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 ”Secret Admirer”  07
 

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Irgendwann gegen zehn Uhr Morgens schlug Kevin seine Augen wieder auf. Conny lag wieder neben ihm und kuschelte sich an ihn, und er selber fühlte sich jetzt deutlich besser als in der Nacht. Daß Conny da war, beruhigte ihn, der Rotblonde war gut heimgekommen. "Heim ? ... ja, heim." Kevin sah sich um, das Zimmer war klein und gemütlich, ganz anders als das Haus, in dem er aufwuchs ... aber er fühlte sich auf Anhieb zu Hause.

Als der Größere sich rührte, wachte auch Conny langsam auf und gähnte, als er sich streckte und kurz schmatzte. Dann blickte er zu Kevin auf und lächelte, kringelte sich um ihn ein und seufzte dabei behaglich. "Morgen, Kev ... ich frag gar nicht, weil ich schon sehen kann, daß es dir besser geht. Ich habe alle Spuren verwischt – und die Sachen gebracht, ich hoffe, es ist alles. Zwei Ordner, zwei so dünnere Akten und die ganzen Sparbücher. Sieht so aus, als hätten deine Eltern versucht, ihre Schäfchen vor der Steuer ins Trockene zu bringen, indem sie es auf deinen Namen anlegten – ein gutes Motiv, damit können wir was anfangen. Wenn du möchtest, kann ich Tonio fragen, ob er seinen Boß anruft ... damit das geklärt ist, ehe deine Eltern Panik verbreiten und die Polizei einschalten ?"

"Wie, Sparbücher ?" Kevin verstand erstmal gar nicht, aber dann stieg er aus dem Bett und ging zum Rucksack. Da die Sachen noch nirgends lagen, vermutete er sie noch darin und holte alles hervor. Die Akten und Ordner interessierten ihn noch nicht, er besah sich die Sparbücher und seine Brauen zogen sich verärgert in die Augen. Auf den beiden Konten waren mehrere Hunderttausend Dollar gebunkert, die an der Steuer vorbeigeschummelt werden sollten. "Ich fasse es nicht." Wie das Konto vom Opa aussah, wusste er in etwa, dort lagen fünf Millionen. Conny sagte er nichts davon, Kev wusste, wie sehr Geld etwas verändern konnte. "Frag ihn ruhig ... ich fass das einfach nicht."

Ein wenig verwundert hatte der junge Rotblonde beobachtet, wie Kevin wieder bleich geworden war – und dann plötzlich so sauer. "Ist Okay, ich frage ihn ... aber ... hab ich was falsch gemacht ? Ich habe nur vorne auf die Eröffnungsdaten gekuckt, aber nicht nach innen ... und habe einfach alle Sparbücher mit deinem Namen drin mitgenommen, ich kenne diese goldenen Sparbücher nur, weil mein Stiefvater mal drüber schimpfte, daß sein Arbeitskollege das macht und er nicht genug Geld dafür hat."

Kevin schüttelte den Kopf. "Nein, du hast nichts falsch gemacht. Ich ärgere mich über meine Eltern ... daß sie mich so ausnutzten. Aber mit denen will ich jetzt eh nichts mehr zu tun haben, ich hab ein für allemal genug." Er legte die Sparbücher auf die Akten und kam zu Conny. "Danke für alles, ich weiß nicht, wie ich dir danken soll." Er umarmte den Rotblonden wieder und atmete tief durch.

Leise schmunzelnd, legte auch Conny die Arme um den Größeren und genoß diese Zuwendung sichtbar ... erst nach einer kleinen Weile schmunzelte er leise und hob den Kopf, küßte ihn sanft und lächelte, als er ihn betrachtete. "Das tust du doch schon, Großer. Auch wenns jetzt fürchterlich kitschig klingt: Das Einbrechen wars mir wert, damit du dein Leben wieder hast und auch, daß du mich jetzt so umarmst. Das ist schön und mit nichts in der Welt aufzuwiegen."

Allerdings wurde die ruhige Stimmung durch ein lautes Magenknurren unterbrochen und Kevin lief rot an. Gerade in solch einen Moment war ihm das unaussprechlich peinlich. "Ist das peinlich ..."

Conny jedoch lachte laut auf und knuddelte Kevin noch einmal eng an sich heran, ehe er aufsprang und mit einem "Quatsch ! Du hast Hunger und das ist verdammt gut so !" ins Bad hüpfte, um seine Morgentoilette extraschnell hinter sich zu bringen. Sobald er fertig war, krallte er sich einen Slip, eine Jeans und ein Muskelshirt, zog sich in Windeseile an und sprang mit einem "Komme gleich wieder !" die Treppen nach unten. Wie erwartet, war Tonio schon auf und lachte leise, als Conny so energiegeladen runtergelaufen kam und atemlos um ein großes Frühstück für sich und Kevin bat – und während er das Frühstück bereitete, redeten sie noch kurz über das, was passiert war und sobald der junge Rotblonde das Tablett in den Händen hatte, nahm Tonio sein Handy und rief seinen Boß an, um ihn über alles zu informieren. Conny war währenddessen wieder raufgelaufen und schnaufte kurz, als er durch die Türe schoß – doch dann stellte er das Tablett auf den Tisch und grinste, als er zu Kevin kam und sich spielerisch vor ihm verneigte. "Es ist angerichtet, der Herr ..."

Kevin war gerade aus dem Bad gekommen und staunte nicht schlecht, als Conny sich vor ihm verbeugte. Kevin selbst war wieder etwas blasser, denn er hatte gesehen, was seine Eltern mit seinen Haaren angestellt hatten. Wie sehr er sich erschreckt und aufgeschrien hatte, war Conny zum Glück entgangen. "Mann, du warst ja schnell." Unbewusst fuhr er sich durch die kurzen Haare und zog seine Hand lautlos seufzend zurück. "Also, dann futtern wir mal, ich hab wirklich Hunger."

"Super ! Na, dann hau rein, Hm ?" Die unbewußte Geste hatte Conny allerdings bemerkt und als er sich zu Kevin setzte, hob auch er die Hand und streichelte sacht durch die kurzen, schwarzen Haare. "Eine Schande, daß sie dir die Haare geschnitten haben ... aber es wundert mich nicht, diese Spießer konnten es bestimmt nicht leiden, daß du so schöne, lange Haare hattest. Du läßt sie doch wieder wachsen, oder ?"

"Ja, sie wachsen natürlich wieder und eigentlich auch recht schnell, aber es kotzt mich trotzdem an." Mit den Worten setzte Kevin sich an den Tisch und zog einen der Teller zu sich. Ebenso Besteck und etwas zu trinken. Aus Gewohnheit drapierte er alles ordentlich, erst dann fing er an zu essen. Ihm fiel es nicht auf, aber die Macke seiner Eltern hatte teilweise auf ihn abgefärbt.

Und das wiederum fiel Conny auf und er schmunzelte, als er selber aß und nach einer Weile wieder zu reden begann. "Du bist so ordentlich ... ich hoffe, es macht dir nichts aus, daß ich ... nun ... äh ... ich habs nie richtig gelernt. Ist das schlimm ? Ich bin keine Sau oder so, bei mir fault auch nichts ... aber ich bin nicht so penibel, wie es im Haus deiner Eltern war." Es war dem Rotblonden sichtlich peinlich, daß er diesen Fehler hatte ... aber er konnte es nicht ändern, er war niemals zu solch einer Sauberkeit und Ordentlichkeit erzogen worden.

Das war Kevin nicht ganz aufgefallen, er bemerkte es erst jetzt, wo Conny es ansprach. "Quatsch, warum sollte es. Und ich bin so groß geworden, von klein auf, ich glaube, ich hatte das ordentlichste Kinderzimmer von ganz Amerika. Ich glaube, wir ergänzen uns, mach dir da keinen Kopf, Okay ?" Für ihn war das Thema damit durch und er lächelte offen. "Wir kommen schon zusammen klar."

"Das denke ich auch, Großer. Und keine Sorge, ich bin ein sehr umgänglicher Typ." Dann lachte Conny und langte selber zu, füllte seinen hungrigen Magen und bemerkte lächelnd, daß auch Kevin eine gute Portion verdrückte. Er sah auch schon um Einiges besser aus als noch am Abend zuvor und gerade das nahm dem Rotblonden einen ganzen Steinblock vom Herzen.

Kevin hatte aber auch wirklich Hunger - soweit er sich erinnern konnte, hatte er die Woche über nur Suppe und Brei oder so etwas bekommen und er war froh um etwas Festes zum Kauen. Conny schlug auch gut zu und wirkte extrem glücklich. Wenn er weiter so gutes Essen bekam, dann legte der Rotblonde sicher noch zu.

Daran war mehr, als Kevin dachte – denn bisher konnten die Anlagen, die in Conny schlummerten, sich nicht entfalten, da er durch seinen Stiefvater immer sehr kurz gehalten worden war. Und gerade deshalb hatte Tonio ihnen ein mehr als nur reichhaltiges Frühstück aufgetischt und Conny aß es mit einem Hunger, den bisher nur Wenige gesehen hatten. Währenddessen legte Farfalla mit einem leisen Seufzen das Handy zur Seite und schloß die Augen, als er über das nachdachte, das ihm sein Freund erzählt hatte.

In der Tür stand Victor und stieß sich schließlich vom Türrahmen ab, um zu seinem Liebsten zu kommen. "Schon wieder Probleme ?" fragte er leise und setzte sich neben Farfalla auf das Sofa.

"Nicht direkt Probleme ... zumindest für mich. Es geht um etwas anderes, mein Herz." Es tat dem Weißblonden mehr als nur gut, daß Vic zu ihm kam und er lehnte sich an ihn, um ein wenig Ruhe zu tanken. "Ich habe dir doch erzählt, daß Tonio in seinem Restaurant einen vielversprechenden, jungen Iren angestellt hat – ein junger Mann, der Probleme mit seiner Familie hat und bei Tonio nicht nur ein wenig Geld nebenher verdient, sondern auch etwas zu essen bekommt. Er hatte ihm auch seinen Dachboden angeboten, wenn er volljährig ist und auszieht ... es passierte nur ein wenig eher, denn Conny mußte seinen Schwarm retten. Und das im wahrsten Sinn des Wortes ..." Leise seufzend, erzählte Farfalla dem jungen Russen, was passierte und sah schließlich zu ihm auf. "Ich denke, es ist am Besten, wenn ich gleich hinfahre und mich darum kümmere – möchtest du mitkommen ?"

"Klar komme ich mit, ich mag die zwei gern kennenlernen. Und was die Eltern da abgezogen haben, ist unter aller Sau." Das Ganze war erschreckend und es lag ein seltsamer Gegensatz zwischen Conny und Kevin. "Der Eine wird vernachlässigt und der Andere wird zu Tode geliebt ... krass."

Farfa nickte nur und für einen Moment wurde sein Blick so kalt, wie er es bei Verhandlungen war – doch dann verging es und der junge Italiener nickte. "Ganz genau. Aber ich denke, die Beiden werden sich gegenseitig stützen ... wir werden sehen und wir sollten uns auf den Weg machen. Je eher wir bei ihnen sind, desto eher können wir dafür sorgen, daß alles in Ordnung kommt."

So kannte Victor seinen Schatz und küsste ihn sanft auf die Lippen. "Dann mal los, ich sehe, daß du das schnell erledigt haben willst, und ich bin gespannt auf die Jungs." Mit den Worten stand er auf und zog Farfalla von Sofa auf die Beine. "Dann können wir gleich bei Tonio Mittag essen."

"Gerne, mein Herz – du weißt, wie gern ich bei ihm esse und mich mit ihm unterhalte. Ich weiß noch genau, wie überrascht du warst, als du zum ersten Mal all meine Freunde und Verwandten gesehen hast ..." Farfalla konnte sich noch gut daran erinnern – und er vertiefte die Beziehungen zu seinen Freunden und Bekannten gerne, denn so hatte er nicht nur treue Untergebene, sie zogen alle ihren Nutzen daraus. "Möchtest du fahren, mein Herz ? Oder fahren wir mit einem meiner Wagen ?"

"Hmmm, mit deinem Wagen." legte Victor fest. Er mochte die Sportwagen zwar selber nicht fahren, aber er ließ sich gern damit fahren. Vic mochte Tonio ganz gern, er hatte sich mit Farfallas Freunden auch angefreundet und hatte sonst noch Martin und Max als gute Freunde. Nach einem weiteren Kuss ging er zur Tür und schlüpfte schon mal in seine Schuhe.

Leise schmunzelnd, kam ihm Farfalla nach und schlüpfte ebenfalls in seine Schuhe, nahm noch einen Autoschlüssel vom Schlüsselbord und steckte ihn mitsamt seinem Geldbeutel und dem Handy ein, ehe er Victor in den Aufzug folgte. Er wußte, daß Vic es mochte, mit ihm mitzufahren – vor allem, seit er seine Lamborghini Diablo gegen zwei Lamborghini Murcielago eingetauscht hatte. Als sie in der Garage ankamen, zögerte der Weißblonde – doch dann nahm er den Schlüssel, warf ihn seinem Gefährten zu und lachte leise, als er auf der Beifahrerseite einstieg.

Vic kuckte etwas verblüfft auf den Schlüssel. Er fuhr die Sportwagen nicht so gern, er hatte immer Angst, was kaputt zu machen, aber Übung machte ja vielleicht den Meister. So stieg er ein, schnallte sich an und atmete kurz durch, bevor er den Motor startete. Der Wagen schnurrte und brummte wie eine Raubkatze, und mit vorsichtigem Gasgeben fuhr der Blonde aus der Tiefgarage und gab erst auf der Straße etwas mehr Gas. "Mann, ich hab einen Heidenrespekt vor diesen Autos." Ein wenig zuviel Gas und die Wagen gingen ab wie eine Rakete.

"Das ist auch gut so – aber ein wenig Mut schadet nicht, der Wagen beißt dich nicht." Es war immer wieder eine Freude für Farfalla, dabei zuzusehen, wie Vic versuchte, den Wagen zu meistern ... er glich damit einem Reiter auf einem bockigen Pferd, aber er sah ihm gerne zu. So kamen sie nach einiger Zeit an Tonios Restaurant an und der Weißblonde stieg aus, wartete auf Vic und trat dann in die altvertrauten Räume ein.

Vic war dicht neben ihm und lachte, als Tonio aus der Küche gestürmt kam. Man hatte ihm gleich Bescheid gesagt und er begrüßte Farfalla und Victor überschwenglich, so, wie man ihn eben kannte. "Ich dachte nicht, daß ihr so früh kommt, aber das ist gut. Kommt, setzt euch erstmal." Er ging zu dem Stammplatz und setzte sich kurz zu ihnen. Jemand Anderes brachte Wein und grüßte höflich, bevor er die Drei allein ließ. "Die Zwei sind oben, soll ich sie herunterholen ? Kevin soll noch im Bett bleiben." Ob er das machte, war da wieder eine andere Sache, aber Conny würde schon dafür sorgen.

"Das ist nicht nötig, Tonio – wir gehen zu ihnen nach oben, während du uns allen ein gutes Mittagessen zauberst, Hm ? Es ist besser, wenn Kevin sich noch ein wenig schont, außerdem ist es oben ruhiger und Niemand sieht ihn, ich habe das Gefühl, es ist besser, wenn Keiner weiß, daß er hier ist." Oben in der Dachkammer horchte Conny auf, als er den satten Ton des Wagens hörte – er kannte ihn und schluckte, da er eigentlich nicht damit gerechnet hatte.

Kevin war schon wieder im Bett und musterte Conny, denn sein Verhalten änderte sich schlagartig und er wurde ein klein wenig unsicher. "Alles Okay ? Du bist plötzlich so still."

"Hm ? Sorry ... ich habe nur gerade eben das Auto gehört und ich weiß, wem es gehört. Das war der Lamborghini von ..." Doch noch ehe er seinen Satz beenden konnte, klopfte es und gleich danach ging die Türe auf, so daß der Mann, von dem gerade gesprochen wurde, eintrat. Conny erschrak sichtbar – doch dann stand er schnellstens auf, lächelte verlegen und zögerte, ehe er scheu seine Hand ausstreckte. "Herr Azzone ... es ... was machen sie denn hier ?" Farfalla lachte leise und schüttelte die Hand des jungen Rotblonden, ehe er zum Bett kam und auch Kevin die Hand reichte. "Du mußt Kevin sein, nicht wahr ? Ich denke, wir vier sollten reden. Ich bin Farfalla Azzone und das ist mein Mann, Victor Kamskoi-Azzone ... Tonio hat mich angerufen, ich denke, ich kann euch helfen."

"Azzone ? Und ja, ich bin Kevin, Kevin Roark. Es freut mich, sie kennenzulernen und sie auch." Kevin kannte den Namen und reichte auch Victor die Hand, der gleich darauf einen Stuhl zum Bett zog damit Farfalla sich setzen konnte. Er selber blieb lieber stehen und musterte kurz die beiden jungen Männer. Kevin erschien ihm sehr souverän im Umgang mit Persönlichkeiten wie Farfalla, Conny hingegen wirkte jetzt sehr scheu.

Der Weißblonde setzte sich mit einem dankbaren Blick zu seinem Gefährten, während Conny sich zu Kevin auf das Bett setzte. "Ich habe schon einiges erfahren – doch mir wäre lieber, wenn ich die ganze Geschichte noch einmal von euch erfahre. Möchtest du anfangen, Kevin ? Conny scheint noch ein wenig Zeit zu brauchen, bis er sich traut." Das gutmütige Necken sorgte dafür, daß der Rotblonde so rot wie eine Tomate wurde, nur kurz nickte und den Kopf senkte.

Was Kevin kurz lächeln ließ, Conny benahm sich total ungewohnt. "Ich weiß nicht mehr alles, was mit mir geschah, aber ich erzähle alles, was ich noch weiß." Somit erzählte er, wie er zu seinem Termin musste, wie der Psychologe den blauen Fleck gesehen hatte und welches Drama danach passiert war. Kevin hatte ziemlich gekämpft, bis das Mittel wirkte, das der Doc ihm gespritzt hatte. "Seither weiß ich kaum noch was, es liegt alles wie hinter einem Nebel. Erst nach dem Entzug Gestern bin ich wieder richtig klar und Conny war nochmal im Haus und hat meine Sparbücher geholt, von zweien wusste ich nicht mal was. Es sieht aus, als hätten meine Eltern Geld unter meinem Namen angelegt, um die Steuer zu umgehen."

Conny nickte nur und zögerte ... doch dann kratzte er sich im Nacken und lächelte verlegen. "Ich habe die Sparbücher entdeckt und dachte mir, ich nehme sie mal mit. Schätze mal, daß sie Kevin auch deshalb ruhigstellen wollten, damit er sich nicht das Geld schnappen kann, ehe sie es sich wiedergeholt haben. Oder ?" Als Farfalla das hörte, wurde er in zweierlei Hinsicht hellhörig und runzelte einen Moment lang die Stirn. Hier lag viel mehr auf dem Spiel, als es den Anschein hatte – und er sah, daß Kevin etwas verschwieg, da er nicht wollte, daß der Rotblonde es hörte. "Conny – wie wäre es, wenn du zu Tonio runtergehst und uns das Essen holst ? Ich kläre in der Zwischenzeit mit Kevin das Finanzielle, ich denke mal, das interessiert dich nicht so sehr, Hm ?" Conny atmete sichtlich auf und grinste breit, als er heftig nickte und verlegen die Schultern zuckte. "Jep ... ich bin dann unten, sorry nochmal." Dann stand er auf und winkte, ehe er die Türe hinter sich schloß und erleichtert nach unten ging. Als Conny weg war, seufzte Farfalla kurz und blickte ein wenig ernster werdend zu dem Schwarzhaarigen. "Okay ... da ist noch mehr, das dein Schatz nicht erfahren darf. Ich verspreche dir, daß alles, das wir hier besprechen, vertraulich behandelt wird – und daß ich euch helfen werde. Ihr habt Beide sehr großes Potential ... und ich möchte es ausschöpfen."

Jetzt ging es um das Bussinnes, das merkte Kevin am Ernst von Farfalla. "Es geht um die Konten. Auf denen, die meine Eltern anlegten, sind mehrere Hunderttausend, zusammen sind es fast eine Million. Das Konto, das mein Großvater für mich anlegte, ist da noch etwas besser bestückt, aber das war von Anfang an meins, es geht nur um die zwei anderen, und diesem bekloppten Psychologen würde ich auch gern in den Arsch treten. Wegen dem Geld, ich möchte nicht, daß Conny was davon weiß, ich glaube, danach wäre er mir gegenüber anders und ich mag ihn wirklich gern. Geld kann soviel verändern." Was das anging, sorgte sich Kevin. "In drei Wochen bin ich achtzehn und werde fünffacher Millionär."

Inzwischen hatte sich Farfalla die Sparbücher durchgesehen, die ihm Kevin gegeben hatte und nickte nur dann und wann, während er schon nachdachte und plante. "Ich respektiere deinen Wunsch – aber ich denke, Conny würde sich dir gegenüber nicht anders verhalten. Ich sehe, daß er ein ehrlicher Kerl ist ... und daß er nichts auf Geld gibt. Alleine schon die Tatsache, daß er die Bücher zwar stahl und vorne auf die Inhaberbeschreibung sah, aber nicht einen Blick auf die Zahlen im Inneren warf, zeigt mir das mehr als nur deutlich. Jedenfalls ist das Geld ein sehr gutes Motiv für den Mist, den dir deine Eltern angetan haben. Denn wenn du zu deinem achtzehnten Geburtstag noch immer in diesem Zustand gewesen wärst – und das hätten sie durchgezogen – dann wären all deine Gelder an sie gefallen, damit sie sie für dich verwalten. Und glaub mir, wenn du mit solchen Drogen vollgepumpt bist, unterschreibst du alles, das dir vorgelegt wird. Es ist jedenfalls eine gute Möglichkeit, sie mundtot zu machen und dafür zu sorgen, daß du ab jetzt Ruhe hast – vor allem, da Conny auch die Akten mitgehen ließ." Es geschah nicht oft, daß der junge Mafiaboß so etwas Hinterlistiges sah ... vor allem nicht gegen die eigene Familie, und das wiederum war etwas, das ihm sehr gegen den Strich ging. "Du fragst dich jetzt sicher, wieso ich euch helfen will, Kevin – nun, ich habe mich ein wenig über dich erkundigt und Conny habe ich schon länger im Blickfeld. Du bist ein erstklassiger Programmierer und hast erstklassige Noten, auch wenn du eigentlich lieber zeichnest ... habe ich recht ? Nun – ich könnte Jemanden wie dich gut gebrauchen. Gerade für Conny wärst du eine perfekte Ergänzung, denn er zeigt ein mehr als nur großes Talent darin, einzubrechen. Ich habe vor, ihn bei mir anzustellen – und ich hätte dich gerne für ihn als Backup, damit du Codes knacken und ihm bei elektronischen Sicherheitssystemen helfen kannst. Dafür biete ich euch Schutz und ein geregeltes Einkommen, eine Krankenversicherung und diese Wohnung oder auch eine andere, wenn ihr wollt. Und wenn du möchtest, kann ich auch deine Gelder legal verwalten, so daß sie mehr als nur gut angelegt sind und Niemand sie dir wegnehmen kann."

Kevin war so verblüfft, daß er erstmal kein Wort herausbrachte. Das Erste war voll okay, aber dieses Angebot war der Hammer und Farfalla war noch dazu extrem beeindruckend. Der Mann war nur wenige Jahre älter als er selber, aber dermaßen abgebrüht, daß es schon unheimlich war. "Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich sagen soll. Das mit dem Verwalten der Gelder ist klasse und die Jobs ? Wahnsinn ! Ich muss das aber mit Conny besprechen." Der Rotblonde würde vor Freude im Sechseck springen, da war Kevin sich sicher.

"Natürlich, Kevin. Wegen den Sparbüchern – sag ihm einfach, daß ich deine Konten verwalte. Ich sorge auch dafür, daß mein Rechtsanwalt sich der Sache annimmt und die Gelder auch weiterhin dir gehören, bis du achtzehn bist – deine Eltern werden alle Register ziehen wollen, um dich zu entmündigen und deine Gelder zu kassieren. Wegen Conny ... rede einfach mit ihm und unterbreite ihm mein Angebot, ja ? Ihr wärt völlig versorgt, ohne daß du deine Sparbücher dafür benutzen mußt; gerade für ihn ist das eine Möglichkeit, unabhängig zu werden und versorgt zu sein." Unten in der Küche seufzte der Rotblonde und lehnte an der Spüle, während er die widerspenstigen Ponys aus der Stirn strich und Tonio beim Kochen zusah. "Das ... ich hätte nie erwartet, daß er selbst kommt, Tonio. Er sieht so gut aus – und er ist so selbstsicher. Hast du ne Ahnung, was er mit Kevin bespricht ?"

Tonio grinste, er kannte Farfalla schon länger. "Wenn es um solche Dinge geht, kommt er immer persönlich. Farfalla hasst solche Machenschaften und ich denke, sie besprechen eure weitere Zukunft. Er wird Kevin einen Vorschlag unterbreiten, da bin ich ziemlich sicher, mein Freund. Ihr habt bald gute Jobs oder ne Ausbildung." Neben dem Sprechen kochte Tonio, schichtete einen große Lasange und schob sie schließlich in den Ofen.

"Ein Job ? Wow ... und ich finde das klasse, daß er sich so kümmert. Auch wenns jetzt dumm klingt, aber ich habe über ihn viel bessere Sachen gehört, als über viele andere Firmenbosse. Ich bin schon gespannt, ob er auch was für mich hat – ich bin nicht so gut wie Kevin, er ist ein extrem guter Schüler und intelligent. Ich denke, er wird studieren können, schließlich hat er auch das Geld seiner Eltern. Und er verdient es auch." Conny freute sich für ihn – es kam ihm nicht einmal annähernd in den Sinn, auf ihn neidisch zu sein, dafür mochte er ihn viel zu gern.

"Na, na, jetzt stell mal dein Licht nicht unter den Scheffel. Er ist auch an dir interessiert, da bin ich sicher." Conny würde sicher nicht zu kurz kommen. "Wenn du etwas kannst, was Farfalla nutzen bringen könnte, dann hast du einen Job sicher, egal, ob du intelligent bist oder nicht. Und du bist intelligent, das hat nämlich nix damit zu tun, ob man in Mathe und so gut ist. Du hast Grips, das zählt." Tonio wollte Conny noch etwas mehr aufbauen, er hatte es verdient.

Das brachte den Rotblonden dazu, sich verlegen im Nacken zu kratzen, ehe er mit den Schultern zuckte. "Ich bin eben praktisch. Und zum Glück nicht allzu neugierig, sonst würde ich platzen, weil ich keine Ahnung habe, was oben passiert." Dann lachte er leise, schüttelte den Kopf und lehnte sich ein wenig an seinen älteren Freund. "Hast du seinen Mann gesehen ? Wow ... die Beiden sehen so dermaßen gut zusammen aus und sie scheinen sich auch wirklich zu lieben. Ich wünschte, daß ich auch sowas mit Kevin haben könnte ... aber die Beiden, der große Russe und Farfalla, sie passen herrlich zusammen und sehen sowas von gut aus."

Tonio lachte auf. "Warts nur ab, das mit Kevin braucht einfach etwas Zeit. Und Farfalla und Victor sind zwangsverheiratet, und es hat ne ganze Weile gedauert, bis sich Victor eingestehen konnte, daß er ihn liebt." Tonio tuschelte und machte Conny so ein wenig Mut. "Und daher hält das ganze jetzt doppelt so dick."

"In echt jetzt ? Wow. Aber ich freue mich für die Beiden, daß sie sich so lieben." Conny seufzte leise und lächelte ein wenig wehmütig – denn er hoffte, daß es zwischen ihm und Kevin auch so funken könnte, auch wenn er ihn niemals drängen würde.

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