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“Und es gibt sie doch !” 02
 

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Leise seufzend, packte Chris seine wenigen Sachen in die große Reisetasche und schüttelte den Kopf, als er das schrille Keifen Agathas selbst im Stockwerk unter ihnen hören konnte. Sie war schon vorher unausstehlich gewesen, doch als sie vor einer Woche aus dem Club zurückgekommen waren und Lucius nicht nur die neue Expedition angekündigt, sondern auch noch seinen Freund mitgebracht hatte, hatte sie alle Zurückhaltung verloren. Seither gab es tagein tagaus nur Zank und Streit - und immerzu war ihre keifende, schrille Stimme zu hören, so daß der Rotblonde mehr als nur froh darum war, daß sie nun endlich abreisen konnten.

"Bitte, Agahta. Du vergisst, daß wir noch immer einen Gast haben." erklärte Luc, der in seinem Schlafzimmer die letzten Sachen packte. Auch er war froh, daß er in Kürze fort war, dann musste er die Stimme seiner Frau nicht mehr ertragen.

"Gast ?! GAST ?!!" Für einen Moment herrschte Stille, als die junge Frau wieder Luft holen mußte, doch dann setzte sie ihre Stimme wieder in voller Lautstärke ein. "Er ist kein Gast ! Ein Gast lädt sich nicht selbst ein, sondern er wird eingeladen - förmlich mit einer Einladung und nur dann, wenn er erwünscht ist ! Dein sogenannter Freund läßt es sich hier gutgehen und ißt uns noch die Küche leer ! Und er benimmt sich wie der Pöbel oder die Diener, es ist eine Schande, ihn hierzuhaben ! Ich kann nicht einmal eine meiner Freundinnen einladen, da ich mich schämen muß, ihn hierzuhaben ! Und was fällt dir überhaupt ein, wieder loszufahren - ich habe dich fest in die nächsten Bälle und Empfänge eingeplant, du machst mich noch zum Gespött des Adels !"

"Er wurde von mir eingeladen und beleidige ihn nicht, er ist immerhin ebenso ein Lord, wie ich es bin." Luc wurde langsam wütend, denn Agatha war vom Adel her nur die Dame eines Lords, weil sie ihn geheiratet hatte. "Du weißt, wie wichtig diese Forschungen sind. Vielleicht springt ja Eroll für mich ein, er ist ein besserer Gesellschafter, als ich es bin."

Das ließ die junge Frau schnippisch auflachen, ehe sie ihre Röcke raffte. "Das ist er ganz gewiß, mein Gemahl - er ist weltgewandt und dennoch ein Lord, er weiß sich zu benehmen und wird von allen Damen der höheren Gesellschaft umschwärmt. Und im Gegensatz zu dir weiß er die Gesellschaft einer Dame wohl zu schätzen, er ist der perfekte Gentleman." Dann schnaubte sie noch einmal und drehte sich um, rauschte davon und schlug die Türe ihres Zimmers hinter sich zu.

Luc atmete tief ein - denn er verspürte doch eine leichte Eifersucht, da er nicht erwartet hatte, daß seine Frau so gut darauf einging. Aber er verdrängte es wieder und packte seine letzten Kleidungstücke in den Schrankkoffer. Die Bediensteten würden ihn später zum Verschiffen bringen. Erst, als er fertig war, ging er hinauf zu Chris und klopfte sacht an dessen Zimmertür.

Jener hatte auf dem Bett gesessen und seufzte leise, ehe er aufstand und die Türe öffnete. "Ist dein Drachen endlich ruhig ? Man konnte ihr Gekeife bis hier oben hören und es tut mir leid, daß ich dir solchen Ärger gemacht habe." Das tat es dem Rotblonden wirklich - denn diesmal war es um ein vieles schlimmer gewesen als sonst.

Aber nur, weil Luc schon nach einer Woche wieder abreiste. "Mach dir keine Gedanken. Ich hab ihr gesagt, sie soll mit Eroll ausgehen, wenn ihr nach Feste feiern gelüstet. Sie hat es besser vertragen als ich dachte, aber was solls. Vielleicht ist sie dann, wenn ich wiederkomme etwas ausgeglichener. Ich sollte sie vielleicht doch schwängern." Er hatte schon länger darüber nachgedacht, denn dann hatte sie zu tun und ging in einer Aufgabe auf, die nichts mit Feiern zu tun hatte.

"Lieber nicht, Luc - mir würde das Kind nur leid tun. Und ehrlich ? Sei froh, wenn sie auf die Bälle geht, dann ist sie beschäftigt und außer Haus. Und jetzt gehen wir in dein Zimmer und holen deine Sachen, okay ? Die Droschke wird bald hier sein und ich bin froh, wenn wir aus diesem Höllenhaus heraus sind." Chris versuchte, Luc ein wenig aufzuheitern ... und er wollte so schnell wie möglich hier weg, auch wenn er versuchte, es so gut wie möglich zu verbergen.

Aber Luc wusste es, und nickte. "Bevor du ihr begegnest, Hm ? Ich weiß, sie kann dich nicht leiden, und du sie nicht." Er klopfte Chris auf die Schulter und ging mit ihm zu seinem Zimmer zurück, um dort die kleineren Taschen zu hohlen. Die Bediensteten kamen ihnen schon mit dem großen Koffer entgegen, und Luc wich ihnen aus. Auch die Bediensteten mochten ihren Herren und fanden es schade, daß er sie schon wieder mit der Hausherrin allein ließ.

Das merkte auch der Rotblonde und einen Moment lang bedauerte er sie von Herzen. Doch dann schnappte Chris sich zwei der Taschen und trug sie raus, damit sie so schnell wie möglich weggkonnten. Zu ihrem Glück blieb Agatha in ihrem Zimmer und schmollte, so konnten sie ohne große Probleme das Gepäck in die Droschke verladen.

Agatha blieb scheinbar, bis sie ganz weg waren, und so gab Lucius nur noch ein paar Anweisungen an die Bediensteten weiter und steckte jedem von ihnen noch ein wenig Geld zu, damit sie sich etwas kaufen konnten. Dies tat er ein jedes Mal, wenn er auf Reisen ging, und nur wenig später saßen sie in der Droschke und waren auf dem Weg zu Hafen. "Hin und wieder kann ich verstehen, daß du dich lieber Männern zuwendest."

"Nun ... es ist wesentlich leichter, das kannst du mir glauben. Es ist zwar schwerer, Jemanden zu finden - doch es ist leichter mit ihnen, du hast zumindest kein solches Gekeife und sie hängen dir eigentlich nicht wie Kletten an den Hacken. Und glaub mir, der Sex ist einfach unglaublich ... ich hatte schon Frauen und ich sage dir, solche kalten Fische brauche ich wirklich nicht mehr." Es schüttelte Chris schon alleine bei dem Gedanken und er nahm sich noch einmal vor, niemals wieder diesen Fehler zu machen.

"Ich kann mir noch immer nicht so recht vorstellen, wie es mit einem Mann wäre." Es ging einfach nicht, aber er gönnte es seinem Freund und hatte nie etwas dagegen. "Hin und wieder denke ich, daß Elton auch eher Männern zugeneigt wäre."

Das ließ Chris leise schmunzeln und er neigte sich zu Luc, drehte dessen Gesicht sanft zu sich und küßte ihn ebenso sanft, ehe er sich wieder löste und ihm antwortete. "Das ist er auch - so wie Frauen. Er mag beides und auch ich habe schon öfters eine Nacht mit ihm verbracht, obwohl es niemals etwas Ernsteres zwischen uns wird. Er braucht Jemanden, der seine Neigungen teilt ... und das tue ich leider nicht, ich halte nichts von schönen Kleidern, Parfüm und den schönen Künsten. Aber wir nehmen uns manchmal den Druck, deshalb vertragen wir uns auch so gut."

"Wirklich ?" Luc war sichtlich überrascht, und starrte seinen Freund kurz an. "Ich hab’s mir doch fast gedacht." Nun grinste er wieder. "Und wie ist er im Bett ?" Er kannte die Bettgeschichten von Chris und war, was das betraf, abgehärtet.

Jener lachte leise und lehnte sich an, ehe er die Arme hinter dem Kopf verschränkte und breit grinste. "Sehr devot und verspielt. Er liebt es, zu schmusen und zu verwöhnen, so wie er es auch liebt, verwöhnt zu werden. Zwischendurch eine angenehme Abwechslung, doch für die Dauer wäre er mir zu zart. Ich mag es lieber, einen kräftigen Körper zu spüren - Leidenschaft, Feuer und eine Dominanz, die mit der meinen kämpft. Elton meinte, ich bräuchte einen Soldaten oder Jäger ... denn nur die hätten die Ausdauer, dauernd mit mir um das Recht im Bett zu kämpfen. Vielleicht hat er ja Recht, aber gerade bei denen ist es besonders schwer, einen Mann zu finden, der Männer mag. Leider."

"Das vermute ich auch. Aber ich denke, irgendwann wird sich etwas für dich finden." Luc machte seinem Freund Mut und neigte sich zu ihm, um ihm einen Kuss zu geben. Sie taten das hin und wieder ... nicht oft, aber es zeigte, daß sie sich vertrauten.

Und für einen kurzen Moment verstärkte Chris den Kuß, doch dann ließ er wieder los und lachte leise. "Zu schade, daß du nicht mehr willst, Luc ... in dich könnte ich mich glatt verlieben, du küßt herrlich. Agatha weiß gar nicht, welchen Schatz sie in dir hat, weißt du das ?" Doch dann verstummte er wieder und richtete sich auf, denn sie waren am Hafen angekommen.

"Ja, das weiß ich, mein Freund. Du hast mir oft genug gesagt." Luc lachte leise und blickte aus dem Fenster. Von weitem sah man schon das Schiff, mit dem sie reisten, und scheinbar war auch Elton schon da und kommandierte die Mannschaft herum, damit sie mit seinem Gepäck vorsichtig waren.

Doch die Hafenarbeiter waren ihm nicht böse - im Gegenteil, sie amüsierten sich sehr, denn Elton herrschte sie nicht an, sondern schien wirklich um seine Koffer besorgt. Und Chris sah auch gleich, daß einige der Mannschaft den hübschen Blonden etwas eindeutiger musterten und merkte sie sich, denn er war sicher, daß er sich einige von ihnen für eine Nacht krallen konnte. Dann hielt die Kutsche und Chris lachte, ehe er Elton winkte und diesen wieder von seinen Koffern ablenkte.

Luc hatte den abschätzenden Blick wohl bemerkt und ahnte, was sein Freund so dachte. Elton kam sofort angelaufen, als sie ausstiegen, und begrüßte sie wie immer herzlich. "Und, wie ich sehe, hast du die Seemänner gut im Griff." Luc drückte Elton sacht, denn er wusste, daß dieser sonst gleich nachsah, ob seine Kleidung Falten geworfen hatte.

"Endlich seid ihr da ... ich habe mir schon Sorgen gemacht, daß deine Frau dich doch nicht gehen ließ, Luc ! Zum Glück geht es euch beiden gut, kommt doch gleich mit an Bord. Der Kapitän hat mir schon unsere Kabinen gezeigt, diesmal haben wir sogar jeder eine eigene ! Zum Glück, das letzte Mal mußte ich ja mit Eroll in eine Kabine. Ich sage euch, er ist der Horror, Morgens ist er sogar noch unausstehlicher als sonst." Es schüttelte den schlankeren Blonden leicht, als er daran dachte und er lächelte sogleich, als er Chris mit einem kurzen Wangenküßchen begrüßte und so nicht mehr an diese vergangenen Tage denken mußte.

"Jeder eine eigene ? Das ist wunderbar." Luc klopfte Chris auf die Schulter und lachte leise, denn er ahnte, was ihm gerade durch den Kopf ging, da er scheinbar schon einen Matrosen ausgesucht hatte und mit seinen Augen auszog. "Dann zeig uns mal den Weg, mein Guter."

Elton nickte und ging ihnen auch sofort vor, während er weiterhin mit Luc darüber redete, daß dieses Schiff wesentlich mehr Komfort bot als die Schiffe, mit denen sie immer nach Ägypten gereist waren. Chris hingegen suchte den Blickkontakt mit diesem Matrosen und grinste, als dieser sich von den Anderen löste und zu ihm kam. "Geht doch schon mal vor, Jungs - ich komme gleich nach." Bei den Worten blickte Elton zu dem Rotblonden und schmunzelte nur, ehe er den Kopf schüttelte und mit Luc unter Deck zu ihren Kabinen ging. "Er ist unverbesserlich, nicht wahr ? Sucht sich sofort den Stärksten der Männer hier für sich aus ..."

"Du kennst ihn doch. Und ich glaube, es ist länger her, daß er so einen Prachtkerl anflirten konnte." Und jetzt konnte er ihn auch ohne Probleme mit in seine Kabine nehmen. Luc musterte das Schiff, und nickte zufrieden. "Du hast Recht, es ist doch deutlich komfortabler als die anderen Schiffe."

Elton schmunzelte leise und öffnete die Türe zu seiner Kabine, um kurz über die Koffer zu blicken, ehe er nickte und zu der Kabine daneben ging und sie für Luc öffnete. "Diese Kabine gehört dir, Luc - und uns gegenüber liegt die Kabine von Chris, so ist es ruhiger. Und ja, du hast Recht - ich habe dieses Schiff bewußt ausgesucht, gerade weil es größer und komfortabler ist."

"Demnächst lassen wir immer dich aussuchen. Die anderen Male hatte Eroll ja ausgewählt. Ich bin wirklich zufrieden mit der Auswahl, und Chris wird es dir heute Nacht danken." Luc lachte leise und stellte seine Tasche auf seinem Bett ab. "Wirst du dir auch Jemanden suchen ?"

Währenddessen hatte Elton sich auf den Stuhl gesetzt, der bei dem schmalen Tischchen stand und seufzte leise. "Ich weiß noch nicht ... eher Nein, vielleicht in einigen Tagen. Ich muß erst sehen, ob es einen Matrosen gibt, der nicht so grobschlächtig ist, wie Chris es mag - meine Haut neigt sehr leicht dazu, Blutergüsse zu zeigen, und wenn diese groben Klötze zu fest zupacken, sieht man das wochenlang an mir." Es war dem Blonden ein wenig peinlich, das zuzugeben ... doch gerade das war einer der Gründe, weshalb er sich eher nach Jemandem sehnte, der sanfter war.

"Ich bin sicher, du findest irgendwann einen liebevollen Partner." Luc lächelte sacht und drückte sanft die Schulter des schlanken Mannes. "Aber erstmal toben wir uns bei der Ausgrabung aus, Hm ?"

Elton nickte und lächelte, denn gerade die ruhige Art des Braunhaarigen färbte auch auf ihn ab und so wurde auch der Blonde ein wenig ruhiger. "Ich hoffe, daß auch ich eine passende Frau oder einen passenden Mann finden werde. Und ja - ich freue mich schon auf die Ausgrabung, vor allem, weil ich diesmal nicht selbst graben muß. Ich katalogisiere sehr gerne ... dazu brauche ich nur in einem der Zelte sitzen und die Funde nehmen, die ihr ausgegraben habt und Andere schon säuberten. Auf diese Weise kann ich meiner Leidenschaft frönen und auch ihr könnt das tun, was ihr am Liebsten tut: Im Dreck buddeln." Es war ein gutgemeinter Scherz unter Freunden, daß Luc und vor allem Chris so gerne körperlich arbeiteten - und Elton wußte, daß der Braunhaarige es ihm nicht übel nahm.

Das wusste Luc, und er lachte leise. "Wir werden darin aufgehen, im Dreck zu wühlen. Ich kann es kaum erwarten, bis wir da sind." Der junge Lord lachte erneut, und seufzte wohlig. "Immerhin kein Gekeife mehr. Hin und wieder wünschte ich, Agatha würde sich mehr für meine Interessen interessieren."

"Das ist das große Problem bei den Frauen der höheren Gesellschaft: Sie pflegen ihre eigenen Interessen und rümpfen nur die Nase über die Dinge, die Männer interessieren. Ich habe es ein wenig leichter, da auch ich mich für schöne Kleidung, Parfüm und Schmuck interessiere. Doch manchesmal wundere ich mich, daß die Ladys so begeistert von Intrigen und all dem sind - in diesem Gebiet ist Eroll mehr als nur begabt und ich denke, das ist auch der Grund, weshalb die Ladys ihn so vergöttern. Nun, mir ist es nur Recht - so hält er mir die Furien vom Leib." In dieser Hinsicht war Elton sehr praktisch veranlagt und er kostete es immer aus, wenn er auf diese Weise seine Ruhe vor den Ladys hatte, die seinen Titel und seinn Geld wollten.

"Ich bin sicher, er wird Agatha gut die Zeit vertreiben. Ich habe ihr gesagt, sie kann mit ihm gern auf Gesellschaften gehen." Lucius rückte mit der Sprache raus und war gespannt, wie Eroll darauf reagierte.

Der war im ersten Moment sprachlos - doch dann schüttelte er nur kurz den Kopf und lächelte schief, während er sein Tüchlein in die Brusttasche seiner Weste stopfte. "Luc, ich bin ehrlich zu dir ... das ist entweder das Dümmste oder das Klügste, das du je getan hast. Denn ich denke, daß Agatha und Eroll das perfekte Paar sind - und damit läufst du Gefahr, daß Agatha eure Ehe annullieren und ihn heiraten will. Doch ich denke, das wäre für dich eine Erleichterung, nicht wahr ? Schließlich wurde eure Ehe von ihren Eltern gefordert und dein Vater achtete nicht auf deine Wünsche, da er eigentlich schon in Ägypten lebt und sich nicht mehr um seinen Titel kümmert."

"Ich bin ehrlich. Es wäre für mich nicht tragisch, wenn die Ehe werden annuliert würde. Hauptsache, keine Scheidung, es würde mich wohl ruinieren." Da war er recht sicher - Agatha war sehr hinter Geld her. "Aber warten wir es ab." Soweit wollte Luc nicht denken, und er lächelte sacht.

Doch auch Elton wußte das und drückte tröstend die Schulter seines Freundes. "Sie wird auf keinen Fall auf das Geld verzichten - doch warten wir erst einmal ab, noch ist es nicht soweit und ich stehe immer hinter dir, das weißt du. Und Chris auch ... wir sind deine Freunde." Dann lächelte er wieder und neigte sich vor, um Luc für einen Moment mit den schlanken Fingern über die Wange zu streichen. "Denke einfach nicht daran - wir haben eine wundervolle Zeit vor uns und sollten uns darauf freuen."

Luc lächelte wieder und nickte. "Darauf freue ich mich schon, ich bin gespannt wie ein Flitzebogen." Dann hörte er Chris mit seinen Koffer durch den Gang poltern, und grinste. Dann ein Rumsen, als Chris die Tür aufstieß und weiteres Poltern, weil er wohl gerade seine Koffer in seine Kabine warf.

Doch dann hörte Elton ein tiefes Stöhnen und die zuschlagende Tür, so daß er leise auflachte. "Es sieht so aus, als ob er Jemanden gefunden hätte ... ich denke, wir werden ihn die nächsten Stunden nicht mehr sehen." Und so war es auch - Chris hatte einen der Matrosen angesprochen, und sie waren recht schnell zu einem Einverständnis gekommen und hatten gerade noch das Gepäck des jungen Adeligen genommen, waren zu dessen Kabine gelaufen und nachdem sie die Türe aufgesperrt hatten, warfen sie das Gepäck einfach nur nach innen. Chris nahm sich gerade noch die Zeit, zuzusperren, ehe er sich auf den Matrosen stürzte und ihn leidenschaftlich küßte,um so den Auftakt für ihren Dominanzkampf zu beginnen.

"Du lieber Himmel." wisperte Luc, der so etwas bisher nie wirklich mitbekommen hatte, da Chris das sonst nicht tat. Aber scheinbar lag es wohl daran, daß Eroll nicht dabei war. Hier waren nur noch Leute, die von seiner Neigung wussten. "Scheinbar wirkt es auf uns alle befreiend, daß Eroll nicht mitgekommen ist."

Bei der ersten Bemerkung nickte Elton, doch bei der letzten hob er eine seiner feingeschwungenen Brauen und lächelte kurz. "Natürlich ? Eigentlich bist du der Einzige, der sich mit ihm verstanden hat ... auch wenn er sich uns meist aufdrängte. Nur, weil er mit seinen siebenundzwanzig der Älteste von uns ist, benimmt er sich immer, als sei er etwas Besseres - dabei bin ich schon lange Lord und stehe im Rang sogar noch über ihm. Bitte verzeih, wenn ich das so rundheraus sage, Luc ... aber ich mochte ihn noch nie, und auch Chris geht es so."

Das verblüffte Luc nun doch, denn er hatte immer gedacht, daß sie sich irgendwie doch verstanden. "Warum habt ihr denn nie etwas gesagt ? Nur, weil er einer meiner Freunde ist ? Bitte, wenn das nächste Mal so etwas ist, dann sagt es mir bitte." Es war Lucius ein großes Anliegen, denn er wollte nicht, daß seine besten Freunde ihm etwas verschwiegen.

"Wir haben nichts gesagt, weil wir nicht so wie er sein wollten, Luc ... weißt du ? Es ist doch deine Sache, mit wem du befreundet sein willst und was wären wir für Freunde, wenn wir dir das vorschreiben würden." Es war Elton ein wenig peinlich, daß er so lange nichts gesagt hatte - doch nun war es endlich heraus und man sahm ihm an, wie erleichtert er darüber war. "Du und Chris seid die besten Freunde, die man haben kann ... und die Einzigen, die mich nicht wie einen Abartigen behandeln."

"Das bist du nicht, du bist besonders." Luc nahm die Hand seines Freundes und lächelte aufmunternd. "Und ich bin froh, daß ich so gute Freunde wie euch habe, und du kannst auch immer auf uns zählen, das weißt du ja ?"

Elton nickte und lächelte, ehe er die ein wenig stärkere Hand seines Freundes drückte. "Ja, das weiß ich, Luc. Und darüber bin ich mehr als nur froh, ihr haltet auch zu mir. Weißt du - eigentlich hasse ich diese Bälle und Treffen ... es ist immer so laut und alle tragen diese schweren, orientalischen Parfüms. Mir wird schlecht, wenn ich nur daran denke - deshalb habe ich auch immer das Tüchlein bei mir, der Rosenduft hilft mir ein wenig, auch wenn die Anderen mich deshalb als eitler Geck auslachen. Aber ich kann mich diesen Bällen nicht entziehen ... seitdem meine Eltern starben und ich der Lord bin, ist es meine Pflicht, dorthin zu gehen." Es fiel dem jungen Blonden schwer, dem ein Jahr älteren Lucius dies zu sagen - doch andererseits tat es auch gut, es einmal von der Seele zu reden.

Erst jetzt bemerkte Luc, daß Elton nur leger gekleidet war, und nur ganz leicht nach Rosen duftete. Er trug ein weiches Hemd, dazu eine Weste und eine braune Hose. Man konnte sogar mal seinen schlanken Hals sehen. "Was meinst du, warum ich mich gern um die Bälle drücke. Ich kann dich verstehen, die Düfte sind schrecklich, weil jeder dieses Moschus benutzt oder andere, und alles zusammen macht Kopfweh."

"Ich weiß - vor allem, weil ich eine sehr gute Nase habe. Manchmal ist es ein Fluch, Luc ... wenn man zuerst diese Düfte riecht und es sich dann noch mit dem Geruch der Zigarren mischt. Deshalb trage ich auf den Empfängen und Bällen auch immer so hochgeschlossene Kleidung, wie es mir möglich ist - denn auf diese Weise kommt der Geruch nicht an meinen Körper und ich brauche danach nur die Kleidung waschen lassen und mich in einem kurzen Bad säubern." Es war dem Blonden ein wenig peinlich, daß er in dieser Hinsicht so empfindsam war ... und vor allem, daß es ihm weniger ausmachte, wenn er zum Beispiel die Matrosen auf diesem Schiff roch, da sie trotz ihrer harten Arbeit weniger nach Schweiß stanken als die Arbeiter und Bediensteten in den Städten.

"Du bist sehr sensibel, und das macht dich besonders. Zumindest bei uns kannst du sicher sein, daß dich hier keiner mit Düften überfordert." Luc ließ es sich nicht nehmen und drückte den Schlanken einfach nochmal an sich. "Ich gehe mich jetzt frisch machen, ich vermute, wir essen dann zusammen zu Abend. Ob Chris kommen wird, ist wohl fraglich."

Der Blonde genoß diese erneute Umarmung und erwiderte sie, ehe er sich mit einem leisen Schmunzeln wieder löste. "Ich denke, eher nicht ... er hat viel aufzuholen und wird es auskosten, endlich eine Gelegenheit zu haben." Das raue Stöhnen aus der anderen Kabine unterstützte seine Worte noch und ließ ihn leise lachen, ehe er sich erhob und kurz nickte. "Ich bin dann in meiner Kabine, Luc - es wird dauern, bis ich mich dort eingerichtet habe. Leg dich doch noch ein wenig hin, ja ? Es ist noch Zeit bis zum Abendessen." Dann winkte Elton kurz und ging zur Tür, trat hinaus und schloß sie hinter sich, um nun in seine eigene Kabine zu gehen und sich dort einzurichten.

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