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”Beauty and Perfection 02
 

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Als dann die große Pause war, fand Antoine sich im Lehrerzimmer ein und schnaufte erleichtert, weil der Trainer noch nicht da war. Allerdings wusste er jetzt nicht, ob die Lehrer auch in der Mensa aßen oder nicht und gerade, als er von seinem Schreibtisch aufstand um nachzufragen, stand Doug hinter ihm. "Wah !... Mon dieu, haben sie mich erschreckt."

"Na na ... du brauchst doch nicht vor mir erschrecken ? Ich tue dir nichts, außer, du bittest mich darum ..." Während er sprach, neigte sich Doug ein wenig vor und hauchte die letzten Worte direkt an das Ohr des Schlankeren, wohlwissend, was er damit bewirkte. Es paßte ihm überhaupt nicht, daß Raith ihn zuvor um die Gelegenheit gebracht hatte, ein wenig mit diesem hübschen Lehrer zu reden; so hatte er ihn nun abgepaßt und würde jede sich bietende Chance nutzen, die sich ihm bot.

"Nun ... ich glaube nicht, daß mein Freund dies gutheißen würde. Er ist schrecklich eifersüchtig und ich möchte nicht, daß dir etwas zustößt, Doug." Er hatte es tatsächlich getan und gelogen. Das auch noch, ohne Rot zu werden, aber auch nur, weil Doug so ein aufdringlicher Kerl war. "Verzeih ... aber ich hätte es vielleicht früher aufklären sollen ... du hast dir Chancen ausgerechnet, nicht wahr ?" Antoine tat, als täte es ihm von ganzem Herzen leid, aber so konnte er hier unmöglich weiterarbeiten, nicht, wenn dieser Kerl ihn ständig angrub.

Der große Footballtrainer löste sich von dem Weißblonden, als er die Worte hörte – leise grummelnd, strich er sich die gegelten, blonden Haare nach hinten und nickte kurz, ehe er deutlich gekränkt antwortete. "Jap, habe ich – wenn du das von Anfang an gesagt hättest, dann hätte ich mich rausgehalten. So dachte ich, du bist noch Single, verdammt – sag sowas gleich am Anfang, Okay ? Ich hasse es, wenn man mich ranhält ..." Dann drehte er sich um und ging aus dem Lehrerzimmer, knurrte einige Schüler an, die in seinem Weg waren und schlug den Weg in die Mensa ein, ohne daß ihn noch Jemand störte, denn sie alle kannten die Launen des Coach gut.

Daß Doug deswegen gleich so eingeschnappt war, hatte Antoine nicht erwartet und es tat ihm schon ein wenig leid. Doch das verging wieder und der Weißblonde zuckte mit den Schultern. Dann ging auch er Richtung Mensa, denn wie es schien, aßen auch die Lehrer dort. Auf dem Weg dorthin traf er Raith schon wieder. "Würdest du mir den Weg in die Mensa zeigen ?"

"Ah, du bists ... laß mich raten, du hast dem Coach eine gehörige Abfuhr erteilt ? Der war so sauer, daß Rauch aus seinen Ohren quoll..." Wie auch die Anderen hatte Raith den angepißten Trainer gesehen und war ihm aus dem Weg gegangen, da er Ärger lieber vermied und an dieser Schule nicht unbedingt sofort unangenehm auffallen wollte. ""Und klar zeig ich dir den Weg, gehe ja selber hin. Erzähl mal – was hast du ihm denn gesagt ?"

"Ach je, ich hätte nicht gedacht, daß er gleich so sauer wird. Er hat mich angegraben ... 'Ich tue ihnen nichts, es sei denn, sie bitten mich darum' ... dann sagte ich, daß mein Freund das sicher nicht gutheißen würde, er ist schrecklich eifersüchtig. Und daß es mir leid tut, daß ich ihn nicht früher aufgeklärte habe. Da ist er dann in die Luft gegangen." Man merkte Antoine an, daß er nicht mit so einer heftigen Reaktion gerechnet hatte. "Geht der Coach auch in die Clubs ?"

Einen Moment lang blickte Raith ihn mit großen Augen an – dann lachte er los und hielt sich mit der Rechten die Rippen, bis er sich wieder beruhigt hatte und die Lachtränen aus den Augen wischen konnte. "Irre – Sorry, aber ich konnte mich nicht beherrschen, der war einfach nur herrlich. Eifersüchtig – die Idee ist klasse ! Und Nein, der Coach geht in keine Discos, in der nur Jüngere sind. Der geht in die Clubs ab Dreißig aufwärts, damit er dort die besten Hasen aufreißen kann." Er schmunzelte noch immer und schüttelte kurz den Kopf, denn er konnte sich mehr als nur gut vorstellen, wie beleidigt der Coach sein mußte.

Antoine war stehengeblieben, als Raith so gelacht hatte, und schmunzelte leicht. "Ich wusste mir nicht anders zu helfen. Er wird's denk ich, überleben. Und ich bin froh, daß er nicht in die Art Clubs geht, die ich bevorzuge." Er ging langsam weiter und an den lauten Geräuschen konnte man hören, daß sie gleich in die Mensa kamen. Irgendwie war es seltsam, das fiel dem Blonden erst jetzt auf. Er und Raith sprachen wie Freunde und nicht wie Lehrer und Schüler.

Auch dem jungen Mischling fiel es auf, doch er achtete nicht weiter darauf, da viele seiner Bekannten mitte Zwanzig waren und er selbst viel ernster war, als es eigentlich für seine siebzehn Jahre üblich wäre. Doch dann vergingen diese Gedanken wieder, als er die Mensatüre aufstieß und mit einem harten Lächeln seine Freunde begrüßte, die ihn gleich zu sich in die Schlange bei der Essensausgabe winkten. Sie waren die Schläger der Schule und hatten versucht, ihm zu zeigen, daß sie die Bosse waren, als er an die High-School kam – stattdessen hatten sie gelernt, daß es auch anders ging und seither war er ihr Boß und sie folgten ihm gerne. Doch Raith hatte den jungen Lehrer nicht vergessen – er rief ihn zu ihrem Platz in der Schlange und nickte aufmunternd, denn es war unnötig, daß der junge Weißblonde sich länger anstellen mußte.

"Oh, vielen Dank." Antoine nahm das Angebot gern an und lächelte die anderen Jungs sonnig an. So gewann er wie es schien, auch gleich ihr Herz, denn sie lächelten gleich zurück. Daß der Coach grummlig zusah, ignorierte er dezent, auch wenn er dessen Blick im Nacken fühlen konnte.

Ein Blick, den auch Raith bemerkte und mit ein wenig härter werdenden Augen quittierte. Er konnte sich nicht helfen – irgendwie mochte er diesen jungen Lehrer und fühlte sich ein wenig für ihn verantwortlich, vielleicht deshalb, weil er den Coach so überhaupt nicht leiden konnte. Auch Ty bemerkte diesen Blickwechsel und lachte, schlug dem Mischling auf die Schulter und nickte, als dieser den Schlag einfach wegsteckte. "Komm, laß den Coach starren – er ist nur sauer, daß er immer wie die Anderen warten muß. Und Hi, Sir – gut, daß du gleich hergekommen bist, sonst hätte er dich angemotzt. Möchte nur wissen, was dem wieder über die Leber gelaufen ist – laß mich raten, er hat einen Korb bekommen, Hm ?" Ty war zwar einer der Schläger, doch er war eigentlich ein sehr sonniger und gutmütiger Mensch, der nur manchmal eben das Problem hatte, daß einige Quertreiber es nicht vermeiden konnten, in seine Faust zu laufen.

"Ja, von mir." lächelte Antoine und schenkte auch dem Trainer ein freundliches Lächeln. "Ich hoffe, er macht euch das Leben jetzt nicht zu schwer." Während er sprach, rückte er in der Schlange weiter und stellte sich ein Schälchen Pudding auf sein Tablett. "Ihr mögt ihn nicht, hab ich Recht ?"

Ihm antwortete nur ein kollektives Schnauben der fünf Schläger, die mit ihrer schwarzen Kleidung sofort auffielen. Daß sie meistens auch noch Leder, Nietenschnallen, Halsbänder und Lederstiefel trugen, unterstützte diesen Eindruck noch ein wenig. "Der Coach hätte uns alle gern in der Footballmannschaft gehabt – schließlich gehören wir alle zu den Stärksten in der High-School. Wir wollen uns aber nicht von ihm rumkommandieren lassen und haben ihm dies auch sofort klargemacht. Und da wir den Sport nicht genommen haben, bin ich in Kunst und die Anderen hier sind in Hauswirtschaft, damit sie lernen, ihre Buden einmal sauberzuhalten." Noch während er sprach, huschte ein kurzes, hartes Grinsen über die Züge Raiths, das von den Anderen aufgenommen wurde und schließlich zu einem leisen Schmunzeln führte. Denn der Skandal, den sie damit ausgelöst hatten, war noch immer in aller Munde und sorgte für Lachen und Gesprächsstoff bei den Schülern.

Antoine fand aber nicht, daß es zum Lachen war, er fand es sehr gut. "Ich finde, noch mehr Jungs sollten Hauswirtschaft machen, es hat durchaus Vorteile und ich sag das nicht, weil ich Schwul bin." Er hatte den Moment bewusst abgepasst, denn eine der Cheerleader kam gerade vorbei und so würde seine sexuelle Gesinnung in Windeseile durch die Schule getratscht werden.

Und wie er es erwartet hatte, ließ die Cheerleaderin fast ihr Tablett fallen, so sehr hatte sich sich erschreckt – doch sie fing sich sofort wieder und lief schon fast an ihren Tisch, um gleich mit ihren Freundinnen zu quatschen. Ty lachte jedoch und grinste breit, schlug nun dem jungen Lehrer freundschaftlich auf die Schulter und nahm sich gleich drei der Puddings, ehe er weiterging und sich zwei schöne, große Steaks geben ließ. "Kein Prob, Sir – und von wegen den Vorurteilen, außer Raith ist Keiner hier in der Lage, eine Bude sauberzuhalten und das, obwohl wir alle in der gleichen Liga wie du spielen, Sir." Es war noch ein wenig ungewohnt für den Rothaarigen, daß er Antoine duzen durfte – doch er tat es gerne und mochte den ein wenig schüchternen Lehrer, der so herrlich jung geblieben war, mehr als nur gern.

So würde Antoine sicher sehr rasch beliebt werden, das hoffte er jedenfalls. Er selber ließ sich nur ein kleines Steak mit Bratkartoffeln geben und nahm sich dann noch ein Glas Saft. Jetzt musste er die Jungs verlassen, denn wie es schien, saßen alle Lehrer zusammen. "Wir sehen uns, Jungs." Dann ging er zu seinen Kollegen und unterhielt sich mit ihnen, bis Doug sich schweigend neben ihn setzte, weil nur noch der eine Platz frei war. "Ich möchte mich gern noch einmal entschuldigen, Doug. Es war unachtsam von mir, daß ich die Zeichen nicht früher habe lesen können." Der Blonde sprach leise und entschuldigend und auch erst, als die Anderen wegen zwei streitenden Schülerinnen abgelenkt waren. Er tat dies, damit das Arbeitsklima nicht litt, auch wenn er somit fast zu Kreuze kroch.

"Schon gut, bin ja selber schuld, weil du mir schon am Anfang gesagt hast, daß du kein Interesse hast. Ich bin eben ein wenig dickköpfig, so feinsinnige Bemerkungen sickern da nicht durch. Hoffe, wir kommen trotzdem aus, Hm ?" Mittlerweile hatte der Ärger Dougs sacken können und als er kurz nachdachte, kam ihm, daß Antoine ihm wirklich von Anfang an einen Korb gegeben hatte ... nur eben auf die sanfte Art, um ihn nicht zu verletzen, da er so ein sanfter Mensch war. Ein Grund mehr, daß der Coach ihn mochte – doch er würde warten, vielleicht ging ja die Beziehung des Franzosen in die Brüche und dann war es immer gut, wenn er als der gute Freund dastand, an dessen Schulter man sich ausheulen konnte.

Nur wäre Doug der Letzte, zu dem Antoine gehen würde, WENN seine Beziehung in die Brüche gehen WÜRDE ... wenn er eine Beziehung hätte, die in die Brüche gehen könnte. "Das hoffe ich auch. So ist das Arbeitsklima ja auch viel besser, nicht wahr ?" Nun schenkte er Doug ein sonniges Lächeln, das die Mädchenherzen zum Schmelzen brachte, wenn Antoine nicht Schwul wäre. Die Mädchen klagten ihr Bedauern darüber und seufzten leise.

Das bekamen auch Raith und seine Kumpel mit und lachten doch recht deutlich an ihrem Tisch, an dem sie einen wunderbaren Blick auf den Tisch mit den Lehrern hatten. Auch das war ein Teil ihrer Taktik: Immer den Feind im Auge behalten, etwas, das der junge Mischling ihnen beigebracht und selbst von seinem Vater gelernt hatte. Ebenso wie die Tatsache, daß sie in einem Eck saßen und so von zwei Seiten aus nicht angreifbar waren und den Rest der Mensa herrlich im Blick hatten. Das Verhalten des neuen Lehrers amüsierte sie jedoch, denn die Reaktionen des Coachs und der Mädchen waren einfach nur herrlich.

Der Blonde war nur froh, daß jetzt alles gut lief, der Coach durfte vorerst nur nicht herausfinden, daß er keinen Freund hatte. Ansonsten hätte er wirklich bei ihm verspielt. Aber soweit würde es sicher nicht kommen. Antoine genoss die Atmosphäre und aß langsam sein Essen auf. Der Coach hatte dreimal so viel auf dem Teller und schaufelte sich die Kartoffeln nur so hinein. Als Antoine sich umdrehte, lächelte er, denn fünf Augenpaare, die aus der Ecke kamen, waren auf ihn gerichtet ... wie es schien, aber noch viele Andere, denn die Mädchen seufzten zum Teil etwas theatralisch, weil ein so gut aussehender Mann Schwul war.

Ein leises "Immer die gleiche Leier ..." wispernd, grinste Raith einen Moment lang hart, als Ty leise lachte – dann beendeten sie ihr Essen und standen auf, räumten die Tabletts mit dem Geschirr in die Ablagecontainer und verdrückten sich auf den Hof, um noch ein wenig zu ratschen. Als sie beim Lehrertisch vorbeikamen, nickten sie kurz respektvoll zum Direx und zu Antoine, ehe sie sich ihren Weg durch die Mädchen bahnten, die ihre Köpfe zusammensteckten, ratschten und den Weg versperrten. Sie hatten noch ein wenig mehr als eine halbe Stunde, bis die nächste Stunde anfing, und die würden sie nutzen, um noch ein wenig Erholung zu tanken ... wie so viele andere Schüler auch.

Auch die Lehrer nutzten die Pause noch ein wenig, um einige Dinge im Sekretariat zu erledigen. Antoine ging nochmal die alten Lehrpläne durch und schüttelte nur den Kopf. Die Schüler hatten bei Kunst nichts über die Kunst selbst gelernt, dafür aber schienen sie mit Kunstgeschichte bestens ausgestattet worden zu sein. Die Kunstklasse zu motivieren, würde nicht leicht werden, aber ihm würde schon etwas einfallen. In Geschichte würde er auch ein klein wenig Pepp reinbringen müssen, aber das würde er auch lösen. Als die Pause vorbei war, nahm er seine Tasche und ging wieder voller Elan ans Werk. Er freute sich allerdings auch auf den Abend, denn da würde er ein Paar Clubs erkunden können.

Die Zeit verging wie im Fluge und ehe man sich umsah, läutete der Schlußgong ... die Schüler jauchzten alle erleichtert auf und warteten gar nicht darauf, entlassen zu werden, sondern warfen ihre Sachen in die Taschen und Rucksäcke und liefen schön förmlich aus den Klassenzimmern, um endlich nach Hause zu können und später noch auszugehen. Ein ganz normales Verhalten an einem Freitag Nachmittag – schließlich wartete das Wochenende und das wollten sich die jungen Männer und Frauen gewiß nicht entgehen lassen. Raith hingegen machte ein wenig langsamer und schickte die Jungs schon vor – er hatte die in Frage kommenden Clubs schon auf einen Zettel geschrieben, doch er wollte nicht unbedingt Zuschauer und –hörer, wenn er Antoine den Zettel gab. Erst, als der Letzte aus dem Klassenzimmer war, stand auch der junge Mischling auf und ging zur Türe, schloß sie und kam dann zu dem jungen Weißblonden, um ihm mit einem kurzen Lächeln den Zettel zu reichen. "Hier, ich habe dir drei Clubs aufgeschrieben – das "Leather" ist noch der Beste, dort kommen auch ganz bestimmt weder Cheerleader noch Lehrer hin, weil es eine Bar für Schwule ist ... und es dort ein wenig härter zugeht, dort findest du weder Weicheier noch Mauerblümchen. Meine Freunde und ich werden dort heute Abend hingehen – falls du Lust hast ? Ist aber kein Date, schließlich darf ich das ja nicht ..."

Der junge Lehrer nahm den Zettel gleich an und steckte ihn in seine Hosentasche. "Vielen Dank. Ich freue mich schon auf den Club, er scheint genau das Richtige für mich zu sein." Antoine mochte so raue Kerle lieber, denn auch wenn man es oft nicht glaubte, hatten die Meisten einen sehr weichen und zärtlichen Kern in sich. "Und ja, es ist kein Date, nur ein Treffen."

Dies brachte den jungen Mischling zum Schmunzeln und er nickte, klopfte dem jungen Lehrer kurz auf die Schulter und warf noch ein "Komm einfach um Sieben zum Eingang vom "Leather", wir warten dort auf dich.", ehe er sich umdrehte und aus dem Klassenzimmer ging. Es war noch ein gutes Stück, bis er zu sich nach Hause gelaufen war; doch dies zählte als Training und so fiel er - sobald er den Pausenhof hinter sich hatte – in einen Trab, der ihn sowohl kraftschonend, als auch meilenfressend zu seiner Straße bringen würde.

Derweil erledigte Antoine noch ein wenig was im Sekretariat und fuhr dann auf seinem Fahrrad zu seinem Loft im alten Industriegebiet. Zu Fuß würde es zu lange dauern, er wohnte etwas weiter weg, aber er hatte sich noch kein Auto angeschafft. Außerdem hatte er mit dem Rad etwas Sport ... wenigstens ein klein wenig. Das halbe Jahr hatte er damit zugebracht, die kleine Backsteinfabrik renovieren zu lassen, es gab nichts Schöneres für einen Künstler als ein Loft. Dort war jede Menge Platz und viel Licht zum Malen, es war einfach perfekt, auch wenn die Gegend nicht sonderlich sicher war. Allerdings störte sich Antoine nicht daran, er summte leise und radelte gemütlich gen Heimat, während er sich nebenher auf den Abend in der Bar freute.

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Als der Abend hereinbrach, wurde Raith mit seinem Training fertig und lächelte kurz, als sein Vater leise schmunzelnd den Kopf schüttelte ... die Nieten- und Lederkluft, die sein Sohn für die Disco anzog, ähnelte in vieler Hinsicht ihrer Kampfkleidung, doch die Leute bemerkten es nicht. Raith konnte für den Notfall sogar einige Waffen mit sich führen, die sicher in seinen Lederunterarmschonern und den Stiefeln verborgen waren ... sie fielen ebensowenig auf wie alles Andere und so wünschte er seinem Sohn nur einen schönen Abend, denn er wußte ganz genau, was dieser vorhatte. Doch er hatte nichts dagegen – schließlich ging auch er in einen Club, um sich vielleicht einen One-Night zu holen, denn eine Beziehung wäre für einen Assassinen und Ninja, wie er es war, nicht möglich. Raith nickte nur und schnappte sich sein Motorrad, zog noch den Sturzhelm an und fuhr dann zum "Leather", denn es war schon halb Sieben und er wollte nicht zu spät kommen.

Antoine hatte festgestellt, daß er es zum "Leather" gar nicht sonderlich weit hatte, es war nur vier Blocks weg. Allerdings wusste er nicht ganz, was er anziehen sollte. "Raue Kerle ... mon dieu, was ziehe ich an ?" fragte er sich leise und musterte die Klamotten in seinem Kleiderschrank. Darin befanden sich zum Grossteil eher luftige und leichte Hemden und Stoffhosen, ein paar Jeans und dahinten ... "Perfekt." Er zog die schwarze, weiche Wildlederhose hervor und schlüpfte hinein. Untendrunter trug er verruchterweise nichts, warum auch ? Er würde die Hose hoffentlich eh nicht allzu lange tragen. Für oben herum suchte er sich ein ärmelloses und hochgeschlossenes Shirt aus, das Schwarz war und petrolfarbige Einsätze hatte, die zu seinen Augen passten. Die Haare band er in einen Zopf und seine Augen betonte er mit einem schwarzen Kajal, bevor er in die kniehohen Lederstiefel schlüpfte. "Fertig ... ich hoffe ich bin nicht overdressed ... aber jetzt ab, sonst komme ich zu spät !" Antoine steckte rasch seine Brieftasche und ein paar Kondome ein, und schon eilte er herab und schwang sich auf sein Fahrrad.

In diesem Moment hielt Raith mit seiner pechschwarzen, ein wenig leichteren Rennmaschine vor dem Club und stieg ab, kettete sie an einen Laternenpfahl und nickte zu den anderen Bikern, die sehr wohl wußten, daß sie die Finger von seiner Maschine zu lassen hatten. Sie erinnerten sich noch zu gut an den einen Dummen, der es gewagt hatte – und mit zwei gebrochenen Fingern, einer ausgerenkten Schulter und einem angeknacksten Kiefer ins Krankenhaus gekommen war. Während die Biker sich mit einem Schaudern daran erinnerten, lachte Raith und ging zu seinen Freunden, klopfte ihnen auf die Schulter oder schlug in eine Hand ein, um sie zu begrüßen. Auf das kurze "Der Lehrer schon da ?" antwortete ihm Ty nur ein "Nope, denke aber, er kommt bald.", zu dem der junge Mischling nur nickte und dann mit den Anderen wartete. Auf den Anblick, der sich ihnen aber nach einigen Minuten bot, waren sie nicht vorbereitet und Ty lachte, ehe er leise pfiff und mit einem breiten Grinsen das schnittige Mountainbike betrachtete, mit dem Antoine gerade gekommen war. Raith schüttelte nur den Kopf und seufzte leise, ehe er zu dem ein wenig älteren Blonden kam und zu seiner Maschine nickte. "Bring deinen Drahtesel am Besten zu meinem Bike – wenn ich ihn drankette, rührt ihn wenigstens Niemand an."

Vielleicht hätte Antoine lieber laufen sollen, aber so wäre er nie angekommen. "Vielen Dank ... ich habe nämlich kein Auto oder Motorrad ... wo ich hin will, reicht das Fahrrad." Er stieg gleich ab und winkte noch den anderen Jungs zu, bevor er das Rad zu Raith schob, der es mit an seine Maschine kettete. Er war auch froh, daß er die richtige Klamottenwahl getroffen hatte, denn hier schienen fast alle Leder oder Anderes zu tragen.

So war es auch, und Antoine bekam mehrere heiße Blicke und auch das eine oder andere Pfeifen ab. "Komm – der Spaß beginnt erst." Mit diesen nüchternen, doch durch das kurze Aufblitzen seiner Augen gemilderten Worten nahm Raith den blonden Lehrer einfach am Arm, zog ihn zu den Anderen und schob sie schon fast zum Eingang, nickte dem Türsteher nur kurz zu und lachte laut auf, als die Türe sich öffnete und die laute Musik sie schon fast körperlich umfing.

Für der Blonden war es was ganz neues, in Paris war er nur in anderen Homoclubs gewesen und meist in denen, die sein Vater führte. Hier war es doch deutlich anders, denn die Männer hier waren wirklich aus rauerem Gestein geschlagen. Nicht solche Softies, die Antoine sonst zu sehen bekommen hatte. Die laute Musik dröhnte nur so und die gute Stimmung war schon fast greifbar. "Mon dieu, das ist Wahnsinn." Die Faszination war deutlich in seinem Gesicht zu sehen.

Mit einem kurzen, harten Grinsen zog ihn Raith einfach hinter sich und den Anderen her, bis sie an der Bar angekommen waren, orderte für sie alle ein Bier und schob Antoine das Seine einfach in die Hand, ehe er mit seinen Freunden in ein Eck ging, an dem noch ein großer Tisch frei war. "Ist es auch – und so wie es aussieht, bist du noch nie in einem solchen Club gewesen, Hm ? Genieß es einfach ! Dafür ist er da ..." Und kaum, daß der junge Mischling geendet hatte, tranken seine Freunde ihr Bier in einem Zug aus, stellten die Gläser auf den Tisch und verschwanden auf die Tanzfläche, um mit den Anderen zu tanzen.

Der Blonde trank nur wenige Schlucke und sah den Anderen kurz nach. Er war auch Bier nicht gerade gewöhnt, und so trank er etwas langsamer und leckte sich den Bierschaum von den Lippen. Daß mindestens fünf Augenpaare auf ihn gerichtet waren, als er das tat, war ihm durchaus bewusst. "Nein, noch nie ... aber es ist schön hier. Ich war bisher nur in bestimmten Gay-Clubs. Mein Vater führt einige in Paris."

"So ? Interessant ..." Bei den Worten des Blonden senkte sich eine der Brauen Raiths und er speicherte die Information für später ab ... jetzt hatte er jedoch etwas anderes vor und trank die Hälfte seines Biers, stellte das Glas am Tisch ab und nahm auch Antoine dessen Glas weg, um es neben das Seine zu stellen. "Genug gequasselt – tanzen wir !" Er wartete eine Antwort gar nicht ab, sondern zog den ein wenig Älteren sofort auf die Tanzfläche, ließ ihn los und sich selbst gehen, als er damit begann, zu dem lauten, peitschenden Rhytmus zu tanzen. Hier war neutrales Gelände – und hier konnte er auch das genießen, was ihm in der Schule verwehrt geblieben war, nämlich den wirklich herrlichen Körper Antoines, der den Seinen immer wieder beim Tanzen berührte. Eigentlich war es nicht die Art Raiths, Lehrer anzubaggern – doch hier machte er eine Ausnahme, da er zumindest austesten wollte, was sich hier im Club ergeben konnte.

Und das könnte etwas mehr werden, als Antoine es eigentlich wollte. Raith war sehr anziehend und der Blonde konnte auch kaum anders, er musste dessen Körper einfach immer wieder berühren und streifte dessen Hüfte leicht mit der seinen. Die Musik trug ihn und er wirkte entspannt, was dafür sorgte, daß seine eigentliche Natur herauskam. Auch wenn er es nicht wollte, aber die Jahrhunderte, die die Balsak schon Gigolo waren, konnte er nicht leugnen, es lag einfach in seiner Natur, genau wie das Malen und Fälschen von Bildern.

Und der junge Mischling bemerkte diese Natur sehr wohl, da es in seiner Natur lag, jedes Zeichen zu bemerken, das ein Körper oder ein Blick gab. Er kam noch näher und legte die Hände an die Hüften des Blonden, zog ihn eng an sich und knurrte weich, ehe er sich näherneigte und leicht in die Stelle biß, an welcher der Nacken Antoines in dessen Schulter überging. Der Geruch des Blonden war einfach nur berauschend und das Knurren Raiths wurde weicher, ehe es in ein leises Aufstöhnen mündete, als er weiter nach oben und hinter das Ohr Antoines schnupperte.

Dieses Wilde, die leichte Aura der Gefährlichkeit, die Aura, die Raith ausstrahlte, machte Antoine ziemlich an. Als der Jüngere schnupperte, rieselte ein Schauer über den Rücken des Blonden und auch er neigte sich zum Ohr des Anderen und leckte frech am Ohrläppchen. Das Tabu, das er sich bei den Schülern gesetzt hatte, bröckelte und brach langsam zusammen, in der Hinsicht schien seine Herkunft über seine Willenskraft zu siegen. Und daß er, seit er in Amerika war, keinen Kerl mehr hatte, trug noch ein bedeutend großes Stück dazu bei.

Erneut leise aufknurrend, packte Raith ein wenig fester zu und preßte den ein wenig Schlankeren eng an sich heran, während sie sich weiterhin zu der Musik bewegten ... doch mittlerweile war es eigentlich kein Tanzen mehr, sondern glich mehr vertikalem Sex, denn sie rieben sich aneinander und konnten Beide fühlen, wie sehr ihre Körper aufeinander reagierten. "Verdammt, Blonder ... du bist so heiß, daß ich nicht weiß, ob ich dich jetzt hier auf der Tanzfläche vernaschen oder dich lieber in eines der Hinterzimmer zerren soll, wo wir mehr Ruhe haben ..."

Antonie schlang seine Arme um den Hals des Anderen und küsste ihn so feurig und leidenschaftlich, daß ihm selbst ganz anders wurde. Als er den Kuss schwer keuchend wieder löste, raunte er ein raues "Hinterzimmer." Jetzt sah man, wie nötig er es hatte, denn seine Augen hatten einen helleren und doch leicht vernebelten Schimmer.

Nur kurz nickend, löste sich Raith nur soweit, daß er ihnen einen Weg durch die tanzenden und sich aneinander reibenden Körper bahnen konnte, während er noch immer einen Arm um die Taille Antoines geschlungen hatte. Die Hinterzimmer waren nicht für alle Gäste bestimmt, doch der Bodyguard kannte ihn gut – es hatte doch immer wieder seine Vorteile, wenn man einem Berufszweig angehörte, den die Mafia sehr schätzte ... denn diese Disco gehörte dem Sohn des hiesigen Mafiabosses, den Raith sogar persönlich kannte.

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