Balken01a


“Eine neue Welt” 02
 

backset3line

}|{

Als die Nacht hereinbrach, ließ Kalga die Wachen wechseln und betrachtete mißtrauisch die Ebene und den Wald, da er ahnte, daß es auch hier Raubtiere geben würde. Für einen Moment war er versucht, Feuer entzünden zu lassen - doch noch wußten sie nicht, wie die Pflanzen auf so etwas reagierten und er wollte auf keinen Fall, daß sich das Feuer aus Versehen ausbreitete. Also stellte er sich auf eine lange Nacht ein und knurrte mißbilligend, als die Kinder sich aus der Luke seines Raumschiffes wagten, um mit großen Augen die Pflanzen und Insekten zu betrachten, die um sie herum leuchteten. "Geht hinein - ihr sollt schlafen und nicht die Wachen ablenken, Kinder." Wie immer, wenn er etwas von ihnen verlangte, gehorchten die Kleinen sofort ... doch sie jammerten leise, denn gerade die leuchtenden Pflanzen waren so schön, daß sie kaum ihre Blicke davon wegreißen konnten. Erst, als auch die letzten Kinder von ihren Müttern reingescheucht worden waren, wandte Kalga sich wieder zu der Ebene und den Wäldern - und selbst er konnte nicht umhin, die in sanften Farben leuchtenden Pflanzen zu bewundern. Doch er ließ sich davon nicht von seiner Wachsamkeit ablenken und befahl den Wachen, um sich herum einen Kreis aus ihrer Kampfkraft zu errichten - und sie folgten, ließen ihre innere Kampfkraft erwachen und diese Energie einen Kreis um sie bilden, der so lang wie ihre Speere war. Kalga selbst nutzte nur einen kleinen Teil seiner großen Kraft und schuf einen Kreis um sich, der einige Meter weit reichte - dann schloß er die Augen bis auf einen schmalen Spalt und lehnte an die metallene Außenhülle des anderen Raumschiffes, schöpfte durch seine Ruhe Kraft und wartete darauf, ob sich in dieser Nacht, die durch den blauweißen Schein des Planeten erhellt wurde, Gefahren zeigen würden.

}|{

Nur wenig später schlich sich doch ein Kind heraus. Es war ein kleiner Junge, der sehr neugierig war, und in ihm schlummerte die Magie des Pflanzenformens. Genau deswegen war er so neugierig, und schlich sich hinaus. Naveed beobachtete dies, und seine Augen verengten sich. "Ist das ein Kind ? Es ist ein Kleines."

Da Kalga bei dem anderen Raumschiff war, bemerkte er es nicht, da der Kreis seiner Aura nicht so weit reichte - und auch die anderen Wachen bemerkten es nicht, da sie just in diesem Moment abgelenkt wurden. Der große, elfenbeinhaarige Anführer war der Erste, der aufmerkte und die wolfsgroßen, haarlosen Räuber bemerkte, die sich ihnen näherten - es war ein ganzes Rudel und er richtete sich auf, packte den riesigen Kampfspeer in seiner Hand fester und rief seine Krieger zur Ordnung, um die Räuber weiterhin zu beobachten. Er fühlte die Aggressivität dieser Wesen ... doch er fühlte auch, daß sie nur aus Hunger und Neugier kamen, da diese Fremden eine ihnen unbekannte Beute waren. "Legt die Waffen weg - ich will nicht, daß ihr sie tötet ! Ihr habt gelernt, euch anders zu verteidigen, nutzt euer Wissen !" Auch er drehte den Kampfspeer um und rammte ihn in die fruchtbare Erde, nickte, als die Männer seinem Beispiel folgten und zu ihm kamen, um dem Angriff des Rudels entgegenzustehen, während die Luken der Raumschiffe geschlossen wurden.

Das Kind war jedoch draußen geblieben, und wurde auch gleich von einem der Raubtiere entdeckt. Es war ein jüngeres Raubtier und lief vom Rudel weg, um der Beute zu folgen, während sein Rudel auf die Menschen losging, um sie anzugreifen, da sie nach köstlicher Beute rochen. "Ihr Götter, das Kind !" Kinder waren seinem Volk heilig, und so zögerte Naveed nicht lange und sprang hinab in das Dickicht, um das Kind dieser Wesen vor dem jungen Zaqua zu retten.

Währenddessen wehrten die Krieger die anderen Tiere des Rudels mit ihren Fäusten ab, die durch die Kraft ihrer inneren Stärke durch Fleisch und manchesmal auch durch Knochen brachen, doch so, daß die Tiere überleben würden. Auch Kalga wehrte die Tiere ab, die ihnen allen mit ihren langen Krallen und Fängen tiefere Wunden schlugen. Doch dann wichen diese kleineren Räuber zurück und ein lautes, tiefes Brüllen erfüllte die Luft - ein Brüllen, das Kalga aufknurren ließ, denn es bedeutete, daß ein größeres Raubtier kam und sie ebenfalls als Beute auserkoren hatte. Doch gerade, als dieser nachtschwarze Schatten mit den hell leuchtenden, weißtürkisen Streifen sie angriff, hörte er den Schrei eines Kindes und wurde abgelenkt, so daß das Tier es schaffte, die langen Fänge in seinen instinktiv erhobenen Arm zu schlagen. Die Sorge um das Kind und der Schmerz der Wunde ließen den Zorn in Kalga erwachen und die Aura seiner Kraft verstärkte sich sichtbar, ehe er zuschlug und den Kopf des Raubtieres mit seiner Faust zerschmetterte. Noch im gleichen Moment versiegte sein Zorn und für einen Moment zeigte sich Trauer auf seinen Zügen, ehe er seinen Kampfspeer aus der Erde zog und dem Kind hinterherlief, das von einem der kleinen Räuber verfolgt wurde.

Der Schamane hatte die kurze Trauer gesehen, und nickte sacht. Diese Wesen ehrten die Natur und hatten sogar die Speere weggelegt, um die Tiere mit bloßen Händen abzuwehren. Derweil jagte Naveed dem Kind nach, das von dem kleinen Jäger verfolgt wurde. Er sprang auf einen Ast, lief über dem Kind und packte es schließlich an dem Hemd, das es trug, um es gerade noch vor dem schnappenden Zaqua wegzuziehen. Er fauchte das kleine Tier an, und es flüchtete sofort. Danach zischte Naveed das Kind an, damit es schwieg und hörte schon, wie Kalga durch das Unterholz krachte, gefolgt von weiteren Räubern.

Doch der große Krieger ließ erneut seine starke Kampfaura erwachen und drehte sich kurz um, um die Tiere anzuknurren ... und als diese nicht zurückwichen, sie zornig anzufunkeln. Ohne weiter zu zögern, ballte er die Rechte zur Faust und schlug zu, so daß die Kraft seiner Stärke wie eine Keule zustieß und die einige Meter weiter weg stehenden Tiere wegschleuderte. Erst, als diese winselnd davonliefen, ließ Kalga seine Aura wieder versiegen und rief nach dem Jungen, der aufschluchzte und nun seinerseits bebend vor Angst nach Kalga rief. Dieser sah sofort nach oben und seine Augen verengten sich - doch er hatte undeutlich erkennen können, daß dieses Wesen den Jungen hochgezogen hatte und so entspannte er sich ein wenig, nickte langsam und streckte seine Hand mit der Fläche nach oben aus, ehe er ein "Gib ihn mir. Bitte." zu dem menschenähnlichen Wesen sprach und den Speer in die Erde stieß.

Naveed fauchte leise, weil er selber Angst vor diesem Mann hatte. Das Kind lag zitternd in seinen Armen, und er zögerte nur kurz und kam vorsichtig so nahe an Kalga heran, daß er ihm den Jungen gefahrlos in die Arme fallen lassen konnte. In dem Moment, wo Kalga den Jungen fing, verschwand Naveed lautlos und ungesehen, da der Häuptling kurz wegsah, weil er auf das Kind achten musste.

Als Kalga wieder aufblickte, verengte er kurz verärgert die Brauen, denn er hatte sich wirklich ablenken lassen und deshalb nur durch seine Aura bemerkt, wie dieses fremde Wesen weglief. Doch dann vergaß er seinen Ärger, da der kleine Junge sich schluchzend an der ärmellosen, an der breiten Brust durch Lederbänder verschnürten Lederweste festklammerte und hielt ihn behutsam an sich, ehe er leise zu ihm sprach. "Hab keine Angst mehr, Ricky ... ich bin hier und beschütze dich, das Raubtier ist weg. Und wie es aussieht, hast du sogar noch einen weiteren Beschützer gehabt - dieses menschenähnliche Wesen hat dir nichts getan, oder ?" Der Junge war nicht weiter verletzt, nur ein paar Schrammen vom Unterholz zeigten sich an seinen Beinen und Armen ... und Kalga hoffte, daß dieses Wesen dem Jungen nichts getan hatte.

"Nein ... es hat geholfen ... aber es war wie ein Raubtier." schluchzte Ricky, und beruhigte sich nur schwerlich. "Fangzähne und Krallen ... und die Haut war ganz weich." Der Kleine stammelte nur, und schluchzte immer wieder. Naveed war nicht weit, er beobachtete die Szene und sah sehr wohl, daß sich das Kind bei dem großen Mann sicher fühlte, und der Mann schimpfte ihn auch nicht, sondern streichelte ihm beruhigend über die Haare.

"Schhhh ... dies ist eine andere Welt und die Menschen hier sind auch anders, wie es scheint. Und auch ich habe Fänge und Krallen, Hm ? Und vor mir hast du keine Angst, Kleiner. Und nun komm, wir gehen wieder zurück - ich muß mich um die Krieger kümmern und du mußt zurück zu deiner Mutter, sie wird umkommen vor Sorge." Noch während er sprach, riß Kalga den Speer wieder aus der Erde und drehte sich um, lief zurück zu den Schiffen und wies seine Männer harsch zurecht, da sie noch immer unruhig waren und es mieden, in die Nähe des riesigen Raubtieres zu kommen, das Kalga angegriffen hatte. "Verdammt - beruhigt euch ! Die Räuber sind weg und werden so schnell nicht wiederkommen, da sie uns nun fürchten ! Ricky, geh zurück zu deiner Mutter - sorge dafür, daß er so schnell es geht, zu ihr kommt, Marv !" Der angesprochene Krieger nickte nur respektvoll und nahm Kalga den Jungen ab, ehe er zu dem anderen Schiff lief, die Luke öffnete und nach innen trat, um das Kind dort bei dessen Mutter abzuliefern. Währenddessen wandte sich der große Krieger dem toten Biest zu und seufzte leise, schloß für einen Moment die Augen und neigte respektvoll den Kopf, ehe er den Dolch aus der Scheide an seinem Oberschenkel zog und die Krallen und Fänge des Biestes abschnitt. Erst dann rief er einen der Heiler und wies ihn an, nachzufühlen, ob man das Fleisch essen konnte - und als der es bestätigte, nickte Kalga und begann damit, den Kadaver auszuweiden und zu häuten, während einige der Krieger nun ein geschütztes Feuer an einer grasfreien Stelle entfachten, um das Fleisch für ihre Leute zu braten. Es war nicht viel, das jeder bekam - doch es war das erste Frischfleisch seit Jahren, und sie freuten sich alle darauf.

Auch das wurde vom Schamanen beobachtet, und er blickte zu Naveed, der zurück war und noch immer sehr aufgewühlt wirkte. "Bist du verletzt, Naveed ?" fragte er besorgt, und sein Jüngster schüttelte den Kopf. "Nein, er hat mir nichts getan ... unglaublich, wie zerbrechlich ihre Kinder sind. Wie unsere Neugeborenen, dabei war das Kind schon älter." Er hatte einfach nur gehandelt, und erst jetzt kam die Angst hoch, die er eigentlich gehabt hatte, denn der große Anführer war ihm nicht geheuer. "Der Anführer hat unglaublich viel Kraft. Habt ihr gesehen, wie er den Rafiki niedergeschlagen hat ?" Vater und Bruder hatten es gesehen, ebenso wie die leichte Trauer über das, was geschehen war. "Ja, aber er ehrte ihn ... er war betroffen darüber und dankte der Natur für das Fleisch. Scheinbar haben sie lange Zeit keines gegessen - jeder bekommt einen kleinen Happen, obwohl sie so viele sind, nur damit jeder kosten darf." Aska sah das als gut, denn ein schlechter Häuptling würde anders handeln. "Wir werden sie noch ein paar Tage beobachten."

Der Ältere der beiden Brüder nickte einfach nur und seufzte leise, als er wieder zu diesen Menschen blickte und beobachtete, wie einige der Frauen das Fell auf einen Rahmen spannten und damit begannen, das restliche Fett und Fleisch von dem Leder zu schaben und in einer Schüssel zu sammeln. "Ja, dieser große Fremde hat sehr viel Kraft. Aber er scheint sie noch verstärken zu können, es ist fast wie Magie - als er es tat, konnte ich es fühlen." Allein schon der Gedanke ließ ihn erschauern, doch dann blickte er wieder zu seinem Vater und seufzte leise. "Wie lange willst du sie noch beobachten, Vater ? Unser Häuptling wird unruhig werden, wenn du so lange weg bist. Und wir sollten ihm immer wieder berichten."

"Geh du berichten, ich muss noch mit Naveed sprechen." Aska brauchte nach seinen Worten nur einen Blick zu seinem Ältesten und es genügte, daß er aufbrach, um zum Dorf zurückzukehren. "Komm zu mir, ich will sehen was du sahst, und fühltest." Aska winkte Naveed zu sich, der sogleich gehorchte und sich gegenüber von seinen Vater hockte. Dies war etwas, das nur Schamanen konnten, und so legten Vater und Sohn ihre Stirn aneinander und schlossen die Augen. Naveed dachte an das, was passiert war - und Aska las all das, um genaues zu erfahren. "Schade, daß du das Kind nicht hast fühlen können, aber ich verstehe es ... all das war aufregend." Sie lösten sich nun wieder, und Naveed fauchte leise. Er mochte dieses Ritual nicht gern, aber er wusste, daß es gut war. "Ein paar Tage noch ... wir werden sehen, was geschieht."

}}|{{

 

Website Design Software NetObjects Fusion
Bar08
Bar08b