Balken01a


”Das Erwachen eines Gottes” 08
 

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Es dauerte noch einige Stunden, doch mit den Quads kamen sie schnell in der engen Schlucht voran. Wie Andre es sich gedacht hatte, glich sie in der Form den Canyons in Colorado ... fast so, als ob vor Urzeiten einmal ein Fluß hindurchgeflossen wäre. Vielleicht floß er noch immer, doch unterirdisch - etwas, das in Wüstengegenden oft der Fall war. Doch dann wurde der junge Forscher aus seinen Gedanken gerissen, als die Schlucht sich plötzlich erweiterte und in eine sehr breite, ellipsenähnliche Form auslief ... und damit entfernt dem Kopf einer Schlange glich. Und am anderen Ende konnten sie eine breite und hohe Grabplatte sehen, auf der das Zeichen des Anubis prangte ... jedoch in dieser leicht abgeänderten Schreibweise. Hier unten kam so gut wie kein Sand herein, so daß das in den Stein gemeißelte Zeichen noch mehr als nur deutlich erkennbar war, trotz der langen Zeit, die es nun schon existierte. "Oh, mein Gott ... Roger, siehst du das ? Wir sind endlich am Ziel."

"Ja, die Platte ist auch nicht zu übersehen." Man konnte sie schon von weiter weg sehen und als sie ganz nahe dran waren, wurde erst klar, wie groß die Platte wirklich war. "Die dürfte fast drei Meter hoch sein ... und eineinhalb breit. Eine so gut Erhaltene ausserhalb einer Gruft habe ich noch nie gesehen. Siehst du, da sind auch Löcher." Roger sah auch dort die Löcher für die Federn, die immer wieder als Schlüssel gedient hatten.

Inzwischen waren sie an der Grabplatte angekommen und hielten an, so daß auch Andre die Löcher sehen konnte und kurz nickte. "Ja, ich sehe sie ... das ist einfach unglaublich. Ich bin schon gespannt was passiert, wenn wir die Grabkammer öffnen - ich glaube nicht, daß es noch Fallen gibt, alleine schon die Magie schützt dieses Grab mehr als nur sicher. Aber wir sollten trotzdem alles untersuchen, bevor wir das Grab öffnen ... nicht, daß es doch noch eine Überraschung gibt."

"Das auf jeden Fall. Wir bauen auf, und untersuchen dann die Tafel ganz genau. Ich möchte jetzt kein Risiko mehr eingehen." Roger wollte wirklich nichts riskieren, gerade jetzt, wo sie am Ziel zu sein schienen.

Andre nickte nur und stieg ab, damit er soweit es ging beim Aufbau helfen konnte. Dabei machte er sich ein wenig Gedanken ... denn bei den anderen Hinweisstellen war penibel darauf geachtet worden, daß nur Eingeweihte die Rätsel und Hinweise lösen konnten, und hier war es fast schon zu offensichtlich. So, als ob Anubis beabsichtigt hatte, daß Diejenigen, die es bis hierher schafften, sich an dem riesigen Grab erfreuen sollten, das eigentlich schon fast wie ein Schild für den war, der hier begraben wurde. Ein seltsamer Gedanke ... doch als der junge Forscher darüber nachdachte, blickte er nach oben und stockte, als er etwas oben an der riesigen Platte sah, die das Grab verschloß. "Roger ... siehst du das auch ? Oben auf der Platte sind Aussparungen, so als sollte Luft und Sonnenlicht nach innen dringen."

"Was ?" Roger blickte hoch und musterte die Stelle, ehe er leise schnaufte und sich durch die blonden Haare strich. "Das heißt, er wurde lebendig begraben ... ich habe zweimmal so ein Grab gefunden, es ist eine der schlimmsten Strafen, die es gibt."

"Oh, Gott ... das ist wirklich grausam. Aber dieser Werschakal, der sich als Gott aufführte, war anscheinend mehr als nur grausam, also würde es passen. Auch, daß es hier schon fast zur Schau gestellt ist - aber wir müssen abwarten, ob die Federn noch mehr Schriftzeichen enthüllen. Verdammt, ich bin so hibbelig, Roger ... das ist alles so aufregend." Noch nie in seinem bisher ruhigen Leben war Andre so aufgeregt gewesen und er lächelte verlegen, als es ihm bewußt wurde.

"Mach am Besten erstmal Fotos von dem Stein, wir laden schnell ab. Aber warte noch mit den Federn, bis wir fertig sind." Roger konnte verstehen, daß Andre aufgeregt war ... und ihn jetzt so zu sehen, war auch wirklich sehr niedlich.

Der Jüngere murmelte nur ein noch immer verlegenes "Ist okay." und nickte, nahm seine Kamera und ging zu dem Grabkammerstein, um ihn nun ausgiebig zu filmen und auch zu fotografieren. Es war wirklich unglaublich - und wie ein großes Schild, das den Namen des Wesens, das hier begraben worden war, trug. Insgeheim fragte sich Andre, was wohl zu einem solchen Streit geführt haben konnte, daß Anubis seinen Schöpfer so sehr verletzte, wie es nur ging ... denn es schien ihm nicht möglich gewesen zu sein, ihn vollständig zu töten. Doch andererseits konnte es auch Absicht gewesen sein, denn die Öffnungen oben an dem Verschlußstein zeigten unverhüllt die Grausamkeit, für die dieser Anubis berühmt gewesen war, und die er an seinem Schöpfer ausgelebt haben mußte.

Derweil war alles aufgebaut worden und Roger kam wieder zu seinem Gefährten. "Woran denkst du ?" Der nachdenkliche Blick des Braunhaarigen war zu deutlich zu sehen. "Wollen wir sie erst öffnen und dann etwas essen, oder andersherum ?"

"Vielleicht erst öffnen - ich könnte jetzt so oder so nichts essen, ich bin viel zu aufgeregt. Und falls wir wirklich etwas Schreckliches entdecken, muß ich wenigstens nichts auskotzen." Es war lieb von Roger zu fragen ... doch Andre konnte beim besten Willen nichts runterbringen ehe sie nicht wußten, was in der Kammer war.

"Gut, dann öffnen wir die Kammer zuerst." Roger konnte es selbst kaum erwarten, genau wie Mac, Toni und die anderen zwei. Alle standen jetzt bei Andre, und Roger nahm ihm die Kamera ab, um zu filmen. Mac reichte Andre im Gegenzug die Federn, und trat einen Schritt zurück.

Der Jüngere nahm die Federn an und atmete kurz durch ... dann nickte er und nahm die Federn, richtete sie aus und steckte sie in die Löcher, die in Schulterhöhe sichtbar waren. Wie erwartet, erwachte wieder dieses weiche Licht ... und wie er es sich dachte, erschienen neue Zeichen und er verengte die Augen, um sie sich anzusehen. Dann wurde er aber überrascht und wich zurück, als die Grabplatte an einer Seite nach außen zu schwenken begann und schließlich nach einem Meter stehenblieb. "Heilige Scheiße ..."

Die anderen Männer einschließlich Roger waren zwar verblüfft, aber sie reagierten rasch und rollten einen Stein in den Spalt. Sie wollten nicht, daß sich die Tür womöglich wieder schloß, und so war sie gesichert. "Das war unerwartet ... laß uns reingehen, okay ?" Roger wollte gern hinein und sehen, was nun darin war.

"Ich werde noch hierbleiben und die Schriftzeichen der Türe untersuchen ... aber ich glaube nicht, daß es noch Fallen im Inneren gibt. Es steht nichts in den Zeichen und es gäbe keinen Sinn - schließlich sollte dieser Gott ja leiden und nicht sofort sterben." Andre überließ es den Anderen, zuerst hineinzugehen ... ihn interessierte das, was auf der Platte stand, und er wollte es noch ein wenig genauer untersuchen.

"Ich bleib bei dir ... und ihr könnt schon vorsichtig kucken. Es dürften zwar keine Fallen da sein, aber seid trotzdem etwas vorsichtig." Roger wollte noch kurz bei Andre bleiben, und Mac grinste sacht. "Wir kucken nur was da ist, und nehmen gleich die Kamera mit, um alles aufzunehmen."

Das ließ den jungen Forscher kurz schmunzeln und er reichte ihm die Kamera, ehe er sich daran machte die Zeichen, die durch die Magie erschienen waren und noch immer sanft leuchteten, in sein Notizbuch einzutragen. Es freute ihn, daß Roger doch noch bei ihm blieb und er lächelte liebevoll zu ihm, ehe er mit ein Gespräch darüber begann, was diese Zeichen bedeuten könnten. Er bekam nur nebenher mit, daß die anderen vier sich Taschenlampen nahmen und schon einmal vorgingen ... denn für ihn war die Grabtafel im Augenblick viel interessanter.

Roger wußte, daß er den vieren vertrauen konnte, und sie würden sicher keinen Unsinn machen und zuerst alles ansehen und filmen. Er selbst wollte jetzt ein wenig Zeit mit Andre verbringen und keiner von ihnen wußte, wie lange man die Zeichen auf der Tafel noch so gut lesen konnte. Sie direkt aufzuschreiben war angenehmer, als ständig auf den Monitor zu starren, während man die Kameraaufnahme analysierte. Gerade wollte Roger etwas fragen, dan hörte man Schreie von innen, gemischt von lautem Knurren und etwas, das sich anhörte, als würden Knochen gebrochen. "Verdammt ... was ?! Du bleibst hier !" Mit den Worten rannte Roger auch schon in die Gruft und zog sein Jagdmesser. Im Licht der zu Boden gefallenen Taschenlampen konnte er sehen, daß drei seiner Männer tot auf dem Boden lagen und als er aufblickte, sah er nur noch gold leuchtende Augen und eine große dunkle Gestalt, die Mac wie eine Puppe beseite warf, und im nächsten Moment auf ihn zuschoß.

Noch ehe Andre antworten konnte, war Roger auch schon in die Grabkammer gelaufen und er erschrak zutiefst, als er ein lautes Aufbrüllen hörte. Dann sah er, wie der ältere Blonde zu ihm zurückgelaufen kam und sich schützend vor ihn stellte ... doch nichts hatte den jungen Forscher darauf vorbereitet, daß eine riesige Menschengestalt, die den Kopf eines Schakals besaß, aus der Kammer stürzte und das erhobene Jagdmesser Rogers einfach  beseiteschleuderte. Dann schlug dieses Wesen die Krallen der Rechten in den Brustkorb Rogers und schleuderte ihn an die Grabplatte, so daß er neben Andre zu Boden fiel ... und der junge Braunhaarige reagierte instinktiv und warf sich über den schwer Verletzten, beschützte ihn mit seinem Körper und schluchzte leise, da er schon damit rechnete, ebenso zerfleischt zu werden. Er hatte abgrundtiefe Angst - doch weniger vor diesem Wesen als vor dem Tod, und daß auch Roger sterben würde.

Das Wesen wollte gerade wieder angreifen, als ihm der Geruch von Angst in die Nase stieg. Es war anders als die Angst der kräftigen Männer, und dann roch er die Tränen, und verzweifeltes Schluchzen drang in die Ohren von Anubesh. Erst jetzt wich der reine Instinkt des Körpers und der Geist, der bis eben wie im Koma lag, kehrte zurück. Jetzt erst bemerkte Anubesh, was er getan hatte und knurrte etwas leiser, packte den Braunhaarigen am Arm und zog ihn mit Leichtigkeit von dem Schwerverletzten weg. Er handelte nun einfach, riß mit seinen Krallen seine Pulsader an der Hand auf und ließ sein Blut in die Brustwunde tropfen, damit sie abheilte. Aber er ging noch weiter, packte das Kinn des Blonden und öffnete dessen Mund, um ihm sein Blut einzuflößen. Anubesh brauchte diese Menschen ... er wußte nicht, wie lange er gefangen gewesen war, aber er brauchte sie als Brücke zu der neuen Zeit. "Du trinkst auch von mir ... oder ich töte ihn doch noch." Die alte Sprache kam in dunklen und rauen Lauten aus Anubesh Kehle, und richtete sich an den Braunhaarigen.

Als dieses Wesen ihn von Roger wegzog, schrie Andre leise auf und fing sich gerade noch mit den Händen ... doch das, was er danach sah, ließ ihn verstummen und völlig verwundert starren. Denn durch das Blut dieses Wesens begann die schwere Brustwunde zu heilen und auch wenn Roger vor Schmerz zuckte, er heilte weiter. Dann wollte dieses Wesen allerdings, daß er selbst von dem Blut trank und Andre zögerte ... doch dann nickte er leicht und trank ebenfalls, da er ahnte, was diese Worte bedeuteten. Sie klangen ähnlich wie das uralte Ägyptisch ... und so versuchte er es ebenfalls und wisperte ein kurzes "Danke, Herr." von dem er hoffte, daß es verstanden wurde, ehe er ebenfalls vor Schmerz aufzuckte und ohnmächtig wurde.

Auch wenn es nicht ganz wie die Sprache klang, die Anubesh sprach - sie war so ähnlich, daß er die Worte verstand und nickte. Er packte den Ohnmächtigen nun wieder und legte ihn zu dessen Gefährten, der ebenso noch ohne Bewußtsein war. Wenn sie erwachten, gehörten sie nicht mehr zu den Menschen und da noch Zeit blieb bis es soweit war, ging Anubesh zurück in sein Gefängnis, um dort von den toten Menschen zu fressen. Er brauchte Fleisch und Blut, um etwas Kraft zu bekommen ... und sein Blut herzugeben hatte ihn sofort wieder an seine Grenzen gebracht. Viel würde nicht von den Toten übrigbleiben - sein Körper hatte unbändigen Hunger, und der mußte gestillt werden.

 

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Es dauerte noch einige Zeit, doch langsam begann Andre aufzuwachen und stöhnte leise, da sein gesamter Körper schmerzte. Es war, als hätte man ihn zusammengeschlagen und liegengelassen ... und dazu noch mit so viel Alkohol abgefüllt, daß sein Kopf zu platzen drohte. Er schaffte es nur langsam, die Augen zu öffnen und ebenso langsam kam ihm, was passiert war und er schreckte kurz zusammen. Doch dann sah Andre das Gesicht Rogers, der neben ihm lag und noch immer bewußtlos war ... aber er schien nicht mehr in Gefahr zu sein, denn ein Blick auf das zerrissene Shirt zeigte dem jungen Forscher, daß die zuvor noch klaffende, heftig blutende Wunde bis auf eine harsche Narbe verheilt war. "Wie kann das sein ?"

Schon als Andre sich bewegte, erwachte auch Anubesh und seine Augen blickten auf den verwirrten Braunhaarigen. Er wußte, daß der Goldhaarige noch ein wenig länger brauchen würde, denn dessen Körper war schwer verletzt gewesen. Um den Braunhaarigen nicht zu sehr zu erschrecken, knurrte er weich und machte so auf sich aufmerksam.

Trotzdem erschrak Andre bis ins Mark und blickte in die Schatten der Grabkammer. Dort lehnte dieser Mann an der Wand und blickte ihn aus seinen goldenen Augen an. Mittlerweile besaß er einen völligen Menschkörper, auch wenn er ein wenig an Masse zugenommen hatte. Alleine der Gedanke, woher dies kam, ließ Andre tief erschauern und er senkte automatisch den Blick, ehe er sich wieder zurück zu Roger drehte und ihm besorgt eine Ponysträhne aus der Stirn strich.

Anubesh beobachtete das einen Moment und atmete kurz tief ein, um zu wittern. Der Braunhaarige hatte Angst vor ihm, und wieder Angst um seinen Gefährten. ##Er wird bald erwachen - er braucht länger, weil er verwundet war.## wisperte er in den Geist des Braunhaarigen, und sein Blick blieb an ihn gehaftet.

Als die Stimme in seinem Kopf erklang, erschrak Andre und zuckte zurück ... doch langsam begriff er, daß dieser Fremde mit ihm redete, und er konnte langsam verstehen. Es schien eine entfernte Art des alten Ägyptisch zu sein, das dieser Fremde sprach - und in diesen Worten lagen auch Gefühle, auch wenn es sehr leise war. Scheinbar konnten diese Gedanken auch lauter oder intensiver sein ... doch dieser Fremde schien sich zurückzuhalten, um ihn nicht zu verletzen. ##Was ... was habt ihr mit uns gemacht, Herr ? Und wer seit ihr ?## Andre hoffte, daß der schwarzhäutige Fremde ihn verstand ... doch er konnte nur die geläufige Art des antiken Ägyptisch, das man an den Universitäten lernen konnte.

Anubesh brauchte auch einen Moment, um genau zu verstehen ... denn der Akzent war anders als seine eigene Sprache. ##Anubesh, der Erste meiner Art, von den Göttern erschaffen.## Anu antwortete und blieb weiter etwas ruhiger, aber man konnte fühlen, daß er selbst noch etwas verwirrt war. ##Wie habt ihr mich gefunden ? Und wie lange war ich eingeperrt ?## Letzteres wußte er nicht, denn sein Bewußtsein hatte sich komplett zurückgezogen.

Die noch immer leiseren Gedanken in seinem Kopf waren nun nicht mehr ganz so schmerzhaft wie zu Anfang ... und Andre nickte leicht, als er sich konzentrierte und bemerkte, wie Anubesh seine Sprache langsam an die anglich, mit der ihn der junge Forscher angesprochen hatte. Daß dieser Mann von den Göttern geschaffen wurde, war eine Überraschung - denn Andre konnte in diesen Gedanken spüren, daß dieser die Wahrheit sprach. ##Wie lange ihr gefangen wart, weiß ich nicht, Herr - aber es war sehr lange, ich kenne die Worte nicht. Und wir fanden euch durch das Grab von Anubis und folgten der Spur, die er legte.##

Anubesh knurrte leise, als Andre Anubis erwähnte und kurz war der Haß zu spüren ... aber er drängte ihn zurück. Zu wissen, daß er tot und begraben war, beruhigte ihn wieder etwas und seine Augen leuchteten nur noch kurz auf. Anubesh hatte auch einige Erinnerungsfetzten gesehen - aber es war so wenig und durcheinander, daß man daraus keine Schlüsse ziehen konnte. ##Erinnere dich an den Anfang - denke an die Bilder, damit ich sehen kann was war, und lernen kann.##

Im ersten Moment stutzte der junge Forscher - doch dann verstand er langsam und nickte, ehe er damit begann, sich zu erinnern und dabei sowohl in dem alten Ägyptisch, wie auch in seiner Sprache zu erklären. Dies fiel ihm leichter - denn es war so ähnlich, wie er sich selbst immer an vergangene Dinge erinnerte und Vorträge für seine Unizeit vorbereitete. Auf diese Weise erzählte er von der Ausgrabung, in der sie das Grab des Schreibers fanden und die Rollen, die den Weg zum Grab von Anubis wiesen ... seine Entführung und wie er und Roger sich langsam anfreundeten und tiefere Gefühle folgten, als sie das Grab fanden und öffneten. Wie sie die Funktion dieser magischen Schreibfedern erkannten und sie weiterhin auf ihrer Suche verwendeten, und schließlich nach einem sehr langen Weg dieses Grab fanden. Hier endete Andre langsam, da er ja nicht wußte, was in der Grabkammer passierte ... und senkte schließlich verlegen den Kopf, ehe er ihn wieder hob und weitersprach. ##Ihr müßt unsere Sprache lernen, Herr - eure Sprache und auch die, die ich ein wenig sprechen kann, werden seit tausenden von Generationen nicht mehr gesprochen.##

Der Dunkelhäutige hatte ruhig die Gedanken gelesen und somit auch die Bilder gesehen. Er bekam auch die Gefühle von Andre mit, denn in der Aufregung hatte er sie kaum unter Kontrolle. Als der Braunhaarige die Sprache erwähnte, nickte Anubesh und stand nun endlich auf. Auch wenn er noch nicht bei Kräften und sehr mager war, seine Bewegungen waren geschmeidig und lautlos. ##Ich gab euch mein Blut, damit ihr meine Brücke seid. Daß die Anderen starben, tut mir leid, denn ihr habt mich befreit. Mein Körper reagierte, bevor mein Bewußtsein erwacht war.## Anu wollte, daß Andre verstand, und bewegte sich langsam zu den beiden neugeborenen Werschakalen. ##Ihr seid nun keine Menschen mehr ... es ist ein Privileg, und für euch vielleicht erstmal ein Fluch.## Während die Gedanken zu Andre flossen, wurde sein neueres Altägyptisch immer sicherer.

##Wie meint ihr das, Herr ? Wir sind keine Menschen mehr ? Und was für ein Fluch ?## Man hörte und sah nur zu deutlich, wie verwirrt Andre war ... vor allem auch deshalb, weil er nun keine Angst mehr vor diesem Schwarzhäutigen mit den goldenen Augen hatte. Tiefer Respekt, ja - und auch Faszination, doch irgendwie wußte Andre, daß er nun nicht mehr in Gefahr war und das war ein Konzept, das er nicht verstand.

Anubesh legte kurz den Kopf schief und musterte Andre, der noch immer nicht begriff. Aber er war auch ein Gelehrter, und hatte wenig Gefühl für einen eigenen Körper, bei dem Goldhaarigen würde es anders werden. ##Ihr habt mein Blut getrunken. Also seid ihr nun von meinem Blut, und ein Teil von mir.## Das hochgewachsene Werwesen hockte sich nun vor Andre, nahm dessen Hand und machte so auf die Fingernägel aufmerksam, die im Moment eher Krallen glichen. ##Und deine Zähne.## Er selbst öffnete seinen Mund, und man konnte die scharfen Fangzähne eines Raubtieres sehen.

Im ersten Moment erschrak Andre, als Anubesh zu ihm kam und sich vor ihn hockte ... doch dann betrachtete er mehr als nur fasziniert seine Fingernägel, die ähnlich wie die Krallen des Schwarzhäutigen waren, wenngleich auch viel schlanker und schwächer. Bei dem Anblick der Fangzähne runzelte Andre kurz die Stirn, da er ebenfalls spüren konnte, daß seine Eckzähne spitzer waren ... doch auch hier wesentlich weniger ausgeprägt. ##Das bedeutet, daß Roger und ich ... ich kenne das Wort in eurer Sprache nicht, Herr - in meiner Sprache heißt es 'Werschakal', sind wir das nun auch ?## Bei der Frage ließ der junge Forscher auch Bilder von Schakalen und der Halbform von Anubesh mitklingen, damit dieser wußte, was er mit dem Wort meinte.

Die Neugierde und welpengleiche Art des Braunhaarigen war überraschend und faszinierend. Anubesh wußte nun aber auch, daß es richtig war, diese zwei gewandelt zu haben und als er die Bilder sah, nickte er sacht. "Werschakal." Diesmal formte er das Wort mit den Lippen und jetzt merkte er selbst, wie schwer ihm das Sprechen fiel. ##Ja, das seid ihr. Ihr werdet nun sehr lange leben, und ich bin euer Alpha und ihr werdet gehorchen. Später könnt ihr eurer Wege gehen, wenn ihr mein volles Vertrauen habt.## Und das zu geben fiel ihm schwer, nachdem Anubis ihn so verraten und hintergangen hatte.

Andre brauchte einige Momente, um die Bilder, Gefühle und Worte zu verstehen ... doch langsam klärte es sich und er verstand wirklich, was dies alles bedeutete. Denn das, was er hörte und sah, glich dem Rudelverhalten von Wölfen und Schakalen - und so nickte er langsam und dachte nach. Es war logisch, daß Anubesh einen Link in diese Zeit brauchte und auch Männer, denen er vertrauen konnte ... doch etwas nagte an dem jungen Forscher, und so fragte er Anubesh leise. ##Dürfen Roger und ich noch immer Gefährten sein, Herr ? Wir lieben uns ...##

Wieviel es Andre bedeutete, schwang ungefiltert mit den Gedanken mit, und Anubesh hatte es auch schon bei dessen Erzählung bemerkt. ##Ihr dürft, ich werde es nicht verbieten.## Sein Blick wanderte zu dem Goldhaarigen, und er verengte kurz die Augen. ##Er wacht gleich auf.##

Als er das hörte, blickte Andre sofort herab zu Roger, dessen Kopf er noch immer in seinem Schoß hielt. Und tatsächlich bebten kurz dessen Lider, ehe er sie langsam öffnete und Andre lächelte glücklich, als er in die Augen seines Liebsten blickte. "Oh, Gott - ich bin so froh, daß du wieder gesund bist. Wie geht es dir ? Oh, Gott ..."

Anubesh beobachtete das Geschehen und Roger blickte schließlich auf. Das Erste, das er sah, war das besorgte Gesicht von Andre. "Gut ... und dir ? Was ?" Er roch das Blut, das an ihm haftete und sah nun auch, daß Andre anders wirkte. Sein Blick huschte danach aber sofort zu Anubesh, und dem Blonden stellten sich quasi die Nackenhaare auf. Anu knurrte ein einziges Mal weich und bestimmend, was dafür sorgte, daß Roger instinktiv wieder ruhiger wurde, weil sein Instinkt auf den Alpha reagierte. ##Erkläre es ihm.## Anubesh sprach wieder zu Andre, denn er konnte es seinem Gefährten besser erklären.

##Gut, Herr.## Leise seufzend, überlegte Andre einen Moment, wie er es tun sollte ... doch dann entschied er sich und neigte sich zu Rogers Lippen, küßte ihn sanft und sendete ihm alles, das seither passiert war. Er ließ nichts aus und sendete ihm auch seine Gefühle, ehe er leise seufzte und den Kuß wieder löste. Gerade in dieser Hinsicht war diese neue Fähigkeit mehr als nur nützlich - denn so konnte er alles innerhalb kürzester Zeit so ausführlich wie möglich erzählen.

Durch den Kuß war Roger etwas abgelenkt, und die Bilder und Gefühle von Andre rauschten dabei nur so durch seinen Kopf. Auf eine Art war es wirklich erschreckend zu wissen, daß sie jetzt Werwesen waren, und auch, daß seine Freunde alle tot waren. Aber Andre hatte ihm auch gesagt, daß Anubesh sich in dem Moment nicht hatte kontrollieren können. "Das ... ist ... ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll." Sein Blick wanderte zu Anubesh, der weiterhin ruhig zusah und zufrieden wirkte, daß Andre dem Goldhaarigen alles erklärt hatte.

"Ich auch nicht, Roger ... aber ich weiß eines: Du warst schwer verletzt und wärst gestorben, wenn er dich nicht gewandelt hätte. Und so kann uns nicht mehr so viel passieren und wir leben auch länger ... und darum bin ich mehr als nur froh." Als er endete, blickte Andre kurz zu dem obersten Werschakal, ehe er sich erneut zu Roger wandte.

"Ja ... ich denke, das ist etwas gutes." Roger setzte sich jetzt erst auf und zog Andre vorerst in seine Arme, um ihn eng an sich zu halten. Es würde ein wenig dauern, bis er es verdaute ... und jetzt brauchte er diesen zärtlichen Moment.

 

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