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Sarius und Sohat 03
 

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Als Sohat am nächsten Morgen aufwachte, huschte ein liebevolles Lächeln über seine Lippen, als er den Engel betrachtete, der neben ihm schlief. Seine Hand ruhte noch immer auf der Sarius, der sich die restliche Nacht kaum mehr bewegt hatte ... und da sein Schlaf noch immer tief war genoß es Sohat, ihn betrachten zu können. Natürlich achtete er zuerst auf sichtbare Zeichen des Unwohlseins - doch er sah mit seinen geübten Augen, daß die Wunden langsam zu heilen begannen, und auch die Haut des Verletzten endlich eine etwas gesündere Farbe erhielt. Das Gegengift hatte - so wie es aussah - das Göttergift völlig neutralisiert ... und nun brauchte es nur noch ein wenig Zeit, bis die Selbstheilung von Sarius wieder ihre volle Kraft entwickelte. Dann jedoch sah Sohat ihn nicht mehr mit den Augen eines Arztes an, sondern mit denen eines Freundes ... und er konnte nicht umhin zu bemerken, daß der Bart ein wenig mehr blond trug, und auch einige der Haarsträhnen ein wenig nachdunkelten. Dies war ein besonders gutes Zeichen - denn es zeigte nur zu gut, daß die schneeweißen Haare, die Sarius bis vor kurzem noch besaß, vor allem von dem Streß kamen, dem er immer ausgesetzt worden war.

Es dauerte noch eine ganze Weile, bis sich der Instinkt bei Sarius meldete ... denn er merkte, daß er beobachtet wurde. Da er sich sicher fühlte, konnte es nur Sohat sein und als sich seine Augen öffneten, blickte er in dessen wunderschönes Gesicht. ##Du beobachtest mich.## stellte er fest, und ein wenig Erstaunen schwang mit.

Als er ertappt wurde, errötete Sohat sacht, doch er nickte nur und lächelte leicht. ##Ja, tue ich, Sarius. Ich habe mir deine Wunden angesehen und auch deine Haut - du bekommst mehr Farbe und die Wunden verschorfen gut, es scheint zumindest bei denen, die ich sehen kann, gut zu heilen. Außerdem habe ich bemerkt, daß in deinem Bart und deinen Haaren ein wenig blond zu sehen ist - auch das ist ein gutes Zeichen.##

##Sie werden wieder blonder ? Das ist so lange her.## Sarius war wirklich verblüfft, denn er wußte schon gar nicht mehr, wann seine Haare ganz weiß geworden waren.

Das ließ Sohat wieder leise schmunzeln und er neigte sich ein wenig näher, um eine der blonder gewordenen Haarsträhnen aufzunehmen und sie sacht zwischen seinen Fingern hindurchgleiten zu lassen. ##Ich weiß. Ich kann mich noch daran erinnern, wie sie so strahlend goldblond wie die Pasions waren ... wie die ersten silbernen Strähnen hineinkamen und sie so wie die Farons aussahen, und ich weiß auch noch, wie deine wunderschönen Haare völlig weiß wurden. Es ist etwas, das sich in deiner Familie zeigt - Streß sorgt dafür, daß eure Haare weißer werden. Mein Sohn liebt es an Faron ... und auch ich muß zugeben, daß mir diese gemischte Version sehr gefällt.##

##So ? Mal sehen, wie es sich noch verändert.## Sarius lächelte einen Moment, denn das Gesicht von Sohat hatte kurz einen verträumten Ausdruck, als er mit der Haarsträhne spielte. ##Ich denke, trotz der Verletzung und der Schmerzen, hatte ich in den Wochen, in denen ich schlief, weniger Streß als je zuvor.##

##Ja, das denke ich auch - und auch vorher schon. In der Zeit, die du nach deiner Scheidung und deiner Abdankung weg warst, mußtest du dich ja nicht um dein Universum kümmern, das hat sicherlich auch etwas ausgemacht. Wo warst du da eigentlich ? Viele haben bei mir nachgefragt, doch ich konnte es ihnen nicht sagen.## Gerade das interessierte Sohat sehr und er lächelte ein wenig tiefer, als er noch ein wenig mit den etwas länger gewordenen Haarsträhnen spielte.

Etwas, das Sohat weiterhin unbewußt tat und erst jetzt bemerkte Sarius, daß der Braunhaarige unbewußt flirtete. Es war irgendwie ganz natürlich, und nicht so gezielt eingesetzt wie bei den Treffen. ##Ich war auf einem kleinen Mond - dort ist eine Höhle, in der ich es mir gemütlich gemacht hatte, und wo ich etwas trainieren konnte.## Eine Höhle war sicher untypisch für einen Engel ... aber sie war nicht düster, sondern durch helle Wände und Kristalle erhellt.

##Eine Höhle ? Zeigst du sie mir vielleicht ? Sie muß schön sein, wenn du sie für dich gewählt hast, denn was Welten angeht, hattest du immer einen guten Geschmack.## Sohat war mehr als nur neugierig, da er nicht nur Wissen sammelte, sondern auch gerne andere Welten besuchte. Und wenn Sarius sich dort eine Wohnhöhle geschaffen hatte, war dieser Mond sicherlich sehr schön und weckte somit seine Neugierde.

##Ich hatte ihn damals extra erschaffen ... für die Hochzeitsnacht. Aber sie wollte nicht dorthin, und so verblieb er.## Sarius tat Sohat den Gefallen und erinnerte sich kurz an damals, und danach die Bilder, wie es jetzt dort aussah. ##Etwas überwuchert, aber man erkennt noch die alten Säulen und Böden.##

Als ihm Sarius die Bilder dieses wunderschönen Waldmondes zeigte, weiteten sich die Augen Sohats, ehe er sie genießend verengte und leise zu schnurren begann. ##Der Mond ist wunderschön ... einfach nur wunderschön. Wie kann man nicht dorthin wollen ? Alleine schon diese herrlichen Rosenstämme, die inzwischen so dick wie Bäume sind und Bäume umwuchern, die wundervoll und alt sind ... einfach nur herrlich. Und die Höhle, so gemütlich - sind das Badebecken gewesen ? Auch sie sind absolut herrlich, alleine schon die Kristalldrusen überall, die alles in dieses weiche, wundervolle Licht hauchen.## Man sah mehr als nur gut, wie sehr Sohat die Bilder dieses Mondes und der Höhle gefielen ... denn er hatte eine große Schwäche für Rosen, gemütliche Höhlen und auch Wälder.

„Ich mag ihn sehr ...“ ##Als ein kleiner Teil des Dankes kannst du gern dorthin. Daß du Wälder magst, das sehe ich schon an deinen Gemächern.## Sarius lächelte wieder und er hatte recht, denn die lebenden Wälder an den Wänden sprachen Bände.

Es überraschte Sohat sichtbar, als Sarius ihm dies erlaubte ... und er konnte sich nicht helfen, er war so überwältigt, daß er sich vorneigte und den Engel küßte. Doch Sohat fing sich wieder und löste sich, errötete leicht und nickte. ##Ich liebe Wälder ... sie beruhigen und inspirieren mich. Sie erinnern mich auch an meine Kindheit auf Fratiann - auch wenn das schon sehr, sehr, sehr lange her ist. Die Risse in meinen Fenstern und Bildern zeigen Wälder auf Fratiann und zwei Waldmonden ... aber dein Mond ist so schön, so wunderschön.## Und noch im gleichen Moment änderte sich der Ausblick des Schlafzimmerfensters und zeigte nun die baumdicken, uralten und überreich blühenden Rosen an dem Höhleneingang, den ihm Sarius gezeigt hatte.

Sarius war noch zu überrascht von dem Kuß, als daß er gleich auf das Fenster blickte. Auch wenn es ein kurzer Kuß war, es hatte sich einfach gut angefühlt ... anders, und es war das erste Mal seit sehr langer Zeit, daß Lippen seine eigenen berührt hatten. ##Ich weiß ja jetzt, daß ich dir vertrauen kann - und als Zeichen meines Vertrauens kann ich dir auch diesen Mond richtig zeigen.##

##Das würdest du ?## Man hörte und sah, wie verblüfft Sohat war - denn dieser Mond war etwas sehr persönliches für den Engel und er respektierte das auch. Anders, als man meinen könnte, hätte der schlanke Braunhaarige das Wissen um den Ort niemals dazu mißbraucht, ohne Erlaubnis selbst durch einen Riß dorthinzugehen ... sondern nur für diese herrliche Aussicht aus seinem Schlafzimmerfenster genutzt. ##Und ja, du kannst mir vertrauen - ich habe mir anvertrautes Wissen noch niemals mißbraucht und wenn ich merke, daß ein Geheimnis ein anderes beeinflußt, sage ich es den Verantwortlichen im Geheimen und verwahre das Wissen weiter.## Denn gerade diese Vertrauenswürdigkeit war auch eine der Grundlagen für den Erfolg seines neutralen Gasthauses und ebenso für die vielen Geschäfte, die Sohat einen jeden Tag tätigte.

##Ja, das würde ich. Ich lerne langsam, dich in einem anderen Licht zu sehen und verstehe langsam, wie du eigentlich bist. Ich hatte ein anderes Bild, was mein Sturkopf sehen wollte ... es ist seltsam, wie klar man plötzlich sehen kann, wenn sich ein Leben drastisch verändert.## Sarius sah es nun wirklich ganz anders und er hatte selbst gemerkt, daß er sich durch seine Sturheit sehr viel verbaut hatte.

Doch Sohat hielt es ihm niemals vor und lächelte, als er ihm sacht über die verletzte Wange streichelte und ihm eine der vorgefallenen, langen Haarsträhnen hinterstrich. ##Es gibt nicht sehr viele, die diese Seite von mir kennen, Sarius - du sahst nur das, was die Meisten von mir sehen. Außerdem hast du es nie anders gelernt und nach dem gelebt, das von dir erwartet wurde ... da höhere Wesen sehr lange leben, lernen sie viel von ihren Familien und ihrer Umgebung, und erst die jüngeren Generationen hatten mehr Möglichkeiten, auch anderes zu lernen und ihre Sicht anzupassen. Das Wichtigste ist doch, daß du jetzt lernst, hm ? Und nun das tust, das du möchtest und nicht das, was von dir erwartet wird, oder deine Pflicht ist.##

##Ja, weil mein Sohn nun alles weiterführt. Ich dachte, es wäre eine Schande, daß ich aufgebe ... aber ich hab langsam das Gefühl, es ist eine Befreiung.## Diese Erkenntnis sickerte auch nur langsam durch, aber jetzt fand er Ruhe und konnte besser nachdenken. Die Gespräche mit Sohat waren wie eine Therapie.

So wie dieser es sichtbar genoß, mit ihm zu reden. Es war nicht oft, daß Sohat eine Gelegenheit dazu bekam, da viele der höheren Wesen auf ihren Welten eingebunden waren ... oder sie suchten andere Arten der Zerstreuung, wenn sie in den 'Schwarzen Ritter' oder in sein Gasthaus kamen. Hin und wieder traf er sich jedoch mit seinen Freunden, und nun war da Sarius, den er pflegte und dessen Gegenwart er sichtbar genoß. ##Es ist keine Schande, seine Aufgaben an die nächste Generation weiterzugeben, Sarius. Gerade für dich muß es eine gewaltige Erleichterung sein, da du immer so gewissenhaft warst und sehr viel Arbeit hattest ... und keine Zeit für dich. Bitte sag mir, wenn du etwas möchtest, ja ? Nun, da es dir besser geht, willst du bestimmt deine Zeit wieder mit anderen Dingen füllen ... hast du denn Hobbys, die du weiterpflegen möchtest ?## Gerade das interessierte Sohat sehr, denn vielleicht gab es ja das eine oder andere, das sie gemeinsam hatten.

##Hobbys ? Ich lese gern ... aber wie du sagtest, ich hatte kaum Zeit, etwas zu tun. Ich möchte dich auch nicht noch mehr fordern als eh schon. Ich gehe, sobald es meine Kräfte zulassen.## Man fühlte, daß er Sohat wirklich nicht weiter belasten wollte, denn ein Großteil seiner Zeit hatte er mit der Pflege der Wunden zugebracht. Auch die Tatsache, daß ein Zeitdrache mit ihm verschmolzen war, machte das für Sarius nicht wett.

Und das wiederum ließ den Schlankeren leise seufzen, ehe er sich etwas näher zu ihm legte und ein wenig wehmütig lächelte. ##Wenn du es willst ? Aber ich würde mich sehr freuen, wenn du es dir anders überlegst und länger bleibst. Seit mein Gefährte starb, verging sehr viel Zeit, die ich alleine war ... und ich genieße es, daß du hier bist und wir reden können.## Eigentlich hätte Sohat das nicht sagen wollen, doch nun beichtete er es Sarius und hoffte, ihn nicht verschreckt zu haben. ##Und natürlich hast du uneingeschränkten Zugriff zu meiner Bibliothek - ich kann dich hinbringen, sobald du willst.##

##Ich schaue mal ... und erstmal könntest du mir aufhelfen. Ich möchte versuchen, allein ins Bad zu gehen.## Noch wollte Sarius sich nicht festlegen, wie lange er blieb - denn er war doch noch etwas unsicher, weil er Sohat wirklich nicht so lange behelligen wollte. Aber ganz tief im Inneren wollte er vielleicht schon, denn hier zu sein tat ihm gut.

##Aber natürlich, Sarius.## Mit diesen Worten stand Sohat auf und kam um das Bett herum und zu dem größeren Engel, schlug die Felldecke zurück und stützte ihn, damit er aufstehen konnte. ##Geht es ? Oder soll ich dich mit einem Riß hinbringen ? Du darfst dich nicht überanstrengen, sonst könntest du einen Rückfall erleiden.##

##Ich passe auf - wenn es nicht geht, dann ein Notfallriß.## Sarius wollte aufstehen und es störte ihn irgendwie auch nicht, daß er selbst und auch Sohat nackt waren. Es gab wohl an ihm eh nichts mehr, was Sohat noch nicht gesehen hatte und daß der Braunhaarige in seinen Gemächern nur seine endloslangen Haare trug, war auch verständlich. Mit etwas Mühe setzte sich der Weißhaarige auf den Bettrand, und stand dann auf. Es schmerzte noch immer, aber irgendwann mußte er in Gang kommen und stützte sich einen Moment stärker auf Sohat, da er das Gleichgewicht finden mußte.

Dabei hielt ihn der Schlankere fest und half ihm, bis er fest stand, ehe er langsam mit ihm in sein Bad ging. ##Nur langsam, wir haben Zeit - und es ist wichtig, daß du dich nicht überanstrengst. Aber ich finde es gut, daß du es versuchst ... so wird dein Körper sich schneller erholen, du brauchst immer wieder ein wenig Bewegung.## Dann kamen sie an der Toilette an und Sohat half ihm noch, sich hinzusetzen, ehe er auf die Stützhilfen nickte, die er an den Seiten angebracht hatte. ##So ist es leichter für dich - ich bin an der Seite, ja ?##

##Ja, ich danke dir.## Sarius war dankbar, und auch der Haltegriff war eine Hilfe und sah nicht allzu dezent und schick aus, so daß man sich nicht ganz so seltsam vorkam, wenn man ihn benutzte. Als er fertig war, säuberte er sich und zog sich vorsichtig an dem Griff hoch, um zum Waschbecken zu gehen. Im Spiegel sah Sarius sich zum ersten Mal seit seiner Verletzung und seufzte leise als er sich auf das Waschbecken stützte. Sein Gesicht war von der Narbe deutlich gezeichnet, ebenso sein Körper ... und er hatte deutlich abgebaut, da sich sein Körper auf die Heilung konzentriert hatte.

Bis jetzt hatte Sohat sich an der Seite, doch bereit gehalten und kam nun neben den Größeren, um ihn ebenfalls zu betrachten und ein wenig zu stützen. Man sah Sarius einen jeden seiner Gedanken an und der schlankere Braunhaarige schüttelte sacht den Kopf, als er ihm antwortete und auch mehr als nur deutlich in seinen Gedanken durchklingen ließ, daß er es auch so meinte. ##Nicht, Sarius - ich sehe dir deine Vorwürfe schon an. Dein Körper brauchte viel Energie und lange, um sich zu heilen ... du warst an der Schwelle des Todes, als ich dich fand. Du wirst alles wieder aufbauen, und noch mehr - und die Narben geben dir Charakter, sie stehen dir. Ein jeder weiß, wie schwer es ist, einen Engel deiner Rasse zu verwunden ... und daß du diese Narben trägst und lebst zeigt, daß du stärker als dein Gegner warst, und sie gereichen dir zur Ehre. Vor allem, da du weißt, woher sie wirklich stammen ... und daß du es überlebt hast, ist ein wahres Zeichen deiner Stärke. So viele hätten aufgegeben, Sarius ... aber du nicht, du hast es geschafft.##

##Ja, es ist nur ungewohnt ... gerade die Schwäche. Und ich denke, es wird noch weiter dauern, bis ich wieder so stark bin wie vor der Schlacht.## Nach seinen Gedanken drehte er sich zu Sohat und lächelte schief. „Hilfst du mir zurück - ich glaube, ich hab mich übernommen.“

Ein leises "Aber natürlich." wispernd, nickte Sohat und ließ einfach einen Riß um sie beide gleiten, so daß sie wieder neben dem Bett standen und er Sarius helfen konnte, sich wieder hinzulegen. ##Aber dich zu erholen wird schneller gehen, als du befürchtest, Sarius - denn hier bist du nicht alleine und hast alle Möglichkeiten, die du brauchst.## Dann neigte er sich wieder näher und hauchte einen sanften Kuß auf die Wange des Engels, ehe er sich lächelnd wieder löste und zu seinem Schrank ging, um einen Slip, einen Wickelrock und ein Hemd herauszuholen und ins Bad zurückzugehen.

Sarius legte sich auch gleich wieder hin und berührte kurz seine Wange, als Sohat ins Bad verschwunden war. Es war erstaunlich, daß ein kleiner Kuß auf die Wange so ein warmes Gefühl in ihm auslöste, und das ließ ihn langsam nachdenklich werden. Aber er hatte dafür auch genug Zeit, denn seine Genesung würde noch einige Zeit dauern.

 

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