Balken01a


 Hale und Anichino  03
 

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Erneut verging einige Zeit, die Chino in einem tiefen Erholungsschlaf verbrachte ... doch dann wachte er langsam wieder auf, als sich ein natürliches Bedürfnis meldete. Zögernd schlug er die Augen auf und strich sich schwach über das Gesicht – er brauchte einige Minuten, um völlig wach zu werden und seufzte leise, denn er wollte um diese späte Stunde niemanden mehr wecken oder stören. Behutsam fing er an, sich aufzurichten und atmete danach einige Male ein, um wieder zu Kräften zu kommen – daß er noch immer so schwach war, beschämte ihn zutiefst, aber er wußte auch, daß daran nichts zu ändern war. Um sich zu stützen, hielt Chino sich am Rahmen des Bettes ein und stand langsam auf – keuchte erneut und ging dann langsam zu der nahen Toilette, erreichte sie schließlich nach einer schieren Ewigkeit und erleichterte dort mit einem leisen Seufzen seine Blase. Nachdem er seine Hand und sich selbst ein wenig gewaschen hatte, begab er sich ebenso langsam zurück, wie er hergekommen war – doch als er an dem großen Fenster vorbeikam, hielt er inne und ein unwillkürliches Lächeln erhellte seine Züge. Von dem Fenster aus hatte er einen herrlichen Ausblick auf den Garten und die Therme darin – doch dies alles verblaßte, als sein Blick auf Hale fiel, der scheinbar bis jetzt dort gebadet hatte. Chinos Blick wanderte über den muskulösen, großen Körper, die Tribaltattoo-Armreifen, die der Ältere auf seinen Oberarmen trug und das so schöne Schriftzeichen auf dessen Brust – aber als Hale aufstand, um rauszugehen, keuchte der junge Maler leise auf, denn nichts hatte ihn auf diesen herrlichen Anblick vorbereitet. Doch keinen Herzschlag später überkam ihn wieder ein Schwächeanfall, als ihm sein Kreislauf wegsackte – er merkte schon gar nicht mehr, wie er zusammenbrach und auf dem Boden aufschlug, versuchte nur, sich nicht in die Schwärze sinken zu lassen, sondern wachzubleiben.

Hale hatte kurz aufgesehen weil er was am Fenster des Zimmers bemerkt hatte, er sah nur noch, wie Chino zu Boden sackte und fluchte leise auf. Sofort machte er, daß er ganz aus dem Wasser kam, nahm im Rennen seinen Bademantel und zog ihn sich beim Laufen nach oben über. Schwer atmend kam er ins Zimmer und sogleich zu Chino. Er hob ihn vorsichtig hoch und gleich wieder auf das Bett. "Mensch Kleiner, was machst du nur ?" besorgt strich er ihm über die Wange, er hoffte, daß die Wunde nicht wieder aufgegangen war.

Schon, als er die starken Arme fühlte, die ihn hochhoben, lichtete sich die Schwärze wieder und er kuschelte sich unwillkürlich an Hale heran – seufzte nur leise auf und fing dessen Hand mit der Seinen, als er langsam die Augen wieder öffnete und ein wenig verlegen zu lächeln begann. "Ich ... hatte ein Bedürfnis und wollte Niemand stören. Es wäre auch nichts passiert, wenn ich nicht am Fenster stehengeblieben wäre, Hale ... bitte verzeih mir." Die Wunde selbst war nur ganz leicht aufgegangen, da Chino sich instinktiv auf seine rechte Seite hatte fallen lassen und so den schlimmsten Aufprall mit der Rechten abgefangen hatte.

"Du hast mir zugesehen ?...Aber das macht doch nichts." wisperte Hale und streichelte Chino weiter über die Wange. "Aber du hättest auch Jemand rufen können.. Du hättest dich wieder verletzen können."

Ein leises "Es war nicht lange ..." wispernd, um sich zu entschuldigen, errötete der Schlankere leicht ... er genoß diese so sanften Berührungen und kostete sie ein wenig aus, ehe er wieder wisperte. "Aber ich wollte nicht stören, Hale. Ihr braucht doch auch euren Schlaf oder falls ein Gast ... ich ... es war besser, es alleine zu versuchen, auch wenn ich zugeben muß, daß ich mich überschätzte. Bitte verzeih – ich mache dir schon wieder Arbeit, du wolltest doch baden ..."

"Ich bin gerade fertig. Länger als eine Stunde hält man in der Therme nicht aus und Jemand, der es nicht gewohnt ist, noch weniger... Sonst macht der Kreislauf schlapp." Hales Körper war auch noch ganz warm vom Bad und seine Haare waren auch noch feucht. "Wenn es dir besser geht, kannst du auch gern mal mit reinkommen." Er löste seine Hand nun wieder und sah kurz unter den Verband. Es blutete leicht und so entschloss er sich, ihn zu wechseln. "Ich werd wohl den Verband wechseln müssen.. Es blutet wieder ein wenig."

Auch Chino sah auf seine verletzte Schulter und seufzte leise ... dann nickte er wieder und sah zu dem Größeren auf. "Wenn es mir einmal besser geht, gerne ... und danke dir, daß du ihn wechseln willst, du hast so herrlich warme Hände. Das ist von der Therme, nicht wahr ? Die Anlage ist wunderschön, all die Pflanzen, die so schön arrangiert sind, es wirkt wie eine geordnete Wildnis. Ich liebe japanische Gärten, sie haben mich schon immer fasziniert – sie sind so lebendig, viel schöner als diese geleckten europäischen Gärten, vor allem die Englischen." Man merkte dem Maler seine Liebe zu Pflanzen mit jedem Wort an und auch seine Augen begannen leicht zu leuchten ... dann schmunzelte er und setzte noch ein "Bitte verzeih, ich rede wieder zu viel." nach und ließ die Fingerspitzen zärtlich über die frischrasierten Wange des Größeren gleiten.

"Nein, rede nur weiter, das macht mir nichts, so erfahre ich ein wenig über dich." Der Große wisperte es fast nur und wickelte vorsichtig den Verband von der Schulter. Als er damit fertig war, nahm er von der Seite eine kleine Wundgaze und gab etwas Jod drauf, womit er die Naht dann sacht abtupfte. "Sieht aber schon ganz gut aus.... Is auch nicht viel passiert wegen eben, welch Glück." Man sah, wie erleichtert er war, dann klebte er diesmal nur ein großes Pflaster über die Wunde. Es war leichter zu entfernen und war sicher wie ein Verband. "Ich kann dich morgen ja mal in den Garten bringen. Mittags ist es schon schön warm in der Sonne und wir haben auch Kirsch- und Mandelbäume."

Während dem Versorgen seiner Wunde hatte Chino geschwiegen ... doch jetzt hellte sich sein Gesicht auf und man konnte sehen, wie sehr ihn der Gedanke an den Garten freute. "Kirsch- und Mandelbäume ? Das wäre wundervoll, wenn du das tun würdest ... auch wenn ich noch nicht mit den Farben arbeiten kann, vielleicht bekomme ich ja ein paar Skizzen fertig. Und danke dir für das Pflaster .. der Verband war sehr hinderlich, auch wenn er sicherlich nötig gewesen ist. Ich kenne mich damit nicht so gut aus, auch wenn ich Italiener bin." Die letzten Worte waren leicht scherzend ... er hoffte, Hale damit ein wenig aufmuntern zu können, da dieser noch immer ein wenig besorgt aussah.

Hale lachte auf bei den Worten. Chino hatte ihn wirklich aufgemuntert. Er neigte sich zu ihm hin und wisperte. "Wir Amis haben da aber noch mehr Erfahrung." Er zwinkerte und lehnte sich wieder zurück. "Es wird mir ein Vergnügen sein, dich dann morgen in den Garten zu tragen....Aber jetzt wieder schlafen, Okay ?... Damit du bei Kräften bist und Matze es erlaubt."

"Schade ... ich habe es genossen, mit dir zu reden, Hale, auch wenn es nur so kurz war." Sein Lächeln wure ein wenig wehmütig bei dem Gedanken, daß Hale wieder gehen würde, doch dann streichelte er ihm wieder kurz über die Wange und nickte. "Ich freue mich auf morgen, Hale ... und es wird mir bestimmt besser gehen, wenn ich die Sonne und die frische Luft genießen kann." Auch wenn er es am Liebsten verleugnen würde ... Chino fühlte, wie die Müdigkeit schon wieder nach ihm griff, denn er war noch immer geschwächt und sein Körper forderte geradezu die Ruhe, die er benötigte, um zu gesunden.

"Morgen können wir ja weiterreden... Ich laufe ja nicht weg." Hale lächelte erneut, strich auch nochmal über die Wange des Kleineren und verließ dann leise das Zimmer. Wenn er schon hier oben war, sah er auch noch nach Francis. Als er die Tür einen Spalt öffnete, sah er, wie unruhig er schlief und doch ließ er ihn in Ruhe schlafen, auch wenn es kein wirklich erholsamer Schlaf zu sein schien. Seufzend schloss er die Tür wieder und ging endlich zu seinem Zimmer, damit er seinen wohlverdienten Schlaf bekommen konnte. Die letzte Zeit war wirklich anstrengend gewesen. Erst Shean, dann Francis und nun war Chino bei ihnen. Aber er tat es gern und würde es immer wieder tun, er war ein Mensch, der sich um Andere kümmerte.

Der junge Maler sah ihm noch nach, bis die Türe seines Zimmers sich wieder schloß ... dann seufzte er leise und schloß langsam die Augen, um endlich der Erschöpfung seines Körprs nachzugeben. Doch noch während er einschlief, dachte er an die zärtliche Berührung an seiner Wange – dämmerte mit einem Lächeln auf den Lippen weg und schlief auch ruhig und traumlos, so daß er sich erholen konnte.

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Gegen neun Uhr öffnete sich wieder die Tür des Krankenzimmers und Matze kam herein. Er war recht munter wie immer und stellte eine frische Nudelsuppe auf den Tisch ab. Suppe war das Beste für einen Kranken, selbst zum Frühstück. Als nächstes öffnete er das Fenster und die frische Frühlingsluft kam herein, wie auch das leise Zwitschern der Vögel und die morgendlichen Sonnenstrahlen. Erst jetzt berührte er Chino sacht an der Wange. "Aufwachen, Chino... Frühstücken."

Langsam wachte dieser auf und sah zu dem Blonden hoch – lächelte unwillkürlich und wisperte ein leises "Guten Morgen, Matze ....", ehe er den Kopf drehte und tief die herrliche Luft einatmete. Dann richtete er sich langsam auf und strich die langen Ponysträhnen nach hinten, ehe er auf die Suppe sah und sein Lächeln sich vertiefte. "Herrlich ... ich mag diese Suppen sehr gerne. Aber ... könntest du mir vielleicht vorher noch helfen ? Ich müßte zur Toilette, doch alleine ist es so schwer, hinzukommen ...." Chino hatte die sanfte Berührung, mit der er geweckt wurde, sichtlich genossen – sie tat ihm ebenso gut wie die Sonne, die frische Luft und die Nähe eines anderen Menschen.

"Klar, kein Problem... Und gut, daß du die Suppe magst, is ja zum Frühstück nicht alltäglich. ...Aber denk, liegt auch am Koch, was ?" Matze grinste frech und half Chino dann beim Aufstehen. Er stützte ihn jetzt nur und brachte ihn so zur Toilette.

Bei den letzten Worten errötete der Schlankere deutlich und beeilte sich, ein wenig beim Aufstehen mitzuhelfen – nachdem er sich im Bad erleichtert und herabgewaschen hatte, kehrte er mit der Hilfe des Blonden wieder zurück und atmete erleichtert auf, als er wieder auf dem Bett saß. "Es ist schwer, wenn man so schwach ist – ich bin es nicht gewohnt, so viel Hilfe nötig zu haben, auch wenn es schön ist, sie zu bekommen, Matze. Und ... ja, ich ... auch wenn ich Suppen an sich sehr gerne mag, Hale kocht außergewöhnlich gut. Kocht er immer für euch ? Oder nur manchmal ? Er erwähnte, daß er es Omi manchmal zeigt ..." Noch während er sprach, legte Chino seine schlanken Beine wieder auf das Bett und deckte sich ein wenig zu ... begann dann, langsam die Suppe zu löffeln und deren wohltuende, stärkende Wirkung zu genießen.

‚Bingo !' dachte Matze, als Chino rot geworden war, doch er ritt nun nicht drauf herum. "Er kocht hin und wieder für uns. Er relaxt dabei immer ein wenig. Meist kocht unser Koch, aber wenn man was Westliches mag, die Steak oder Pfannkuchen, dann kocht Hale sie besser als der Koch. ... Und Omi ist eine wandelnde Katastrophe in der Küche, auch wenn immer gut schmeckt, was bei rauskommt." Matze lachte leise, wurde aber wieder ruhiger. "Hale sagte, er möchte dich heut in den Garten bringen. Wenn du gegessen hast, kuck ich mir mal die Naht an. ... Sie hat Gestern geblutet, nachdem du hingefallen bist.. Hale hat es heut früh erzählt."

"Ja, ich weiß ... ich habe mich überschätzt, als ich von der Toilette zurückkam, hat mich der Anblick des Gartens und der Therme gefesselt und ich blieb zu lange stehen. Weißt du – die Wunde denke ich, macht mir weniger zu schaffen, es ist die Schwäche, Matze. Aber wenn ich in den Garten dürfte ... bitte, ich würde mich sehr darüber freuen, ich liebe solche Gärten." Erst dann fiel sein Blick auf den durch das kurze Shirt freiliegenden Bauch des Blonden – schon fast unwillkürlich hob Chino die Hand und berührte sacht das sichtbare Stück des Tattoos, den herrlich gefertigten Körper einer Schlange, die sich um den Leib Matzes schlang. "Wunderschön ... darf ich es sehen ? Es würde mir meine Arbeit sehr erleichtern ...." Die Bitte war freundlich und die Faszination des Malers lag nicht nur in seinen freundlichen Zügen, sondern auch in den leicht zu leuchten beginnenden Augen.

Matze nickte nur und er konnte sich auch denken, daß nicht nur die Therme Chino gefesselt hatte, sondern auch der nackt darin badende Hale. Aber egal, er stand auf und zog sich das enge Hemd aus. Seine langen Haare nahm er noch und drehte sich dann herum, so daß Chino einen schönen Blick auf die Schlange hatte. "Kannst auch anfassen."

Sanft und fast nicht fühlbar, berührten die Fingerspitzen des Malers das herrliche Tattoo und fuhren langsam die Konturen nach ... Chino genoß es, die warme Haut zu berühren und solch ein Meisterwerk mit seinen Fingern berühren zu dürfen, ehe er die Hand wieder wegnahm und das helle Haar durch seine Finger gleiten ließ. Langsam schwang er die Beine wieder über den Rand des Bettes und setzte sich hin – berührte erneut die so herrlich geschmückte Haut und koste nun mit beiden Händen darüber, während seine Augen fast geschlossen waren und ein leises Lächeln um seine Lippen spielte. "Es ist wunderschön ... ein herrliches Bild, der Blick der Schlange fesselt einen und doch kann man nicht anders, als auch den schönen Körper anzusehen. Es paßt zu dir, Matze ... umschmeichelt dich und bringt dich zum Schimmern. Darf ich ... darf ich auch das Zeichen sehen ? Ich habe gesehen, daß auch du eines über dem Herzen trägst ?"

Matze musste sich ziemlich beherrschen. Die Finger Chinos fühlten sich an wie eine warme Sommerbrise, die über seine Haut strich. Er drehte sich nun herum und nun war das Zeichen zu sehen. Über dem Herzen, genau wie bei Hale. Sein Zeichen sah aber anders aus. Es war gefüllt in den Farben der hellen Schlange. "Es heißt Schlange, aber ich denk, das kannst du dir denken."

Bewundernd strich die Rechte Chinos nun hauchzart über das wunderschöne Zeichen, ehe er leise lächelnd bei den gepiercten Brustwarzen verhielt – nur langsam weiter herabkoste und die Windung des Schlangenkörpers nachzeichnete, die er auch schon zuvor hatte sehen können. "Ich dachte es mir schon fast ... es ist wunderschön und ich kann es kaum erwarten, dies in Farbe zu fangen. Geht es noch weiter ? Bitte verzeih meine Neugier, aber es ist das erste Mal, daß ich die Gelegenheit habe, so etwas Herrliches zu sehen ..."

Matze nickte leicht. "Jap, der Schwanz der Schlange geht noch bis zum Oberschenkel." Mit flinken Fingern öffnete er seine Jeans und zog sie bis zu den Knien herunter. Er stellte sich etwas seitlich, damit Chino den Rest der Schlange gut sehen konnte. Er hatte keine Unterwäsche an, man merkte, daß er reichlich wenig Schamgefühl hatte.

Der Schlankere hatte einfach nur genickt und gewartet – bei dem Anblick, der sich ihm bot, erwachte erneut ein Lächeln auf seinen Zügen, ebenso wie eine sachte Farbe, die allerdings nicht von Scham herrührte, sondern von der Freude, dies zu sehen. Behutsam berührte Chino erneut das schöne Kunstwerk und folgte ihm bis zu dem leicht gespaltenen Schwanzende, das die Schlange als eine östliche Drachenschlange kennzeichnete – striff auch hauchzart das weiche, hellblonde Schamhaar, ehe er bei dem Piercing in der Eichel leise schmunzelte. "Du bist sehr ungewöhnlich, Matze ... aber es steht dir, entspricht dir." Bei den letzten Worten hatte er die Hand wieder weggenommen und sah zu ihm auf – schmunzelte leise und strich sich eine seiner langen Ponysträhnen nach hinten, ehe er dabei errötete und leise zu Matze wisperte. "Bitte verzeih, wenn ich das Thema wechsle ... ist es möglich, daß du mir noch einmal ins Bad hilfst ? Ich würde mich gerne etwas gründlicher waschen, die Zähne putzen und meine Haare ein wenig bürsten..."

Matze hatte die ganze Zeit an einen fetten Kunden gedacht, damit er nicht erregt wurde, es hatte zum Glück geholfen und er fragte sich, ob Chino überhaupt wusste, was er für eine Wirkung hatte. Rasch zog er die Hose wieder hoch und verschloss sie wieder, ihm war so, als könne er noch immer die zarten Finger fühlen, die sein helles Schamhaar gestreift hatten. "Sicher helfe ich dir.... Und danke fürs Kompliment." Wieder hatte er das breite Lächeln auf den Lippen und er half dem Italiener wieder auf die Beine. "Weißt du, die Tattoos sind noch von Hand gestochen. Ein alter Meister hat sie gemacht... Is ein ziemlich geiler, alter Sack, aber egal."

Chino war mehr als nur dankbar für die Arme, die ihn stützten und ging langsam in das Bad ... bei den Worten des Anderen lachte er leise, doch freundlich, und drehte kurz den Kopf zu dem Blonden. "Aber er ist ein begnadeter Künstler ... ich habe selten so herrliche Bilder gesehen und noch niemals an einem lebenden Körper. Ich wünschte, ich könnte mich ein wenig mit ihm unterhalten, ihm dabei zusehen, wie er zeichnet ... auch ich habe von einem alten Meister, einem Chinesen, gelernt, doch an dieses Können reichte Meister Ta nicht heran. Aber deine Bemerkung ... schläft er denn mit euch ?" Es lag keine Abscheu oder ein Vorwurf in der leisen Frage, nur sachte Neugier ... er konnte verstehen, daß selbst ein alter Mann bei dem Anblick eines solchen Körpers erregt wurde, vor allem, wenn dieser Körper dazu noch ein Bild trug, das der alte Tätowierer selbst gestochen hatte.

"Jap, macht er.. Aber meist schläft nur Shagen mit ihm. Der Alte hat so seine Marotten, die Omi z.B. nicht so toll finden würde. ..Aber mit Shagen zu schlafen ist eine Ehre, da vergisst er die Anderen. ...Der Silberdrache war das absolute Meisterwerk des Meisters. Allein die winzigen Schuppen. Er hat sich an ihm ausgetobt, all sein Können, alles, was er gelernt hat, auf der weißen Haut Shagens verewigt." Matze schwärmte ein wenig und das zu recht. Seine Schlange verblasste im Vergleich zu dem Drachen.

Leise bei dem Schwärmen auflachend, folgte Chino ihm noch bis zum Waschbecken und wisperte ein leises "Auch wenn ich sein Tattoo noch nicht gesehen habe – allein schon die Möglichkeiten, die sich auf der weißen Haut bieten, sind einzigartig und ich verstehe den alten Meister, daß er bei ihm sein Meisterwerk geschaffen haben muß." Während er redete, feuchtete er seinen Waschlappen an, den man ihm an das Waschbecken gelegt hatte – fing an, sich notdürftig zu waschen, trocknete sich und putzte anschließend seine Zähne. Erst dann seufzte er leise und schloß kurz die Augen – auch wenn es nur einige Minuten waren, so hatten sie ihn doch sehr erschöpft und er nahm nur die Bürste in die Hand und sah verlegen zu Matze auf, der ihn noch immer stützte. "Könntest du mir zurück zum Bett helfen ? Bitte ...."

"Kein Prob." Und schon brachte Matze den jungen Künstler zurück zum Bett. Er half ihm noch hinein und zog sich dann sein Hemd wieder an. "Ich muss dann auch gehen. Ich muss noch mal nach Francis kucken... Vielleicht schaffe ich es, daß er aufsteht."

"Das wäre schön ... ich würde mich auf seine Gesellschaft im Garten freuen, Matze. Und es tut ihm sicherlich auch gut, die Sonne und den schönen Garten zu genießen ..." Chino nahm bei den Worten seine Bürste auf und begann, die knielangen, schwarzen Haare zu bürsten, bis sie im Sonnenlicht weich und leicht lila aufschimmerten ... als Matze ging, verabschiedete er sich noch und seufzte schließlich leise, dachte an Hale und ob dieser ihn wirklich abholen würde.

Der kam erst gegen Mittag und hatte einen Hauskimono für Chino dabei. "Hab dir was mitgebracht." Er kam damit zum Bett und reichte dem Kleineren den hellen Kimono. "Ich dachte, passt ganz gut und is gemütlich."

Chino hatte die Zeit dazu genutzt, ein wenig zu skizzieren .... sah bei den Worten auf und ein Lächeln erhellte sein Gesicht, als er Stift und Block beiseitelegte, den Kimono entgegennahm und sacht über den weichen, ein klein wenig wärmeren Stoff strich, dessen Weiß einen leichten Roseton aufwies und nach unten hin ein wenig dunkler wurde. "Das ist herrlich ... hilfst du mir, es anzuziehen ? Ich schaffe es nicht alleine, Hale. Und wie geht es dir denn ? Hast du ein wenig schlafen können ? Du sahst gestern so müde aus ...."

Kurz hatte Hale eine Blick auf die Skizzen werfen können, sie waren zwar nur grob, aber er konnte was erkennen, da Chino auch ihn skizziert hatte und Schlange auch, der wohl auf einer Liege lag. Zu der Frage nickte er sacht. "Mir gehts prima... Und jetzt ab in den Kimono, damit du raus kannst." Er half ihm jetzt wieder auf die Füße und fädelte dessen verletzten Arm durch den Ärmel. Man sah, daß er gern half und daß es fast routiniert schien. Als der zweite Arm auch durch den anderen Ärmel geschoben war, hockte Hale sich vor den Kleineren und legte den breiten Stoffgürtel um die schlanke Hüfte. Mit Routine band er den Knoten und richtete dann noch schnell den Kragen beim Aufstehen. "Wunderschön... Cesare hat den Richtigen für dich ausgesucht."

"Danke ..." Chino hatte es genossen, daß ihn Hale berührte und ihm half und sah nun mit einem unwillkürlichen, sachten Strahlen zu ihm auf – wisperte dann ein leises "Es ist ungewohnt ... aber angenehm.", um seine Verlegenheit zu überbrücken und legte die Rechte sacht auf den Arm des Größeren, um sich ein wenig an ihm zu stüzten. Auch wenn es ihm ein klein wenig peinlich war, er konnte es kaum erwarten, daß ihn Hale aufnahm und in den Garten trug – er mochte die Nähe und die harten Muskeln des Anderen, und wollte sie zumindest für diese kurze Zeit genießen.

Die Erwartung wurde schnell erfüllt. Hale hob ihn auf die Arme und ging mit ihm auf die Tür zu und dann hinaus. Er trug den Kleineren sehr vorsichtig durch die langen Gänge und dann die Treppe hinab. Er nahm den kürzesten Weg nach draußen und dann war es auch schon soweit. Er trat bei der Terrassentür, die bei der Therme lag, in den Garten und trug Chino auf eine Liege zu, die er in die Sonne gestellt hatte und dicht bei den Kirsch- und Mandelbäumen war. Sacht setzte er ihn auf dem weichen Polster ab. Neben der Liege war ein kleiner Tisch mit etwas zu trinken. "So, das hätten wir. Ich bringe dir dann nachher noch Mittagessen."

Während der ganzen Zeit hatte der junge Maler sich an den Größeren geschmiegt und mit leisem Bedauern ließ er sich nun auf die Liege legen ... dann lächelte er wieder zu ihm auf und strich ihm sanft über den Handrücken. "Darauf freue ich mich schon, Hale ... sag, kannst du mir einen Gefallen tun und mir mein Skizzenbuch, den Bleistift und den Radiergummi vom Bett holen ? Ich habe vergessen, sie mitzunehmen und hier sind einfach so viele schöne Motive, daß es eine Schande wäre, sie nicht einzufangen." Daß er so noch eine Gelegenheit hatte, Hale noch einmal kurz bei sich zu haben, war noch dazu ein Grund, wieso er ihn gefragt hatte, auch wenn seine Freude, die Schönheit um sich herum zu malen, doch der eigentliche Grund der Frage gewesen war.

"Klar, ich hole es schnell." Hale stand gleich wieder auf und ging zurück zum Haus. Bei der Terrassentür lächelte er sacht, da Francis ihm entgegenkam. Er stützte sich auf der Krücke ab, die er bekommen hatte, damit er das angeschlagenen Bein noch nicht belastete. "Schön, daß du auch rauskommst." Hale freute sich und der Blonde schenkte ihm ein knappes Lächeln, ansonsten schwieg er aber und humpelte an ihm vorbei. Seufzend sah Hale ihm nach, dann ging er wieder hinauf, um die Sachen von Chino zu holen.

Dieser hatte ihm noch kurz nachgesehen und sich dann auf die die Liege gelegt ... betrachtete die herrlich blühenden Kirschen und fing eine der Blüten, die herabrieselten, mit der Rechten auf, um sie zu betrachten. Als er dann ein leises Zwitschern hören konnte, drehte er kurz den Kopf und sein Lächeln vertiefte sich noch – nun selbst sacht und leise pfeifend, schmunzelte er, als ein Rotkehlchen sich auf seine ausgestreckte Hand niederließ und das Köpfchen an den Fingern rieb. Langsam holte er die Hand zu sich und strich dem zarten Vogel mit der Anderen über das feine Gefieder ... lachte leise auf, als noch ein zweites Rotkehlchen und zwei Kohlmeisen sich zu ihm gesellten und an der Lehne niederließen, sacht zwitscherten und sich auch sacht streicheln ließen. Chino wußte um die Wirkung, die er auf Vögel und andere Tiere hatte ... seine Ruhe und Sanftheit ließ selbst die Wildesten sanft werden, da er keinerlei Gefahr bedeutete. Er merkte allerdings nicht, daß aus der Terassentüre ein anderer Besucher in den Garten trat, da er völlig von den zarten Vögeln eingenommen war - pfiff wieder leise und melodisch, einen winzigen Moment bedauernd, daß er seine Querflöte nicht hierhatte, als die Vögel wieder leise zwitscherten.

Nur ein paar Minuten später kam Hale aus der Tür nach draußen und rannte fast in Francis, der zu dem Italiener gaffte, weil der die Vögel anlockte. Der Blonde fühlte sich durch Hale ertappt und hinkte schweigend an die Seite, um sich etwas abseits in die Sonne zu setzen. Eine kleine Mauer bot sich an, da er dort sein lädiertes Bein hochlegen konnte. Hale seufzte erneut und brachte Chino die Sachen. Leider flohen die Vögel von der Hand und suchten sich einen Platz in den Kirschbäumen. "Jetzt habe ich sie vertrieben, tut mir leid....Aber hier sind deine Sachen."

Leise auflachend, sah der Italiener den Vögeln nach und erst dann zu Hale – nahm ihm seine Zeichenschen ab und strich ihm sanft über die Hand, drückte sie kurz und antwortete ihm leise. "Das ist doch nicht schlimm ... sie haben mich nur eine Weile besucht, solange du nicht hierwarst. Ich danke dir, daß du dir die Mühe gemacht hast, mir meine Sachen zu holen, Hale." Chinos Stimme war zwar leise, doch sanft und gut verständlich ... seine Augen leuchteten, da er es genoß, hier im Garten zu sein und auch, daß der Große bei ihm war. Den anderen Mann hatte er noch nicht bemerkt ... erst jetzt sah er den blonden Schopf und zu ihm, lächelte ihm freundlich zu und frage Hale dann. "Ist das Francis ? Von dem du mir erzählt hast ?"

Der Blick Hales folgte zu dem Blonden. Francis sah bewusst weg und suchte etwas, wo er hinkucken konnte, ohne daß es auffiel. "Ja, das ist Francis. .. Er ist erst ein paar Tage hier. Ich hab dir ja ein wenig erzählt... Shagen hatte ein Wette mit seinem Besitzer am Laufen. Ein Motorradrennen und er hat um Haaresbreite verloren und wurde niedergeschlagen... Shagen hat dann die Wette erlassen und ihn dafür gewollt... Ich kenne ihn von früher, er war ein sehr fröhlicher Mensch, aber er hatte sehr gelitten. Wir geben ihm Zeit und Ruhe und hoffen, sein Lachen wird wiederkommen." Er sprach nur leise und sah kurz zu dem Blonden, der noch immer angestrengt in eine andere Richtung sah und nun doch lieber die Augen schloss und tat, als würde er sich sonnen.

Verständnisvoll nickend, seufzte Chino leise ... dann lächelte er wieder und sah zu Hale auf, dem die Sorge um den Anderen einen Moment lang deutlich im Gesicht lag und wisperte schließlich sanft. "Du bist ein sehr fürsorglicher Mensch, Hale ... du kümmerst dich um alle, sorgst dich um sie. Du bist zu bewundern ...."

"Nun.. ich bin der große Bruder für alle und sorge mich auch so." Hale wurde jetzt ein wenig rot. "Und ich muss auch wieder weg jetzt... tut mir leid." Er strich Chino über die Wange und stand auf. "Ich komme dann, wenn es Mittag gibt."

"Bis später ...." Der schlanke Maler sah ihm hinterher und fühlte mit seiner Hand noch ein wenig der Berührung des Großen nach ... doch dann nahm er wieder den Block auf und seinen Bleistift, schlug eine neue Seite auf und sah kurz zu dem Blonden, den er von seiner Liege aus doch recht gut sehen konnte. Nach einem längeren Blick widmete er sich nun dem Blatt auf seinem Schoß und begann, zu skizzieren ... langsam nahm der Blonde darauf Gestalt an, während Chino immer wieder von Vögeln besucht wurde, die er sacht streichelte und mit einem leisen Lachen dabei beobachtete, wie sie ihn neckten und sich gegenseitig mit ihren Liedern zu übertrumpfen suchten. Einige von ihnen flogen auch zu Francis und ließen sich auf der Mauer nieder ... trippelten scheu, doch neugierig näher, um ihn zu beobachten und manchmal auch zu zwitschern, wie um ihn aufzufordern, sie zu beachten.

Francis tat das aber erst nicht. Daß die Vögel da waren, bemerkte er schon, aber er wollte sie nicht ansehen und versuchte, sie zu ignorieren, so gut es ihm möglich war. Es kam ihn so dämlich vor, daß er versuchte, die Vögel so zu ignorieren, daß sie genug hatten und aufgaben. Aber vertreiben tat er sie auch nicht, als wenn er neugierig drauf war, was sie noch versuchen würden.

Und als, wie wenn sie das geahnt hätten, trippelten sie auf der Mauer näher – schließlich hüpfte eines der Rotkehlchen auf das Bein des Blonden, zwitscherte leise und kam nur langsam und zögernd näher, ehe es am Oberschenkel wieder zwischerte und das so laut, daß man fast meinen könnte, es hätte einen Siegesruf losgelassen.

Nun war es soweit, daß Francis den Vogel auf keinen Fall mehr ignorieren konnte. Er sah ihn skeptisch an und hob eine Braue. "Was willst du ?" fragte er leise und kam sich ziemlich blöde vor.

Langsam hüpfte das kleine Tierchen noch näher, immer ein skeptisches Auge auf den Blonden gerichtet – hielt dann bei dessen Hand und schmiegte kurz das Köpfchen rein, ehe es wieder zurückhüpfte und einfach wartete. Chino indes hatte immer wieder mit den Vögeln gescherzt und sie gestreichelt, bis sie sich wieder auf die Bäume begaben und ihn Ruhe zum Zeichnen ließen. Doch dann störte etwas Anderes auf sehr angenehme Weise seine Ruhe – einige Schmetterlinge tanzten langsam durch die Blüten, die immer wieder von den Bäumen wehten und kamen dann langsam zu ihm, um sich auf seiner Hand niederzulassen.

Einen Moment zögerte der Blonde und berührte dann mit den Fingern das Köpfchen des kleinen Vogels, der es daraufhin leicht schief legte und sich kraulen ließ. "Das gibt es doch nicht." murmelte Francis und kraulte noch ein wenig, bis der Vogel wegflog, weil er genug hatte. Der Blick des Blonden wanderte jetzt zu Chino, er sah ihm zu, wie er sich mit dem Schmetterling beschäftigte. Ob er ihm den Vogel geschickt hatte ? Diese Frage brannte ihm auf der Zunge und so stand er doch endlich auf und humpelte zu dem jungen Italiener. Vor der Liege blieb er stehen und musterte den jungen Mann. "Hast du mir den Vogel geschickt ?"

Lächelnd sah Chino zu ihm auf und stellte die Beine zur Seite auf den Boden, so daß sich sein Besucher setzen konnte ... wies einladend auf den nun freien Platz und antwortete ihm leise, während der Blonde sich setzte. "Das ist nicht möglich, die wilden Vögel haben ihren eigenen Willen ... aber man kann sie locken und ihnen eine Freude bereiten, und vielleicht wollte dieser Vogel dich ein wenig aufheitern und einfach nur ein paar Zärtlichkeiten von dir erhalten ?" Mit diesen liebevollen Worten hob er die Hand, auf der noch drei der Schmetterlinge saßen – einer davon schlug sacht mit seinen Flügeln, ehe er kurz aufflog und dann auf Francis Nase landete, ein Anblick, der Chino leise schmunzeln ließ, da er sich für ihn freute.

Francis wollte sich gerade setzen, da hatte er den Schmetterling auf der Nase. Unwillkürlich musste er schielen, dann pustete er vorsichtig und vertrieb den Schmetterling von seiner Nase. "Fies." dabei murmelnd, auch wenn er nicht böse war. Jetzt erst setzte er sich richtig und streckte das angeschlagene Bein aus. Die Krücke legte er neben sich. "Tiere scheinen dich zu mögen." stellte er nur fest. Er wusste nicht, warum er hergekommen war, er wusste nicht mal, worüber er sich unterhalten sollte.

"Ja, sie fühlen, daß ich keine Gefahr für sie bin. Ich danke dir, daß du hergekommen bist ... es ist so viel schöner, wenn man Gesellschaft hat, ein wenig reden kann. Auch wenn man nur nebeneinander sitzt, es ist vieles leichter so." Bei den Worten hob der Italiener kurz den Kopf und schloß die Augen, um sich zu sonnen – sah dann wieder zu seinem Gegenüber und seine Züge zeigten die innere Freude, die ihn erfüllte. Als ein leiser Windhauch dann einige der Blütenblätter über sie schneien ließ, lachte Chino leise auf, sah dann wieder zu Francis und nahm ihm behutsam eine Kirschblüte von der Wange, ehe er sich wieder umwandte und einige Blüten von seinem Block blies.

‚Wie unbeschwert er doch ist...wie ein Kind.' stellte Francis fest, zuckte aber leicht, als die Finger auf sein Gesicht zukamen. Doch diese zarte Berührung, die nicht mehr war, als die des Blüteblattes auf seiner Haut, war schön gewesen. "Du heißt Chino ?"

"Ja .. Anichino, aber Chino ist kürzer. Ich bin Italiener, ein wenig hier auf Urlaub, um die Kirschblüten zu malen. Die Bäume hier sind fast so schön wie die im Kaiserpalast – aber hier ist es ruhiger und es gibt auch viel mehr Vögel und Schmetterlinge, und auch die Gesellschaft ist angenehmer. Du bist Francis, nicht wahr ? Ich freue mich, dich kennenzulernen." Bei seinen Worten hob der schlanke Maler erneut die Finger und nahm dem Blonden noch zwei weitere Blüten aus den Haaren – überließ sie dem Wind und hielt dem Anderen dann die Hand hin, freundlich dabei lächelnd.

Der Blonde sah auf die Hand und dann ins Gesicht des anderen. Er ergriff die schmale Hand und drückte sie sacht, dabei kam ein ganz, ganz kleines Lächeln, das er erwiderte, auf seine Lippen. "Ja... ich bin Francis... Francis Greenwood." Seine Hand löste sich nur langsam und er sah dann wieder woanders hin, um vor dem Blick zu flüchten. "Du bist angeschossen worden, habe ich gehört.... Hast Glück gehabt, daß Hale dich gefunden hatte."

Als Chino das leise Lächeln sah, erhellten auch seine Züge sich sichtbar – er respektierte, daß Francis keinen Blickkontakt wollte und widmete sich wieder seiner Skizze, während er ihm leise antwortete. "Ja, ich hatte das Pech, unfreiwilliger Zeuger einer Hinrichtung zu sein – allerdings hatte ich Glück, daß die Kugel zu hoch traf und wie du schon sagtest, daß Hale mich fand. Er und Omi hatten sich einige Stunden zuvor meine Bilder angesehen, es war ein glücklicher Zufall, daß sie den Rückweg an mir vorbeinehmen mußten und mich so fanden. Eigentlich bin ich froh, daß es passierte ... ich habe den Urlaub nach Japan in einer Zeitschrift gewonnen, aber ich kannte Niemanden, konnte mich kaum verständigen. Hier ist es so anders – so viele freundiche Leute, die sich um einen kümmern, ohne dafür mehr als ein Danke zu erwarten. Ich kannte das eigentlich gar nicht ... auch diese wundervolle Gelegenheit zu malen, ohne gestört zu werden, es ist einfach nur herrlich." Chino verstummte wieder, da er ein wenig an der Skizze ausbesserte – dann sah er wieder zu dem Blonden und strich sich verlegen eine Ponysträhne nach hinten, ein leises "Ich rede zuviel, bitte verzeih ...." nachsetzend, als er entschuldigend lächelte.

"Dafür rede ich zu wenig, so gleicht es sich wieder aus, Hm ?" Jetzt blickte der Blonde kurz zu Anichino. "Und du hast eine nette Stimme, ich denk, man könnte dir stundenlang zuhören, ohne daß sie einen auf die Nerven geht." Sein Blick fiel auf die Skizze und seine Brauen zogen sich zusammen. "Bin ich das ?"

Bei dem Kompliment huschte eine leichte Röte über die Wangen des Italieners und er senkte lächelnd den Blick – nahm dann jedoch bei der Frage den Block auf und reichte ihn dem Anderen, sah wieder zu ihm und antwortete ihm leise. "Ja, das sollst einmal du werden, Francis. Es war ein wunderschöner Anblick, dich dort in der Sonne sitzen zu sehen, es packte mich, diesen Moment einzufangen. Gefällt es dir ? Oder möchtest du, daß ich etwas ändere ?" Seine Frage war ernst gemeint, doch freundlich ... Chino gehörte nicht zu den Malern, die keine Kritik vertrugen, im Gegenteil mochte er es gern, wenn seine Motive mit ihm redeten und ihm manchmal Ratschläge oder Anregungen gaben. Auf die ersten Worte des Anderen ging er eigentlich nicht ein ... er ahnte, daß es Francis schwer fallen mußte, zu reden und so ließ er ihm die Zeit, die er dafür brauchte.

Francis besah sich das Bild, der junge Maler hatte ihn perfekt eingefangen. Er sah dort entspannter aus. "Sah ich wirklich so aus ?" Er konnte es kaum glauben. "Ich verstehe nicht viel von Kunst... Ich hab's eher mit Technik. Motorräder und so." Er gab das Bild zurück und sah wieder in die Augen des Kleineren.

"Für mich hast du so ausgesehen, Francis ... und es ist auch eine Kunst, wenn man eine Maschine beherrscht, sie pflegen und reparieren, fahren kann." Mit einem Schmunzeln schlug der Italiener ein neues Blatt auf und begann sofort zu zeichnen, doch so, daß der Blonde es gut sehen konnte – schnell und geübt nahm auf dem Blatt ein Motorrad Form an, eine MotoGuzzi, wie man recht schnell erkennen konnte, wenn man sich damit auskannte. "Ich mag Motorräder ... ich kann sie zwar nicht fahren, aber ich liebe es, sie fahren zu sehen, sie erinnern mich irgendwie an Raubkatzen ..."

Jetzt zeigte Francis wirklich Interesse, er rückte etwas näher und sah zu, wie das Motorrad Gestalt annahm. "Ja, wie Raubkatzen... Ich war einst bei den 'White Tigers'." Seine Brauen zog sich zusammen, dann tippte er vorsichtig auf die Zeichnung. "Da musst du die Rundung weicher machen."

"Hm ? Oh ... danke, warte." Fast sofort verbesserte der Schlankere die Stelle und radierte die alten Linien weg – hielt Francis dann die Zeichnung wieder hin und begann ein mehr als nur angeregtes Gespräch mit ihm über Motorräder, das auch dazu führte, daß er noch drei weitere Skizzen fertigte, die allesamt Rennmaschinen zeigten, über die sie redeten. Erst nach einer Weile forderte das lange, aufrechte Sitzen seinen Tribut und Chino lehnte sich ein wenig an den Blonden an – merkte es jedoch nicht, sondern genoß nur unbewußt die Wärme und Nähe des Stärkeren, während er weiterhin an den Skizzen zeichnete und hier und da verbesserte, wenn ihn Francis auf einen Fehler hinwies.

Francis ließ das Anlehnen zu, es war ja nur Erschöpfung Chinos und nichts Anderes. Während der ganzen Zeit lächelte er wenig, aber es gefiel ihm, mit Chino zu reden. Als Hale rauskam, hatte er ein Tablett mit zwei Tellern in der Hand und blieb etwas erstaunt stehen. Doch dann lächelte er und kam zu den Beiden. "Worüber sprecht ihr denn so angeregt ? ...Oh, Motorräder ? Da hättet ihr mir aber auch Bescheid sagen können." Er spielte eingeschnappt und stellte das Tablett auf den kleinen Tisch ab. "Heute hat der Koch gekocht. Entenbrust gebacken. Reis und Gemüse."

Fast sofort, als Hales Stimme erklang, sah der Italiener auf und ein sachtes Strahlen erwachte auf seinen Zügen, als er sich langsam aufrichtete und ihm antwortete. "Du hast nicht gesagt, daß du Motorräder magst, Hale ...? Du kannst ja gucken, während wir essen ... die Bilder laufen Niemanden weg. Francis weiß so viel über Maschinen, es ist eine wahre Freude, ihm zuzuhören, er hat mir geholfen, einige Fehler auszubügeln, die ich sonst gemacht hätte." Bei den letzten Worten sah Chino wieder zu dem Blonden und nickte dankbar, ehe er eines der Teller aufnahm und genießend daran schnupperte. "Das duftet herrlich ... zum Glück hast du mir eine Gabel mitgebracht, ich denke, mit Stäbchen wäre ich kläglich verhungert."

Hale lachte wegen der Stäbchen auf. "Hättest mich am Anfang mal sehen sollen." Er reichte Francis dann auch einen Teller, ebenso eine Gabel. Der Blonde hatte gleich bemerkt, wie verschossen Chino in Hale zu sein schien, das Strahlen war nicht zu übersehen gewesen. Nur Hale schien halb blind zu sein, er benahm sich wie ein großer Bruder. Francis aß hungrig, was Hale wieder freute. Der Blonde hatte die Tage, wo er hier war, nicht sehr viel zu sich genommen. Während die Zwei sich satt aßen, sah sich Hale die Skizzen an. Er setzte sich ins Gras und besah sich alles ganz genau. "Ach ja... Ich werde morgen Mittag mit Shagen nach Tokio fahren. Wir sind dann drei Tage weg. Solang werden sich Matze und die Anderen um euch kümmern."

Chino war gerade dabei gewesen, nach etwa der Hälfte der Portion aufzuhören, da sein leicht geschwundener Magen nicht mehr schaffte, als er die leisen Worte hörte – einen winzigen Moment lang, fast zu kurz, um bemerkt zu werden, schwand das Strahlen ein wenig aus seinen Zügen, doch dann erwachte es wieder, nur in leichterer, milderer Form, als er wieder sacht lächelte. "Darf ich fragen, was ihr tut ? Oder gehört das zu den Dingen, die ich lieber nicht wissen wollte ? Bitte verzeih, ich bin einfach nur ein wenig neugierig ... das ist alles so neu, so interessant für mich." Noch während er sprach, stellte er den Rest seiner Portion an den Tisch zurück und wischte sich danach mit einer der Servietten den Mund ab – trank ein wenig des Tees, den Hale mitgebracht hatte und genoß den milden Geschmack, der seine durch das Reden trocken gewordene Kehle wieder ein wenig beruhigte.

"Ist etwas Geschäftliches." erklärte Hale. Francis aß derweil weiter und fragte sich, ob Hale so dumm war oder nur so dumm tat, daß er nicht merkte, wie verknallt Chino in ihn war. Eben hatte man es doch deutlich sehen können. Er nahm sich vor, ihm in den Arsch zu treten, sollte er es innerhalb einer Woche nicht bemerken. Aber vielleicht würde es auch wer anders tun.

Von diesen Gedanken bekam der junge Italiener allerdings nichts mit, da er eigentlich nur auf den Großen achtete und kurz nickte – ein leises "Ich verstehe." nachwisperte und sich ein wenig an die Lehne der Liege lehnte, da er durch das Essen etwas erschöpft war. Doch er genoß es, daß Hale hier war – kostete jeden Herzschlag davon aus, als er ihn nun ein Gespräch mit ihm anfing, indem er ihn darüber ausfragte, welche Maschinen er denn interessant fand.

Hale stieg drauf ein und setzte sich bequem ins Gras und auch Francis unterhielt sich ein wenig mit den Beiden und sah schon fast die Herzchen, die von Chino zu Hale flogen und vor ihm dann verpufften, weil der Trottel es nicht merkte. Es war ein Gespräch, wo man vergessen konnte, vor allem die Zeit, die verging.

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