er sich auf einen der großen Steine, die überall herumlagen und strich sich die langen, weißblauen Haare aus der Stirn - doch es brachte wenig, so zu grübeln und so faßte er sich ein Herz und flog wieder zurück, um auf dem Vorsprung seiner Wohnhöhle zu landen und ein leises **Lucius ?** zu senden.

**Ja, ich bin da.** Luc kam zum Ausgang und lächelte, als er den unsicheren Nele vor dem Eingang sah. **Hör mal ... ich mag es, daß du so sanft bist. Meine einstige Frau war eine Furie, ich habe es gehasst, daß sie so wild war. Du musst dir wirklich keine Gedanken machen.** Er sendete kurz ein Bild von Agatha, wenn sie auf 180 war, und schauderte dabei. **Wir sind nicht mehr zusammen, sie hat einen anderen Mann gefunden.**

Im ersten Moment sah man Nele nur zu gut an, wie sehr ihn dieses Bild entsetzte - er schauderte sichtbar und kam in seine Höhle, schloß Lucius in seine Arme und gurrte zärtlich, da er auch fühlen konnte, wie sehr Lucius gerade diese Szene gehaßt haben mußte. **Das ... ich habe noch nie eine Frau gesehen, doch wenn sie so wie diese sind, dann will ich das auch nicht. Ihr Götter ...**

**Nicht alle sind so, aber Agatha ist so und ich bin doch froh, daß sie sich von mir trennte.** Man fühlte die Erleichterung und Luc zog Nele nun wieder zu sich, um ihn erneut zu küssen, damit er so noch mehr Bestätigung bekam.

Eine Bestätigung, die jener wirklich brauchte - doch er fühlte auch, daß Lucius diese Bestätigung brauchte und gurrte wieder zärtlich, erwiderte den Kuß ebenso zärtlich und löste sich langsam, um den Schachtelhalmschößling aufzunehmen und neben Lucius zu stellen. **Wie hoch soll ich den Stock für dich machen ? Was ist dir für eine Höhe angenehm ?**

**Hmmm ... mal sehen. So, daß ich mich aufstützen kann, aber den Arm nicht zu sehr beugen muss. Vielleicht knapp hüfthoch.** So konnte er den Stock gut aufsetzen und halten, und stauchte dabei seine Schulter nicht zu sehr.

Nele nickte nur und nahm die Hand seines Liebsten, stützte sie am Ellbogen und Gelenk und achtete darauf, daß die Höhe, die er abmaß, die Richtige war. Er ritzte sie mit der Kralle auf dem Schößling ein und lächelte, küßte Lucius kurz und nahm von der Seite eine Säge aus Feuerstein, um den Schachtelhalmschößling abzusägen. Dabei nahm er auch vom Ende ein Stück weg, da er dort und auch an der Oberseite einen Abschluß aus Pilzstein fertigen wollte und merkte gar nicht, daß er sich völlig in die Fertigung des Gehstockes vertiefte.

Etwas, das Luc nicht störte, er schwieg und beobachtete seinen Gefährten mit einem Lächeln auf den Lippen, da er es schön fand, wie Nele in seiner Arbeit aufging. Er würde sehen, ob er ihm nicht ein paar bunte Stoffbänder mitbringen konnte, und vielleicht ein paar Glasperlen. **Ich werde dir etwas mitbringen.**

Bei den Gedanken blickte Nele auf und hielt einen Moment lang damit inne, die belastbaren Schachtelhalmfasern mit einem rauen Stein abzuschmirgeln. **Das würdest du tun, Lucius ? Ich gestehe, ich war schon immer neugierig auf die Oberwelt ... aber ich hatte zuviel Angst, mich hinaufzuwagen, denn die Menschen fürchten uns und ihre Waffen sind inzwischen sehr stark geworden.** Dann strich der Geflügelte sich verlegen eine der langen, blauweißen Ponysträhnen nach hinten und streckte einen Moment die Schwingen, ehe er sie wieder am Rücken anlegte und sich weiterhin dem Gehstock widmete. Als er die Seitenzweige ebenfalls abgeschnitten und die Stellen glattgeschliffen hatte, nahm er von der Seite zwei Stücke weichen Pilzstein, ritzte sie mit seiner Kralle zurecht und schmirgelte auch diese glatt, nachdem er sie am Ende und oben als Griff befestigt hatte, ehe er einige schmale, mit Naturfarben gefärbte Lederbänder mit verschiedenen Krallen, Steinbeeren, kurzen Federn und kleinen Schneckenhäusern und Muscheln nahm, um sie nun gekonnt und in einem schönen Muster um den Stock zu wickeln. Die Enden hingen lose, so daß sie mit jedem Schritt ein wenig schwingen würden ... und die Zierden daran würden so bei jedem Schritt ein leises Geräusch verursachen. **Gefällt er dir ?** Mit den Worten stand Nele auf und kam zu Lucius, hielt ihm den Gehstock hin und lächelte hoffnungsvoll, da er in der kurzen Zeit nichts Schöneres hatte anfertigen können.

**Er ist ganz wundervoll ... gerade der Knauf.** Luc streichelte über den Knauf, aus Pilzstein der wie ein Vogelkopf geschnitzt war und stützte sich schließlich auf, um ein wenig in der Höhle umherzugehen. **Er ist perfekt und wunderschön, ich danke dir.**

Bei dem Lob wurde Nele wieder einmal rot auf den Wangen - doch er sah und fühlte, daß Lucius sein Lob ernst meinte und lächelte verlegen, ehe er nickte und zu dem Kleineren trat. **Ich freue mich, daß er dir gefällt ... so ist immer ein Teil von mir bei dir, denn ich habe all den Zierrat gesammelt oder erjagt, und die Federn sind von mir. Ich bin so froh, daß er gelang, in der kurzen Zeit konnte ich nichts besseres fertigen.**

**Er ist perfekt und ich bin froh, daß ich dann etwas bei mir habe. Ich werde dir so viel wie möglich mitbringen.** So konnte Nele weiter Dinge basteln und verschönern. Gerade bunte Bänder und Perlen würden ihn sicher freuen, und vielleicht ein paar Stoffe. Viel Zeit blieb ihnen jetzt nicht mehr, denn Skall beeilte sich bestimmt, damit sie schnell loskonnten.

Das wußte auch Nele und so seufzte er leise, als er Lucius wieder eng an sich zog und seine Nähe genoß. **Solange du zu mir zurückkommst, ist es genug, Liebster ... ich werde auf dich warten, auf eine gute Rückkehr hoffen und zu den Göttern beten, daß dir nichts passiert. Skall wird dir ein guter Beschützer sein - verlaß dich auf ihn, er wird dich nicht enttäuschen.** Durch die Gedanken des Geflügelten rieselten dessen Liebe und die Sorge um ihn ... und auch ein wenig die Sehnsucht Neles nach der Nähe seines Gefährten, die er er mit der Umarmung stillte. Dann tat er jedoch etwas völlig unerwartetes und biß Lucius an die Stelle, an der dessen Schulter mit dem Hals verschmolz, durchbrach die Haut mit seinen langen Fängen und saugte für einen Moment das köstliche Blut. Erst jetzt löste er die Fänge wieder und leckte besänftigend über die beiden Wunden, gurrte zärtlich und legte seinen Kopf zur Seite, um Lucius das Gleiche zu erlauben.

Luc hatte nur leicht bei dem Biss gezuckt und kuckte jetzt etwas verblüfft, aber er verstand und neigte sich zu Nele, um ihn ebenso zu beißen. Es war für ihn etwas schwerer, aber seine Zähne schafften es durch die Haut und er konnte ein paar Tropfen Blut schmecken.

Für den Geflügelten war es ein wenig ungewöhnlich, da Lucius keine solch scharfen Eckzähne wie seine Rasse oder die der Nachtjäger besaß ... doch es erregte ihn fühlbar und er erschauerte, gurrte noch tiefer und keuchte leise, als ihn sein Orgasmus blendend weiß überrollte, als die Haut unter den Zähnen des Helleren brach und ein klein wenig Blut floß. Nele bebte und hielt sich nur mühsam auf den Beinen, umarmte Lucius und hielt ihn einfach nur an sich, während er noch die Nachbeben genoß, die durch seinen Körper rieselten.

Luc überraschte diese Reaktion und als er seine Lippen löste, blickte er in ein ziemlich befriedigtes Gesicht. **Hat dir das so gut gefallen ?** Seine Frage war ebenso überrascht, und doch ahnte er, daß mehr hinter den Bissen steckte, als er vermutete.

Bei den Gedanken errötete der Blauhäutige tief und lächelte verlegen, ehe er nickte und ihn zärtlich küßte. **Ja ... das ist wunderschön und das tun nur Gefährten. Die Bißmarken zeigen, daß wir einander gehören ... und es wird dich an mich erinnern, so wie ich mich an dich erinnere, wann immer ich es fühle oder sehe.** Er schämte sich, daß er Lucius damit überfallen hatte ... doch andererseits hatte er sich nicht zurückhalten können und da er keine Abneigung in den Gedanken des Helleren gefühlt hatte, hoffte er, daß dieser ihm nicht böse war.

Das war Luc ganz und gar nicht, er zog Nele wieder zu sich und küsste ihn erneut. **Ich bin froh, daß ich deinen Biss trage.** Er respektierte dieses Ritual und verstand den Nutzen, und so nahm er es sogleich an.

Und damit sorgte er dafür, daß Nele ein Stein vom Herz viel und er umarmte seinen Liebsten zärtlich, ehe er ihn wieder losließ und leise seufzte. **Wir sollten packen ... damit ich dich zum Schacht fliegen kann und du mit Skall noch etwas Strecke auf der Oberwelt zurücklegen kannst. Sorge dich nicht um ihn - sein Volk weiß, sich entsprechend zu kleiden und sie sind oft genug auf der Oberwelt, um zu wissen, wie sie sich tarnen können.** Während er sprach, nahm Nele den Proviantsack auf, inspizierte ihn und nickte kurz, ehe er noch einige Stränge mit getrockneten Pilzen, Früchten und Wurzeln hineinlegte, zwei große Beutel mit getrocknetem Fleisch dazulegte und einen großen Beutel mit Trinkwasser füllte. **Während ihr unterwegs seid, wird Skall das Gepäck tragen - er ist stärker als du und kann besser gehen. Bitte achte auf dich, ja ? Mache Pausen, so oft es möglich ist, damit dein Bein nicht wieder überlastet wird.** Der junge Geflügelte versuchte, seine Nervosität ein wenig damit zu überspielen, daß er sich um den Proviant kümmerte ... doch es klang dennoch überdeutlich durch seine Gedanken.

Luc ging auf ihn ein, damit sich Nele beruhigte, und half ihm hier und da. Es dauerte ja noch einen Moment, bis sie aufbrachen.

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