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Chiat und Dimi 01
 

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Die Tür fiel hinter Chiat ins Schloss. Er war endlich zu Hause. Ruckzuck hatte er sich die Sachen abgestreift und war in die Badewanne gesprungen. Er wollte den intensiven Geruch der Gewürze loswerden. Das warme Wasser genießend, dass ihn umspielte, fuhr er sich mit allen zehn Fingern durchs Haar.
In Gedanken befand er sich bei Dimi. Irgendwas hatte ihn bei dem ruhigen Mann berührt. Leise seufzend tauchte er unter und kam nach Luft schnappend wieder an die Luft.
Was mach ich denn jetzt, huschte es durch seinen Kopf. Ich kann ihn doch nicht einfach anrufen?
So schnell wie noch nie hatte er sich gewaschen, dann hockte er schon auf seiner Couch und schaute auf den Fernseher, in dem irgendein Horror-Film lief. Nervös spielten seine Finger mit der Zeichnung, die sein eigenes Gesicht zeigte und ehe er etwas tun konnte, hatte er schon sein Handy an sich genommen und tippte die Nummer des Mannes ein. Ein leises Tuten zeigte ihm, dass Dimi sein Handy nicht ausgeschaltet hatte.

Immer wieder erklang das leise *Ding* des Handys - das Dimi gewohnheitshalber auf sein Nachtkästchen gelegt hatte - in der Dunkelheit ... durchbrach nur langsam die tiefen Träume des Weißblonden und weckte ihn halb, so dass er langsam nach oben tasten und schließlich sein noch immer klingelndes Handy herabholen konnte, noch ein wenig verschlafen daran horchend, als er leises "Ja ....?" gewispert hatte.

Chiats Herz machte einen kleinen Sprung, als er Dimis leises Ja vernahm.
"Hey.", sagte er. "Ich wollte nur mal hören, ob du die Khanom schon alle aufgegessen hast?"
Wie gebannt starrte Chiat in den Fernseher, dessen Lautstärke er abgestellt hatte und betrachtete sich eines der Monster, die gerade über den Bildschirm flimmerten. Irgendwie hielt er sich an den Bildern fest, die nahmen ihm sogar ein wenig seiner Unruhe.

Fast sofort saß Dimi kerzengrade im Bett - die Augen vor Schreck weit aufgerissen und das Gesicht so fahl wie seine Wände, bevor das Blut schon fast schmerzhaft heiß in seine Wangen zurückschoss und er ein Gutes zu tun hatte, das Handy nicht fallen zu lassen. Unwillkürlich ein "Nur die Zwei aus der Serviette..." antwortend, schalt er sich in Gedanken wieder einen Volltrottel und ließ den Reflex, auf die Uhr zu sehen, da ihm schon sein Kreislauf sagte, dass es nicht später als Drei oder Vier sein konnte. Nachdem er zwei kurze Atemzüge geholt hatte und sich innerlich darauf eingestellt, dass Chiat wirklich am Handy war, wandte er sich ihm wieder zu und lächelte leise, als er erneut sprach ... anstatt der nicht vorhandenen Telefonschnur ein Stück seiner Satinbettwäsche verknotend. "Nur die Zwei - den Rest hab ich in den Kühlschrank getan, damit sie nicht verderben, auch wenn ich mich arg beherrschen musste. Ich könnt das Zeug kiloweise essen, aber das lass ich lieber, wegen Figur und Zähnen."

Chiats Herz schlug schneller, als er Dimis Stimme länger als bei dem vorhergegangenen Ja hörte.
"Sie sind ohne Zucker.", antwortete er lächelnd. "Nur mit Kokosmilch gesüßt. Eigentlich wollte ich dir nur meine Telefonnummer geben." Noch immer war sein Blick auf den Horrorfilm gerichtet. Welch Unterschied: Vor ihm Monster und am anderen Ende der Leitung ein ziemlich gut aussehender Mann, der ihn wirklich beeindruckt hatte.

"Deine.....??" Für einen Augenblick das Handy anguckend, fing sich der Weißblonde sofort wieder, es nun an das linke Ohr klemmend ... wisperte ein leises "Gerne, wart einen Moment, verflixt....", während er mit fliehenden Fingern seine Nachttischlampe anschaltete und kurz die Augen zusammenkniff, da das Licht ihn halb blendete. Dann schnappte er sich den Skizzenblock und den Grafitstift der dort lag und schlug eine neue Seite auf ... bei der gewohnten Bewegung wieder ruhiger werdend, ehe er ihn leise fragte: "So, jetzt - Sorry, ich brauchte was zum Schreiben. Und ... Danke." 'Oh Gott, Dimi - was ist los mit dir, das ist doch nur ein... aber was für ein Kerl und er will mir seine Telefonnummer geben ... ja ja, träum weiter, er ist ein Prinz und kommt in schimmernder Rüstung ... halt die Klappe.' Seine meckernde, innere Stimme nicht weiter beachtend, hatte Dimi in den wenigen Herzschlägen, die jener Disput dauerte, erneut begonnen, Chiats Gesicht zu malen - verlängerte es mit wenigen, gekonnten Strichen um Hals und die Ansätze des Hemdes, welches dieser am Schluss getragen hatte und wartete noch immer, fasziniert dem Atem des Asiaten lauschend.

Ein Grinsen huschte über Chiats Gesicht. Fast war es so, als würde er Dimis Unruhe und Aufregung spüren können. Geduldig blieb er am Telefon, bis Dimi sich wieder meldete. "Okay." Er nannte dem hellblonden Mann eine Nummernfolge und drehte die Lautstärke seines Fernsehers etwas an, denn gerade schien der Film wirklich interessant zu werden.
"Tut mir leid, wenn ich dich geweckt haben sollte, aber wenn ich das nicht jetzt erledigt hätte, hätte ich es womöglich vergessen."

Die Nummer sofort auf eines der leeren Blätter notierend, glitt der Stift in Dimis Hand danach sofort wieder zu der Schulter der Zeichnung zurück - dann hob sich bei dem Satz eine Braue, zu der sich ein unwillkürliches, gedankliches 'Scheiß doch aufs Wecken ....' gesellte, das er natürlich nicht in das Handy sprach. "Kein Problem, bin eigentlich eine Nachteule. Sag mal ... die Geräusche kenn ich doch. Ist das einer dieser Monsterfilme?" Fast unwillkürlich zu schmunzeln beginnend, setzte Dimi in das rechte, obere Eck des Bildes einen kleinen Fernseher, aus dessen Schirm sich einige Tintenfischtentakel ringelten - stockte dabei und fluchte leise, da er seinen Knetradiergummi natürlich wieder im Wohnzimmer vergessen hatte.

"Dann haben wir ja was gemeinsam.", lachte Chiat leise, als Dimi erwähnte, dass er eine Nachteule sei. "Ja, hier läuft irgend so ein Monsterfilm, aber ich kann dir weder sagen, wie er heißt, noch um was es geht."
Nervös griff Chiat nach seinen Zigaretten und entzündete sich eine. Er hatte keine Ahnung, über was er mit Dimi reden sollte und so hoffte er, dass diesem etwas einfiel.

Das bekannte Geräusch des Feuerzeuges hörend, nickte Dimi unwillkürlich und lächelte, als keinen Herzschlag später das leise Ausatmen des Rauchs zu hören war ... verlängerte die Schulter jetzt um einen Arm und legte in die schlanken und schönen Hände Chiats noch eine Zigarette, ehe er unwillkürlich in die Stille wisperte, die sich zwischen ihnen ausgebreitet hatte. "Gefiel dir das Bild? Ist nur 'ne kleine Skizze, aber ich dachte, vielleicht möchtest du sie haben ..."

Chiats Blick richtete sich auf die kleine Zeichnung die vor ihm lag. "Ja, sieht gut aus.", antwortete er und scherzte: "Man kann mich sogar erkennen."
Unsicher sah er auf die Wolken, die seinen Mund verließen. Jetzt oder nie, sagte er sich und atmete noch einmal tief durch, ehe er fragte: "Hast du morgen, spätabends Zeit? Ich muss bis um 23:00 Uhr arbeiten, aber danach würde ich dich gern auf ein Bier oder so einladen."

Bei den ersten Worten errötete Dimi bis in die Haarspitzen und wisperte nur ein unwillkürliches "Sagte doch, ist nur 'ne Skizze.", ehe er wieder verstummte ... in Gedanken schon wieder ein >Absage-Häkchen< an diese Hoffnung hängte, ehe er die zögernde Einladung hörte. "Klar hab ich Zeit, aber ... äh... ich geh nicht so gern aus. Ginge es denn, wenn ... du zu mir kommst? Ich habe allerdings nur bayerisches Bier da ....."

Chiat zögerte. Er traf sich nicht so gern mit jemanden beim ersten Mal in der Wohnung. Neutraler Boden war ihm da um einiges lieber, wusste er doch gar nicht, was Dimi wirklich für ein Typ war.
"Ich weiß nicht.", murmelte er auch sofort. "Ist keine Kneipe in deiner Nähe? Du kannst auch zu mir ins Restaurant kommen. Wir haben eine Cocktailkarte und Dong kann echt gut mixen."

"Kneipen kenne ich leider keine ... nur Cafés, die in der Nähe sind. Aber wenn du möchtest, dann komme ich natürlich ins Restaurant .... wenn es nicht verfänglich für dich ist, dich dort mit mir zu treffen?" Dimi hoffte, dass sein Gegenüber am Handy erkannte, was er damit meinte - innerlich froh darüber, es nun angesprochen zu haben, um sich wenigstens in dieser Hinsicht Klarheit zu verschaffen. 'Notfalls sagst du's ihm - besser gleich eine Absage als eine Szene im Restaurant, das wäre die Hölle.'

"Ach, das lass mal meine Sorge sein..." Chiat drückte seine Zigarette aus und starrte auf den Flimmerkasten. "Bist du so gegen 23:00 Uhr da!?" Obwohl es eine Aufforderung war, verpackte Chiat es als Frage. Er wollte nicht jetzt schon bestimmen, wann und wo sie sich trafen. Er musste sowieso erst mal sehen, wie sich das weiter entwickelte und ob Dimi wirklich das war, was er suchte.

"Gerne. Soll ich draußen oder drinnen warten, Chiat?" Leise antwortend, konnte der junge Maler sein Lächeln nicht verbergen und zeichnete die andere Hand der Skizze, die sich auf einen nur angedeuteten Tisch legte - versuchte, die so unpassend in ihm schwirrende Freude darüber, dass dieser nicht sofort abgesagt hatte, niederzukämpfen und wieder etwas ruhiger zu werden.

"Du kannst ruhig drinnen warten." Nun zündete sich der Koch doch noch eine Zigarette an. "Schlaf gut, Dimi.", wünschte er. "Wir sehen uns heute Abend und dann zeig ich dir mal meine Lieblingskneipe."

"Ist Okay, Chiat, ich freu mich schon - dir auch noch eine schöne Nacht. Bis dann ...." Nachdem er geendet hatte, schaltete Dimi sein Handy aus und speicherte gleich dessen Nummer ein - seufzte leise und legte es auf den Nachttisch zurück, die Skizze noch bis zur Hüfte ergänzend, bevor er auch Block und Grafitstift daneben legte. 'Oh mein Gott ... Morgen Abend. Und er will mich in eine Kneipe schleifen ... Schande, hoffentlich blamier ich mich nicht. Ausgerechnet ich und Kneipen ....' Mit diesen Gedanken schaltete Dimi das Licht wieder aus und seufzte leise - zog die Decke über sich und fiel fast sofort wieder in einen tiefen Schlaf, einfach jeglichen Gedanken an bevorstehende Ereignisse aus dem Gedächtnis verbannend, konnte jedoch ein leises Lächeln nicht verhindern.

Chiat legte sein Handy auf den Couchtisch, drehte den Fernseher nun doch lauter und rauchte in Ruhe auf. Seine Gedanken kreisten um Dimi. Er konnte nicht so recht glauben, dass er sich soeben verabredet hatte.
Ein herzhaftes Gähnen erinnerte ihn daran, dass er wirklich langsam schlafen gehen sollte. Noch einmal einen Blick auf die Skizze werfend, schaltete er die Flimmerkiste aus und löschte das Licht, dann verzog er sich in sein Bett. Fest wickelte er sich in die dünne Decke, nachdem er den Wecker auf 10:00 Uhr gestellt hatte und schloss die Augen.
Morgen, nein heute, es war ja schon nach Mitternacht, war er mit Dimi verabredet. Vielleicht hatte er ja mal Glück und nicht wieder Pech in seiner Wahl.

Als Dimi am nächsten Morgen aufwachte, dachte er zuerst, es wäre nur ein Traum gewesen ... dann aber fiel sein Blick auf die Skizze und ein leises Lächeln überzog sein Gesicht, als er sich aufsetzte und sie sich betrachtete. Mit einem leisen Summen stand er dann auf und setzte sich nach einem ausgiebigen Aufenthalt in seinem Bad an den Frühstückstisch ... erneut die Skizze betrachtend, als er seinen Tee trank.
"Hm... ob ich ...? Oder ist das zu aufdringlich ...." Leise zu sich selber murmelnd, nahm er die Teekanne wie immer zum Wohnzimmertisch mit und widmete sich zuerst den eingegangenen Mails ... hinterließ eine kurze Notiz auf seiner Page, dass er im Moment keine neuen Aufträge mehr annahm und sah wieder zu der Skizze zurück. 'Okay ... mehr wie ein Reinfall kann's nicht werden.' Leise in Gedanken zu sich selber sprechend, setzte er sich wieder an den Wohnzimmertisch - nahm dann den A4-Skizzenblock auf und begann, die Skizze, die er in der Nacht gemacht hatte, zu übertragen und feiner auszuarbeiten, schließlich gegen frühen Nachmittag das Ergebnis betrachtend. Mit einem Nicken ging er dann auf seine Dachterrasse und sprühte es mit Haarlack ein, um es zu fixieren und ließ es liegen, damit der Geruch sich verflüchtigen konnte - widmete sich wieder dem Auftrag des Verlages und merkte erst auf, als es dunkel zu werden begann und somit allerhöchste Zeit, sich fertig zu machen.
Wie immer ein schwarzes Ensemble anziehend, nachdem er sich geduscht hatte, ließ Dimi seine Haare allerdings offen ... grübelte kurz und entschied sich dann für einen schlichten, silbernen Halsreif und einen passenden, schlichten Silberarmreif. Beides dünn, poliert und schlicht genug, um nicht aufzufallen. Lediglich bei der hauchzarten Silberkette um seinen Hals zögerte der Weißblonde - ließ sie jedoch an und steckte den kleinen, blauen Schmetterling daran in seinen Ausschnitt, bevor er seine Jacke nahm und das Bild von der Terrasse holte, es in eine schmale Mappe steckte und unter den Arm klemmte, bevor er ging und die Haustüre hinter sich zuschloss

Nachdem er zügig zum Restaurant gegangen und dort angekommen war, seufzte Dimi leise, da es erst dreiviertel Elf war (22:45 Uhr für die Nordlichter *g*)- zuckte dann innerlich mit den Schultern und behielt sein gewohnt ernstes Gesicht, als er in das Restaurant trat und innerlich vor Erleichterung aufseufzend den Platz leer vorfand, an dem er schon gestern gesessen hatte. Schnell hatte er sich darangesetzt und hängte die Jacke über die Stuhllehne - schlug nervös die Beine übereinander und wartete darauf, ob Chiat wirklich kommen würde.

Müde kämpfte Chiat sich gegen 10:00 Uhr aus dem Bett. Nach einer kurzen Dusche, trank er einen Kaffee und gönnte sich eine Morgenzigarette.
Wie immer schlüpfte er in seine Jeans und ein schlichtes, enges Shirt. Die Lederjacke überziehend, befand er sich dann auch schon auf dem Weg die Treppe hinab. Im Briefkasten fand er nichts weiter außer Werbung, die er in der bereitgestellten Papierkiste entsorgte.
Die ersten Gäste saßen schon im 'Mao Thai', als er durch den Lieferanteneingang seine Küche betrat. Nickend grüßte er seine Kollegen und war überglücklich, als er sah, dass die Glaser schon am Morgen das Oberlicht in Ordnung gebracht hatten.
Die Arbeitszeit verging schnell. Es herrschte unwahrscheinlich viel Betrieb und durch den stattfindenden 'Christopher Street Day' verirrten sich sogar eine ganze Menge Gleichgesinnte hierher.
Es war schon 22:30 Uhr, als er Dong bat, Dimi einen Saft zu bringen, falls dieser kam, danach sprang er unter die restauranteigene Dusche. Normalerweise tat er dies erst zu hause, doch heute lag die ganze Situation etwas anders. Im Gastraum wartete ein Date auf ihn.

"Chiat!", hörte er Dong nach sich rufen. "Deine Verabredung ist da."
"Danke." Schnell hatte Chiat sich abgetrocknet und wieder angezogen, dann eilte er zur Tür und öffnete sie einen Spalt. Dort saß er - Dimi und vor ihm auf dem Tisch stand der Saft, den Dong ihm wohl gebracht hatte.

Der junge Maler hatte sich leise bei dem Ober bedankt, als ihm dieser den Saft brachte ... zwar ein wenig verwundert, doch dann mit einem innerlichen Schulterzucken einen Schluck daraus getrunken, den Geschmack eigentlich nicht so recht bemerkend. 'Gleich Elf ... also entweder er kommt und du machst dich zum Idioten - oder er kommt nicht, und du BIST ein Idiot, Blue. Also, welche Alternative wählen Sie ... verflixt, so nervös war ich schon lang nicht mehr. Hoffentlich merkt er es nicht ....' Leise Gedanken, die durch seinen Kopf geisterten, auch wenn man sie ihm von außen nicht ansah ... jedoch kurz bevor er Gefahr lief nervös mit den Fingern zu tippeln, nahm er seinen Notizblock heraus und begann ein wenig zu kritzeln, wie erwartet sofort ruhiger dabei werdend.

Er zeichnet schon wieder etwas, dachte Chiat und drückte dann die Tür auf. Leise näherte er sich der dunklen Nische und blieb vor dem Tisch stehen. "Hallo!", begrüßte er Dimi, lächelte und schob sich einen der Stühle zurecht, damit er sich hinsetzten konnte.

Erst bei der Begrüßung sah Dimi auf und wisperte ein leises "Hi ....", während ein Lächeln sein ernstes Gesicht erhellte - dann legte er den Stift in die Rille seines Notizblockes und klappte diesen wieder zu, legte ihn zur Seite und strich sich eine der langen Ponysträhnen nach hinten, als er leise weitersprach. "Bist du immer so leise oder war ich schon wieder in Gedanken?"

Lächelnd sah Chiat Dimi an, der sich eine Strähne hinters Ohr strich. Die Bewegung wirkte schon leicht lasziv und Chiat bemerkte das Ziehen im Magen.
"Ich glaub ich bin immer so leise.", antwortete er und winkte nach Dong, der schnell herbeieilte. "Bringst du mir eine Pina Colada?" Er sprach mit Absicht deutsch, damit Dimi die Chance hatte sie zu verstehen und sich keinen Kopf machen musste, über was Dong und er sich austauschten.
"Dimi, willst du auch noch einen Cocktail, ehe wir weiterziehen?"

'Er ist so rücksichtsvoll ... bestimmt denkt er, ich würde mich übergangen fühlen, wenn er nicht deutsch spricht. Und er sieht einfach gut aus .... verboten.' Mit einem leisen "Wenn es geht, nur einen kleinen, süßen Rotwein ...." antwortend, ließ Dimi die vorigen Gedanken Revue passieren ... strich dabei unbemerkt über den Notizblock, erst am Rand damit innehaltend. "Ich habe etwas für dich, Chiat ... als Ersatz für die Skizze." Mit den Worten nahm Dimi die schmale Kartonmappe auf und gab sie dem Asiaten - strich erneut ein wenig nervös über seinen Notizblock, darauf wartend, was sein Gegenüber sagen würde.

Dong nickte und verzog sich, nachdem er Dimis Wunsch vernommen hatte.
Fragend sah er dann auf die Mappe, die ihm Dimi zugeschoben hatte. Erst wollte er nachfragen, was sich darin befand, entschied sich dann aber anders. Er ließ sie einfach liegen, würde sie nicht sofort öffnen und erkundigte sich erst mal: "Wie heißt du eigentlich richtig?" Im nächsten Moment verfluchte er sich still für diese Frage. Bei ihnen war es ja nicht gerade gewöhnlich nach dem vollen Namen zu fragen. Ihn kannten die meisten ja auch nur als Chiat und die einzigen die wohl seinen vollen Namen kannten, waren außer seiner Familie, die ehemaligen Lehrer und Chefs und natürlich der Restaurantbesitzer für den er jetzt arbeitete.

Ein wenig verwunderte es ihn schon, dass sein Gegenüber die Mappe nicht geöffnet hatte - doch als Dimi die Frage hörte, überging er es einfach und antwortete ihm, ein wenig schief dabei lächelnd. "Dimitri Meinhardt. Aber mir gefällt die Abkürzung besser ... oder meine Nicknamen. Ausgesprochen finde ich, klingt es einfach nur unpassend ....." Dann sah der Weißblonde auf und bedankte sich mit einem kurzen Lächeln bei dem Ober, der ihm ein kleines Glas mit Rotwein brachte - nahm einen kleinen Schluck und genoss ihn, ehe er noch ein leises "Der Wein ist sehr gut ... lieblich, aber nicht zu süß." nachwisperte.

"Ich heiße richtig Chiatchai Tonsaithong. Bei uns spielt der volle Name keine so große Rolle. Man bekommt als Kind seinen Rufnamen und den behält man eigentlich sein ganzes Leben. Ich bin meinen Eltern ganz dankbar das sie mir nicht einen Bedeutungsnamen gegeben haben. Ein Freund von mir wird sein ganze Leben Frosch gerufen werden." Chiat lächelte Dong nur an, als dieser ihm die 'Pina Colada' vor die Nase stellte. Verträumt sog er an dem Strohhalm. "Ich liebe das Zeug einfach.", lachte er leise. "Kokosnuss überhaupt."
Sein Blick hing an Dimis Gesicht. Er fand den Mann vor sich immer interessanter und die Neugierde stieg. "Du weißt, was ich beruflich mache. Verrätst du mir, was du tust?"

"Frosch ? Oh Gott, das ist ... da ist mir ja mein Name noch lieber." Für einen Moment zeigte sich ehrliches Entsetzen in den Zügen Dimis - dann fing er sich wieder und schnupperte kurz, setzte noch ein "Es riecht auch verdammt gut." zu der Pina nach, bevor er unter der letzten Frage ein wenig errötete und auf die Mappe tippte. "Ich zeichne. Meist Aufträge für Rollenspiel- oder Fantasy-Verlage oder Kommissionen von Spielern, die auf meine Page gehen. Hab einfach mein Hobby zum Beruf gemacht, so kann ich selbst bestimmen, wie viel und wie oft ich arbeite."

Chiat schob Dimi einfach sein großes Tongefäß rüber. "Hier, probier mal!"
Nun konnte er es doch nicht mehr aushalten und so öffnete er die Mappe. Kurz darauf sah er auf sein Antlitz. Ein leises Pfeifen drang über seine Lippen. "Das ist gut, das ist verdammt gut." Vorsichtig strich er mit dem Zeigefinger über die Wangen seines Konterfeis. "Und das ist wirklich für mich?", vergewisserte sich der Thai, der nicht glauben konnte, dass ihm ein eigentlich Fremder so ein Geschenk machte.

Ein wenig verdutzt auf die Pina guckend, nahm Dimi sie nur zögernd an und einen kleinen Schluck daraus - ließ ihn auf der Zunge zergehen und nickte lächelnd auf die Frage, ehe er das Tongefäß wieder zurückschob und leise antwortete. "Natürlich ist es für dich ... als Ersatz für die schlechte Skizze. Und auch eine kleine Entschädigung dafür, dass du mich einlädst, ich hoffe, es gefällt dir, Chiat. Und so gut bin ich gar nicht ... es gibt eine Menge, die besser sind als ich."

Vorsichtig hob Chiat den Blick und schaute von der Zeichnung direkt in die braunen Augen von Dimi. Eine Gänsehaut lief ihm über den Rücken und er wusste ganz genau, dass er gegen diesen Mann keine Chance hatte, sollte dieser ihn küssen wollen.
"Ich finde es einfach Klasse.", murmelte Chiat, klappte die Mappe zu und legte eine Hand vertraulich auf Dimis. "Danke, das bekommt einen Extraplatz an meiner Wand."

Nur ein leises "Danke ...." antwortend, sah man es Dimi nur zu deutlich an, dass er es nicht gewohnt war, Komplimente über seine Bilder zu hören ... jedoch legte sich die aufkommende, leichte Röte fast sofort, als Chiat seine Hand berührte und mit dieser Geste die Unsicherheit wegfegte, welche die ganze Zeit an dem Weißblonden genagt hatte. Für einen Herzschlag genoss Dimi das warme Gefühl, das ein leises Versprechen beinhaltete - drehte seine eigene Hand ein wenig und strich mit den Fingerspitzen über die Pulsadern zur Handfläche des Asiaten, leise dabei auflächelnd. "Du hast sehr schöne Hände ... nicht zu weich und nicht zu rau, die richtigen Proportionen." Während er sprach, ließ Dimi seine Fingerspitzen weiterwandern ... berührte hauchzart das Handgelenk und wanderte höher, strich die Finger entlang und nahm schließlich dessen Hand völlig in die Seine, sie sich betrachtend. "Hände können viel über einen Menschen aussagen, Chiat ... manchmal sogar mehr, als es Augen vermögen."

Das Kribbeln nahm in Chiats Magen sogar noch zu. Er spürte die hauchzarten Berührungen und konnte nur erahnen, wie sanft und gefühlvoll dieser Mann im Bett war. Heftig schlug seine Herz, als Dimi nun seine Hand schloss.
Chiat ließ Dimis Blick nicht los. Er war ein Gefangener dieser wunderschönen Augen geworden. Leise musste er sich erst räuspern, ehe er fragen konnte: "Und was verrät meine Hand über mich?"

Erneut mit seinen Fingern nachfühlend, blickte Dimi auf die Hand seines Gegenübers und nahm nun auch seine andere Hand hinzu - strich ebenso hauchzart, doch deutlich fühlend wie zuvor über den Handrücken und die schönen, runden Fingerkuppen, die kurzen, gepflegten Nägel, berührte die braune Haut der leicht kräftigen Hand.
"Du hast wunderschöne Hände, Chiat ... kräftig, doch noch immer schön - eine Hand, die zeigt, dass du Arbeit nicht scheust, obwohl du keine Narben oder Schwielen daran hast. Du achtest auf sie, deine Nägel sind geschnitten und gepflegt, nicht abgekaut oder gerissen wie bei vielen Männern - deine Haut ist samten, ohne dass zuviel Creme daran verschwendet wurde. Schlanke, lange Finger, die Geschick versprechen ... sowohl für ein Klavier geeignet wie auch dazu, zu kochen oder einen Stift zu halten, um Gedanken zu Papier zu bringen. Ich denke, dass in deinen Händen ebenso Sanftheit wie Kraft zu finden sind, je nachdem, welchem deiner Gedanken sie folgen, Chiat."
Leise, nachdenkliche Worte des jungen Malers, als er ein weiteres Mal die Finger über die dunkle, samtene Haut der Hand streichen ließ, die in Seiner ruhte - den ebenso nachdenklichen Blick darauf gerichtet, als er noch ein leises "Solche Hände wie die Deinen male ich gerne...." nachsetzt.

Gespannt lauschte Chiat Dimis Ausführungen und genoss die sanften Berührungen, die warme Wellen durch seinen ganzen Leib schickten. Fasziniert beobachtete er, wie die hellen Finger über seine Haut glitten.
"Des Zeichnens bin ich nicht mächtig.", murmelte Chiat und entzog Dimi sacht seine Hände, damit er den Strohhalm und das Tongefäß fixieren konnte. "Musik liegt mir nicht. Ich hab mal angefangen E-Gitarre zu spielen, aber ganz schnell wieder aufgegeben und die Kraft kommt von meinem Muai-Thai-Training."
Versonnen sog Chiat am Strohhalm und trank von seiner 'Pina Colada'.
"Hast du was dagegen, wenn ich noch eine Kleinigkeit esse, ehe wir die Lokalität wechseln? Willst du vielleicht auch noch was essen?"

Mit einem leisen Bedauern sah Dimi den sich ihm wieder entziehenden Händen hinterher, lächelte dann aber wieder zu seinem Gegenüber auf - strich sich eine der langen Ponysträhnen hinter und nickte, als er ihm leise antwortete. "Eine Kleinigkeit vielleicht ... etwas Leichteres. Und das mit der Musik war ja nur ein Beispiel ... diese kleinen Früchtchen zu formen - bitte verzeih, ich kann mir das Wort dafür nicht merken - benötigt ebenso Fingerspitzengefühl und Talent. Und du trainierst? Von diesem ... Muai-Thai...? habe ich noch nicht gehört, was ist das?" Ein wenig verlegener werdend, drehte Dimi sein Weinglas ein wenig in der Hand und nahm einen kleinen Schluck daraus, die Lieblichkeit des Rotweins dabei auskostend ... sah dann wieder zu Chiat und betrachtete ihn, innerlich leise dabei seufzend. 'Dass er trainiert, sieht man ihm auch an ... ich wette was, er ist mindestens doppelt so stark wie ich und um ein Vieles ausdauernder .... Dimi, du solltest öfters schwimmen gehen.'

"Es gibt hier einen ähnlichen Sport - Kick-Boxen, aber der ist nicht ganz so hart, wie unser Muai-Thai. Ich habe damit angefangen, als ich gerade laufen konnte, aber ich mach's nur zu meinem Spaß." Chiat sah sich im Lokal um, das sich unterdessen merklich geleert hatte. Nur noch ein Pärchen saß an einem der hinteren Tische.
"Khanom, ist der Oberbegriff für unsere Süßigkeiten, aber es gibt auch scharfe Leckereien, die heißen genauso."
Chiat winkte nach Dong und fragte Dimi: "Magst du Tintenfisch? Es ist noch Salat da."

Kurz zu den vorigen Worten nickend, hob Dimi bei der letzten Frage eine Braue - zuckte dann mit den Schultern und lächelte wieder leise. "Keine Ahnung ... aber probieren würde ich's gerne. Ich kenne Tintenfisch nur in Paella, dürfte eine neue Erfahrung sein." Dann ließ auch er seinen Blick durch das Restaurant gleiten und im selben Moment stahl sich ein leises Unbehagen herauf - zeigte sich jedoch nur in dem sachten Spielen mit den Rändern seines Notizblockes. "Außer es macht zuviel Mühe - ihr wollt doch bald schließen, oder? Außer uns sind nur noch die beiden an dem anderen Tisch da ...." Mit keinem Wort allerdings erwähnte der junge Maler, wie sehr es ihn beeindruckt hatte, dass es Kampfsport war, den sein Gegenüber ausübte - fügte es lediglich innerlich den vielen Dingen hinzu, die ihm an Chiat gefielen.

Chiat bestellte bei Dong den Salat und lächelte Dimi an. "Keine Sorge. Wenn nachher die Türen geschlossen werden, sitzen die Angestellten noch zusammen und essen etwas. Wir haben also noch ein wenig Zeit."
Immer wieder ließ der Thai seinen Blick über Dimi gleiten. In Gedanken war er schon ein paar Schritte weiter, doch das würde er sich nicht anmerken lassen.
"Entschuldige mich mal kurz!" Mit einem Nicken erhob er sich und eilte in die Küche, um dort Bescheid zu geben, dass man den Salat ohne Chili bringen sollte, dass hatte er vorhin einfach vergessen zu sagen.

Mit einem leisen "Klar." sah Dimi ihm nach ... nahm noch einen kleinen Schluck seines Weins, schloss dabei seine Augen und dachte ein wenig nach. Er hatte die Blicke sehr wohl bemerkt und auch genossen .... selbst ebenso seine Augen schweifen lassen, allerdings nur partiell. Über die Hände, als er sie berührt hatte ... den Hals und das Gesicht Chiats, wenn er mit ihm redete. 'Wie es sich wohl anfühlt, wenn ich ihn berühre? Er ist so voller Leben ... und höflich. Hoffentlich macht der Salat nicht zuviel Mühe ... wie das wohl schmeckt?' Wie immer, wenn er in Gedanken war, hatte Dimi seinen Block zur Hand genommen und sich leicht seitlich gesetzt, die Beine übereinandergeschlagen .... auf seinem Knie dann zu zeichnen begonnen, dabei eine der Hand Chiats skizziert und während er nachdachte, ein wenig feiner ausgearbeitet.

Chiat spürte die neugierigen, fragenden Blicke seiner Mitarbeiter. Er hatte nie ein Geheimnis um sein Bisexualität gemacht. Grinsend zuckte er mit den Schultern und bediente sich im Kühlschrank mit Khanom und ging wieder Richtung Gastraum. Dimi saß schon wieder an seinem Zeichenblock, als er zum Tisch kam. Ohne ein Wort stellte er die kleine Plastikdose ab und schob sie in die Mitte des Tisches.

Als Chiat wieder zum Tisch kam, sah Dimi lächelnd auf und legte sofort Block und Stift beiseite ... errötete aber sichtlich, als dieser die Dose in die Mitte schob und strich sich verlegen über den Armreif an der Rechten, als er den Blick senkte und leise wisperte. "Das ... ich ... du musst mich für eine ausg.. äh... unersättliche Naschkatze halten, Chiat ... ich kann dir doch nicht die ganze Zeit ... und der Salat kommt doch auch noch..."

"Nicht abschlagen.", bat Chiat sofort und hob den Deckel ab. "Nun greif schon zu. Das Essen kostet mich doch nichts."
Zufrieden lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück und streckte die Beine von sich. Plötzlich stieß er mit dem einen Fuß gegen einen Widerstand.
Nein, nicht, schoss es ihm durch den Kopf. Dimi soll doch nicht denken, dass ich ihn anmache. Eilig setzte er sich wieder ordentlich hin und zum Glück brachte in diesem Moment Dong den Salat. (okay, Tintenfisch, mit Sprossen, Zwiebeln und asiatischem Gemüse und Thai-Gewürzen, Zitronengras, Ingwer, Koriander und auch bei Dimi ne kleine Prise Chili)
Chiat griff nach einer Gabel, füllte sie und wünschte, bevor er sie sich in den Mund schob: "Lass es dir schmecken!"

Mit einem noch immer merkbaren Zögern nahm sich der Weißblonde schließlich doch einen der kleinen Äpfelchen heraus und aß ihn genießend ... lächelte ein wenig, als er Chiats Fuß fühlte und nickte innerlich auf dessen Reaktion. 'Eigentlich schade ....' Unterbrochen in seinen Gedanken, bedankte Dimi sich bei Dong und sah verblüfft auf den Salat vor sich - erwiderte ein leises "Dir auch einen Guten....", ehe er seine Gabel aufnahm und ein wenig probierte. "Hui, das ist scharf ... aber es schmeckt fantastisch. Hast du das gemacht ?" Neugierig sein Gegenüber fragend, nahm Dimi seine Gabel auf und begann, langsam zu essen - trank aber immer wieder einen kleinen Schluck seines Weines, um die Schärfe ein wenig abzumildern.

Chiat nickte, kaute auf und antwortete dann. "Nein, die Salate macht mein Beikoch, wenn ich die auch noch machen müsste, dann würden hier keine Gerichte auf den Tisch kommen."
Er rief nach Dong und bat ihn ein wenig frisches Weißkraut für Dimi zu bringen und für ihn eine Cola.
Still aß Chiat vor sich hin, bis das aufgeschnittene Kraut gebracht wurde.
"Iß zwischendurch was von dem Weißkraut, dass nimmt die Schärfe.", klärte er Dimi auf und überlegte, ob er nicht lieber gleich auf Dimis Angebot von heute Nacht zurückkommen sollte und auf die Kneipe verzichtete. Er war schon neugierig wie Dimi lebte und so langsam wollte er mit dem Mann auch mal alleine sein.

Auf die Erklärung kurz nickend, bedankte Dimi sich, als ihm das Weißkraut gebracht wurde ... lächelte ein wenig schief und aß etwas davon, nickte schließlich und antwortete ihm leise. "Danke dir ... ich weiß, es ist ungewöhnlich bei Männern, aber ich habe sehr feine Sinne bei Schärfe. Essig hingegen macht mir überhaupt nichts, seltsamerweise." Nachdem er schließlich ein wenig mehr als die Hälfte des Salates und ein wenig des Weißkrauts gegessen hatte, legte Dimi die Gabel wieder beiseite und wischte sich den Mund ab. "Der Salat war wirklich gut - aber reichlich. Bitte verzeih, aber ich bin nicht so viel gewöhnt ..." Allerdings konnte er der Versuchung nicht widerstehen und nahm sich noch eine der kleinen Birnchen - aß es langsam und auskostend, unwillkürlich die Augen halb dabei schließend.

Einen tiefen Schluck von seiner Cola nehmend, sah Chiat Dimi an, wie dieser eines der kleinen süßen Teile genoss.
Damit dürfte ich einen Volltreffer gelandet haben, dachte er und grinste leicht.
"Darf ich?" Fragend sah er auf Dimis Teller, nachdem er seinen geleert hatte. "Den Rest schaff ich auch noch."
Unterdessen waren die letzten Gäste verschwunden. Dong hatte die Tür abgeschlossen und langsam kam Stimmung in den Raum. Die Angestellten verfielen in ihren üblichen Lautpegel und redeten wirr durcheinander. Stühle wurden geschoben und kurz darauf hatte sich die ganze Mannschaft um einem Tisch versammelt und begann zu speisen.

Dimi hatte inzwischen gewohnheitsmäßig die Anderen beobachtet und schreckte ein wenig auf, als ihn Chiat ansprach - dann lächelte er wieder und schob ihm die Salate mit einem leisen "Danke dir....." zu, ihm dabei zusehend, wie er die letzten Reste noch aufaß. "Wohin hast du gedacht, dass wir noch gehen sollten, Chiat?" Leise Neugier, die durch seine Stimme klang und auch in seinen Zügen lag, als er sich wieder etwas näherbeugte und sich unbewusst die langen Haare hinterstrich.

"Nicht weit von hier, ist eine gemütliche Bar. Es ist zwar die Bar eines Bekannten und daher sind die meisten Gäste Landsleute von mir, aber es ist wirklich gemütlich." Chiat lächelte und spürte wieder dieses Kribbeln, als Dimi sich eine Haarsträhne hinters Ohr strich.
Chiats 'Pina Colada' war unterdessen leer und auch die Cola alle. Jetzt lag es nur noch an Dimis Antwort, ob sie loswollten oder nicht.

"Gerne, Chiat. Sehr gerne sogar ... ich hoffe nur, ich mache nichts falsch dort. So oft bin ich noch nicht in Bars gewesen und das waren meist verräucherte Bierkneipen, eigentlich nicht so ganz das Wahre." Leise antwortend, nickt Dimi kurz - nahm dann seinen Wein und trank noch einen kleinen Schluck daraus, ehe er ihn hinstellte und seinen Notizblock einsteckte, die Jacke nahm und etwas unsicher auf die schlichte Kartonmappe blickte. "Willst du sie nehmen oder soll ich ? Oder läßt du sie lieber hier ?"

Chiat tat es Dimi gleich und erhob sich. "Ich leg sie hinten in meinen Spind, dann kommt sie nicht weg. Morgen kann ich sie dann mit nach Hause nehmen."
Er lächelte den Mann vor sich an. "Wir gehen hinten raus.", erklärte er und wartete darauf, das Dimi sich ihm anschloss. Er wünschte seinen Mitarbeitern im Vorbeigehen noch eine schöne Nacht und hielt Dimi die Tür zur Küche auf.

Doch noch ein wenig scheu folgte ihm der junge Maler und verabschiedete sich ebenso von den Anderen ... blieb in der Küche jedoch etwas ratlos stehen und betrachtete sie sich, immer interessierter dabei werdend. "Die ist vielleicht groß .... wow. Ich hab noch nie so eine große Küche gesehen, kenne nur die Kleinen ... was ist denn das alles?" Bei seinen Fragen blickte Dimi ein wenig umher und betrachtete sich die Herde und Regale, die große Spüle ... sah dann wieder zu Chiat zurück und lächelte zu diesem, zeigte dabei sein ehrliches Interesse.

Chiat verstaute schnell die Mappe in seinem Spind, ehe er Dimi ruhig erklärte, was er alles sah. "Eigentlich ist das eine normale Küche. Das Einzige, was anders als zu Hause ist, ist die Spülmaschine." Er deute auf ein riesiges Ungetüm, das schon die Ausmaße eines überdimensionalen Kühlschrankes aufwies.
"Jetzt lass uns aber endlich verschwinden. Ich bin morgen Mittag ja schon wieder hier." Chiat ging vor und geleitete Dimi durch den Rest der Küche bis sie eine stählerne Tür erreichten. Er zog sie auf und schon konnten sie den Hinterhof mit den großen Müllcontainern betreten.

Mit einem kurzen Nicken folgte der Weißhaarige und trat dann in den Hinterhof und erschauerte kurz unter der nach der warmen Küche merklich kühleren Nachtluft. "Bitte entschuldige - ich war nur noch nie in einer Großküche, du stehst ja fast jeden Tag da drin. Wohin müssen wir gehen ? Ich kenn mich leider nicht sehr gut aus, geographisch bin ich, ehrlich gesagt, eine völlig Niete." Mit einem entschuldigenden Lächeln wartete Dimi auf den Anderen und nickte dann auf eine der Straßenseiten. "Da? Oder da rüber? Oder führst du mich?"

"Bleib einfach an meiner Seite.", schlug Chiat vor. "Wir müssen nach links." Chiat ging einfach los, achtete aber darauf, das Dimi ihm wirklich folgte.
"Ach, noch was.", sprach er Dimi von der Seite an. "Du musst dich nicht immer entschuldigen, wenn es nicht wirklich einen triftigen Grund gibt."

"Ich weiß - eine schlechte Angewohnheit. Aber leidliche Erfahrung eben ... ich bin schon zu Vielen auf den Schlips getreten, gerade weil ich's nicht gemacht hab. Deshalb hab ich's mir angewöhnt." Dem Asiaten folgend, hielt sich Dimi zwar neben diesem, aber nicht zu eng, damit es nicht aufdringlich wirkte ... zwar hätte er sich am Liebsten bei ihm eingehakt, aber dass das viel zu schnell wäre, war ihm ebenso klar wie die ebenmäßige Schönheit seines Begleiters, die ihn immer wieder lockte. Eine kleine Weile schwieg Dimi und sah nur hin und wieder zu Chiat oder den Schwulen, die für die große Parade hier waren und noch ein wenig herumschwärmten, wich ihnen hin und wieder aus, um nicht von seinem Begleiter getrennt zu werden - merkte jedoch einmal auf, als Chiat unter einer der älteren Straßenlampen durchging und wisperte ein leises "Das wäre perfekt ....", die absolut passenden Lichtverhältnisse bewundernd.

"Was wäre perfekt?" Chiat war stehen geblieben und sah Dimi an, der unter einer Straßenlampe stehen geblieben war.
Sein Blick glitt über die schlanke Figur des blonden Mannes. Zum ersten Mal bemerkte er, dass er Dimi von oben bis unten mustern konnte und kein Tisch den Hintern und die Beine versteckte. Es gefiel ihm, was er sah und so langsam fragte er sich, wie Dimi wohl ohne die schützenden schwarzen Sachen aussehen würde.

Mit einem Lächeln nickte der Weißblonde auf die Laterne ... ging dann zu Chiat und zeigte noch mal darauf und auf den mit warmgoldenen Licht überzuckerten Boden, ehe er es ihm erklärte. "Das Licht. Als du darunter standest, das sah perfekt aus ... das Licht passt zu deiner Haut, es sah aus, als wärest du aus dunklem Gold. Wunderschön .... perfekt eben. Ich habe schon lange an einem solchen Bild gegrübelt und jetzt weiß ich, wie ich es malen werde. Allerdings mit dem Computer, da werden die Farben schöner." Mit einem Mal wurde ihm bewusst, dass er die ganze Zeit geredet hatte - dann seufzte er und setzte noch ein "Ich schwall dich zu. Ist es noch weit?" nach, damit das Thema wieder wechselnd.

Chiat schluckte, als er Dimis Worte hörte. Unsicher, was er darauf reagieren sollte, schwieg er einfach. Er war es nicht gewöhnt, Komplimente zu hören. Deswegen war er heilfroh darüber, dass Dimi sich erkundigte, wie weit es noch war.
"Die nächste Querstraße.", antwortete er und ging weiter. Ihm ging nicht aus dem Kopf, was Dimi gerade gesagt hatte und auch nicht die Beschreibung seiner Hände.
Kurz drehte er sich zu dem langhaarigen Mann um, lächelte und nickte einfach. Der Abend konnte noch richtig interessant werden.
Endlich sah er das hellerleuchtete 'Darla' blinken. Er zog die Tür auf und hielt sie für Dimi auf. "Immer rein in die gute Stube.", grinste er.

Mit einem Nicken war Dimi ihm gefolgt, den Namen nur kurz bemerkend ... betrachtete sich erfreut lächelnd die Korbsessel und die gemütliche, angenehme Atmosphäre, ehe sein Blick sich schon fast entsetzt auf die Karaokeanlage richtete. Ein wenig schneller, als er es sich vorgenommen hatte, suchte der junge Maler einen Tisch an der Wand und möglichst weit weg von der Plattform - setzte sich sofort und schlug die Beine übereinander, hängte seine Jacke über die Lehne und atmete erst einmal tief durch, dabei auf seinen Begleiter wartend und hoffte, dass dieser keinen Gefallen an dieser Art der Unterhaltung finden würde.

Es wirkte fast wie eine Flucht, als Dimi sich ziemlich weit entfernt von der Karaokeanlage einen Tisch suchte. Chiat begrüßte die Barkeeper mit einem traditionellen Wai, sprach kurz mit ihnen und erst danach gesellte er sich zu Dimi.
Er rückte sich einen der Korbsessel zurück und saß nun dem Mann mit den braunen Augen gegenüber, als auch schon Nit, die junge Bedienung kam.
"Pina Colada.", grinste Chiat und bestellte sofort noch was zu knabbern. Sein Blick richtete sich auf Dimi. "Was willst du denn trinken?"

Mit Erleichterung stellte dieser fest, dass Chiat gleich zu ihm gekommen war und lächelte sacht ... überlegte einen Augenblick, ehe er zu der Kellnerin sprach. "Einen kleinen, süßen Rotwein, bitte ... und ein stilles Mineralwasser." Erst, als die Kellnerin ging, um die Bestellung zu holen, sah Dimi wieder zu dem Asiaten ihm gegenüber - strich sich verlegen eine durch die Hast vorgerutschte Ponysträhne hinter, ehe er leise zu ihm sprach, um das Gespräch wieder zu beginnen. "Du magst diesen Drink sehr, hm? Wegen dem Kokosnussgeschmack?"

"Und du magst lieblichen Rotwein.", konterte Chiat lächelnd und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Vielleicht waren ja irgendwo engere Bekannte.
"Ja, ich mag Kokosnüsse. Leider sind die, die man hier zu kaufen bekommt, bei weitem nicht so lecker, wie zu Hause, aber selbst daran kann man sich gewöhnen." Leise wippte er mit einem Fuß zur rockigen Musik die erklang. Er mochte diese Bar, gerade weil sie immer die neuste Rock- und Pop-Musik aus seiner Heimat spielte und nicht die ländlichen Weisen.

Mit ein wenig Verwunderung, doch sichtlich interessiert hörte Dimi der ihm eigentlich unbekannten Musik zu und lehnte sich zurück ... wurde wieder etwas lockerer und nickte zu den Worten seines Gegenübers. "Ja, ich mag eigentlich nur Rotwein, vor allem Süßen. Und auch nicht viel davon ... ich vertrage Alkohol nicht so gut. Das, was du bisher getrunken hast, hätte mich schon lange auf die Bretter geschickt. Was ist das eigentlich für Musik ? Klingt gut, aber ich kenn so was nicht ...."

"Dann müssen wir wohl das Trinken üben.", lachte Chiat leise und hob sofort abwehrend die Hände, da es nur ein Scherz sein sollte.
"Das ist 'Motif'. Eine Band aus meiner Heimat.", erklärte er und lächelte Nit an, als diese ihre Getränke brachte und eine kleine Schüssel Erdnüsse mit Kaffeegeschmack.

Bei dem Angebot zuerst nur beide Brauen hebend, lachte Dimi leise, als er den Scherz kapierte ... bedankte sich dann ebenso für seinen Wein und das Wasser, ehe er ein wenig verwundert an den Erdnüssen schnupperte. "Kaffee?" Den Worten seine Finger folgen lassend, nahm sich der Weißblonde eine der Nüsse und probierte sie - schmunzelte und nickte unmerklich zu sich selbst. "Ich fass es nicht ... Kaffee. Hat aber was. Und das ist .... ist das Pop oder wie? Charts? Und das mit dem trinkfest bekommen, das ist hoffnungslos bei mir ... wurde schon versucht. In dieser Hinsicht schlage ich vollkommen aus der Art."

"Rock-Musik.", antwortete Chiat und nahm sich selber einige der Erdnüsse. Er wollte Dimi gerade noch etwas zu der thailändischen Musikwelt erzählen, als er von der Seite angesprochen wurde. Nur für Dimi sichtbar verdrehte er die Augen, dann setzte er sein Sonntagslächeln auf und grüßte seinen Landsmann mit den blond gefärbten Haaren. Kurz nur ließ er sich auf ein flüchtiges Gespräch ein und suchte schon eine passende Entschuldigung, als der wohl anscheinend Neue von Dee nach ihm rief. Dee nickte ihm noch einmal zu und verzog sich an die Bar.

Das Augenverdrehen mit einem Schmunzeln bemerkend, kümmerte Dimi sich nicht weiter um das Gespräch, um nicht zu stören ... aß noch ein paar der Erdnüsse und trank ein wenig seines Mineralwassers, bis der andere Asiat den Tisch wieder verließ. Erst dann sah der Weißblonde wieder zu seinem Begleiter und griff das vorige Gespräch wieder auf, drehte seinen Körper dabei ein wenig zu Chiat, eine Hand auf seinen übereinandergelegten Beinen. "Rock? Es klingt auf jeden Fall sehr gut ... anders, aber gut. Und um ehrlich zu sein, verstehen tu ich's genauso wenig wie die meisten englischen Songs, obwohl die meist nicht so schöne Stimmen haben."

"Du kennst meine Stimme noch nicht", grinste Chiat und winkte nach Nit, damit sie ihm einen der Liedwunschzettel bringen konnte. "Ich hatte doch erwähnt, dass ich mal E-Gitarre spielen wollte, dass war zu der Zeit, als ich in unserer Schulband gesungen habe."
Chiats Blick irrte kurz durch den Raum. Mit einem Nicken registrierte er, dass es noch immer ziemlich leer war. Die anderen kamen eh meistens erst nach 2:00 Uhr.

Kurz eine Braue bei den Worten hebend, schluckte Dimi innerlich ... nickte dann einfach nur und entschloss sich, ehrlich zu sein und einfach zu fragen. "Bevor ich mich in die Nesseln setz - wirst du singen, spielen oder meintest du das gerade eben rein rhetorisch?"

"Ich würde singen, aber nur, wenn du nichts dagegen hast und es dir nicht peinlich wäre." Chiat lächelte Dimi an und knabberte weiter Erdnüsse. Nur kurz wendete er seinen Blick von dem langhaarigen Mann, als Nit ihm den Zettel und einen Kugelschreiber brachte.

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