Balken01a


Kazuki und Winddancer 05
 

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*Tut, tut, tut.* "Asato." "Hallo Ken-Chan, hier ist Yuuki. Ich muss dir uuuuunbedingt was erzählen." plapperte Yuuki gleich los und sein Bruder Kenjiro lächelte am Telefon. "Was denn, du bist ja ganz aufgeregt, Yu-Chan ?" Lange warten musste Kenjiro nicht, denn Yuuki holte tief Luft. "Weißt du was ? Vater hat die ganzen Ferien Zeit für uns ... Mutter und Makoto verreisen derweil, sie fliegen wohl nach Frankreich. Und Vater lässt uns dann in Tokio in der Wohnung wohnen. Klasse, nicht wahr ? Ich freue mich schon so ! Ich wollte es dir uuuuuunbedingt selber erzählen und nicht mailen. Vater hat sich total verändert in letzter Zeit." Yuuki platzte fast vor Freude und das hörte sein Bruder überdeutlich heraus. "Das freut mich sehr. Ich bin gespannt, wie er sich verändert hat, und ich freue mich auf die Zeit zu dritt." Das tat er wirklich, er fühlte sich unwohl im Internat, doch das ließ er sich jetzt nicht anmerken. "Wir sehen uns ja bald, ich muss leider Schluss machen. Kurz vor den Ferien sind noch große Prüfungen." Er war mitten im lernen und man hörte, wie leid es ihm tat. "Och schade, Ken-Chan ... aber du hast Recht, wir sehen uns bald ... ich hab dich lieb." "Ich dich auch, Yu-Chan ... bis bald." *Klack.*

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Kazuki lief etwas nervös in der Wohnung umher und knöpfte nebenher sein Hemd zu. Gleich würden sie Kenjiro vom Flughafen abholen. Ebenso Yuuki, der mit dem Firmenhubschrauber vom Landhaus zum Flughafen gebacht wurde. Kazuki war nervös, denn es war das erste Mal, daß er sich allein um seine Söhne kümmern musste. Auch wenn Winddancer ihm helfen würde, war es etwas, das besonders war und ihn etwas nervös machte.

Sacht lächelnd, kam Ki hinter ihn und legte die Arme um die Mitte seines Liebsten, zog ihn behutsam an sich und hielt ihn, um ihm ein wenig seine Ruhe zu leihen. "Mach dir nicht so viel Gedanken, mein Herz ... die Beiden werden sich freuen, dich zu sehen und du weißt doch, wie sehr der Kleine sich schon auf den Besuch freut. Er ist so froh, daß du dich verändert hast und er wird es seinem Bruder gewiß schon gesagt haben."

"Das denke ich auch ... ich bin trotzdem nervös." Schließlich hatte Kazuki seinen Ältesten ein Jahr lang nicht mehr gesehen. "Lass uns gehen, Okay ? Ich will pünktlich da sein." Unter Anderem war es auch, damit er nicht mehr so viel nachdachte. Beim Autofahren konnte er sich gut ablenken. "Du siehst gut aus ... das wird Yuuki gefallen." Sein Jüngster würde die Federn und Perlen in Winddancers Haaren sicher ganz genau ansehen wollen, er war so lebendig, das genaue Gegenteil von Kenjiro.

Dies ließ Ki leise schmunzeln und er nickte, löste sich und hauchte dem Größeren noch einen sanften Kuß auf die Lippen, ehe er sein Handy, den Geldbeutel und den Schlüssel seiner Wohnung einsteckte. "Komm ... sonst mußt du noch hetzen, weil uns die Zeit fehlt." Die Worte des Mischlings waren ebenso neckend wie seine blitzenden Augen, ehe er leise lachte und den Mantel des Japaners von der Wand nahm, ihn aufhielt und auffodernd zu ihm nickte.

Ebenso schmunzelnd, ließ sich Kazuki in den Mantel helfen, dann drehte er sich herum und hauchte Ki einen Kuss auf die Lippen. "Ich denke, ich mache mir einfach zu viele Gedanken." Nach den leisen Worten steckte auch er seine Geldbörse und das Handy ein und öffnete die Tür. "Die Zwei sind sehr verschieden, du wirst dich wundern."

"Ich mag Kinder ... auch das ist ein Teil meiner Ausbildung, mein Herz. Und ich freue mich schon auf deine Kinder und auch auf ihre Reaktionen auf mich." Ki war zuversichtlich, daß es keine Probleme gab, denn er kam sehr gut mit Kindern und Teenagern zurecht. Er folgte seinem Geliebten zum Aufzug und dann hinab in die Garage, stieg nach ihm in den Wagen und nickte, als Kazuki losfuhr und den Weg zum Flughafen einschlug.

Während der Fahrt war Kazuki etwas ruhiger geworden, es würde schon alles gut gehen. Nur, als sie beim Flughafen ankamen, wurde er wieder etwas nervöser. Hoffentlich klappte hier alles, denn die Jungen sollten möglichst zur selben Zeit ankommen. Es war organisiert worden, daß Beide in der selben Erste-Klasse-Lounge ankamen, und genau dorthin war Kazuki zusammen mit Ki auf den Weg. "In einer Viertelstunde landet das Flugzeug und ich denke, der Heli wird dann auch pünktlich kommen." Mit seinem Ausweis verschaffte er sich und Ki zutritt zu der Lounge, und er setzte sich dann in einen der bequemen Sessel.

Der schlanke Braunhaarige setzte sich neben ihn, schlug die Beine übereinander und lehnte sich ein wenig näher, doch nicht so nahe, daß es auffällig gewesen wäre. Ki wußte, daß Kazuki sehr auf seine Reputation achten mußte - er war ein gefragter Geschäftsmann und gerade in Japan wurden öffentliche Zärtlichkeiten nicht gern gesehen. Lediglich, wenn Kazu sichtlich Mühe hatte, seine Nervosität zu unterdrücken, berührten die sanften Fingerspitzen Kiyiyas den Japaner und zeigten ihm so, daß er für ihn da war.

Und das tat Kazuki sehr gut. Er zuckte trotzdem zusammen, als die Ansage durch den Lautsprecher quäkte, daß die Maschine soeben gelandet war. Dann sah man auch den schwarzen Hubschrauber mit dem Jadedrachenlogo landen. "Pünktlich, wie geplant." wisperte der Geschäftsmann und erhob sich langsam, um seinen Anzug etwas zu glätten. Nach wenigen Minuten öffnete sich eine der Türen und seine Söhne kamen in die Lounge. Beide verhielten sich gesittet und man sah eigentlich nur an Yuukis Gesicht, wie sehr er sich freute. Kenjiro hatte Ki gleich ins Auge gefasst und runzelte die Stirn, denn der Mann stand doch sehr nahe bei seinem Vater.

Mit einem Lächeln begrüßte der Mischling die beiden Jungs, doch dann trat er unauffällig einen Schritt zurück, da er sich nicht zu sehr in das Wiedersehen einmischen wollte. Man sah und fühlte, daß er sich für Kazuki freute – doch ebenso, daß er sich nicht aufdrängte und es im Stillen genoß, ihnen zuzusehen. Ki bemerkte aber, daß ihn der Ältere mißtrauisch musterte; es war mehr als nur deutlich erkennbar, daß Ken nicht wußte, was er von dem Mischling halten sollte und so setzte sich Ki wieder hin, damit er weit genug weg war, um keine Aufmerksamkeit mehr auf sich zu ziehen.

Beide hatten sich jedoch kurz verneigt und taten dies nun höflich vor ihrem Vater. "Du bist groß geworden, Kenjiro." Unerwartet für den älteren der Beiden berührte Kazuki ihn an der Schulter und ebenso unerwartet war das Lächeln seines Vaters. Yuuki hatte sich derweil zu Ki geschlichen und musterte ihn neugierig. "Bist du Indianer ?" fragte er leise und setzte sich dann neben ihn, als wäre er eine sehr wichtige Person. Er wollte nicht im Weg sein, denn Ken hatte seinen Vater länger nicht gesehen. "Ken-Chan ist ganz verwirrt." Das sah man dem Älteren an, denn der wusste nicht so ganz, wie er mit der offenen Art seines Vaters umzugehen hatte.

Ki nickte und lächelte den Jungen neben sich an, ehe er ihm seine Hand hinhielt und sich vorstellte. "Ich heiße Seamus Kiyiya Winddancer, aber du kannst mich Ki nennen, wenn du möchtest. Und ja, ich bin Indianer, zumindest zur Hälfte. Mein Vater war ein großer Schamane und auch ich beherrsche viele der Künste meines Volkes." Dann blickte er zu dem ein wenig unsicheren Kazuki und seufzte, ehe er ein leises, aufmunterndes "Hier sieht uns Niemand, Kazu." zu ihm wisperte. Und es war auch so – diese Lounge schien exclusiv zu sein, Niemand aus dem Flugzeug kam hierher und hier waren auch keine Kameras.

Kazuki zuckte bei dem Wispern leicht zusammen, denn Kenjiro zog schlagartig die Brauen zusammen und sah erneut zu Ki. "Ich hab dich vermisst." wisperte Kazu dann aber und lenkte so seine Aufmerksamkeit wieder auf Ken. "Ich dich auch, Vater." Yuuki nahm die Hand von Winddancer und drückte sie kurz. "Ich mit Yuuki ... aber ich vermute, das weißt du schon ... Ken-Chan braucht noch ein Bisschen, bis er auftaut." Das merkte auch Kazuki und so führte er ihn einfach zu Ki und blieb stehen. "Das ist Seamus Kiyiya Winddancer." Kenjiro nickte nur beim Vorstellen und neigte schließlich höflich den Kopf. "Ich bin erfreut, sie kennenzulernen."

Ebenso erfreut sah der ehemalige Callboy zu ihm auf und reichte ihm die Hand, schüttelte sie und lächelte, als er neben sich nickte. "Du kannst mich duzen, Kenjiro. Es ist mir eine Ehre, euch Beide kennenzulernen, euer Vater hat mir sehr viel von euch erzählt. Und du kannst unbesorgt sein, Kenjiro ... für mich zählt nur das Wohl eures Vaters, ich mische mich nicht ein. Ich wollte ihm vorhin nur eine Stütze sein, da er sich noch immer unsicher ist, ob er dir seine weichere Seite zeigen kann, da in eurer Gesellschaft sehr strenge Konventionen herrschen." Ki hatte sehr wohl bemerkt, daß der ältere der beiden Jungen mehr als nur mißtrauisch war und nicht so recht wußte, was er von dem Halbindianer halten sollte.

Ken wusste sofort, daß Ki nicht log, das Internat hatte bei ihm rasch dazu geführt, daß er wie ein Geschäftsmann reagierte, und so setzte er sich, als sein Vater sich ebenso hinsetzte. "Es ist nur ungewohnt." wisperte der ältere der beiden Jungen und sah zu seinem Vater auf, bevor er seinen Kopf zu Ki drehte. Kens Hände wirkten etwas unruhig, denn er wusste noch immer nicht, wie er mit all dem umgehen sollte. "Ich denke, wir fahren erstmal in das Penthouse, dort ist es gemütlicher und privater." Zwar waren sie hier allein, aber es war trotzdem nicht so gemütlich wie das Penthouse. Kazuki erhob sich nun wieder und auch Ken und Yuuki standen gleich wieder auf.

Auch der ehemalige Callboy stand auf und blickte lächelnd zu dem größeren Japaner. "Gerne, Kazu – du hast wie immer Recht." Dann wartete er, bis der Japaner mit seinen Söhnen vorging und trat nach ihnen aus der Lounge, um ihnen durch die Halle zum Wagen zu folgen, auch wenn er dabei einen leichten Abstand hielt, um nicht zu aufdringlich zu wirken.

Am Wagen angekommen, öffnete Kazuki und seine Söhne setzten sich gleich hinten hinein. Um das Gepäck mussten sie sich nicht kümmern, es würde geliefert werden. "Hattest du uns den Tee geschenkt ?" fragte Yuuki plötzlich, als Ki sich auf den Beifahrersitz gesetzt hatte. Kazu lächelte ein Moment, seinem Jüngsten war es wohl gerade eingefallen. "Der war wirklich sehr gut." erzählte der Junge weiter. "Hast du noch etwas davon ?"

"Aber natürlich, Yuuki ... und auch andere Sorten, wenn ihr es wollt. Ich habe in meiner Wohnung fast zweihundert verschiedene Sorten an Heilkräutern, aus denen man die unterschiedlichsten Teesorten zusammenstellen kann." Das Interesse des Jungen ließ Ki auflächeln, denn es bot eine Möglichkeit, sich mit den Jungen besser anzufreunden und einen Weg zu ihnen zu ebnen.

"Ich bleibe lieber bei grünem Tee." warf Ken kurz ein und sah dann aus dem Fenster. Yuuki verstand seinen Bruder nicht, so kannte er ihn gar nicht, aber er hatte ihn ja auch sehr lange nicht gesehen, es war, als wenn ihn etwas bedrückte. "Ich würde gern ein paar verschiedene Sorten versuchen." Yuuki war immer offen für etwas Neues.

Diese Antwort bestätigte den Verdacht, den Ki schon hegte und er nickte, ehe er ein leises, verständnisvolles "Das verstehe ich ... manchmal ist das Vertraute angenehmer als etwas, das fremd und neu ist." wisperte. Erst dann antwortete er dem jüngeren Jungen ein ebenso leises "Wir können ja ein wenig experimentieren.", drehte sich wieder nach vorne und sah einen Moment lang zu Kazuki, ehe er nach vorne blickte und sich entspannte.

Kazuki wusste, was Ki mit seinen Worten meinte. Ken brauchte das Vertraute, er kam mit Überraschungen nicht besonders gut klar, so war es schon immer gewesen. Und jetzt hatte Kazuki seinen Sohn überrascht, auch wenn Yuuki ihn eigentlich schon darauf vorbereitet hatte. Irgendwie wollte Kenjiro es nicht wahrhaben und nun kam er nicht ganz mit der fremden Situation klar. "Ich experimentiere gern ... ich hab auch schon mal Salzkräcker mit Schokoladenbrotaufstrich gegessen." Das hatte Yuuki wo aufgeschnappt und allein bei dem Gedanken daran drehte sich Ken fast der Magen um. Genau wie damals, wo Yuuki Gummibärchen mit Schokoladensoße gegessen hatte.

Überrascht hob Windancer eine Braue und schmunzelte, ehe er sich ein wenig drehte und zu den beiden Jungs sah. "Das ist sehr ungewöhnlich ... viele verschiedene Geschmäcker und Sinneseindrücke, die man zugleich schmeckt. Wobei ich persönlich Salz lieber in anderen Formen mag, gerade Steinsalz ist sehr schmackhaft. Doch ich denke, daß ihr viel lieber über euch reden wollt, Hm ? Wir sind bald da, wenn ihr wollt, könnt ihr mir in der Zwischenzeit Fragen stellen, ich beantworte sie euch, so gut ich kann." Es war ein Angebot an die Beiden, denn es war nur zu deutlich, daß sie sich fragten, wer er war und warum er bei ihrem Vater war und ihn begleitete.

"Schlaft ihr zusammen ?" Die Frage kam promt von Kenjiro und Kazuki verriss dabei fast das Lenkrad. Als er in den Rückspiegel sah, schauderte es ihm fast, denn Ken sah ihn mit ziemlich kühlen Augen an. "Also ja ... was sagt Großvater dazu ?" fragte er weiter und langsam stellten sich die Nackenhaare von dessen Vater auf. Ken ähnelte Naofumi, und das war das unheimlichste am Ganzen.

Diese Frage hatte Ki erwartet, doch das Verhalten des Jungen ganz und gar nicht und so wurde auch er etwas ernster, als er den Jungen musterte. "Dein Großvater weiß davon – er sah, daß es Kazuki gut tut, wenn er bei mir ist und hat ihm vorgeschlagen, daß ich sein Geliebter werde. Um ehrlich zu sein, es hat mich überrascht, denn ich kenne auch Shagen und Shoga sehr gut, ich bin mit ihnen befreundet und ich habe auch einmal deinen Großvater kennengelernt. Was mich allerdings noch mehr überrascht, ist dein Verhalten, Kenjiro – gerade jetzt gleichst du deinem Großvater so sehr, nicht einmal Kazuki hat dies bisher so gut geschafft." Dies war keineswegs ein Kompliment an den Teenager, der auf der Hinterbank saß – es beunruhigte den Schamanen, denn er fühlte, daß Ken auf dem besten Wege war, so kalt und nur auf das Geschäft bedacht zu werden, wie es Kazuki vor ihrer Begegnung gewesen war.

Kazukis Griff am Lenker hatte sich deutlich verfestigt, es war seine Schuld, daß Ken so war. Der Teenager kuckte nun allerdings mehr als überrascht und bekam dann auch noch von Yuuki einen Knuffi an den Arm. "Du machst mir Angst, Ken-Chan ... und wenn Großvater es erlaubt, dann ist es schon gut." Ken bekam nicht mal bei dem Knuffi ein Wort heraus und hatte danach ebenso Probleme, etwas zu erwidern. "Ist das wahr, Vater ?" fragte er nach der langen Pause. "Ja, es ist wahr. Ich wollte euch eigentlich etwas langsamer darauf vorbereiten."

Das ließ Ki leise aufseufzen und er legte einen Moment lang beruhigend die Hand auf dessen Oberschenkel, ehe er wieder zu den beiden Jungs sah. "Das stimmt ... eigentlich wollten wir euch erst einmal die Gelegenheit geben, daß ihr euren Vater besser kennenlernt, ehe wir euch von uns erzählen. Unsere Geschichte ist ein wenig ... ungewöhnlich, doch ich kann euch versichern, daß meine Gefühle für euren Vater echt sind. Ich denke aber, das sollten wir in der Wohnung bei einer Tasse Tee klären, das Auto ist dafür ein klein wenig ungemütlich."

"Das ist mir durchaus recht." wisperte Ken und Yuuki seufzte leise, und das in dem Moment, wo auch Kazuki fast lautlos seufzte. Als sie in das Parkhaus fuhren, herrschte Stille zwischen allen und ebenso, als sie in den Lift stiegen und nach oben fuhren. Erst als sie eintraten und die Schuhe ausgezogen hatten, war etwas Leben da, denn Yuuki musterte neugierig das Penthouse seines Vaters. Er war wirklich noch nie hier gewesen, und man sah auch, daß es nicht wirklich kinderfreundlich eingerichtet war, denn es wirkte im großen und ganzen recht kühl und modern.

Auch Winddancer hatte seine Schuhe ausgezogen und seufzte leise, als er sich in der Wohnung umsah und schließlich mit einem leicht schiefen Lächeln wieder zu seinem Geliebten blickte. "Die Wohnung ist sehr ... interessant, Kazuki. Möchtest du, daß wir hierbleiben ?" Dies war das erste Mal, daß der ehemalige Callboy die Wohnung seines Geliebten sah und er war sich nicht sicher, ob es eine so gute Idee war, mit den Kindern hier zu wohnen.

"Nun ja..." murmelte Kazuki und musterte Yuuki, der sich nicht so recht wohlfühlte. Kenjiro fand es allerdings recht nett. "Ich finde die Wohnung schön ... schlicht und geradlinig." Da zeigte sich schon wieder, wie verschieden die Brüder waren, und wie sehr sein Ältester nach seinem Opa schlug. Sie glichen sich sogar ein wenig und Kazuki hatte einen ziemlichen Schreck bekommen, als er ein Bild von Naofumi als Teenager gesehen hatte. "Ich denke, wir bereden erst alles und fahren dann zu dir, Ki." Kazuki gefiel seine eigene Wohnung schon gar nicht mehr, er wollte sie eh bald aufgeben und ganz zu Winddancer ziehen.

Dies ließ den Halbindianer leise schmunzeln und er nickte, ehe er ein leises "Ich denke, das ist sinnvoller – schließlich sind die meisten deiner Sachen eh schon bei mir." zu ihm sprach und dann leise summend in die Küche ging, um ihnen einen Tee zu machen. Er wählte einen Asato-Tee, doch es war ein grüner Tee mit einem leichten Jasmin-Geschmack, der ihn ein wenig milder schmecken ließ. Kazuki und die beiden Jungs wollten sicherlich ein klein wenig alleine sein, und auf diese Weise störte er sie nicht.

Kazuki setzte sich derweil auf einen der Sessel und nickte zufrieden, als Kenjiro und Yuuki sich ebenso hinsetzten. "Also, ihr wollt sicher eine Erklärung haben ?" Yuuki nickte auf die Frage seines Vaters, während Ken ein leises "Ja, das würden wir gern." wisperte. "Nun ... euer Onkel Shoga hat mir die Telefonnummer von Ki gegeben, ich habe mich hin und wieder mit ihm getroffen, um zu ... entspannen." Er wählte die Worte etwas vorsichtiger, schließlich war Yuuki gerade erst zwölf. "Aha, entspannen ?" kam es sogleich von Ken, der die Brauen zusammengezogen hatte. "Und Großvater ist einverstanden ?" fragte er leise und Kazuki hatte wieder das Gefühl, er wäre in einer Geschäftssitzung und nicht privat bei seinen Söhnen. "Ja, er gestattet es."

Mittlerweile war auch Winddancer mit dem Tee fertig und stellte ihn samt vier Tassen auf ein Tablett, das er in das Wohnzimmer brachte und auf den Tisch stellte. Dann seufzte er und sah mit leisem Bedauern auf den älteren der beiden Brüder. "Wieso bist du so kalt, Kenjiro ? Wie ein Geschäftsmann. Dies ist dein Vater, und trotz seines höheren Alters konnte er sich ändern und ist fähig, seine Gefühle zu zeigen. Wieso kannst du es nicht, obwohl du jünger bist ?" Man hörte Ki an, wie sehr er dies bedauerte und er hob seine Hand, um den ernsten Jungen einen Moment lang mit den Fingerspitzen an der Wange zu berühren, ehe er kurz lächelte, aufstand und in die Küche zurückging, um ihnen wieder Zeit und Ruhe zu lassen, um zu reden.

Ken war überrascht von der Berührung und er errötete unbewusst, weil es so sanft und liebevoll gewesen war. Er fing sich aber rasch wieder, als er sich der Worte bewusst wurde. Sein Vater war so gewesen und sein Großvater ebenso, es war Wert darauf gelegt worden, denn Kazuki war der Nachfolger von Naofumi, und Ken würde dessen Nachfolger werden. Das war ihm schon von klein auf eingebläut worden. "Großvater hat so etwas immer untersagt. Daher führst du doch jetzt die Firma und nicht Onkel Shoga ... bitte erkläre mir das, Vater." Kazuki nickte und atmete kurz durch. "Großvater hat es gestattet, weil die Anziehung von Männern in der Familie liegt. Er selber hatte es sich untersagt als er heiratete, damit er die Familie weiterführen konnte." Ken blieb bei der Erklärung der Mund offen stehen. "Und warum hat Großvater dann Shagen verstoßen und Shoga nicht zum Nachfolger gemacht ? Und warum erlaubt er es jetzt, ich verstehe das nicht." Bei den Worten stand der Teenager auf und lief ein Stück, weil er unruhig war. "Es war ein Fehler, denke ich ... er dachte, er könne die Neigung damit ausmerzen ... aber an mir hat er wohl gesehen, daß es nicht geht, und es somit gestattet. Außerdem habe ich ja zwei wundervolle Söhne, die die Nachfolge der Familie sichern werden ... so hoffe ich es." Kazuki stand langsam auf und ging zu Ken, dann nahm er ihn in den Arm und drückte ihn an sich. "Bitte versteh mich, ja ? Ich weiß jetzt, es war ein Fehler, dich ebenso streng zu erziehen ... aber ich wusste es nicht besser." Das tat Kazuki wirklich leid und er hörte ein leises Seufzen seines Sohnes. "Dann muss ich auch heiraten, obwohl ... ich glaube, daß ich das nicht will." Hinter den Beiden hörte man ein Lachen, es war Yuuki, der alles aufmerksam mitbekommen hatte. "Dann hast du auch die Familienkrankheit ?"

Die ganze Zeit hatte Winddancer schweren Herzens gelauscht und horchte jetzt auf, als er die letzten Worte Kenjiros hörte. Nicht sicher, ob es gut wäre, kam er wieder ins Wohnzimmer und lächelte, als er sah, wie sein Geliebter den Sohn eng an sich hielt. Langsam kam er näher, bis er bei ihnen war, ehe er sich auf ein Knie herabließ und Ken verständnisvoll anlächelte. "Vielleicht gibt es einen Ausweg ... die Ehe deiner Eltern wurde über ihre Köpfe hinweg geschlossen, doch es gibt auch andere Möglichkeiten. Selbst, wenn man Männer mag, so ist es möglich, daß man sich eine Partnerin sucht, mit der man sich versteht und auf medizinischem Weg ein Kind zeugt. Oder du adoptierst ein Kind – auch das ist eine Möglichkeit, man muß sehen, was geschieht. Außerdem ist da ja auch noch dein Bruder, vielleicht empfindet er ja anders gegenüber Mädchen ?"

"Einer Adoption würde Großvater niemals zustimmen." murmelte Ken. "Aber das hat ja noch etwas Zeit." Kazuki nickte und lächelte erleichtert. "Und was Yuuki angeht, es wird wohl noch ein wenig dauern, bis rauskommt, welches Geschlecht er gern hat." Obwohl es gar nicht mehr solange dauern würde, zwei Jahre, dann war er schon vierzehn und die Pubertät kam meist schneller, als man meinen konnte. Nun gut, Shagen und sein Sohn waren echte Spätzünder gewesen, aber das war nun wieder eine andere Sache.

Leise schmunzelnd, nickte auch Winddancer und stand wieder auf, ehe er dem Sechzehnjährigen die Hand kurz auf die Schulter legte und noch ein "Ja, das hat noch Zeit ... und du kannst sie nutzen, um über dich und deine Neigungen nachzudenken." zu ihm zu wispern. Dann löste er sich und schenkte ihnen den Tee ein, der zum Glück noch immer heiß war, stellte ihnen die Tassen hin und lächelte entschuldigend. "Bitte verzeiht, daß ich von der Tee-Zeremonie eures Landes nicht viel verstehe ... es ist so anders als in meinem Land und ich möchte nichts falsch machen, indem ich es versuche."

"Das macht doch nichts, wir machen das auch nicht jedes Mal, wenn wir Tee trinken ... meist nur bei Besuch." Yuuki nahm seine Teetasse und setzt sich damit auf das Sofa. Auch Kazuki und Kenjiro setzten sich jetzt dazu und nahmen sich je eine Teetasse. "In England kippen sie Milch mit in den Tee." erwähnte Ken und zog bei dem Gedanken an den Geschmack die Nase kraus. Alles, was etwas befremdlich und nicht seiner Gewohnheit entsprach, war für ihn meist nichts. Kazuki ging derweil etwas Anderes durch den Kopf. Er würde später noch mal mit Naofumi sprechen müssen, es ging um die Sache mit Shagen, die noch nicht abgegessen war. Es war ihm in den Sinn gekommen, nachdem Ken gefragt hatte, warum Shoga nicht Nachfolger war und warum Shagen dann verstoßen worden war. Obwohl es ja einen Unterschied zwischen den Beiden gab, der nicht zu verachten war. Shagen hatte mit seinem Verhalten die Familienehre angekratzt und Shoga hatte dies nicht getan. Doch die Gedanken drängte er zurück, als Yuuki mit der Hand vor seinem Gesicht herumwedelte. "Vater, nicht träumen."

"Er träumt nicht ... er denkt gerade über sehr wichtige Dinge nach, die zu sehr danach drängen, überdacht zu werden, als daß man sie wieder vertreiben könnte." Die Stimme Winddancers war leise, doch er ließ sie ein wenig beruhigend schwingen. Als er verstummte, trat er hinter seinen Geliebten und begann, die verspannten Schultern zu massieren, lächelte, als er fühlte, wie Kazu sich langsam entspannte und wisperte schließlich leise zu ihm. "Sag mir, was du erledigen mußt, mein Herz ... ich fühle, daß dich etwas belastet, wie kann ich dir dabei helfen ?"

"Es geht um Shagen ... ich muss später nochmal mit Naofumi sprechen. Aber erst fahren wir zu dir, dort ist es gemütlicher." Kazuki berührte sanft die Hand von Ki und die Jungs lächelten leicht. Ihr Vater hatte sich wirklich sehr verändert. Früher wäre er gleich losgestürmt und hätte alles besprochen, und sie sahen auch, daß Ki ihm gut tat.

Zärtlich lächelnd, nickte der Braunhaarige und neigte sich zu Kazu, hauchte ihm einen sanften Kuß auf die Lippen und richtete sich wieder auf, um ihm noch ein wenig die Verspannungen herauszumassieren. Dann setzte er sich auf den freien Platz gegenüber und nahm seinen Tee auf, nippte sacht und schloß ein wenig die Augen, um den herrlichen Geschmack des Tees zu genießen. "Es ist immer wieder erstaunlich – egal, in welches Land man reist und welche Kulturen man nimmt, überall findet man Tee. Er ist so alt wie die Menschheit selbst – und er tut gut, fast, als wäre es im Innersten des Menschen gespeichert." Die Worte Winddancers waren sehr leise, doch man hörte ihnen an, daß er nicht nur den Geschmack damit meinte, sondern auch etwas, das tiefer ging ... ein generationenlanges, übertragenes Wissen um unausgesprochene Geheimnisse.

Und die japanische Kultur schätzte den Tee schon sehr, sehr lange, es war ein wichtiger Teil der Kultur. Daher wussten alle drei Japaner die Worte auch sehr zu schätzen. "Wenn du magst, dann zeige ich dir, wie die Zeremonie geht." bot Yuuki an und lächelte breit. Er kannte sie in und auswendig, denn es war eines der ersten Dinge, die er gelernt hatte. "Oder wir gehen alle zusammen in ein Teehaus." schlug Kazuki vor und Yuukis Augen strahlten. "Wirklich ? ... und können wir auch in ein Badehaus gehen ? Bitte, Bitte." Beides war zwar etwas, das in der westlichen Welt für Jugendliche nicht sonderlich aufregend war, aber für Yuuki und Kenjiro war es etwas Besonderes. "Wie wäre es dann, wenn wir nach Hokkaido fliegen und dort baden gehen ?" Yuukis Augen weiteten sich noch mehr und sein Grinsen reichte über sein ganzes Gesicht. Dort gab es natürliche Thermalquellen und die besten Bademöglichkeiten.

Die offensichtliche Freude der beiden Jungs ließ Ki schmunzeln und er nickte, ehe er Kazu antwortete. "Eine fabelhafte Idee, mein Herz – doch nicht mehr Heute, ja ? Morgen ist auch noch ein Tag und so können wir die Zeit besser nutzen. Aber ich freue mich schon darauf, das kennenzulernen ... ich bin zwar schon seit einigen Jahren in Japan, doch ich hatte noch nicht das Vergnügen, diese beiden Dinge zu erleben."

"Natürlich nicht Heute ... ich sage aber Heute schon dem Piloten Bescheid." Kazu stand auf und ging zu Telefon, um rasch Bescheid zu geben, daß morgen Nachmittag ein Flug nach Hokkaido anstand. Dann legte er auf und lächelte. "Also morgen um vier fliegen wir los. Aber jetzt fahren wir zu Ki." Nur gut, daß die Koffer der Jungs schon hier waren, ein Vertrauter hatte sie in das Penthouse gebracht. Die Jungs gingen auch gleich in das Zimmer und packten Kleidung zum Wechseln ein. "Ich bin froh, daß es so gut verlaufen ist." Kazuki war glücklich und kam dicht zu Winddancer, um ihn zärtlich zu küssen.

Der erwiderte den Kuß so zärtlich, wie er ihn empfing und kam ein wenig in die Arme des Stärkeren, genoß die Wärme und löste seine Lippen erst nach einigen Momenten wieder. "Ich auch, mein Herz ... ich hoffe, daß sie weiterhin so offen bleiben und mich vielleicht auch nach und nach akzeptieren können." Man hörte ihm an, daß er es sich erhoffte, denn er hatte die beiden Jungen schon jetzt sehr lieb gewonnen und er wußte auch, daß es wichtig war, daß sie sich vertrugen.

Kazuki lächelte sacht. "Also Yuuki hat dich jetzt schon sehr gern, du bist sehr interessant für ihn. Ken braucht noch ein wenig ... er kommt sehr nach Vater." Das war etwas, das ihn ein wenig bedrückte, aber es bedeutete auch, daß Ken einen sehr starken Charakter hatte.

"Ich weiß, mein Herz. Aber mach dir deshalb keine Sorgen, für ihn zählt, daß er sieht, daß es dir bei mir gutgeht und ich dich nicht ausnutze. Und das kann er am Besten in meiner Wohnung sehen." Mit diesen leisen Worten löste sich Winddancer wieder und hauchte seinem Geliebten noch einen Kuß auf die Lippen, ehe er von ihm wegtrat, zum Tisch ging und das Geschirr wieder in die kleine Küche brachte, um die Tassen und die Kanne auszuspülen, abzutrocknen und wieder in den Schrank zurückzuräumen.

Die Jungs hatten derweil Kleidung zum Wechseln in eine kleinere Tasche gepackt und unterhielten sich leise. Ken und Yuuki hatten Beide bemerkt, wie gut es ihrem Vater tat, daß er mit Ki zusammen war. Ihre Mutter war immer sehr kalt zu ihm und ihre Schwester hatte auch keinen Bezug zu ihrem Vater, auch wenn sie dessen Geschenke gern annahm. Als sie alles eingepackt hatten, kamen sie wieder ins Wohnzimmer und warteten nur noch auf Ki, der noch in der Küche war.

Sie mußten aber nicht lange warten, denn der ehemalige Callboy wurde schnell mit der Arbeit fertig und kam dann wieder ins Wohnzimmer, um ihnen zuzulächeln. "Wie es aussieht, sind wir fertig und können fahren. Ich hoffe, daß es euch Beiden bei mir gefällt, ich habe euch das Gästezimmer hergerichtet. Es ist doch recht, daß ihr Beide in einem Zimmer schlaft ? Oder ist es euch lieber, getrennt zu schlafen ?" Das war ein Punkt, an dem Winddancer ein wenig unsicher wurde, da er es gewohnt war, daß Geschwister, die so lange getrennt waren, auch zusammen in einem Zimmer schlafen wollten.

Beide hatten nichts dagegen, und so antwortete Ken ein leises "Das ist kein Problem.", bevor er seinen Tasche schulterte und zur Tür vorging, um seine Schuhe anzuziehen. "Dann sollten wir wohl los." murmelte Kazuki und schob Yuuki Richtung Tür, denn der hatte Ki schon wieder angestarrt und wollte gerade Luft hohlen, um noch etwas zu fragen. Wenn er erstmal loslegte, würden sie nicht wegkommen.

Auch Ki war schon bei der Türe und schlüpfte in seine Stiefel, zog seine Jacke an und hielt Kazuki die Seine auf, ehe er ihnen die Türe öffnete und sie vorgehen ließ. Erst, als sie wieder im Auto waren und losfuhren, seufzte Ki leise und drehte sich dann mit einem etwas scheuen Lächeln zu ihnen um. "Ich hoffe, ihr seid nicht zu überrascht – meine Wohnung ist nicht unbedingt das, was ein Japaner gewohnt ist. Ich komme aus Canada und ich habe mir die Wohnung so eingerichtet, wie ich es von meinem Zuhause gewohnt bin."

Yuuki war schon gespannt und auch Ken war innerlich doch recht gespannt, wie die Wohnung aussah. Der Jüngste war wirklich aufgeregt und versuchte, während der Fahrt stillzusitzen.

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