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 ”Burning Ice”  02
 

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Curtis hat nicht lang gebraucht zum Packen und seine zwei Taschen und einen Rucksack, den er auf dem Rücken trägt, in den Kofferraum des Wagens verfrachtet. Irgendwie will er sein Motorrad aber nicht hier Draußen vor der Wohnung, weiß er nicht wie lange, stehen lassen. Also besteht der Rotschopf darauf, mit seinem Bike zu dem Hotel zu fahren, er würde auch ganz artig dem Wagen folgen und keinen Mist machen. Und so zuppelt die kleine Karawane zu dem Hotel und Curtis parkt sein Motorrad unten in der noblen Garage. Daß der Ice-King schon da war, sieht er, weil dessen irrer Wagen schon dasteht. Der Wagen des Senders hat sich neben den Anderen gepackt, woran Curtis sehen kann, daß er wohl der Zweite ist, der angekommen ist. ‚Mann, da bin ich ja gespannt, mit wem ich eine Bude teilen muss.' Denkt er sich, als er seinen Rucksack schultert und den Rest eher widerwillig dem Boy überlässt. Oben seufzt der Rotschopf erneut. "Noch Keiner da außer uns, was ?...Mann, sind die lahm." murmelt, als er an Farfalla vorbeigeht und sich dann auch setzt. "Ich heiße übrigens Curtis Blake." Stellt er sich ihm vor, ihm ist langweilig und er würde schon gern wissen, wie der Ice-King mit vollen Namen heißt.

Dieser sieht nur kurz kühl von seiner Zeitung auf und senkt eine Braue bei den Worten des Rothaarigen - dann seufzt er leise und legt die Zeitung beiseite, wohlwissend, daß er nun nicht mehr zum lesen kommen wird. "Mein Name ist Farfalla Cesare Azzone, aber ich denke nicht, daß dir das etwas sagen wird. Der Einfachheit halber kannst du mich Farfalla nennen - auch wenn du dir ja scheinbar schon einen Namen für mich zurechtgelegt hast. Und um deinen restlichen Fragen zuvorzukommen: Ich bin der dritte Sohn eines sehr erfolgreichen ... Geschäftsmannes, nicht liiert und ich denke, das einzige Hobby, das wir gemeinsam haben, ist die Musik. Habe ich was vergessen ?" Seine letzten Worte mit einem kühlen Lächeln begleitend, verstummt der Weißblonde schließlich - streicht eine seiner langen Haarsträhnen hinter das Ohr und lehnt sich an, schlägt die langen Beine übereinander und läßt eine der schlanken Hände auf dem Knie ruhen, während die Andere lässig auf der Armlehne des weichen Sessels liegt.

Curtis lümmelt sich eher in den Sessel und legt ein Bein über die eine Armlehne. Wenn er Daheim wäre, würde er sich wohl auch noch in der Nase bohren, aber so unanständig ist er dann doch nicht. "Mein Gott, bist du direkt und akkurat...Nö, ich denk, hast nix vergessen. ...Hm, oder doch.... Was heißt Farfalla übersetzt ?...Ist das nicht sone komische Nudel, die wie ein Schmetterling aussieht ?" Beim Reden kramt er eine Fluppe aus seiner Jackentasche und steckt sie sich an und den Aschenbecher zieht er sich ein Stück näher zu sich heran.

Fast sofort streckt auch der Weißblonde seine Hand aus und zieht den Aschenbecher wieder in die Mitte - verengt die lilafarbenen Augen einen Moment und zieht dabei die Lippen ein wenig zurück, ehe er sich wieder entspannt und zurücklehnt, dabei sein eigenes Zigarettenetui herausholend. "Erstens: Der Aschenbecher gehört nicht nur dir alleine. Zweitens: Ja ... eine Nudelform ist nach dem Schmetterling benannt, Farfalla ist italienisch und bedeutet Schmetterling. Und bevor du fragst - meine Mutter kam auf diesen bescheuerten Namen, weil ich als einziges ihrer Kinder die Haarfarbe meines Vaters geerbt habe und sie in ihrer Sentimentalität meinte, daß ich so schön wie ein Schmetterling wäre. Und was den Spitznamen angeht, den du mir gegeben hast ... meine Brüder kamen schon auf eine ähnliche Idee, für sie bin ich 'farfalla del ghiaccio', der 'butterfly of the ice', da ich auch diese Eigenart von meinem Vater geerbt habe." Nun verstummend, nimmt er einen seiner Vanille-Cigarillos aus dem Etui und reißt ein Streichholz an, um ihn zu entflammen - nimmt einige leichtere, genießende Züge und seufzt leise, ehe er sich wieder nach hinten lehnt und den kühlen Blick auf dem Rothaarigen ruhen läßt.

Fast traurig blickt Curtis dem Ascher nach, zuckt aber innerlich mit den Schulter, schließlich ist er ziemlich gelenkig und so streckt er sich und macht sich lang, als er die Asche in den Ascher schnippt. "Aha...also lieg ich nicht so falsch mit den Nudeln, wenn es ja nach Schmetterlingsform is und so." antwortet er vorläufig und schielt zum Eingang des Hotels, wo ein weiterer Teilnehmer antrabt, hinter ihm ein Boy, der einen der Kofferwagen schiebt und abstellt. Irgendwie wünscht er sich ein wenig, daß er so eine sentimentale Mutter gehabt hätte, seine hatte ihn als Kleinkind vor eine Kirche gesetzt und das mitten im Winter und dann hat sie sich verkrümelt und ihn zurückgelassen. Pech eben.

Ein Blick des Weißblonden genügt, daß der Boy den Kofferwagen des Anderen wohlweislich weit genug entfernt von seinen eigenen Koffern abstellt, ehe Farfalla sich den Neuen betrachtet - dann nimmt er noch einen Zug seines Rillos und stäubt die Asche in den Ascher, nickt auf den freien Sessel neben Curtis und spricht schließlich kühl zu ihm. "Bevor ich das nun noch einmal wiederholen muß - mein Name ist Farfalla Azzone und Nein, ich bin nicht nach einer 'Nudel' benannt, sondern die Nudel nach meinem Namensgeber, dem Schmetterling. Also verzichte bitte darauf, einen Kommentar dazu abzugeben, damit wir zu anderen Themen kommen können, bis auch die restlichen Drei es endlich schaffen, hier anzukommen."

"Bin ja schon still, musst net gleich stinkig werden, Ice-King." mufft Curtis leicht zurück und grinst den Anderen dann an, der etwas merkwürdig aus der Wäsche kuckt. Einen Moment später kommen noch zwei Weitere an und setzen sich dazu. Curtis beachtet den Blonden vorerst nicht mehr, sondern tratscht lieber mit den Anderen und befreundet sich ein wenig mit ihnen an, als der Letzte ankommt und sofort danach der Mann vom Fernsehen, der ein Kamerateam im Schlepptau hat. "So, meine Herren, es ist nun soweit." Curtis bedenkt er mit einem kühlen Blick, aber der kann die Bedeutung nicht ganz entziffern. Der Blick soll heißen, 'Lümmel dich nicht so hin.' Der Mann vom Fernsehen muss nun wohl doch seinen Mund dafür gebrauchen. "Setzen sie sich bitte anständig hin, Herr Blake." Curt mault leise und setzt sich dann hin, seine Kippe im Ascher ausdrückt und leise seufzt, weil der Typ die ganze Sache so rauszögert. "So, sie möchten jetzt sicher wissen, mit wem sie zusammen ein Team gründen ?" 'Mein Gott, diese Frage ist nun wirklich überflüssig gewesen.' Geht es Curtis und sicher auch den Anderen durch den Kopf, während der Futzi die Umschläge austeilt. "Hier drin stehen die Namen ihrer Partner und auch die Apartmentnummer." Curtis fetzt den Brief gleich auf und seine Miene wandelt sich schlagartig zu einem Flunsch. Der Fernsehmann blickt Curtis wieder an, und versucht zu gestikulieren, daß er sich zu freuen hat, aber auch das ignoriert der Rotschopf gekonnt, während sich die anderen Vier paarweise umarmen und freuen.

Schon, als er den Inhalt des Briefes liest, zeigt sich ein kühles, doch deutlich amüsiertes Lächeln auf den Lippen des Weißblonden - dann nickt er kurz und legt das Papier elegant auf den Tisch, drückt seinen Rillo aus und legt einen Arm um Curtis, ehe er charmant in die Kamera lächelt, jedoch noch immer seine gewohnte Kühle zeigend. Erst, als die Aufnahmen gemacht sind, nickt er unmerklich und dreht sich zu dem Rothaarigen - nimmt seinen Arm wieder weg und wispert ein leises "Nimms gelassen - Buisness is Buisness, ist nicht zu ändern und wir müssen mitspielen." zu ihm, ehe er sich wieder zu dem Mann vom Sender umdreht und eine Braue kalt fragend hebt.

Curtis hat nur dümmlich in die Kamera gegrinst, so getan, als würde er sich freuen und seufzt nun leise. "So, dann ab in die Zimmer, dann könnt ihr euch beschnuppern und Morgen kommt der Choreograf und der Stimmtrainer. Ausgehen ist nicht bis nach der Show, rauchen und trinken auch nicht, wegen euren Stimmen. Ausgehen ist auch nicht, hier im Hotel gibt es ein Schwimmbad und Saunen, ebenso ein Fitnessstudio, in dem ihr euch austoben könnt." Erklärt der Mann vom Fernsehen nun schnell, was Curtis natürlich nicht zusagt. "Wat soll das heißen, rauchen is nicht ?" den Mann etwas angepisst fragt. "Ich brauch meine Fluppen und ich werde auf keinen Fall darauf verzichten...Das können sie sich abschminken !" Die Tatsache, daß die Kameras noch laufen, stört den Rotschopf nicht die Bohne bei seiner Motzaktion, die er für angebracht hält.

Farfalla indes hat die Kameras nicht vergessen und senkt nun mißbilligend beide Brauen - hält Curtis mit seiner Hand zurück und spricht nun selbst zu dem Mann des Senders, seine Worte wohlwählend, da er weiß, daß dieser durch die Kameraaufnahme zu einem Statement gezwungen ist. "Es dürfte ihnen hinreichend bekannt sein, Sir ..." - die Anrede in einer Kälte sprechend, die einem Ausbildungsoffizier der Armee wohl bekommen würde - "... daß eine Stimme sich an den Genuß diverser Mittel wie Alkohol oder Tabak sehr wohl gewöhnen kann und diese sogar eine gewisse Samtigkeit hervorrufen, die definitiv gewünscht wird. Ich kann mir gut denken, Sir ... daß sie lediglich den überhöhten Gebrauch genannter Genußmittel meinten, nicht wahr ? Unsere Penthäuser sind weder öffentliche Gebäude noch Behörden und insofern erlaubt das Gesetz den Genuß von Alkohol und Tabak. Daß sie an unsere Vernunft appelieren, ist ihnen mehr als nur hoch anzurechnen und ich kann mir denken, daß wir ihnen alle dahingehend zustimmen - ebenso ist verständlich, daß wir so wenig wie irgend möglich in der Öffentlichkeit gesehen werden. Doch in unseren Penthäusern sollte die gesetzlich geschützte Privatsphäre gewahrt werden, nicht wahr ? Ich denke, daß dieser Punkt in unseren Verträgen erwähnt werden sollte, falls sie weiterhin auf solch unsinnigen Bedingungen bestehen, mein Herr ...."

"Ähm, ja natürlich wird das in den Verträgen vermerkt. ...Und die Privatsphäre wird natürlich auch respektiert." Erklärt der Mann von dem Sender. Daß ihn das total überrascht hat, verdeckt er unter seinem freundlichen Lächeln und einem "Ich denke, sie sind nun alle auf ihre Penthäuser gespannt ?", um dem Ganzen einen Abbruch zu verschaffen. "Die Schlüsselkarten befinden sich ebenso in den Umschlägen...Wir sehen uns dann Morgen und ich hoffe, sie fühlen sich wohl, meine Herren." Und schon wendet sich der Mann ab und zerrt das Fernsehteam mit sich mit. Curtis ist sichtlich beeindruckt von dem ganzen Gehabe, doch das nicht lang, denn er holt die Karte aus dem Umschlag und pfeift dem Boy, der seine beiden Taschen trägt, daß er in sein Zimmer will. "Kommst dann gleich mit, Farfalla ?" Auf eine Antwortet wartet er nicht unbedingt und trottet gleich los, Richtung Fahrstuhl.

Ohne ein Wort nimmt der Weißblonde seinen Umschlag und winkt einem der Boys, der sofort kommt und den Kofferkuli mit seinem Gepäck nimmt - dann folgt Farfalla seinem Mitbewohner in den Fahrstuhl, registriert den ein wenig verlorenen Blick des Rothaarigen und nimmt seine eigene Codekarte, die er mit der Selbstverständlichkeit jahrelanger Gewöhnung in den richtigen Schlitz steckt, nachdem auch der Boy mit den Koffern eingestiegen ist. Nachdem der Aufzug sich an ihrem Penthaus öffnet, dirigiert der junge Italiener die beiden Boys mit ebensolcher Selbstverständlichkeit zu ihren jeweiligen Zimmern, ehe er ihnen jeweils einen Zwanziger in die Hand drückt - dann verschließt er die Fahrstuhltüren mit seiner Codekarte und nickt, nimmt seinen Aktenkoffer auf und läßt seinen Blick über die Einrichtung schweifen, nur ein leises, leicht verachtendes "Impossibile...." wispernd.

Curtis steht derweil mit weit offenem Mund da und starrt in das riesige Penthouse, das ziemlich luxuriös ausgestattet ist. "WOW, das ist ja irre hier !!!!" platzt es aus ihm heraus und er flitzt durch sämtliche Räume. Hier und da quietscht er auf vor Glück und als er sein Zimmer erreicht, wird er fast ohnmächtig. "Scheiße Mann !!....Das Zimmer ist fast größer als meine Wohnung !!!" brüllt bevor er Anlauf nimmt und mit voller Wucht auf das breite Bett hechtet.

Auch der junge Italiener hat sich kurz umgesehen und laut aufgeflucht, als er sein Zimmer betrachtet - dann legt er seinen Aktenkoffer auf den Schreibtisch, ehe er in den großen Wohnraum zurückgeht und zum Telefon greift, den Concierge an den Apparat holen läßt und sofort kalt und deutlich wütend mit ihm in Italienisch zu sprechen beginnt. Erst nach einigen Minuten legt er wieder auf und flucht leise, doch mehr als nur bildreich in Englisch, Italienisch und noch drei weiteren Sprachen - dann seufzt er leise und beruhigt sich mühsam, ehe er zum Schlafzimmer des Rothaarigen geht und sich an dessen Türrahmen lehnt, ihn sich betrachtet und kühl dabei auflächelt.

Curt hockt auf dem Bett, seine Haare sind noch zerzauster als so schon, weil er sich einmal durch die weichen Kissen gewühlt hat und kuckt Farfalla an wie eine Kuh, wenn es donnert. "Wie viel Sprachen sprichst du eigentlich.... Und warum hast du so geflucht ?....Und warum lächelst du so blöde, hast noch nie Einen im Bett toben sehen ?"

"Ich spreche meine Muttersprachen Italienisch und Englisch, dazu noch Deutsch, Französisch, Russisch, Japanisch und ein wenig Spanisch. Wie ich schon sagte - Business is Business und dort brauche ich den Vorteil, nicht auf Übersetzer angewiesen zu sein .... Fehler sind in meinem Geschäft tödlich. Warum ich geflucht habe ist sehr einfach - die Einrichtung meines Zimmers ist untragbar. In ca. zwanzig Minuten werden die Hotelmitarbeiter sie austauschen gegen eine erträglichere Version. Und Nein - ich habe noch nie Jemand im Bett toben sehen. Das schickt sich nicht." Farfalla antwortet ihm kühl und behält seine Arme noch immer vor seiner Brust verschränkt - dann löst er sich langsam und richtet sich auf, zieht sein Sacko aus und hält es an einem Finger lässig über seine Schulter, erneut kühl dabei schmunzelnd. "Tob dich noch etwas aus, Kleiner - ich werde noch ein wenig arbeiten, bis die Hotelarbeiter kommen. Und wenn mein Zimmer gerichtet wurde und wieder Ruhe herrscht, sollten wir reden - schließlich sind wir dazu verdammt, zusammenarbeiten zu müssen und das ist eins der Dinge, die schwieriger werden, als ich dachte."

"Äh umräumen ?...." Etwas perplex starrt Curtis den Anderen an. Die Einrichtung der Zimmer ist doch total Okay, was hat der denn nur ? Aber gut, er scheint es wohl zu brauchen, schließlich wirft er ja mit Geld um sich, wie es scheint. Zwanzig Dollar für die Pagen, von solch einen Trinkgeld träumt er nur. "Verdammt...Das trifft den Nagel auf den Kopf.... Und ich bin ganz deiner Meinung. Gegenteiliger als wir Zwei es sind, gehts schon nimmer." Jetzt wühlt er sich aus dem Bett und steht auf. "Meinst, man kann was zu futtern bestellen ?....Ich war noch nie in einem Hotel, kenns nur aus Filmen.....Meinst, die haben Pizza oder Burger ?" faselt er Farfi zu.

Nun doch ein wenig perblex auf den ein wenig Größeren blickend, der auf ihn zukommt, hebt der junge Italiener eine seiner hellen Brauen - doch dann seufzt er leise und dreht sich um, setzt sich in den großen Wohnraum und nimmt den Hörer des Haustelefons, um nun den Zimmerservice anzurufen. "Penthaus 2, Azzone am Apparat - senden sie in zwanzig Minuten eine Salamipizza und zwei Burger, eine Lasagne und einen gemischten Salat mit Essig/Öl-Marinade herauf ... und ich vertraue darauf, daß die Gerichte sowohl heiß wie auch excellent zubereitet sind, ihre Küche wurd im Gastronomieführer Feltonde als bemerkenswert deklariert und ich sähe es ungern, wenn ich eine gegenteilige Meinung melden müßte." Dann legt er wieder auf und nickt unmerklich - legt das Telefon zurück in die Ladestation am Tisch und lächelt kühl, ehe er noch ein "In exact zwanzig Minuten wird das Essen serviert werden, ich hoffe, es war das Richtige, das ich für dich geordert habe ..." zu Curtis nachsetzt.

Curtis kuckt schon wieder etwas erschlagen zu dem Blonden, weil der die Bestellung so selbstverständlich aufgegeben hat. "Äh...Jap, war richtig, Danke." murmelt er jetzt nur heraus und betrachtet sich den Blonden noch ein wenig weiter und wendet sich dann aber doch ab, um wieder in sein Zimmer zu gehen. Dort zieht er seine Sachen aus und schlüpft in eine schwarze, gammelige Jogginghose, das Hemd lässt er weg und räumt seine Sachen in den Schrank. Darin gehen sie fast unter, so wenig hat er mit, doch das nimmt er nur mit einem Schulterzucken hin und wird aufmerksam, als der Page mit dem Essen kommt. Sofort wieselt er in den Vorraum, stürzt sich auf die erste Pizza.

Farfalla hat indes seine Jacke über die Lehne seines Stuhles gelegt und den Aktenkoffer an die Seite gestellt, nachdem er seinen superflachen Laptop herausholte - erledigte einige Geschäfte, seinen E-Mail-Verkehr und nickte zu dem ein wenig verschüchterten Pagen, der ihnen das Essen servierte. Ein kurzer Blick auf die Gerichte genügt und ein kühles Lächeln erwacht auf den feinen Zügen des Weißblonden, als er nickt - dann gibt er dem Jungen noch ein großzügiges Trinkgeld und schickt ihn wieder weg, doch nicht, ohne ihm aufzutragen, daß die Arbeiter sich mit der neuen Einrichtung beeilen sollen, ein Auftrag, den der Junge sogleich ausführen wird. Erst dann wünscht er Curtis einen guten Appetit und widmet sich seiner eigenen Lasagne - ißt sie zügig, doch ohne zu schlingen und endet schließlich mit dem Salat, bis er auch mit diesem fertig ist und nun Curtis betrachtet, dabei die schlanken Hände verschränkend und mit den Zeigefingerspitzen die eigenen Lippen berührend.

Curtis isst zwar nicht unbedingt schnell aber mit viel Hunger, außerdem schmeckt ihm das Essen hier im Hotel und die Tatsche, daß es umsonst ist, für ihn macht es das noch leckerer. Den Blick, der sich auf ihn richtet, versucht er zu ignorieren, doch gelingt es ihm nicht lange. "Was ist denn ?" leise fragt, bevor er erneut von dem Burger abbeißt und dann mit einem Schluck Cola nachspült.

"Nichts ..." Leise, noch immer mit einem kühlen Lächeln sprechend, verstummt Farfalle jedoch wieder, als die Türe des Fahrstuhles sich öffnet und zehn Hotelmitarbeiter das Penthaus betreten - auch der Concierge ist mitgekommen und verneigt sich leicht, entschuldigt sich in Italienisch für die Einrichtung und klatscht in die Hände, ein Zeichen, auf das die Arbeiter sofort in das Schlafzimmer des Weißblonden gehen und die gesamte Einrichtung auseinanderbauen, in den Aufzug verfrachten und nach unten fahren. Nach einigen Minuten kommen sie mit völlig neuen Möbeln wieder, die sämtlich in Schwarz, Weiß, Stahl und Glas gehalten sind und bauen sie im Schlafzimmer Farfallas wieder auf - letztlich legen sie noch feine, schwarze Teppiche mit eingewebten weißen, japanischen Mustern auf den schlichten, grauen Teppich und verabschieden sich wieder, bedanken sich jedoch überschwenglich, als Farfalla erneut ein mehr als nur großzügiges Trinkgeld an den Concierge gibt, wohlwissend, daß dieser es auch an die Arbeiter verteilen wird. Erst, als sie letztlich das Penthaus verlassen haben, steht der Weißblonde auf - geht in sein Zimmer und nickt, wispert ein leises "Wesentlich besser ....", ehe er in den Wohnraum zurückkehrt und sich wieder setzt.

Curtis hat das Ganze beobachtet und jetzt muss er einfach fragen. "Du hast Heute mehr Trinkgeld vergeben, als ich in einer ganzen Woche verdiene. ....Du hast es ganz schön dicke, was ?" Seinen letzten Bissen nimmt er nach der Frage und blickt Farfalla in die Augen. "Wünschte, daß ich solch Kunden hab.... die speisen mich mit nen paar Cent ab, oder höchstens einem Dollar."

Zuerst eine Braue hebend, schmunzelt Farfalla leise, nur einen Herzschlang lang, doch ohne seine gewohnte Kühle ... dann richtet sich sein Blick auf den Rothaarigen und gewinnt erneut die Kühle zurück, als er ihm leise antwortet und dabei eine der Haarsträhnen hinter sein Ohr streicht. "Du siehst ja selbst, wie sich ein Angestellter fühlt, wenn das Trinkgeld nicht angemessen ist, Curtis. Mein Urgroßvater war selbst ein Laufbursche in den großen Familien und hat uns allen weitergegeben, wie wichtig es ist, daß die Angestellten zufrieden sind. Nimm dies hier als Beispiel: Wenn irgend Jemand von außen einen der Boys oder Arbeiter oder den Concierge über mich fragt, werden sie einhellig gut von mir reden. Im Gegenzug, wenn ich einen Gefallen brauche, werden sie mir behilflich sein. Geld ist viel zu oft ein Machtinstrument in den großen Geschäften ... hier ist es nur eine Kleinigkeit, doch sie zeigt, daß ich die Angestellten respektiere und im Gegenzug erhalte ich Respekt zurück. Sei streng zu deinen Angestellten, doch behandle sie mit Respekt und gerecht - und ermögliche ihnen ein gutes Auskommen. Eine der Grundphilosophien meiner Familie."

"Ne klasse Philosophie... Muss ich schon sagen." Curt hat den Worten ruhig zugehört und seufzt jetzt leise. "Wünschte, alle hätten die, aber das kann man wohl schlecht verlangen." Curtis stellt die Teller alle zusammen und dann wieder auf den Servierwagen, bevor er sich von darunter noch eine Flasche Cola nimmt. "Wolltest du nicht noch was bereden ?"

Erneut eine der langen, hellen Haarsträhnen nach hinten streichend, sieht der junge Italiener kurz auf seine Uhr - dann nickt er und lehnt sich wieder an, schlägt die langen Beine übereinander und läßt dabei keinen einzigen Moment seine kühlen Augen von dem Rothaarigen. "Ja. Wir Beide sind offensichtlich zusammengesteckt worden, weil wir das genaue Gegenteil des Anderen sind - und weil unsere Stimmen gut miteinander harmonieren. Deine ist tief, tiefer als die Meine, so wie ich es mitbekommen habe ... und die Wirkung auf die Zuschauer wird entsprechend sein. Wobei wir bei einem Problem wären - wir müssen zusammenarbeiten. Das heißt: Keine Streitereien wegen Kleinigkeiten, die vermeidbar sind. Ich kann mit der Presse umgehen, ich war schon in schwierigeren Situationen ruhig - doch wie ist es mit dir ? Du bist sehr impulsiv und hitzköpfig ... das kann auch negativ ausschlagen, Lampenfieber zum Beispiel oder Streitigkeiten mit Reportern. All das können wir uns nicht leisten. Stimmst du mir zu ?"

Curtis hat an seiner Cola genuckelt und den Worten gelauscht. Jetzt nickt er eindeutig und murmelt ein "Jap, tu ich....Ich will unbedingt gewinnen, da nehme ich es auch in Kauf, daß ich mich zurückhalten muss. ...Aber ich weiß nicht, ob ich es schaffe, wie du schon sagtest, ich bin ziemlich impulsiv.....Mein Spitzname ist Burner." zu ihm. Daß es ihm auch ernst ist, sieht man in seinen flimmernden Augen, er will unbedingt gewinnen. "Kannst mir ja ab und an in den Arsch treten, wenn ich zu weit gehe...Lampenfieber ist kein Prob, das stecke ich weg, nur die blöde Presse nicht und schon gar nicht dieses Arschloch da von dem Sender."

Sich selbst inzwischen ein stilles Mineralwasser einschenkend, nickt Farfalla auf die Worte des Anderen - dann lehnt er sich wieder zurück und trinkt einen Schluck, ehe er sein Rillo-Etui herausholt und sich einen nimmt, ihn ansteckt und das Etui schließlich seinem Gegenüber anbietet. "Überlaß die Kanaillen mir - ich kann mit der Presse umgehen und ich weiß genug, um ihnen den Wind aus den Segeln zu nehmen, es zahlt sich aus, über gewisse Dinge Bescheid zu wissen oder genug Beziehungen zu haben, um gewisse Dinge herauszufinden. Frage - was beruhigt dich am Meisten ? Wir brauchen etwas, das machbar ist und hilft ...."

"Öhm." dringt es aus dem Mund von Curtis, gefolgt von den rot werdenden Wangen. "Ich denke, das willst du nicht wissen." murmelt und einen Schluck Cola nimmt, um sich etwas abzukühlen. Warum ist ihm das jetzt nur so peinlich ? Bei den Rillos winkt er dankend ab, einfache Ziggis sind ihm lieber.

Das Etui mit einem kurzen Nicken wieder zuschnappen lassend, steckt Farfalla es wieder ein - nimmt einen weiteren Zug seines Rillos und genießt das feine Aroma, ehe er ihn im Ascher abstäubt und seine Brauen ein wenig senkt. "Spucks aus, Kleiner - ich vertrage vieles und weiß mehr, als du dir wahrscheinlich denkst. Und so schnell kann mich nichts mehr schocken ...."

"Sex ist es, ich bin Stockschwul. Und wenn ich zu lang Keinen hatte, werd ich kirre." platzt Curtis jetzt heraus, der Schatten auf seinen Wangen bleibt ungewollt da wo er ist und hält sich verbissen.

Nun eine der Brauen hebend, kann der junge Weißblonde sich ein Schmunzeln nicht verkneifen ... dann nimmt er noch einen Schluck seines Wassers, stellt das Glas zurück auf den Tisch und lehnt sich wieder an, als er weiterspricht. "Und wo ist das Problem, Kleiner ? Wenn du es brauchst, kann ich dir jederzeit einen Kerl besorgen, der deinen Vorlieben entspricht und absolut diskret ist, ich habe ... sagen wir mal, Connections. Und es kostet dich nichts. Okay ? Und hab keine Scheu, so etwas bei mir zu sagen - ich bin Bi, tendiere aber mehr zu Männern, es gibt also nichts, was ich nicht kennen würde, Curtis."

Jetzt breitet sich das Rot doch weiter aus und Curt wird langsam zu einer Tomate, sein Gesicht gleicht sich fast seinem Haar an, so könnte man meinen. "Bist du ein Zuhälter oder was ?!" platzt es aus ihm heraus. "Nen Kerl besorgen...das klingt fast so."

Einige Minuten lang beobachtet der Weißblonde sein Gegenüber und mustert ihn ... dann nimmt er einen letzten Zug seines Rillos und drückt ihn im Ascher aus, nimmt seinen Aktenkoffer auf und öffnet ihn mit dem Abdruck seines Daumens, um die Luga herauszuholen und auf den Tisch zu legen. "Mein Cousin Franco ist einer - er arbeitet für meinen Vater und führt eine sehr angesehene und renommierte Agentur mit Edel-Gigolos und Edel-Huren hier in Manhattan. Und wenn du auch nur ein einziges Wort darüber zu irgend Jemanden verlierst, dann muß ich zu meinem Leidwesen von der Luga Gebrauch machen. Doch ich denke, du bist klug genug - du bist ein Street-Kid, du weißt, daß man als kleiner Fisch die großen Haie in Ruhe lassen muß. Und irgendwie ... vertraue ich dir. Also, wenn du möchtest - sag mir nur, was du willst und ich besorge ihn dir."

Okay, das ist definitiv zuviel für Curtis, jetzt zückt der Typ auch noch eine Waffe. Er, verschreckt wie er ist, fällt rücklings von dem Sessel und rappelt sich aber wieder auf, als er begreift. "Mafia, was ?....kein Wort kommt über meine Lippen, ich bin doch nicht lebensmüde, verdammt noch mal !" Seine Stimme bricht beim letzten Wort kurz, beruhigt sich dann aber wieder. "Gut, ich sag, wenn ich was will....Aber bitte steckt das Ding wieder weg, ich mag die Teile nicht besonders." Einen Moment schiebt er seine Hose ein Stück über die Hüfte herunter und zeigt eine kleine Narbe, die von einer Schussverletzung kommt. "Radkuriere haben's oft nicht leicht wegen der Fracht, verstehst du ?" Die Angst vor der Waffe steht wirklich in seinen Augen geschrieben und er steht noch immer hinter dem Sessel und krallt seine Finger in die Lehne.

"Ja, Mafia - Chicagoer, um präzise zu sein, mein Vater ist der zweitmächtigste Pate, ich bin sein dritter Sohn. Und du brauchst keine Sorge haben - ich kann mit der Waffe mehr als nur gut umgehen, seit meinem zehnten Lebensjahr trainiere ich damit. Hier - sieh sie dir an, dann verlierst du deine Angst, Curtis." Mit diesen Worten sichert er die Waffe wieder, entnimmt ihr sämtliche Munition und legt sie auf den Tisch - dreht sie so, daß der Griff zwar zu dem Rothaarigen zeigt, die Mündung allerdings zur Wand und steht auf, kommt zu ihm und streicht ihm kurz über die Wange. "Ich weiß, daß manche Radkuriere für Botendienste mißbraucht werden - etwas, das mein Vater niemals erlauben würde, es ist zu gefährlich. Du brauchst keine Angst vor mir haben, solange du die Regeln befolgst - wie auch ich." Dann löst er sich wieder von ihm und geht zum Tisch - verstaut auch seinen Laptop und wartet nur darauf, daß Curtis sich die Waffe betrachtet, ehe er auch diese wieder in den Koffer zurücklegen kann und diesen verschließen.

Der Rothaarige hat seine Röte inzwischen gänzlich verloren und hat nun ein eher bleiches Gesicht. Die Berührung lässt er zu und mustert skeptisch die ungeladene Waffe auf dem Tisch. "Pack sie ruhig weg, ich will so ein Ding nicht anfassen. Und die Angst davor will ich auch nicht verlieren, weil ich dann womöglich vergesse, wie gefährlich die Scheißdinger sind....Ich will das Ding nie wieder sehen, lass es gefälligst in dem Koffer oder in deinem Zimmer." Mit den Worten wendet er sich herum und verlässt das Wohnzimmer und einen Moment später hört man wie die Tür seines Zimmers geschlossen wird. Drinnen muss sich Curtis erst wieder fassen, die Erinnerung kam kurz wieder, als er die Waffe erblickt hat. Wie der Typ ihn vom Rad riss und nach der Tasche verlangt hat, total nervös war er und Curtis machte eine falsche Bewegung und schon hatte der Kerl auf ihn geschossen. Der brennende Schmerz in seiner Hüfte war nichts gegen die Angst, die er gehabt hatte. Daß er die OP noch immer abzahlt, ist auch nur nebensächlich.

Nun doch ein wenig verwundert, senkt Farfalla eine seiner Brauen - dann nimmt er seine Luga, lädt und sichert sie wieder und steckt sie zurück in das Halfter, ehe er den Koffer verschließt und in sein neu eingerichtetes Zimmer geht. Dort angekommen, nickt er nur auf die Tatsache, daß seine Koffer schon in den schlichten, schwarzen Schrank mit den Glasfronten eingeräumt wurden - schließt dann die Türe seines Zimmers, ehe er aus dem Schrank einen frischen Slip nimmt und sich auszieht, die aus Tribalmustern bestehende Dornenranke berührend, die sich von seinem linken Unterarm bis zum Herzen herauf erstreckt. Dann wirft er mit einer gekonnten Bewegung seine Haare nach hinten und tritt in das riesige Bad, duscht sich kurz herab und erledigt die Morgentoillette - setzt sich anschließend in den Stuhl des Schreibtisches und holt seinen Laptop hervor, eine kleine Suche beginnend. Ein paar Telefonate mit seinem Handy später blickt er auf die Daten, die sich auf dem Monitor seines Laptops zeigen und überlegt, ehe er nickt und ihn herunterfährt, sich in sein Bett legt und sofort und ohne einen Gedanken in einen leichten Wachschlaf fällt, das scharfe Messer, das er immer mit sich führt, in dessen Scheide gewohnheitsmäßig unter seinem Kissen haltend.

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