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”Um Leben und Tod” 01
 

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Ein leises "Verdammt !" murmelnd, versuchte Noble vergeblich, noch ein wenig mehr Platz für seinen Laptop zu finden. Doch es war unmöglich und er fluchte erneut leise, als der Mann vor ihm sich mit ein wenig mehr Kraft in die Rückenlehne sinken ließ und diese dadurch noch mehr nach hinten und damit auf seinen Laptop kam. Der junge Konzernchef fragte sich zum x-ten Mal, wieso er in diesem winzigen Flugzeug saß, das auf jeder Seite nur zweisitzige Reihen hatte und nur eine extrem erbärmliche Klasse besaß ... und wie ein jedes Mal wußte er die Antwort nur zu gut. Alle Flüge nach Mexiko waren ausgebucht gewesen und sein eigener Privatjet in der Werkstatt, so daß er gezwungen war, mit einer Maschine zu einer nahen Stadt, und von dort aus mit diesem winzigen Flieger zu fliegen. Und nun saß er eingepfercht mit allen möglichen Leuten in diesem stinkenden Flugzeug und nahm sich vor, den teuren Anzug sofort, nachdem er in seinem Hotel war, wegzuwerfen. Noch während er das dachte, schaltete Noble den Laptop wieder aus und steckte ihn in die Lederaktentasche, die er auf seinem Schoß hatte, nahm ein Buch heraus und versuchte, wenigstens ein wenig zu lesen, bis sie ankamen.

Der Reisende neben ihm war froh, daß der Mann den Laptop endlich wegpackte. Manuel hatte einen Fensterplatz, und der Laptop engte alles noch mehr ein, als eh schon. Aber er nahm es vorerst locker, und blickte hinaus. Nebenher hörte er Musik, und so bekam er nicht viel von dem Lärm in dem Flugzeug mit. Allerdings kuckte er leicht besorgt aus dem Fenster - weiter weg waren ziemlich schwarze Wolken zu sehen.

Etwas, das auch Noble langsam auffiel, als das Licht immer mehr abnahm und er schließlich nicht mehr lesen konnte. Doch gerade, als er sich darüber beschweren wollte, daß man das Licht über den Sitzen anmachen sollte, wurde das Flugzeug so stark zur Seite geworfen daß es fast kippte, und das helle Licht eines Blitzes blendete alle Insassen, ehe es wieder verging. Noble dachte nur daran, sich mit der Rechten festzuhalten und die Linke in den Griff seiner Ledertasche zu verkrampfen - dann wurden sie auf die andere Seite und er in seinen Sitznachbarn geschleudert, als das Flugzeug erneut von einer heftigen Sturmböe erfaßt wurde.

Manuel ächzte schwer auf, als sein Sitznachbar auf ihn kippte. Um sie herum schrie alles, und der Mann in dem Anzug war kreidebleich, auch wenn er nicht schrie. Er selbst war nicht so leicht zu erschüttern - erst, als bei einem weiteren Schwenk ein lautes Kreischen von Metall zu hören war, und der Sitz unter ihm einfach wegbrach und in die Tiefe stürzte, wußte er, daß es ihr Ende war. Sie stürzten frei in die Tiefe - ein Gefühl, das er eigentlich kannte, aber da hatte er immer einen Fallschirm. Der Sitz hielt sie fest und nach einem schier endlosen Gefühl des Fallens, krachten die beiden Sitze in einen Baum, und Manuel wurde schwarz vor Augen.

 

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Erst ein lauter Donnerhall weckte Noble aus seiner Ohnmacht und er stöhnte schmerzvoll auf, als er versuchte, seinen linken Arm zu bewegen. Er hing noch immer in dem Sitz fest, der bedrohlich zur Seite kippte - sein ganzer Körper schmerzte und er stöhnte ein weiteres Mal, als er seinen Arm vorsichtig mit der Rechten aufnahm und auf die Ledertasche legte, die er seltsamerweise noch immer auf seinem Schoß hatte. Der Ärmel des Anzugs war blutgetränkt und als Noble versuchte, ihn nach hinten zu streifen, schrie er schmerzvoll auf, da der Stoff an irgendetwas hängenblieb, das wie Messer in seinen Arm schnitt.

Der Schrei weckte Manuel auf, und er orientierte sich kurz. Sie hatten tatsächlich überlebt - er und der Mann, der neben ihm gesessen hatte. “Warten sie, nicht bewegen.” Der Mann war noch immer kreidebleich und dessen Arm blutete, was nichts gutes bedeutete. “Ganz ruhig sitzenbleiben.” Sie hingen noch in der Baumkrone und Manuel schnallte sich vorsichtig ab und nickte, da der Sitz noch ziemlich im Gleichgewicht war, auch wenn er davon herunterkletterte. “Lassen sie die Tasche fallen. Den Computer brauchen sie jetzt bestimmt gerade nicht.”

"Spinnen sie ?! Natürlich brauche ich ihn - gut, ich kann gerade nicht darauf schreiben, aber die Informationen darin sind wichtig ! Ich werde ihn ganz bestimmt nicht fallenlassen, darauf können sie Gift nehmen !!" Für einen Moment war der Schock, seinen Laptop einfach fallenzulassen und dabei zuzusehen, wie er zerbrach und damit auch alle wichtigen Daten, genug, um ihn seinen Schmerz vergessen zu lassen - doch dann bewegte Noble unwillkürlich seinen linken Arm und er knurrte verbissen, als er den Arm auf die Ledertasche legte und tief durchatmete.

“Ich vermute, er ist gebrochen. Also gut, dann mit der Tasche.” Manuel löste den Gurt des Mannes, drehte sich dann herum und blickte über die Schulter zu ihm. “Halten sie sich an mir fest, ich bringe sie heil herunter. Arm um meinen Hals legen, und die Beine um meine Hüfte klammern.”

"Was ?" Im ersten Moment war Noble viel zu verblüfft, um mehr zu tun, als diesen seltsamen Mann anzustarren. Aber dieser schien das wirklich ernst zu meinen und nach einem Blick nach unten schluckte er und nickte kurz. "Das ... das hat aber nichts zu bedeuten und wehe, sie lassen mich fallen, verstanden ?!" Dann schluckte der schlankere CEO noch einmal und drehte sich leicht, legte den gesunden Arm mit der Tasche in der Hand um den Hals des Anderen auf dessen Rücken, ehe er seine Beine langsam um ihn legte und leicht wimmerte, als er unwillkürlich seinen gebrochenen Arm bewegte.

“Ich kann ihn erst unten richten und schienen.” Daß sich der Kerl nicht auf seinen Rücken, sondern unerwartet an seine Brust klammerte, ließ Manuel leise seufzen, aber dann legte er einen Arm um ihn und fing an, so gut es ging, den Baum herabzuklettern. Es war ähnlich mühevoll, als hätte er einen Rucksack auf dem Bauch, aber wahrscheinlich wäre der andere Mann ihm vom Rücken gerutscht.

Noble hatte zwar nicht bewußt so gehandelt, doch auch ihm kam langsam, als sie weiter runterkletterten, daß er sich niemals auf dem Rücken dieses Fremden hätte halten können. Er sah nur zu gut, daß er Erfahrung mit dem Klettern zu haben schien und auch die Kraft hatte, ihn zu halten - doch Noble hatte dies nicht und es wurde immer schwerer für ihn, sich festzuhalten. Der scheinbar gebrochene, linke Arm war ein einziger Schmerz und langsam setzte auch der Schock ein ... und der junge CEO atmete immer gehetzter, während ihm immer kälter wurde und seine Zähne zu klappern anfingen. "Verdammt ... ich ... ich glaube, ich habe einen Schock. Oder einen Panikanfall - verdammt, was tut man gleich wieder dagegen ?!"

Der Blonde kletterte nun etwas zügiger, und stützte den Verletzten leicht. “Keine Sorge, ich weiß, was zu tun ist.” Es dauerte nur noch wenige Momente, bis sie unten waren ... und er setzte den Schlankeren gleich ab und sorgte dafür, daß er sich hinlegte. “Ganz ruhig atmen.” Mit den Worten nahm er dessen Beine und legte sie auf einen dicken Ast, so daß sie höher lagen. Gleich danach zog er seine eigene Jacke aus, und deckte ihn damit zu.

Ihm antwortete nur ein leises Fluchen, doch dann verstummte Noble und schloß seine Augen, um die Übungen durchzugehen, die ihm immer bei seiner Arbeit halfen. Es war nötig, alle zwei bis drei Stunden einige Minuten Meditation einzulegen, damit er sich besser konzentrieren konnte - und es half ihm auch jetzt, als er die Atemtechniken anwandte, um wieder ruhig zu werden und die Panikattacke zu besänftigen. Nicht einmal eine Minute später öffnete er seine Augen wieder und blickte ein wenig mißtrauischer werdend den Hellblonden an, der sich an einem Busch an der Seite mit einem offensichtlichen Taschenmesser zu schaffen machte. "Was tun sie da ?" 

“Ich schneide ein paar Äste ab, damit ich ihren Arm schienen kann.” erklärte Manuel und blickte kurz zu dem Mann, der noch immer ziemlich blaß war. Er hatte ihn atmen hören und wußte, daß er versucht hatte, so etwas Ruhe zu bekommen. “Ach ja, ich heiße Manuel Baker.” Der Blonde stellte sich jetzt erstmal vor, so war es doch angenehmer. Mit den geraden Ästen kam er zu dem Geschäftsmann, und kniete sich neben ihn.

"Noble Pierce, CEO von Pierce-Enterprises. Ich denke, der Arm ist gebrochen - sie werden den Ärmel abschneiden müssen, damit sie rankommen. Ich habe vorhin versucht, meine Jacke auszuziehen, aber es schmerzte viel zu sehr ... ich hoffe nur, daß ..." Er verstummte abrupt, denn die Vorstellung, daß vielleicht der Knochen aus dem Fleisch ragen könnte, ließ den Schwarzhaarigen erschauern.

“Es kein offener Bruch ist ? Ich glaube, da muß ich sie enttäuschen.” Es blutete, und das hieß meistens nichts gutes. Einen Kommentar über den Namen verbiß er sich erstmal und nahm das Messer, um den Ärmel des Sakkos und des Hemdes abzuschneiden. Wie er es erwartet hatte, war es ein offener Bruch ... aber zum Glück war es nur der dünne Armknochen, der Rest schien heil zu sein. “Es ist nur die Speiche.”

"Verdammt." Alleine schon den Knochen zu sehen, ließ Noble bleicher als eine Wand werden, doch dann riß er sich zusammen und nickte nur. "Zum Glück - wären beide Knochen gebrochen, wäre es fataler. Können sie es richten und schienen ? Ich habe keine Lust, mir in einem Krankenhaus erneut den Knochen brechen zu lassen, damit es richtig zusammenwächst." Schon alleine der kundige Blick des Blonden und dessen ruhige, sichere Bewegungen zeigten dem etwas älteren CEO, daß dies nicht der erste Bruch war, den dieser versorgte ... doch im Moment sagte er nichts dazu, da sein Gegenüber zu einer Entscheidung gekommen zu sein schien.

Das war Manuel, und er zog sein Hemd aus und riß es in Streifen. Danach nahm er ein kleines Holzstück, und hielt es Noble an die Lippen. “Draufbeißen, das wird gleich etwas wehtun.” Er würde den Bruch richten, die Wunde verbinden, und natürlich alles schienen. So, wie es jetzt war, konnte es nicht bleiben. Er hatte schon einige Erste-Hilfe-Kurse, und wegen seiner Extremsportleidenschaft auch eine richtige Ersthelferausbildung gemacht, die ein paar Monate lang dauerte.

Auch wenn der ein wenig ältere CEO normalerweise niemals einfach so gehorchen würde, hier wußte er, daß es nötig sein würde und schloß seine ebenmäßigen Zähne um das Holz, das ihm der Andere hinhielt. Dann schloß er die Augen und versank in seiner Meditation, die allerdings von einem plötzlichen Ruck und dem darauffolgenden Schmerz unterbrochen wurde. Noble schrie schmerzerfüllt auf und keuchte schwer, als der gleißende Schmerz zu einem stetigen Pochen abschwoll ... dann öffnete er die Augen und nickte leicht, als er dem Blonden dabei zusah, wie er seinen Arm hielt und geübt schiente. Der gebrochene Knochen war wieder in das Fleisch seines Armes gesunken und als die Schiene lag, nahm der Schmerz noch ein wenig weiter ab, auch wenn eine jede instinktive Bewegung der Muskeln schmerzte, da sie an den scharfen Splittern entlangrieben. Sichtbar erschöpft, spuckte Noble das Holz wieder aus und stöhnte leise, ehe er die Augen wieder schloß und schwer schluckte. "Können wir ein wenig rasten ? Ich glaube nicht, daß ich schon gehen kann."

“Nur ein wenig - ich werde noch eben ein paar Sachen suchen, danach müssen wir hier weg einen neuen Platz suchen, wo wir erstmal sicher sind. Bleiben sie erstmal liegen.” Er mußte ihn nachher wahrscheinlich trotzdem tragen, aber ein Moment Pause tat dem Mann sicher auch gut. Er stand nun auf, und lief ein Stück weg. Sein Rucksack mußte in der Nähe sein, das hoffe er zumindest. Es dauerte auch nicht lange, da fand er seinen Rucksack und einen Trolli, der laut dem Schildchen dem Mann gehörte. “Noble ... oh, mein Gott ... unglaublich, was manche für Namen haben.” wisperte er, schnappte sich dann Rucksack und den Trolli und schaffte die Sachen zu der Stelle, wo er Noble zurückgelassen hatte. “Ich habe ihren Trolli gefunden.”

Jener wollte schon zu einer scharfen Antwort ansetzen, da dieser Manuel ihn völlig ungeschützt und allein gelassen hatte - doch die Nachricht, daß er seinen Trolli gefunden hatte, nahm ihm den Wind aus den Segeln und so nickte er nur. "Gut - auch wenn es für sie nicht von Belang ist, ich habe wichtige, originale Unterlagen dabei, die ich nicht zurücklassen kann. Haben sie noch etwas anderes gefunden ? Andere Überlebende ?"

“Ich hab nur die nahe Umgebung abgesucht ... aber man kann die Spur des Flugzeugs sehen, und der gehen wir auch nach. Ich gehe nicht davon aus, daß noch wer überlebt hat. Wir haben Glück gehabt, daß unser Sitz im Baum hängenblieb, und uns dabei noch schützte.” Manuel überdachte die Sache, es war wirklich Glück gewesen, daß sie aus dem Flugzeug geschleudert wurden. Es lagen schon hier so viele Trümmerteile herum, daß man davon ausgehen konnte, daß es das Flugzeug bei der Bruchlandung in den Bäumen total zerfetzt hatte.

"Das habe ich mir fast schon gedacht - das Flugzeug war so altersschwach und klein, daß es den Aufprall bestimmt nicht überstanden hat. Weil wir gerade dabei sind ... wir brauchen einen Unterschlupf. Es donnert noch immer und der Himmel ist nur ein wenig heller geworden, ich fürchte, das Unwetter ist zwar nicht über uns, aber noch nicht vorbei. Irgendeine Möglichkeit, die wir als Unterschlupf nehmen können ? Möglichst etwas, das nicht voller Insekten ist, mir reichen schon die hier." Bei dem Letzteren blickte Noble mehr als nur wütend auf die Ameisen, die um sie herumkrochen ... nur ein Kreis seines Colognes hielt sie durch den Duft fern, auch wenn das Blut an seinem Arm sie anlockte.

“Wir reisen auch weiter. Und ich habe ein Zelt im Rucksack, das schützt uns vor dem Regen und den Insekten.” Da Manuel auf dem Weg zu einer Tour gewesen war, hatte er alles, was man brauchte, in seinem Rucksack. “Sie nehmen alles aus dem Trolli, was sie brauchen. Ich kann sie nicht tragen, wenn ich das Ding auch noch mitschleppen muß.”

Noble öffnete schon seinen Mund, um ihm eine bissige Antwort zu geben - doch dann schloß er ihn wieder und verengte in wütender Hilflosigkeit seine Augen, da ihm erst jetzt richtig bewußt wurde, wie sehr der Blonde mit seinen Bergschuhen, den kurzen Jeans und dem Equipment hierherpaßte, und er selbst völlig aus seinem Element war. Die teuren Designerhalbschuhe würden nicht lange in diesem Dschungel durchhalten - von seinem edlen Anzug einmal ganz abgesehen. Doch er würde nicht kampflos untergehen und nickte, ehe er ihm kalt antwortete. "Mir ist klar, daß ich hier völlig unbedarft und auf sie angewiesen bin - aber ich bin deshalb kein hilfloser Idiot. Mir ist auch klar, daß der Trolli hierbleiben muß, da er völlig ungeeignet auf diesem Terrain ist. Aber ich muß trotzdem betonen, daß meine Ledertasche mitkommt ... und davon gehe ich nicht ab."

“Das habe ich ja auch nicht gesagt. Und ja die Sachen sind ungeeignet, aber dafür können sie ja nichts, die ganze Sache hier war ja nicht wirklich geplant. Also bitte nehmen sie mit, was sie noch brauchen, und dann verschwinden wir hier.” Manuel nahm das ruhiger hin ... die Sache war anstrengend genug, da mußte er nicht streiten. Wenn es allerdings so weiterging, würde er einen anderen Ton anschlagen, aber vorerst ließ er es erstmal.

Noble grummelte nur und neigte sich etwas vor, um mit der unverletzten Rechten den Reißverschluß des Trollies zu öffnen, nachdem er ihn hingelegt hatte. Es gestaltete sich schwieriger als er dachte, und Noble fluchte wieder leise - doch dann hatte er es geschafft und klappte ihn auf, um zuerst die beiden Manilaordner herauszunehmen und in seine Ledertasche zu dem Laptop zu legen. Erst dann nahm er seinen Kulturbeutel und legte ihn auf den Deckel seines Trollies, ebenso wie seine Unterhosen und Socken, und nahm erst dann zwei der schwarzen Hosen und zwei Rollkragen-T-Shirts, um sie auf die Hosen zu legen. "Die andere Kleidung ist entbehrlich, doch das hier ist das Minimun, das ich mitnehme. Und es ist mir egal, was sie dazu sagen, ich möchte Wechselkleidung haben ... und dieses Sakko samt dem Hemd sind nicht mehr brauchbar. Leider habe ich kein anderes Sakko bei mir ... aber da die Temperaturen nicht zu kühl sind, wird es dieser Fetzen noch tun, bis wir eine Stadt erreichen, in der ich mich abholen lassen kann."

“Mehr hätte ich auch nicht mitgenommen.” Manuel nahm seinen Rucksack und holte erstmal etwas zu trinken heraus, er hatte zum Glück eine Wasserfalsche eingepackt. “Hier, trinken sie - danach geht es los.” Er öffnete sie und gab sie Noble in die Hand, danach nahm er dessen Kleidung, und steckte sie zu seinen eigenen Sachen in den Rucksack.

Während der Blonde seine Kleidung einpackte, nahm Noble die Flasche an und setzte sie an die Lippen ... doch er dachte daran, das Wasser nicht einfach runterzuschütten, auch wenn er sehr durstig war, sondern es zuerst langsam im Mund kreisen zu lassen, ehe er es schluckte. Nachdem er das noch zweimal getan hatte, trank er langsam und bedacht weiter, bis er die Flasche zur Hälfte geleert hatte, gab sie Manuel zurück und nickte für einen Moment dankbar. "Ich hoffe, wir finden noch anderes Wasser aus dem Flugzeug - mich schaudert wenn ich daran denke, wie verseucht das Wasser hier ist, und da wir keinerlei Möglichkeit für ein Feuer haben, um es zu kochen, will ich es auch nicht trinken."

“Es gibt genug Möglichkeiten zum Feuermachen, und das Wasser hier ist teils besser, als sie denken.” Manuel griff hoch zu einem Blatt, knickte es leicht und nahm es dann ab, um Noble zu zeigen, was er meinte. In dem Knick hatte sich Tauwasser gesammelt, und es war glasklar. “Sehen sie.”

Sichtlich mißtrauisch, betrachtete der CEO das Wasser in dem Blatt, doch dann seufzte er kurz und nickte. "Gut, dieses Wasser ist trinkbar. Ich rede von Bächen und Flüssen - all die Bakterien, die Darmkrankheiten verursachen können, von den Malariamücken ganz abgesehen. Ich hoffe nur, daß mein Spray reicht, bis wir aus diesem Dschungel heraus sind - ich hasse Mücken." Noble war mehr als nur gründlich in seiner Vorbereitung für diese Reise gewesen und wußte um die Gefahren von Wasser und Nahrung, mit denen ein Mensch, der es nicht gewohnt war, konfrontiert wurde. "Sie kennen sich gut aus - waren sie schon einmal hier ?"

“Einmal, und Darmkrankreiten gibt es nur da, wo Menschen ihr Abwasser in das Wasser ableiten. Und jetzt sollten wir los, sonst fressen die Ameisen sie auf.” Manuel grinste kurz, da die Biester schon anfingen, an der Hose von Noble hochzukrabbeln.

"Verdammt !" Noch während er fluchte, schlug Noble die Krabbeltiere weg und stand auf, nahm sein Cologne in die Hand und sprühte es erneut auf seine Hose, um die Ameisen von sich fernzuhalten. "Haben sie wenigstens eine Ahnung, wo wir hinmüssen ? Wir gehen zu dem Flugzeug, nicht wahr ? Vielleicht funktioniert ja der Funk darin noch."

“Genau dahin gehen wir.” Daß der Kerl hier herumsprühte war irgendwie lustig, aber sie mußten nun endlich los und so packte Manuel den Schlankeren, hob ihn hoch und stapfte los. “Leg den gesunden Arm um meinen Hals, deine Mappe ist auf deinem Schoß gut aufgehoben.” Manuel ging ins Duzen über ... er mochte es lieber, und das ewige 'Sie' ging ihm auf die Nerven.

Im ersten Moment hob Noble nur eine Braue - doch dann schnaubte er kurz und legte den gesunden Arm wirklich um den Hals des Blonden, ehe er leise seufzte und nickte, während er seine Ledertasche auf dem Schoß behielt. "Auch wenn es mir nicht behagt, die Rolle der 'Lady in Nöten' zu spielen - es geht leider nicht anders. Und gut, lassen wir die Förmlichkeiten, in dieser Situation sind sie unnötig. Falls ich fragen darf ... was wolltest du hier überhaupt ? Du siehst aus, als hättest du einen Abenteuerurlaub gebucht."

“Das habe ich auch. Ich bin Extremsportler, und ich suche gern neue Herausforderungen. Obwohl diese hier eine ziemlich große ist, aber sie war ja auch nicht geplant.” Aber jetzt kam ihnen seine Erfahrung zugute, und er wollte sie beide hier lebend herausbringen.

Ihm antwortete zunächst nur ein Nicken und ein leiser Seufzer, doch dann wandte sich Noble wieder dem Blonden zu und antwortete ihm leise, da er in diesem Dschungel nicht lauter reden wollte. "Das ist gut, denn ich habe keinerlei Ahnung, was man hier tun muß. Ich kenne mich aus im Dschungel der Finanzen und kann mit den Aasgeiern und Haien von der Presse umgehen - doch hier, das hier, das ist nicht meine Welt und war es auch nie. Ich bin froh, daß du hier bist ... alleine wäre ich wahrscheinlich spätestens in zwei Tagen tot."

“Das ist eine realistische Einschätzung.” Manuel lächelte kurz, und ging weiter. Die Schneise war ja nicht zu übersehen, selbst hier im Dschungel ... aber dann blieb er abrupt stehen, und fluchte leise. Vor ihnen tat sich ein Abgrund auf - ein Tal, in das die Maschine gerutscht war. “Also das hat ganz bestimmt keiner überlebt.”

Noble fluchte erneut leise ... denn er sah nur zu gut, wie tief diese Schlucht war, und auch wie steil. "Kannst du da runter, ohne dir das Genick zu brechen ? Ich kann da nicht runter, und wir müssen wissen, ob das Funkgerät noch geht, und ob vielleicht doch noch Jemand lebt. Auch wenn ich glaube, daß alle tot sind, wir müssen nachsehen."

“Ja, kann ich.” Manuel setzte den Geschäftsmann wieder ab, und nahm sich dann den Rucksack von den Schultern. Dann nahm er das verpackte Zelt und ließ es aufflippen, damit Noble darin vor den Insekten sicher war. “Du bleibst hier, ich komme ganz bestimmt wieder.” Danach kramte er das lange Seil hervor, das er mit hatte, genau wie die leichte Kletterausrüstung - auch wenn es nicht unbedingt nötig war, aber hier wollte er ganz sicher gehen. “Ruh dich aus, ich bin in ein paar Stunden wieder da. Im Rucksack ist noch was zu essen, und ein Campingkocher.”

In der Zwischenzeit hatte der CEO seine Ledertasche in das Zelt gelegt und nahm nun den Rucksack entgegen, um auch ihn in das Zelt zu legen. "Ich warte damit, bis du kommst - ich habe nämlich keine Ahnung, wie das geht, ich habe mir noch niemals etwas selbst kochen müssen. Und jetzt ist keine Zeit, daß du es mir erklärst ... du solltest runterklettern, solange du noch genug Licht dazu hast und auch noch genug Zeit bleibt, um im Licht wieder hochzuklettern. Also los, ich werde schon zurechtkommen." Dann nahm Noble den Zipper und schloß den Reißverschluß der Türöffnung des Zeltes, nahm seinen Laptop heraus und fuhr ihn hoch, um zu testen, ob er einen Schaden davongetragen hatte.

Manuel kuckte nur verblüfft und seufzte leise, der Kerl war wirklich seltsam. Aber damit gab er sich jetzt nicht ab - er bereitete alles vor, und begann den Abstieg in das Tal. Viel Hoffnung hatte er wirklich nicht, aber sie hatten ja auch überlebt, vielleicht gab es noch ein Wunder.

 

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