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“Xavier und Archaion” 08
 

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Drei Jahre zuvor ...

Es war ein paar Wochen her, seit Xavier die Piraten in Karten gebannt hatte. Zuerst hatte er sich den Kapitän geholt, dann dessen Mannschaft und ein Schiff nach seinem Geschmack. Xavier mochte alles asiatische und so hatte er eine Dschunke an Land gezogen, und die hatte sich äußerlich auch schon ziemlich verändert. Im Moment saß er am Fenster und beobachtete, wie die Männern den Rest des Schiffes schwarz anstrichen. Die Insel, auf der sie sich befanden, war das Versteck der Piraten, und hier konnte sich der Magier etwas ausruhen, und auch seine in Karten gebannten Begleiter konnten sich frei bewegen. Yuu hatte eine Höhle für sich gefunden und er würde die Insel von jetzt an beschützen. Muong trieb sich irgendwo herum und jagte wahrscheinlich den Affengeist Monchi hinterher. Die Beiden zofften sich öfter und Monchi machte sich einen Spaß daraus, geschnappt zu werden, damit er gepflegt von Muong genommen wurde. Eigentlich ein dummes Spiel, aber Muong ließ sich von dem Affen einfach zu schnell reizen. Seine anderen Wesen waren wesentlich ruhiger. Das Kirin namens Shui graste irgendwo oder döste in der Sonne, und der Rabengeist Ushi saß auf Xaviers Schulter und ließ sich die Federn kraulen. Alles in allem war es friedlich. Selbst die Piraten, die er einfach so gebannt hatte, fanden sich erstaunlich schnell damit ab, daß sie nun sehr, sehr lange leben konnten. So konnten sie weiterhin tun, was ihnen Spaß machte, und ihre Wunden heilten, wenn sie sich wieder in eine Karte wandelten. Ein jeder hatte Talente, und so hatte Xavier einen Jeden in eine einzelne Karte gebannt. Nur die Zwillinge blieben zusammen. Nebenher schrieb er wieder seine Gedanken auf ein Papier. Er war nun schon siebenundsechzig Jahre alt und langsam alterte auch sein Körper. Er sah inzwischen aus wie 30 Jahre, und das passte ihm gar nicht.

"Meister ?! Wir brauchen dich wegen dem Schiff !" Raymundo strich sich mit einem inneren Seufen die rippenlangen, pechschwarzen Haare nach hinten, stieg die Stufen zu den persönlichen Zimmern des Magiers hinauf und fragte sich zum unzähligsten Male, ob es das alles wert wäre. Doch dann schalt er sich einen Narren, denn er wußte, daß sie so oder so keine Wahl gehabt hatten. Er und seine Mannschaft waren blöd genug gewesen, das Schiff zu überfallen, in dem der schwarze Magier nach Amerika reiste – und nun waren sie seine Diener, wenngleich es sich auch für sie auszahlte. Die Beute war reichlich und sie hatten eine eigene Insel, die garantiert Niemand angriff – dafür sorgte schon der schwarze Drache, vor dem sich alle fürchteten. Außerdem war für ihr Auskommen gesorgt, sie waren praktisch unsterblich und auch wenn Keiner von ihnen es sich gedacht hatte, so waren sie sexuell völlig umgedreht worden. Doch dann ließ er die Gedanken sein und klopfte an den Türrahmen, trat ein und tippte kurz grüßend an die Stirn. "Meister ?"

Erst jetzt merkte Xavier auf und wendete sich Raymundo zu. Er war in Gedanken gewesen und hatte ihn nicht bemerkt, es waren seltene Ausnahmen, in denen er unachtsam war und das war er hier auch nur, weil er sich sehr sicher fühlte. "Worum geht es denn, Raymundo ?" fragte er leise und er winkte ihn dichter zu sich. Er erinnerte sich noch als wäre es Gestern gewesen, als er ihn und seine Mannschaft bannte. Es hatte ihm nicht leid getan in dem Moment, jetzt tat es ihm immer noch nicht leid, aber er war froh, daß die Männer es akzeptierten und ihn respektierten.

Der große Spanier kam zu ihm und setzte sich neben ihn, strich sich wieder die Ponys aus den Augen und antwortete ihm schließlich. "Wir haben gestrichen, was ging – aber für den Kiel brauchen wir deine Hilfe. Und wäre auch gut, wenn du dafür sorgst, daß der dumme Affe nicht dauernd die Farben vertauscht oder die Pinsel versteckt – vorhin hat er das Rot auf die schwarze Backbordwand geschmiert, es ist zum Kotzen." Allein der Gedanke daran machte ihn wütend und er fluchte kurz, ehe er es merkte und sich entschuldigte.

"So, hat er das, ja ? ... nun gut ... Monchi, zurück !" Kaum hatte Xavier die letzten Worte gesprochen, hörte man ein kurzes, erschrockenes Kreischen von draußen und dann erschien die Karte in der Hand des Magiers. "Böser Affe." wisperte er und legte die Karte in eines der Büchlein. "Ich dachte nicht, daß er soviel Ärger macht. Er wird nun ein wenig warten müssen, bis er wieder rausdarf. Und jetzt kümmern wir uns um das Schiff." Doch zuerst lehnte sich der Magier zu Raymundo und gab ihm einen leidenschaftlichen Kuss. "Und heute Abend kümmere ich mich um dich und deine Männer." Er verführte sie hin und wieder zum Gruppensex und genoss das Ganze wirklich mehr als nur.

Der Kuß und auch die Worte danach ließen den Spanier erschauern und er nickte nur, ehe er Xavier packte, zu sich zog und hart küßte. Zuvor kannte er nur die Huren der Piratenhäfen, doch die schiere Lust, die der Magier entfesseln konnte, war damit nicht zu vergleichen. "Du hast uns völlig verändert, Meister ... wie kann ich nur so süchtig nach dir sein wie nach Rum oder Opium ? Das ist schon teuflisch, auch wenn ich weiß, daß du kein Teufel bist sondern ein Magier."

Das brachte Xavier zum Lachen und er küsste Ray dann erneut und berührte dessen Wangen mit den Händen, als er ein leises "Auch Sex kann süchtig machen." an dessen Lippen wisperte. "Es gibt einem ein schöneres Hochgefühl, als wenn man betrunken ist oder benebelt vom Opium ... und vor allem hält es jung." Dann gab er ihm erneut einen Kuss und löste sich. "Dann werden wir die Black Dragon mal an Land bringen, Hm ?" Somit ging er vor, denn Xavier wusste, daß Raymundo ihm sofort folgen würde.

Raymundo erschauerte kurz und mußte einen Moment lang tief durchatmen, ehe er aufstand und ihm folgte. "Wir haben schon alles vorbereitet, Meister – du mußt sie nur noch herausheben, damit wir das Rot draufstreichen können. Die Männer warten schon darauf – sie haben noch nie ein Schiff wie deins gesehen und sie freuen sich schon darauf, damit in See zu stechen und Beute zu machen." Raymundo erwähnte dies noch, da es ihm wichtig schien – Xavier schien Wert darauf zu legen, daß sie das Schiff mochten, denn er hatte ihr altes Schiff nach kurzer Zeit verbrannt und ihnen ein Neues besorgt.

Das zeigte sich auch, als Xavier rauskam und die Männer mit den Baumstämmen dastanden und warteten. Alle waren mit Farbe beschmiert und sahen wegen dem Schwarz noch wüster aus als eh schon. Er hätte das Schiff auch vollkommen alleine streichen können, aber er legte Wert darauf, daß die Männer einen Teil dazu taten. Sie sollten eine Beziehung zur Black Dragon aufbauen. "Lasst gut sein Männer, den Bauch nehme ich euch ab !" rief er ihnen zu und lächelte, als sie die Stämme beiseite legten. Dann wob er einen Schwebezauber und nach einigen Momenten erhob sich das Schiff aus dem Wasser. In Konzentration rief er noch einen Zauber und die Männer konnten zusehen, wie sich der Bauch des Schiffes langsam Rot färbte und die rote Farbe im gleichen Maße aus den Eimern verschwand. Am Heck des Bauches erschien noch etwas mit schwarzer Farbe, das ein männliches Geschlecht andeuten sollte, denn auch das sollte dem Schiff eine Persönlichkeit und Stärke geben.

Die Männer staunten nicht schlecht, ehe sie kurz aufjohlten und breit grinsten, als die Farbe trocknete und das Schiff sich wieder in das Wasser senkte. Und das nutzte Raymundo, um die Männer mit lauten Befehlen dazu anzutreiben, alles Nötige auf das Schiff zu bringen und sie für die erste Fahrt auszurüsten. Denn er wußte, daß es bald zu geschehen hatte – die Männer wurden schon unruhig und brauchten den Rausch eines Raubes, um sich abzureagieren und ein Erfolgserlebnis zu haben.

Derweil versiegte die Konzentration des Magiers und er lächelte zufrieden, weil die Männer gleich wieder zupackten und das Schiff mit allem ausrüsteten, was sie brauchten. "Ich komme mit euch, Raymundo ... ich will die erste Fahrt der Black Dragon nicht verpassen." Noch während er sprach, wehte ein Wind um ihn und als der wieder abklang, stand Xavier mit anderem Aussehen vor Ray. Seine Haut war gebräunt, seine Haare waren kürzer und er trug auch andere Kleidung, die praktischer war als seine bisherige. Selbst seine Augenfarbe war anders, sie war nicht mehr silbern, sondern Rot wie der Bauch des Schiffes und zusätzlich wurde sein Kinn von einem Bart geziert, der erstaunlich gut zu ihm passte.

Im ersten Moment erschrak der Spanier und bekreuzigte sich – doch dann fing er sich wieder und nickte, scheuchte die Männer wie gewohnt und neigte dann respektvoll den Kopf vor Xavier, um ihn an Bord zu geleiten. Ray war zwar noch immer der Kapitän – doch er wußte wie auch alle Anderen, daß sie nur dem Magier gehorchten. "Die Verkleidung steht dir, Meister – man erkennt dich nicht wieder."

"Das war auch Absicht ... und sei unbesorgt, ich werde mich in die Führung der Mannschaft nicht einmischen. Aber trotz allem habe ich noch neue Kleidung für euch alle." Mit den Worten ließ er die alte und zum Teil ziemlich stinkende Kleidung der Männer verschwinden und ersetzte sie in gleicher Form, nur daß alles Schwarz war und sie rote Tücher trugen. Die Kleidung war auch noch ganz neu und sauber, was Xavier dann doch noch zu einem leisen Befehl an Ray verleitete. "Ich möchte, daß die Männer sich sauber halten. Dreck ist nicht schlimm, aber sie sollen nicht stinken, daß man es gegen den Wind riechen kann." Das hatten Einige getan und ab jetzt würde regelmäßiges Baden anstehen.

"Si, Meister – wie du es wünscht." Ray hielt sich sauber, doch er hatte schon lange aufgegeben gehabt, die Männer dazu zu bringen. Aber mit ihrem neuen Meister würde sich das vielleicht änden, denn wenn dieser es wünschte, würden die Männer gehorchen. Mit sichtlichem Stolz beobachtete er sie, wie sie die zwei großen, dreieckigen Segel herabließen, die ebenfalls Rot leuchteten und nickte – der Anker wurde eingeholt, die Leinen losgelassen und ein günstiger Wind trieb sie aus der Lagune heraus und aufs Meer, das noch ruhig dalag und auf sie zu warten schien.

Derweil schloss Xavier alle seine Wesen wieder in die Karten ein und zauberte einige seiner Sachen in die große Schiffskabine. Einzig Yuu ließ er frei, denn er würde die Insel bewachen. Die Seefahrt gefiel ihm sehr und so stand er am Bug des Schiffes, das dem Hals und Kopf eines Drachen mit blutroten Augen nachgebildet war und schloss seine Augen, als der Wind mit seiner Hilfe etwas auffrischte. Hier würde er es eine ganze Weile aushalten.

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Drei Jahre später ...

Mit einem leisen, genießenden Knurren streckte sich Xavier und blieb dann halb auf der Brust von Raymundo liegen, um einen Kuss darauf zu hauchen. Sie waren wieder auf Raubzug, seit drei Jahren nannte der Magier die Insel und das Schiff sein Zuhause und er hatte noch lange nicht das Bedürfnis, mit dem Piratendasein aufzuhören. "Wir erreichend bald die Handelsrute, ich bin gespannt, ob wir Glück haben."

Der Spanier seufzte wohlig und schloß die Augen, genoß es, daß sein Meister ihn wieder so befriedigt hatte und berührte das feine, schwarze Haar Xaviers, das sie wie eine weiche Decke umhüllte. "Es müßten wieder einige Schiffe aus meiner alten Heimat kommen – in den Häfen wird viel gemunkelt, Meister. Ich bin sicher, daß wir bald Beute machen werden, es ist nur eine Frage der Zeit. Und damit wird auch die Mannschaft wieder zufriedener sein, durch die vielen Stürme in diesem Jahr haben wir nicht viel Beute machen können."

"Ja, leider." wispernd, schmiegte sich Xavier kurz noch etwas dichter an den Piraten. Er hätte die Stürme verhindern können, aber das wäre sehr anstrengend gewesen und der Kraftverlust hätte sein Altern sicher beschleunigt. "Ich werde Ushi aussenden, er wird für uns Ausschau halten." Es war hell, die See war ruhig und die Winde waren ihnen wohlgesonnen. "Ushi, Rabengestalt." wispernd, erschien der Rabengeist und setzte sich auf die Hand des Magiers. "Halt ein wenig Ausschau, mein Schöner. Vielleicht entdeckst du ein Schiff für uns." Dann küsste er den Raben auf den Kopf und Ushi flog gleich darauf aus dem Bullauge hinaus auf die offene See. "Ich habe so eine Ahnung ... ich denke, Heute haben wir Glück."

Noch immer erschrak Raymundo ein wenig, wenn sein Meister die Wesen aus den Karten erweckte – er entspannte sich erst wieder, als der Rabe weggeflogen war und nickte auf die letzten Worte Xaviers. "Wie du meinst, Meister – bisher hattest du immer eine gute Nase für Beute." Auch er hoffte es – denn auch wenn die Mannschaft sich nicht beschwerte, ein Raubzug wäre eine herrliche Abwechslung und bedeutete frische Beute.

Die frische Beute war gar nicht so weit weg und Ushi lächelte innerlich, als er das große Handelsschiff erspähte. Wenn die Black Dragon unter vollen Segeln stand, würde sie das Schiff innerhalb einer Stunde eingeholt haben. Der Rabe drehte sogleich wieder um und flog zum Schiff seines Meisters zurück. Er war eine gute halbe Stunde weg gewesen, als er durch das Bullauge flog und sich dann in seine Menschform wandelte. Daß er Raymundo wieder halb zu Tode erschreckte, störte ihn so gar nicht. Xavier lachte leise und winkte Ushi zu sich und Ray ins Bett. "Erzähl, hast du was entdeckt ?" Der Schwarzhäutige gehorchte und legte sich zu den Beiden. Lange würde es eh nicht dauern, denn "Ich habe ein großes Handelsschiff gesehen. Es ist eines dieser neuen, sehr großen Schiffe, es verspricht gute Beute." Dann sagte er noch den Kurs, auf dem es fuhr und erhielt zum Dank ein liebevolles Küsschen seines Herren. "Sehr gut gemacht, mein Schöner."

Währenddessen hielt sich Raymundo ein wenig zurück, denn der Rabe war ihm mehr als nur unheimlich ... gerade, daß er auch in seiner Menschform pechschwarz war und blutrote Augen hatte, war Ray nicht sehr geheuer. Als Xavier den Rabengeist dann erneut in die Karte bannte, atmete der Spanier sichtlich auf und nickte, stand auf und zog sich schnellstens an, um an Deck zu gehen und die Mannschaft anzutreiben. "Ich bin an Deck, Meister – du solltest dich tarnen, ehe du raufkommst, damit die andere Mannschaft nicht deine wahre Gestalt sieht." Dann war er auch schon verschwunden, da er es kaum erwarten konnte, die Befehle zu geben und den Kurs zu wechseln.

Xavier blieb noch kurz zurück und küsste die Karte. "Ruh dich gut aus, mein Schöner. Ich schenke dir dann später eines der Schmuckstücke." Er wusste um die Vorliebe seiner Schönheiten. Auch Yuu würde wie immer einen kleinen Teil der Beute als Belohnung erhalten, weil er die Insel beschützte. Für Xavier war es noch immer ein Glücksgefühl, wenn er dran dachte, daß er Yuu noch immer bei sich hatte; das Jahr auf Probe hatte ihm so gut gefallen, daß er geblieben war. Aber nun war keine Zeit, um weiter in der Vergangenheit zu schwelgen, ein Abenteuer stand an und Xavier wandelte sich in die so berüchtigte Gestalt des rotäugigen Piraten. Dann ging er hinauf und lächelte bei dem Eifer, den die Männer an den Tag legten.

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Als die Rufe der Mannschaft erklangen, erschrak auch Archaion, denn er hatte schon von dem berüchtigten Piraten gehört. Einen Moment lang überlegte er, ob er fliehen sollte, doch er verwarf den Gedanken noch in dem Moment, in dem er erwachte. Leise seufzend, nahm der weiße Magier seine Tasche und trat aus der Kabine, ging durch die hektisch arbeitenden Männer zum Kapitän und grüßte ihn. "Lassen sie mich helfen, Capitán – ich verstehe mich auf weiße Magie und ..." Noch ehe Archaion zu Ende gesprochen hatte, hielt er inne und drehte sich zu dem rasch größer werdenden Schiff – auch wenn es fast unmöglich schien, daß so ein Zufall existierte, er konnte auf dem Schiff einen Schwarzmagier fühlen, der seine Kraft gedämpft hielt. Und auch wenn der Weißblonde dies ebenso mit seiner Kraft tat, so wußte er doch, daß der andere Magier ihn schon ein wenig länger gefühlt haben mußte. "Gehen sie mit ihrer Mannschaft nach unten, Capitán – bitte gehorchen sie, auf dem Piratenschiff ist ein Schwarzmagier, ihre Kanonen nützen ihnen nichts !"

Der Kapitän gehorchte auch sofort, denn Archaion schimmerte leicht, als würde sich ein weißes Licht um ihn legen. Daß dem Piraten dämonische Kräfte zugesagt wurden, machte das Ganze noch beängstigender. So floh er unter Deck und ebenso die Mannschaft. Auf der Black Dragon war es nicht ganz so hektisch, auch wenn Xavier seinen Männern gesagt hatte, daß sie auch gleich unter Deck mussten, da es einen Kampf der Magier geben würde. Er hatte den weißen Magier schon länger gefühlt, auch der dämpfte seine Kräfte und das verhieß nichts Gutes. So stand Xavier am Bug des Schiffes und als sie nahe genug waren, schickte er Raymundo und die Anderen unter Deck. Einen Angriffszauber hatte er schon vorbereitet und so sprach er ihn nur noch aus und es geschah. Nur Sekunden später flogen Feuerbälle durch die Luft, um die Segel und das Schießpulver, das an Deck herumstand, in Brand zu setzen.

In der Zwischenzeit sah Archaion dem Drachenschiff entgegen und nickte unmerklich, als er die beeindruckende Gestalt am Bug des Schiffes erblickte. Er fühlte, daß auch dieser Schwarzmagier eine Tarnung und einen Dämpfungszauber trug und nahm noch im gleichen Moment seine Kartenbücher heraus, um vorbereitet zu sein. Mit Feuerbällen hatte er allerdings nicht gerechnet – einen Moment lang war sich der weiße Magier unklar, welchen Zauber er verwenden sollte, doch dann entschied er sich, den in Malaga entdeckten Schutzdom zu aktivieren. Ein leises "Schutzdom des Lichts !" genügte und die Karte löste sich aus dem Buch, wuchs innerhalb eines Gedankens zu einem riesigen Dom aus schimmernden Lichtfäden und legte sich um das Schiff, so daß die Feuerbälle wirkungslos abprallten und im Meer versanken. Innerhalb dieses Doms war Archaion froh, daß er diesen Zauber in eine Karte gewoben hatte – wenn er ihn erst jetzt erschaffen hätte, wäre er zu schwach gewesen, um mehr als einen weiteren Angriff abzuwehren. Doch so hatte er noch all seine Energie und mehr als genug Zauber, die nur darauf warteten, von ihm gerufen zu werden.

Xavier sah überrascht zu, wie sich der Schutzdom aufbaute, er war wirklich wunderschön und filigran. "Wuäh, so etwas kann nur weiße Magie erschaffen." Für ihn war es jedoch nicht so schön. Daß seine Mannschaft mit großen Augen durch die Bullaugen blickte, bemerkte er nur beiläufig. Sein Blick lag nun eher auf dem weißen Magier, das braune Haar wehte im Wind und die grünen Augen schimmerten und drei verschieden dicke Bücher schwebten vor ihm herum. "Karten ?" wispernd, überraschte ihn das ein wenig, aber er wäre dumm gewesen, wenn er angenommen hätte, daß nur er dieses Hobby hatte. So brauchte es nur einen Herzschlag und seine eigenen Kartenbücher tauchten vor ihm auf. Wesen würde er noch nicht einsetzen, er nahm lieber die Zauber. Ein Schattenzauber kam ihm da recht gelegen. "Lichtschluckender Schatten !" So würde er den Schutzdom vernichten können.

Sichtlich beeindruckt beobachtete Archaion, wie sich aus dem Wasser ein dunkler Schatten erhob und langsam seinen Schutzdom entlang nach oben kroch. Auch er hatte bemerkt, daß der andere Magier sich Kartenbücher holte und lächelte, denn dies schien eine wirkliche Herausforderung zu werden. Anders, als es bei den Weißmagiern üblich war, verfiel er nicht in Panik, als der Lichtdom wankte ... sein Lächeln vertiefte sich noch und er wisperte ein sanftes "Sonnenfinsternis.", das sich gerade für die Schattenzauber am Besten eignete. Er hatte diesen Gegenzauber aus China und nickte, als die Sonne sich zu verdunkeln schien, die Schatten vertiefte und zu ihren Eigenen machte, die schwächer wurden und verschwanden, als das Sonnenlicht wieder erstarkte. "Ein beeindruckender Schattenzauber – er stammt aus China, nicht wahr ? Ich habe lange Zeit dort studiert ..." Archaion sprach laut genug, daß der andere Zauberer ihn verstehen konnte – der Lichtdom erstarkte währenddessen wieder, veränderte sich jedoch, die filigranen Fäden schimmerten nun Gold und standen ein wenig weiter auseinander, so daß der Weiße seinen Gegner besser mustern konnte. Was er sah, gefiel ihm ... auch wenn es nur eine Tarnung war, um dessen wahres Äußeres zu verbergen.

Daß sich der Weiße auch getarnt hatte, bemerkte Xavier ebenso, er bemerkte aber, daß dessen Kraft noch etwas anwuchs und das nur, weil er ihn musterte. ‚Sexmagie, das muss Archaion sein, kein anderer Weißer würde so etwas tun.' stellte er in Gedanken fest und lächelte hart. "Diesen Zauber kennst du dann sicher nicht ... es ist einer aus Japan !" rief er ihm zu und wisperte ein leises. "Dunkelnetz." Kaum ausgesprochen, wob sich ein schwarzes Netz um den Lichtdom und dieses Netz zog sich langsam zu und verdunkelte das Licht, bis der Dom leichte Risse bekam und langsam zu brechen begann.

Mehr als nur interessiert beobachtete der Weiße, was passierte ... dann nickte er anerkennend und wisperte ein leises "Höhlenspinnen, bitte helft mir.", das eine der blauen Karten aufschimmern ließ. Noch im gleichen Moment wuchs sie an und zerbarst in abertausende, geistweiße und handtellergroße, feingliedrige Spinnen, die sich auf das schwarze Netz stürzten und feinste, blauleuchtende Fäden um die Netztaue aus Dunkelheit spannen. Es dauerte nur wenige Herzschläge, bis das dunkle Netz völlig umwickelt war und sanftblau leuchtete, schließlich zerbarst und sowohl der Dom wie auch die Spinnen wieder zu Karten wurden und sich in die Bücher Archaions einordneten. Nun wagte der Weiße sich jedoch ein wenig weiter vor – er wisperte ein leises, doch deutlich hörbares "Siafu.", das viele der Passagiere und auch einige der Piraten erschauern ließ, da sie dieses afrikanische Wort kannten und das fürchteten, das diesen Namen trug. Und wie erwartet, erhob sich eine weitere blaue Karte und zerbarst – doch nicht in Licht, sondern Millionen fingernagellanger, blutroter Ameisen, die sich von der Galleone auf das Meer ergossen und auf das Piratenschiff kletterten, in dem die Piraten vor Angst laut aufschrien.

Xavier knurrte, als die Ameisen auftauchten. Die Männern jaulten hier und da auf und versuchten die Ameisen, die angefangen hatten sie zu zwicken, totzutreten. "Mannschaft zurück !" Die Männer wurden zu Karten und waren somit sicher, denn jetzt setzte Xavier wieder einen Feuerzauber ein. Auch er bekam schon Bisse ab und so umwaberte ihn ein Feuer und es vergrößerte sich um ihn herum, um das Schiff von den Biestern zu befreien. Das Holz und der Rest brannte nicht und Xavier grinste kühl, als der weiße Magier die Biester wieder zurückrief. "Nicht schlecht !" rief er herüber und befreite dann die Mannschaft wieder aus den Karten. Er nutzte nun einen schwierigen Zauber, der die Schwachstelle angreifen würde. Die Kuppel war nämlich nur über Wasser. "Verrotte." Mit diesem Zauber brachte er das Holz, das im Wasser lag, zum Verrotten.

Dies überraschte Archaion und seine Achtung wuchs noch ein wenig mehr vor dem Schwarzmagier. Doch auch dafür hatte er einen Gegenzauber, den er sich für genau diesen Zweck geholt hatte. Schon fast zärtlich nahm er eine der roten Karten und wisperte ein "Holzerneuerung.", ließ sie los und lächelte, als sie sich in ein goldenes Licht wandelte, das sich sofort um das Holz der Galleone legte, es dazu anregte, wieder auszutreiben und die verrotteten Stellen ausbesserte. "Das war äußerst gerissen und hinterhältig – nicht viele kennen den Erneuerungszauber für Holz, ich habe ihn aus Ägypten. Du bist sehr mächtig, Schwarzmagier, trotz deiner Jugend ... doch weshalb trägst du eine Tarnung ?" Die Stimme Archaions war weich und einladend, denn er wurde neugierig auf seinen Gegner und dessen scheinbar sehr weites Arsenal an Zaubern.

Xavier kannte diesen Zauber auch, er hatte ihm über Umwege bekommen und ihn noch nie benutzt. "Aus dem gleichen Grund wie du ... Archaion, nicht wahr ? Ich spüre, du nutzt Erregung, um die Kräfte zu stärken und du bist der einzige Weiße, der dies praktiziert. Wie es scheint, gefällt dir mein Anblick." Das schmeichelte dem schwarzen Magier ein wenig. "Warum sollte ich mich zeigen, wenn dir das, was du siehst, schon so gut gefällt ?"

"Weil ich neugierig auf das bin, das darunter ist, mein Hübscher. Was meinst du ... ich lasse meine Tarnung fallen, wenn du die deine aufhebst ?" Der Weiße fühlte, daß auch in seinem Gegner Interesse aufkeimte, doch es war noch nicht ausgeprägt. Stattdessen fühlte er bei ihm widerwillige Anerkennung und auch Wut darüber, daß Archaion die Zauber des Schwarzen mit seiner weißen Magie gekontert hatte und war gespannt, wie sie das jetzt lösen konnten.

Xavier war eher wütend wegen einem, und das war der Verjüngungszauber. Er wusste, daß Archaion ihn kannte, und er wollte ihn haben. Er strich kurz über den Bart an seinem Kinn und verengte nachdenklich die Augen. "Einverstanden ... zeig du dich zuerst." Gleich würde er ihn vor sich sehen, den Magier, den er schon so lange suchte.

Der Weiße nickte und schnippte kurz mit den Fingern der Linken – noch im gleichen Moment versiegte der Tarnzauber und zeigte seine wahre Gestalt, sowie auch seine wirkliche Kleidung. "Und ? Entspreche ich den Erwartungen, die du hattest ?" Während er sprach, strich sich Archaion eine der weißblonden Ponysträhnen hinter das Ohr und lächelte, verengte ein wenig die rubinroten Augen und wartete darauf, daß auch der Andere seine Tarnung fallen ließ, während der Wind mit seinen knielangen, offenen Haaren und dem feinen Stoff seines Hemdes und bodenlangen Rockes spielte. Dies war der Moment der Wahrheit – Archaion wußte, daß der Schwarzmagier sich nicht an ihre Abmachung halten mußte, doch er hoffte, dessen wahre Gestalt zu sehen.

Vorerst wandelte sich Xavier nicht, er musterte den Weißblonden nur und war wirklich beeindruckt. Dieser Verjüngungszauber wirkte wirklich, denn Archaion sah kein Jahr älter als Zwanzig aus. Er war eine Augenweide, ein wahres Schmuckstück. "Du bist wirklich eine Augenweide." Gleich nach seinen Worten wirbelte ein Wind um ihn herum und auch er wandelte sich. Sein ebenfalls knielanges Haar wehte im Wind und die silbergrauen Augen leuchteten fast ein wenig dämonisch. Mal sehen, wie Archaion, der sündige, weiße Magier, auf ihn reagierte ... wahrscheinlich so, wie Xavier es sich erwartete, und er nahm sich vor, ihn gnadenlos abblitzen zu lassen. Was man nicht bekam, wollte man umso mehr, so war es immer.

Das Kompliment ließ einen leichten, roten Schimmer auf den Wangen des Älteren erwachen, doch dieser verging sofort, als er den wahren Körper seines Gegners sah. Ein leises "Bei der ewigen Magie ..." wispernd, verengte Archaion seine Augen und schnurrte schon fast, trat über die Reling und schwebte zu dem Drachenschiff, um zu dem Schwarzmagier zu kommen, sich sofort an ihn zu schmiegen und ihn zärtlich mit den Fingern zu entdecken. "Ich fasse es nicht ... Valvard hat mir so viel von dir erzählt, dich nun vor mir zu sehen, ist mehr, als ich je erhoffte." Doch noch ehe Xavier etwas erwidern konnte, legte ihm der Weißblonde seinen Zeigefinger auf die Lippen und neigte sich näher, um leise an dessen Ohr zu wispern. "Ich habe ein Geschenk für dich, das du dir sehnlichst wünscht ... ich erbitte mir als Gegengeschenk lediglich zwei Dinge: Laß den Passagieren das Leben und das Schiff, und schenke mir eine Woche in deinem Versteck, um dich auszukosten. Ich bin neugierig, ob du ein gelehriger Schüler deines ehemaligen Meisters warst ..."

Daß Archaion heiß auf ihn wurde, hatte Xavier geahnt, aber daß er SO heiß wurde, nicht. Vor allem war es noch immer weiß, ja fast schon kristallweiß. Er wusste auch, was Archaion hatte, und die Aussicht, daß er es ihm gab, machte seine Entscheidung, ihn abzulehnen, wieder zunichte. Doch zuerst schob er ihn etwas von sich, auch wenn sich das Streicheln wirklich gut und sehr, sehr erfahren anfühlte. "Ich lasse den Menschen das Schiff und das Leben, aber nicht die Wertsachen. Meine Piraten wollen plündern und ich werde es ihnen nicht versagen."

"Habe ich etwas Gegenteiliges gesagt ? Ich weiß doch, daß du ein Pirat bist, mein Hübscher ... und es tut den adeligen Passagieren ganz gut, wenn sie einmal etwas für ihren Unterhalt tun müssen. Und die Arbeiter haben eh nichts, da all ihre Ersparnisse für die Überfahrt weggingen. Wenn du möchtest, kann ich dir sagen, wo der Schmuck der Adeligen liegt ? Mir würde nur ein seltenes, feines Goldgeschmeide mit Rubinen gefallen, das eine der Dämchen in ihrer Schmuckkassette hat." Während er sprach, erkundete Archaion die Muskeln des Anderen, koste unter dessen schwarzes Hemd und atmete sacht ein, als die Fingerspitzen seiner Rechten über das schlagende Herz streichelten.

"So, so ... und du brauchst nichts sagen, das nimmt die Spannung." wisperte Xavier. Er war doch etwas überrascht wegen der Verruchtheit, die der weiße Magier an den Tag legte. "Du bekommst dein Geschmeide und die Armen werden nicht angerührt." Er schob ihn wieder etwas von sich, er mochte solche Zuwendung zwar, aber nicht jetzt und er hatte genug Selbstbeherrschung, daß er Archaion nicht gleich in die Felle zog. "Raymundo ! Auf geht's ! Habt keine Angst, es ist vorbei." Xavier selbst wandelte sich auch wieder, bisher hatten ihn die Menschen auf dem Schiff noch nicht gesehen, weil sie sich angstvoll in die dunkelsten Ecken verkrochen hatten.

Mit einem leicht bedauernden Seufzen sah der Weißblonde dabei zu, wie sich Xavier wieder tarnte, und lächelte den Piraten zu, die ihn verdutzt beobachteten. Ray schluckte schwer und riß den Blick los, brüllte die notwendigen Befehle und schickte seine Leute auf die Galleone, während Archaion mit einem kurzen Wink seine Sachen wieder in der Reisetasche verschwinden und sie bei sich materialisieren ließ. Doch noch ehe Xavier wegging, zog ihn Archaion zu sich runter und küßte ihn verlangend, ehe er ihn wieder losließ, kurz winkte und sich auf die Suche nach der Kapitänskajüte machte.

Xavier blieb überfahren zurück und keuchte leise. Der Kuss hatte mehr als nur Feuer gehabt und selbst er wollte sich nicht vorstellen, wie gut der Weißblonde im Bett war. Dann fing er sich wieder und kletterte mit seinen Piraten zusammen an Bord des Schiffes, um es auszuplündern.

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