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”Des Widerspenstigen Zähmung” 05
 

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Im Lager der Mai-Hang-Männer fluchten einige der Männer laut in ihrer Sprache, als sie die Ketten des Schneewolfs etwas fester zogen. Die Elfchen waren ja sehr umgänglich, aber dieses Biest war schwanger und sehr wild. Aber das nahmen sie eigentlich in Kauf, gerade der Anführer hatte ein breites Grinsen auf den Lippen. "Verletzt ihn nicht, dem Jungen soll nichts passieren, sonst kassieren wir weniger. Obwohl ein Fötus auch gutes Geld bringen dürfte." mahnte er und rechnete schon im Geiste Einiges aus. In Stückchen brachte der Schneewolf mehr als im Ganzen, soweit war es auch schon geplant, nur wollten sie warten, bis dessen Junges da war. Die Elfen hielten sie ebenso gefangen, sie verkauften sich bestimmt auch so noch ganz gut und gerade in den Lusthäusern von Mai-Hang waren so hübsche, reinrassige Elfen gern gesehen.

Erneut laut auffauchend, riß und zerrte Ukan an den Ketten, die ihn hielten ... doch als die Wachen mit Stöcken kamen, ließ er es sein und kauerte sich an den Baum, legte die Arme schützend um seinen Bauch und knurrte laut, während er die Drachenländer beobachtete. Der junge Schneewolf verstand nicht ein Wort dieser Sprache – doch er verstand deren Sinn und fühlte instinktiv, daß sie sein Junges wollten, streichelte sanft über die gespannte Haut seines Bauches und fühlte mit einem inneren Lächeln, wie das Junge seine Hand berührte. Er fühlte es schon seit einer Weile ... es fing kurz, nachdem Mordred abgereist war, an und jetzt, da er im sechsten Monat war, fühlte er sein Junges schon sehr stark. Gerade auch deshalb, weil es ziemlich groß war – es hatte schon jetzt die Größe, die es eigentlich im achten Monat haben sollte, doch das war Ukan egal. Er fühlte nur die Liebe zu seinem Ungeborenen und den unbändigen Drang, es zu beschützen – und seine inzwischen sehr langen Krallen und die durch die Schwangerschaft ein wenig gewachsenen Fänge halfen ihm dabei sehr, sehr gut, wie einer der Drachenländer schon feststellen mußte.

Der verband seine Wunden gerade neu und funkelte den Schneewolf wütend an, ein Anderer aber nahm etwas Fleisch und warf es dem Schneewolf hin. Bis das Junge da war, mussten sie für das Wohl Ukans sorgen, je besser sie das taten, umso wertvoller blieb der Schneewolf. Ein Weiterer vergnügte sich mit Black, dem schwarzhaarigen Elfen und jaulte auf, als der seine Zähne nutzte und ihn fest in den Penis biss. Es war eindeutig, daß er und die Anderen nicht ins Drachenland wollten ... bevor sie da hingingen, blieben sie lieber bei ihrem alten Herren.

Natürlich bemerkte Ukan das wütende Funkeln des Mannes, den er verletzt hatte – doch der Aufschrei des Anderen lenkte ihn schnell ab und der junge Schneewolf lächelte einen Moment lang hart. Der Drachenländer hatte es seiner Meinung nach mehr als nur verdient, daß ihm die Männlichkeit abgebissen wurde und Ukan hoffte, daß der kleine Schwarzhaarige es schaffte, auch wenn er schon ahnte, daß der wesentlich größere Drachenländer das verhindern würde. Doch das kalte, harte Metall seiner Ketten lenkte den jungen Schneewolf schnell wieder ab, ebenso wie das Knurren seines Magens. Zumindest hatten sie es aufgegeben, sein Fleisch vergiften zu wollen – und Ukan dankte seiner feinen Nase jeden Tag, da sie ihm immer dabei half, das präparierte Essen zu meiden. Noch während er daran dachte, nahm er das Fleisch auf und aß es hungrig – es war nicht genug und er brauchte auch Früchte und Wasser, doch er sagte lieber nichts, sondern rollte sich wieder ein, um ein wenig zu ruhen.

Der eine Drachenländer hatte genug von Black und kettete ihn wieder bei den anderen Elfen an. Das waren keine zahmen, kleinen Elfen, das waren kleine Monster, genau wie der Schneewolf eines war. "Der Schneewolf braucht Obst, sonst geht das Kind ein." Black rief es den Drachenländern zu, er hatte gesehen, daß sie zumindest Äpfel bei sich hatten.

Als Ukan die Stimme des Elfen hörte, hob er leicht den Kopf – es wunderte ihn, daß Black ihm half, denn gerade gegen diesen Elfen hatte der junge Schneewolf immer eine große Abneigung, da sein Instinkt auf dessen Aggressivität ansprach. Jetzt jedoch begann er ihn ein wenig in einem anderen Licht zu sehen ... und als einer der Drachenländer ihm tatsächlich einen Apfel zuwarf, fing er ihn und aß ihn blitzschnell auf, denn der Hunger auf das nahrhafte Obst war einfach zu stark.

Daß dieses Biest lieber Obst als Fleisch mochte, erstaunte die Drachenländer, doch dann lachten sie und warfen ihm noch einen Apfel hin. "Dann bleibt mehr Fleisch für uns." stellten sie fest, obwohl sie wussten, daß der Schneewolf auch Fleisch brauchte. Black war zufrieden mit sich, er mochte diese Drachenländer noch weniger als den Mann, der ihn kastriert hatte und auch Silver wollte nicht zu den Mai-Hang Männern. Sie fassten einen Entschluss und warteten, bis die Meisten der Männer einschliefen, bevor Black sich mit Hilfe von Silver den Daumen ausrenkte und so aus der Armfessel schlüpfen konnte, die ihn eigentlich an den Baum kettete. "Du passt auf die Anderen auf, ich hole Hilfe." wisperte er Silver zu und schon rannte er lautlos in das Dunkel der Nacht. Die Elfen legten sich so hin, daß nicht bemerkt wurde, daß einer von ihnen fehlte, um Black einen Vorsprung zu verschaffen.

Dies war etwas, das Ukan verblüffte – doch er wünschte ihm still Glück, ehe er sich wieder einrollte und lautlos weinte. Gerade, als sein Leben so wunderschön war, geschah das ... wie würde sein Herr darüber denken, daß er sich hatte gefangennehmen lassen und so nicht nur sich, sondern auch das Junge in Gefahr brachte. Der junge Schneewolf machte sich die größten Vorwürfe – und er hoffte im Stillen, daß die Drachenländer ihn nicht umbrachten, ehe vielleicht Hilfe kommen konnte.

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Eine gute Woche war Black schon unterwegs, hier und da hatte er sich Essen gestohlen und etwas zum Anziehen, damit er nicht nackt war, wenn er doch gesehen wurde. Er hatte immer darüber nachgedacht, warum er das tat, er wusste es nicht, es war eigentlich vollkommen dumm. Er hätte die Anderen befreien und fliehen können, nur den Schneewolf nicht. Seine Gedanken schweiften immer weiter und er lief immer weiter, folgte dem Weg, den sie gekommen waren und versteckte sich, als er Pferde hörte, hinter einem Baum. Seinen Atem versuchte er etwas zu regulieren und es gelang ihm zum Glück, als die Reiter langsam an ihm vorbeiritten. Daß er schon lange bemerkt worden war, bemerkte er nicht und so wusste er auch nicht, daß Einon seinen Männern einen lautlosen Befehl gab, als er leise vor sich hinpfiff, als wäre es nur ein Liedchen.

Leise vor sich hinschmunzelnd, musterte Roc seine Nägel und wartete ab ... er war noch immer stolz darauf, daß er Einon dazu überredet hatte, die Pfeifsprache der Assassinen zu lernen, denn es war gerade in einer Situation wie der hier mehr als nur nützlich. Und als wäre es unbeabsichtigt, stiegen zwei der Reiter ab, um sich augenscheinlich am Wegrand zu erleichtern ... doch anstattdessen griffen sie zu und packten den kleinen Elfen, der sich im Gebüsch versteckt hatte, zerrten ihn vor ihren Herrn und hielten ihn dort, damit dieser ihre Beute mustern konnte.

Einon musterte den Elfen, dessen Augen funkelten aufmüpfig, das Haar war sehr lang und ein Wink Einons genügte, da hob einer seiner Männer das Hemd und so zeigte sich, daß der Elf kastriert war. "Einer von Großvaters Vögelchen, wie es aussieht." stellte Einon fest und lächelte, als der Elf aufsah. "Ich habe nach Hilfe gesucht ... Herr." erklärte Black und hoffte, daß man ihm glaubte. Scheinbar hatte er genau die richtigen Männer getroffen, das konnte er nun auch sehen, weil er das Wappen unter dem Umhang Einons erkannte.

"Hilfe ?" Roc saß nun ab und kam zu dem aufmüpfigen Elfchen, hob dessen Gesicht an und betrachtete ihn, ehe er die verletzte Hand aufnahm und sich den ausgerenkten Daumen betrachtete. Ein kurzer, erfahrener Ruck ließ das Gelenk wieder einschnappen und ein hartes Lächeln spielte um die Züge des jungen Folterers, als er hörte, wie der Elf einen Moment vor Schmerz aufzischte. "Sprich, Kleiner – Mordred hat uns geschickt, daß wir sein Wölfchen und die Elfen wieder zurückholen. Wohin gehen die Männer, wieviele sind es, wieviel Vorsprung haben sie, welche Waffen besitzen sie und wie ging es den Gefangenen, als du geflohen bist ? Je mehr Informationen wir von dir bekommen, desto schneller geht es – und ich bekomme sie, ob du es willst, oder nicht. Aber es kostet Zeit ... und wird dir Schmerzen bereiten, also rede lieber freiwillig, Hm ?"

Daß Roc ein Folterer war, wusste Black und auch, daß Einon nicht viel Geduld hatte. Mordred hatte oft genug davon gesprochen, um ihm damit Angst zu machen. "Ich war seit der Flucht sieben Tage unterwegs. Es sind 50 Männer mit Waffen aus Mai-Hang, und den Gefangenen ging es gut. Der Schneewolf sieht aber auch aus, als sei er schon im achten Monat, ich glaube, daß Baby bewegt sich schon seit einiger Zeit." Er hatte Ukan beobachtet und auch dessen Bauch, und hin und wieder hatte er die Tritte gesehen.

"Hat er Schmerzen oder zeigt er Erschöpfung ? Beschreib mir das Wölfchen genauer, wie reagierte er, als sie ihn gefangennahmen und was hat er getan, bevor du gegangen bist ? Was ißt er ? Wie halten sie ihn gefangen ?" Es beunruhigte Roc, daß das Kind schon so groß war – wenn er richtig zurückrechnete, war das Wölfchen erst im sechsten Monat und das bedeutete, daß das Kind sehr groß werden würde. Und gerade das bereitete dem jungen Folterer nicht nur Kopfzerbrechen sondern auch Sorgen, denn die Geburt würde mehr als nur anstrengend werden und mußte unbedingt in der Burg Mordreds unter der Aufsicht seines Vaters und eines Heilers stattfinden.

"Er hat sich immer ausgeruht und liegt in Ketten ... mehr Ketten, als wir Elfen hatten." Black rieb sich kurz das Handgelenk, wahrscheinlich hatte sich das jetzt geändert. "Sie lassen ihn oft raus, aber er muss nicht laufen und steckt bei dem Weiterziehen in einem Käfig. Schmerzen hatte er keine, erschöpft nur bedingt, ich glaube aber, er bekommt nicht genug essen, aber ich hab denen auch gesagt, daß er Obst braucht." Der Elf überlegte angestrengt, was er noch erzählen konnte. "Anfangs hatte er das Fleisch nicht gefressen, ich glaube, da war was drin."

Das ließ Roc kurz nicken – es paßte zu dem, was ihm sein Vater erzählt hatte, denn die Schwangerschaft schärfte den ohnehin schon guten Geruchs- und Geschmackssinn der Schneewölfe, damit sie nichts zu sich nahmen, das dem Kind schaden konnte. Dann wandte sich der junge Folterer nachdenklich zu seinem Gefährten, während er über die anderen Informationen nachdachte. "Sie haben mindestens einen Wagen – damit sind sie langsamer als wir mit den Pferden, vor allem, da wir Pferde zum Wechseln haben. Wir könnten sie noch einholen, wenn wir uns beeilen, denn sie wollen bestimmt zum Meer. Oder, Elfchen ?" Das Letzte sprach Roc zu dem kleineren Elfen, denn bisher hatte dieser keine Informationen zum Ziel der Händler von sich gegeben.

"Ja ... ja, das wollen sie. Sie wollen ins Drachenland nach Mai-Hang. Sie wollen Medizin aus dem Schneewolf und dem Jungen machen ... und die anderen Elfen sollen in ein Lusthaus. Bitte Herr, sie wollen da nicht hin, sie wollen lieber zu Herrn Mordred zurück, als daß sie dort dienen müssten." Bei Mordred hatten sie hauptsächlich Hausdienste zu tun, Keiner von ihnen wollte Lustsklave sein und jeden Tag mehrfach bestiegen werden. Und vielleicht ließ man ihn ja frei, weil er gehorsam gewesen war. "Du hättest auch fliehen können, ich rechne es dir hoch an, daß du es nicht getan hast, Elf." Einon überraschte es ein wenig, laut Mordred war der Schwarzhaarige immer sehr widerspenstig gewesen.

Auch Roc überraschte dies ein wenig – doch je länger er nachdachte, desto mehr Sinn bekam es und er nickte, als er das Kinn des Elfen wieder ein wenig anhob. "Du sorgst dich sehr um die anderen Elfen ... und du sorgst dich um das Wölfchen und das Ungeborene, nicht wahr ? Du bist auch sehr verantwortungsbewußt und kannst selbstständig Entscheidungen fällen. Sag mir, Black ... du warst ein Häuptlingssohn oder ?" Dies wäre die verständlichste Erklärung – und der junge Folterer schätzte, daß er damit auch richtig lag.

"Ja, das bin ich und die Anderen drei sind aus meinem Stamm, ich musste sie doch beschützen, Herr." Einon lächelte, der trotzige Blick des kleinen Waldelfen war niedlich. "Ich rede mit meinem Großvater, vielleicht belohnt er dich. Und jetzt komm auf mein Pferd, du führst uns." Der Elf würde sie ohne Umwege direkt zum Lagerplatz führen, an dem er geflohen war. Waldelfen waren bekannt für ihren Orientierungssinn, man konnte sie mit verbundenen Augen aussetzen und sie fanden den Weg zurück zu ihrem Dorf. Als Roc den Elfen brachte, zog Einon ihn zu sich aufs Pferd und setzte ihn vor sich, damit der Elf eine gute Sicht hatte.

Auch Roc stieg wieder auf und nickte, als ein Blick zu ihren Männern reichte, damit auch sie wieder aufsaßen und weiterreiten konnten. Mit einem wohlwollenden Blick hatte der junge Folterer gesehen, daß sie alle abgesessen waren, um den Pferden kurz eine Erholung zu bieten ... viele hatten ihnen auch ein wenig Wasser gegeben, doch Niemand war so weit gegangen, die Pferde abzusatteln. Ihre Truppe war in den letzten zwei Jahren gut von Einon ausgebildet worden – und sie hatten genug Respekt vor Roc, um auch ihm widerspruchslos zu gehorchen. Eine Voraussetzung dafür, daß sie den Treck der Plünderer einholen konnten – und sie würden es auch, das nahm sich der junge Folterer felsenfest vor, denn Niemand nahm sich ungefragt das, was ihnen ... oder ihrer Familie gehörte.

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