Balken01a


“Der Kristall der Jugend” 05
 

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Seither waren einige Tage vergangen und die Söldner hielten bei Einbruch der Nacht in einer kleinen Lichtung, um abzusteigen, die Pferde abzusatteln und ihre Lager aufzuschlagen. Als das geschehen war knurrte BlackBolt, als er die Blicke der Anderen sah, ehe er kurz seufzte.

"Gut, ich rede - macht ein Feuer und setzt euch, wir können dabei auch gleich essen. Ich habe keine Lust, so lange zu reden, ohne etwas in den Bauch zu bekommen."

Die Männer bereiteten auch gleich die Lager vor, und zündeten ein Feuer an. Dann setzten sie sich alle um das Feuer, und Brann setzte sich neben BlackBolt.

"Dann erzähl mal alter Freund - was verheimlicht uns der Priester ?"

Zuerst antwortete ihnen nur ein Schnauben, während der große Blitzformer hart lächelte. Doch dann blickte er ernster werdend in die Gesichter der anderen zehn Söldner.

"Ziemlich viel - das, was er uns sagte, ist nur das Mindeste, das es zu wissen gilt. Vor etwas mehr als zweihundert Jahren folgte ich einem jungen König zu diesem Tal ... er hatte davon gehört, daß es dort einen Quell geben sollte, der einem Menschen ewige Jugend verleiht.

Blödsinn, aber ihr könnt euch ja denken, daß der junge Idiot das nicht hören wollte. Aber er zahlte gut und so ritt ich mit seinem Heer mit - zumindest, bis wir in dem Tal ankamen. Es gab kaum eine Möglichkeit, mit den Pferden durch das Unterholz zu kommen, also ließen wir sie mit mehreren Wachen zurück und betraten den Wald in dem Tal. Dort wuchsen Bäume, so alt, wie ich noch niemals gesehen hatte - selbst die Zweige waren so dick wie ein Baum, der schon Jahrhunderte lebt.

Dennoch kam Licht durch und mit den sich im Wind bewegenden Blättern sah man mehr als nur gut und es verlockte, leichtsinnig zu werden. Ein Fehler, den die vordersten Männer begangen - sie brachen durch den Boden und wurden von Pfählen aufgespießt, die in dieser Falle verborgen waren. Einer nach dem Anderen starb durch simple Fallen ... bis sie endlich begriffen, daß es sicherer war, auf den Zweigen weiterzugehen, wie ich es von Anfang an sagte."

Allein schon der Gedanke daran ärgerte BlackBolt und er knurrte dunkel, ehe er sich wieder faßte und weitersprach.

"Es ging auch eine Weile gut - doch in diesem Tal gibt es mehr als nur dieses eine Monster. Bald kamen wir in einen Teil des Tals, das mehr als nur gefährlich ist ... dort leben mannsgroße Spinnen, die ihre Netze in den Zweigen spinnen. Zuerst ahnten wir nicht, daß es so war - bis zwei der Soldaten des Königs in die Netze fielen und dort festklebten.

Als das geschah, kamen die Spinnen von oben herab und überfielen uns ... ich konnte mit meinen Blitzen viele der Soldaten retten, aber nicht alle. Das Risiko war zu groß und wir gingen auf dem Boden weiter, auch wenn wir dort ebenfalls vielen Tieren und Pflanzen begegneten, die tödlich waren ... unsere Zahl verminderte sich stetig und als wir endlich bei der ersten Höhle ankamen, waren außer mir und dem jungen König nur noch elf Soldaten übrig.

Wir kamen jedoch nicht weiter als bis zum Eingang der Höhle - ich war noch draußen als Nachhut, doch dann gellten ihre Schreie bis nach draußen. Als ich reinkam, sah ich sie ... sie waren zu Kristall geworden, alle, sogar der König. Ich entschied, zu gehen - denn nun wurde ich nicht mehr bezahlt und verließ das Tal, um in einem anderen Land nach Arbeit zu suchen.

Ich kann euch durch den Wald bis zu der ersten Höhle führen - und ich hoffe, daß wir weiterkommen, denn ihr seid zumindest keine Idioten wie dieser König und seine Memmen."

Selbst die rothaarigen Brüder hatten gespannt zugehört. Auch wenn sie nicht gut auf BlackBolt zu sprechen waren, sie waren nicht dumm. Brann hatte das alles nicht erwartet und sprach nun auch, da er mit zu den Ältesten gehörte.

"Ich denke, wir ziehen alle einen Nutzen daraus, zusammenzuarbeiten. Jeder von uns, der mit der Quelle zurückkehrt wird die Belohnung bekommen, wenn wir geschlossen als Gruppe auftreten. Und ich vertraue darauf, daß Black uns sicher führen wird."

Der Priester war wirklich nicht dumm, durch die Belohung würden sie auf jeden Fall zusammenarbeiten.

"So ist es - jeder von uns weiß, daß wir uns alle nicht besonders gut leiden können ... die Einen mehr und die Anderen weniger. Aber in dem Fall lohnt es sich für uns und wir müssen uns ja nicht dauernd freudig in den Armen legen, sondern nur zusammenarbeiten, und jeder bringt das ein, das er am Besten kann.

Wir sind Söldner, und die Besten dazu - es wäre doch gelacht, wenn wir dieses verdammte Herz nicht bekommen, und alle heil wieder aus diesem Tal herauskommen."

Als er sprach, wurde BlackBolt mehr als nur ernst und man sah ihm an, daß er seine Differenzen für diesen Auftrag beiseite legen wollte ... und die beiden rothaarigen Brüder blickten zuerst sich und dann ihn an, ehe sie nickten und schließlich grinsten.

"Ich denke, das hatte Niemand erwartet - der Priester denkt wahrscheinlich, daß wir uns gegenseitig umbringen, damit nicht mehr so viele zurückkehren. Zu dumm, daß wir nicht so blöd sind, oder ?"

Mit den Worten blickte Helegar zu den Anderen, die sichtbar überlegten. Sie überlegten aber nicht lange, und nickten schließlich einer nach dem Anderen.

"Ich denke, wir sind alle daran interessiert am Leben zu bleiben ... und wären wir auf dem selben Schlachtfeld auf der selben Seite, würden wir auch zusammen kämpfen."

Einer der Jüngeren sprach, und er sprach wohl aus, was alle dachten. Die anderen Söldner nickten und langsam entspannte sich die Atmosphäre zwischen ihnen.

Während sie Fleisch auf dem Feuer brieten, begannen sie sich von ihren Schlachten zu erzählen und Witze zu reißen, so daß die Spannung sich löste und sie alle lockerer wurden. Später teilten sie noch die Wachen ein und als sie sich hinlegten, zog BlackBolt Brann dicht an sich und entspannte sich, ein wenig mehr als die Tage zuvor.

"Gut, daß wir das heute Abend klären konnten ... es ist wichtig, daß wir zusammenarbeiten, denn sonst werden alle außer mir in dem Tal sterben. Und ich habe keine Lust, dich oder die Anderen zu verlieren - nicht dort und nicht so, es ist unwürdig für einen Krieger, und ich will es auch nicht."

Gerade Brann war ihm von den Kriegern hier am Wichtigsten - auch wenn er nicht wollte, daß einer der Anderen starb.

"Ja, es ist gut. Ich bin froh, daß die Anderen nicht so dumm sind, wie viele Soldaten, das ist das gute an uns Söldnern. Aber ... du weißt noch mehr, oder war das alles, was du erzählt hast ?"

Brann fragte lieber nochmal, und auch er war entspannt in BlackBolts Armen. Jener seufzte kurz und so leise, daß es die Anderen nicht hörten.

"Du hast recht, Kleiner - da war noch mehr. Nicht viel, aber es genügte. Als die Soldaten und der König starben, hörte ich sie schreien ... und dann herrschte für einige wenige Herzschläge völlige Ruhe, in der nur ein schweres Atmen zu hören war, ehe es in ein Wimmern mündete und schließlich in einem solch schmerzvollen Schrei endete, daß es selbst mich ängstigte.

Der Schmerz in diesem Schrei war so tief, Brann - als ob das Leid der ganzen Welt darin läge. Ich konnte nicht anders, ich floh so schnell ich konnte aus diesem Wald und dem Tal und vergaß es, bis ich nun nach so vielen Jahren erneut für diese Auftrag angeheuert wurde. Ich will wieder dorthin und meine Feigheit wiedergutmachen - denn ich floh noch niemals vor einem Kampf. Niemals ..."

Brann schauderte, als er das hörte. Er konnte fast nicht glauben, daß sein alter Mentor jemals Angst gehabt hatte.

"Das klingt schrecklich ... und ich hoffe, daß was auch immer dort ist, schon tot ist. Obwohl, es ist dumm, das zu denken, wenn es mit der Quelle lebt."

"Vielleicht ... ich weiß es nicht, ich habe dieses Monster noch nie gesehen. Aber das wird sich nun ändern - diesmal gehe ich in diese Höhlen, und wenn es mich angreift, erschlage ich es."

In der Stimme des Blitzformers lag absolute Sicherheit - denn nun würde er sich nicht mehr einschüchtern lassen. Gerade die Tatsache, daß dieser Schrei sein eigentlich tief unter der wilden Wut, die ihn sonst beherrschte, vergrabenes Inneres erreichen und bewegen konnte, ängstigte den großen Krieger, der bisher nur zu wenigen Menschen Freundschaft und noch niemals Liebe empfunden hatte. Die Sicherheit in der Stimme gab Brann ebenso Sicherheit, und er nickte nur leicht.

"Laß uns schlafen, damit wir ausgeruht sind. Ich denke, wir werden noch einige Tage unterwegs sein, und brauchen in den Wäldern unsere Kräfte."

Das ließ BlackBolt leise schmunzeln und er zog den Jüngeren ein wenig enger an sich heran.

"Es dauert noch mindestens einen Monat, bis wir dort ankommen - der Weg ist beschwerlicher, als du denkst, denn es gibt nicht mehr lange Straßen, die wir nehmen können. Der direkte Weg führt über einen Sumpf, der mehr als nur gefährlich ist ... und den wir unbedingt meiden sollten."

"Dann sollten wir, solang es geht, wirklich noch gut schlafen."

Brann war schon halb weg, und kuschelte sich ein Bißchen an den Größeren. Er hatte sich das früher irgendwie angewöhnt, und tat es nun schon wieder. Innerlich war er ruhig geworden ... er war sicher, daß BlackBolt sie sicher führte und da sie zusammenhielten, würde die Reise besser verlaufen, als vorher erwartet.

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