Balken01a


Kazuki und Winddancer 06
 

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Als sie angekommen und im Aufzug waren, konnte Yuuki kaum noch stillstehen, was dafür sorgte, daß Ken ihn mahnend ansah und leise zu ihm wisperte. "Steh doch still und sei nicht so ungezogen ... wir sind ja gleich da."

"Ich kann ihn verstehen, er ist jung und neugierig und noch nicht so beherrscht wie du, Kenjiro. Aber wir sind gleich da, siehst du ?" Winddancer zeigte auf die Anzeige, die nur noch zwei Etagen bis zum Penthouse anzeigte und nickte, als sie keine drei Herzschläge später ankamen und die Türen sich mit einem leisen Pingen öffneten. Ein kurzer Weg bis zu der Tür und nachdem der Halbindianer aufgeschlossen hatte, hielt er seinen Besuchern die Türe auf und bat sie freundlich herein.

Als die Jungs die Wohnung betraten, sahen sie sich gleich verblüfft um, denn schon im Vorraum hingen Felle. Noch im Kucken zogen sie sich ihre Schuhe aus und Ken fiel auf, daß hier schon einige Schuhe und Jacken von seinem Vater standen und hingen. "Ich wohne schon eine Weile hier ... seit euer Großvater es erlaubte." erklärte Kazu kurz und lächelte, als Yuuki in die Wohnung stürmte, um sich alles anzusehen.

Dies ließ Winddancer auflächeln - er folgte ihnen und schmunzelte, wenn der Jüngere die Felle und auch die Waffen und anderen Dinge, die an der Wand hingen, mit den Fingern betrachtete. Es war gut erkennbar, daß Yuuki vorsichtig blieb und so ließ ihn Winddancer auch, denn er wußte, wie faszinierend die mit Federn, Perlen und Krallen verzierten Rasseln, Reifen und auch der Haarschmuck waren, der neben den kostbaren Waffen hing. "Seht euch ruhig ungestört um – das erste Zimmer rechts ist das eure, ich stelle schon die Taschen rein." Mit den Worten nahm Ki die Taschen auf und brachte sie in das Zimmer und schmunzelte, als der Jüngere der beiden Brüder leise aufquietschte. Doch es war hörbar nur vor Freude und so ließ er Kazuki mit seinen Söhnen ein wenig allein, um in die Küche zu gehen und ein weiteres Mal einen Tee zu bereiten, doch diesmal eine eigene Mischung seiner Heimat.

Dann kam aber Yuuki und lächelte breit. "Kannst du auch mit Pfeil und Bogen schießen ? Und reiten und diese Rufe, von den Indianern in den Filmen ?" Er kannte es wirklich nur aus Filmen und das Ganze war mehr als nur interessant.

Ein klein wenig verdutzt hielt Winddancer inne, doch dann lachte er leise, drehte sich zu dem Jungen um und strich ihm einige widerspenstige Ponysträhnen aus den Augen. "Nun – ich bin kein Krieger, sondern ein Schamane. Ich kann reiten, doch ich kann nicht mit Waffen umgehen und auch keinen der Kriegsschreie. Aber ich weiß um viele Künste meines Volkes, denn ich komme aus einer langen Reihe von Schamanen. Bitte sei mir nicht böse, daß ich dir keine erfreulichere Antwort geben kann, Yuuki." Man sah ihm an, daß er den Jungen sehr ernst nahm – er wußte, daß die wenigsten Menschen die alten Kulturen Amerikas genauer kannten, und es freute ihn, daß der Junge so interessiert war.

Das machte Yuuki aber gar nichts. "Schamanen leben mit der Natur, nicht wahr ? Kannst du mit Bären sprechen und sie zähmen ?" Ken lachte im Wohnzimmer los, als er die laute Frage hörte und hatte sichtlich Mühe, sich wieder zu fangen. Sein Vater war ein Bär von einem Mann und Ki hatte ihn gezähmt. Warum sein Ältester so lachte, verstand Kazuki nicht so ganz, so komisch war die Frage ja auch wieder nicht gewesen.

Winddancer verstand es jedoch schon und schmunzelte leise, ehe er mit Yuuki zusammen wieder ins Wohnzimmer ging und für alle antwortete. "Nein, Yuuki ... auch wenn ich Schamamen kenne, die eine solche Kraft besitzen, doch sie sind sehr selten und sehr mächtig. Meine Fähigkeiten erstrecken sich auf andere Gebiete - wenn du es so nennen willst, so kann ich Menschen 'zähmen'. Ich verstehe mich darauf, die Harmonie in Körper und Geist zu wecken, die Wünsche zu sehen und auch tief verwurzelte Probleme zu lösen. Oft können ein offenes Ohr und Verständnis sehr viel bewirken und auch Bäder, Massagen, Tees, körperliche Befriedigung oder auch nur das Zeigen von Nähe heilen besser als manche Mittel, die es in der modernen Medizin gibt. Sicherlich bin ich kein Arzt – ich nutze die Fähigkeiten, die schon seit vielen hundert Generationen von meinen Vorfahren weitergegeben wurden, um Anderen zu helfen." Während Ki sprach, setzten sie sich auf die bequemen Sofas und für einen Moment verstummte der junge Schamane ... doch dann seufzte er leise und lächelte ein wenig wehmütig, als er wieder weitersprach. "Ich habe hier die Künste, die ich beherrsche, als Edelcallboy genutzt, da ich damit sehr viel Geld verdienen kann; es klingt jetzt vielleicht ein wenig abgedroschen, doch ich habe mit dem Großteil davon meine Heimatstadt versorgt. Auf diese Weise lernte ich auch eure Onkel Shagen und Shoga kennen und letztlich auch euren Vater – und schon früh nach unserem ersten Treffen habe ich damit aufgehört, meinen Beruf auszuüben, denn ich wollte nur noch für ihn da sein. Ich bekomme jetzt von ihm einen jeden Monat einen bestimmten Betrag auf mein Konto überwiesen – doch das ist lediglich dafür, daß ich auch weiterhin meine Heimatstadt versorgen kann. Meine Gefühle für Kazuki sind ehrlich – und ich würde auch bei ihm bleiben, wenn ich kein Geld von ihm erhalten würde. Ich weiß, daß ich nur sein Geliebter bin und ich verlange auch nicht mehr ... es ist wichtig, daß Kazuki weiterhin mit eurer Mutter verheiratet ist, sowohl für euch und eure Schwester, wie auch für den Ruf der Firma. Mir genügt, was ich bekomme ... und ich gebe ihm alles, das ich ihm geben kann."

Kazu hatte sich neben Ki gesetzt und seine Söhne setzten sich auf eines der anderen Sofas. Beide hörten interessiert zu und sahen auch, wie glücklich ihr Vater war. Yuuki hatte ja von Anfang an nichts gegen Ki gehabt, und jetzt nach dessen Worten hatte er ihn noch viel lieber. Ken verstand nun auch und akzeptierte es, denn daß Ki seinen Vater auch ohne das Geld liebte, war ein sehr gutes Zeichen. "Ihr liebt euch wirklich, nicht wahr ?" fragte er leise und sein Vater nickte sacht. "Er tut mir sehr gut, ich bin gerne in seiner Nähe." Kazuki und auch Ken wußten, daß er seinem Sohn eigentlich keine Rechenschaft schuldig war. Trotz allem erklärte er es ihm, damit Ken verstand.

Ein wenig erleichtert darüber, daß der ältere der beiden Jungs es so gut aufnahm, lehnte sich Winddancer an seinen Geliebten und schloß einen Moment lang die Augen, um die letzten Worte Kens und auch die Kazus noch ein wenig in sich klingen zu lassen. Ja, er liebte den Japaner – eine Tatsache, der er sich sehr schnell bewußt geworden war. Doch es war keine fordernde Liebe, sondern eine beruhigende und auch eine erfüllte – denn Ki begnügte sich mit dem, das er bekam; er wußte, daß er niemals ein wirklicher Gefährte für Kazu sein konnte, doch es machte ihm nichts aus. Die wenigsten seiner Vorfahren hatten je einen Gefährten – es war eine Tatsache, daß der Schamane meistens alleine blieb und sein Herz, seine Fähigkeiten und auch seinen Körper mit allen Männern des Stammes teilte. Eigentlich, wenn man es genau betrachtete, waren seine Vorfahren schon immer nur Geliebte gewesen – ein Schicksal, von dem Winddancer wußte, es annahm und doch glücklich war, da er nur für Kazuki da sein konnte.

Daß Ki an etwas Schönes dachte, konnte man deutlich sehen. Kazuki zog ihn etwas enger an sich und küßte ihn sacht auf die Lippen. Ken wurde etwas Rot und rettete sich rasch in seine Teetasse ... auch wenn es kein grüner Tee war, schmeckte er überraschend gut. Fruchtig und süß ... und das, ohne daß Zucker oder Honig drin waren, wobei Ken eigentlich keines von Beidem mochte. Yuuki mochte es eher süß und gab sich sich noch drei Löffel Honig in den Tee. Ken taten schon beim Zusehen die Zähne weh, aber das war eben Geschmackssache. Als sein kleiner Bruder aber noch einen Löffel Honig nehmen wollte, hielt er ihn auf. "Löffel doch gleich den Honig aus dem Glas." pflaumte er ihn an und Yuuki steckte den Löffel schmollend zurück ins Glas. "Dein Bruder hat Recht. Du schmeckst sonst gar nicht, wie gut der Tee ist." wisperte Kazuki.

Leise schmunzelnd hielt sich Winddancer heraus, denn er wußte gut, daß gerade jüngere Kinder am Liebsten alles süß haben wollten. Der Kuß hatte ihn ein wenig überrascht, doch er erwiderte ihn ebenso sanft, lächelte, als Kazu die Lippen wieder löste und genoß die Nähe seines Liebsten. "Wenn du möchtest, kannst du dir ja Morgen Honigbrote zum Frühstück machen, Yuuki ... habt ihr denn schon etwas gegessen ? Ihr seit ja sehr weit gereist, wenn ihr wollt, kann ich euch noch etwas zu essen machen."

"Ich hab schon einen ziemlichen Hunger." murmelte Yuuki und auch Ken nickte sacht. "Es wäre nett, wenn wir noch eine Kleinigkeit bekommen könnten. Ich hatte zwar im Flugzeug etwas, aber es ist schon eine Weile her." Ken antwortete etwas ruhiger, während sein Bruder schon vom Sofa aufstand. "Was machst du uns denn zu essen ? Auch was indianisches ?"

Dies ließ Winddancer leise lachen und er stand auf, strich dem jüngeren der beiden Brüder eine widerspenstige Ponysträhne nach hinten und nickte kurz auf dessen Frage. "In gewisser Weise ja. Ich werde euch eine Fleischsuppe auftauen, sie macht satt und ist trotzdem nicht zu schwer für die Nacht. Zwar ist eine Fleischsuppe etwas, das es in jedem Land gibt, doch wie und aus welchem Fleisch man sie bereitet, unterscheidet sich in den einzelnen Ländern." Dann berührte er Kazuki noch kurz an der Hand und ging in die Küche, nahm aus der Tiefkühltruhe vier kleine Tütchen heraus, legte sie in einen Topf mit Wasser und schaltete den Gasherd an, um sie langsam schmelzen zu lassen.

Yuuki war Ki gefolgt und nur langsam kamen auch die zwei Anderen nach. Der Kleine half eifrig, als der Tisch gedeckt wurde und als die Suppe fertig war, aßen die Jungs sie genüßlich. Es schmeckte durch das ungewohnte Fleisch etwas anders, aber es war interesant und die Suppe machte wirklich satt. Kazuki mochte die Suppe sehr gern und er freute sich auch immer, wenn Ki sie kochte. Neben dem Essen unterhielten sie sich noch, doch spätestens, als Yuuki herzhaft gähnte, wurde es Zeit zum Schlafengehen. Auch Ken wirkte müde und so standen die Jungen auf, verneigten sich und wünschten eine gute Nacht, bevor sie in ihr Zimmer gingen. Da sie das Gästezimmer hatten, waren sie sich sicher, daß ihr Vater bei Ki schlafen würde. So war es dann auch - nachdem das Geschirr gespült war, gingen Beide in das Zimmer, um sich leise hinzulegen.

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Früh am nächsten Morgen löste sich Winddancer langsam von seinem Liebsten, hauchte ihm noch einen sanften Kuß auf die Wange und schlüpfte dann in eine weiche Lederhose, um auf den Balkon zu gehen und von dort aus dem Sonnenaufgang zu beobachten. Gerade diese ersten Morgenstunden genoß der junge Halbindianer einen jeden Tag, egal zu welcher Jahreszeit und auch bei jedem Wetter. Dieser Morgen jedoch war etwas Besonderes ... nicht nur, daß er klar und selbst bei der Kälte einen wunderschönes Farbenspiel versprach, an diesem Morgen würden auch die Söhne Kazukis zum ersten Mal hier aufwachen.

Einer von ihnen war schon wach, denn Yuuki schnarchte ein klein wenig, weil er mit offenem Mund schlief. Ken zog sich leise eine Hose und ein Hemd über und schlich mit einem Buch aus dem Zimmer. Er wollte ein wenig lesen, bevor alle aufwachten und kuckte etwas erstaunt, weil die Balkontür offen stand. "Oh ... guten Morgen."

"Auch dir einen guten Morgen, Kenjiro ... daß du schon so früh auf bist ?" Leise lächelnd, kam Ki wieder in die Wohnung und schloß die Glastüre, ehe er zu dem jungen Japaner ging und einladend auf seine Küche wies. "Möchtest du einen heißen Tee ? Ich habe auch grünen Tee, wenn er dir besser schmeckt." Daß die Haare des Jungen kreuz und quer abstanden, weil er sich noch nicht gekämmt hatte, erwähnte der ehemalige Callboy nicht, denn er wollte ihn nicht in Verlegenheit bringen.

"Danke, ein grüner Tee wäre mir sehr recht." erwiderte Ken höflich und folgte Ki in die Küche. "Auch wenn der Tee Gestern interessant war." fügte er leise an und legte sein Buch auf den Küchentisch, bevor er sich hinsetzte. Die Küche und Wohnung war sehr westlich eingerichtet, und da Ken auf ein westliches Internat ging, war es ihm vertrauter als seinem kleinen Bruder. Daß ihm die Wohnung daher gut gefiel, sagte er allerdings nicht.

Ein leises "Aber gerne." antwortend, nickte Ki und setzte das Wasser auf, ehe er zwei Tassen mit passenden, kleinen Porzellansieben aus dem Schrank holte, in den einen Sieb losen grünen Tee und in den anderen eine Mischung für sich gab. Dann goß er das inzwischen heiße Wasser über den Tee und nickte, ehe er nach ein paar Momenten die Siebe herabnahm, auf die Seite legte und mit beiden Teetassen an den Tisch kam und sich setzte. "Hier, Ken ... er ist auch nicht gesüßt. Es ist ein Tee eurer Firma." Er ließ dem Jungen die Möglichkeit, sich Zeit zu lassen ... und er ließ ihm auch die Möglichkeit zu fragen, denn er wollte ihn nicht drängen.

Zuerst trank Ken einen Schluck. Die Marke seiner Familie erkannte er schon am Geschmack, denn er mochte sie wirklich gerne. "Wie habt ihr euch kennengelernt ?" fragte er dann doch und stellte das Glas wieder auf den Tisch zurück.

Winddancer ahnte, daß den jungen Nachfolger die kurze Erklärung, die er ihm und dessen Bruder am Vorabend gegeben hatte, nicht ganz genügte ... und er hatte schon mit dieser Frage gerechnet, so daß er jetzt nur sanft lächelte und einen Schluck Tee genoß, um für einen Moment seine Gedanken zu sammeln. "Ich sprach es Gestern ja schon an ... bis vor einiger Zeit war ich ein Edel-Callboy und kannte auch schon deine beiden Onkel, sie waren öfters bei mir. Auch deinen Großvater habe ich einmal kennengelernt, es war allerdings auf einem Empfang, zu dem ich Shoga begleitete. Und Shoga war es auch, der deinem Vater bei einem Telefonat meine Nummer und den Ratschlag gab, einmal zu mir zu kommen – dein Vater war zu diesem Zeitpunkt völlig überarbeitet und stand knapp vor einem 'Burnout', es war höchste Zeit, daß er einmal abschalten konnte. An unserem ersten Abend tat ich nicht mehr, als ihn mit einem Öl zu massieren ... und ich war ohne Hintergedanken für ihn da, so daß er sich endlich einmal entspannen konnte. So verlief es auch die nächsten Male, da mein Hauptaugenmerk nicht auf dem Sex liegt, wie es so viele Callboys bevorzugen. Mir war wichtiger, daß dein Vater sich entspannen und erholen konnte und Jemanden hatte, mit dem er reden konnte – Jemand, der für ihn da war, ohne etwas fordern. Eine Aufgabe, die meine Vorfahren schon immer erfüllten und bei deinem Vater tat ich es besonders gerne, da ich mich langsam in ihn verliebte. Nach einer Weile merkte ich jedoch, daß es tiefer wurde und so löste ich mich von den anderen Kunden ... ich ließ mir eine andere Handynummer geben und war nur noch für ihn da, so wie er mich durch den Rat deines Großvaters als Geliebten nahm und wir ein festes Paar wurden." Als Ki nun verstummte, nahm er einen sachten Schluck des wohlriechenden Tees und lächelte, da sein junges Gegenüber nachdachte und man die Gedanken deutlich in seinen Augen sehen konnte. Zumindest für Jemanden, der dies deuten konnte – und das war eines der Dinge, die der junge Schamane am Besten vermochte.

Jemand, mit dem man reden konnte ? So Jemanden brauchte Ken auch irgendwie und das sah man ihm im ersten Moment an. "Wenn ich dir etwas erzähle, versprichst du, daß du es Vater nicht erzählst ?" Der Junge hakte nach, und blickte hoffnungsvoll in die Augen des Anderen.

"Natürlich, mein Junge – die einzige Ausnahme wäre, wenn das Leben eines Anderen auf dem Spiel stünde ... doch ich denke, das würdest du deinem Vater sagen. Was liegt dir denn auf dem Herzen ? Ich verspreche dir, daß es unter uns bleibt, Ken ... und daß ich mir kein Urteil bilde, sondern versuche, dir mit meiner Erfahrung zu helfen." Winddancer fühlte, daß dies schon seit Längerem in dem jungen Mann, der vor ihm saß, zu schwären schien – und so neigte er sich ein wenig vor, drückte beruhigend die Hand des Jüngeren und lächelte dabei aufmunternd.

Trotzdem zögerte Ken noch einen Moment und starrte auf seine Hand, die in der von Winddancer lag. "Ich weiß, daß ich Männer mag, aber ... na ja, die Jungen an meiner Schule interessieren mich nicht so. Ich finde ältere Männer interessant." Dafür schämte er sich ein wenig, weil er noch so jung war.

Nun doch ein wenig überrascht, hob der junge Schamane eine Braue – doch dann lächelte er und neigte sich ein wenig vor, strich mit sanften Fingerspitzen die Ponys aus der Stirn des Jüngeren und antwortete ihm nach einem Moment des Nachdenkens. "Man muß nicht immer die Männer mögen, die im gleichen Alter sind ... im Gegenteil, manchmal ist gerade die Stärke und Erfahrung eines Älteren viel reizbarer als das Ungestüm der Jugend."

"Aber es sind Männer, die zehn und mehr Jahre älter sind, als ich. Ist das nicht seltsam ?" Ken stellte sich das Bild vor, er ein junger Kerl in den Armen eines Mannes, der deutlich älter war. "Das ist fast wie in den Manga, die man Shota nennt ... obwohl nicht ganz, aber ... du weißt schon." Ken stammelte vor sich hin und seufzte leise. "Wenn Onkel Shoga ein Fremder wäre, würde ich auf ihn stehen ... und ich finde ihn auch sehr interessant."

Das ließ Winddancer ein weiteres Mal schmunzeln, ehe er mit einem sanften "Laß uns doch wieder in das Wohnzimmer gehen, Hm ?" aufstand und auch ihre Teetassen mitnahm. Erst, als sie auf der bequemen Couch saßen, betrachtete er den Jüngeren und lächelte sanft, als er ihm ein weiteres Mal die vom Schlaf wirren Haare glättete. "Wenn es dein Bruder wäre, dann wäre es Shota – doch du bist schon sechzehn, da ist das schon ein wenig anders. Und wenn ich ehrlich bin, du hast einen wirklich sehr guten Geschmack, Ken ... Shoga ist ein Traum und ich kann verstehen, daß sein Gefährte ihn nur für sich selbst möchte. Auch mir geht es ähnlich – dein Vater ist fast zehn Jahre älter als ich und seine erfahrene Männlichkeit fasziniert mich immer wieder aufs Neue."

"Vaters Figur ist mir zu kräftig, ich denke auch nicht, daß ich mal so werde wie er. Ich denke, ich werde eher wie Shoga." Da machte er sich nicht wirklich Hoffnungen, denn man sah schon jetzt, daß er nicht die Anlagen seines Vaters besaß. "Aber das finde ich nicht schlimm." Ken lächelte warm, denn er mochte seinen Körper. "Danke, daß du mir zugehört hast, jetzt fühle ich mich besser."

Das brachte Winddancer dazu, wieder sacht zu lächeln und er nickte, als er sich näherneigte, ihm einen sanften Kuß auf die Stirn gab und danach ihre Teetassen ineinanderstellte. "Dafür bin ich da, Ken ... und das jederzeit. Wann immer du Fragen hast, du kannst mich anrufen – und sollte ich wirklich einmal mit deinem Vater beschäftigt sein, so rufe ich umgehend zurück, das verspreche ich dir. Und habe keine Scheu vor deinen Fragen, Ken – denn nur so kannst du lernen und das ist wichtig, damit du sicherer wirst. Möchtest du denn noch ein wenig schlafen ? Es dauert noch ein oder zwei Stunden, ehe dein Bruder und dein Vater aufwachen ... und die Ruhe tut dir gut." Der junge Schamane meinte seine Worte trotz des liebevollen Lächelns sehr ernst – denn dadurch, daß er nun Kazukis Geliebter war, reichte seine Sorge auch zu dessen Söhnen weiter, obwohl er ihnen auch ohne diesen Umstand jederzeit geholfen hätte.

Durch den Kuss war Ken das Blut in die Wangen geschossen, Winddancer passte nämlich gut in sein Vorliebenschema. "Ich lese noch ein wenig ... ich bin durch das Internat, in dem ich bin, gewohnt, früh aufzustehen - ich gehe in England auf die Schule." Dort lernte er alles, was er wissen musste, um später vielleicht die Firma übernehmen zu können. "Ich möchte auch mal die Firma leiten können."

"Das wirst du, mein Junge – du hast jetzt schon sehr viel Stärke und Charisma. Ich störe dich dann auch nicht länger und bin wieder auf dem Balkon, ein wenig meditieren ... falls du möchtest, du kannst dir auch noch eine weitere Tasse Tee holen." Während er sprach, ging Winddancer in die Küche und stellte die Tassen in die Spüle, ehe er wieder ins Wohnzimmer kam und Ken zärtlich über die Wange strich. Dann ging er wieder auf den Balkon, um sich dort in den Schnee zu knien und die Hände auf die Oberschenkel zu legen, die Augen zu schließen und die ersten Sonnenstrahlen auf der nackten Haut seines Oberkörpers zu fühlen.

Ken sah ihm nach und atmete kurz ziemlich tief durch. Ki sah ziemlich heiß aus mit dem nackten Oberkörper, aber er gehörte zu seinem Vater, also konzentrierte sich der Junge wieder auf sein Buch und fing an, zu lesen. Innerlich freute er sich irgendwie auf den Besuch der Thermen und in der kurzen Zeit hatte er seinen Vater besser kennengelernt, als in all den Jahren zuvor. "Ich gönne es ihm."

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