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”Der Rote Tod und die Sünde” 06
 

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Die Fahrt durch die Stadt war angenehm, und Hadrian bog nach einer kleinen Extrarunde in die Tiefgarage des Hochhauses ein. Dort fuhr er langsam hindurch, und parkte das Motorrad auf einem der vier gesicherten Stellplätze ab, die zu seinem Penthouse gehörten. "So, da wären wir. Nur noch ganz nach oben fahren, dann sind wir da."

Benjamino stieg zuerst ab und nahm den Helm herunter, hängte ihn an den Lenker des schnittigen, schwarzen Motorrads und sah sich ein wenig um. "Ich bin schon gespannt, Hadrian - wann ist denn der Termin mit dem Makler ?" Während sie sprachen, gingen sie schon zum Aufzug und als dieser sich öffnete, pfiff der Schlankere kurz durch die Zähne. "Wurzelholzvertäfelung, Marmorboden und dunkelverspiegelte Wände ... das ist wirklich nobel. Verdammt ..."

"Morgen ist der Termin, aber ich darf trotzdem herein - Ich habe schon eine Anzahlung gemacht." Der Schwarzhaarige zog die Schlüsselkarte hervor, und lächelte leicht. "Du bekommst dann auch eine." Der Aufzug war ruckzuck oben und sie traten auf den breiten Flur, der nur zwei Türen hatte. Hadrian nahm die rechte Tür und zog die Karte durch den Leser. "Ich bin gespannt, was du sagst."

Als der junge Halbdämon ihm die Türe aufhielt, lächelte Benjamino und trat über die Türschwelle. Dann pfiff er erneut durch die Zähne, denn der wunderschöne Massivholzparkettboden war in einem herrlichen Muster verlegt, und ging in den Zimmern in einen weichen, schwarzen Teppich über. Die Wände waren noch in einem weichen, neutralen Weiß gestrichen - doch da er den Geschmack Hadrians kannte, konnte Mino sich schon vorstellen, wie es aussehen könnte. "Modern, aber trotzdem warm ... und die riesigen Kamine ! Ich bin schon so gespannt, was du daraus machen wirst, Hadrian. Erzählst du mir, wie du die Wohnung einrichten willst ? Ich bin doch so neugierig ..."

"Mit vielen Fellen auf jeden Fall." erwiderte Hadrian, und führte Mino zu einer Tür. "Da ist dein Zimmer - du hast dann ein eigenes Bad und einen Bereich für dich, wenn du dich zurückziehen willst."

"Ein eigenes Zimmer ? Wow ... du bist ein Schatz. Wenn es dir nichts ausmacht, dann nehme ich es vor allem als Arbeitszimmer her - also wenn ich einmal Arbeit habe. Macht es dir etwas aus, wenn ich wie bisher in deiner Nähe bin ? Ich weiß, es ist etwas aufdringlich, aber ich brauche das. Manchmal." Die anfängliche Freude wich einer leichten Unsicherheit bei den letzten Worten Benjaminos und er blickte zu Hadrian auf, da er sich nicht sicher war, ob er damit eine Grenze überschritt. Denn wenn sie beide hier wohnen würden, dann wäre es schon fast, als wären sie ein Pärchen.

"Wie du möchtest. Ich möchte halt nur, daß du auch deine privaten Räume hast. Wir leben natürlich zusammen und ich weiß, daß du Nähe brauchst." Mino war einfach süß und das war etwas, das Hadrian so sehr an ihm mochte ... Nein, er liebte es an ihm und war froh, daß dieser bei ihm sein wollte.

Doch das wollte Benjamino und sein Lächeln wurde tiefer, als er sich an ihn schmiegte und ihn umarmte. Dann löste er sich jedoch und sein Lächeln wurde zu einem leichten, neckenden Grinsen. "Komm - erzähl mir doch, wie du die Wohnungen einrichten willst - ich weiß doch, daß du ganz bestimmte Ideen hast, hm ?"

Hadrian setzte sich mit dem Kleineren vor den Kamin und zündete mit ein wenig Magie, das Holz an, das schon darin lag. "Ich möchte ein wenig von meinem Zuhause hier mit reinbringen. Auch ein paar Pflanzen - sie werden nicht welken, wenn du sie berührst, und auch meine Katze wird hier dann wohnen." Jeder Dämon hatte eine Katze, und auch er besaß eine. "Ich denke Raw und dein Kleiner werden sich gut verstehen."

Währenddessen hatte Benjamino sich an den Größeren gekuschelt und genoß die Wärme des Feuers vor sich, und die des Körpers an seinem Rücken. Als er hörte, daß es hier Pflanzen geben würde, die nicht unter seinen bloßen Händen sterben würden, strahlte der Schlankere förmlich, doch bei den letzten Worten wurde er doch ein wenig unsicher. "Raw ? Das klingt nach einer sehr großen Katze ... bist du sicher, daß er Flöckchen nichts tut ?"

"Ganz, ganz sicher." erwiderte Hadrian und lächelte sacht. Dann sendete er Mino ein Bild von Raw - er war ein beeindruckender, schwarzer Tiger mit silbernen Streifen und hellblauen Augen. "Das ist der Dicke. Und ich glaube, Flöckchen ist im Grunde auch größer, als er aussieht ... er ist nur deiner Umgebung angepasst." Hadrian hatte gefühlt, daß mehr in dem kleinen Dämonenkater steckte, als es den Anschein hatte.

Im ersten Moment war Benjamino zu beeindruckt, um zu antworten und er mußte erst einmal tief durchatmen, ehe er ein wenig unsicher lächelte. "Dein Raw sieht einfach nur beeindruckend aus ... so groß und wild, aber in deinen Händen scheint er so schmusig zu sein, wie mein Kleiner. Und du denkst, daß Flöckchen ... daß er auch in Wirklichkeit so groß ist wie dein Kater ? Das wäre ... ich kann gar nicht sagen, was ich davon halte. Ich kenne ihn doch nur so klein, auch wenn es wundervoll wäre, so einen großen Kater zu haben." Man sah dem Schlankeren nur zu gut an, wie durcheinander er war und wie er versuchte, die Vorstellung eines so großen Katers mit seinem kleinen Liebling zu vereinen.

"Raw kann sich auch klein machen, er ist dann eine Katze mit der seltenen Farbe. Aber ich hab ihn bei Vater gelassen, damit er nicht in der kleinen Studentenwohnung leben muss. Er braucht auch als kleine Katze ziemlich viel Platz." Raw hasste enge Räume und zeigte auch gleich, wenn ihm was nicht passte.

"Er ist ein Tiger - sie brauchen sehr viel Platz. Flöckchen ist da ganz anders, er blieb immer bei mir und lief nicht viel umher, so daß ich ihn auch immer bei mir in den Schulzimmern haben konnte. Ich freue mich schon darauf, deinen großen Kater zu treffen - ich hoffe, er mag mich auch, ich möchte keine Probleme bringen." Der Gedanke war ihm gerade erst gekommen und Benjamino schluckte leicht, als er sich diese Möglichkeit vorstellte. Denn er wollte nicht, daß Hadrian seinen Kater erneut wegschicken mußte, nur damit er bleiben konnte.

Das ahnte Hadrian, und er lachte leise. "Ich denke nicht, daß es Probleme gibt, er wird dich auch mögen." Da war der junge Dämon sicher. "Ja, das glaube ich auch ... wo ihr schon von ihm sprecht." Hadrian zuckte zusammen, als er hinter sich die Stimme seines Vaters hörte, der sich durch einen Riss in die Wohnung geschlichen hatte. "Vater ..."

Als die tiefe und mehr als nur angenehme Stimme erklang, erschrak Benjamino bis ins Mark und klammerte sich schon fast an Hadrian fest, als sein Blick der Stimme folgte und seine Augen sich weiteten. Nairen sah einfach nur anbetungswürdig aus - die herrlich wallenden, hinternlangen, lilafarbenen Haare umschmeichelten trotz des Nackenpferdeschwanzes den sichtbar trainierten Körper des Dämonenfürsten, der dennoch schlanker wirkte und noch fast einen Kopf größer als Hadrian zu sein schien ... und die schlichte, schwarze Hose mit dem ebenso schlichten, schwarzen Hemd betonten die unleugbare Schönheit dieses Mannes nur noch. Benjamino konnte sich nicht helfen und schluckte leicht ... dann riß er sich so gut es ging zusammen und wisperte ein leises "Guten Abend, Sir ?", ehe er wieder verstummte und erneut schluckte.

"Keine Panik mein Junge, ich beiße nicht ... zumindest nicht dich." Nairen lächelte sacht, und öffnete einen Riss. Aus dem Riss stürzte Raw, er warf Hadrian um, und schleckte ihn ungehemmt mit der gewaltigen rauen Zunge ab. "Er geht mir auf die Nerven."

Benjamino konnte sich gerade noch auf die Seite werfen und blickte ein wenig ungläubig auf den riesigen Tiger, der Hadrian so sehr unter sich begrub, daß er fast nicht mehr zu sehen war. Doch dessen Lachen zeigte dem jungen Italiener, daß er unbeschadet war, und so stand er auf und ging etwas nervös zu dem wunderschönen Dämonenfürsten, um ihm scheu die Hand anzubieten. "Es ist mir eine Ehre, sie kennenzulernen, Sir ... ich denke, Hadrian ist erst einmal ein wenig mit seinem Kater beschäftigt."

"Ja, das vermute ich auch. Hallo Mino." Nairen lächelte erneut und konnte nicht widerstehen. Er neigte sich herab und küsste den jungen Halbdämonen, bevor der reagieren konnte. Er ließ erst von den Lippen ab und legte seinen Arm um den Kleineren, als er fühlte, wie dessen Knie nachgaben. "Du musst nicht Sir sagen ... einfach Nairen, okay ?"

Im ersten Moment war Mino nicht fähig, etwas zu sagen und schnappte nur nach Luft, um sein heftig schlagendes Herz und seine Libido einigermaßen unter Kontrolle zu bringen. Erst nach einigen Momenten blickte er wieder hoch und schluckte, ehe er ein völlig unpassendes "Uhm ?" herausbrachte, sich räusperte und danach einigermaßen deutlich sprach. "Aber ... sie sind doch ein Sir ? Ich möchte nicht unhöflich sein. Und ... danke ... denke ich ... für den Kuß."

"Vergiss das Sir." raunte Nairen und lächelte charmant. "Dad ! Lass ihn !" Hadrian rief herüber und versuchte, sich unter dem Gewicht von Raw hervorzustemmen. Nairen lachte leise und ließ Mino langsam los, auch wenn er darauf achtete, daß der Italiener sicher stand. "Also ich denke, wir machen es uns erstmal richtig gemütlich ... und ich sollte dir mal beibringen wie man Risse öffnet, Sohn."

"Risse ?" Hadrian hatte es schon einige Male erwähnt, doch Benjamino konnte sich eigentlich nichts darunter vorstellen. Die Sorge seines Freundes rührte ihn aber und so kam der Schlankere nach einem entschuldigenden Lächeln zu Nairen zu ihm, streichelte dem Tiger sanft über das weiche Fell und schmunzelte, als dieser mit dem Ablecken aufhörte und fragend zu ihm schnurrte. "Hallo, Raw ... du bist ein verdammt großer Tiger, aber wunderschön."

Raw schnurrte dunkel, und schmiegte sich an Mino heran. So konnte Hadrian endlich aufstehen, und er klopfte sich den Staub von der Hose. "Das hier ist ein Riss." Nairen öffnete einen kleinen Riss und fasste hindurch. Er zog etwas heraus, und es stellte sich heraus, daß er den kleinen Kater von Mino aus dem Zimmer von Nairen geholt hatte. "Du kannst dich jetzt frei entfalten, kleiner Kater."

Als Benjamino den Riß sah, weiteten sich seine Augen und er hob instinktiv die Hand, ehe er sie wieder zurückzog und auf seinen kleinen Kater blickte. Der maunzte leise und sprang Mino auf die Arme, schnurrte sich kurz an ihn und sprang wieder herab, ehe er seine Augen schloß und zu verschwimmen schien. Die Form des kleinen Katers veränderte sich und er begann zu wachsen, bis vor ihnen ein schwarzer Leopard mit weißen Pfoten stand und fast an die Größe Raws herankam. "Wow ... du bist wirklich so groß, Flöckchen. Und du bist wunderschön ..."

Der Kater schmiegte sich an seinen Herrn, dann bandelte er bei Raw an und Nairen lachte, auf als der schlanke Kater ihn ansprang und kurz abschleckte, so daß er fast das Gleichgewicht verlor. Aber dann ging Flöckchen wieder zu Mino, und kuschelte sich an ihn. "So, jetzt sind alle glücklich ... und hier ist es ungemütlich." Kurzerhand öffnete sich wieder ein Riss, und einer der Diener warf Kissen und Felle hindurch, damit sie es vor dem Kamin etwas kuscheliger hatten.

Benjamino beobachtete dies mit interessiert geweiteten Augen und lächelte scheu, als er die Arme um den kräftigen Hals seines nun wirklich riesigen Katers legte. Doch dann besann er sich seiner Manieren und löste sich, nahm die Felle und breitete sie vor dem Kamin aus, ehe er noch die Kissen aufnahm und sie so hinlegte, daß man sich bequem hinsetzen konnte. Und wie er es sich schon dachte, nutzten die beiden Kater die Gelegenheit und legten sich schon hin, doch so, daß sie eine natürliche Lehne mit ihren mächtigen Leibern boten. "Diese Risse sind äußerst praktisch ... sie können überall hinführen und sind unterschiedlich groß, nicht wahr ?"

"Ja können sie, es sei denn, die Gegend ist geblockt." Nairen fing schon an zu erklären, setzte sich dann aber auf die Felle und zog seinen Sohn und auch Mino eng an sich heran, weil er ihre Nähe genießen wollte. "Nur Hohe Wesen können diese Risse öffnen, und deren Nachkommen. Deswegen soll Hadrian es auch noch lernen." Nebenher öffnete er wieder einen kleinen Riss und holte ein kleines Tuch heraus, das er vor sich auf dem Fell ausbreitete. "Sieh die Zipfel als verschiedene Orte an, sie liegen weit auseinander. Ein Riss verbindet die Orte." Er faltete das Tuch zu einem Dreieck, so daß die getrennten Zipfel übereinander lagen, und stach dann mit einer seiner scharfen Krallen in den weichen Stoff. "Verstehst du, was ich meine ?"

Es war eigentlich ein recht einfaches Prinzip ... und Mino nickte langsam, als er seine Stirn leicht runzelte und nachdachte. "Ich denke, schon ... sie ... du nimmst den Ort, an dem du bist, und den, den du möchtest, und reißt die Realität an beiden Orten auf, so daß du hindurchlangen kannst ? Stimmt das in etwa ?" Man konnte das schlecht erklären, doch es schien in etwa so zu sein. "Und das kann man entsprechend erweitern, nicht wahr ? Verschiedene Orte, die Größe des Risses und auch die Dauer ?"

"Ganz genau, mein Junge ... aber warte." Nairen lächelte hintergründig und Hadrian hatte ein ungutes Gefühl. Sein Vater öffnete einen Riss, und blickte hindurch. "Isao ! Komm her ! Hier ist jemand, der dich kennenlernen will."

Bei dem Ruf blickte der große Schwarzhaarige von seinem Schreibtisch auf und hob eine Braue, als er seinen Herrn und Freund in einer menschlichen Wohnung sah. Doch dann sah er auch, wer da neben ihm saß und ein Lächeln erwachte auf seinen schönen Zügen, als er aufstand, die Hautschwingen auf seinem Rücken zusammenfaltete und durch den Riß trat, um Benjamino zu umarmen, der mit Tränen in den Augen aufgestanden war. "Vater ..." Es war nur ein einziges, leises Wort - doch es sagte alles und der junge Italiener klammerte sich schon fast an den Tod heran, genoß dessen Nähe und schluchzte leise dabei.

Der Dämonenfürst war sichtlich zufrieden, und beobachtete das Zusammentreffen von Vater und Sohn. "Es war höchste Zeit, daß ihr euch trefft. Du hättest dir wirklich mehr Zeit für ihn nehmen können, Isao." Er meinte es nicht böse, da er wusste, wieviel der Tod zu tun hatte. "Kommt zu uns auf die Felle."

"Wenn ich mehr Freizeit haben soll, dann solltest du mir mehr Hilfe geben, Nairen - du weißt genau, daß ich ziemlich viel zu tun habe. Aber du hast recht, wie immer." Während er sprach, streichelte Isao sanft über die Haare Benjaminos und lächelte, ehe er ihn behutsam von sich löste, und sich mit wieder auf die Felle neben Nairen und Hadrian setzte. "Das ist nicht so schlimm, Vater ... du warst für mich da, als ich deine Hilfe brauchte, und Flöckchen war ja auch immer bei mir." Benjamino nahm es ihm nicht übel und kuschelte sich wieder an ihn, doch er bedankte sich noch einmal leise bei dem Dämonenfürsten für diesen Gefallen.

Hadrian schnaubte kurz. "Wie wäre es, wenn du Mino einen Job gibst, Dad ? So kann er seinen Vater etwas entlasten, und hat etwas zu tun." Auch wenn es hieß, daß Mino Menschen töten müsste. Aber es waren Menschen, deren Zeit abgelaufen war, und die vom Schicksal erwählt worden waren.

"Das ist eine gute Idee, Nairen - wärst du damit einverstanden ? Mino könnte mir wirklich helfen und etwas Arbeit abnehmen." Isao fand den Vorschlag gut und schmunzelte, als er den fragenden Blick seines Sohnes sah. "Weißt du, mein Junge ... der Lebensfaden eines Menschen ist nur so lange, wie der Schicksalsengel ihn vorgesehen hat. Bei vielen Menschen ist er abgelaufen und meine Diener, die Todesengel, sorgen dafür, daß es eingehalten wird. Ich habe gehofft, daß auch du mir einmal dafür dienen wirst - denn was gäbe es für einen schöneren Tod, als durch deine Hand ? Du bist so sanft und wunderschön, mein Junge ... und es wäre nichts böses, verstehst du ?" Jener nickte langsam und schluckte schwer ... doch Benjamino verstand wirklich und blickte nun hoffend zu Nairen. Denn dies wäre auch eine Möglichkeit, seinen Vater öfters zu sehen ... auch wenn es bedeutete, daß er die wahre Kraft seiner Handflächen nutzen mußte.

"Hmm ... also wenn Mino es möchte, ich habe nichts dagegen. Er hat seine Aufgabe eh schon unbewusst erfüllt - dein Freund, seine Zeit war abgelaufen." Nairen seufzte leise, und lächelte schließlich sacht. "Er wurde wiedergeboren."

Als er das hörte, schluckte Benjamino schwer - doch dann atmete er erleichtert aus und nickte, ehe er sein Gesicht in der Brust seines Vaters vergrub und leise weinte. Es war wie eine Befreiung, das zu hören und die Trauer und die Schuld, die sein Inneres betrübt hatten, lösten sich. Flöckchen schnurrte leise und schmuste seinen Kopf an seinen Herrn, ehe er zu Isao aufblickte, der lächelte und Benjamino einfach an sich hielt.

Der Anblick machte Hadrian glücklich, und er lehnte sich an seinen Vater an. Es war gut, daß Nairen hier aufgetaucht war, und den Vater von Mino hergeschleift hatte. ##Du liebst Mino, kann das sein ?## Nairen durchschaute seinen Sohn, und der antwortete leise in die Gedanken seines Vater. ##Ja, abgöttisch.##

Währenddessen beruhigte Isao seinen Sohn und streichelte schmunzelnd dessen Kater, während sein Herr und dessen Sohn verschlossen in Gedanken redeten. Als Mino sich wieder beruhigt hatte, huschte ein Lächeln über seine Lippen und er küßte ihn sanft auf die Stirn. ##Bist du glücklich, mein Junge ?## Jener lächelte ebenfalls und genoß die Zuwendung sichtbar, ehe er leicht errötete und nickte. ##Ja, Vater ... ich bin ehrlich gesagt froh, daß ich meinen Abschluß schon so früh machen konnte und daß ich hier mit Hadrian wohnen kann. Er ist mir ein mehr als nur guter Freund und ich wohne gern bei ihm - und jetzt habe ich sogar eine Aufgabe, und kann dich öfters sehen. Ich danke dir, Vater.## Das ließ Isao schmunzeln und er nickte, ehe er ebenso wie Mino zu den anderen beiden blickte, die sich noch immer unterhielten und ebenso kuschelten.

Erst nach einigen Momenten waren die Vater-Sohn-Gespräche beendet, und Nairen erhob sich wieder. "Nun gut, ich werde alles in die Wege leiten. Aber erstmal ... Mino, komm bitte zu mir. Es wird Zeit, deinen Körper zu wecken."

Jener verstand nicht, was der Dämonenfürst meinte und blickte fragend zu seinem Vater, der nur aufmunternd lächelte, ihn losließ und zu Nairen nickte. "Wie meint ihr das, Sir ? Ich verstehe nicht ..." Mino verstand es wirklich nicht, denn die roten Handflächen und die goldenen Augen hatte er schon seit seiner Geburt.

Aber es stecke auch ein Dämon in dem menschlichen Körper. Nairen lächelte, weil der Kater des Jungen dicht neben ihm blieb, und er zog Mino fest an sich und küsste ihn nun einfach. Durch den Kuss ließ er seine dämonischen Kräfte in den Jungen fließen und er löste den Kuss, als es genug war. "Du kannst jetzt eine dämonische Gestalt annehmen. Du kannst es fühlen, und wenn du es zulässt, wirst du dich wandeln können ... und Schwingen wirst du auch haben."

Der Kuß war einfach nur überwältigend gewesen und Mino brauchte erst einmal einige Momente, bis er wieder so klar war, daß er reagieren konnte. Das erste, das dann passierte, war die tiefe Röte, die in die Wangen Benjaminos stieg - dann nickte er zögerlich und schluckte, ehe er sich zusammenriß und wieder aufblickte. "Äh ... danke, Sir ? Ich ... ich werde mich bemühen." Isao lachte leise und stand auf, nahm seinen Sohn aus den Armen Nairens und hielt ihn noch einmal an sich, ehe er ihn in Hadrians Arme gab. "Komm, Nairen - lassen wir die beiden Jungs alleine, sie haben noch viel zu besprechen."

"Ja, das ist wohl das Beste. Morgen werden deine Möbel und Pflanzen hierhergebracht." Mehr sagte Nairen nicht mehr, und er öffnete einen Riss für sich und Isao. "Ich werde dich noch etwas verwöhnen, mein Freund." Er wollte dem Tod noch etwas Zerstreuung verschaffen.

Das brachte Isao dazu, leise zu schmunzeln, ehe er nickte und sich von ihm zurück in seine Höhle führen ließ. Benjamino konnte sich schon denken, was dort passierte - und er wußte inzwischen, daß dies nichts mit der Liebe seines Vaters zu seiner Mutter zu tun hatte, sondern mit der Ergebenheit gegenüber seinem Herrn. Dann erlosch der Riß und Mino blickte zu Hadrian hoch, der ihn noch immer umarmt hielt. "Dein Vater ist sehr beeindruckend, weißt du das ? Und ... oh Gott, ich habe meinen Vater gesehen. Das ist so schön, Hadrian."

"Ich bin froh, daß Vater so überraschend kam. Und wie fühlst du dich sonst, hast du noch Fragen ?" Hadrian setzte sich mit Mino wieder auf die Felle und lächelte, weil die beiden Kater sich aneinander schmiegten. "Das war jetzt extrem viel auf einmal."

"Das war es auch ... aber ich habe mich noch nie zuvor so wohl gefühlt. Ich weiß, das klingt schrecklich sentimental, aber es ist irgendwie ... als ob ich endlich heimgekommen wäre. Diese Wohnung, und auch du, Hadrian ... ich habe Vater wiedergesehen, und nun sogar eine Aufgabe. Mich ängstigt nur, daß ich jetzt ... dein Vater, er hat etwas in mir geweckt und ich spüre es. Aber ich habe keine Erfahrung darin und Angst, Hadrian - bitte hilf mir ?" Benjamino war wirklich ein wenig durcheinander, da so viele freudige Ereignisse passiert waren und eine große Schuld von seinen Schultern genommen wurde ... und es war auch schön, seinen Kater endlich in dessen wahren Gestalt zu sehen und Hadrian bei sich zu fühlen, der ihn noch immer umarmt hielt und ihm Halt gab.

"Du musst dem nur nachfühlen und es zulassen, daß sich dein Körper wandeln will. Es geht fast von allein." Hadrian schickte seine Empfindungen in einem Senden zu Mino - es waren die, welche er fühlte, wenn er sich wandelte und er hoffte, daß er dem Kleineren so helfen konnte.

Jener schluckte kurz, als er all das in seinen Gedanken fühlte ... dann blickte er zu dem Größeren auf und zögerte, ehe er die Fingerspitzen seiner Rechten über dessen Wange streichen ließ. "Kannst du ... kannst du dich wandeln ? Ich komme mir einfach nur dumm vor, wenn ich es versuche und du noch immer wie ein Mensch aussiehst. Ich hoffe nur, ich schaffe das auch ..."

"Das schaffst du bestimmt." Hadrian löste sich von Mino und zog die Lederkluft aus. Er war jetzt so gut wie nackt, aber er wollte sie nicht kaputtmachen, wenn er sich wandelte, und genau das tat er jetzt. Sein Körper wuchs wieder ein klein wenig, sein Haar wurde länger, und Krallen und Fänge kamen zum Vorschein. Er formte jetzt auch seine Schwingen, die nicht ganz aus Haut bestanden ... ein Teil davon waren schwarze Federn, und sie zeigten das Erbe eines Kindes von einem gefallenen Engel.

Wie immer, genoß Benjamino diese Wandlung sehr und lächelte ein wenig tiefer, als auch er seine Kleidung auszog und sie sorgsam beseite legte. Sie waren es gewohnt, nackt in ihrem Zimmer in der Uni zu sein ... und hier in Hadrians Wohnung war es nicht nötig, sich zu bekleiden, da die Fenster eine Beschichtung hatten, die Einsicht von außen verhinderte. Als der schlanke Italiener fertig war, zögerte er ... doch dann kam er zu Hadrian und seufzte wohlig, als er die Hände und Fingerspitzen über dessen Körper streicheln ließ. "Ich kann es nicht oft genug sagen, Hadrian ... du siehst einfach nur wundervoll aus. Fast so schön wie dein Vater, weißt du das ?" Dann streckte er sich leicht und küßte ihn sanft auf die Lippen, ehe er sich wieder löste und leise seufzend die Augen schloß. Es war leicht, das in sich zu finden, das nun anders und erwacht war ... doch es herauszubringen, war ungleich schwerer und Benjamino fühlte Furcht in sich aufsteigen, als er es nicht sofort schaffte.

##Hab keine Angst, es ist nichts Schlimmes. Das, was du weckst, ist dein echter Körper. Lass es zu und zeig dich mir ... bitte## Hadrian sprach leise in Minos Gedanken, denn er wollte ihm die Angst nehmen ... und es klappte auch. Dessen Körper wandelte sich leicht - Mino wurde noch schöner, und es formten sich wundervolle Hautschwingen auf dessen Rücken. Oben waren sie schwarz, und nach unten hin wurden sie wie buntes Glas in verschienen Rottönen, die in Orange- und Gelbtöne ausliefen. "Du bist wunderschön ... so schön."

Es war seltsam zu sehen, wie aus seinen normalen Fingernägeln Krallen wurden und Benjamino fühlte verwundert, wie auch seine Eckzähne wuchsen und spitzer wurden. Doch mehr als das sah er mit großen Augen auf seine Hände, denn das rot seiner Handflächen schien in feinen Ranken über seine Handrücken zu den Unterarmen auszufließen, und glich nun eher einem wunderschönen Tattoo. Daß er Flügel besaß, bemerkte Mino erst, als er sie instinktiv bewegte und erschrak leicht, ehe er hochrot anlief, als er die Worte Hadrians hörte. "Findest ... findest du ?"

##Ja, finde ich ... du bist wirklich atemberaubend schön.## Hadrian war hin und weg, und zog Mino enger in seine Arme. "Jetzt bin ich noch verliebter, als eh schon."

Dieses Geständnis überraschte den Schlankeren über alle Maßen, doch irgendwie hatte er es unbewußt schon geahnt. Gerade seit den Ereignissen in der Uni war Hadrian nicht nur ein Freund, sondern ein Beschützer gewesen und kümmerte sich um ihn ... und er war einer der wenigen Männer, die Mino berühren konnte, ohne daß dieser gleich starb. "Hadrian ... das ... ich ... ich bin froh. Ich glaube, ich habe mich auch in dich verliebt - du warst immer für mich da und hast mir geholfen, und nun das hier." Als Mino das gestanden hatte war ihm, als ob sich in ihm etwas löste - und plötzlich erwachte ein erleichtertes Lächeln auf seinen Lippen und er streckte sich, um Hadrian sanft zu küssen.

Ein Kuss, der zärtlich erwidert wurde, und sich noch vertiefte. Dabei zog Hadrian Mino enger an sich, und legte sich mit ihm in die Felle. Die beiden Katzen wussten, daß sie jetzt störten und zogen sich gleich mal in ein Nebenzimmer zurück, um ihre Herren allein zu lassen. Hadrian war im Moment einfach nur glücklich, daß Mino seine Liebe erwiderte ... und irgendwie hatte er das Gefühl, daß sie von Anfang an füreinander bestimmt gewesen waren.

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