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“Die schwarze Chrysantheme” 10
 

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Es dauerte nicht lange, dann nickte Enrik und klappte das Handy wieder zu. "Kein Problem, Meister Satori - wir können abreisen, sobald es ihnen paßt. Ich müßte nur meine Waffen in der Zwischenzeit bei ihnen lassen, denn ich kriege das Zeug niemals durch den Flughafenzoll und möchte ihnen auch nicht zumuten, daß sie die lange Reise per Schiff zurücklegen."

"Das wird kein Problem werden. Wir haben eine Lizenz, und einen Privatjet. Schließlich sind wir Assassinen, und transportieren daher oft unsere Waffen." Satori grinste zum ersten Mal, aber es wurde rasch ein warmes Lächeln. "Du weißt, was zu tun ist, Kisho. Du organisierst den Flug, ich werde dann mit euch kommen und Sanjo wird solange die Familie und die Schule anleiten." Sanjo nickte. Er hatte nun mit allem abgeschlossen, und wurde wieder vernünftig.

Das ließ den jungen Naga wieder nicken, ehe er zu Sanjo blickte. "Wenn du möchtest, kannst du uns ja ein anderes Mal besuchen - meine Brüder und Onkel würden sich freuen und ich denke, auch du hättest viel Spaß. Außerdem ist es wichtig, daß du ebenfalls weißt, wo der Tempel ist ... schließlich sollst du ihn ja auch einmal deinen eigenen Kindern zeigen." Bei dem Letzteren grinste Enrik, ehe er wieder ernster wurde und aus der Hosentasche ein kleines Fläschchen holte, den Korken herauszog und die Öffnung des Flaschenhalses an seinen Fang legte, aus dem er das eisblaue Gift fließen ließ. Erst, als die Flasche voll war, ließ er ab und verkorkte es wieder, gab es Satori und lächelte kurz. "In meinem Gift ist nun auch die Eismagie meines Vaters eingeschlossen, die endlich in mir erwachte - ein einziger Tropfen ist tödlich und vereist das Opfer. Wenn sie mir ein entsprechendes Gefäß geben, kann ich ihnen auch mein Blut als Gegengift geben - es muß nur unbedingt gekühlt aufbewahrt werden, am Besten in einer Eiskammer. Mein Blut wird nicht gefrieren ... doch die Kälte macht es haltbar."

"Natürlich, einen Moment." Satori erhob sich geschmeidig und holte eine Phiole aus der Kommode, die an der Seite stand. "Wir werden gut darauf achten, und es mehr als bewusst einsetzten." Er gab Enrik die Phiole, und nahm schon das Gift an sich. Die Flasche war leicht gefroren und als er den Frost wegwischte, kam dieser sogleich zurück.

Bei dem erstaunten Blick lachte Enrik leise und riß sich mit der Kralle das Handgelenk auf, damit sein Blut in die Phiole fließen konnte. Dazwischen riß er sich die Wunde immer wieder auf, da sein Fleisch sehr schnell heilte - doch schließlich war die Phiole voll und der junge Naga ließ die Eismagie in seiner Hand erwachen, in das Glas der Phiole fließen und nickte, als auch sie sofort Frost ansetzte. "So bleibt es schön kalt und haltbar."

Auch diese Phiole nahm Satori an sich, und musterte sie kurz. "Magie also." murmelte er, und Kisho lächelte. "Er hat diese Magie genutzt, als er die Männer tötete. Er hat sie eingefroren, und dann zerschlagen ... es war unglaublich."

Die lobenden Worte ließen Enrik leicht rot auf den Wangen werden und er zuckte nur verlegen die Schultern. "Mein Vater ist der Sohn eines Eisnagas und eines Basilisken - er besitzt Eismagie, und ich habe sie geerbt. Bis gestern Abend schlief sie in mir, doch mein Zorn bei dem Anblick des Verbrechens hat sie erwachen lassen. Noch bin ich nicht trainiert - auch aus diesem Grund muß ich zu meinem Vater zurück, damit er mich lehrt, die Magie zu gebrauchen. Es ist eine mächtige Waffe ... denn ich kann einerseits meine Gegner gefrieren und zerschlagen, oder ihre Waffen vernichten, oder die Kälte aus der Umgebung nehmen und bündeln. Mein Vater benutzt die Magie für seine Schmiedearbeiten, auf diese Weise kann er das Metall perfekt schmieden und härten."

"Schmiede ? Nun ich bin gespannt." Satori interessierte sich auch dafür, und wollte sich gern alles ansehen. "Nun dann, ich denke, wir machen uns alle reisefertig. Auf dem Flug können wir noch weitersprechen." Es gab noch einiges zu erledigen, und Satori winkte Sanjo zu. "Wir sehen uns später ... ich denke, am Abend wird der Flug bereit sein."

"Ich danke ihnen, Meister." Mit den Worten neigte der Silberhaarige respektvoll den Kopf, ehe er Kisho wieder sacht absetzte, sich wandelte und seine Kleidung anzog. Als sie danach wieder zum Eingang zurückgingen, dachte Enrik nach und als sie ankamen, drehte er sich zu Kisho um und nahm ihn zärtlich in seine Arme. "Ich fahre dann allein zurück, um zu packen - soll ich wieder hierherkommen ? Oder treffen wir uns woanders ?"

"Wir werden dich abholen. Ich denke, du musst Shagen auch noch Bescheid sagen, er wird sich verabschieden wollen. Ich habe meine Sachen hier ... muss ich noch etwas Bestimmtes mitnehmen ?" Kisho fragte da doch lieber nach, nicht, daß er etwas Wichtiges vergaß.

Das ließ Enrik wieder schmunzeln und er küßte ihn sanft, ehe er ihm antwortete. "Nur das, was du auch mitnehmen möchtest. Dein Laptop wäre nicht schlecht - und auch dein Handy, der Tempel hat Strom und Satellit. Und eben Dinge, die dir was bedeuten ... schließlich wirst du einige Jahre nicht mehr zurückkehren, hm ?" Der junge Naga hoffte, daß es nicht zu zwingend klang - denn bei Menschen war es oft so, daß sie beim Packen vor einem ähnlich großen Schritt plötzlich Zweifel bekamen.

Für Kisho klang es nicht zwingend, und er nicke sacht. "Gut, dann weiß ich Bescheid." Noch zeigte er keine Aufregung, er war Reisen gewöhnt und er war es gewöhnt, daß er lange wegbleiben mußte. "Bitte fahre vorsichtig, es schneit schon wieder."

Das ließ den Größeren leise schmunzeln und er küßte Kisho noch einmal, ehe er ihm leise ins Ohr wisperte. "Natürlich bin ich vorsichtig, mein Hübscher - auch wenn mir nichts passieren kann, ich bin immer vorsichtig. Außerdem gehört das Bike Shagen, und ich werde mich hüten und es kaputtmachen." Dann löste er sich und lächelte, trat hinaus und zog dort seine Stiefel an, schlüpfte noch in die Jacke und winkte, ehe sein Bike anließ und aufstieg, um durch das schon von einem Diener geöffnete Tor zu fahren.

Kisho blickte ihm noch nach. Dann ging er hinein und organisierte den Flug nach Indien, ehe er in seinen Wohnbereich ging, um seine Taschen zu packen. Da er einige Zeit bleiben würde, packte er ein paar Taschen mehr, und letztlich waren es fünf Stück. Eine war für Waffen, denn er wollte auch als Naga weiter trainieren. Er dachte aber an noch etwas, und so kamen zu den Taschen noch sechs Holzkisten. In vier war je ein Bonsai, und in zweien fanden fünf kleine Koi ihren Platz. Es waren Geschenke für seine neue Familie, die hoffentlich Anklang fanden.

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Währenddessen war Enrik wieder zurück in Shagens Wohnung gefahren und hatte seine Sachen gepackt, ehe er Shagen anrief und ihm erklärte, daß er wieder nach Hause fahren würde. Er faßte sich kurz, doch er versprach ihm, daß die gewünschte Statue trotzdem geliefert werden würde. Dann legte er auf und seufzte, ehe er Scott anrief und ihm Bescheid sagte.

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Nur wenig später fuhr die Limousine vor, die Kisho und seinen Vater zum Flughafen bringen sollte. Natürlich auch Enrik, und den hatte Kisho schon angerufen, als sie kurz vor dem Penthouse waren, damit sie gleich weiterfahren konnten.

Der junge Naga wartete schon unten und grinste, ehe er seine beiden Reisetaschen in den Kofferraum legte und danach in die Limousine einstieg. "Ich habe Shagen Bescheid gegeben und auch zu Hause angerufen - sie erwarten uns schon und freuen sich sehr, sie kennenzulernen, Meister."

"Da bin ich sehr froh. Und nenne mich ruhig bei meinem Namen, du gehörst ja nun so gut wie zur Familie. Wir haben auch noch einiges mitgenommen, ich hoffe, es ist nicht zu umständlich mit dem Transport ?" Satori war da unsicher, und Kisho fragte nach. "Es sind sechs Holzkisten mit Geschenken."

Im ersten Moment guckte der junge Naga völlig verdutzt, doch dann lächelte er schief und zuckte mit den Schultern. "Das ist überhaupt kein Problem - je nachdem, wie groß die Kisten sind, kann ich sie tragen oder ich rufe an, damit jemand kommt und hilft. Die Koffer nehme ich, ebenso wie euch - so geht es schneller. Und danke, Dad Satori." Man sah Enrik an, wie erleichtert er war, daß ihm der ältere Japaner dies erlaubt hatte, denn es zeigte, daß er ihre Verbindung wirklich guthieß.

Das tat er und er lächelte warm, als Kisho zu Enrik rüberrückte, um sich an ihn zu schmiegen. "So groß sind die Kisten nicht. Ich hoffe, die Geschenke gefallen." Was es war, sagte er erstmal nicht, es war auch eine Überraschung für Enrik. "Und auf dem Flug kannst du Vater vielleicht die Naga-Familie zeigen."

Der junge Naga dachte gar nicht weiter darüber nach, als er seinen Arm um Kisho legte und ihn eng an sich heranzog, weich grollte und für einen Moment dessen Nähe genoß. Dann nickte er jedoch und lächelte, als er Satori wieder anblickte. "Gute Idee - ich hoffe, du bist gewappnet, ich erzählte ja, daß es bei meiner Rasse nur Männer gibt und deshalb auch ausschließlich gleichgeschlechtliche Beziehungen. Ich denke, der größte Unterschied zu eurer Kultur ist, daß wir Nagas Berührung und Nähe brauchen und es auch immer zeigen - und nicht nur bei den Partnern, sondern auch untereinander. Es ist ... shit, wie soll ich das erklären." Gerade bei Japanern war es ja nicht unbedingt üblich, offen zärtlich zu sein und das war etwas, das bei den Nagas schon in ihren Instinkten lag. "Die Liebe zwischen den Paaren ist unzerstörbar - doch es ist wichtig für uns, daß wir uns auch untereinander berühren und zärtlich sind, denn es stärkt den Zusammenhalt des Stammes und es gibt auf diese Weise auch niemals Streit oder Eifersucht."

"So ? Das ist interessant. Und keine Bange, ich bin nicht panisch wegen Berührungen." Was keiner wirklich wusste war, daß ihre Familie eigentlich nur Frauen ehelichte, um die Blutlinie zu erhalten. "Wir alle fühlen uns zu Männern hingezogen. Unsere Frauen wissen das aber, und akzeptieren es."

Diese Nachricht war etwas, das Enrik sichtbar verblüffte - doch dann lächelte er und nickte, ehe er Kisho hochhob und quer auf seinen Schoß setzte. "Das ist sehr ungewöhnlich, doch ich bin ehrlich, ich bin froh darum. Darf ich noch ein wenig mehr erfahren, während wir zum Flughafen fahren und fliegen ? Ich bin sehr neugierig, denn eure Kunst ist nicht nur berühmt, sondern auch zu Recht gefürchtet." Er war wirklich neugierig und hoffte, daß Satori noch ein wenig mehr über ihre Geschichte preisgeben würde.

"Im Flugzeug erzählen wir mehr." erwiderte Satori, und blickte hinaus. Sie hatten den Flughafen erreicht, und fuhren gleich mit dem Wagen durch ein Tor zum Flugfeld. Dort wartete ein Privatjet, der zum Abflug nach Indien bereit war.

Enrik nickte nur und hob Kisho wieder hoch, setzte ihn behutsam neben sich und stieg aus, als der Wagen bei dem kleineren Jet hielt. Es war noch ungewohnt für ihn, daß der Fahrer sein Gepäck zum Flugzeug brachte, doch er sagte nichts und stieg einfach mit den beiden Japanern in den Jet ein. Der Flug war noch lang - und er war schon gespannt darauf, was Satori ihm erzählte.

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