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”Winter’s Shadow” 04
 

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Rajae hatte nur wenig geschlafen in der Nacht und war auch früh genug wach, damit er bereit war, um Cayos Wünschen gerecht zu werden. Er hatte die Nacht über noch mit Toola gesprochen. Er mochte den Elfen, denn der war bisher immer sehr nett zu ihm und achtete ihn ein wenig. Was der Elf ihm sagte, hatte er aufgesaugt wie ein Schwamm und so war er nun hellwach, hatte schon gegessen und auch schon das Bad angeheizt und etwas zu Essen für Cayo besorgt. Er überlegte, ob er etwas vergessen hatte und sah sich um. Mit Toolas Hilfe wusste er auch, wie man die Sachen des Herren ordnete und fand, was man brauchte. Er wusste auch, was es mit dem Kästchen auf sich hatte. Toola hatte es ihm erzählt, es waren dort Nadeln, Gifte und Gegengifte drin, etwas, womit er möglichst Nichts zu tun haben wollte. Jetzt war er allein im Zimmer und hatte alles gerichtet und so setzte er sich ans Fenster und sah hinaus, wie der Schnee auf den Hof fiel und die Wachen auf den Zinnen herummarschierten, damit ihnen nicht zu kalt wurde.

Völlig lautlos öffnete Cayo die Türe und trat ein - ebenso lautlos schloß er die Türe wieder hinter sich und kam näher, betrachtete seinen neuen Leibdiener und ein kurzes Lächeln stahl sich auf seine Züge. Der junge Lord war sehr zufrieden ... das Treffen mit Noemi war zu ihrer beider Verwunderung mehr als nur befriedigend verlaufen und danach hatte Cayo die rauhe Zuwendung von Onderon und Tark mehr als nur genossen, ehe er schließlich in einen ruhigen, tiefen Schlaf gefallen war. Nun in seinem Zimmer angekommen, freute es ihn, daß Rajae von selbst daran gedacht hatte, zu heizen, das Bad zu richten und auch ein reiches Frühstück für ihn zu bringen, das nicht Gefahr lief, kalt zu werden. Langsam trat der junge Lord hinter seinen neuen Diener und strich ihm sanft von hinten über die Wange, ehe er leise zu ihm wisperte. "Du lernst sehr schnell, Kleiner ... und ich freue mich schon auf das Frühstück und das Bad. Hast du schon gegessen ?"

Rajae erschrak, als er die Hand an seiner Wange fühlte und drehte sich herum. "Ja, habe ich, Herr. Ich hab auch Fleisch gegessen." Versicherte er Cayo und sah ihm zögernd in die Augen. Erleichtert konnte er feststellen, daß sie nicht rot waren. "Toola hat mir erklärt, worauf ich achten muss... Ich hoffe, ich mache es besser, als Gestern." fügte er leise an und strich sich, fast als wäre es aus Verlegenheit, eine lange Haarsträhne hinters Ohr. Er trug sein Haar selten offen, aber er ließ es so, da er nicht wusste, ob es erwünscht war, daß er es zusammenband. Onderon hatte es immer gewollt, daß er es offen ließ.

Fast im selben Moment nahm Cayo seine Hand weg und ballte sie zu einer leichten Faust - entspannte die langen Finger jedoch sofort wieder und seufzte, ehe er sich abwandte und an den Tisch setzte. "Du lernst schnell - das ist gut. Frage Toola, wann immer du kannst, solange wir noch hier sind - und lasse die Haare offen, ich mag das. Und hör auf, sie so nach hinten zu streichen, das ... ich mag das nicht." Ohne weiter darauf einzugehen, wandte der junge Lord sich nun dem Frühstück zu - die leichte Kühle, die er noch bei seinen Worten gezeigt hatte, legte sich nur langsam wieder, als er sich beim Essen entspannte und wieder ruhiger wurde.

Die silbernen Augen Rajaes wurden einen Moment traurig und fragend. Er fragte sich, was er falsch gemacht hatte, doch er hatte keine Idee. Dabei hatte er gedacht, daß es nun besser werden würde. Die nächste Frage, die er sich stellte, war, warum er so berührt war von den Abweisungen, doch die Frage verging, als er aufstand. "Ich werde es nicht wieder tun, Herr." Gerade wollte er es wieder unbewusst tun, doch er ließ seine Hand wieder sinken. "Ich sehe kurz nach dem Bad, Herr." wisperte er und ging ins Bad, um noch einen Holzscheit in den Ofen zu legen.

Ein leises, wesentlich freundlicheres "Das ist gut, Kleiner." wehte ihm noch hinterher - dann widmete sich Cayo wieder seinem Frühstück und stand schließlich auf, als er damit fertig war. Dann ging er zu seinem Bett und zog sich aus - betrat anschließend das Bad und nickte zufrieden, ehe er dem Kleineren kurz mit den Handrücken über die Wange strich und in das Bad stieg, das dieser gerade eingelassen hatte. Leise aufseufzend, sah man sofort, wie gut ihm das heiße Wasser tat - entspannt legte er sich zurück und lächelte unwillkürlich, ehe er die Augen aufschlug und zu dem Kleineren sah, jedoch noch immer dabei lächelnd. "Bring mir bitte das Kästchen, von dem ich Gestern sprach - aber sei vorsichtig damit, ja ?"

"Ja, Herr." Mit den Worten stand Raj auf und ging sogleich ins Zimmer, um das Kästchen zu hohlen. Da er nun wusste, was sich darin befand, war er mehr als vorsichtig. Da Gifte teuer waren und Gegengifte noch viel wertvoller, wollte er nicht, daß ihm etwas kaputt ging. Mit dem Kästchen kniete er sich vor den Badezuber und hielt es so, daß Cayo es ihm abnehmen konnte.

Jener nickte nur zustimmend, als er die Vorsicht sah, mit welcher der Kleinere das Kästchen behandelte - öffnete es nun und nahm eine der Nadeln, deren Glasköpfchen mit einem grünlich schimmernden Inhalt gefüllt waren, heraus. "Sieh, Kleiner - das ist es, was ich dir zu erklären versuchte. Das ist das Gift der Setelai ... das tödlichste Gift in dieser Welt. Es gibt nur einen Ort, wo diese Schlangen leben - die unterirdischen Katakomben und die Zimmer meiner Familie in unserem Schloß, dem Gildenschloß der Assassinen. Morian selbst hat sie meiner Familie und damit den Assassinen zum Geschenk gemacht. Nur meine Familie und die engsten unserer Diener sind immun dagegen - und nur wir können das Gegengift fertigen. Die Mitglieder meiner Familie nehmen immer wieder ein wenig des Giftes zu sich, damit die Dosis in unserem Blut erhalten bleibt - unser Blut ist selbst ein Gift, das höchste Schmerzen bereitet oder sogar töten kann. Das ist der Grund, warum ich dich dazu zwinge, etwas kräftiger zu werden - ich möchte nicht, daß ein Unfall passiert, weil du noch nicht fähig warst, das Gegengift zu nehmen." Dann verstummte er wieder und stach die Nadelspitze in seine Schlagader - seufzte leise und lächelte unter dem Gefühl, als das Gift langsam aus dem Glasköpfchen der Nadel in seine Blutbahn rann.

Raj unterdrückte ein Zittern, da er noch immer das Kästchen in den Händen hielt. Jedoch lief ihm ein eisiger Schauer über den Rücken, als er sah, was Cayo tat und vor allem, wie er es tat. Das Lächeln auf den Lippen war ziemlich unheimlich und er selber mochte sich noch gar nicht vorstellen, was wäre, wenn er ein Gegengift bekommen würde.

Leise und zufrieden aufseufzend, öffnete der junge Lord seine Augen - einen Moment lang schien das dunkle Lila fast zu brennen, ehe dieser Ausdruck schwand und nur ein weiches Schimmern erhalten blieb. Dann legte er die Nadel wieder zurück, doch diesmal in ein kleines Schächtelchen innerhalb des Kästchens - schloß das Kästchen schließlich und nickte unmerklich, daß Raj es wieder wegbringen könnte, ehe er die Augen wieder schloß und sich zurücklehnte, um das Bad zu genießen.

Raj tat es auch sogleich und stellte das Kästchen wieder dorthin, wo er es geholt hatte. Einen Moment später konnte Cayo dessen sanfte Hände fühlen, die ihn zu massieren begannen. Raj wollte nicht, daß er wieder wütend wurde. Innerlich tobte es in ihm. Ja, er war ganz Sklave, fast gebrochen und tat, was man ihm sagte. Etwas, das er bis vor einer Woche wohl nicht getan hätte. Er überlegte aber auch und fasste sich ein Herz. "Herr ?...Ich würde euch gern etwas auf der Flöte vorspielen, wenn ich darf."

Cayo hatte das Massieren mehr als nur genossen und war mehr als nur entspannt .... sah bei der Bitte zu dem Kleineren hoch und musterte ihn ein wenig, ehe er unmerklich nickte. "Hol sie dir - und spiele etwas Leichteres, das mich entspannt bleiben läßt. Und denke daran .... du darfst sie nur spielen, wenn ich es dir erlaube."

"Ja, Herr...Ich danke euch." Rajae strahlte regelrecht, er hatte es so vermisst und war überglücklich, daß er spielen durfte. So erhob er sich leise und holte seinen kleinen Schatz aus dem Futteral. Mit den Fingern strich er über den Kratzer, den Tark hinterlassen hatte. Irgendwie fand Raj, daß er seine Flöte entstellt hatte und es tat ihm weh, den Kratzer immer sehen zu müssen. Doch damit hielt er sich nicht auf, er kam ins Bad zurück und hockte sich hin. Kaum, daß seine Lippen die Flöte berührten, erklang eine leise ruhige Melodie aus Shunbun. Es war eines seiner Lieblingslieder und er spielte es sehr gern. Die Töne der Flöte waren hoch und fein und doch nicht schrill, sondern so beruhigend, wie Cayo es wollte.

Die Augen wieder schließend, lauschte der junge Lord der leisen Melodie und unwillkürlich erwachte ein sanftes, warmes Lächeln auf seinen Zügen ... man sah ihm an, daß ihm die Musik gefiel und er sich noch weiter entspannte, es wirklich genoß, seinem neuen Sklaven zuzuhören. Erst, als die leisen Töne ausklangen, bat er ein leises "Spiele noch eins ... vielleicht ein wenig tiefer ...", ehe er wieder verstummte und darauf wartete, daß Raj seinem Wunsch nachkam.

Bei den Worten öffnete Raj seine Augen, das Silber strahlte regelrecht und er nickte. "Sehr gern, Herr." wispernd, spielte er ein anderes Lied. Auf Wunsch war es etwas tiefer und es forderte ein Gutteil von Rajaes Können, um es zu spielen, da es sehr schwierig war.

Der junge Lord hielt die Augen auch weiterhin geschlossen und blieb ruhig in seinem heißen Bad ... doch man sah ihm an, daß er das Spiel des Kleineren genoß, den leichten Fluß der sanften Flötentöne, die ihn umwehten. Erst, als das Lied ausklang, öffnete Cayo seine Augen ... weich leuchtete das dunkle Lila darin zu Rajae und er nickte, ehe er eine Hand hob und ihm sacht über die Wange strich. "Ich mag dein Flötenspiel, Kleiner ... wenn du weiterhin so gefolgsam bist, darfst du mir jeden Abend vorspielen."

Rajae schmiegte sich leicht in die Hand und öffnete die Augen. Sie leuchteten noch immer ein wenig und er sah zu Cayo auf. "Das ist ein Ansporn, mich zu bessern, Herr." Das Lob tat ihm wirklich gut, und wieder erwachte dieses komische Gefühl in ihm, ein Gefühl, das er nicht deuten konnte.

Leise schmunzelnd nickte Cayo bei den Worten ... streichelte sanft durch die weichen Haare des Schlankeren und betrachtete ihn, ehe er ihn zu sich herabholte und zärtlich küßte. "Wenn du so natürlich und ungezwungen bist und deine Augen strahlen, bist du wunderschön, Rajae ... hole mir das Handtuch, ja ? Ich möchte aus dem Wasser, es beginnt, abzukühlen ... und danach noch ein wenig ruhen, die Nacht war sehr anstrengend für mich." Leise, direkt an die weichen Lippen des Kleineren gewisperte Worte ....

Dem Kleineren schlug das Herz bis zum Hals, er war so nahe und doch so fern, Cayo war nun sein Herr und nicht mehr. "Wie ihr wünscht, Herr." antwortete er leise und lächelte, als Cayo ihn entließ und er das Handtuch holte, das er vorsorglich neben den noch warmen Ofen gelegt hatte.

Langsam und geschmeidig erhob sich der junge Lord aus der Wanne und nickte, als ihm Raj das Handtuch aufhielt - stieg heraus und ließ sich von ihm abtrocknen, ehe er ihm noch einmal kurz über die Wange strich und dann zurück in das Zimmer ging. Als er sich dann hinlegte, seufzte er leise - trug Raj noch auf, ihn zum Mittagessen zu wecken und fiel in einen leichten, doch erholsamen Schlaf, um die entgangenen Stunden in der Nacht aufzuholen.

Rajae setzte sich, nachdem er das Bad ausgelassen hatte und alles gesäubert hatte, ans Fenster und sah wieder hinaus. Unbewusst kämmte er sich mit den Finger durch die langen Haare und strich sie, nachdem er sie so geglättet hatte, wieder nach hinten zurück. Bis zur Mittagszeit blieb er dort und erhob sich dann, um essen zu gehen und das Essen Cayos zu holen. In der Küche aß auch gerade Toola und so hatte er noch ein paar Minuten, um mit ihm zu reden, bevor er mit einem beladenen Tablett wieder ins Zimmer zurückkehrte. Ziemlich lautlos richtete er es an und legte dann eine frische Hose und ein Hemd bereit, bevor er sich neben das Bett kniete und leise sprach. "Herr ?...Das Mittagessen."

Cayo war schon aufgewacht, als er den jungen Sklaven wieder hereinkommen hörte - er hatte ihn unauffällig beobachtet, wie er das Essen und die Kleidung richtete und innerlich zu dem gehorsamen Fleiß des Kleineren genickt. Erst jetzt öffnete er seine Augen völlig und lächelte sanft - strich ihm leicht über die Wange, während er sich aufrichtete und nahm eine der Haarsträhnen des Sklaven in seine Hand, ehe er unmerklich nickte. "Du solltest sie dir bürsten - in der kleinen Tasche dort hinten sind einige deiner alten Sachen, auch deine Bürste liegt darin. Ich möchte nicht, daß du ungekämmt bist ..."

"Meine ?... Herr." Rajae wirkte mehr als überrascht. Das hatte er nicht erwartet. "Ich hätte gedacht, der Gastwirt hat sie einkassiert... Danke, Herr." Er lächelte leicht auf und ging dann zu der Tasche, um sich seine Bürste zu holen. Es waren wirklich seine Sachen, seine Seife und alles, was er so bei sich gehabt hatte.

"Du unterschätzt mich, Kleiner - ich habe schnell rausbekommen, wo du gewohnt hast und dein Gepäck geholt. Die Kleider habe ich an Onderon verkauft, ebenso wie den Schmuck - dafür hast du jetzt keine Verwendung mehr. Aber diese Dinge habe ich behalten, ebenso wie die wenige Männerkleidung, die du hattest, bis du eine bessere Kleidung erhältst, wirst du damit auskommen müssen ... leider. Während ich esse, kannst du dich ein wenig herrichten - danach ... sehen wir weiter." Leise sprechend, während er sich ankleidete, zeigte Cayo bei dem Verstummen noch ein Lächeln - dann drehte er sich um und nahm an dem kleinen Tisch Platz, um sein Essen zu genießen.

Daß Alles verkauft war, schmerzte ihn doch ein wenig, aber er brauchte es ja wirklich nicht mehr und so kniete Raj sich auf den Boden und nahm die Bürste auf. Mit einer kurzen Bewegung des Kopfes schaffte er es, daß sein Haar über die linke Schulter fiel und er strich es noch etwas zu sich hin, bevor er anfing, es sacht zu bürsten. Nach einem Strich mit der Bürste strich er mit der Hand nach, immer und immer wieder und so ordnete er Strähne um Strähne und sein Haar nahm rasch ein sachtes Schimmern an. Er wirkte fast verträumt dabei, verbot sich aber, leise zu summen, wie er es sonst immer tat.

Zuerst achtete Cayo nicht so sehr auf das, was sein Diener tat, doch nach einer Weile konnte er es nicht mehr übersehen .... je länger Rajae seine Haare auf eindeutig weibliche Art bürstete, je mehr erkaltete der Blick und auch das Gesicht des jungen Lords, bis er schließlich seine Gabel auf das Brett warf und kalt zu ihm sprach. "Hör auf ! Es widert mich an, dir dabei zuzusehen - mach das, wenn ich nicht hier bin, verstanden ?!"

Rajae zuckte zusammen bei den lauten Worten und sah auf. Es schauderte ihm bei dem kalten Blick und seiner wurde wieder trauriger. "Ja, Herr." Er legte die Bürste rasch beiseite und stand auf, um die Teller abzuräumen. Er war wieder nervöser, das bemerkte man und so brachte er das Geschirr rasch in die Küche, in der er Toola wieder traf. Da Beide den gleichen Weg wieder hinauf hatten, sprach Toola ihn auf seine Nervosität an und er erklärte rasch, was vorgefallen war. Daß Toola plötzlich lachte, verwirrte Rajae sichtlich. "Weil du dich wie eine Frau benimmst, reagiert er so... Sieh ein wenig ihm und anderen Männern zu und beweg dich anders.. merke dir, wie er auf dich reagiert, wann er dich anlächelt und was du machst, wenn er wütend wird. ...versuch ein Mann zu sein und gewöhne es dir an." erklärte der Elf, drückte Rajae dann ein Kuss auf die Wange und verschwand in einer anderen Tür. Raj war nun ein klein wenig klüger und trat dann wieder in das Zimmer Cayos ein und kniete sich nieder. "Ich habe mit Toola gesprochen, er hat mir erklärt, was ich falsch mache und ich werde versuchen, mich zu bessern, Herr."

Ein leises "So ? Hat er das ?" wispernd, sah der junge Lord zu dem Kleineren herab - er hatte sich währenddessen auf einen der Sessel gesetzt und damit begonnen, eines seiner Bücher zu lesen und es nun beiseite gelegt, als Rajae wieder reingekommen war. "Ich hoffe es, Kleiner ... es ... manchmal komme ich mir so vor, als ob du noch immer dein Spiel mit mir spielen würdest und das kann ich nicht leiden, Kleiner. Du bist nun mein - und wenn du so bist wie vorhin im Bad, dann habe ich dich auch gerne als meinen Diener. Es ist nur ... ich kann dieses Spielen, dieses weibische Getue nicht leiden. Also laß es. Verstanden ?" Trotz der härteren Wortwahl blieb seine Stimme sanft und auch seine Augen blieben in dem weichen Lila ... daß sich Rajae so bereitwillig entschuldigte, reumütig schien und auch Toola um Rat gefragt hatte, zeigte ihm, daß es scheinbar doch nicht böse gemeint gewesen war.

"Bitte, darf ich etwas erklären, Herr ?" Raj fragte leise und senkte den Blick. "Ich bin nicht wie ein normaler Junge aufgewachsen, Herr. .. Meine Mutter hat mich allein aufgezogen und glaubte an eine alte Sage aus Shunbun.. Wenn man einen Sohn wie eine Tochter aufzieht, so sei er von den Göttern behütet... Ich wurde als Frau erzogen. Auch sie war Diebin und ich habe von ihr gelernt. ..Und ich habe auch von ihr nie Fleisch bekommen, sie meinte, es wäre nicht gut und ich wusste es nie besser... Ich werde mich bessern und lernen, ich verspreche es euch, Herr."

Leise bei den Worten aufseufzend, nickte Cayo - schloß kurz die Augen und nickte erneut, ehe er das Buch zuklappte und völlig zur Seite legte. "Ich verstehe ... weißt du - auch wenn ich es gemäß meinem Beruf muß, ich mag es nicht, mit Frauen umzugehen oder mit ihnen die Felle zu teilen. Wann immer es geht, meide ich Frauen - hole mir Erholung und Vergnügen bei einem Mann. Noemi war eine erfreuliche Ausnahme, da sie keine der gezierten Verhaltensweisen einer Frau zeigt ... wenn ich nicht arbeite, dann reagiere ich sehr empfindlich darauf. Weißt du - eine der Grundregeln meiner Familie ist eine sehr, sehr Wichtige - die Wichtigste überhaupt in meiner Familie. Es gibt keinerlei Liebe außerhalb der Familie - und es darf auch keine Gefährtin oder einen Gefährten geben, da dies zu gefährlich wäre. Wir zeugen unsere Söhne mit fremden, doch würdigen Frauen und nehmen sie nach der Geburt mit uns - ziehen sie auf und wenn sie ein entsprechendes Alter erreicht haben, werden wir ... Gefährten. Immer der Vater mit dem Sohn - bis der Vater stirbt und der Sohn die Nachfolge antreten muß und selbst Söhne zeugt. Seit es meine Familie gibt, ist es so getan worden, eine Regel, die Morian selbst uns gegeben hat. Das Einzige, das ich dir geben kann, ist meine Zuneigung, Kleiner ... doch die erhältst du nicht, wenn du dich wie eine Frau benimmst." Während der ganzen Zeit ruhte der Blick der weichen, lilanen Augen auf dem Kleineren - bei den letzten Worten huschte noch ein Lächeln über die Lippen Cayos und zeigte, daß er ihm nicht böse war.

Der Kleinere lauschte ruhig den Worten seines Herren und sah dann ein wenig auf. "Ich verstehe, Herr." Er hatte es sofort begriffen. "Kann ich jetzt noch etwas für euch tun ?" Er musste etwas tun und sich ablenken, innerlich tobte alles, die letzten Tage, das jetzt, einfach alles.

Leise schmunzelnd, hob Cayo seine Hand und strich wieder über die Wange des Kleineren - spielte zärtlich durch dessen schwarzes, weiches Haar und nickte schließlich. "Ja, Kleiner ... bitte spiel ein wenig auf deiner Flöte für mich und bleib hier bei mir. Hm ?"

"Gern, Herr." Raj schmiegte sich an die Hand, er vermisste solche Zärtlichkeiten sehr. Seit seine Mutter gestorben war, hatte er kaum welche bekommen, es sei denn von den Männern, die er bestohlen hatte. "Ich hole sie schnell." Er löste sich schwerlich und holte die Flöte herbei. Nach kurzem Zögern setzte er sich auf die breite Armlehne und fing sogleich an, zu spielen. Es beruhigte ihn selber, er genoss es, zu spielen.

Leise lächelnd hatte Cayo inzwischen sein Buch wieder aufgenommen - begann, wieder zu lesen, einzig, daß er seinen Arm um die schmale Taille seines Dieners schlang, unterbrach seinen stetigen Lesefluß. Auch er genoß es, die leise Musik zu hören ... ebenso wie Rajae an seiner Seite, nun, da dieser es so gut es ging vermied, sich wie eine Frau zu benehmen, etwas, das den jungen Lord sichtlich beruhigte. Auch Cayo hatte lange Zeit Nähe vermissen müssen ... seine Geschäfte hatten ihn schon für einige Monate von seinem Zuhause weggeführt und die letzte Nacht mit dem Sklavenhändler und dessem Folterer war seit langem wieder eine erholsame Nacht in der Gesellschaft von Männern gewesen.

Der Mischling wusste nicht, wie lang er gespielt hatte, es wurde aber langsam dunkler und sein Mund war trocken und so setzte er die Flöte ab und sah zu Cayo, der das Buch so gut wie durchgelesen hatte. "Darf ich etwas trinken holen, Herr ?...Ich bringe gleich frischen Wein mit für euch."

"Aber natürlich, Kleiner ... du brauchst mich niemals fragen, wenn du Durst hast oder deine Bedürfnisse befriedigen mußt. Außer vielleicht, wenn deine Dienste benötigt werden, doch das sind Ausnahmen. Und nun geh - erkundige dich vielleicht auch, wann Onderon und Tark speisen, ich bin eingeladen worden und möchte, daß du mich begleitest." Leise zu ihm sprechend, strich ihm der junge Lord wieder über die Wange ... nickte schließlich und nahm den Arm von dessen Taille, wandte sich wieder seinem Buch zu und überließ es Rajae, zu gehen.

"Das werde ich, Herr." Rajae verließ das Zimmer zügig und eilte sich, in die Küche zu gelangen. Dort war das Abendmahl schon in Vorbereitung und wieder traf er Toola und fragte sogleich, wann die Herren speisten. Als er es erfahren hatte, brachte er eine Karaffe mit Wein hinauf ins Zimmer. "In einer halben Stunde beginnt das Essen, Herr." Berichtete er und stellte die Karaffe auf den Tisch. "Ich werde gleich passende Kleidung herauslegen."

Cayo war indessen schon mit dem Buch fertig und hatte seinen Schmuck durchgesehen - lächelte auf die eifrigen Worte des Kleineren und nickte, ehe er wieder weitersortierte und dabei leise sprach. "Nur etwas Einfaches, Kleiner - ich denke nicht, daß ich es sehr lange anhaben werde, wenn wir nach dem Essen wieder in Onderons Privatgemächer gehen. Du kannst dich während der Zeit erholen - ich werde erst spät wiederkommen und deine Dienste nicht mehr benötigen."

Sofort legte Rajae die Kleidung heraus und nickte. "Wie ihr es wünscht, Herr." Er half ihm nun aus der anderen Kleidung und legte sie ordentlich beiseite, bevor er ihm die Frische gab und ihm half, hineinzuschlüpfen.

Nachdem er sich angezogen hatte, legte sich der junge Lord noch eine schlichte, silberne Kette um den Hals und nickte zu seiner Erscheinung - nahm seine Bürste und setzte sich aufs Bett, drückte sie Rajae in die Hand und lcähelte ihn freundlich an. "Mach du das, Kleiner ... ja ?"

"Ja, Herr." Rajae nahm die Bürste und setzte sich hinter Cayo, bevor er anfing, das Haar gekonnt zu bürsten. Er passte auf, daß nichts ziepte und vor Allem, daß er keine weibischen Bewegungen machte, die Cayo missfallen könnten. "Soll ich es noch binden, oder soll es geöffnet bleiben, Herr ?"

Leise auflachend, reichte ihm der junge Lord eines der schlichten, schwarzen Lederbänder, die er an der Seite liegen hatte - wisperte ein sanftes "Binde es locker im Nacken ..." zu ihm, ehe er sich wieder umdrehte und darauf wartete, daß Rajae sie ihm band. Erst dann drehte er sich zu ihm um - strich ihm sanft über die langen Haare und legte die Hand in dessen Nacken, ehe er ihn wieder in einen sanften Kuß zog und zu ihm lächelte. "Du lernst wirklich ... ich habe bemerkt, wie du dich beherrscht hast und ich bin dir dankbar. Erhole dich gut, Kleiner ..." Erst jetzt löste er sich - nickte noch einmal wohlwollend und trat dann in den Gang, um den Weg in das Privatgemach Onderons einzuschlagen, in dem er mit den Beiden das Essen einnehmen würde.

Rajae fühlte den Kuss mit den Fingerspitzen nach, jedoch erst, als Cayo das Zimmer verlassen hatte. Ja, er würde sich bemühen, damit Cayo ihn mochte. Wenn er schon Sklave war, dann wollte er ein Guter werden. Vielleicht würde er dann mehr Freiheiten bekommen. Noch im Nachdenken schlief er auf dem Bett seines Herren ein und sank in einen tiefen Schlaf, weil er nun endlich ein wenig innerliche Ruhe gefunden hatte.

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