Balken01a


”Die weiße Rose des Ostens” 14
 

backset3line

}|{

Ein wenig mehr als zwei Stunden später verließen sie um einige Beutel reicher das Kontor und hängten sie an die Sättel ihrer Pferde, ehe sie aufstiegen und den Weg zu einem Apotheker einschlugen. Tahir hatte wie erwartet einige Bücher gefunden, die ihn interessierten ... ebenso wie einige leere Bücher, neue Schreibfedern und Tinten verschiedenster Farben, so daß er seine Schriften auch illustrieren konnte. Amalric hingegen hatte sich nicht nur die Daten des Ordens - den sie zur Tarnung entwickelten - auf einige Urkunden aufschreiben lassen, sondern auch eine Bibel und ein großes, leeres Buch mit dem Wappen dieses Ordens auf dem Umschlag fertigen lassen. Auf diese Weise konnten sie auf der Reise zu den Ländereien seiner Familie einige Regeln und diverse Daten in das leere Buch eintragen ... denn die Reise würde mindestens ein bis zwei Monate dauern und die Zeit war lang genug, um sich das alles genau zu überlegen. Lediglich der Gedanke an einen Diener bereitete Amalric ein wenig Sorgen ... denn dieser Diener würde auf jeden Fall mitbekommen, daß er und Tahir nicht nur Kampfgefährten, sondern auch Geliebte waren.

Die Gedanken teilte Tahir im Moment nicht, er war glücklich wegen den Büchern und dem neuen Schreibzeug, denn jetzt konnte er ein Tagebuch führen. Nach außen hin zeigte er dies nicht, denn er behielt seine kühle Fassade. Er merkte aber auf, als er aus einer Gasse die lauten und wütenden Schreie eines Mannes hörte und er sah gerade noch, wie ein Mann einen Jungen an den Haaren hinter sich herschleifte. "Amal, komm mit." Ohne zu zögern lenkte er sein Pferd in die Gasse und folgte so dem Mann mit dem zappelnden Jungen.

Amalric hatte es schon bemerkt und wäre ihnen auch ohne Tahirs Aufforderung gefolgt. Noch während er in die Gasse einbog, zog der junge Adelige sein Schwert und rief ein lautes "Stehenbleiben !", das den Jungen mit aufgerissenen Augen innehalten ließ, ehe er sich noch verzweifelter wehrte und auf den betrunkenen Seemann einschlug, der ihn mitzerrte. Das wiederum sorgte dafür, daß Amalric vor Wut aufknurrte und von seinem Pferd sprang, dem Mann nachlief und ihn schließlich stellte, um mit ihm zu kämpfen.

Tahir sprang auch vom Pferd und nahm den verängstigten Jungen in seine Arme. Der schwarzhaarige Jüngling hatte schon einiges einstecken müssen und Tahir kümmerte sich um ihn, ließ seinen Blick aber nicht von dem Seemann, der von Amalric zu Boden geschleudert wurde und jetzt wimmernd und um sein Leben bettelnd um Gnade flehte, und etwas davon stammelte, daß die kleine Hure ihn bestohlen hatte.

Ein kurzer, prüfender Blick zu dem verängstigten Jungen und dem Seemann vor sich, der seine Geldbörse noch immer am Gürtel hängen hatte, genügte Amalric um zu sehen, daß es eigentlich eher andersherum war: Der Seemann wollte die Dienste des jungen Lustknaben, ohne zu bezahlen - und dazu noch die zweifelhafte Freude, ihn zu verprügeln. "Das denke ich nicht, du Wurm ... und ich werde dafür sorgen, daß du das niemals wieder tun kannst !" Noch während er sprach, stach Amalric zu und sorgte so für einen kurzen Tod, ehe er das Schwert an der schmutzigen Kleidung abwischte, wieder einsteckte und zu Tahir kam. "Bei Gott, der arme Junge ... ist er schwer verletzt ? Er blutet ziemlich."

"Schnitte, eine aufgeplatzte Lippe und Schürfwunden glaube ich. Er klammert so, daß ich nichts genaues sehen kann." Der Junge klammerte wirklich ziemlich fest, aber Tahir ließ den Jungen, um ihm so Sicherheit zu geben. "Beruhige dich, wir tun dir nichts. Erzählst du uns, was passiert ist ?"

Es dauerte ein wenig, bis der Junge sich wieder ein wenig beruhigt hatte und diese Zeit nutzte Amalric, um dem Toten dessen Börse und den Dolch samt Scheide zu nehmen. Dann kehrte er wieder zurück und ging neben seinem Gefährten in die Knie, um einen näheren Blick auf den jungen Stricher zu werfen. Antares hatte sich inzwischen wieder gefangen und merkte erst jetzt, daß er Blut auf das Wams des einen Adeligen gebracht hatte – eine Tatsache, die ihn instinktiv ein wenig zurückschrecken ließ, ehe er merkte, daß sie ihm scheinbar nicht böse waren. Im Gegenteil – und das war etwas, das den schlanken Jungen sichtlich verwirrte. "Es ... es tut mir leid, ihr Herren, daß ich euch soviel Probleme bereitet habe. Und ... bitte verzeiht mir, daß ich euer Wams beschmutzte, mein Herr - ich wasche es auch für euch. Bitte glaubt nicht, was dieser Mann sagte – ich wollte ihn nicht bestehlen, ich bot ihm nur meine Dienste an. Er wollte jedoch nicht dafür bezahlen und zwang mich dazu, ihm zu folgen, auch wenn ich versuchte, mich gegen ihn zu wehren. Ich danke euch, ihr Herren, daß ihr mir geholfen habt ... seit ihr Ritter ?" Die Frage ließ Amalric leise schmunzeln, denn auch wenn er selbst sehr danach aussah, der Weißblonde tat es nicht und das verwirrte den Jungen sichtlich.

Tahir nahm ein Tuch aus seinem Beutel und hob das Kinn des schlanken Jungen an, um ihm das Blut von der Lippe zu tupfen. "Ja, wir sind Ritter eines Ordens, auch wenn ich nicht so aussehe. Hast du Eltern, mein Junge ?" Der Araber sprach ruhig, damit der Junge sich nicht weiter aufregte und ein Blick zu Amalric sagte ihm, daß sie wohl Beide den selben Gedanken hatten: Dieser Junge bot ihnen die Möglichkeit, einen Leibdiener zu haben, wenn er schon anbot, die Kleidung zu waschen.

Und nicht nur das – auch die Tatsache, daß dieser Junge ein Stricher war, erleichterte die Entscheidung um Einiges. Antares sah den Blick, den die beiden Männer austauschten und für einen Augenblick war er sichtlich verwirrt ... denn er war erfahren genug um zu sehen, daß diese Beiden mehr als nur Freunde waren. Doch dann antwortete er lieber auf die Frage des Hellhaarigen, ehe er sie verärgerte. "Nein, mein Herr ... ich bin der Sohn einer Hure, die mich gleich nach der Geburt vor den Toren eines Klosters aussetzte. Ich blieb dort eine Weile - doch als ich alt genug war, lief ich fort, damit ich kein Pater werden mußte. Mein Name ist Antares, Herr ... und ich würde mich gerne bei euch bedanken." Amalric schmunzelte, als er sah, daß hinter dem ehrlichen Respekt ein wacher und durchaus forscher Geist steckte und nickte, ehe er eine Hand auf die schmale Schulter dieses Jünglings legte. "Ich denke, das kannst du – wir sind erst vor kurzem hierhergekommen und brauchen einen Leibdiener, der uns begleitet, wenn wir zum Landsitz meiner Familie reiten. Was denkst du, Tahir ? Ist er geeignet ?"

"Ich glaube schon, daß er geeignet ist. Er hat einen wachen Blick und ich denke, einen ebenso wachen Geist." Tahir war sicher, daß der Junge zu ihnen passte. Als die Lippe nicht mehr blutete, nahm er das Taschentuch weg und fragte leise. "Möchtest du denn unser Leibdiener werden ?"

Im ersten Moment war Antares sichtbar sprachlos – dann lächelte er zögernd und blickte zu Amalric, der zustimmend nickte. "Wie gesagt – wir könnten dich brauchen." Als der Ritter seine Überzeugung noch einmal zeigte, nickte der junge Dieb und wisperte ein leises "Wie ihr es wünscht, meine Herren.", ehe er ein wenig verblüfft zu den beiden Pferden blickte, die nachgekommen waren. Amalric brummte zustimmend und stand auf, ehe er auch seinem Gefährten aufhalf und ihn einen Moment lang kritisch musterte. "Gut, daß du das rote Gewand angezogen hast – noch sieht man nichts von dem Blut und wir haben nicht weit bis zum Gasthaus. Junge, hast du irgendwelche Habseligkeiten, die du mitnehmen willst ?" Der Jüngere schüttelte nur den Kopf und stand ebenfalls auf, ehe er noch ein leises "Nur das, was ich an mir habe." nachsetzte.

"Vielleicht sollte ich mit ihm vorreiten und du holst ihm noch etwas Kleidung." Tahir kam kurz zu seinem Liebsten, denn die Kleidung, die der Junge jetzt trug, war alt, zerschlissen und jetzt auch noch sehr zerrissen. "Ich versorge derweil seine Wunden."

Amalric hatte gut damit zu tun, sich zurückzuhalten und nur die Hand auf die Schulter seines Gefährten zu legen – doch dann fing er sich wieder und antwortete ihm leise. "Ist gut, Tahir. Hier ist der Schlüssel für unser Zimmer, du kannst ihm dann auch schon einiges erklären. Ich komme nach, sobald ich kann." Dann löste er sich wieder von Tahir und ging zu dem Jungen, blickte auf ihn herab und merkte sich dessen Größe, ehe er einen kleinen Zweig von der Seite nahm, sich hinkniete und abmaß, wie groß die eher schlankeren Füße des Jungen waren. Dann brach er den Zweig an der markierten Stelle ab, nickte zu sich selbst und lächelte, als er den fragenden Blick Antares bemerkte. "Ich muß doch wissen, wie groß die Schuhe werden sollen, die du bekommst. Hm ?" Das wiederum sorgte dafür, daß dem Jüngeren der Mund offenstand, ehe er sich fing, scheu lächelnd ein leises "Ich danke euch, Herr." wisperte und dann zu Tahir ging, als Amalric aufsaß und davonritt.

Tahir zeigte hier seine weiche Seite, und ließ seine Finger kurz durch die langen Haare des Jungen gleiten. "Wir werden dir gute Herren sein, versprochen." Dann stieg er auf das große Pferd, griff nach der Hand des Jungen und zog ihn hinter sich. "Halt dich an mir fest, Antares." Als der Junge die Arme um seine Mitte gelegt hatte, trieb Tahir das Pferd sanft an und sie schlängelten sich durch die Gassen zurück zum Gasthaus. Hier zeigte der Hellhaarige wieder seine Kälte und ließ die schaudern, die befremdet zu ihm blickten, weil er einen so heruntergekommenen Jungen bei sich hatte.

Doch dieser wußte genau, wie er sich verhalten mußte und senkte gehorsam den Kopf, so daß die langen Haare sein Gesicht und auch ein wenig seinen Körper verdeckten. Auf diese Weise fiel nicht mehr so auf, daß er ein Junge war und schließlich kümmerten sich die Leute nicht mehr darum, da sie dachten, daß ein Adeliger sich eine junge Hure für die Nacht geholt hatte. Ihm fiel jedoch etwas auf, das so ungewohnt wie angenehm war: Dieser hellhaarige Herr roch einfach nur wunderbar und er schien auch sehr viel Wert auf Sauberkeit zu legen. Innerlich seufzte der schlanke Junge leise, da er nicht wußte, auf was er sich hier einließ – doch irgendwie hatte er das Gefühl, daß diese Beiden ihn nicht mißbrauchen, schlagen und schließlich töten würden, denn sonst hätten sie ihm nicht gegen den Seemann geholfen.

Daran dachten die zwei sicher nicht, sie hatten andere Pläne ... sie brauchten Antares als Leibdiener und er würde gut behandelt werden. An der Herberge angekommen, ließ Tahir den Jungen hinab und stieg gleich darauf selber von dem Pferd, nahm noch die Beutel mit seinen Einkäufen und ließ dann den Stallburschen das Pferd wegführen. "Ach ja, ich habe eine Raubkatze, aber du brauchst Adan nicht fürchten."

"Ich mag Katzen sehr ... und gebt die Einkäufe ruhig mir, Herr, es ist meine Aufgabe, sie für euch zu tragen." Antares war ein wenig unsicher, wie er sich verhalten sollte ... und so verhielt er sich hilfsbereit, um seinen neuen Herrn nicht zu verärgern. Angst vor der Raubkatze hatte er nicht – denn die einzigen Freunde, die er besaß, waren die Katzen, die in den Straßen lebten.

"Nun gut." murmelte Tahir und gab Antares die Beutel mit seinen Einkäufen. Dann ging er selbstsicher in die Herberge, beachtete die anderen Gäste nicht weiter und schlug den Weg zu ihrem Zimmer ein. Am Zimmer angekommen, schloss er die Tür auf und trat ein. Adan hob gleich seinen Kopf und sprang auf, als Antares das Zimmer betrat, der Fremde musste beschnuppert werden. "Er gehört jetzt zu uns und heißt Antares."

Zuerst war der Jüngere ein wenig verblüfft, doch dann legte er die Beutel behutsam auf die Seite neben die Türe, trat etwas weiter in den Raum, damit Tahir zuschließen konnte und ging langsam in die Knie, als der große Kater auf ihn zukam und ihn beschnupperte. Ohne es zu merken, erwachte ein Lächeln auf Antares Zügen und er hob die Hand, um das weiche, warme Fell des großen Katers zu berühren. Das Gefühl war einfach nur herrlich und sein Lächeln wurde noch weicher, als er behutsam hinter den Ohren des Katers kraulte.

Das ließ sich Adan natürlich gern gefallen und ein dunkles Schnurren rollte durch seine Kehle. Tahir sah, daß Antares gut mit Adan umgehen konnte und er schlüpfte rasch aus Oberbekleidung, nur die Hose behielt er an. "Komm her, ich versorge deine Wunden. Nicht, daß sie sich entzünden." Er setzte sich auf einen der Stühle und öffnete den Beutel mit Verbandsstoffen und Salben, um sie auf den Tisch zu stellen. "Ich schaue erstmal und dann wäscht du dich, Okay ?"

"Gerne, mein Herr ... ich hatte lange nicht mehr die Gelegenheit, mich zu waschen. Und ich danke euch, mein Herr ... seit ihr der Gelehrte und Arzt eures Ordens ? Ihr seid nicht so stark gebaut wie der andere Herr, auch wenn ihr die Sicherheit eines wahren Kriegers zeigt." Während er sprach, stand Antares wieder auf und kam zu dem Weißhaarigen, damit dieser nach seinen Abschürfungen, Schlagwunden und Rissen sehen konnte. Dabei fiel dem Jüngeren erneut dieser angenehme Geruch auf und er sah auch, daß dieser schöne Mann über eigenartigen, flammenfarbigen Narben Peitschenwunden hatte.

"So kann man es schon sagen. Ich kenne mich in der Wundversorgung aus und lese sehr gern und viel, wenn ich dazu komme." erklärte Tahir und zog Antares das Hemd über den Kopf, um ihn so besser ansehen zu können. Es waren wirklich nur Kratzer, Schrammen und Schürfwunden, hier und da Prellungen und blaue Flecken. "Ich denke, du wäscht dich doch erst, dann sehe ich besser, wo ich etwas drauftun muss und wo nicht. Dort drüben sind Wasser und Seife."

Als der Weißhaarige ihm das Hemd auszog, erwachte in Antares eine instinktive Angst – doch die Fingerspitzen, die ihn berührten, waren sanft und ohne Arg, so daß er sich wieder entspannte. Er nickte nur, als Tahir ihn zum Waschplatz schickte und ging zu der Schüssel, damit er sich waschen konnte. Für einen Moment überkam ihn noch einmal Unsicherheit, als er sich völlig auszog ... doch ein kurzer Blick zurück zu seinem neuen Herrn zeigte ihm, daß dieser keinerlei Interesse daran hatte, ihn zu vergewaltigen und so begann Antares schließlich damit, den Dreck von seinem Körper zu waschen.

Zum Vorschein kam ein ansehnlicher Körper, der ein wenig zu mager war und von vielen Misshandlungen zeugte. Der Junge wusch sich gründlich, schüttete das dreckige Wasser weg und wusch dann mit frischem Wasser seine schönen, schwarzen Haare. Als Antares sauber war, winkte Tahir ihn wieder zu sich und fing an, Salbe auf den Kratzern zu verteilen. Die brannte zwar ein wenig, aber das war nur kurz; sie half jedoch besonders gut und bald waren alle offenen Wunden und Kratzer versorgt. "So verheilt es schneller." Auch die Lippe bekam etwas Salbe und so war Antares fertig versorgt. "Du bist sicher ein kluger Bursche und weißt schon, daß wir nicht nur Kampfgefährten sind, habe ich Recht ? Du kannst offen sprechen, Keiner tut dir etwas."

Das sorgte dafür, daß der Jüngere kurz schluckte, ehe er nickte und antwortete. "Ja ... ich habe es an dem Blick des anderen Herrn gemerkt, er liebt euch sehr. Ihr braucht keine Sorge haben, ich sage es Niemandem - und es ist auch nicht so offensichtlich, daß es Andere bemerken. Ich habe es nur gesehen, weil ich die gleiche Neigung habe und weiß, auf was ich achten muß. Braucht ihr mich denn auch für diese Dienste, Herr ? Oder ist es euch lieber, wenn ich euch und den anderen Herrn nicht störe ?" In dieser Hinsicht war Antares ein wenig ratlos, denn bisher war er noch nicht in so einer Situation gewesen.

"Ich weiß es noch nicht. Amalric muss das mitentscheiden, aber ich denke nicht, daß du mit uns das Bett teilen wirst. Jedenfalls nicht so." Tahir stand auf und ging zum Schrank, um erstmal eines seiner Hemden herauszuholen und es dann Antares überzuziehen. "Für die Zeit, bis Amal wiederkommt. Hast du Hunger ?"

Sichtlich überrascht, nickte der Schlankere und berührte schon fast ehrfürchtig den weichen Stoff des Hemdes, das er nun trug. Bisher hatte er noch nie etwas so schönes oder weiches gefühlt ... und er war sichtlich überrascht, daß sein Herr ihm zu essen geben wollte und ihm schon dieses schöne Hemd gegeben hatte. "Wenn ich darf, Herr ? Ich habe seit zwei Tagen nichts mehr essen können und möchte euch doch gut dienen können." Außerdem sah man ihm die Erleichterung darüber an, daß Tahir eigentlich schon fast ausschloß, daß er für Sex herhalten mußte.

"Ich möchte auch, daß du uns gut dienen kannst, und daher bekommst du auch immer gutes Essen und musst nicht mehr hungern." Der Hellhaarige zog sich auch noch ein Hemd über und legte seine blutige Kleidung in die Wasserschüssel, damit das Blut nicht so sehr eintrocknete. "Dann werde ich uns etwas zu essen holen. Amal wird auch Hunger haben, wenn er zurück ist." Mit den Worten verließ Tahir kurz das Zimmer, bestellte und kam nach einigen Minuten wieder zurück. "Wie alt bist du eigentlich ? Und ich heiße Tahir Husam."

In der Zwischenzeit hatte sich der junge Diener daran gemacht, das Blut aus dem Oberteil zu waschen und lächelte, als sein Herr ihn fragte. "Ich zähle fünfzehn Sommer, mein Herr Tahir. Ich bin sofort fertig mit eurem Oberteil und hänge es auch gleich beim Kamin auf, damit es trocknen kann. Sobald ich wieder Kleidung habe, kann ich euch besser dienen und euch Essen und Wasser holen ... es tut mir leid, daß ihr das nun erledigen mußtet." Man sah ihm an, daß er sich grämte, daß Tahir wegen dem Essen gehen mußte ... doch nur mit dem Hemd bekleidet, hätte er seinen Herren Schande bereitet und so blieb ihm nur, daß er schon die Blutflecken herauswusch.

Tahir lächelte und setzte sich wieder, um Adan zu kraulen. "Mach dir keine Gedanken. Ich war früher Sklave, auch wenn ich gewisse Freiheiten hatte ... ich erzähle dir das, weil ich dir vertraue. Du hast ein gutes Herz, auch wenn ich denke, daß noch mehr in dir steckt. Deine Finger sind sehr flink, nicht wahr ?" Damit meinte er das Stehlen, denn selbst er ahnte, daß der Junge von dem Geld, das er für seinen Körper bekam, nicht hätte überleben können.

Der Jüngere ahnte, daß er ertappt worden war und nickte, ehe er leise seufzte und den Blick senkte. "Sogar sehr, Herr. Ich bin sehr geschickt darin, zu stehlen oder mich lautlos zu bewegen – und da ich sehr leicht bin, schaffe ich es auch, über die Dächer in die Häuser der Kaufleute zu kommen. Aber ich habe niemals viel gestohlen, nur soviel, daß ich eine Weile überleben konnte und nicht erwischt wurde. Aber ich schwöre euch, daß ich euch und den anderen Herrn nicht bestehlen werde – ich stehe in eurer Schuld und das vergesse ich nicht, meine Loyalität gehört euch, meine Herren."

"Das hoffe ich doch." Tahir lächelte warm und stand auf, als er bekannte Schritte auf dem Flur hörte. Es war noch nicht Amalric aber die Magd, die ein Tablett mit Essen brachte, und so öffnete Tahir die Tür, ließ sie eintreten und anrichten und schickte sie dann wieder hinaus. "Komm, iss dich satt Antares, es ist genug da."

Der starrte erst einmal entgeistert auf das reichliche Mahl und schluckte, ehe er ein leises "Für mich, Herr ?" wisperte. Doch dann fing Antares sich wieder, neigte respektvoll den Kopf und setzte sich, wisperte noch ein leises "Ich danke euch, Herr." nach und nahm die Schüssel mit Eintopf, um davon zu essen. Als er damit fertig war, aß der schlanke Schwarzhaarige noch eine Scheibe von dem Fleisch, ehe er noch etwas Wasser trank und aufstand, um seinen Herrn unsicher anzusehen. "Bitte verzeiht, mein Herr, aber es ist zuviel ... vielleicht möchtet ihr oder der Herr Amalric ? Ich möchte euch nicht verärgern, ich kann nur nicht mehr essen."

"Schon gut. Ich wollte, daß du so viel isst, wie du möchtest - und für mich und Amalric ist noch genug da. Am Besten schläfst du jetzt ein wenig, deine Augen fallen ja schon zu, weil du so viel gegessen hast." Tahir lachte leise und überlegte kurz. "Such dir aus, wo du schlafen möchtest. Ich werde selber essen und dann ein wenig lesen."

Daß sein Herr merkte, daß er müde war, ließ Antares wieder ein wenig erröten ... doch er lächelte verlegen und strich sich eine der inzwischen halbtrockenen Haarsträhnen nach hinten, ehe er ein leises "Ich danke euch, Herr." wisperte und nach kurzem Zögern zum Kamin ging. Dort lag auf einem weichen Fell der Kater und döste, so daß sich der junge Diener zu ihm legte, leicht einrollte und fast sofort in einen tiefen Schlaf fiel. So sicher wie hier hatte Antares sich noch nie gefühlt – und das merkte man auch daran, daß er tief schlief und ein sachtes Lächeln auf den Lippen behielt, da er sich wohlfühlte.

}|{

 

Website Design Software NetObjects Fusion
Bar08
Bar08b