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 ”Die Arena des Präfekten”  05
 

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Einige Stunden später saß Numa auf einem großen Baum. Er hatte Rik noch immer in den Armen und döste selber leicht, um seinen Körper auszuruhen. Jedoch blieb sein Geist sehr wachsam, und er war sofort wach, als Rik sich bewegte und die Augen öffnete.

"Hm ? Wo ... ah !" Im ersten Moment wußte der Blonde nicht, wo er war - doch dann bemerkte er es und erschrak, da sie sehr hoch in den mannsdicken Ästen eines uralten Baumes saßen. Instinktiv hielt sich Rik an Numa fest und atmete schwer, ehe er sich langsam wieder beruhigte und schluckte. "Wo ... wo sind wir ?"

"Im Wald, und keine Sorge, der Baum ist sicher und ich passe auf dich auf." raunte Numa, und lächelte sacht. "Ich mag versuchen, mich zurückzuwandeln." Er wollte Rik darauf vorbereiten und hegte die Hoffnung, daß er wieder ganz Mensch sein konnte, und nicht mehr in der halben Halbform gefangen war.

Der Blonde nickte nur und schluckte, als er sah, wie Numa die Augen schloß und sich konzentrierte. Im ersten Moment geschah nichts ... doch dann wich der Löwenkopf zurück und das Gesicht wurde menschlicher, die Narben verblaßten und verschwanden schließlich, während der Körper Numas wieder auf dessen ursprüngliche Größe schrumpfte. Rik bemerkte jedoch noch etwas anderes und blickte verwundert nach unten, ehe seine Augen sich weiteten und er hochrot auf den Wangen wurde. Er sah, daß auch die zuvor so enorme Männlichkeit des Werlöwen ein wenig geschrumpft war und nun zwar noch immer eine stattliche Größe hatte, doch nicht mehr so groß war, daß immer die Gefahr bestand, daß Rik einriß. "Ihr Götter ... du ... deine Narben, sie sind weg. Und du siehst fast menschlich aus, auch wenn deine Eckzähne noch immer sehr lang sind und deine Augen gleich geblieben sind." Der junge Germane hatte Numa schon zuvor gemocht - doch nun öffnete sich sein Herz regelrecht und er streckte sich leicht, küßte ihn sanft und lachte leise, als er die Arme um den starken Nacken schlang.

Der Dunkle war sichtlich überrascht über die Reaktion und fing sich nach kurzer Zeit, um den Kuss zu erwidern. "Ich bin froh, daß ich ganze Mensch bin ... ich mache dir jetzt weniger Angst, nicht wahr ?"

"Vor dir, also deinem Körper, hatte ich eigentlich keine Angst mehr ... nur von deiner Männlichkeit, du warst immer so groß. Fast so groß wie in deiner Tiermenschform, und jetzt ist es ... nun ja ... ich habe weniger Angst, einzureißen, weißt du ? Du bist noch immer größer wie alle anderen Männer, die mich bisher nahmen, doch es ist nicht mehr so schlimm wie vorher." Rik schämte sich sichtbar, daß es für ihn so schwer gewesen war und senkte noch röter werdend den Blick, ehe er sein Gesicht am Hals Numas vergrub und verstummte.

"Ich habe es bemerkt ... und es tut mir leid, daß ich dich trotzdem nahm." Numa war es nicht angenehm, es zuzugeben, aber seine Triebe waren so stark und er hatte sich bisher immer geholt, was er wollte und durfte. "Demnächst nur noch so wie jetzt, ich verspreche es."

Das brachte Rik dazu, leise zu schmunzeln und er blickte wieder auf, zog den Größeren in einen sanften Kuß und schnäbelte kurz, ehe er leise an die Lippen Numas wisperte. "Du brauchst dich doch dafür nicht zu entschuldigen, Numa. Auch wenn ich etwas Zeit brauchte, um darauf zu kommen, daß ich mich vorbereiten muß, es hat mir gefallen. Ich bin ehrlich - ich denke, ich werde es nun noch mehr genießen, und wenn ich wirklich mehr möchte, dann ... dann kannst du dich ja wandeln, nicht wahr ?" Es war ihm ein wenig peinlich, das zu sagen ... doch er wollte es nicht ausschließen, daß er es vielleicht hin und wieder einmal haben wollte.

Numa lachte leise und nickte. "Ich glaube schon." erwiderte er, und küsste Rik zärtlich. "Ab jetzt kannst du mich Schango nennen ... bitte." Er wollte den Namen Numa nicht mehr hören und war sicher, daß Rik so nett war, ihn bei seinem richtigen Namen zu nennen.

"Natürlich - bitte verzeih, ich bin es nur so gewohnt, weil sie dich immer so nannten und ich es doch nicht sagen durfte, solange jemand Anderes in der Nähe war." Doch nun konnte Rik es, da sie völlig alleine waren ... keine Wachen, kein Herr und niemand, der ihnen etwas befehlen konnte. "Ich kann es noch immer nicht fassen, daß wir frei sind, Schango ... und daß du mich mitgenommen hast. Ich bin doch nur eine Belastung für dich, ohne mich wärst du doch schon viel weiter." Auch wenn es den jungen Blonden sehr freute, daß der Werlöwe ihn mitgenommen hatte, so war er doch realistisch und wußte, daß er niemals so schnell oder wehrhaft war wie Schango.

"Ich lasse keinen zurück, den ich mag ... du warst bei mir und hast mir auch geholfen, auch wenn du denkst, du hast es nicht. Du warst fast immer ruhig in meiner Nähe, und hast damit auch mich beruhigt." Schango sah Rik keineswegs als Last und grollte weich, als er ihn erneut küsste.

Ein Kuß, der den Blonden mehr beruhigte, als dessen Worte. Rik entspannte sich wieder und lächelte in ihrem Kuß, streichelte mit den Händen über dessen dunkle Haut und die spielenden Muskeln darunter, und öffnete seine Lippen, damit Schango mit seiner Zunge eindringen konnte. Als der Löwenmensch das das erste Mal getan hatte, war Rik sehr überrascht gewesen, doch mittlerweile genoß er es sehr und kostete es auch jetzt aus. So viel änderte sich ... auch Schango, doch nur sein Körper und nicht dessen herrliches, wildes Inneres.

Daß Rik ihm so vertraute, war für Schango noch immer sehr schön, und er vertiefte kurz den Kuss und löste ihn schließlich. "Wenn du magst, kannst du zu deinem Stamm zurück ... aber du kannst auch bei mir bleiben." Er ließ Rik die Freiheit, selbst zu entscheiden, und lächelte erneut.

"Das ... das geht nicht mehr, Schango. Sie sind tot oder als Sklaven von den Römern verkauft worden - meinen Stamm gibt es schon sehr lange nicht mehr. Ich möchte bei dir bleiben, wenn ich kann, Schango ... du bist nun meine Familie. Ich weiß, daß es dumm klingt - doch ich glaube, ich habe mich in dich verliebt. Du bist so stark und mutig ... wenn ich bei dir bin, dann muß ich nicht mehr für mich selbst kämpfen. Ich habe mich immer wieder geweigert und wurde deshalb bestraft ... erst bei dir habe ich meine Arbeit gern getan." Es war Rik sichtbar peinlich, das zuzugeben - doch es stimmte, und er würde seine Worte auch nicht zurücknehmen.

Für Schango war es aber schön zu hören, daß Rik bei ihm bleiben wollte. "Es tut mir leid, daß du keinen mehr hast ... und ich bin gern deine Familie." Er selber fühlte sich ja auch zu dem Blonden hingezogen, und grollte wieder weich. "Ich weiß jetzt nur nicht, wohin wir gehen müssen, ich bin einfach gelaufen."

"Nach Norden - über die Alpen. Die Wälder in meiner alten Heimat geben uns Schutz, dort werden die Römer uns nicht finden können." Das war etwas, dessen sich Rik völlig sicher war, denn er kannte sein Land; auch wenn er noch ein Kind war, als man ihn fing. "Ich brauche dich nur, damit wir es über die Berge schaffen, Schango ... alleine bin ich nicht stark genug, doch mit deiner Hilfe geht es."

Schango hörte sehr gut, wie sicher Rik war, und nickte. "Gut, dann gehen wir so. Ich kenne diese Gegend nicht ... da, wo ich herkomme, ist es ganz anders. Wir bleiben noch ein wenig, und gehen dann weiter ... hast du Hunger ?"

"Nein, es geht schon ... ich bin noch satt. Wenn du dir was jagen willst, nur zu, Großer - aber ich brauche im Moment nichts. Es wäre nur schön, wenn du mich runterbringen könntest ... ich müßte mal ?" Es war Rik unangenehm, doch alleine würde er niemals von diesen Baum runterkommen.

Schango lachte leise. "Verzeih." Dann wandelte er sich geschwind, nahm Rik wieder auf die Arme und sprang einfach hinab, um weich auf dem Boden zu landen, der mit Moos und Blättern bedeckt war. Gleich danach ließ er Rik wieder herab.

Jener wisperte nur ein leises "Danke.", ehe er sich löste, im Gehen ein wenig feuchtes Moos aufnahm und dann in die Büsche des Unterholzes ging, um sich dort zu erleichtern und danach mit etwas Moos abzuwischen. Erst dann kehrte er wieder zu dem Werlöwen zurück und betrachtete ihn erst einmal ausgiebig, schmunzelte leise und trat zu ihm, um ein sanftes "Du bist gewaltig, Schango - und von den Göttern gesegnet." zu wispern.

"Vielleicht nicht von den Göttern ... es ist einfach so." Schango konnte mit dem Kompliment nicht umgehen, aber das gewaltig sein stimmte ja, wenn er so auf Rik hinabblickte, denn er wirkte im Moment klein und zerbrechlich. "Wollen wir weiter ?" Es drängte ihn, weiterzulaufen, denn er wollte noch weiter weg von dem Land, in dem er hatte kämpfen müssen.

"Ja ... aber wir müssen uns noch einige Sachen besorgen, die uns helfen. Wir brauchen Felle und Decken, Kleidung, Waffen und Feuersteine, Vorräte und Wasserschläuche. Und auch Schuhe, und wenn wir an den Bergen ankommen, brauchen wir Fellmäntel. So viele Sachen, doch das kriegen wir schon hin, Schango. Am Besten ist es, wenn wir vielleicht unterwegs auf einem Landsitz eines Adeligen Geld stehlen - dann kann ich das alles in der nächsten Stadt kaufen, sie werden alle denken, daß ich der Sklave eines Römers bin und für ihn einkaufen gehe. Einverstanden ?" Während er sich erleichtert hatte, dachte Rik schon weiter und an die Dinge, die sie noch brauchten ... und er hoffte, daß Schango damit einverstanden war und seinen Vorschlag annahm.

Schango verengte kurz die Augen, da er überlegte, und schließlich nickte. "Ich weiß nicht, was man braucht - ich war zu jung, und komme aus einem anderen Reich. Ich vertraue dir, so wie du mir vertraust ... und wenn du meinst, wir brauchen die Sachen, dann besorgen wir sie."

"Wir werden sie brauchen ... zumindest ich. Dich schützt dein Fell und die Hitze deines Körpers, doch bei mir ist das nicht der Fall. Und du kannst auch nicht immer in dieser Form laufen, wenn dich Soldaten oder Sklavenjäger sehen, dann werden sie dich wieder jagen." Gerade darum machte sich Rik sehr große Sorgen und auch deshalb hatte er erwähnt, daß er Kleidung und Waffen für sie besorgen wollte.

Aber Schango verstand, und nickte erneut. "Ich verstehe, und ich werde mich menschlich wandeln, wenn es nötig ist. Also sollten wir nun ein Haus suchen, das wir ausrauben können ?" Schango wandelte sich wieder, und hob fragend eine Braue.

Für einen Moment schluckte Rik schwer - doch dann seufzte er leise und nickte. "Leider. Ich hoffe nur, daß es ohne viel Blutvergießen geht, es floß schon so viel Blut. Außerdem wäre es viel zu auffällig, es würde nur Aufmerksamkeit erregen und die römischen Soldaten alarmieren, so daß sie unsere Spur wiederfinden würden. Einfach nur einbrechen und das Geld stehlen, das ist am Besten." Das wäre es wirklich, denn wenn Schango alle Bewohner einer solchen Villa zerfleischte, wußten die Römer sofort, daß es nur der entflohene Gladiatorensklave gewesen sein konnte.

Schango ahnte, daß er da nicht helfen konnte, und so nickte er ein weiteres Mal. "Du machst das allein, nicht wahr ?" Er sah, daß Rik jetzt aufblühte ... er war frei und plante scheinbar gern ihre Flucht, und Schango wollte ihn nicht daran hindern.

"Es ist leichter, weißt du ? Nur hinbringen solltest du mich ... du bist einfach um so vieles schneller, als ich es jemals sein könnte. Gerade, weil ich durch die langen Jahre im Dienst des Arenabesitzers einfach keine Ausdauer mehr habe. Als Kind konnte ich lange laufen, ohne müde zu werden ... doch jetzt ..." Leise seufzend, strich sich Rik einige der länger gewordenen Ponys nach hinten und neigte den Blick, da er sich für sein Unvermögen schämte. Es stimmte - jetzt, da sie frei waren, erwachte wieder sein altes, widerspenstiges Selbst und mit jeder Stunde, die sie in Freiheit waren, wuchs sein Selbstbewußtsein und auch der Wille, Schango nach Germanien zu bringen, da sie dort sicherer waren.

Schango nahm Rik sanft in die Arme, und grollte beruhigend. "Du wirst sicher wieder mehr Kondition bekommen ... ich werde dich nicht die ganze Zeit tragen, versprochen." Daß Riks altes ich erwachte, fand er sehr schön. "Ich freue mich, daß du so aufblühst."

"Das ist schwer für mich, Schango ... ich habe so lange gehorchen müssen. Ich habe mich oft aufgelehnt, doch seit sie vor einigen Jahren den großen Aufseher bekamen, ließ ich es. Er war ein Meister darin, aufsässige Sklaven zu brechen ... und er hat es auch bei mir getan, schon nach dem ersten Mal hatte ich solche Angst vor ihm, daß ich mich nicht mehr traute, aufsässig zu sein. Erst bei dir konnte ich wieder aufatmen - und nun bin ich wieder frei, es ist noch immer unfaßbar. Ich bin endlich wieder frei, Schango ... ich danke dir." Rik konnte nicht anders - er küßte den Größeren stürmisch und lachte schließlich leise, während er sich eine Freudenträne aus den Augen wischte. "Es wird dauern, bis ich mich auch wieder so benehme - doch ich werde es üben, denn es kann uns nutzen, wenn Andere denken, daß ich ein Herr bin und du meine Leibwache."

Ein Lachen zierte Schangos Lippen, und er klaute sich auch noch einen Kuss, hob Rik hoch und wirbelte ihn kurz herum. "Ich bin gern deine Leibwache." Dann setzte er ihn wieder ab, und grinste. "Lass uns weiter, du brauchst wirklich etwas Kleidung, und ich auch." Schango war nackt, denn das Bisschen Stoff, das er getragen hatte, war bei der Verwandlung zerrissen.

"Ja, das brauchst du - denn wenn eine Frau dich so sieht, fällt sie in Ohnmacht. Aber hier sind zum Glück keine Häuser, wir sind hier erst einmal eine Weile sicher. Und danke, daß du mich noch ein wenig trägst, Schango ... so kommen wir einfach schneller voran." Es dämmerte gerade erst und sie konnten sicherlich noch einige Stunden vorwärtskommen, ehe es zu hell wurde und sie erneut rasten mußten. "Zumindest, bis wir einen geeigneten Unterschlupf gefunden haben."

"Wir finden schon einen." erwiderte Numa, und schon wandelte er sich in seine Halbgestalt und nahm Rik wieder auf den Rücken. Kaum geschehen, rannte er los und man merkte, wieviel Freude es ihm machte, so frei zu laufen und Rik dabei zu tragen. Sie flogen regelrecht durch den Wald.

Etwas, das der Blonde nun auch besser genießen konnte, da seine Wunden ihn nicht mehr schmerzten. Das Lecken Schangos hatte ihm gutgetan - der Schmerz war abgeklungen und die Wunden waren gut verschorft, so daß Rik sie eigentlich schon nicht mehr bemerkte. Dafür kostete er es aus, die harten Muskeln unter der fellbedeckten Haut des Werlöwen zu fühlen und den Wind, der durch die wallende Mähne Schangos wehte ... es bedeutete pure Freiheit und Rik lachte leise, ehe er sich an ihn kuschelte und einfach nur lächelte.

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