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”When the rain falls ...” 03
 

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Seither zwaren wieder zwei Monate vergangen, die für Lawrence nicht fremder hätten sein können. Zwar war er froh, daß er auch das Kunststoffkorsett loshatte, doch es kotzte ihn von Tag zu Tag mehr an, daß er nichts – und wirklich überhaupt nichts – mehr so wie früher machen konnte. Dazu kam, daß er trotz des täglichen Trainings in der Reha mit dieser komischen Maschine merkte, wie die Muskeln seiner Beine sich zurückentwickelten. Früher sein ganzer Stolz, waren seine Beine nunmehr völlig nutzlos und manchmal wünschte er sich, sie wären völlig ab – denn dann kämen nicht immer wieder die Erinnerungen hoch, wie schön es sein konnte, zu tanzen, Rad zu fahren, zu laufen oder zu klettern. Er ließ sich bei der Reha nichts anmerken und verheimlichte es auch so gut es ging vor Schwester Emma – doch je mehr er merkte, wie das Gefühl in manche Stellen der Oberschenkel zurückkehrte, desto deutlicher wurde für ihn die Tatsache, daß der Rest seiner Beine für immer leblos und nutzlos bleiben würde. Doch dann wurde er aus seinen dunklen Gedanken gerissen, als die Türe sich öffnete und das inzwischen wohlbekannte, wenn auch nervende Gesicht Lukas auftauchte.

Und Luka brachte einen etwas besseren Rollstuhl mit, der neu war und sich deutlich angenehmer fuhr als der vom Krankenhaus. "Von der Stiftung." erklärte Luka nur knapp und schob den leichteren Rollsuhl dichter zu Lawrence. Der Blonde hatte ihm in den letzten zwei Monaten einiges an Nerven gekostet, und doch gab er es nicht auf, sich mit ihm zu befassen, denn er selber hatte ihn trotz seiner aggressiven Art sehr ins Herz geschlossen. Heute war es soweit, daß Law zu ihm ins Haus kam, gerade aus dem Grund hatte er den leichten Rollstuhl besorgt.

Ein wenig mißtrauisch betrachtete Law den neuen Rollstuhl – er war nicht nur leichter und schlanker, sondern glich in seiner Form auch ein wenig den Rollstühlen, die gelähmte Sportler nahmen. Was dem Blonden ausnehmend gut gefiel, war, daß der neue Rollstuhl in Schwarz und Metallicblau gehalten war und an den Scheiben der Räder ein modernes, sportliches Neonmuster auf schwarzem Grund besaß. Ohne weiter zu zögern, rollte er an das Bett und wuchtete sich mittlerweile geübt hinauf, stieß das unhandliche Krankenhausding zur Seite und setzte sich dann in den neuen Rollstuhl, froh darum, daß seine Oberkörpermuskeln stark genug waren, um ihn zu halten. Dann richtete er noch seine Beine in die Gestelle und betrachtete den Gesamteindruck, nickte und blickte zu seinem Besucher hoch. "Klasse Teil – wenigstens ein wenig moderner. Aber was ist der Anlaß ? Emma meinte, Heute wären keine Reha-Termine."

"Sie hat dir nichts gesagt ?" Luka war doch ein wenig überrascht und seufzte innerlich. Das war ja wirklich super, sie hatte sich scheinbar darum gedrückt, Law zu sagen, was Sache war. "Du wirst Heute entlassen. Ich bin gekommen, um dich abzuholen." Nu war es raus und er machte sich schon auf was gefasst, das hoffentlich nicht kam.

Einen Moment lang blickte ihn der Blonde mit großen Augen an – dann schmunzelte er und schüttelte kurz den Kopf, seufzte und strich sich die mittlerweile lang gewordenen Ponys nach hinten. "Das sieht der alten Fregatte ähnlich – also dann muß ich wohl mit dir mit oder wie ? Na wenigstens nicht in diesem vorsintflutlichen Ding." Laut grummelnd, rollte Law zu seinem Schrank und bemerkte schon auf der kurzen Strecke, daß dieser Rollstuhl wesentlich besser reagierte als das alte Ding. Eine Herausforderung, die Law mit einem kurzen Stirnrunzeln überdachte – der Schwerpunkt lag anders und es genügte gerade die Hälfte der Kraft, damit die besser gelagerten Räder den Stuhl bewegten. Dann zog er aus dem Schrank seinen Rucksack heraus, stopfte seine wenigen Sachen hinein und hängte ihn dann hinten an eine der Führungsstangen. "Wir sollten das Zeug, das du mir mithast, in das Netz hinten werfen – außer, du hast noch ne Tasche mit. Endlich aus dem mistigen Krankenhaus raus – ich kanns kaum erwarten, selbst dich die ganze Zeit zu sehen ist besser als das hier."

"Hab was mit." Mit den Worten packte Luka einen kleinen Teil der Sachen in einen Stoffbeutel, und die Zeitschriften klemmte er sich unter den Arm. Er würde sie beim Rausgehen im Wartezimmer ablegen, Law hatte sie eh schon alle mehrfach durchgelesen. "Der Rollstuhl ist leichter, du musst etwas aufpassen, wenn du schneller fährst." Er sagte es Law lieber nochmal, dann ging er vor und öffnete ihm die Tür.

"Hab ich schon mitbekommen – aber das ist mir lieber als das gräßliche, alte Ding !" Mit den Worten drehte er sich zur Tür und rollte zu ihr, um dann auf den Gang zu rollen. Law trauerte dem Zimmer und der Klinik sichtlich nicht hinterher ... er wartete gerade noch auf Luka, ehe er den Gang entlang zum Aufzug rollte, den Knopf drückte und darauf wartete, daß sie runterfahren konnten. "Ich hoffe, daß du daran gedacht hast, daß der Rolli in dein Auto passen muß – oder hat dir die Stiftung Bescheid gegeben ? Gepäck habe ich ja so gut wie nichts."

Luka hatte sich beeilen müssen, um nachzukommen, und betrat nach Law den Aufzug. "Ich hab einen von Großonkels Wagen, da dürfte dein Rollstuhl reinpassen." erklärte er leise, dann waren sie auch schon unten und Law düste wieder los. Luka lief ihm zügig nach und legte die Zeitschriften nebenher im Warteraum ab. Law wartete zwangsweise draußen, denn der Wagen stand auf dem Besucherparkplatz. "Es ist der große Kombi."

Schon sonstwas erwartend, war Law sichtlich überrascht, daß es nur ein schlichter, schwarzer Kombi war, dessen Höhe gerade richtig für ihn war, um sich hineinzuhieven. Also rollte er bis dicht an die Türe, wartete, bis Luka sie öffnete und packte mit der Rechten den Griff oben, stützte sich mit der Linken auf dem Sitz ab und bugsierte sich mit einem gekonnten Dreh auf den Sitz, um dann auch noch seine Beine zu packen und richtig hinzustellen. Notgedrungen hatte er einige der Griffe und Techniken aus dem Freeclimben abgewandelt, um es leichter zu haben ... doch dann wurde er wieder abgelenkt, als Luka den Rolli zusammenklappte, im Kofferraum zusammen mit dem wenigen Gepäck verstaute und sich dann ebenfalls ins Auto setzte. "Ich werde Radlerhandschuhe brauchen – wo wohnst du eigentlich ? Ist bei dir in der Nähe nen Park oder sowas ?"

"Ich wohne im Haus von meinem Großonkel. Es ist beim südlichen Villenviertel, nur weiter außerhalb. Dort sind die Straßen ruhiger und in der Nähe ist eine schöne Radwegstrecke." Es war ein anderes Villenviertel als das, in dem die Familie von Law lebte. "Ich hab ein paar Sachen für dich besorgt. Handschuhe und auch ein wenig Kleidung. Halt nur das Nötigste, den Rest besorgen wir dann noch." Luka hatte wirklich nur das Nötigste gekauft. Er fuhr zügig los und schlug den Weg ins Südviertel ein. Dort lebten nicht die Multis, sondern eher die ärmeren Millionäre oder Neureiche, und die waren etwas umgänglicher als die vom Ostviertel. Sein Onkel war zwar Multi gewesen, ab er hatte sich in die kleine Villa verkuckt und lieber dort gelebt.

Während der Fahrt blieb Law stumm und dachte nach ... er wußte, daß Luka nicht arm war, doch er hatte sich niemals so recht damit befaßt. Als sie schließlich vor dem einfachen, schlichten Tor hielten, merkte der Blonde auf und hob verwundert eine Braue, da sowohl das Grundstück wie auch die kleine Villa am Ende des Weges überraschend schlicht gehalten waren. Er hatte die Prunksucht seiner Familie schon immer gehaßt und war sichtbar erleichtert, daß Luka und vor ihm seine Familie es ähnlich sahen. Als sie endlich anhielten, bemerkte Law gleich, daß es eine leichte Rampe zur Haustüre gab – und sie war schon älter, eine Tatsache, die ihn ein wenig beruhigte.

Luka stieg auch gleich aus und holte den Rollstuhl aus dem Kofferraum. Er klappte ihn aus und schob ihn so an die schon geöffnete Beifahrertür, daß Law sich reinhieven konnte. Er schloss die Tür, als Law saß und nahm die übrigen Sachen aus dem Wagen. "Dein Zimmer ist im Untergeschoss, genau wie das Bad. Ich hab neue Möbel rein, ich dachte, daß du lieber nicht in dem Bett schlafen magst, in dem mein Großonkel gestorben ist." Beim Sprechen öffnete er die breite Tür und hielt sie für Lawrence auf.

Der folgte ihm und schnaubte nur leise auf die Bemerkung mit dem Bett – zu seiner Erleichterung konnte er den neuen Rollstuhl viel besser kontrollieren als den alten und kam erstaunlich gut zurecht, da das Haus wirklich so gebaut war, daß man jederzeit überall mit einem Rollstuhl hinkommen konnte. Als sie das Zimmer erreichten, das Law ab jetzt bewohnen würde, stoppte dieser kurz und ließ Lukas zuerst eintreten, ehe er ihm folgte. Es war einfach, doch praktisch und moderner eingerichtet und zeigte mit keiner Faser mehr, daß hier bis vor nicht allzulanger Zeit noch ein sehr alter Mann gewohnt und gepflegt worden war. Sogar ein paar Pflanzen standen im Raum an den Fenstern und machten es ein wenig behaglicher, denn das Zimmer hatte aus praktischen Gründen keinen Teppich. "Nicht übel – und wie ist die Hausordnung ? Irgendwo muß doch ein Haken sein, auch du bist nur ein Mensch und kein Engel, Knipser."

"Na ja. Die Dunkelkammer ist absolut tabu, mein Zimmer ist auch eher tabu." Mehr war da eigentlich nicht. "Ach ja, hier unten ist nur eine Dusche. Oben im Bad ist eine Wanne, die du auch benutzen kannst. Das Haus hat einen kleinen Fahrstuhl, mein Großonkel hat ihn einbauen lassen. Am Besten, ich zeige dir alles."

Law betrachtete kurz den Schwarzhaarigen, ehe er leise schnaubte und wieder aus seinem Zimmer rollte. "Als ob mich dein Zimmer oder deine Dunkelkammer interessieren würden. Fahrstuhl ist gut – und Wanne noch besser. Wohin ?" Auch wenn der Blonde kein Unschuldslamm war, er würde niemals in einem fremden Privatzimmer rumstöbern – er konnte nicht leiden, wenn das Jemand bei ihm tat und respektierte aus diesem Grund auch die Privatsphäre von Anderen. Und Fotografie interessierte ihn so wenig wie die Steuererklärung, so daß Luka deshalb keinerlei Sorgen haben mußte.

Daß Law da etwas tat, hatte er auch nicht erwartet, aber bei der Dunkelkammer sagte er lieber Bescheid, es reichte, wenn er die Tür aufriss, dann war ein Haufen Arbeit umsonst gewesen, auch wenn ein schwarzer Vorhang zusätzlich schützte. "Ich zeige dir erstmal alles unten." Luka ging langsam voran ins Wohnzimmer. Es war geräumig und etwas altmodisch, allerdings war der große Fernseher etwas neuer, aber auch nicht ganz neu. Auch hier lagen keine Teppiche, die Türen waren überall verbreitert worden, damit ein Rollstuhl ohne anzuecken hindurchkam. "Wohnzimmer, du kannst jederzeit hier rein und kucken, was du magst. In dem Schrank hier sind DVDs und Videos." Er öffnete ihn und eine prächtige, kleine Sammlung kam zum Vorschein.

"Ne beachtliche Sammlung – denke, da werde ich einige Zeit brauchen, ehe ich da durch bin." Mehr sagte Law dazu nicht – doch er bemerkte sehr wohl die wirklich erstklassigen Fotos, die in Postergröße gerahmt an den Wänden hingen. Eine Aufnahme, die ihn besonders faszinierte, zeigte eine uralte, rissige und teilweise schon mit winzigen Pflanzen und Moosen bewachsene Ziegelsteinmauer ... doch er zeigte es nicht, sondern blickte wieder zu Luka hoch. "Wo ist die Küche ? Und wie ist das mit dem Essen ?"

Den Blick zum Bild hatte Luka bemerkt, er sagte aber dazu nichts weiter. "Hier geht's ins Speisezimmer, das nutze ich aber nicht mehr ... und von da geht's in die Küche. Aber die Küche hat auch noch einen Eingang im Flur." Er führte Law erstmal in die Küche. Auch sie war geräumig und ein kleiner Esstisch stand darin, an dem Luka immer aß. "Essen ist immer was da. Ich esse dreimal täglich vernünftig, aber es ist auch genug da, was man zwischendurch essen kann, je nach Hunger. Geschirr und so ist alles in deiner Reichweite."

"Gut – ich kann zwar nicht kochen, aber wenigstens was aus dem Kühlschrank holen. Davon abgesehen, daß es so oder so nichts nutzt, wenn ich das nicht abtrainieren kann – ich habe nicht vor, fett zu werden ! Also, wie siehts aus ?" Gerade das war etwas, das schon seit dem Krankenhaus an dem Blonden nagte, denn er war es einerseits gewohnt, viel Sport zu betreiben – und andererseits auch viel zu essen, um seinem Körper die Energie dafür zu geben.

"Ich denke, dann ist dir der Pool durchaus recht. Er ist zwar nicht sonderlich groß, aber man kann gut Bahnen schwimmen. Und ein paar Trainingsgeräte sich auch da." Es waren nur sehr wenig, sein Onkel hatte sie vor Jahren in einem Anflug von Wahnsinn gekauft. Luka führte Law weiter in ein Nebengebäude, das gleich angeschlossen war und den Pool beherbergte.

Als sie ankamen, pfiff der Blonde kurz durch die Zähne – der Pool war ideal, die Treppen in das Wasser konnte er gut nutzen. Und auch die Geräte waren gut dafür geeignet, sich fit zu halten, lediglich etwas fehlte. "Sag mal – kannst du vielleicht nachfragen, ob diese komische Stiftung auch so ein Gerät zahlt, das die Beinmuskeln trainiert ? Sie hatten da so eins in der Klinik – so eine Art Fahrrad, das von selber läuft und so die Beinmuskeln trainiert, weiß nicht genau, wie das Ding genannt wird. Es ist jedenfalls das Beste, um meine Muskeln zu erhalten, meinten sie ..."

Luka wusste, was Lawrence meinte und nickte leicht. "Ich weiß, was du meinst. Ich werde sehen, was sich machen lässt." Er wusste, daß diese Geräte nicht gerade billig waren, aber er war ja die Stiftung und hatte keine Probleme, so ein Gerät zu besorgen. Sollte es mal nicht mehr benötigt werden, würde er es spenden. "Ich zeig dir noch den Rest vom Haus. Oben ist ein Büro mit einem PC, der Internet hat. Ich benutze ihn nur zum Surfen." Daran hatte Law vielleicht auch noch Interesse. Der PC war nur fürs Internet da, für die Bildbearbeitung hatte er einen Mac, der in seinem eigenen Arbeitszimmer stand und nur bedingt am Internet angeschlossen war.

"Internet ist gut – bietet wenigstens etwas Abwechslung. Kann ich mir deine Krücke ansehen ? Dann weiß ich wenigstens, zu was er fähig ist. Sitzt du oft dran ? Und wenn ja, wann ? Damit wir uns nicht auf die Socken gehen, wenn wir reinwollen." Das Thema Sport war für Law im Moment abgehakt und er wandte sich dem Thema Computer zu, während sie wieder ins Haupthaus zurückkehrten. Er mochte das Internet – auch wenn er es nicht mehr für das nutzen konnte, das er bisher getan hatte, es bot trotzdem genug Möglichkeiten, um sich anderweitig zu informieren und es zu nutzen.

Im Haupthaus nickte Luka zum Fahrstuhl, der offenstand und trat hinter Law ein. "Ich benutze ihn nur Morgens, um Mails abzurufen und zu beantworten." Mehr Zeit verbrachte er eigentlich kaum daran, hin und wieder, wenn er sich über etwas informieren wollte, aber sonst eher nicht. Sie fuhren gemeinsam hinauf und er ging zuerst aus dem Lift. "Gleich hier ist das Bad." Er nickte zu der geschlossenen Tür, auch die war breit genug für einen Rollstuhl, ebenso die vom Arbeitszimmer, das am Ende des Flurs lag. Gegenüber vom Bad war sein eigenes Zimmer, daneben sein eigenes Arbeitszimmer und daneben die Dunkelkammer.

Ein kurzer Blick genügte, um zu wissen, was das Zimmer Lukas war, denn die Türe war leicht geöffnet und man konnte ein Bett darin sehen. Die Dunkelkammer war recht deutlich mit einem großen 'DuKa' beschriftet und somit ein Ort, den Law tunlichst meiden würde. Am anderen Ende des Ganges schienen zwei Arbeitszimmer zu sein, jedenfalls, wenn man nach dem creativen Chaos ging, das darin herrschte. "Okay – wo in den beiden Zimmern ist der Comp ? Und keine Sorge, ich schnüffle nicht rum ... ich mags nicht, wenn mans bei mir macht, also tu ichs auch nicht bei Anderen."

"Das Linke ... das Rechte ist meins für die Bilder und so." Er ging in das Zimmer links auf dem Flur und da stand auch schon der PC auf dem großen und ordentlich gehaltenen Schreibtisch. Ein Drucker und Scanner waren auch da. "Du kannst alles benutzen. Passwort habe ich nicht."

Der Blonde war ihm gefolgt und nickte nur, als er zum Schreibtisch rollte, den Stuhl einfach beiseiteschob und dann den Computer anschaltete. Als dieser hochfuhr, begutachtete Law mit einem geübten Blick sowohl den Drucker wie auch den Scanner, nickte und als der Computer hochgefahren war, klickte er sich geübt durch die ganzen Systemanzeigen und checkte danach die Programme, nickte dann und wann und schnaubte hin und wieder, wenn er merkte, daß Einstellungen nicht optimal waren. "So vom ersten Eindruck her ist er Okay – aber du kannst ne Menge mehr Leistung rausbringen, wenn du manche Einstellungen änderst. Und schaff dir nen besseres Virenprogramm an, das hier taugt nicht viel." Noch während er sprach, rollte Law wieder zurück und geübt auf die Seite – er mochte die Möglichkeiten, die ihm dieser neue Rollstuhl bot und konnte ihn schon ziemlich gut beherrschen.

"Was PC angeht, bin ich nicht so geübt, ich mache, was nötig ist ... vielleicht kannst du mir da helfen ?" Irgendwie hoffte Luka es ja. "Ich besorge dann das Programm, das du mir empfiehlst."

Nun doch ein wenig überrascht, verengte Law kurz die Augen – doch dann nickte er und strich sich kurz über das Gesicht, dann die langen Ponys nach hinten und nickte. "Okay. Wenn ich schon hier wohne, kann ich mich auch etwas nützlich machen – und irgendwo müssen wir ja anfangen, nen gemeinsamen Nenner zu finden." Auch wenn der Gelähmte es sich nicht anmerken ließ ... er war froh um die Möglichkeit, wenigstens etwas tun zu können, damit er nicht nur ein Schnorrer und Nutznießer war.

"Ich bin froh, daß der PC etwas sicherer wird, wenn was war, hab ich ihn wegbringen müssen." gestand Luka und schnaufte kurz. "Kommst du zurecht ? Ich werde nochmal losfahren, wegen dem Trainingsgerät Erkundigungen einhohlen." Das wollte Luka hinter sich bringen und im Krankenhaus war er da an der besten Adresse.

Mit einem kurzen "Okay." rollte Law wieder vor den Computer und schnappte sich die Maus, sagte Luka noch den Namen des Programms und scheuchte ihn mit einem "Geh schon, ich werde schon nicht das Haus in die Luft sprengen !" aus dem Zimmer. Es würde eine Weile dauern, bis der Computer besser eingestellt war – und danach würde der Blonde sich ein wenig im Pool austoben, um die überschüssige Energie loszuwerden.

Und Luka ging, er wollte Law ein wenig Ruhe gönnen, schnappte sich nur noch ein paar Dinge und verließ dann das Haus, um die Besorgungen zu machen. Während der Fahrt hatte er Zeit, nachzudenken. Es war ungewohnt, einen Mann seines Alters im Haus zu haben, und doch war ein kein schlechtes Gefühl. Gut, Lawrence war wie eine scharfe Handgranate, er konnte jederzeit explodieren, aber bisher war es gut gelaufen. Sie Beide mussten sich erst aneinander gewöhnen, aber das würden sie hoffentlich und wenn er ihm das Trainingsgerät besorgt hatte, würde er seine explosive Energie hoffentlich ein wenig abbauen.

Währenddessen kümmerte sich Law um den Computer – erst nach einer geraumen Weile war er fertig und konnte endlich nach unten in den Pool, um sich dort ein wenig auszutoben. Zum ersten Mal seit seinem Unfall forderte er seinen Körper wieder so, wie er es gewohnt war – denn für den Schmetterling und auch das Kraulen brauchte er seine Beine nicht, so daß er sich zwei Stunden lang bis ins Letzte forderte. Erst, als er merkte, daß er nicht mehr konnte, hiefte er sich aus dem Wasser und trocknete kurz über seinen Körper, ehe er das Handtuch auf den Sitz des Rollstuhles breitete, die Bremse feststellte und sich am Geländer hochzog, um sich wieder in den Rollstuhl zu setzen. Erneut kam ihm dabei seine Erfahrung im Freeclimben und die Kraft seines Oberkörpers zugute – doch er verschwendete keinen Gedanken mehr daran und rollte ins Haupthaus, fuhr mit dem Fahrstuhl nach oben und ließ sich ein Bad ein, um seinen erschöpften Körper zu entspannen.

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Als Luka am frühen Abend wieder da war, hatte er das Programm für den Computer dabei und in den nächsten Tagen würde das Trainingsgerät geliefert werden. Er hatte auch noch im Jugendzentrum vorbeigeschaut und kam später wieder, als er es vorgehabt hatte. Als er das Haus betrat, war es ruhig und er lauschte ein wenig. Nach kurzem Zögern klopfte er bei Law am Zimmer und blickte hinein. Dort war er aber nicht. "Vielleicht ist er noch am PC." überlegte der Schwarzhaarige laut und ging die Treppe hinauf. Ihm fiel gleich auf, daß die Badtür nur angelehnt war, daß Licht darin brannte und doch war es still. Besorgt schob er die Tür weiter auf und da lag Law. Er schlief in der Wanne, Badehose und Handtuch lagen auf dem Boden. Luka trat leise ein und tauchte kurz die Hand ins Wasser. ‚Lauwarm ... Mist.' "Law ? Wach auf, sonst holst du dir ne Erkältung." Er tippte ihn kurz an der Hand, die über den Wannenrand hing, an.

Mürrisch knurrend, schlug der jedoch nach dem vermeintlichen Insekt und nickte kurz zu sich, als er einen kurzen Widerstand fühlte, drehte den Kopf und schlief wieder ein. Daß er den Handrücken direkt in den Magen Lukas geschlagen hatte, bemerkte er jedoch nicht ... dazu war er viel zu erschöpft und schlief nun noch ein wenig tiefer.

Der Schlag hatte wirklich gesessen und weil er so überraschend kam, schnaufte Luka leise. ‚Oh Mann.' dachte er still und atmete kurz durch, dann legte er die Tüte mit dem Programm beiseite und zog den Stöpsel aus der Wanne. Während das Wasser ablief, holte er ein großes Handtuch und zog den Rollstuhl etwas dichter zu der Wanne. Als das Wasser raus war, hüllte er Law geübt in das Handtuch und er zog ihn dann ebenso geübt aus der Wanne raus, um ihn gleich in den Rollstuhl zu verfrachten. Lawrence wachte nicht auf, es schien, als hätte er sich wirklich ein wenig verausgabt. "Sturkopf." murmelnd, schob der Schwarzhaarige ihn zum Fahrstuhl, fuhr mit ihm herab und brachte ihn dann ins Bett, ohne daß der Blonde aufwachte. Als das geschafft war, grinste Luka doch ein wenig. Der Kerl war fast so stur, wie sein Großonkel es gewesen war. Jetzt würde er erstmal das Bad aufräumen und dann würde er was Gutes kochen. Law hatte sicher Kohldampf, wenn er aufwachte.

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