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”Das Spukschlößchen” 03
 

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Dort saß Rainer auch wieder und unterhielt sich mit der alten Dame. Er hatte viel zu erzählen gehabt und schlürfte jetzt schon von dem Tee und aß dazu ein paar Kekse, die Adi und er zusammen gebacken hatten. Als Adi und der Gast in die Küche kamen, bemerkte er sofort dieses Strahlen in seinem Hausgeist und er wusste, daß er sich bis über beide Ohren verknallt hatte.

Das sah auch Oma Tannenhofer und schmunzelte, denn der junge Franzose schien nicht abgeschreckt zu sein, auch wenn er verständlicherweise noch nicht der gleichen Meinung war wie Adi. "Kommt, setzt euch ... und ein großes Kompliment an dich, Adi, du hast dich wieder einmal selbst übertroffen, als du mit Rainer die Apfelkekse gebacken hast." Der schlanke Geist lachte nur sanft auf und hauchte der alten Dame einen zärtlichen Kuß auf die Wange, ehe er noch ein leises "Natürlich sind sie gut ? Schließlich hast du uns ja gezeigt, wie man sie bäckt." zu ihr wisperte und schmunzelte, als sie ein wenig errötete.

Der Franzose setzte sich und lächelte sacht. Irgendwie fühlte er sich hier wohl, denn die Drei gingen so miteinander um, als wären sie eine Familie, und daß Adi ein Geist war, vergaß man gleich. Als er die Plätzchen kostete, entkam ihm ein leises "Hmmm die sind verdammt gut." und er bemerkte, wie Adi erneut einen roten Wangenschatten bekam.

Und das war auch nicht verwunderlich, denn es gab nur wenige, die ihn für seine Backkunst lobten. "Das Rezept stammt noch von Elsbeths Urgroßmutter, es ist schon sehr lange in ihrer Familie weitergegeben worden. Rainer hat die Äpfel dafür gepflückt, geschält und gerieben, und ich habe den Teig bereitet. Ich weiß noch genau, wie Elsbeth mir zum ersten Mal ihre Plätzchen mitbrachte ... es ist schon eine Weile her, doch ich kann mich noch genau daran erinnern." Die alte Dame hatte sich inzwischen vom Tee bedient und lachte leise, ehe sie ihm gutmütig über die Wange koste. "Alter Schmeichler ... wir wissen Beide, daß das schon über sechzig Jahre her ist und nun bin ich eine alte Frau." Adi wollte widersprechen, doch ein strenger Blick der Alten ließ ihn den Blick wieder senken und er seufzte leise, da er ihr nichts abschlagen konnte.

Alles wurde von dem Gast beobachtet und Emile schmunzelte, weil er recht hatte, es war sehr familiär. Aber genau so etwas fand er interessant, denn Adi kannte die Geschichten der Menschen, die er altern sah und sozusagen überlebte, weil er tot war. Viel einmischen tat er sich jetzt nicht, die Beziehung von Geist und Menschen zeigte sich so am Besten.

Und so war es auch – die alte Dame forderte auch Rainer auf, ein wenig zu essen, ehe sie wieder ein paar Kekse auf den Teller Emiles gab und dabei lächelte. "Langen sie ruhig zu, Emile ... das Frühstück ist schon eine Weile her, sie dürften Hunger haben. Und du sei doch nicht so zugeknöpft, Rainer – Keiner hier beißt dich." Das Letztere war an den bisher schweigsamen Blonden gerichtet, denn seit Adi und Emile zurückgekommen waren, hatte er eigentlich nichts mehr gesagt.

Weil es nicht wirklich viel für ihn zu sagen gab und er eh kein Mann großer Worte war. "Was soll ich denn sagen ?" murrte der Blonde und stöhnte auf, als Adi sich in seiner stofflichen Gestalt auf seinen Schoß plumpsen ließ. Für Emile war der Anblick herrlich, und als dann noch eine der vielen Katzen, die durch das Haus streunten, auf Adis Schoß hüpfte, musste der Franzose leise lachen. Es sah aus, als hätte Rainer zwei Katzen auf dem Schoß, denn Beide schnurrten sich katzengleich an den Blonden und kuschelten herum. Jetzt aber fiel ihm etwas auf. "Warte mal, Katzen ? Die meiden Geister doch für gewöhnlich."

Adi genoß es auch immer wieder, mit Rainer zu schmusen, denn es gab so viel von Rainer, das man beschmusen konnte. Bei der Frage horchte der schlanke Geist jedoch auf und zuckte verlegen mit den Schultern, während er die kleine, schwarze Katze auf seinem Schoß kraulte. "Ich weiß ... bei den anderen Geistern fauchen sie immer und machen einen Buckel, ehe sie zuschlagen und dann weglaufen. Vielleicht liegt es daran, daß ich Katzen schon immer mochte – sie hatten nie Angst vor mir und es war einer der Gründe, wie ich es schaffte, so schnell stofflich zu werden."

"Damit er mit ihnen schmusen konnte." fügte Rainer an, der jetzt doch mal ein paar Worte von sich gab. Emile erstaunte es trotzdem und er holte kurz das Diktiergerät heraus und sprach das, was eben passiert und gesagt wurde darauf, bevor er es wieder abstellte und in seine Tasche zurücksteckte. "Du bist wirklich ein Ausnahmegeist. Dein Verhalten trifft auf keines der Grundverhalten von Geistern zu. Das ist faszinierend."

Adi erwiderte ein sanftes "Ich weiß.", ehe er sich wieder an den großen Blonden kuschelte und ihm einen zärtlichen Kuß auf den starken Hals hauchte. "Ich habe in meinen tausend Jahren als Geist viele andere Geister kennengelernt – sie waren so haßerfüllt und düster, voller Wut ... und sie wollten den Lebenden nur schaden. Auch wenn ich wie sie eines gewaltsamen Todes starb, hatte ich niemals das Bedürfnis, mich rächen zu wollen ... vielleicht liegt es daran, vielleicht auch nur daran, daß ich schon so alt bin. Keiner der Geister, die ich sah, war auch nur annähernd so alt – und sie sind auch immer in ihren Zeiten geblieben, sie hatten kein Interesse, zu lernen." Man sah, daß dies etwas war, das Adalrich betrübte – und schließlich zuckte er nur mit den Schultern, kraulte die Katze, die nun in seinem Schoß ruhte und genoß die warme Haut und die Muskeln Rainers an seinem schlanken Körper.

"Das kann gut sein, auch ich bin nur Geistern begegnet, die voller Hass oder voller Furcht und ohne Orientierung waren." Daß Adi so war wie er war, hatte bestimmt etwas damit zu tun, daß er noch hier auf Erden weilte und wie Emile sah, trug er sogar ein silbernes Kreuz um den Hals. "Ein Engelskreuz." wisperte der Schwarzhaarige und holte eine silberne Kette aus seinem Kragen hervor, an dem ein Kreuz hing, das fast gleich aussah. "Ein Mann gab es mir, als ich im Krankenhaus lag ... ich glaube, es war mein Schutzengel, denn er entschuldigte sich und verschwand."

Nun doch ein wenig verwundert, blickte Adi auf und berührte behutsam das silberne Kreuze Emiles, ehe er sichtbar zu strahlen begann und mit einem Lächeln nickte. "Ja, das ist eines – ich kann es fühlen ! Hier, das Kreuz hat mir ein Engel gegeben, der mich nach hundert Jahren ins Jenseits geleitet hätte, doch ich bat darum, hierbleiben und weiterhin über meine Leute wachen zu dürfen. Er gab es mir als Zeichen dafür, daß ich hierbleiben darf und ich trage es gerne, da es so warm ist." Noch während er sprach, nahm der stoffliche Geist die schlichte Silberkette mit dem Silberkreuz ab und gab sie Emile, denn dies hatte seine letzten, leichten Ängste wegen dem jungen Forscher zerstäubt.

Der Schwarzhaarige nahm es an und betrachtete es ausgiebig. Es war seinem ähnlich, aber es hatte eingefasste Bernsteine statt den Bergkristall, der bei ihm eingearbeitet war. "Schon seltsam ... wie es aussieht, dürfen wir Beide bleiben." Er gab das Kreuz zurück und Rainer lächelte, als er Adi half, es wieder umzulegen. "Scheinbar habt ihr eine Gemeinsamkeit." murmelte er und strich das Haar des Geistes ein wenig aus dessen Gesicht.

Eine Geste, die Adalrich sichtbar genoß und sich einen Moment in die große, raue Hand des Blonden schmiegte. Es war offensichtlich, daß Adi Berührungen brauchte und man sah seine Zuneigung in den honigfarbenen Augen, als er zu Rainer auflächelte und ihn sanft zu sich herabzog, um ihn kurz zu küssen. Dann wandte er sich jedoch wieder Emile zu, während er einen Keks nahm, daran knabberte und sich wieder an Rainers breite Brust heranschmiegte. "Das stimmt. Aber erzähl doch mal von diesen anderen Geistern, denen du begegnet bist ... und wieso du überhaupt hierherkamst ? Hier ist doch eigentlich überhaupt nichts außer Berge, Wald, kleine Dörfer und langweilige Straßen."

"Ja, langweilig und doch wieder nicht, sonst hätte ich dieses Dorf nicht gefunden, Hm ?" Emile lachte leise und knabberte kurz an einem der Kekse. "Ich fahre lieber über die Landstraßen, man kann dort mehr sehen und ich übernachte gern in den Dörfern, weil man dort interessante Geschichten hört. Und ich komme gerade aus Rumänien, weil ich dort in einer Burg nach Geistern suchte, aber ich fand keine. Also war ich jetzt auf dem Rückweg, und mein alter Wagen hat bei dem auf und ab die Berge rauf und runter seinen Geist aufgegeben." Er erzählte noch weiter, wie er dann laufen musste, in den Regen kam und schließlich bei Oma Tannenhofer landete. "Was andere Geister betrifft - sie sind so, wie du sie auch kennst. Ich reise herum, wenn ich gerufen werde, beruhige die Ängstlichen und helfe ihnen, den Weg ins Licht zu finden, oder vertreibe die Bösartigen. Es gibt mehr Geister, als man denkt."

Adi nickte und seufzte leise, als er nachdenklich wurde und ein wenig abwesend die ruhende Katze auf seinem Schoß kraulte. "Ich weiß ... gerade, weil es nicht mehr so viele gibt, die gläubig sind und so viele Verbrechen geschehen, gibt es immer mehr Geister, die keine Ruhe finden. Vor allem die Großstädte sind sehr schlimm, mittlerweile besuche ich sie nicht mehr allzu gerne. Außer, wenn ich muß – glaub mir, ich scheue schon das kommende Neujahr, wenn der Steuerberater, der Rechtsanwalt und die Bürgermeister der umliegenden Dörfer kommen, damit wir die jährliche Steuererklärung und alle Formalitäten regeln können. Zum Glück muß ich nurmehr selten in die Stadt, seit einer der Jungs hier ein Notar geworden ist."

"Notar ? Du sorgst gut für dich und das Schlösschen, und scheinbar hast du die selben Probleme wie viele Menschen." Das schloss Emile aus den Worten und auch aus Rainers Seufzen, der zu gut wusste, wie gestresst der kleine Geist danach immer war. "Ist ja noch ein bissel hin." Er streichelte seinen kleinen Geist und beruhigte ihn wieder ein Bisschen.

Eine Zuwendung, die auch sichtbar nötig war und Adi ließ die kleine Katze wieder runter, um sich noch ein wenig enger in die starken Arme des jungen Blonden zu schmiegen. "Ja, zum Glück – wir haben erst Frühherbst, aber mir graut jetzt schon. Ach, vergessen wir es für den Moment ... es ist noch viel Zeit bis dahin und wir haben nun einen Gast. Bitte erzähle doch noch ein wenig mehr von dir, Emile ?" Die Neugier Adis war nicht böse gemeint, er hatte lediglich Interesse an diesem jungen Mann und wollte ein klein wenig mehr von ihm wissen.

Der wusste aber nicht so ganz, was er von sich erzählen sollte. "Es gibt nicht viel über mich zu erzählen." erklärte er leise und blickte kurz zu der alten Dame, die tatsächlich eingenickt war und döste. "Keine Sorge, das passiert schon mal." erklärte Rainer und grinste, während er sich weiter darum bemühte, Adi ein wenig Zuneigung zu geben. Das war für Emile einen Moment interessant, der Geist und Rainer waren kein Paar und vermutlich war jeder Verwalter auch für das zuständig. Für die Sehnsüchte dieses neugierigen Geistes, der vor so vielen hundert Jahren seinen Geliebten verloren hatte, in dem man ihm selbst das Leben nahm.

So war es auch und der braunhaarige Geist genoß es ein jedes Mal, wenn er von den Verwaltern ein wenig Zuneigung bekam. Der neugierige Blick Emiles fiel ihm jedoch auf und Adi lächelte, als er leise fragte. "Ich merke doch, daß du noch Fragen hast ... bitte frage doch ? Ich habe keine Geheimnisse."

"Nun ... die Verwalter, sie sind auch immer Personen, die dir Zuneigung geben, nicht wahr ?" Das war eine Frage, die er sich eigentlich schon selber beantwortet hatte, aber Emile wollte sie auch noch bestätigt wissen.

Adi schmunzelte, als Rainer knallrot wurde und leise seufzte ... dann hob er die Hand und streichelte zärtlich über die Wange des Größeren, ehe er sich wieder zu Emile wandte. "Ja ... auch wenn es bei manchen von ihnen länger dauerte, sich dazu zu überwinden. Auch du hast ein wenig gebraucht, Rainer ... und leider hast du am Meisten unter meinen Launen zu leiden, denn soviele Probleme wie in den letzten fünf Jahren hatte ich noch nie zuvor."

"Neeejaaa ..." kam es wieder mal von dem Verwalter und zeigte so, daß er überlegen musste, was er sagte, und eigentlich nichts sagen wollte. Aber er tat es trotzdem. "Ja, seine Launen ... schlecht gelaunt bei der Steuer, dann himmelhoch jauchzend, wenn es in die Stadt geht, wenn er Kerle abschleppen kann, und traurig, wenn er wieder heim muss. Wenn Adi einen hübschen Burschen sieht, dann schwärmt er wie verrückt und wenn Adi was haben will, wie eine DVD oder CD, dann ist da dieser Hundewelpenblick, dem ich einfach nicht widerstehen kann." Jetzt brachte er den Geist dazu, zu erröten und Emile lachte leise. Aber jetzt waren die zwei quitt.

Es dauerte auch eine Weile, bis Adi reagierte und schließlich zuckte er nur mit den Schultern, lächelte verlegen und schmiegte sich wieder an die breite Brust Rainers heran. "Aber du mußt zugeben, daß du es mit mir noch immer besser hast als zu dem Zeitpunkt, als ich dich wiedertraf ... auch wenn du als Türsteher nicht schlecht verdient hast."

"Neejaaa ... ich hab Türsteher gemacht, weil ich das gut konnte, also Leute wo rauswerfen. Mach ich ja irgendwie immer noch hin und wieder." Man sah Rainer an, daß er in der Stadt nicht wirklich glücklich gewesen war. Seine Kindheit war schon problematisch und in der Stadt hatte sich seine leicht aggressive Art noch verstärkt. Aber hier war er eigentlich deutlich ruhiger, auch wenn er bei Fremden, die eine Gefahr waren, immer noch sehr angriffslustig werden konnte.

Das wußte auch Adalrich und er seufzte leise, ehe er mit den Fingerspitzen zärtlich über die Wange zur Schläfe Rainers koste und ihn dann sanft zu sich herabzog, um ihn zu umarmen. "Ich weiß ... ich weiß, mein Großer." Dann löste er sich wieder ein wenig und wandte sich zu Emile, um ihm die Sache ein wenig zu erklären. "Weißt du, Emile ... Rainer hatte eine schwere Kindheit, da sein Vater alleinerziehend und damit so gut wie nie da war. Elsbeth hat sich oft um ihn gekümmert, aber sie konnte nicht immer für ihn da sein ... und da er immer schon größer und kräftiger war, war es kein Wunder, daß er sich oft prügelte. Ich weiß es noch wie Heute, als ich zur Schule kam, um ein wenig auszuhelfen und sah, wie vier der älteren Jungs sich mit dir prügelten."

"Ja, aber ich hab sie ordentlich verarztet und danach hast du mich verarztet, aber auf die normale Art." Er war damals mit einem Veilchen und ein paar Kratzern davongekommen. "War mein erster längerer Kontakt zu Adi." Etwas, worüber er ganz froh war, denn der Geist hatte ihm viel Nähe geschenkt. "Ohne ihn wäre ich bestimmt früher oder später in ein Heim gekommen."

Der schlanke Geist nickte und lächelte, während er sich wieder ein wenig näherschmiegte. "Ja, daran kann ich mich noch gut erinnern ... du warst so wütend und hast mich beinahe nicht an dich herangelassen. Gerade bei deinem Veilchen, ich mußte mich durchlässig machen, damit du mich nicht erwischt." Die Erinnerung war noch so frisch, als wäre es Gestern gewesen und Adi berührte hauchzart die winzige Narbe, die unter dem Lid des linken Auges Rainers lag. "Aber ich hätte es nie zugelassen, daß du in ein Heim kommst ... das weißt du."

"Ja, ich weiß." bestätigte Rainer nur und er wurde ein wenig verlegen, weil sie ihren Gast fast vergessen hatten. Aber Emile störte sich nicht daran und lächelte ein wenig. "Du bist dann der gute Geist dieser Gegend ... ich finde das großartig." Die Geschichte musste er einfach in einem Buch festhalten, auch wenn er sie als Fiktion ausgeben musste. "Ich möchte das alles wirklich gerne als Buch veröffentlichen. Ich gebe es dann als Fiktion aus, wenn ich darf ?"

Einen Moment lang war Adi sprachlos – doch dann hüpfte er förmlich aus Rainers Armen und auf Emiles Schoß, umarmte ihn strahlend und lachte vor Freude, während ein nicht zu enden wollender Strom an Worten von seinen Lippen perlte. "Als Buch ?! Das ist klasse, klasse, klasse ! Ich liebe Bücher, ich lese so gerne Geistergeschichten und das wäre absolut wundervoll und herrlich und ..."

Emile war total von der Reaktion überfahren und Rainer fing laut an, zu lachen. "Das ist Adi, wie er leibt und lebt !" Das Schnattern hielt nämlich noch an, denn der Geist schwärmte und wiederholte sich dabei auch immer wieder und wieder.

Etwas, das auch Oma Tannenhofer schmunzeln ließ, denn sie war schon seit einigen Minuten wieder wach. "Ich denke, ich lasse euch dann ein wenig alleine ... ich habe meiner Schwiegertochter versprochen, ihr Heute beim Backen zu helfen. Wenn Emile wieder zurück möchte, kannst du ihn ja fahren, mein Junge ... und paß auf, daß er nicht von Adi erdrückt wird." Noch während sie sprach, stand Elsbeth auf und gab Rainer einen Kuß auf die Wange, ehe sie winkte und wieder ging. Adi bekam das eigentlich nur am Rande mit und winkte ebenfalls, ehe er sich wieder Emile zuwandte, ihn überschwenglich küßte und ihn einfach nur glücklich anstrahlte.

Rainer lachte weiterhin, der Anblick des Franzosen, der nun die ganze Herzlichkeit des Geistes kennenlernte, war einfach herrlich. "Nun erfährst du die ganze Wucht von Adis überschwenglichen Wesens." Soviel Nähe war Emile gar nicht gewöhnt, aber er ließ es im Moment noch geschehen, weil der Geist sich sicher bald wieder im Griff hatte.

Es dauerte aber noch eine ganze Weile, bis Adi soweit war, daß er merkte, daß er Emile fast schon mit seinem Überschwang erdrückte. Nun doch ein wenig verlegen lächelnd, wurde er halbstofflich und schwebte wieder zurück auf Rainers Schoß, ehe er leise seufzte und den Blick senkte. "Bitte verzeih, Emile – mein Übermut ist wieder einmal mit mir durchgegangen."

Emile winkte ab. "Ach was ... Rainer hatte mich ja gewarnt und jetzt habe ich das Live miterlebt." Es war für den Franzosen ungewohnt gewesen und hatte sich dementsprechend nicht wirklich gut für ihn angefühlt, aber er sah es als Ausnahme und nahm es Adi auch nicht übel. "Ich gehe dann auch mal, ich muss noch weiter Holz hacken." erklärte der Blonde nun und hob Adi sanft von sich herab, um ihn auf die Küchenbank zu setzen.

"Och ... du bist gemein, du weißt doch, daß ich dir so gerne dabei zusehe, wenn du Holz hackst, da spielen deine Muskeln so herrlich unter dem Shirt. Vor allem, wenn dir so warm wird, daß du das Shirt ausziehst, Hm ? Das machst du jetzt absichtlich, weil du ganz genau weißt, daß ich bei unserem Gast bleibe, weil er mich ebenso interessiert." Man sah Adalrich an, wie sehr es ihn betrübte, daß er sich nicht entscheiden konnte ... und daß er schon alleine aus Höflichkeit bei Emile bleiben würde, auch wenn er sichtlich interessiert an dem war, das sein Gast noch tun und wissen wollte.

"Tja, Pech." lachte Rainer und grinste. "Du weißt doch, wie ich dabei aussehe, also kümmere dich um deinen Gast." Mit den Worten verschwand er und ließ Emile und Adi allein in der Küche zurück. Der Geist vergaß seinen Trübsinn sicher gleich wieder, da war der Blonde sich ziemlich sicher.

Einen Moment lang saß dieser noch sichtbar geknickt da – doch dann schien ihm ein Gedanke zu kommen und er grinste verschmitzt, als er ein wenig näher zu Emile schwebte und die verschränkten Finger auf dessen Schulter und den Kopf dabei schief legte. "Wie wäre es, wenn wir das Ganze verbinden ? Wir können uns im Westzimmer auf das breite Fensterbrett setzen und Rainer zusehen, während du frägst und ich antworte. Hm ?"

"Öhm ... wenn du magst ?" Emile war etwas unsicher, aber so konnte er Adi noch ein Bisschen befragen, ohne daß er nervös hin- und herhibbelte, weil er Rainer zusehen wollte. Daß der Geist ihm wieder so nahe kam, war ihm auf diese Art nicht unangenehm und es zeigte ihm, wie kontaktfreudig Adalrich war.

Ein freudiges "Klar mag ich !" wispernd, lachte der schlanke Geist auf und neigte sich ein wenig vor, um Emile auf die Wange zu küssen, ehe er aufstand und ihn einfach mit auf- und mit sich mitzog. Sie kamen recht schnell in dem Westzimmer an und Adi drückte den jungen Franzosen auf das breite, fellbedeckte Fensterbrett, ehe er neben ihn schwebte und sich mit einem sichtbar genießenden Seufzer an die Wand anlehnte, während er ein Bein anzog und die Arme darumlegte. "Sieht er nicht einfach nur herrlich aus ? Ich habe ihn damals beinahe nicht wiedererkannt, als ich in den Club ging und ihn an der Türe stehen sah."

Die Aussicht war wirklich erste Sahne, und das nicht nur, weil man Rainer bei der Arbeit zusehen konnte, sondern auch, weil man von hier durch die Bäume auf das Tal blicken konnte. Emile stellte das Aufnahmegerät wieder an und setzte sich bequemer hin, um Adi weiter zu befragen. "Du gehst richtig in Clubs ?"

"Hm ? Oh ja ... ich liebe es, zu tanzen und unter Leuten zu sein, das ist eines der Dinge, die ich so an der Gegenwart liebe. Vor allem die Musik und all die Menschen – und oft genug kann ich mir einen der Kerle für die Nacht holen, bereut hat es jedenfalls noch Niemand." Bei dem Letzteren schmunzelte Adi leise und man sah die Freude, die er empfand, an dem sanften Leuchten in seinen honigfarbenen Augen.

"Kerle für die Nacht ? Du hast wirklich Sex mit Fremden ? Kannst du deine stoffliche Form so gut halten ? Und die wissen sicher nicht, daß du ein Geist bist, oder ?" Jetzt sprudelten die Fragen aus Emile und seine Augen leuchteten nun auch wieder.

Und das war etwas, das Adalrich zum Schmunzeln brachte, ehe er mit dem Unterkörper halbstofflich wurde, ein wenig höherschwebte und sich vor Emile auf den Bauch legte, um bequem den Kopf auf die verschränkten Oberarme zu legen. "Alsooo – ja, für die Nacht, Männer in Discos wollen One-Nights und keinen Mann fürs Leben. Und ja, ich kann meine stoffliche Form ziemlich lange halten ... mein persönlicher Rekord waren bis jetzt sechs Tage, ich denke, ich kann es aber noch länger durchhalten. Alles eine Frage der Übung und der Konzentration ... denke ich. Und Nein, die wissen das nicht – ich glaube, so ein Fetisch dürfte sehr, sehr selten sein, obwohl ... Nein, lieber nicht darüber nachdenken." Adi schauderte sichtbar, als er sich das für einen Moment vorstellte, und drehte sich schließlich ein wenig auf den Rücken, während seine langen Haare auf den Schoß Emiles wallten. "Bis jetzt hat sich jedenfalls noch keiner dieser Männer über meine mangelnde Leistung beschwert ... und es waren über die Jahrhunderte sehr, sehr viele Männer."

Daß Adi ihn angrub, bemerkte Emile erstmal eigentlich nicht, er war viel zu sehr in seine Fragen und die Antworten vertieft und überlegte gleich, was er noch fragen konnte. "Und bringt Rainer dich in die Stadt ? Mit der Vespa dürfte es etwas weit weg sein und ..." Sein Blick legte sich auf den Geist, der sich die Lippen mit der Zunge anfeuchtete und jetzt kam ihm, was Adi da gerade machte. "Wahhh !" Er zuckte weg und stürzte fast vom Fensterbrett.

Im ersten Moment erschrak auch der schlanke Geist, doch dann reagierte er, schwebte blitzschnell um Emile herum und fing ihn in seinen Armen, ehe er ihn behutsam wieder auf das Fensterbrett drückte. "Um Gottes Willen – was ist denn passiert ?! Beinahe wärst du runtergefallen, hast du dir etwas getan ? Oder hat dich etwas erschreckt ?" Adi war sichtbar besorgt und suchte nach Verletzungen an Emile, beruhigte sich erst, als er keine fand und seufzte erleichtert auf.

Adi war wirklich total unwissend und Emile bemerkte das jetzt mehr als deutlich, weil der Geist nicht mal annähernd einen Schimmer von dem hatte, was gerade passiert war. "Es war nichts ... ich ... ach, vergiss es einfach." Das zu erklären, war sicher zwecklos und Emile seufzte leise.

"War es etwas, das ich gesagt habe ? Es tut mir leid, manchmal denke ich nicht nach, sondern rede einfach drauflos, vor allem, wenn ich aufgeregt bin." Der schlanke Geist schwebte wieder auf das Fensterbrett neben Emile und seufzte leise, ehe er geknickt den Kopf senkte und verlegen mit einer seiner langen Haarsträhnen spielte.

Jetzt tat ihm der Geist irgendwie leid und Emile seufzte erneut. "Wenn ich ehrlich bin ... eher, was du gerade getan hast. Du hast mich regelrecht angegraben, ohne es zu bemerken. Ich bin da nicht ganz so offen - ich muss erst Jemanden ne Weile kennen, bevor ich mich auf ihn einlasse."

Man sah Adi an, daß er einen Moment brauchte, um das zu verarbeiten ... doch als das passierte, wurde er hochrot und senkte erneut den Blick, denn er schämte sich sehr für das, was passiert war. "Es ... es tut mir leid, Emile. Ich merke das nicht, es ist irgendwie meine Art ... so bin ich immer, wenn mir ein Mann gefällt, der noch nicht gebunden ist. Ich kann mich auch zurückhalten, ich versuche es ... bitte sei mir nicht böse und bitte geh nicht, ja ? Bitte, Emile." Bei dem Letzten blickte der schlanke Geist wieder hoffnungsvoll auf und lächelte zaghaft, da er nicht wollte, daß Emile wieder erschrak und womöglich ging.

Adi war so süß im Moment, daß Emile den Kopf hängen ließ und erneut seufzte. "Ich hab doch nicht gesagt, daß ich gehe, Hm ? Ich bleibe natürlich, aber bitte versuche, dich zu beherrschen, ja ?" Er hob wieder den Blick und lächelte aufmunternd.

Und im nächsten Moment hatte er die Arme voller freudig lachenden Geist, ehe der Braunhaarige sich wieder zurückzog und auf das Fensterbrett setzte. Sie würden sicherlich noch einiges bereden können, ehe Emile wieder in die Pension zurückfuhr ... und bis dahin könnten sie nebenher auch Rainer beobachten, der sich gerade ein neues Holzstück nahm, um es mit einem kraftvollen Schlag zu spalten.

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