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Sam und Leandro 06
 

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Seither waren einige Tage vergangen und Leandro fühlte sich dank der Ruhe und des guten Essens wieder besser. Die Wunden heilten gut ab und vernarbten langsam, auch wenn sie noch ein wenig empfindlich waren – doch er hatte die Zeit, sich auszuruhen und zu erholen, da er in seiner Kabine ungestört blieb. Lediglich Sam fehlte ihm – manchmal sah er ihn an Deck die Arbeiten verrichten, die man ihm auftrug ... es war schwer für den ehemaligen Grundbsitzer, ihn nicht zu sich zu rufen und auch für dessen Überfahrt zu bezahlen, doch es wäre zu auffällig und so mußten sie sich gedulden, bis sie an ihrem Zielhafen ankamen. Die Zeit, die der junge Spanier hatte, nutzte er, indem er das, was passiert war, in einem Tagebuch aufschrieb; es war eine Sitte, die er bisher noch nicht gepflegt hatte, doch nun erschien es ihm sinnvoll und gab ihm auch eine Möglichkeit, das, was passiert war, einzuordnen und besser zu verarbeiten. Außerdem waren es für ihn wertvolle Erinnerungen, die nicht verlorengehen sollten ... ein Gedanke, der den sonst so kühl wirkenden Spanier unwillkürlich auflächeln ließ, denn in Alaska hatten sie endlich die Möglichkeit, zusammenzuleben und ein Paar zu sein, auch wenn sie noch immer aufpassen mußten.

Sam schrubbte derweil das Deck des Schiffes und summte fröhlich vor sich hin. Er hatte keine Angst mehr zu ertrinken, das Schiff schien ihm sicher und er war auch nicht seekrank geworden. Im Moment schien die Sonne und er war auf dem Erste-Klasse-Deck und schrubbte fröhlich den Fußboden. Daß viele der Arbeiter hier ihn als Idioten beschimpften, weil er solche Arbeiten gern macht, störte ihn nicht. Die Arbeit hier war einfacher als auf der Plantage, er wurde nicht geschlagen oder anders bestraft, und vor allem war er in Leandros Nähe, auch wenn sie sich nicht berühren konnten. Die eindeutigen Angebote von Anderen hatte er bisher abgelehnt, er war treu und würde es auch immer bleiben.

Just in dem Moment kam auch Leandro auf das Deck und ein kurzes Lächeln huschte über seine Züge, als er sich auf einen der Stühle setzte und ihn weiter betrachtete. Schließlich rief er ihn zu sich und sein Gesicht wurde ein wenig kühler, auch wenn seine Augen noch immer weich blieben. "Bring mir ein Glas Wein, Matrose ... ich habe Durst. Und vielleicht auch eine Orange oder einen Apfel."

Sam kam sofort und lächelte einen Moment, dann nickte er. "Sofort, junger Herr." Und verschwand eilig. Es war schön, Leandros Stimme zu hören, er hatte es vermisst. Nur wenig später kam er mit Wein und Obst wieder und stellte es auf das Beistelltischlein. Dann bekam er aber einen Klaps von einem der Offiziere verpasst. "Dafür sind die Pagen da, du Dummkopf."

Noch im gleichen Moment schlug Leandro dem Offizier die schlanke Reitpeitsche, die er dabei gehabt hatte, gegen die Brust und schob ihn auf diese Weise ein wenig von dem jungen Iren weg. "Was soll das ?! Er hat nur das getan, was ich ihm befohlen habe – die Pagen, die sie auf diesem Schiff beschäftigen, scheinen sich nicht im Mindesten um die normalen Passagiere zu kümmern, sondern ihre Augen nur auf den weiblichen Fahrgästen zu haben ! Also wenn sie hier rumschreien müssen, dann tun sie es bitte woanders und rügen auch die Richtigen - ich habe für Komfort bezahlt und habe bisher herzlich wenig davon bemerkt !" Man merkte Leandro an, daß er es gewohnt war, Befehle zu erteilen – und auch, daß er es gewohnt war, daß diese Befehle sofort und ohne Widerwort befolgt wurden.

Der Offizier wich gleich etwas zurück und entschuldigte sich auch sofort. Er hatte allerdings gesehen, daß Leandro den Iren angelächelt hatte und so: "Vielleicht würdet ihr als Entschuldigung die Dienste des Jungen hier annehmen, er wird euch die gesamte Fahrt über bedienen." Er schubste Sam leicht vor und der kuckte ganz verblüfft.

Für einen Moment hob sich eine der Brauen des Spaniers, doch dann musterte er Sam und nickte nach einer Weile. "Ich nehme ihre Entschuldigung und auch ihr Angebot an – ich denke, dieser junge Ire wird mir noch gute Dienste leisten. Ich möchte ihn rund um die Uhr bei mir wissen – er wird in der Nebenkammer meines Quartiers schlafen und so dafür sorgen, daß meine Wünsche auch sofort erfüllt werden." Dann entließ er den Offizier mit einem kurzen Wink und sah hoch zu Sam, als er ihn für die anderen Passagiere deutlich hörbar fragte. "Wie heißt du ?"

Sam zuckte sacht zusammen, er war kurz etwas abwesend gewesen, antwortete nun aber gehorsam. "Ich heiße Samuel, Herr." stellte er sich vor und lächelte erneut. Die Gäste, die eben noch gekuckt hatten, kicherten hier und da wegen der Dummheit des Iren, wandten sich dann aber wieder ihren eigenen Sachen zu.

"Samuel, ja ? Gut. Bleib einfach bei mir und wenn ich dir etwas befehle, dann tu, was ich dir befohlen habe." Noch während er sprach, neigte sich Leandro ein wenig näher und berührte kurz mit den Fingerspitzen die Hand des Blonden, als er sein Weinglas in die Hand nahm und es an seine Lippen hob. Es war schön, daß sie jetzt eine Möglichkeit hatten, zusammen zu sein – und das sogar noch mit dem Segen des Offiziers, der ja höchstpersönlich dafür gesorgt hatte, daß der Ire während der Überfahrt der Diener Leas war.

Sie blieben auch noch gut zwei Stunden an Deck und in denen stand Sam eigentlich nur neben Leandro. Als Lea wieder zu seiner Kabine ging, holte Sam gleich das Essen und brachte es zu ihm. Mit Müh und Not balancierte er das Tablett und öffnete die Tür. Als er sie wieder schloss, ließ er es fast fallen und schaffte es gerade noch, es auf dem Tisch abzustellen, bevor es ihm ganz aus den Händen glitt. Für solch feine Arbeit war er einfach nicht geschaffen. "Phu, geschafft."

Ein wenig überrascht blickte der junge Spanier auf und lachte leise, ehe er aufstand, sich ein wenig reckte und dem Blonden einen zärtlichen Kuß auf die Lippen hauchte. "Es ist schön, dich hierzuhaben, mein Herz ... aber wir müssen leise sein, es kann immer wieder Jemand an der Tür vorbeikommen. Ich habe dich so vermißt in den letzten Tagen." Leandro schien wie gewandelt ... hier, in der Sicherheit ihrer Kabine, konnte er sein Innerstes zeigen und ebenso, wie sehr er Sam liebte und ihn vermißt hatte.

Der neigte sich tiefer, damit Leandro sich nicht so strecken musste, und erwiderte den Kuss ganz sanft. "Ich hab dich auch vermisst ... ich war auch ganz treu." Wieder lächelte er sonnig und richtete sich dann auf, um ihm das Essen auf den Tisch zu servieren.

Der Schlankere nickte nur und setzte sich, ehe er auch Sam auf dessen Stuhl zog und auf das Essen nickte. "Iß dich satt, mein Herz – ich glaube nicht, daß die Besatzung hier sehr gut zu essen bekommt. Und ich möchte nicht, daß du zu schwach wirst." Es hatte sich sehr viel für Leandro geändert – zumindest, was seinen Liebsten betraf, denn er fühlte sich nicht nur für ihn verantwortlich, sondern sorgte sich auch um ihn.

"Aber das ist doch deins." widersprach Sam und sah zu Leandro auf. Die Sorge freute ihn zwar, aber es war einfach noch ungewohnt für ihn. "Ich würde dir alles wegessen, wenn ich mich ganz sattessen würde."

Ein wenig verdutzt hob Lea eine Braue – doch dann schmunzelte er und schüttelte nur den Kopf, ehe er sich vorneigte und leise zu ihm wisperte. "Das macht doch nichts, mein Herz – wenn es alle ist, gehst du und holst noch einen Nachschlag. Falls der Koch mißtrauisch werden sollte, kannst du ihm ja sagen, daß ich sehr heikel bin." Es war dem jungen Spanier sehr ernst – er wollte, daß Sam genug aß, er sollte bei Kräften bleiben, und das nächste Mal würde er ihm auch auftragen, sein eigenes Essen mitzunehmen.

"Heikel ? Aha." murmelnd, nickte Sam schließlich und fing an, zu essen. Das Essen schmeckte wirklich gut, auch wenn er von dem Haferbrei auch gut satt geworden war. Daß Leandro ihn beim Essen beobachtete, merkte er kaum, so vertieft war er.

Für sich selbst nahm der Schlankere nur ein wenig Braten und Kartoffeln, den Rest überließ er völlig seinem Liebsten, da dieser körperlich schwer arbeitete. Auch wenn er langsam aß, so war Lea doch schon einige Zeit vor dem Blonden fertig und stellte sein Geschirr wieder zurück auf das Tablett, während er sich genießend zurücklehnte und einen Schluck Wein nahm. Er mochte es, ihm zuzusehen ... es war immer wieder herrlich, die kräften Kiefer- und Nackenmuskeln beim Arbeiten zu sehen und er verfolgte auch ein jedes Schlucken genießend mit den Augen. "Du bist eine Augenweide, mein Herz ... ich kann dir gar nicht oft genug sagen, wie gerne ich dich ansehe."

Sam schluckte seinen Bissen herab und lächelte etwas verlegen. "Ich weiß gar nicht warum, du bist viel hübscher als ich." Mit Komplimenten konnte er genau so wenig umgehen wie mit feineren Arbeiten. Er aß schnell die letzten Happen und trank ein Glas Wasser hinterher, dann stand er auf und stellte die leeren Teller auf das Tablett. "Ich bringe es gleich weg."

"Gern, mein Herz – und nimm dir noch was zu essen mit, falls du noch Hunger hast, ja ? Und vielleicht noch eine Flasche Wein, aber laß sie schon öffnen, ehe du wieder zurückkommst. Ich warte auf dich, mein Herz ..." Noch während er sprach, stand Lea auf und kam zu seinem Liebsten, streichelte ihm zärtlich über die breite Brust und ging dann in das zweite Zimmer, in der das für eine Schiffskabine recht große Bett stand und nur auf sie zu warten schien.

Sam beeilte sich auch und war somit rasch wieder da. Er hatte sich nicht noch einen Nachschlag mitgenommen, dafür hatte er aber, wie gewünscht, die geöffnete Weinflasche dabei. Er kam damit in die Nebenkammer und staunte nicht schlecht, als er sah, wie Lea auf dem Bett lag, nackt und mit einem bezaubernden Lächeln.

"Schließ die Türe ab und komm zu mir, mein Herz ... den Wein kannst du an die Seite stellen, den brauchen wir jetzt nicht." Der überraschte Ausdruck des Blonden ließ Lea noch ein wenig tiefer lächeln, denn der Anblick war so schön, daß er nicht genug davon bekommen konnte. Doch eigentlich wollte er etwas anderes ... er wollte endlich den Körper des Iren spüren und das so innig, wie sie es nur vermochten, denn er sehnte sich nach ihm.

Der Blonde löste sich nach einigen Momenten aus seiner Starre, stellte die Flasche auf die Seite und sperrte dann die Tür sorgfältig ab. Gleich danach kam er zum Bett und zog sich aus. "Vielleicht sollte ich mich erst waschen ? Das Deckschrubben war anstrengend."

"Ja, das wäre nicht schlecht, mein Herz. Aber beeile dich, ja ?" Man hörte sehr gut in der leisen Stimme Leas, wie sehr er ihn brauchte – er war feurig, ein Spanier, und Sam hatte in ihm einen Hunger geweckt, der niemals gestillt werden konnte. Denn er hungerte nach dem jungen Iren, der so sanft und so vertrauensvoll war, sich ihm anvertraute und sogar ins Exil folgte; er hungerte danach, ihn zu fühlen und zu wissen, daß dies alles kein schlechter Traum sondern Wirklichkeit war, so wirklich, daß er ihn unter seinen Händen spüren konnte. Und als ob sein Körper diesen Gedanken folgte, stand der Schlankere auf und kam zu Sam, nahm ihm den Lappen aus der Hand und wusch bedächtig über die harten Muskeln, die solch einen wunderschönen Geist in sich hielten.

Das brachte Sam zum Erröten, doch er ließ es zu, weil er sah, wie gern Leando ihn wusch. Auch er sehnte sich nach dessen Körper, auch wenn er nie etwas sagen würde. Sein Körper sprach aber auch hier für ihn, seine Linke streichelte liebevoll und sanft über die Wange des Kleineren, dann neigte er sich zu ihm herab und hauchte ihm einen Kuss auf die weichen Lippen.

Ein Kuß, in dem Lea versank und dabei fast vergaß, mit dem Waschen fortzufahren. Doch er fing sich wieder und löste ihre Lippen, wisperte ein leises "Nacher." und lächelte, als er den Lappen wieder mit Wasser netzte und den Schweiß von den kräftigen Muskeln wusch. Auch wenn Lea den Arbeitsschweiß eigentlich mochte, so wußte er doch, daß das Salz des Meerwindes unangenehm werden würde, wenn sie beisammen waren – deshalb fuhr er mit seiner Arbeit fort und kostete es aus, den Blonden zumindest auf diese Weise berühren zu können und sich schon auf das zu freuen, das mit Sicherheit danach kommen würde.

Erst, als Sam meinte es reichte, nahm er Lea den Lappen aus der Hand, hob den Spanier vorsichtig hoch und trug ihn zum Bett, um ihn dort sachte abzulegen. Er war vorsichtig, denn Leandro hatte noch immer die bandagierten Wunden. Ein Blick zum Nachttisch sagte ihm, daß Leandro sich schon vorbereitet hatte, denn dort stand die Phiole mit dem Öl. "Willst du wirklich ? Deine Wunden sind noch nicht ganz verheilt." Sam sorgte sich, er wollte dem Kleineren nicht wehtun.

"Natürlich will ich, mein Herz ... wie kann mein Körper heilen, wenn mein Herz verletzt ist ? Ich möchte dich fühlen und wissen, daß dies alles kein Traum ist, aus dem ich jederzeit aufwachen könnte. Ich möchte dich fühlen, mein Herz ... bitte." Bei jedem Anderen hätte Lea die Bitte nicht äußern können, da sein Stolz es verhindert hätte; doch er liebte Sam und bei ihm konnte er es tun, er konnte ihn darum bitten, ihn auszufüllen und wieder zu einem Ganzen zu machen, die Sehnsucht erfüllen, die der Spanier schon seit Tagen fühlte. "Und mach dir wegen meinem Rücken keine Sorgen – er heilt gut, ich trage die Bandagen nur noch zum Schutz." Die letzteren Worte waren fast zu leise, um zu gehört zu werden, und Lea gab dem Blonden auch keine Chance etwas zu erwidern, da er ihn zu sich herab und in einen mehr als nur leidenschaftlichen Kuß zog, der ihnen Beiden den Atem stahl.

Sam hatte den längeren Atem und lächelte, als Leandro den Kuss wieder löste. Er gab ihm dann noch einen kleineren Kuss und griff nach der kleinen Phiole mit dem Öl. Sie waren Beide erregt, kein Wunder bei dem Kuss eben, trotz allem ließ sich der Blonde Zeit, benetzte seine Finger mit dem Öl und feuchtete seine Erregung damit an, bevor er über den Kleineren kam und mit den Fingern zwischen dessen Pobacken streichelte. Und wieder küsste er ihn auf die Lippen, teilte sie dann mit seiner Zunge und drang im selben Moment in dessen Mund ein, in dem seine Finger in dessen Körper drangen.

Leise aufkeuchend, öffnete sich der junge Spanier in jeglicher Hinsicht seinem Liebhaber, hieß ihn in sich willkommen und hungerte doch nach mehr. Ein leiser, sehnsüchtiger Laut entkam seinen Lippen und fing sich in dem leidenschaftlichen Zungenkuß, den sie teilten ... Lea wollte mehr und hob ein wenig die Hüfte, während er seine Beine ein wenig weiter spreizte und sich entspannte, so daß Sam fühlen konnte, daß er bereit für ihn war.

Und Sam fühlte es, er löste den Kuss ein wenig und zog seine Finger langsam zurück, um sie sogleich gegen seine Erregung auszutauschen. Langsam und fast vorsichtig drang er in den willigen Leib und stöhnte leise. Er hatte es vermisst, das wusste er jetzt mit absoluter Sicherheit - und er hoffte, daß er Leandro nie wieder missen musste. In dieser Nacht würden sie aufholen, was sie bei der Überfahrt verpasst hatten, und dabei ging es nicht nur um den Sex, sondern auch um die körperliche Nähe.

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Als der Morgen dämmerte, schlug Leandro seine Augen auf und rätselte einen Moment lang, weshalb er nicht in seinem kalten, einsamen Bett in der Villa lag ... doch dann fiel es ihm wieder ein und er blickte zur Seite, lächelte, als er das im Schlaf friedliche Gesicht seines Liebsten sah und schloß die Augen wieder, als er sich ein wenig zu ihm drehte und an ihn schmiegte. Es tat so gut, bei Sam sein zu können, auch nachdem sie ihre Lust befriedigt hatten – auf der Hacienda blieben ihnen immer nur wenige Minuten, um die Nähe auszukosten, und ihre Flucht hatte ihnen nicht viel Gelegenheit geboten, zumindest konnte sich Lea nicht mehr daran erinnern. Doch dies jetzt ... dies war ein kostbarer Moment und er kostete ihn aus, denn er wußte, daß der große Ire bald wieder aufstehen mußte, um seine Pflicht als persönlicher Diener des spanischen Lords zu versehen.

Eine Arbeit, die zwar leicht erschien, doch für Sam war sie schwieriger zu bewältigen, als die harte Knochenarbeit. Es dauerte nicht lange, dann schlug er die Augen auf und erschrak, weil er nicht wusste, wo er war. Erst, als er Leandros Gesicht sah, fiel es ihm wieder ein, und er setzte sich rasch auf. "Guten Morgen."

"Auch dir einen guten Morgen, mein Herz ... du brauchst nicht zu erschrecken, es ist noch früh genug, Niemand wird Verdacht schöpfen. Geh und hole deine Sachen, schließlich hat der Offizier dich für den Rest der Reise als meinen persönlichen Diener eingeteilt. Und dann hole uns ein reichliches Frühstück, ja ? Und nimm auch dein eigenes Frühstück mit, falls der Koch Fragen stellen sollte, kannst du ihm sagen, daß ich es nicht dulde, daß du dich für das Frühstück entfernst - und ich auch nicht will, daß du mir vor Schwäche zusammenklappst, weil du nicht essen kannst." Noch während er sprach, berührte Lea mit der Rechten die noch vom Schlaf verstrubbelten, hellen Haare, ließ sie durch seine Finger gleiten und glättete sie ihm auf diese Weise ein wenig, ehe er sich wieder zurücklegte und kurz zur Türe nickte. Es wäre wirklich das Beste, wenn er seine wenigen Habseligkeiten herbrachte – diese Kabine hatte eine kleine Nebenkammer für Diener und so würde wirklich Niemand Verdacht schöpfen.

Mit einem "Ist gut." schwang Sam die Beine aus dem Bett und stand auf. Dann klaubte er seine Kleidung auf, schlüpfte hinein und eilte hinaus, um alles zu machen, was Leandro ihm aufgetragen hatte. Zuerst holte er sein Bündel und kam kurz wieder, um es in die kleine Kammer zu stellen, dann verschwand er wieder und nahm auch gleich das Tablett vom Abend mit, um das Frühstück für sie Beide zu holen. Diesmal war das Tablett noch mehr beladen, doch er schaffte es durch die Gänge des Schiffes, ohne was hinunterfallen zu lassen. Auch an dem Offizier kam er vorbei und er grüßte ihn höflich. Der Mann sah ihm kopfschüttelnd nach, denn er verstand nicht, warum der junge Lord solch einen Trottel als Bediensteten haben wollte. Aber vielleicht gerade weil es so ein Trottel war, solche Männer waren sehr umgänglich, auch wenn man ihnen alles hundert Mal erklären musste. Sam wusste von den Gedanken nichts, es war ihm eh egal, was Andere von ihm dachten, und so stellte er nur Minuten später das Tablett auf den Tisch und schnaufte zufrieden, weil er nicht mal was auf dem Tablett verkleckert hatte.

In der Zwischenzeit hatte Lea sich gewaschen, die Bandagen gewechselt und angezogen. Er nickte, als der Ire wiederkam und lächelte, setzte sich an den Tisch und bat auch Sam,sich zu setzen. Wie erwartet, war für den Größeren nur eine Schüssel Hafergrütze vorgesehen, und so seufzte der schlanke Spanier, nahm ein wenig Käse und Schinken, einen Apfel und eine Scheibe Brot, ehe er auf den Rest des Tabletts nickte. "Iß dich satt, mein Herz – ich werde deine Kraft hier auf dem Schiff und auch später noch brauchen können." Seine Stimme war zu leise, um draußen gehört zu werden, eine Vorsichtsmaßnahme gegen unliebsame Lauscher – doch Lea meinte es so, wie er sagte, und lächelte aufmunternd, damit Sam kein schlechtes Gewissen deshalb bekam.

Das hatte er aber trotzdem, denn Gestern hatte er schon so viel gegessen. Er nickte jedoch gehorsam und aß erst die kalte Hafergrütze, bevor er sich etwas zögerlich von dem Brot und dem Schinken nahm. Einen Rest ließ er allerdings liegen und schob ihn zu Lea. "Ich möchte nicht alles essen, ich hab genug."

Jener war inzwischen schon mit seiner Portion fertig geworden und schnitt gerade den Apfel auf, als ihn Sam aufforderte, noch etwas zu essen. "Ich danke dir, mein Herz, aber ich bin schon satt. Ich kann nicht so viel essen wie du, Sam – du bist nicht nur größer und kräftiger, du brauchst auch mehr, um so viel arbeiten zu können, wie du es gewohnt bist. Iß ruhig auf – ich weiß, daß du noch Hunger hast, auch wenn du es nicht mehr bemerkst." Als der Magen des Größeren wie zur Bestätigung seiner Worte noch einmal leise knurrte, nickte Lea nur und aß eine Apfelspalte, lehnte sich zurück und lächelte in dem Wissen, daß er Recht behalten hatte.

Derweil war Sam rot angelaufen und seufzte leise. Also nickte er und aß auch noch den Rest auf; für ihn war es wirklich ungewohnt, so viel und so gut zu essen. "Was machen wir Heute ?" fragte er nebenher und stopfte sich dann eine Bratenscheibe in den Mund.

Diese Frage überraschte den jungen Adeligen und er seufzte leise, als er nachdachte und dabei eine weitere Apfelspalte aß. "Nicht sehr viel, denke ich ... wir müssen uns zwischendurch an Deck zeigen, damit die Anderen sehen, daß du mein Diener bist – aber die meiste Zeit können wir hier in der Kabine verbringen, schließlich habe ich das schon während der übrigen Fahrt getan, es würde auffallen, wenn ich mich anders verhalte. Nur eine Bitte hätte ich, Sam ... könntest du meine Kleidung waschen lassen ? Und vielleicht ein wenig heißes Wasser holen, damit ich mich gründlich abwaschen kann, denkst du, du kannst mir das holen ?"

"Ich denke schon. Ich bringe nur das Geschirr weg und hole dann deine Kleidung." Mit den Worten stand Samuel auf und räumte alles, was nicht mehr gebracht wurde, zusammen, um es dann sogleich in die Küche zurückzubringen. Dort bekam er auch gleich einen Kessel mit heißem Wasser, den er vorsichtig und zügig zu Leandro brachte. Sam brauchte über den Tag verteilt etwas zu tun, er konnte nicht stillsitzen und war froh, daß sein Geliebter ihm diese Aufgaben erteilt hatte.

Während der junge Ire unterwegs war, dachte Lea nach, was sie während der Fahrt tun könnten ... auch er wußte, daß Sam nicht stillsitzen konnte sondern Arbeit brauchte, und er nahm sich vor, ihn öfters einmal wegen Kleinigkeiten zu schicken, damit auch die anderen Passagiere und Crewmitglieder sehen konnten, daß er keine Sonderbehandlung bekam. Doch dies konnte nicht alle Zeit ausfüllen, und als der Blick des jungen Spaniers auf sein Journal fiel, huschte ein Lächeln über seine Züge, als ihm eine Idee kam. "Warum nicht ? Mein Herz wird sich bestimmt darüber freuen ..." Dann lachte Lea leise und nickte, setzte sich in den Stuhl vor dem Schreibtisch und wartete auf seinen Liebsten, damit er ihn fragen konnte.

Der kam ein wenig später mit dem Kessel in das Zimmer und er hob ihn stolz hoch. "Ich hab's bekommen, siehst du ?" Das Wasser dampfte noch richtig aus der Tülle heraus und Sam grinste ganz breit, als er den Kessel zum Waschplatz brachte.

Erfreut stand auch der schlanke Spanier auf und bedankte sich bei dem Blonden mit einem zärtlichen Kuß, ehe er sich wieder auszog und kurz nickte, als Sam das heiße Wasser mit ein wenig Kaltem angenehm mischte. Nachdem er sich gründlich gewaschen hatte, seufzte Lea leise und nahm die Bandagen ab, reichte Sam den Lappen und wies kurz auf die Wasserschale, als er ihn leise fragte. "Kannst du mir den Rücken waschen, mein Herz ? Ich komme nicht hin ..."

Als Sam den Rücken sah, nickte er und nahm den Lappen. Auf dem Rücken Leandros klebten noch Salbe und Teile abgefallenen Schorfes. Einige Teile der Wunden waren schon gut angeheilt und manche auch schon verheilt. Ganz vorsichtig wusch Sam über den Rücken und weichte so den Schorf noch etwas ein, um ihn dann vorsichtig abzuwischen. Es dauerte ein wenig, bis er fertig war und zufrieden nickte. "Sieht schon viel besser aus." murmelnd, griff er nach der Salbe und strich sie auf die frischen Narben und letzten Schorfreste, die noch nicht abgegangen waren.

Es tat so gut, die sanften Hände Sams zu fühlen, daß Lea seine Augen schloß und ihn einfach nur machen ließ, da er wußte, daß sein Liebster genug Erfahrung mit solchen Wunden hatte. Als Sam ihm schließlich frische Bandagen anlegte, nickte der junge Spanier nur und zog sich an, ehe er Sam darum bat, auf dem zweiten Sessel Platz zu nehmen. "Ich habe mir etwas überlegt, mein Herz ... ich weiß, daß es dir zu schnell langweilig wird, wenn du nur Botengänge erledigen mußt. Ich dachte mir, vielleicht möchtest du bei mir lesen und schreiben lernen ? Es könnte dir von Nutzen sein, mein Herz."

Sam wusste nicht, was er dazu sagen sollte, der Vorschlag hatte ihn total überfallen und das sah man ihm auch an. Er guckte Lea ungläubig an und sein Mund stand einen Moment weit offen. "Ich darf ? ... wenn ich darf, dann gerne, ich hoffe, ich verstehe es." Er war nicht sicher, ob er nicht zu dumm dafür war, aber er wollte es gern lernen.

Dies ließ den jungen Spanier leise lachen und er neigte sich zu Sam, küßte ihn zärtlich und nickte, als er leise zu ihm wisperte. "Natürlich verstehst du es – so dumm, wie du denkst, bist du nämlich nicht. Du brauchst auch keine große Bildung, aber wenn du lesen kannst, was etwas kostet oder was in einem Vertrag steht, dann ist es immer besser, als wenn du reingelegt werden kannst." Lea hoffte, daß er Sam so ein wenig Mut zusprach, denn es war wirklich nicht so schwer, wie man immer dachte.

Und es wirkte auch, denn Samuel nickte begeistert. "Ich will es gern lernen. Ich will nicht reingelegt werden. Fangen wir gleich an ?" Seine Augen strahlten, er würde lesen und schreiben lernen.

"Aber gern, mein Herz ... ich hatte gehofft, daß du fragst." Dann setzte sich Lea zu ihm und nickte, ehe er damit begann, dem jungen Iren die Grundlagen beizubringen, jedoch immer so geduldig, wie Sam es brauchte, um es auch zu verstehen und sich zu merken. Sie vergaßen dabei sogar die Zeit und merkten erst auf, als sie die Öllampe anzünden mußten, um genug Licht zu bekommen und den Abend zu beginnen, der ihnen weitere Gemeinsamkeit bringen würde.

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