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”Die weiße Rose des Ostens” 19
 

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Erneut war Zeit vergangen und der Sommer verwöhnte sie mit wundervollem Reisewetter. Sie reisten nunmehr seit fast drei Monaten und Amalric beobachtete mit einem kurzen, ungesehenen Lächeln seinen jungen Junker und ihren Leibdiener, die den schönen Morgen an dem Fluß, an dem sie rasteten, dazu nutzten, um sich gegenseitig in dem angenehm kühlen Wasser zu verwöhnen. Die Wunden Juans waren inzwischen völlig verheilt und auch die Narben waren so klein, daß man fast nicht glauben konnte, daß die Wunden so tief gewesen waren. Antares hatte ein wirklich gutes Wissen über den menschlichen Körper, fast schon unerwartet gut - doch es war eine gute Grundlage für das Wissen, das Tahir ihm weitervermitteln konnte. Wissen, das der junge Leibdiener aufsog wie ein Schwamm - ebenso wie Juan eine jede der Unterrichtsstunden genoß, die ihm Amalric gab. Sie waren inzwischen alle gute Freunde geworden, trotz ihres Standesunterschiedes ... und so benahmen sie sich auch vertrauter, wenn sie alleine waren, so wie jetzt. Dann jedoch fühlte der junge Adelige sanfte Hände, die sich von hinten um ihn legten und lächelte, drehte sich etwas und umfing seinen wunderschönen Gefährten. "Sie entwickeln sich absolut prächtig, mein Herz ... beide blühen sichtbar auf, nicht wahr ?"

"Das ist auch gut so. Ich bin froh, daß wir ihnen das ermöglichen können, nachdem es ihnen so schlecht erging. Und beide lieben ihre Aufgaben." Gerade Antares war hin und weg, wenn Tahir ihm etwas über die Heilkünste aus seinem Land erzählte, denn das, was man hier heilen nannte, war barbarisch, zumindest in den Augen des Arabers. "Ich kann noch nicht immer glauben, daß man meint, alles, was den Körper befällt, könnte man mit Aderlass bekämpfen." Das taten die Araber meist bei den Pferden, wenn sie eine bestimmte Hufkrankheit hatten.

Amalric zuckte nur mit den Schultern, denn er wußte, daß die sogenannten Ärzte meist nur Quacksalber und Kurpfuscher waren. "Es gibt Mönche, die sich auf die Kunst des Heilens mit Kräutern spezialisierten ... und manche Ärzte sollen sogar sehr gut sein, es sind meist solche, die in renomierten Schulen in Griechenland oder Ägypten studierten. Doch sie sind nicht gerne gesehen, da es meist Juden sind - oft genug müssen sie um ihr Leben fürchten. Ich bin froh, daß du so klug bist, mein Herz ... und auch, daß unser junger Leibdiener so ein eifriger Schüler ist. Er hat dir sicherlich schon erzählt, daß es hier von der Kirche verboten ist, sich den Aufbau des menschlichen Körpers an Leichen anzusehen - doch der Junge hat es oft genug getan, und was dieses Wissen nutzt, sieht man an Juan. Er hat keinerlei Einbußen durch die Narben seines Rückens und sie sind so gering, daß man sie sogar fast nicht mehr sehen kann ... ich denke, Antares hat das beste Potential, in unserem Orden mit dir ein Gelehrter und Mediziner zu werden, während Juan auf dem besten Wege ist, ein sehr guter Kämpfer und bald ein Ritter zu werden."

"Nein, das hat er noch nicht erzählt ... und wie soll man heilen, wenn man den Körper eines Menschen nicht kennt ? Ich habe es auch oft gesehen, und auch bei Operationen zugesehen und musste helfen. Wenn zum Beispiel Frauen nicht gebären konnten, haben wir sie aufgeschnitten und das Kind so auf die Welt gebracht." Für Tahir waren hier wirklich fast alle Barbaren, aber es war hier nunmal so.

Das wußte Amalric auch - und bis er seinen Gefährten kennenlernte, lebte er in dem Glauben, daß die Araber die Barbaren seien, da er es nicht besser wußte. Doch nun neigte er sich zu ihm und küßte ihn sanft, ehe er die schwielige Rechte durch das seidenweiche, helle Haar Tahirs gleiten ließ. "Aber nun sind wir hier, um das zu ändern - unsere Burg und auch unser Orden soll ein Hort des Wissens werden, und ich verspreche dir, daß du die Bibliothek so groß und schön ausbauen kannst, wie du es möchtest." Denn mittlerweile wußte der junge spanische Adelige, wie wertvoll Bücher und Wissen sein konnten - und er hatte keinesfalls vor, diesen Aspekt zu vergessen, wenn er Knappen unterrichtete, sondern wollte auch zu den Abteien und Medizinern reisen, damit Tahir dort lernen und Bücher kaufen konnte. Währenddessen genoß Antares im seichten Flußwasser die leidenschaftliche Zuwendung seines Liebsten und stöhnte leise, als dieser ein wenig härter in ihn kam. Sicherlich mochte er auch die eher sanfteren, zärtlichen Vereinigungen zwischen ihnen ... doch sie waren beide jung und leidenschaftlich, und so kostete er diese feurigeren Male sichtbar aus und legte die Hände an den Hintern Juans, um ihn enger an sich heranzuziehen.

Der knurrte dunkel bei jedem Stoß und genoss im Moment ihre etwas wildere Vereinigung. Sicher wechselten sie oft, aber im Moment fanden sie beide das wilde sehr schön. Allerdings dauerte es nicht lange, und Juan kam dunkel stöhnend und biss dabei dem Schlanken in den Nacken.

Und das genügte, daß auch Antares sich verströmte und sacht bebend Halt an den harten Muskeln des jungen Kriegers suchte. Erst nach einigen Herzschlägen war der junge Leibdiener wieder soweit, daß er sich etwas umdrehen konnte - und nach einem satten, zufriedenen und innigen Kuß löste er sich etwas mehr, um damit zu beginnen, Juan zärtlich zu waschen. "Weißt du eigentlich, daß du immer besser wirst, mein Hengst ? Auch als Krieger, doch vor allem in den Fellen." Die Worte des Silberäugigen waren zärtlich und dennoch sprach Antares aus Überzeugung. Er wußte, daß Juan Komplimente nicht gerne mochte, da er als Söldner nie welche bekommen hatte ... doch manchmal sprach der Schlankere seine Bewunderung aus und meinte sie auch ernst, darauf hoffend, daß sein Liebster sie als die Liebesbezeugung und ehrliche Bewunderung annahm, die sie waren.

Das tat Juan, aber es war für ihn noch immer ungewohnt - gerade, weil er mit rauhen Worten und viel Geschimpfe aufgewachsen war. Lob gab es so gut wie keins, und das hatte ihn geprägt. Tahir lächelte sacht und küsste seinen Liebsten auf die Wange. "Juan ist immer total durch den Wind, wenn Antares ihn so lobt und bewundert ... ich kann es ein wenig verstehen." Er beobachtete noch, wie Juan sich völlig aus dem Schlanken löste und wie sich beide abwuschen, damit sie sauber waren, wenn sie sich nachher anzogen um zu packen, da sie bald weiterreisen würden. "Bald sind wir in deiner Heimat, nicht wahr ?"

"Ja, mein Herz - noch einige Tagesreisen, dann werden wir ankommen. Wir könnten schneller sein, doch ich möchte in der nächsten Stadt noch rasten und einige Vorräte und Geschenke einkaufen, ehe wir den Weg zu den Ländereien meiner Familie einschlagen. Ich bin einmal gespannt, ob sie mich wiedererkennen ... inzwischen bin ich erwachsen geworden, die lange Zeit des Kreuzzuges hat mich sehr geprägt. Und sie hat mir das Schönste geschenkt, das ich mir wünschen kann: Einen wunderschönen Gefährten, eine kleine Familie und die Möglichkeit, das zu tun, das ich will und nicht das, was ich muß." Gerade das waren Dinge, die für ihn vor dem Kreuzzug nicht einmal Träume gewesen waren - und er war auch schon auf die Reaktionen der Bauern, Ritter und vor allem seiner Mutter und Geschwister gespannt, wenn sie ihn wiedersahen.

"Ich hoffe, ich mache dann nichts falsch." Das war ein Sorge des Arabers, denn er hatte zwar alles gelernt und lebte es schon, ohne nachdenken zu müssen, aber bei einer Familie war es doch anders. "Ich will dich nicht in Schwierigkeiten bringen."

Diese Ängste kamen immer wieder hoch - doch Amalric wurde es nicht müde, seinen Gefährten in dieser Hinsicht zu beruhigen. "Keine Sorge, mein Herz ... du kannst überhaupt nichts tun, das mich in Schwierigkeiten bringt. Verhalte dich einfach nur so, wie du es bei Fremden immer getan hast - zeig ihnen deine herrliche Kälte und dein gerechtfertigtes Selbstbewußtsein. Du bist ein Adeliger und wertvoller als sie alle zusammen ... und du hast es auch verdient, so behandelt zu werden, und das wirst du auch. Sobald sie deine Kleidung und deinen Schmuck sehen, werden sie dich respektvoll behandeln - und wenn ich deinen Titel nenne und erzähle, daß wir beide Anhänger dieses Kriegerordens sind, werden sie dich mit dem tiefsten Respekt behandeln. Und wenn es etwas gibt, das du nicht kennst und du nicht weißt, wie du dich verhalten sollst, frage mich ... es braucht dir auch nicht peinlich zu sein, denn du kommst aus einem anderen Land mit anderen Sitten, und Spanien ist dir noch fremd." Dann küßte Amal seinen Liebsten noch einmal zärtlich auf die Lippen, ehe er sich wieder löste und nach draußen ging, um seine Morgentoilette zu erledigen und danach ein wenig mit Juan zu trainieren. Währenddessen wünschte Antares ihm einen guten Morgen und kam danach geschwind zu Tahir, um auch ihm einen guten Morgen zu wünschen und ihm bei dessen Morgentoilette zu helfen.

Als Antares auf ihn zukam, lächelte Tahir und stand langsam auf. "Du strahlst immer so ... es gefällt dir sehr mit Juan, hab ich recht ?" Seine Finger fanden rasch den Weg in die Haare des Jungen und er koste zärtlich durch die weiche Pracht. Der Junge hatte sich deutlich erholt, das Haar war noch dichter und glänzender geworden, und er bestand nicht mehr nur aus Haut und Knochen.

Und wie ein jedes Mal genoß es Antares sehr, wenn ihm sein Herr durch die Haare koste, lehnte sich ein klein wenig in dessen Arme und schloß für einen Moment die Augen. "Ja, Herr ... sehr. Er kann wild und leidenschaftlich, oder auch sanft sein ... und es ist ein jedes Mal schön und schmerzt nicht, so ganz anders als zuvor. Und ich mag es auch, ihn bei mir zu haben, seinen Geruch und den Klang seiner Stimme ... ich bin in ihn verliebt, nicht wahr ? Es ist so, wie es immer in den Legenden beschrieben wird und manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich ihn so ansehe, wie auch ihr den Herrn anseht, Herr. Ich bin so dankbar, daß ihr mich damals gerettet und mitgenommen habt - so gut wie hier ging es mir nie und hier habe ich auch Juan gefunden."

"Ja, ich denke, du bist verliebt. Er mag dich auch, aber seine Liebe muss noch wachsen, da er es nicht kennt. Du musst dich hin und wieder etwas zurückhalten, er ist sonst überfordert." Tahir sprach sanft zu seinem Schützling und lächelte. "Und nun lass uns gehen, wir brechen bald in die nächste Stadt auf, um dort noch einiges zu besorgen. Dann kannst du wieder für uns feilschen."

Das ließ Antares wieder leise schmunzeln, ehe er nickte und sich löste, um die kleine Truhe aufzunehmen, in der die Bürsten und auch die Rosenölcremes samt einiger anderer Toilettenartikel verstaut waren. Der junge Diener hatte es sich zu seiner persönlichen Aufgabe gemacht, seinem Herrn einen jeden Morgen bei dessen Körperpflege behilflich zu sein ... und er tat es auch gerne, denn sie konnten die Zeit auch immer für einige kleine Gespräche nutzen, da sie dabei alleine waren. "Natürlich, Herr - es wird mir eine Freude sein, für euch die Preise herabzuhandeln. Lediglich bei den edleren Waren wie Schreibzeug oder Bücher kann ich euch nicht helfen, Herr ... dort ist es immer besser, wenn es der Herr Amalric macht, er als Adeliger bekommt eher einen Nachlaß oder einen Bonus als ein einfacher Diener wie ich." Und ebendieser lächelte als er sah, daß die beiden zum Wasser gingen, damit Tahir sich waschen, eincremen und die Haare bürsten lassen konnte. Amal bemerkte auch den kurzen Blick seines Junkers und schmunzelte, als er diesem auf die fast ebenso breite Schulter schlug und kurz zum Wasser nickte. "Du siehst wieder zu den beiden ... gefällt es dir, wenn Antares Tahir hilft, die Rosencreme aufzutragen ? Ich habe gesehen, daß du hin und wieder geschnuppert hast, wenn Antares dich danach berührt."

"Er hat immer so weiche Hände danach ... und auch so. Dieser Geruch ist ganz nett." Juan spielte es ein wenig herunter, er musste ja nicht sagen, daß er es wirklich schön fand, wenn Antares nach Rosenöl duftete. "Herr Tahir hat auch so weiche Hände, und doch bekommt er keine Schwielen beim Kämpfen." Das bewunderte Juan ein wenig und er betrachtete sich seine schwieligen Hände, die auch hier und da Narben aufwiesen.

Das ließ Amalric leise schmunzeln und er hielt seine eigene Hand daneben, die ebenso schwielig und hier und da auch narbig war. "Das liegt daran, daß wir anders kämpfen, Juan - mein Gefährte vermeidet Wunden durch seine besondere Geschmeidigkeit und Schnelligkeit, wir sind anders. Und ich denke, die zwei wollen uns auch gar nicht anders - ich weiß es bei Tahir und ich sehe es auch immer wieder bei Antares, wenn er deine Narben bewundert und sie ein wenig mit der Salbe behandelt, die er mit Tahir zusammen hergestellt hat. Vielleicht solltest du ihm einmal sagen, daß du es magst, wenn er so duftet ... ich weiß, du hast so etwas nie tun müssen, mir ging es anfangs nicht anders. Und doch bist auch du wie ich ein Spanier und dein Inneres drängt danach, daß du deinen Liebsten ein wenig verwöhnst - du tust es bisher nur, wenn ihr die körperliche Liebe teilt, aber vielleicht solltest du es ihm auch außerhalb davon zeigen. Und damit meine ich nicht, daß du vor Eifersucht kochst, wenn er beim Feilschen mit den Händlern schäkert."

Daß Amalric so grinste, passte Juan gar nicht und er verzog kurz das Gesicht, um zu schmollen. "Sowas kann ich doch nicht sagen ... da komme ich mir seltsam vor." Er schmollte wirklich ein wenig und blickte seitlich zu den beiden Schlanken. Sie unterhielten sich angeregt, und Antares plapperte wieder wie verrückt vor sich hin.

"Das weiß ich doch - glaub mir, ich konnte gar nicht schnell genug wegkommen, wenn ich meinen Vater hörte, wie er meiner Mutter Komplimente machte. Erst, als ich Tahir kennenlernte, erwachte es auch in mir ... und ich brauchte eine gute Weile, um es auch zu zeigen. Bei dir ist es noch stärker ausgeprägt, da du so etwas niemals kennengelernt hast ... wie wäre es, wenn du es nicht sagst, sondern zeigst ? Ihm einfach so mal einen Kuß gibst oder durch seine Haare streichelst, er mag das sehr. Oder einfach nur einmal mehr Zeit nehmen, wenn ihr euch in den Fellen verwöhnt. Aber darüber können wir ja noch einmal sprechen, wenn mehr Zeit ist - spätestens auf der Burg, in der wir dann wohnen werden, ist Zeit genug. Jetzt sollten wir noch ein wenig trainieren, ehe wir das Zelt abbauen."

"Ja, das sollten wir." erwiderte Juan sogleich, denn er wollte auf das Thema von eben vorerst nicht weiter eingehen. Auf das Training freute er sich immer wieder - denn er war zwar erfahren, aber es fehlte ihm an der gewissen Feinheit, und die brachte ihm sein Herr nun bei.

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Seither waren einige Tage vergangen und sie verließen gerade eben die Stadt, in der sie die letzten Tage verbracht hatten. Wie immer hatte sich ihr Gepäck um einige Bücher, Schreibzeug, Vorräte und diverse andere Dinge vermehrt und Antares lächelte sacht, als er daran dachte, wie er seine Herren damit verblüffte, daß er alles auf ihrem Wagen unterbringen konnte. Doch dann kehrten seine Gedanken wieder zu dem Gespräch zurück, das sie am Abend zuvor in ihrem Zimmer geführt hatten. Amalric erklärte ihnen allen, was sie bei seiner Familie zu erwarten und wie sie sich zu verhalten hatten - und auch, daß er und Juan nun neue Herkünfte erhielten. Juan war nun der Sohn eines Raubritters, den Amalric zu seinem Junker gemacht hatte - und Antares der dritte Sohn eines Apothekers, dessen Dienste als Leibdiener an Tahir verkauft worden waren. So erklärten sich ihre Talente und es würde keine Fragen wegen ihrer Herkunft geben ... etwas, das dem jungen Dieb bisher immer wieder ein wenig Sorgen bereitet hatte. Doch nun war diese Sorge vorbei und sie belastete ihn nicht mehr, so daß er sich wieder um andere Dinge kümmern konnte. Es waren nurmehr wenige Tagesreisen, bis sie an der Burg ankamen und schon jetzt wurden sie von den Bauern am Wegrand verblüfft betrachtet, ehe sie Amalric erkannten, scheu grüßten und respektvoll die Köpfe neigten.

Tahir sah das nur aus den Augenwinkeln, denn seinen Blick hielt er kühl und distanziert nach vorne gerichtet. Er war, seit sie in der Stadt waren, in seiner kühlen Fassade und er würde sie von nun an so lange aufrechterhalten, bis er und Amalric allein waren. "Sie erkennen dich schon ... mal sehen, ob deine Familie dich erkennt."

"Darauf bin ich ebenfalls gespannt, Tahir ... denn ich sehe mittlerweile so aus wie mein Vater in seinen jungen Jahren. Gerade Mutter dürfte sehr überrascht sein, denn ich ging als unreifer Bengel und komme als gestählter Mann zurück." Da sie nun immer wieder anderen Kutschen, Wanderern, Arbeitern oder Reitern begegneten, sprach Amalric seinen Gefährten nurmehr mit seinem Namen an - es wäre nicht klug, etwas intimeres preiszugeben, da es von anderen Ohren gehört werden konnte. "Meine Mutter macht mir keine Sorgen ... es ist mein Bruder, der mir Kopfzerbrechen bereitet, er ist gierig und wird versuchen, mir Steine in den Weg zu legen."

"Dabei hat er nichts zu befürchten, du bist nicht an seinem Platz interessiert und baust etwas Eigenes auf." Intrigen gab es auch bei seinem Volk, aber hier kamen sie ihm sehr schwerwiegend vor, da es seiner Meinung nach wirklich um Nichtigkeiten ging. Eigentlich war klar, daß Amal nicht danach strebte, Oberhaupt der Familie zu werden - aber scheinbar war der Bruder mehr als nur verbittert und traute keinem.

So war es auch und der junge Spanier seufzte innerlich, als seine Augen sich kurz verhärteten. "Sicherlich wird er erleichtert sein, wenn er erfährt, daß ich nun nicht mehr in der Rangfolge über ihm stehe - doch er ist gierig, es wird ihm nicht schmecken, daß ich die kleine Burg mit der Pferdezucht und die angrenzenden Ländereien für uns und den Orden möchte. Doch ich denke, wenn ich Mutter dafür begeistern kann, dann wird er es nicht ablehnen können." Dann grüßte Amalric einen ihrer Familie untergebenen Adeligen, der die Einbringung der Ernte kontrollierte, lächelte innerlich bei dem mehr als nur verblüfften Blick des Anderen und ritt vorbei, damit sie weiterkamen. "In etwa drei Stunden erreichen wir einen guten Gasthof, der an einer Brücke liegt - dort kehren wir für die Nacht unter."

"Sind die Ländereien deiner Familie so groß ? Es ist erstaunlich." Tahir war beeindruckt, denn sie hatten noch ein wenig Ritt vor sich und schon jetzt waren sie auf dem Land von Amalrics Familie. Die Felder waren prächtig und trugen gute Ernten, und es zeigte Tahir, daß dieses Land gut geführt wurde. "Dein Vater ist sicher ein guter Herr gewesen."

"Das war er wirklich - streng, doch gerecht und er wurde von den Adeligen und auch dem einfachen Volk geliebt." Amalric erinnerte sich gerne an ihn - doch dann seufzte er leise, denn er erinnerte sich noch gut daran, daß sein Vater auf diesem unsinnigen Kreuzzug sein Leben lassen mußte. Doch andererseits ... "Auch wenn er so dumm war, auf diesen unseligen Kreuzzug zu gehen und dort starb - ohne ihn hätte er mich niemals nach Arabien gebracht und ich hätte dich nicht kennengelernt, Tahir."

"Ja ... das Schicksal geht seltsame Wege, aber damit muss man leben und ich lebe gern damit, da es uns zusammenführte." Jetzt konnten sie kurz offen sprechen, da keiner in der Umgebung war. "Meinst du, sie wissen schon, daß er tot ist ?"

Amalric schüttelte kurz den Kopf, ehe er seinem Gefährten leise antwortete. "Nein - aber sie werden Morgen wissen, daß ich komme. Der Adelige, dem wir zuvor begegnet sind, wird schon Reiter losgeschickt haben, um meine Familie zu benachrichtigen, daß ich zurückkomme - und es wird sie verwirren, denn eigentlich hätte man nicht vor dem nächsten Frühjahr mit den Kreuzrittern gerechnet. Ah, wir kommen bald an ... ich kenne diese Wegkreuzung, in etwa einer Stunde werden wir am Gasthof sein." Dadurch, daß es schon seit einigen Tagen nicht mehr geregnet hatte und die Sonne die Wege trocknete, waren sie besser passierbar, als der junge Ritter gedacht hatte - und so kamen sie trotz des schweren Wagens schneller voran und würden das Gasthaus bald erreichen.

"Ich hoffe, sie werden nicht zu sehr trauern." Tahir bedauerte den Verlust, denn wenn die Mutter ihren Mann so sehr geliebt hatte, würde es schwer für sie werden. Daß sie nun bald rasten würden war gut, denn die Kutschpferde waren langsam müde, und die Jungen ebenso. "Ich bin froh, wenn wir das Gasthaus erreichen, ich trage die Kälte meiner Maske nicht gern so lange."

Das wußte Amalric auch und nickte, denn sie konnten erst im Zimmer des Gasthauses die Masken ablegen, die sie wegen der Menschen um sie herum trugen. "Wir machen etwas schneller, Antares - treib die Pferde ein wenig an, damit wir schneller ankommen." Der junge Leibdiener nickte nur und schnalzte kurz mit den Zügeln, so daß die Zugpferde etwas schneller gingen, und folgte damit der schnelleren Gangart der Pferde seiner Herren. Auch er war froh, wenn sie endlich das Gasthaus erreichten - denn auch wenn sie erst einige Stunden unterwegs waren, so machte die Hitze des Tages sie doch zu einer viel größeren Anstrengung.

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