Balken01a


“Und es gibt sie doch !” 15
 

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Derweil war Skall in seiner Höhle und wühlte herum, damit er all seine Sachen zusammengepackt bekam. Hin und wieder fluchte er leise, und seufzte schließlich. **Vater ? Weißt du, wo mein Umhang ist ?** Er verzweifelte langsam, da er so in Gedanken war, daß er seinen Kopf nicht zusammennehmen konnte.

Jieri hatte sich währenddessen vor dem ausgehöhlten Riesensteinpilz, der seinem Gefährten, ihm und auch Skall als Haus diente, auf einem Stein niedergelassen und lächelte leicht, als er die Gedanken seines Sohnes hörte. Jieris Gefährte war im Moment auf der Jagd - etwas, bei dem der Blauhäutige nicht mehr helfen konnte, denn wie alle Geflügelten, die einen Lebensbund mit einem Nachtjäger eingingen, hatte auch er seine Flügel abgeschlagen bekommen. Es war ein notwendiger Schritt, da die Flügel das Leben im Wald hier am Boden unmöglich machten - und so wurde es auch von allen akzeptiert und selbst wenn Jieri manchmal die Sehnsucht nach den Höhen verspürte, so würde er es niemals gegen sein erfülltes Leben mit seinem Gefährten tauschen. Doch nun brauchte ihn sein Sohn und der Blauhäutige stand auf, ging in das Pilzhaus und schmunzelte, ehe er seinen ein klein wenig größeren Sohn in die Arme nahm und an sich zog. **Du bist ein einziges Nervenbündel - also wird er der Richtige sein. Ich freue mich so für dich, mein Junge - dein Vater und ich werden euch schon ein eigenes Haus vorbereiten, es wird fertig sein, bis ihr kommt. Ich habe es schon irgendwie geahnt, weil du in der letzten Zeit so ungeduldig wurdest ... deshalb habe ich deinen alten Mantel weggeworfen und dir einen neuen Mantel gefertigt. Hier ...** Mit den Gedanken löste sich Jieri wieder und ging zu einem Korb, nahm den Deckel ab und ein neues Cape aus feinstem, schwarzen Leder heraus, das mit dunkelblauem Pelz besetzt war und dessen Kapuze einen eingenähten Schleier aus feinstem, schwarzem Höhlenraupengespinst besaß. Gerade das Weben dieses feinen Stoffes und auch das Gerben von Leder beherrschte Jierie wie kaum ein Anderer - und er hatte sich bei diesem Cape die größte Mühe gegeben und hoffte, daß es Skall gefiel.

**Oh Vater, ich danke dir.** Skall lachte vor Freude, und umarmte seinen Vater. **Er ist wunderbar.** Sein alter Mantel hatte ja doch schon einige Risse und Löcher gehabt, und war nicht mehr sehr nützlich gewesen. **Und ja, ich denke, daß er der Richtige ist. Ich bin sicher und ich hoffe, ich finde ihn schnell.**

Jieri nickte nur und lächelte, denn er freute sich sichtbar für seinen Jungen. Dann nahm er noch eine neue, schwarze Lederhose und Stiefel heraus, sowie ein langärmeliges und hochgeschlossenes Hemd und lange Lederarmschoner, die vorne in Handschuhe ausliefen und so die Hände bedeckten. **Damit kannst du deine Haut verdecken, mein Junge ... du weißt doch, daß die Obermenschen euch fürchten. Benimm dich gut, ja ? Der Gefährte deines Freundes braucht einen Beschützer ... und dabei nützt es nichts, wenn du dich mit den Oberweltmenschen anlegst. Denke immer an deinen Gefährten - nur, wenn du ihn erreichst, kannst du deinen Lebensbund schließen und ihn herholen.** Der Blauhäutige war der Einzige, der von der Freundschaft zu Nele wußte - und Skall hatte ihm auch davon erzählt, daß dessen Gefährte einen schweren Beinbruch gehabt hatte und daß dessen Bein für immer ein wenig steif bleiben und er auf einen Gehstock angewiesen sein würde.

**Ich verspreche, mich zu benehmen.** Skall erzählte seinem Geburtsvater viel und er wusste, daß er für die Freundschaft zu Nele Verständnis hatte. **Ich werde auch gut auf Neles Gefährten achten. Er ist ja der Einzige, der mich zu meinem Gefährten bringen kann.** Während Skall erzählte, zog er die neue Kleidung an und lächelte, als Jieri ihm noch etwas Proviant einpackte.

Der Blauhäutige nickte nur und schmunzelte, ehe er den großen, nach den Vorbildern der Oberweltmenschen gefertigten Rucksack an seinen Sohn gab und ihn noch einmal zärtlich umarmte. **Paß auf dich auf, mein Junge ... und kehre wohlbehalten zu uns zurück, ja ? Ich weiß, ich sollte nicht so klammern, doch dein Bruder ist schon so lange fort, da er so früh seinen Gefährten fand. Und erzähle deinem Vater bitte nicht, daß ich so klammere, ja ? Ich möchte nicht, daß er mich für weicher hält, als er es eh schon tut ... auch wenn ich weiß, daß er mir nicht böse ist.** Dann löste sich Jieri und schob seinen Sohn spielerisch zur Tür, lächelte verlegen und winkte ihn hinaus. **Geh ... ich bin sicher, Nele hat ihn schon hingebracht und sie warten nur noch auf dich.**

**Ich werde nichts sagen. Auch wenn ich weiß, daß Vater es nicht schlimm findet, daß du so sanft bist. Ich hoffe, mein Gefährte wird ähnlich wie du sein.** Mit den Worten erhielt Jieri noch einen Kuss, dann rannte Skall los, und verschwand so schnell es ging, zum Aufgang in die Oberwelt.

Jieri blickte ihm noch nach und lächelte, ehe er sich abwandte und wieder zurück in das Pilzhaus ging, um sich einem weiteren Webstück zu widmen. Währenddessen landete Nele am Schacht und setzte Lucius behutsam ab, küßte ihn zärtlich und seufzte leise, als er ihn mit den Armen und Schwingen umarmte und ihre letzten Minuten genoß. **Skall wird bald kommen ... ich werde euch dann nach oben bringen, so ist es einfacher und es geht schneller.**

**Ich würde da auch nicht hochklettern können. Ich bin erstaunt, wie Skall das geschafft hat.** Luc blickte hinauf und sah keine Seile oder sonstiges. **Sie sind geschickte Jäger und können bestimmt gut klettern, oder ?**

Der Geflügelte nickte und errötete leicht, ehe er sich löste und nurmehr unbewußt über Lucius bedeckten Körper streichelte. **Sie sind herausragende Jäger und Krieger - und sie können sehr gut klettern, sie nutzen dafür auch ihren Schweif, da sie keine Flosse am Ende haben. Mein Volk braucht die Flosse, damit wir fliegen können und deshalb können wir auch nicht so gut klettern, denn wir fliegen die meiste Zeit. Es hat beides seine Vor- und Nachteile ... doch für dich und ihn ist es gut so, denn so könnt ihr seinen Gefährten holen.** Nele empfand Bewunderung für die Fähigkeiten der Nachtjäger und lächelte, als er davon erzählte ... denn er beobachtete Skall oft bei der Jagd und freute sich für ihn, wenn eine Jagd gelang.

Und Luc sah in den Gedanken, was Nele gern sah, und daher konnte er sehen, wie Skall sich bei der Jagd und beim Klettern bewegte. **Besser als ne Katze, fast wie ein Affe.** Er sendete kurz das Bild eines Affen und lachte leise, als Nele erstaunt kuckte.

Das tat dieser wirklich, denn solche Tiere hatte er noch nie zuvor gesehen. Doch noch ehe er etwas erwidern konnte, hörte er seinen Freund und lachte leise, als dieser zu ihnen gelaufen kam und nur knapp vor ihnen hielt. *Du hast es sehr eilig, nicht wahr ? Keine Sorge, ich fliege euch rauf, so geht es schneller.*

*Ja, sehr ... und bring ihn zuerst rauf, ich klettere schon mal voraus.* Kaum ausgesprochen, sprang Skall ab und fing an, geschickt wie ein Affe an der Wand hinaufzuklettern. **Dann mal los, Hm ?** Luc lachte, als er Skall nachsah, und trat dicht zu Nele, damit er ihn hinauffliegen konnte.

Jener schmunzelte nur und schüttelte leicht den Kopf, ehe er die Rechte durch die Rückenhalterungen des Proviantrucksackes schlang und danach Lucius auf seine Arme nahm. **Halte dich gut an mir fest, Liebster ... ich werde schnell fliegen, und der Wind wird stark sein.** Dann sprang er ab und schlug mit seinen Schwingen, so daß sie in dem riesigen Schacht rasch an Höhe gewannen und innerhalb weniger Herzschläge Skall überholten, der noch immer kletterte.

Die Aufwinde im Schacht waren stark und so musste Nele sich nicht groß anstrengen. Trotzdem waren die Muskelbewegung sehr gut zu fühlen, und auch, wie tief der Geflügelte atmen konnte. Dann waren sie auch schon oben angekommen und Luc stand wieder auf beiden Füßen. **Hui, also das war wirklich ein sehr beeindruckender Flug.**

Nele lächelte verlegen und gurrte sanft, küßte Lucius zärtlich und nickte, ehe er ihn sehnsüchtig an sich drückte. **Ja ... aber viel zu kurz, leider. Ich muß dann auch wieder los, um Skall zu holen.** Leise seufzend, löste sich Nele von seinem Liebsten und drehte sich um, sprang in den Schacht zurück und flog runter, bis er seinen Freund entdeckte und kurz vor ihm mit den Schwingen schlug, um neben ihm zu fliegen. *Komm - ich bringe dich rauf, ja ?**

*Danke.* Skall hielt sich erstmal mit einer Hand am Fels fest, neigte sich vor und schlang einen Arm um den Nacken des Geflügelten, ehe er den zweiten dazunahm und sich so an dessen Hals hängte. Seinen Schweif schlang er um Neles Hüfte, so hatte er genug Halt und belastete Nele nicht zu sehr. **Du bist ein wirklich guter Freund. Nicht jeder hätte seinen Gefährten gehen lassen.**

Der Blauhäutige flog erst einmal ein wenig, ehe er leise seufzte und ihm antwortete. **Es ist auch nicht leicht ... überhaupt nicht. Alles in mir schreit nach ihm, ich habe ihn erst so kurz bei mir gehabt und fühle schon so, als ob ein Teil von mir abgerissen wird. Aber er möchte zurück und seinen Leuten Bescheid geben ... und er möchte dir und seinem Freund helfen, so wie auch ich. Wie könnte ich dir das Glück versagen, das ich gerade empfinde, und dir danach noch in die Augen sehen können ? Du bist mein Freund, Skall. Wenigstens weiß ich, daß er sicher ist, wenn du bei ihm bist - denn du beschützt ihn für mich, nicht wahr ?** Nele konnte nicht verhindern, daß seine Gefühle unvermindert durch die Gedanken schwangen ... und letztlich auch die Hoffnung und leichte Unsicherheit, die mit seiner letzten Frage verbunden waren.

**Natürlich, was wäre ich denn sonst für ein Freund ? Außerdem würde Vater Jieri mir den Kopf abreißen, wenn ich es nicht täte.** Bei den letzten Gedanken drang leichter Schalk mit, aber an sich waren seine Worte ein ernstes Versprechen.

Ein Versprechen, das Nele eine große Last von seinem Herzen nahm. Und dies zeigte sich in einem erleichterten Lachen, als er mit neugewonnener Kraft mit den Flügeln schlug und noch rascher nach oben strebte. Schließlich kamen sie oben an und Nele landete sanft neben Lucius, lächelte, als Skall sich löste und ging noch mit den beiden bis vor den Höhleneingang, um sie dort zu verabschieden. **Ich vermisse dich schon jetzt, Liebster ... ich hoffe, deine Reise wird leicht werden, so daß sie schneller vergeht.**

**Das hoffe ich auch. Ich will so bald wie möglich wieder bei dir sein.** Luc bemerkte auch, daß er sich nach Nele sehnte und küsste ihn nun nochmals, ehe er mit den beiden zum Ausgang ging, um dort das Nötigste, das in den Rucksäcken verblieben war, einzusammeln. Viel hatten er und Chris eh nicht dabei gehabt, und das Wichtigste verstaute er in einem Rucksack und gab ihn Skall, der das Gepäck tragen würde, da Luc das mit dem Bein sonst nicht schaffte. Der Abschied kam und Nele floh fast in die Höhle, nachdem Lucius ihn nochmal sehr leidenschaftlich geküsst hatte.

Den beiden nachsehen zu müssen, wäre zuviel für den jungen Geflügelten gewesen - denn auch wenn er fast fünfhundert Jahre zählte, so galt er für ihre Rasse noch als jung und er besaß noch nicht die innere Kraft, die es brauchte, seinen gerade erst gefundenen Gefährten ohne inneren Schmerz ziehen zu lassen. Ein Schmerz, den man auch hörte - denn als Nele am Schacht ankam, konnte er nicht mehr weiter und der Schmerz löste sich in einem wortlosen, doch wunderschönen Gesang, der durch die Höhle verstärkt wurde und bis nach draußen klang.

Ein Gesang, der Luc bis ins Mark ging und traurig machte, da er irgendwie fühlte, was es ausdrückte. *So drücken sie ihre Gefühle aus. Dein Verlust schmerzt ihn.* erklärte Skall und blickte kurz in die Höhle zurück. Lucius nickte traurig, weil die Erklärung seine Vermutung und sein inneres Gefühl bestätigte. Er überlegte einen Moment, und schickte nochmals all seine Liebe und Zuneigung zu seinem Gefährten, um ihn so zu trösten. Erst dann folgte er Skall, der sich auf den Weg aus der Höhle machte, und so brachen sie auf, um Elton zu finden.

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Zur selben Zeit kehrte Elton von seiner Reise zurück und seufzte leise, als er sich nach einem Bad und einem leichten Essen in seiner Bibliothek in einen der bequemen Sessel setzte und die Hand auf die kleine Truhe legte, die er auf dem Tisch neben sich stehen hatte. Dort lagen all die neuen Artefakte und Schriftstücke über die Nachtjäger, die seine beiden Freunde ihm während ihrer Reise geschickt hatten und Elton seufzte erneut, als er die Augen schloß und den Kopf an die hohe Lehne des Sessels lehnte. Er konnte sich seine Obsession einfach nicht erklären - und mittlerweile war es wirklich eine Obsession geworden, denn er träumte Nachts schon von diesem faszinierenden Volk und egal, ob er wach war oder schlief, alleine schon der Gedanke an diese schwarzhäutigen Krieger erregte ihn bis ins Innerste und weckte eine Sehnsucht, die nicht erklärbar war. Als er bei diesen Gedanken unwillkürlich erschauerte, legte Elton seine Arme um sich, um ein wenig Halt zu finden und fragte sich, weshalb ihn diese Nachtjäger so sehr faszinierten. Es war nicht logisch - nicht einmal verständlich, denn auch wenn er Männer mochte, so hatte er doch niemals so große oder wilde Männer in sein Bett geholt, da er große Angst vor Gewalt und Verletzungen hatte. Und doch sehnte er sich nach der Berührung einer solch schwarzhäutigen Hand, nach dem Gefühl der scharfen Krallen, die leicht über seine Haut strichen ... nach einem Biß dieser langen Fänge und dem leidenschaftlichen Sex, den ein solcher Mann sicherlich wollen würde. Ein Zwiespalt, der Elton fast zerriss und er schluchzte leise, ehe er sich wieder fing und erneut die Augen schloß. Denn auch wenn es diese Wesen einmal gegeben hatte - Niemand wußte, ob sie auch jetzt noch existierten und der junge Lord schalt sich einen Narren, daß er sich so in eine Idee hineingesteigert hatte. 'Ja, ich bin ein Narr - und doch kann ich nicht aufhören, an sie zu denken.' Allein mit diesen Gedanken, nahm Elton schließlich einen Schluck des Weins, den er schon seit einiger Zeit neben sich stehen hatte und versuchte, zu vergessen ... ein Unterfangen, von dem er schon jetzt wußte, daß es zum Scheitern verurteilt war.

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Die Reise von Skall und Lucius verlief recht gut ... es war schon einiges an Zeit vergangen und passiert. Sie hatten die Männer gefunden, die am Gletscher auf Luc und Chris gewartet hatten und Lucius gab Skall als Chris aus, der Probleme mit den Augen bekommen hatte. Dazu dichtete er ihm noch eine Erkältung an und Skall trug die Kleidung von Chris, einzig der Umhang verdeckte sein Gesicht. Es war glaubhaft, weil Skall hin und wieder hustete, und so gab es keine Probleme auf dem Weg in die kleine Stadt. Lucius war erstaunt, wie schnell Skall lernte. Die Sprache hatte er in wenigen Tagen gelernt und auch, wie er sich verhalten musste. Es zeigte dem Braunhaarigen, wie anpassungsfähig die Nachtjäger eigentlich waren. Skall lernte, was er konnte und passte sich an, um Lucius nicht zu gefährden, und damit er sich gleich mit Elton verständigen konnte. Die Reise war für ihn sehr aufregend. Gerade die Fahrt auf dem Schiff, die sie wenige Wochen nach Verlassen der Höhle angetreten hatten, war etwas, das wohl keiner seiner Rasse jemals zuvor erlebt hatte. In der Kajüte blickte Skall fasziniert aus dem Fenster, da der Hafen von England schon zu sehen war und fühlte Elton immer mehr, bald war er bei ihm. "Wie lange noch ?" fragte er zum x-ten Mal und Luc seufzte. "Die Lichter vom Hafen sind schon zu sehen, dann fahren wir noch mit der Kutsche zu Elton, und dann bis du endlich bei ihm. Aber du solltest dich schon verbergen, wir legen bestimmt bald an." Skall nickte und tat, was Luc sagte. Seine Aufregung musste er erstmal wieder zurückdrängen.

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