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 Chester und Jaraunde  01
 

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Chester war etwas entspannter und ließ sich in einer Limousine durch New York fahren. Gestern war er aus Japan angereist, da er eine Einladung zu einem Kampf bekommen hatte und diese gleich nutzte, um sich einen neuen Kämpfer zu suchen. Sein Letzter war zu schnell draufgegangen. Er war froh, daß er Shagen und Shean davon hatte abhalten können, diesen Kampf zu besuchen. Shean würde es hier nicht überstehen. Die Kämpfe waren grausam und mehr als nur gefährlich. Ein Kampf mit Waffen. Wäre es einer mit Fäusten gewesen hätten Shean und er selber wohl teilgenommen, aber nicht hier. Seufzend besah er sich die schwarze Maske, wie alle Gäste würde er eine tragen, es war ein Reiz, dem viele Wohlhabende und auch Politiker nicht widerstehen konnten und so würden sie geschützt sein. Er selber fühlte sich auch wohler, wenn er die Maske trug. Inzwischen hatte er schon eine anfertigen lassen für diese Art Kämpfe. In Japan gab es wahre Meister und solch einer hatte seine Maske angefertigt. Als der Wagen vorfuhr, legte er die lederne Maske an und zog sich die Kapuze über den Kopf. Zur Sicherheit hielten die Wagen in einer Tiefgarage, von der die Gäste durch einen Tunnel weitergebracht wurden zu der geheimen Arena. Im Lift gab er dem Liftboy seine Einladung und so fuhren sie hinab in das Stockwerk unter der Garage, das offiziell nicht existierte. Unten angekommen, empfing ihn gleich eine wohlhabende Atmosphäre mit Champagner und einem herrlichen Buffet. Er kam spät, so blieb ihm das lange Getratschte mit den anderen Wohlhabenden erspart. Er hatte angekündigt, daß er einen neuen Kämpfer suchte, das würde unter einigen Kämpfern sicher Nervosität verbreiten.

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New York – die Brutstätte allen Lasters und Sammelpunkt von allem, das man sich mit Geld kaufen konnte ... und auch allen Gangstern, die es einem wieder abnehmen wollten. Egal, ob es die Gangs in der Bronx oder die Banker in der Wall-Street waren – überall herrschte das Gesetz des Stärkeren, in dem die Starken die Schwachen fraßen, nur bei den Einen offen, sichtbar in den Straßen, bei den Anderen versteckt hinter den Türen der Büros und den Bildschirmen der Computer. Mit einem harten Lächeln stieg Jaraunde von dem Schiff, das ihn nach New York gebracht hatte – ein kleinerer Seelenverkäufer, dessen Kapitän durch eine gewisse Summe harter Dollar bereit gewesen war, ihn ohne nachzufragen oder seine Reisetasche zu durchsuchen, mitgenommen hatte. Der trainierte Rotblonde wußte, daß er niemals durch den Zoll eines Flughafens gekommen wäre – nicht mit der Sammlung Dolche, Schlagstöcke und den beiden stahlverstärkten Lederarmschonern, deren Handrückenausläufer je drei unterarmlange, scharfgeschliffene Krallenmesser hielten. Eine tödliche Waffe in den richtigen Händen, den Waffen alter, asiatischer Assasinen nachgebildet – eine Waffe, die er von seinem Vater übernommen hatte und mit der Jaraunde mehr als nur gut umzugehen wußte. Jaraunde mußte unwillkürlich kurz lächeln, als er daran dachte, wie dumm die Seeleute kuckten, als er das erste Mal in seiner Kampfmontur aufs Deck ging und übte. Zuvor hatten sie ihn manchmal dumm von der Seite angemacht, doch nachdem sie sahen, wozu er fähig war, hatte keiner von ihnen mehr den Mumm besessen. Nur dem Kapitän hatte Jar eine Nacht erlaubt, als zusätzliches Entgelt für die schnelle Überfahrt, ein Gedanke, der ihn wieder ernüchterte. Erneut zeigte sich nur die harte Kühle in seinem Gesicht, als er die Tasche schulterte und sich auf den Weg nach Manhattan machte, um dort in einem der billigen Ganovenhotels abzusteigen, die ihm die Ruhe und Anonymität garantierten, die er brauchte. Nachdem er schließlich in einem dieser Hotels unter-, und in seinem Zimmer angekommen war, legte er die Tasche auf sein Bett und nickte ... ihm blieben noch genau zwei Stunden, um sich fertig zu machen und zu der Arena zu fahren, doch das war genug Zeit. Der Rotblonde brauchte nur zwanzig Minuten, um sich abzuduschen und in seine Kampfmontur zu schlüpfen – einen Tanga, eine schwarze, enge, doch dehnbare Hose aus speziellem Synthetik, kniehohe, ebenso schwarze Lederstiefel mit integrierter, nicht sichtbahrer Stahlkappe und darüber trug er eine Kampfmontur, die nach alten, asiatischen Vorbildern gefertigt war und beinahe einem Chasuble glich. Schwarzes Leder, das seinen Rücken und vorne die beiden Brustseiten bedeckte und bis zu seinen Knien reichte – doch an den Seiten und hinten je einen taillenhohen Schlitz besaß. Vorne reichte das Leder über seine Schultern und war mit dünnen Stahlplatten benäht, reichte zweifingerbreit über die Schultergelenke heraus und besaß keine Ärmel. Gehalten wurde das Ensemble mit einem handbreiten, nietenverstärkten Ledergürtel, den Jar um seine Mitte schloß – auf diese Weise lag seine Brust vorne offen, so daß man sein Brustbein und auch die Muskeln bis knapp über dem Nabel sehen konnte, ebenso wie die fünf langen Reißzähne, die er an einer Lederschnur um den Hals trug. Der schlanke, doch trainierte Kämpfer hatte diese Halskette, ebenso wie das Krallenoberarmband, das er trug, einem seiner Gegner abgenommen – dem Gegner, der ihm sein rechtes Auge zerschnitten und es ihm so geraubt hatte. Unwillkürlich hob Jar seine Hand, um die schlichte, schwarze Lederaugenklappe zu berühren, die er seither über dem geschlossenen, vernarbten Auge trug – doch dann fauchte er nur leise, legte seine Unterarmschoner, die Einladung zu dem Kampf und seinen Geldbeutel samt Handy in einen schlichten, kleinen Rucksack, band seine hinternlangen, rotblonden Haare im Nacken und auf Rippenhöhe mit zwei schwarzen, handbreiten Lederbändern zusammen, warf sich den Rucksack auf den Rücken und verschloß sein Zimmer hinter sich. Es dauerte zum Glück nicht lange, bis er ein Taxi bekam und zu der Adresse fuhr, wo der Kampf stattfand. Während der Fahrt schloß der schlanke Franzose sein Auge und dachte noch einmal über den bevorstehenden Kampf nach – es wurden nur die besten Kämpfer eingeladen und sie kämpften vor erlesenem, wohlhabenden Puplikum. Es war ein Kampf mit Waffen, bei dem nur zwei Regeln galten: Keine lebensgefährlichen Verletzungen – und die Genitalien waren tabu. Ansonsten gab es keine Grenzen, es durften Hieb- und Stichwaffen verwandt werden und es war eigentlich die Regel, daß reichlich Blut floß. Gekämpft wurde im KO-System – und die Kämpfer, die am Schluß den Endkampf bestritten, waren oft schon angeschlagen, so daß der Schlußkampf wirklich alles Können von den Kämpfern verlangte. Doch dann wurde Jar aus seinen Gedanken gerissen, als das Taxi ankam – wortlos reichte er dem Fahrer eine Fünzig-Dollar-Note und stieg aus, ein Blick genügte, daß der Fahrer wußte, daß er diesen Gast nie gefahren hatte. Der Rotblonde trat zu dem in einer Seitengasse versteckten Eingang der Halle, reichte den beiden Bodyguards seine Einladung und wurde von einem der Männer nach innen zu den Kämpferhallen geführt, grüßte die anderen Kämpfer nur mit einem kurzen Nicken und stellte den Rucksack ab, um seine Armschoner rauszunehmen und anzuziehen. Die Gespräche um ihn herum waren allerdings recht interessant – scheinbar gab es einige Reiche, die sich einen neuen Kämpfer holen wollten, gute Gelegenheiten für die Kämpfer, die sich noch nicht an einen Herrn gebunden hatten.

Einige der Suchenden hatten einen Besonderen im Auge und sprachen darüber. Chester Grant suchte einen Kämpfer und viele spornte genau das an, sich noch mehr zu bemühen als eh schon, es war eine Chance auf ein gutes Leben. Chester selber stand oben an einer der Scheiben, von wo aus man die Kämpfer bei ihren Vorbereitungen sehen konnte und musterte Einige. Es sah wirklich vielversprechend aus und er war auf die Kämpfe gespannt. Der Franzose mit der Augenklappe war ihm aufgefallen. Er hatte schon von ihm gehört und würde auf ihn wetten.

Auch Jaraunde hörte zu, doch ihn interessierte weniger eine Chance für einen Herrn, als daß er wußte, welche der Kämpfer sich besonders bemühen würden, um eben genau diesen Leuten aufzufallen. Auf diese Kämpfer würde er besonders aufpassen müssen, doch er kannte einige von ihnen und wußte schon, was auf ihn zukam. So nickte er auch denen, die er kannte, zu und auch diese grüßten ihn kurz ... dieses Turnier war gerade wegen der Käufer ein besonders Hochrangiges, nur die besten Kämpfer waren dazu eingeladen worden und würden heute Abend Blut und Schweiß vergießen, um das reiche Puplikum zu unterhalten. Doch es war es definitiv wert – allein schon das Startgeld, das jeder Kämpfer, der eingeladen und auch gekommen war, erhielt, war mit seinen fünfzigtausend Dollar fünfmal so hoch wie das eines normalen Turniers. Und dem Sieger winkten noch einmal hunderttausend Dollar, ein Siegpreis, das mehr als nur verlockend war.

Chester ahnte, daß einige Kämpfer sich besonders bemühen würden, viele würden sich sicher ZU sehr bemühen und sich verausgaben. Man würde sehen. Jetzt wandte er sich herum, die Zuschauer wurden in die Arena gebeten und er ging nun zu der Loge, die man für ihn reserviert hatte. Dem Leiter der Veranstaltung, der ebenso maskiert war, nickte er kühl zu und richtete seine blauen Augen dann auf die Arena, da die ersten Kämpfer hineingerufen wurden.

Jar wartete mit den anderen Kämpfern hinter dem Arenaeingang und verschränkte die Arme ... so wie auch die Anderen, hatte er eine Nummer gezogen, die Reihenfolge wurde ausgelost und er war eher im Mittelfeld der Kämpfe gelegen und konnte sich schon einmal ein Bild davon machen, wer gegen wen kämpfte. Nur kurz war sein Blick auf die reichen Besucher gefallen, doch er hatte leise geschnaubt und sie nicht weiter beachtet.

Chester machte sich ein Bild von jedem der Kämpfer, er tippte auf den Schwarzen, der gegen einen Italiener kämpfte, und wie er es erwartet hatte, gestaltete sich der Kampf vielseitig und am Ende siegte der Schwarze. Jedoch war der nicht das, was er suchte, er sah den Blick, den er zu ihm hochgeworfen hatte. Leise Hoffnung lag darin, jeder Kämpfer, der suchte, wusste, daß Chester der Schwarzgekleidete war, der die Dämonenmaske trug. Chester konnte diese Hoffnung vielleicht erfüllen. Der Kämpfer war gut und so notierte er ihn sich im Geiste und würde ihn weiter beobachten.

Einer der Wenigen, die nicht nach oben sahen, war der Rotblonde, auch wenn er keinen Herrn hatte. Als seine Nummer aufgerufen wurde, trat er in den Ring und nickte seinem Gegner, einem Asiatenmischling, kurz zu. Dann löste er die Arme und schwang die schlanken Krallenmesser an seinen Handschuhen kurz zur Seite – seine Hände ballten sich zu Fäusten, so daß er mehr Kraft hinter die Krallen bringen konnte und er begann zeitgleich mit dem Mischling zu kreisen, der haargenau die selben Waffen trug. Es waren nur einige Herzschläge, die sie sich so maßen – dann bleckte Jar seine Zähne und der Asiate schrie auf, als sie aufeinander losgingen. Trotz, daß der Rotblonde nur ein Auge besaß, reagierte er ebenso schnell und gekonnt wie der Andere – es war ein Kampf höchster Perfektion, ein würdiger Gegner, der seine Schläge ebenso schnell parierte, wie er sie austeilte. Eine geraume Zeit war nichts weiter als ihr schwerer Atem und das immer wieder hell klingende Aufeinandertreffen ihrer Klingen zu hören, die von den Schonern oder den anderen Klingen pariert und abgefangen wurden. Manchmal fand eine der scharfen Spitzen ihr Ziel und Blut floß, doch es blieb immer in einem vertretbaren Rahmen, bisher hatte noch keiner von ihnen eine tiefere Wunde einstecken müssen. Erneut trafen sich die Klingen und wurden abgewechselt von den Fußtritten, da sie mit vollem Körpereinsatz kämpften – wieder waren die Hiebe fast zu schnell, um verfolgt zu werden, entlockten den Zuschauern wahre Begeisterungsstürme, die in einem lauten Jubel endeten, als Jar endlich einen Schlag durchbrachte, da er nun seine gesamte Schnelligkeit ausspielte. Mit einem Schrei sank der Andere nieder und hielt sich seine Brust, die drei tiefe Schnitte aufwies – der Spielleiter erklärte Jar für den Sieger und dieser nickte einfach nur, drehte sich ohne ein weiteres Wort um und verließ die Arena, um sich hinzusetzen, auszuruhen und etwas zu trinken, da bald die zweite Runde beginnen würde.

Das war schon eher nach Chesters Geschmack. In Gedanken fügte er Jar mit auf seine Liste, auch wenn er sich sicher war, daß der kein Herren suchte. Er war ein perfekter Kämpfer, schnell und wendig, trotz der kleinen Beeinträchtigung mit dessem Auge. Er hoffte, daß der Schwarze und Jar am Endkampf zusammentreffen würden, so konnte er sich eine große Auswahl sparen und sich dann dem Sieger annehmen und versuchen, ihn zu überzeugen, sollte es der Franzose sein. Es war eine Macke von ihm. Er suchte sich meist die Besten aus, und was er sich aussuchte, bekam er auch. Den weiteren Kämpfen in der ersten Runde sah er gelassen zu, schätzte das Können ab und blieb ruhiger als die anderen Zuschauer, die sich hochjubelten in ihrer Begeisterung.

Noch während der kurzen Pause zwischen der ersten und der zweiten Runde behandelte Jaraunde die leichten Schnitte, die er von dem Kampf erhalten hatte .... als die beiden Kämpfe der nächsten Runde ausgelost wurden, nickte der Rotblonde einfach, diesmal würde er gegen einen Italiener kämpfen, den er schon aus Europa kannte. Ihr Kampf war der Zweite und als die erlauchten Gäste oben mit ihren Häppchen und dem Champagner fertig waren, wurden die beiden ersten Kämpfer in den Ring gerufen, der Schwarze, den sich Chester ausgesucht hatte, und ein weiterer Asiate, der mit Sai gegen die Schlagstöcke des Schwarzen kämpfen würde.

Nun würde es sich zeigen... Caleb gegen den Asiaten, es würde sehr schwer werden, doch Chester konnte wieder sehen, wie Caleb zu ihm aufsah. Kampfgeist, der wollte zu ihm und würde alles dafür tun. In der Pause hatte sich Chester über einige Kämpfer informiert. Caleb war New Yorker und kam aus der Bronx. Die war sein erster großer Kampf in einer Arena, normal hatte er in kleineren Straßenkämpfen oder Arenen, auf Schrottplätzen gekämpft. Er war nicht wohlhabend und wollte gewinnen, allein das Startgeld war für ihn überraschend gewesen. Als der Kampf anfing, ging es sofort zur Sache, es war schwer, den kleinen Asiaten unter Kontrolle zu halten.

Mit einem harten Lächeln beobachtete Jar die beiden Gegner – einer der Beiden würde sein nächster Gegner werden, denn er wußte, daß er den Kampf gegen den Italiener mit Sicherheit gewinnen würde. Sowohl der Asiate wie auch der Schwarze kämpften hart und ohne Rücksicht, so, wie es üblich war – immer wieder floß Blut oder war das harte Auftreffen der Schlagstöcke zu hören, bis der Asiate schließlich zusammensank, da ihn einer der Stöcke hart an der Schläfe getroffen hatte. Jar nickte – er hatte mit diesem Ausgang gerechnet, der Schwarze war zwar noch neu, doch er war stark und noch hungrig. Dann stand der Rotblonde auf und ging zusammen mit dem Italiener in die Arena, neigte kurz den Kopf zur Begrüßung, denn sie kannten sich schon seit Jahren und ging dann in Ausgangsstellung. Dieser Kampf war härter als der, den er davor bestritten hatte, denn sie kannten sich schon lange und wußten um die Stärken und Schwächen ihres Gegners. Doch trotz dieses Wissens dauerte der Kampf nicht lange, endete damit, daß Jar seine Krallen nur einen Hauch vor der Kehle Massimos anhielt und dieser seine Dolche fallen ließ und sich ergab. Mit einem kurzen Nicken nahm der Rotblonde seine Krallen wieder zurück und lächelte kurz hart, als er mit ihm zu reden begann, während sie in den Raum zurückgingen, denn der Endkampf würde erst nach einer kurzen Pause für die reichen Zuschauer beginnen.

Caleb hatte den Kampf aufmerksam beobachtet, das jetzt würde hart werden, er musste gegen den Franzosen kämpfen. Das Preisgeld und die Aussicht, einen Herren zu bekommen, stachelten ihn an, er würde seine Haut teuer verkaufen. Chester hatte sich schon entschieden, er würde Caleb so oder so zu sich nehmen, er war jung und feurig, doch für Waffenkämpfe würde er ihn eher nicht einsetzen, sondern eher für Körperkämpfe. Nach einer weiteren Pause kam es zum finalen Kampf. Jetzt ging es um die richtig hohen Wetten, Chester setzte auf den Franzosen, er hatte mehr Erfahrung, er hoffte nur, daß er Caleb nicht zu schwer verletzen würde.

Mit einem kurzen, harten Nicken legte der Rotblonde das Handtuch beiseite, mit dem er sich das Blut abgetupft hatte – dann folgte er dem Schwarzen in die Arena und nickte ihm kurz zu, ging in Ausgangsstellung und sein Gesicht wurde hart, als er sich bereitmachte. Jar wußte, daß dieser Kampf hart werden würde – sein Gegner war größer, stärker und jünger, doch er selbst hatte einen Vorteil, den er bis jetzt noch nicht sehr ausgereizt hatte. Jar wurde nicht umsonst bei den Kämpfen die schwarze Cobra genannt – er war schnell, seine Reflexe trotz dem fehlenden Auge ausgezeichnet und diesen Vorteil würde er nun gnadenlos ausspielen. Es dauerte keine fünf Herzschläge, ehe der Kampf begann – ebenso hart, wie Jar es geahnt hatte und auch ebenso schmerzhaft und blutig. Immer wieder schnitten seine Krallen in die dunkle Haut Calebs, ebenso wie dessen Schlagstöcke seine Unterarmschoner trafen oder an den Schulterplatten abprallten – Beide kämpften mit vollem Körpereinsatz, und hier war Jar wieder im Vorteil, denn durch seine geringere Masse war er schneller und konnte die Tritte präziser setzen, als der massigere Schwarze.

Ein erstklassiger Kampf. Chester war zufrieden und sah entspannt zu, während die anderen Zuschauer rasten vor Begeisterung. Dies war kein Footballspiel, er fand es närrisch, wie sich die Anderen hochjubelten. Caleb wehrte sich verbissen gegen die Schnelligkeit des Kleineren, er wusste, er hatte kaum eine Chance und atmete schwer, er wurde langsamer und dann fast unerwartet bekam er einen Tritt gegen die Schläfe und ging zu Boden. Ihm war sofort schwarz vor Augen geworden und so hörte er auch nicht das Jubeln der Zuschauer. Chester nickte zufrieden. Caleb hatte sich mit seinen stumpfen Waffen sehr gut geschlagen, die Meisten im Kampf hatte spitze oder scharfe Waffen gehabt.

Mit einem kurzen Nicken zu dem Bewußtlosen drehte sich der Rotblonde um und ging zurück zu den Umkleiden der Arena, um sich dort die Handschuhe auszuziehen und sie in den Rucksack zu stopfen. Erneut tupfte er die bei dem letzten Kampf wieder aufgebrochenen Wunden abund wartete darauf, daß einer der Bodyguards ihn holen würde, damit er sein Preisgeld in einem der hinteren Zimmer von dem Veranstalter abholen konnte, so, wie es üblich war. Natürlich hatte auch der Franzose den großen Mann mit der schwarzen Maske bemerkt, der nicht wie die Anderen gejubelt hatte, sondern ruhig den Kampf verfolgte – doch er hatte kein Interesse daran und war froh, wenn er hier wieder heraus war. Die anderen Kämpfer jedoch, die noch in den Umkleideräumen waren, redeten leise darüber, rätselten, wen sich dieser Reiche nun als seinen neuen Kämpfer holen würde.

Derweil bemühte Chester sich nach unten zu den Umkleiden. Er umschiffte sie jedoch und ging in das Krankenzimmer, wo man Caleb hingetragen hatte, um ihn aus der Ohnmacht zu wecken. Das war das Mindeste, was man für die Kämpfer tat, ansonsten mussten sie selber klarkommen. Zuerst würde er Caleb Bescheid geben, daß er ihn haben wollte, dann würde er den Franzosen fragen, wenn der sich sein Preisgeld aus dem Büro abholte. Als er in das Zimmer kam, hatte man Caleb gerade wachbekommen und Chester scheuchte den Kerl raus, der ihm das kalte Wasser über den Kopf gekippt hatte. Unterdessen kamen auch die Bodyguards zu Jar und baten ihn, zu folgen. Gerade, als sie ihn am Krankenzimmer vorbeiführten, öffnete sich die Tür und Chester trat maskiert heraus. Hinter ihm hörte man, wie sich Caleb freute. Chester nutzte die Chance gleich. "Ich würde gern mit ihnen sprechen." bat er Jar und hoffte darauf, daß er ihm zuhörte.

"Ich hole gerade mein Preisgeld – danach kannst du mich noch einmal fragen, vielleicht habe ich dann Lust dazu." Mit diesen Worten speiste er den Maskieren ab und scheuchte die zwei Bodyguards mit einem harten Blick und einem Fauchen weiter, da er endlich sein Geld wollte und vielleicht, wenn er gut gelaunt war, würde er dann noch einem Gespräch zustimmen.

"Dann warte ich." Chester würde sich gedulden, auch wenn er mit einer Abfuhr rechnete. Er würde jedoch nicht locker lassen. Caleb hatte er schon mal, er hatte ihm einen Treffpunkt genannt und dort würde er hinkommen und sich abholen lassen, auch erst dann würde Chester sein Gesicht zeigen. Caleb kam nun auch heraus, er wankte noch etwas und sah ziemlich beschissen aus, dafür überglücklich. Er hatte das hohe Startgeld in der Tasche und konnte so seine Mom unterstützen. Er würde ihr alles geben, so konnte sie sich ein wenig was leisten. Er selber hatte einen Job sicher bei Chester. "Auf Wiedersehen Mr. Chester." Er verabschiedete sich höflich und ging dann, während Chester zum Büro ging und davor wartete. Drinnen wurde Jar gerade das Geld in einer Tasche übergeben.

Der Franzose nahm das Geld mit einem wortlosen Nicken entgegen und behielt die Kälte bei, die er während der gesamten Zeit trug. Er hatte nichts übrig für die maskierten Reichen, die sich daran aufgeilten, Blut spritzen zu sehen – aber er hatte etwas übrig für das Geld, das er nun in den Händen hielt. Noch ein kurzes "Sollten sie wieder einmal einen Fight haben, sie wissen, wie sie mich erreichen." nachsetzend, nickte er kurz zum Abschied – drehte sich wortlos um und verließ das Zimmer, stoppte jedoch kurz danach und schloß die Türe hinter sich, als er erneut den großen Schwarzmaskierten davor sah. "Du läßt nicht locker oder ?" Die Worte waren ebenso hart und eisig wie es auch sein Auge war, das er bei dem Anblick des riesigen Mannes verengt hatte.

"Das ist nicht meine Art." erwiderte Chester. "Ich möchte dich gern als Kämpfer haben, hast du Interesse ?" Er kam gleich zur Sache, auch etwas, das seine Art war. Er wusste aber schon jetzt, daß Jar ablehnen würde, er schätzte ihn jedenfalls so ein.

Und die Einschätzung war mehr als nur treffend – auch wenn der Franzose zugeben mußte, daß die ehrliche Direktheit etwas selten Angenehmes war. "Direkt zur Sache, ohne daß du versuchst, mich mit heischenden Verlockungen zu überreden, etwas, das ich sehr schätze. Aber ich muß dir leider trotzdem eine Absage erteilen, Großer. Ich bin mein eigener Herr und gedenke nicht, das in absehbarer Zeit zu ändern." Jaraunde ging nicht von seiner Maxime ab – allerdings ließ er seinen Blick ein wenig über den riesigen Maskierten streifen, dessen Körper sichtlich trainiert war und nicht in einem Zoll außer der Kleidung von dem Reichtum und dem Einfluß kündete, den dieser Mann besitzen mußte, um hierher eingeladen worden zu sein.

"Vielleicht eine kleine Verlockung... du kannst dein eigener Herr bleiben und bekommst zum Sieg und Antrittsgeld eine kleine Prämie.... Das Einzige ist, daß du in meinem Namen kämpfst." Chester versuchte es so noch einmal, er blieb kühl und undurchdringlich.

Bei den Worten hob Jar die Außenkante der Braue seines sehenden Auges ... dann schmunzelte er hart und schüttelte unmerklich den Kopf, während er den Gang weiter entlangging, wohlwissend, daß Chester ihm folgen würde. "Deine Worte klingen sehr gut, Großer ... aber sie sind nicht ganz das, was ich darunter verstehe. Wenn ich für dich kämpfen soll, dann muß ich auch in deiner Nähe bleiben. Ich bin an dich gebunden, muß die Kämpfe bestehen, die du mir vorschreibst. Und genau das ist es, was mir nicht schmeckt, Großer ... ich bin nicht so wie der Junge, der gegen mich im Endkampf verlor. Er braucht einen Herrn, Jemand, für den er kämpfen kann. Ich nicht."

"Nun, das ist wohl wahr." erwiderte Chester, er kam Jar nach und das mit wenigen Schritten. Keinen Herren brauchte Jar, dann brauchte er Einen, der ihm ebenbürtig war, gegenseitigen Respekt, und den musste er sich verdienen, das war ihm klar. "Nun, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als dich ziehen zu lassen.. zu schade." Jetzt blieb er zurück, er würde die Sache anders anpacken und er hatte schon einen Plan.

Der Rotblonde warf noch einen kurzen Blick zurück – dann nickte er und ging wieder zurück zu den Umkleiden, um seinen Rucksack zu holen und abzuhauen. Einen Moment noch dachte er über den Großen nach und schmunzelte in der inzwischen völlig leeren Umkleide, denn in gewisser Weise hatte es ihn amüsiert. Dieser Mann war gewiß Keiner, der zu unterschätzen war, alleine dessen Bewegungen zeigten Jar, daß dessen Muskeln nicht nur zur Zierde existierten, sondern daß er ein Kämpfer war. Doch dann versiegten diese Gedanken wieder, als er seinen Rucksack schulterte, das Preisgeld nahm und nach draußen ging, um sich dort ein Taxi zu rufen, das ihn zurück zu seinem Hotel bringen sollte.

Chester fuhr ebenso heim in ein gemietetes Penthouse. Er würde sich die nächsten Tage bei Straßenkämpfen umsehen und dort selber etwas kämpfen. Dort würde er dem Franzosen sicher begegnen und dort konnte er sich ihm nähern und sich auf einen Fellkampf mit ihm einlassen, wenn alles so klappte, wie er es plante.

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