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 ”Der Geliebte des Königs” 09
 

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Endlich war es soweit - das Turnier fing in wenigen Stunden an und die Burg war so geschäftig wie ein Bienenstock. Auch Claudio machte sich fertig und lächelte, als er die gleiche, im alten Stil gehaltene Rüstung wie bei der Herreise anzog. Den einzigen Unterschied machte die Tunika, die kurzärmelig war und auf dem schwarzen Stoff in silberfarbener Stickerei das Wappen des Vampirs zeigte, ein silberfarbener Lindwurm, der sich um ein Schwert ringelte. "Bitte richte auch meinen Schild und den Kampfspeer her, Alfredo - ich bin sicher, ich werde beides noch brauchen, das Turnier hat verschiedene Disziplinen und der König möchte sicherlich auch verschiedene Kampfstile sehen."

"Wie ihr wünscht, Herr." Alfredo machte sich gleich an die Arbeit, und Armano richtete noch ein wenig die Rüstung her. "Ich vermute, Prinz Pablo wird auch kämpfen - ich bin schon sehr gespannt, und habt ihr bemerkt, daß er unruhiger wird ?" Sein Erwachen stand kurz bevor, und das machte sich leicht im Verhalten des Prinzen bemerkbar.

Claudio nickte und seufzte leise, denn er hatte es mehr als nur gut bemerkt und fühlte es mittlerweile gut. "Ja, das habe ich bemerkt, mein Hübscher - und es macht mir große Sorgen. Durch mein Blut, das er die letzten Tage trank, wird es noch stärker, als es so oder so schon ist - seine wahre Natur steht kurz davor, auszubrechen ... und ich sorge mich, daß er es nicht bis zur Nacht schafft. Auch aus dem Grund ist es wichtig, daß ihr ihn beobachtet, wenn ich es nicht kann, da ich kämpfe - und wenn etwas ist, dann sagt es, ich höre immer auf euch und verstehe eure Worte, so daß ich den Kampf verlieren und kommen kann." Pablo wußte darüber Bescheid, so wie auch Ramon - denn dieser machte sich ebenfalls große Sorgen und hatte dem Plan nur zu gerne zugestimmt.

"Das werden wir tun." Die Brüder würden drauf achten und ihrem Herren Bescheid geben, wenn etwas war, das sich veränderte. Pablo war schon einige Zeit auf dem Kampfplatz unterwegs, denn als Prinz musste er präsent sein, auch wenn er keine Lust hatte.

Claudio nickte nur, denn er wußte, daß er sich auf seine Diener verlassen konnte. Währenddessen seufzte Ramon leise, als er an genau das gleiche denken mußte und blickte mit gemischten Gefühlen auf all die Ritter und Kämpfer, die zu diesem Turnier gekommen waren und sich nun zur Schau stellten, indem sie in ihren Rüstungen umherstolzierten und um die Aufmerksamkeit des Prinzen buhlten. Im Moment hatte dieser eine kleine Pause, da Ramon ihn mit einem Vorwand in das Zelt geholt hatte, das Pablo gehörte ... und wie es schien, war diese Pause auch bitter nötig gewesen. "Geht es euch gut, Herr ? Ihr seht mehr als nur angespannt aus, fängt es schon an ?"

Der Prinz ließ sich auf die Felle sinken und atmete erstmal tief durch, ehe er antwortete. "Ich denke nicht, daß es jetzt schon anfängt - aber ich merke, daß es kommt. Ich könnte im Moment einfach nur weglaufen, weil ich meine Ruhe haben will." Pablo war genervt, und das sah man ihm im Moment auch richtig an.

Doch nicht nur das - Ramon erschrak, als für einen Moment ein goldenes Schimmern in den Augen seines Prinzen zu sehen war, auch wenn es gleich wieder erlosch. "Gütiger Gott - es kommt wirklich, mein Prinz. Gerade eben sah ich ein goldenes Schimmern, ähnlich wie das silberne Schimmern, das auch der Herr Claudio oft in seinen Augen hat, wenn er sein wahres Wesen zeigt. Ich fürchte, es bricht durch, wenn ihr wütend seid, Herr - bitte setzt diesmal den Helm auf, damit eure Gegner es nicht sehen können. Für jetzt werde ich euch entschuldigen, ihr müßt euch auf die bevorstehenden Kämpfe vorbereiten. Und ich werde Herrn Claudio holen." Der junge Spanier war außer sich vor Sorge um seinen jungen Herrn - und er wußte nicht, wie er ihm sonst helfen konnte.

Pablo wollte eigentlich nicht, daß Claudio geholt wurde - aber irgendwie wollte er es doch, da er ihn gern um sich hatte. "Ruf ihn ruhig her. Ich sehe, wie sehr du dich sorgst." Die Ruhe von Claudio tat ihm sicher auch ganz gut.

Aber noch ehe Ramon sich umdrehte, klopfte es kurz an eine der Zeltstangen außen und der Vampir trat ein, lächelte wehmütig und kam zu seinem Liebsten, um ihn zärtlich zu küssen und sanft durch das weiche Haar zu kosen. "Es beginnt, mio caro ... ich habe die Menschen um das Zelt für ein wenig abgelenkt, Niemand hört oder sieht mich oder dich. Ich fühle, wie dein wahres Erbe erwacht und deine Augen scheinen schon geschimmert zu haben - bitte versprich mir, daß du die Kämpfe beendest, wenn du fühlst, wie dein Blutdurst erwacht oder die Herzschläge der Menschen um dich herum hörbar und verlockend werden. Denn wenn du es nicht tust, wirst du inmitten dieser Menschen erwachen ... und ich habe nicht die Macht, all diese Menschen abzulenken und vergessen zu lassen, um dich zu schützen, mio caro." Claudio sorgte sich hörbar und verfluchte insgeheim seine Schwäche, Pablo immer wieder sein Blut gegeben zu haben - denn dadurch begann dessen Erwachen ein wenig früher, als es ohne das gewesen wäre.

Die Sorge und auch die leichten Selbstvorwürfe waren sehr deutlich, und Pablo zog seinen Liebsten enger an sich heran, um ihn leidenschaftlich zu küssen. "Ich verspreche es dir." Er wollte keinen verletzen, oder vor aller Augen die Wandlung vollziehen.

"Ich danke dir, mio caro ... die Folgen wären undenkbar, wenn dein Erwachen hier vor aller Augen käme. Ich lasse Alfredo und Armano schon alles vorbereiten - sobald es soweit ist, täuscht du eine plötzliche Erschöpfung vor und begiebst dich in deine Gemächer, ich folge dir innerhalb kürzester Zeit nach. Ihr Götter, weshalb muß dein Vater das Turnier auch ausgerechnet Heute veranstalten ... Morgen wäre ein wesentlich besserer Zeitpunkt gewesen." Auch das war etwas, bei dem sich Claudio Vorwürfe machte - denn er hätte bei dem Bankett die Gelegenheit gehabt, den König umzustimmen und das Turnier um einen Tag zu verschieben.

"Aber es ist nun mal Heute. Es wird schon alles gut gehen, Hm ?" Pablo war ein Optimist, und das zeigte er auch mehr als deutlich. "Aber nun trennen wir uns wieder, ich fürchte, man vermisst mich sehr bald und ich möchte nicht, daß sie mein Zelt umzingeln."

Leise seufzend, nickte Claudio und löste sich nach einem weiteren Kuß von seinem Liebsten. "Du hast Recht, mio caro - und ich hoffe bei den Göttern, daß du auch weiterhin Recht behältst. Ich werde jedoch trotz allem Vorsorge treffen und in Gedanken bei dir sein, denn gerade jetzt dürfen wir nicht unvorsichtig werden." Dann neigte der ältere Vampir leicht den Kopf und lächelte, ehe er sich umdrehte und wieder aus dem Zelt verschwand, um zu seinen beiden Dienern zu gehen und ihnen entsprechende Anweisungen zu geben. Ramon hingegen seufzte leise auf, denn einerseits war es eine Erleichterung zu sehen, daß Claudio die Führung übernahm, doch andererseits war dessen sichtbare Sorge und Unruhe nicht gerade beruhigend.

"Es wird schon, mach dir nicht zu viele Sorgen, mein Freund. Und ? Hast du dich schon mit der Tatsache deiner Verlobung angefreundet ?" Pablo wechselte das Thema und hoffte, daß Ramon darauf einging. So sprachlos wie am Bankettabend hatte er ihn noch nie erlebt.

Der junge Adelige ging nur zu gerne auf den Themawechsel ein und lächelte, ehe er sich verlegen im Nacken kratzte. "Es ist noch immer ein wenig schwer zu begreifen - doch ich bin froh darüber, ich könnte mir keine bessere Frau wünschen. Und auch eure Schwester scheint glücklich darüber zu sein, daß sie nun meine Gattin wird ... ich hoffe, wir haben bald Gelegenheit, ein wenig miteinander reden zu können und ich hoffe, daß sie akzeptieren kann, daß ich ... nun ja, daß ich nun zwei Gefährten habe, die mein Bett teilen ?"

"Sie weiß es doch schon, und du kennst sie doch gut genug. Sie akzeptiert deine Neigung und würde nie etwas dagegen sagen. Hast du nicht gesehen, wie glücklich sie aussah, als Vater die Verlobung verkündet hatte ?" Pablo lächelte warm zu seinem Freund. "Ich bin sicher, sie wird dir auch gern ein Kind schenken."

Und das wiederum ließ Ramon erleichtert aufseufzen. "Ja, ich weiß - und es wird mir auch eine Ehre sein, ihr diesen Wunsch zu erfüllen, vielleicht sogar mehrere Male. Sie liebt Kinder ... und ich eigentlich auch, obwohl ich das Lager lieber mit Männern teile. Aber ich denke, sie wird nicht zu fordernd sein, nicht wahr ? Sie ist eher eine Frau, die Zärtlichkeiten mag und es mehr genießt, wenn man sie liebevoll behandelt ... sie kuschelte immer so gerne, weißt du noch ?" Er erinnerte sich gerne daran, wie sie immer zu ihm gelaufen kam, um hochgehoben und herumgewirbelt zu werden, nur um dann neben ihm zu sitzen und die Nähe Ramons und des Prinzen zu genießen.

Pablo lachte leise. "Ja, wenn man ein Tier auf sie beziehen könnte, dann wäre es wohl eine kleine Katze." Sophia war sehr verschmust und liebesbedürftig. "Und ich denke auch, daß sie nicht zu fordernd sein wird." Fordernd waren im Moment Andere, denn Pablo hörte die Edelmänner um sein Zelt herumschleichen. "Ich fürchte, die Erholung hat nun ein Ende."

"Das fürchte ich auch, Herr." Und wie erwartet, erklang sogleich die höfliche Stimme eines anderen Adeligen, der nun hereinkam und dann damit begann, mit dem jungen Prinzen zu reden. Währenddessen seufzte Claudio in seinem Zelt, da er das sehr gut mithören konnte und mehr als nur deutlich fühlte, wie sich Pablo mit Mühe beherrschte und nicht zeigte, wie sehr ihn diese Speichellecker nervten.

Aber er ließ trotzdem nichts durchblicken und zog den Adligen mit hinaus, denn er wollte ihn nicht unbedingt zu lange in seinem Zelt haben. Das Turnier war eh fast im Gange, und Pablo musste sich wieder zeigen. Die Kämpfe würden in kurzer Zeit beginnen, und die Pferde wurden langsam gesattelt.

In seinem Zelt blickte Claudio wieder auf - denn auch er mußte sich bald wieder zeigen, schließlich war er ein geladener Ehrengast des Königs, der nun auch in Begleitung seiner jüngsten Tochter aus der Burg trat und das Turniergelände betrat, das vor der Burg angelegt worden war. Nachdem die Jubelrufe verklungen waren, nickte der König seinen Adeligen und auch dem gemeinen Volk zu, das noch immer winkte und leiser jubelte ... doch dann lächelte der König, als Claudio aus seinem Zelt trat und zu ihm kam, ihn respektvoll grüßte und dann an der Seite des Königs zu den Tribünen ging, während der älter wirkende Spanier ihn über dies und jenes ausfragte.

Pablo und Claudio konnten noch eine Weile zusehen, da sie schon qualifiziert waren und sich nicht erst durch die Vorkämpfe schlagen mussten wie Andere. Und diesem Spektakel sahen sie nun zu und schon jetzt konnte man sehen, wer wirklich das Zeug hatte, der Beste zu werden.

Natürlich waren diese Vorkämpfe gerade für das Volk eine willkommene Unterhaltung - und für manche fahrende Ritter und wackere Kämpfer, die sich oft gegen Sold verdingten, war dieses Turnier eine Gelegenheit, ihre Fähigkeiten zu zeigen und sich neue Arbeitgeber zu suchen. Claudio betrachtete sich gerade diese Kämpfer sehr genau - denn die Söldner besaßen nicht nur Erfahrung, sondern sie hatten auch die Motivation, Siege zu erringen. Die adeligen Ritter, die nur wegen ihrem Namen hier waren, schieden erwartungsgemäß bald aus ... doch manchesmal verliefen die Kämpfe blutig und ein jedes Mal schlug das Herz Claudios ein wenig schneller und er hörte auch das Herz des jungen Prinzen schneller schlagen. Und gerade das beunruhigte den älteren Vampir sehr - denn er fühlte, wie der herrlich süße Geruch des Blutes Pablo verlockte und dieser schon jetzt Mühe hatte, sich zu beherrschen.

Aber er verstand es, sich zu beherrschen, sein Wille war stark und er zeigte selten Schwächen. Allerdings war Pablo froh, als die Vorkämpfe vorbei waren und er erhob sich nun, da er nun auch endlich kämpfen und sein Können zeigen dürfte. Es wurde auch von ihm erwartet, und er wollte diese Erwartung gern erfüllen.

Auch Claudio erhob sich nun, da er ebenso in den weiteren Kämpfen vertreten war - und wie er es sich schon gedacht hatte, sorgte seine Erscheinung dafür, daß die anderen Gecken sich die Mäuler zerrissen. Lediglich die wirklich erfahrenen Söldner nickten anerkennend, da sie erkannten, daß der Italiener diese Rüstung und seine Schwerter nicht zur Schau trug - und auch keinesfalls mit seiner altmodischen Rüstung auffallen wollte, sondern sie wohlgewählt hatte. Während der Vampir sich bereit machte und noch einmal seine Waffen überprüfte, beobachtete er aus dem Augenwinkel, wie Pablo zwei Kämpfe zu Pferde bestritt ... und wie erwartet, gewann er sie auch und Claudio atmete sichtbar auf, als dabei keinerlei Blut floß, da der junge Prinz seine Gegner einfach entwaffnete. Doch dann wurde der Vampir aufgerufen und er nickte, stieg trotz des Gewichts seiner Kettenhemdrüstung leichtfüßig auf sein edles Roß und ließ sich von Alfredo den seltsam anmutenden Kampfspeer geben, dessen fast schwertlange Klinge fast ein Drittel der gesamten Waffe betrug. Claudio liebte diese ungewöhnliche Waffe - und die leicht gebogene Klinge hatte ihm schon manchen Sieg beschert.

Und wie Claudio damit umging, konnte Pablo sofort sehen und er genoss es, ihm zuzusehen. Der Italiener nutzte die Waffe, um die Gegner zu entwaffnen und es war für Pablo ein fast schon erregender Anblick, wenn Claudio Kraft und Geschicklichkeit zeigte. Doch wenn Claudio eine Verletzung einstrich, atmete Pablo tiefer ein, er konnte dessen Blut genau aus dem der Anderen heraus riechen und langsam erwachte sein Hunger. Er musste hier weg und täuschte nun doch einen kleinen Schwächeanfall vor, der eigentlich für ihn nicht typisch war.

König Jaime wunderte sich zwar ebenso, doch der sachte Schweiß auf der Stirn seines Sohnes und die leicht fahle Gesichtsfarbe waren mehr als nur glaubwürdig. Und Claudio unterstützte die so oder so schon gefallene Entscheidung des Königs durch seine Kraft, während er mit seinem Gegner kämpfte und schließlich glaubhaft und gekonnt verlor. Während der Vampir sich bei seinem Gegner bedankte und danach in sein Zelt zurückkehrte, waren seine Gedanken die ganze Zeit bei Pablo - und da dies vorerst sein letzter Kampf gewesen war, konnte er sich nun ebenfalls mit seinen beiden Dienern zurückziehen. Es fiel Claudio mehr als nur schwer, langsam und ruhig zu gehen ... er konnte fühlen, wie schlecht es dem Prinzen ging und er mußte so schnell es möglich war zu ihm, um ihm zu helfen.

Pablo spürte schon deutlich, daß etwas am Brodeln war und jeder Mann, an dem er vorbeikam, roch für ihn verlockend süß und der Herzschlag lockte ebenso, da er das Blut in deren Adern rauschen hören konnte. Als er bei seinen Gemächern angekommen war, atmete er erleichtert auf - und doch konnte er sich nicht wirklich beruhigen und tigerte im Zimmer hin und her, darauf hoffend, daß Claudio bald zu ihm kam.

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