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”Summer Dreams” 01
 

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"Nein, Mom ... bitte, Dad, kannst du denn nicht ...?" Der ältere Blauhäutige seufzte leise und schüttelte den Kopf, nickte dann zu seiner Frau und antwortete nur ein kurzes "Keine Widerrede – alle unsere Bekannten verbringen ihren Urlaub in dem Feriencamp, es ist das Beste, das man sich aussuchen kann und du wirst meiner Entscheidung folgen, Rheed, verstanden ?!" Der junge Blaue seufzte nur und nickte, senkte den Kopf und hinter dem Vorhang seiner goldblonden Haare verzog er nur wieder das Gesicht. Er verfluchte den Tag, an dem seine Mutter mit ihren Freundinnen den Prospekt des Feriencamps bekommen hatte ... doch es war nicht zu ändern, dies waren die 50er und es war nicht nur modern und angesagt, sondern auch ein Statussymbol, wenn man seine Ferien in einem Feriencamp verbrachte. Und so stieg auch Rheed in den Wagen und strich eine der langen Haarsträhnen aus seinem Gesicht, nahm ein Buch und las, während sie in die Richtung des Camps fuhren. Weder seine Mutter noch sein Vater verstanden, daß er diese Art von Urlaub nicht mochte – es war schon schlimm genug, daß er in der Schule wegen seines Körpers gehänselt wurde, er brauchte das nicht auch noch in den Ferien. Einen Moment lang krallten sich seine schlanken Finger in die Seiten des Buches ... doch dann entspannte er sich wieder, denn er konnte so oder so nicht ändern, wie er aussah. Auch wenn Rheed schon 16 war, so sah man es ihm definitiv nicht an – er war nur 1,58 m groß und äußerst schlank, seine Mutter bestand darauf, daß er die goldblonden Haare, deren Farbe er von beiden Eltern geerbt hatte, lang wachsen ließ und ließ sie auch wie bei einem Mädchen gleichlang schneiden. Lediglich seine schmaleren, satthimmelblauen Augen und die ein klein wenig stärkeren Brauen zeigten äußerlich, daß er ein Junge war ... und die Tatsache, daß er eine Hose trug und darin nicht so einen breiten Hintern bekam wie die rebellischen Mädchen, die es ebenso wagten, eine Hose anzuziehen. Doch dann vergingen seine Gedanken wieder, als er sich seinem Schicksal ergab, weiterlas und so die Zeit überbrückte, die sie zu dem Camp brauchten.

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Im Camp liefen die Vorbereitungen für die Willkommensfeier. Die Saison fing gerade an und die Angestellten waren schon seit einer Woche da. Zimmermädchen putzten, die neuen Kellner wurden eingewiesen, die Köche gingen die Menüs durch und die zwei Tanzlehrer gingen zum xten Mal die Tänze durch, die sie den Gästen beibringen würden. Leonardo war jetzt das zweite Jahr hier, letztes Jahr hatte er bewiesen, daß die weiblichen Gäste nur zu gern zu seinen Tanzkursen kamen und gerade deswegen hatte er einen Vertrag für die jetzige Saison bekommen. Sein jetzige Kollegin, die die männlichen Gäste anlocken sollte, war das erste Mal da und schon jetzt langweilten sie die Tänze, die sie den Gästen beibringen sollten. "Ätzend ... wie erträgst du das nur ?" maulte sie und Leonardo lachte, als er hinter sie trat. "Besser, als wenn die Gäste sich eins abbiegen. Einige kommen ja nicht mal mit den einfachsten Tänzen klar. Und je mehr Erfolg sie haben, umso mehr Trinkgeld bekommst du." Er wisperte mit seiner rauen Stimme und verpasste Susan eine Gänsehaut. Dann aber löste er sich, wirbelte kurz tanzend herum und strich sich die Locken aus dem Gesicht. "Wir müssen uns für die Eröffnungsshow umziehen ... mach dich sexy." Mit den Worten verschwand er aus dem Tanzraum und grinste, weil er ihr Schaudern gefühlt hatte. ‚Noch immer der gleiche Charme.' lobte er sich selber und lachte leise.

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Von all dem ahnte Rheed jedoch nichts, als er sein Buch weglegte und mit einem weiteren, leisen Seufzen den leider nur zu begeisterten Stimmen seiner Eltern lauschte, die sich gegenseitig von all den Aktivitäten erzählten, die sie in dem Camp wahrnehmen würden. Seine Mutter fieberte deutlich sichtbar den Näh-, Back- und Häkelgruppen entgegen und sein Vater konnte es kaum erwarten, zum Angeln und Tennisspielen zu gehen. "Achja, Rheed-Engelchen – wir haben dich für die Theatergruppe angemeldet, damit du ein wenig mehr aus dir herausgehst ... und auch für die Tanzgruppe, denn so sparen wir den Tanzkurs für dich, nicht wahr, Anton ?" Rheeds Vater nickte nur, fluchte leise über die Preise der diversen Tanzlokale und stimmte dann seiner Frau zu, daß es hier ja im Preis mitinbegriffen wäre und gerade deshalb unerläßlich, dies auszunutzen. Daß sein Sohn lieber etwas anderes machen würde, kam dem älteren Blauen nicht – für ihn galt noch immer das eherne Gesetz, daß Rheed zu tun hatte, was er sagte, solange er unter seinem Dach wohnte, und er nahm es als selbstverständlich, daß sein Sohn ihm auch gehorchte. Rheed selbst murmelte nur ein kurzes "Ja, Mom." zur Bestätigung und schwieg dann wieder – er wußte, daß er keine andere Wahl hatte und schüttelte innerlich den Kopf, da er schon ahnte, daß gerade diese beiden Gruppen für ihn nur wieder Gelegenheiten waren, gehänselt zu werden. Doch dann wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als sie in das Camp einfuhren – die fast schon übertrieben fröhlichen Stimmen der Menschen um sie herum ließen ihn erschauern und er war froh, als sie an dem Bungalow hielten, der ihnen zugeteilt worden war. Das Ausladen ihres Gepäcks und das Einräumen dauerte leider nicht so lang, wie er gehofft hatte ... dazu war seine Mutter viel zu hibbelig, endlich auf die Willkommensfeier zu gehen und so fügte er sich seinem Schicksal und zog eine beige Stoffhose mit dem hellblauen Hemd und dem ebenso beigen Pullunder an, dazu die beigen Halbschuhe und natürlich die blütenweißen Socken, auf die seine Mutter immer so stolz war. Er haßte diese Kleidung ... doch was blieb ihm übrig, so daß er schließlich hinter seinen Eltern zu dem großen Festsaal tingelte, in dem die Willkommensfeier abgehalten wurde.

Am Eingang des Festsaals standen die ganzen angestellten Animateure und präsentierten sich im besten Licht. Leonardo musterte die weiblichen und männlichen Gäste, denn er steckte mehrere Ziele ab. Eigentlich war er stockschwul, aber hier ließ sich nicht viel Geld damit machen, daher verlegte er sich auf die Frauen. Einige kannte er schon vom letzten Jahr und er lächelte der einen oder Anderen unauffällig zu. "Leonardo !" quietschte eine der Frauen mit gebleichten Haaren, und sie versuchte, sich nicht an ihn heranzuwerfen. "Schön, daß sie wieder da sind, mein Guter ... ich hoffe, sie können mir dieses Jahr wieder Neues beibringen ?" Leo lächelte charmant und antwortete leise. "Wir haben einen neuen Tanz im Programm, ich bin sicher, daß sie ihn ganz schnell lernen, Margo." schmeichelte er und sie errötete gekonnt, dann atmete sie tief ein und rief ein "Katelin ... Katelin !" zu Rheeds Mutter hinüber und winkte heftig.

Diese wirbelte überrascht herum und lachte, begrüßte sie mit einem freudigen "Margo, Darling !" und umarmte sie, während sie Luftküßchen austauschten. Rheed betrachtete das einen Moment lang und seufzte leise ... dann wandte er sich jedoch ab und betrachtete ein wenig neugieriger werdend die beiden Tanzlehrer. Natürlich wurde der männliche Lehrer sofort von den weiblichen Gästen überrannt – und auch Rheed mußte zugeben, daß dies durchaus berechtigt war, denn der Lehrer sah einfach nur umwerfend aus. Jung, groß, trainiert – doch trotzdem so geschmeidig wie eine Raubkatze, deren Gefährlichkeit er irgendwie auch zu besitzen schien. Zumindest die gelbgrünen Augen erinnerten den jungen Blauen an eine Raubkatze und er seufzte leise, da auch er heimlich auf diese Sorte Mann stand.

Und Leonardo war charmant wie immer und verpasste jeder der Damen einen Handkuss, der sie zum Kichern brachte. Nebenher fiel ihm ein gelbhaariges Mädchen auf, schlank, hübsch ... 'Oh, das ist ja ein Bursche.' Es war ihm erst bei der Jungenkleidung aufgefallen, die Rheed trug, und an dessen Gesicht, das kurz durch den haarigen Vorhang durchblitzte. Doch dann löste sich die Traube von Frauen auch schon und alles strebte hinein, weil die Begrüßungsfeier pünktlich anfangen sollte, der gelbhaarige Junge wurde dabei einfach mit reingedrängt. ‚Schade, daß er so klein ist ... und so jung.' stellte Leo fest, er hatte ein anderes Beuteschema bei Kerlen, aber jetzt musste auch er rein, damit alles reibungslos verlaufen konnte.

Innerlich leise fluchend, ließ sich Rheed von seiner Mutter mitzerren und setzte sich zwischen seine Eltern, um der Ansprache des Campleiters zuzuhören. Wie er es erwartet hatte, sprühte ein Jeder hier nur so vor falscher Energie und konnte es kaum erwarten, daß ab Morgen die einzelnen Kurse und Gruppen begannen ... die meiste Zeit hörte Rheed einfach weg, lediglich, als die Tanzlehrer vorgestellt wurden, sah er wieder auf und seufzte innerlich. Er konnte sich schon denken, daß Leonardo der Hahn in diesem Stall war – er sah gut aus, wußte es auch und durch das Tanzen kamen die Frauen und Mädchen herrlich an ihn heran. Er hatte es ja vorher gut sehen können: Viele der Frauen standen so sehr auf ihn, daß sie schon zum zweiten Mal in dieses Feriencamp kamen, nur um sich eine heiße Nacht mit ihm gönnen zu können.

Ein Grund, warum Leo auch in dieser Saison wieder da war. Im letzten Jahr hatte er dem bisherigen Tanzlehrer den Rang abgelaufen und der hatte aus Frust gekündigt. Auch der Manager des Camps war sich dessen bewusst, er ahnte, was in der freien Zeit abging und ihm war es egal, er wußte, daß die Damen immer gerne wiederkommen würden. Das zeigte sich an Margo, sie war nur wegen Leonardo erneut hergekommen und das hatte sie durchblicken lassen. Jetzt aber konzentrierte Leo sich auf den kleinen Showtanz, den sie abziehen mussten, und tanzte einen sittsamen und doch leicht erotischen Tanz mit Susan.

Und wie Rheed es erwartet hatte, klebte die Freundin seiner Mutter mit den Augen am Hintern des Tanzlehrers und schwärmte ihr nur so von ihm vor. 'Er sieht so gut aus ... und ich wette was, daß ich im Tanzkurs die häßlichste Ente abbekomme, die ich kriegen kann. Sowas wie die mit der Brille und den Pickeln dort hinten ... Ärghs.' Allein schon der Gedanke daran ließ Rheed erschauern, doch er wußte, daß er nichts anderes erwarten konnte, da er in dieser Hinsicht immer Pech hatte.

Das würde sich dann noch zeigen. Erstmal beendeten die zwei Tanzlehrer die Show und Leonardo verbeugte sich tief, bevor er einen Handkuss in die Menge warf und dann seine Partnerin von der Bühne führte. Ab jetzt hatten sie Ruhe und konnten sich bequemere Sachen anziehen. Hoffentlich kam Margo nicht auf die Idee und wollte ihn gleich Heute vernaschen. Aber dann war er einfach nicht da, er hatte ein Techtelmechtel mit dem Reitlehrer, der Kerl hatte schon letztes Jahr seinen Geschmack getroffen.

Währenddessen ertrug der junge Goldblonde die weitere Ansprache des Campleiters und seufzte innerlich, als Kurs um Kurs und Freizeitgruppe um Freizeitgruppe vorgestellt wurden. Wie er es erwartet hatte, entschieden sich seine Eltern für noch mehr Kurse, doch es hatte auch eine gute Seite, da sie so von früh bis spät beschäftigt waren. Für Rheed war dies eigentlich perfekt – so hatte er wenigstens seine Ruhe und konnte sich seinen Büchern widmen oder vielleicht ein wenig ... doch er wurde mehr als nur unsanft aus seinen Träumen gerissen, als seine Mutter in anstubste und ihm in freudigsten Tönen mitteilte, daß er nun auch für den Reitkurs eingeteilt würde, denn dieser stattliche, blauhäutige Lehrer könnte ja nur gut sein, wenn er selbst schon so eine gute Figur machen würde. Rheed nickte nur und verdrehte im Schutz seiner Haare die Augen, doch auch er mußte zugeben, daß der große, sichtlich muskulöse Reitlehrer gut aussah. Sogar verdammt gut aussah ... 'Mein Gott, er ist ein Traum ... und ich kann nichts sagen, weil Dad mich sonst umbringen würde. Und selbst wenn nicht, der kann jede Frau hier haben und jedes Mädchen auch ...' Innerlich den Kopf schüttelnd, gab der junge Blaue jegliche Hoffnung schon jetzt auf und verzog kurz den Mund, ehe er ebenso wie seine Eltern Beifall klatschte und dann den nächsten Ansprachen zuhörte.

Als der Reitlehrer endlich von der Bühne durfte, beeilte auch er sich, daß er in sein Zimmer gelangte. Er wurde aber vorher schon von Leonardo abgefangen und in eine stille Ecke gezogen. Nur zu gern ließ er sich küssen, und nur zu gern fühlte er, wie Leo seine Hose öffnete und die Hand in seinen Slip gleiten ließ. "Wir müssen etwas vorarbeiten, sonst ertrage ich das Morgen nicht ... hast du gesehen, wie Margo gekuckt hat ?" fragte er leise zwischen einem der Küsse und stöhnte leise, als Peter die Hose des Tanzlehrers öffnete und die Hand hineingleiten ließ. "Halt die Klappe, Leo." Mit den Worten küsste er den Lockenkopf und verhinderte so jedes weitere Wort.

Und genau diesen Anblick bekam nun Rheed zu sehen, als er auf der Suche nach einer Toilette nach hinten gegangen war und sich verlief. Er konnte nicht verhindern, daß er leicht aufkeuchte – er hätte alles erwartet, doch nicht, daß er den Tanz- und den Reitlehrer hier entdecken würde, während sie gegenseitig die Hände in den Hosen hatten, sich augenscheinlich erregten und so heftig küßten, daß man meinen könnte, sie wollten sich verschlingen.

Als sie ein fremdes Keuchen hörten, erschraken die zwei Küssenden und gingen gleich auseinander. Peter stürzte gleich zu dem Jungen und pinnte ihn fest an die Wand. "Kein Wort, Junge ... kapiert ?!" Er knurrte leise. Das fehlte noch, daß der Knirps sie verpfiff und ihnen das Geschäft mit den Frauen verdarb. "Lass ihn Peter, ich glaube nicht, daß der Kleine uns verpfeift." Die samtene Stimme Leonardos erklang hinter Peter und er zog ihn von dem Jungen weg. "Du verrätst uns doch nicht, oder ?" Er klang zwar sanft, doch man merkte in seinen lodernden Augen, daß er nur eine bestimmte Antwort dulden würde.

Zuerst wurde Rheed blaß vor Angst, als der große Reitlehrer ihn so schmerzhaft an die Wand schlug. Doch die Worte des Brasilianers sorgten dafür, daß der junge Goldhaarige den Kopf senkte und innerlich seiner Mutter für den Spleen dankte, dem er seine langen Haare zu verdanken hatte. Denn seine Wangen wurden sichtbar dunkler, als das schwarze Blut sich in ihnen sammelte und seine Scham verstärkte die Wirkung noch, die der Tanzlehrer auf ihn hatte. Daß die Zwei noch immer offene Hosen hatten und man nur zu gut sehen konnte, was sie zu bieten hatten, sorgte dafür, daß Rheed nun tiefschwarz wurde, nur ein leises "Bitte, tun sie mir nichts ... ich werde nichts sagen, ich verspreche es." wisperte und dann verängstigt schwieg.

"Das hoffe ich, Kleiner." wisperte Leo dicht an das Ohr des Jungen. Er war ganz nahe und Rheed konnte seinen weichen Atem deutlich fühlen. Leonardo bemerkte die tiefe Schwärze im Gesicht, er ging aber nicht drauf ein, sondern nahm den Jungen an der Schulter und schubste ihn aus dem Gang raus. "Das Klo ist zwei Gänge weiter !" Dann drehte er sich um und schloss seine Hose, denn auch Peter war gerade dabei. "Wir sollten woanders hingehen." Mit den Worten legte Peter seinen Arm um die Schultern des Lockenkopfs und zog ihn mit sich, damit sie sich in seinem Zimmer weiteramüsieren konnten, ohne erwischt zu werden.

Rheed sah ihnen noch einen Moment nach und versuchte verzweifelt, seinen heftigen Herzschlag zu beruhigen. Als es nicht klappte, drehte er sich um und lief die Gänge entlang, stürzte in die Toilette und dort in eine Kabine, verschloß sie hinter sich und lehnte schwer atmend an die Toilettenwand. Er konnte noch immer diese herrliche, tiefe Stimme hören, die so drohend in sein Ohr gewispert hatte ... und auch den weichen, warmen Atem. Und er fühlte, wie seine Hormone völlig verrückt spielten und die Hose so eng wurde, daß er sie öffnete und seine mittlerweile schon fast schmerzhaft harte Männlichkeit herausholte. Dies war der einzige Körperteil an ihm, der schon seinem Alter entsprach – und ihn gerade jetzt schon fast schmerzhaft daran erinnerte, daß sein Körper viel zu klein und schmächtig für sein Alter war und er so die meiste Zeit für ein Mädchen oder ein Kind gehalten wurde. Mit einem fast nicht hörbaren, unterdrückten Aufschrei schlug Rheed seine rechte Faust an die Toilettenwand, während er mit der Linken seine Männlichkeit umfaßte und erregte – auch das war etwas, das ihn von anderen Jugendlichen seines Alters unterschied, denn er war Linkshänder. Doch im Moment dachte er nicht daran, sondern sorgte so schnell es ihm möglich war, daß er kam und sich verströmte. Als es endlich soweit war, rannen Tränen der Wut über die Wangen des jungen Blauen und er biß sich hart in die Lippe, um dabei nicht nicht laut aufzuschreien. Lieber vergrub er seinen Frust tief in sich, schüttelte den Kopf, um ihn zu klären und wischte sich ab, ging wieder raus und wusch sich gründlich die Hände, damit er wieder zurück zu seinen Eltern gehen konnte, die ihn sicherlich nicht vermißt hatten.

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Am nächsten Tag begannen die ganzen Kurse und Leonardo wartete draußen auf einer breiten Terrasse auf die Kursteilnehmer. Er hatte eine recht lange Liste vor sich und seufzte innerlich. "Ein Kerl zuviel, na ja, mal sehen." murmelnd, legte er das Klemmbrett beiseite und atmete tief durch, denn eine Rotte von teilnehmenden Damen kam unüberhörbar schnatternd auf die Terrasse zu. Hinter ihnen kamen einige ältere Männer und einige Jugendliche, die von ihren Eltern gezwungen wurden, an dem Kurs teilzunehmen. Auffällig war der gelbe Schopf und Leonardo seufzte leise. ‚Mal sehen, wie er sich gibt.'

Rheed hielt sich absichtlich ein wenig von den Frauen entfernt, da ihm dieses Geschnatter auf die Nerven ging ... und er wollte auf keinen Fall, daß ihm diese dummen Puten wieder in die Haare faßten, etwas, das er nur immer mit größter Mühe vermeiden konnte. Dann fiel sein Blick jedoch auf den Tanzlehrer und er fluchte innerlich, auch wenn man ihm äußerlich nicht viel ansehen konnte, da seine langen Haare recht gut verdeckten, wie blaß er wieder geworden war. Er folgte lediglich den Anderen in den Bungalow, in dem die Tanzstunden gehalten wurden, lehnte dort unauffällig an die Wand und wartete einmal ab, was nun passieren würde.

Erst, als alle da waren, betrat auch Leo den Bungalow und klatschte in die Hände. "Meine Damen, ich muss um Ruhe bitten." Er brachte die Frauen zur Ruhe und nickte kurz. Margo himmelte ihn schon wieder an, doch jetzt beachtete er sie nicht weiter, sondern verteilte die Männer auf die Frauen. Bis alle vergeben waren und nur noch der Junge mit den goldgelben Haaren übrig war. "Rheed, nicht wahr ?" Mit den Worten kam Leo auf ihn zu und blieb vor ihm stehen. "Nun, ich fürchte, du bist übrig ... du wirst meine Dame sein." Hinter ihm kicherten Einige und frotzelten. "Bitte, meine Damen ... wir haben eine Premiere, sonst sind nicht so viele Männer da und nun haben wir sogar einen zuviel."

"Das ist nicht meine Schuld, Okay ? Ich habe mich nicht in diesen Kurs eingetragen, das war mein Dad. Und wenn ich es könnte, würde ich mich auch wieder austragen lassen, oder glauben sie, ich reiße mich darum, hier zu sein ?!" Rheed konnte es sich nicht verkneifen, diesem überheblichen Tanzlehrer zumindest ein wenig zu widersprechen – er hatte schon geahnt, daß so etwas kommen mußte und ihm reichte es langsam, immer so herablassend behandelt zu werden ... vor allem, wenn er dabei auch absichtlich zum Gespött der Gruppe gemacht wurde.

"Na, na, na ... du solltest dein Feuer lieber in den Tanz legen, Hm ? Und keine Bange, nach dem Kurs wirst du auch mit Mädchen tanzen können, ich lasse dich führen." Bei den Worten griff Leo die Hand des Jungen und wirbelte ihn gekonnt zu der Tanzfläche, wo er ihn mit einem Arm hielt und sich über ihn neigte. Seine Augen blickten einen Moment tief in die des Jungen, dann richtete er sich und ihn wieder auf und löste sich mit einem "Bitte aufstellen, meine Lieben ... so." Dann zog er Rheed wieder an sich und zeigte die Position. "Aber Margo, sie wissen doch, wie es geht ... etwas mehr Mühe bitte." verbesserte er die Schnepfe, die sogleich kicherte und es richtig machte.

Leise murrend, versuchte der junge Goldhaarige, die richtige Position zu finden. Die Nähe des Brasilianers und dessen verboten guter Geruch sorgten jedoch dafür, daß er immer wieder durcheinanderkam und wiederholt auf die Zehen Leonardos stieg. Er wollte diesen Tanzkurs ebensowenig, wie dessen Lehrer es gemocht hatte, Gestern von ihm unterbrochen worden zu sein – doch nun konnten sie nichts mehr ändern und schließlich gab Rheed mit einem innerlichen Seufzen nach und genoß wenigstens, daß er seinem stillen Schwarm so nahe sein konnte.

"Warte." Der löste sich nun von dem Jungen und zog ein Haarband aus seiner Hosentasche. Dann trat er hinter Rheed, fasste dessen Haare und band sie rasch zusammen. So sah man wenigstens ein wenig von dem Gesicht. "Und jetzt kuck mich an beim Tanzen und glotz nicht immer auf deine Füße." wisperte er zu ihm und versuchte es nochmal mit dem Jungen. Nebenher erklärte er und verbesserte hier und da die anderen Kursteilnehmer.

Innerlich fluchend, konnte Rheed schon fast fühlen, wie ihm das Blut in die Wangen stieg – und er sah es auch an den amüsierten und teils mitleidigen Blicken der anderen Kursteilnehmer. Als er den Blick schließlich hob, brannten seine Augen vor unterdrückter Wut und verstärkten noch das satte Himmelblau, so daß es schon fast einen Azurton bekam. Doch auch wenn er zu dem einen Kopf größeren Tanzlehrer hochblicken mußte, so ließ er sich nicht anmerken, wie sehr es ihn demütigte, daß er die männliche Rolle einnehmen mußte, wo er doch mit seinen 1,58 Metern nur lächerlich darin wirkte. Jedes Mal, wenn sich Leonardo den anderen Kursteilnehmern widmete, atmete Rheed erleichtert auf – denn dann konnte er wieder nach unten sehen und seine Füße beobachten, damit er wenigstens in dieser Zeit nicht dauernd alles falsch machte.

"Hochkucken, Junge." wisperte Leonardo, ohne hinzusehen. Er bemerkte sofort, daß Rheed runterkuckte und musste nicht mal hinsehen. Nebenher zählte er laut und so langsam sortierten alle so nach und nach ihre Beine. Nur der Junge nicht, denn er war ihm in der kurzen Zeit mindestens zehnmal auf die Füße gestiegen. Es war fast so, als würde er es mit Absicht machen.

Doch dem war nicht so ... es hatte lediglich den einfachen Grund, daß Rheed einfach nicht dominant genug war, den Tanzlehrer zu führen, und das sorgte dafür, daß er sich auch immer mit den Schritten verhaspelte, da er sich nicht auf zwei Dinge gleichzeitig konzentrieren konnte. Daß er nebenher auch das Gespött der anderen Kursteilnehmer war, die ihn teils laut bemitleideten, half dabei noch am Wenigsten, und so dauerte es auch nicht lange, bis dem jungen Blauen der Kragen platzte und er einfach stehenblieb, die Hände löste und dann das Haarband abnahm, um mit einer wütenden Kopfbewegung seine Haare wieder zu lockern. "Verdammt – das nutzt doch alles nichts ! Ich gehe ..."

"Moment !" Leonardo packte den Kleinen an der Hand und hielt ihn so auf. "Du willst doch nicht schon bei der ersten Stunde aufgeben, Hm ? Dann führe ich dich eben erstmal und mit Musik geht es gleich noch besser." Er nickte Susan zu, die sich bisher um einen älteren, sehr reichen Gast kümmerte. Er hatte sie voll gebucht, damit sie ihm das Tanzen beibrachte, daher konnte sie nicht der Partner von Rheed sein. Jedoch stellte sie kurz die Musik des einfachen Walzers an und so ging es gleich noch deutlich besser, vor allem hörte man das Lästern nicht mehr. "So, zeig mal, was du kannst, Kleiner." Leo widmete sich erstmal ihm und war gespannt, was der Kleine mit seinem Trotz so vollbrachte.

Der war kurz vor dem Platzen – auch wenn die sanfte Walzermusik ihn wieder ein klein wenig beruhigte. "Was ich kann, wissen sie genau – schließlich trete ich ihnen ja dauernd auf die Füße ! Und ich bin nicht ihr 'Kleiner', verdammt nochmal ... ich bin keine Zwölf mehr, ich bin Sechzehn !" Leise vor sich hingrummelnd, wußte Rheed nicht, was nun von ihm erwartet wurde ... auch wenn jetzt die Musik spielte, so war ihm noch immer nicht klar, wie er die Schritte setzen mußte, daß sie in den Takt hineinpaßten und er wußte, daß auch Leo dies wußte.

Und daher führte Leo nun und er schob den Kleineren in die richtigen Schritte. Es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn der Knirps das nicht eins fix drei lernte. "Entspann dich einfach und kuck mir wieder in die Augen ... lasse die Musik auf dich wirken. Vergiss die Anderen." Leonardo raunte leise und neigte sich dabei wieder ein wenig vor. Er ließ seinen Charme spielen, um den Gelbhaarigen so abzulenken.

Es wirkte auch erstaunlich gut ... noch ehe Rheed aufbrausen konnte, war er nicht nur in den sanften Klängen des Walzers, sondern auch in den so herrlichen, gelbgrünen Augen des Brasilianers gefangen. Irgendwie war es so einfach, sich zu entspannen und führen zu lassen ... und dabei immer wieder die herrlich dunkle, samtene Stimme Leonardos zu hören, der zumindest in diesem Moment nur noch Augen für ihn hatte. Zumindest kam es Rheed so vor, jedenfalls, solange die Musik zu hören war; erst, als der Walzer ausklang, kam er wieder zu sich und zog die Brauen tief in die Augen, löste sich abrupt und grummelte ein leises "Dummer Walzer !", flüchtete sich schon fast an die Wand und lehnte sich dort an, um gezwungenermaßen weiterhin zuzuhören. Er hoffte, daß er zumindest für den nächsten Tanz einen anderen Partner bekam, denn er wollte nicht noch ein weiteres Mal auf die mehr als nur raffinierten Verführungskünste des Tanzlehrers reinfallen.

Innerlich grinste Leonardo, er schritt kurz an den Paaren vorbei und lächelte schließlich. "Gut, da alles so gut klappt, bleiben die Paarungen bis zum Ende der Ferien. Dann können sie alle beim Abschlussball zeigen, was sie gelernt haben." So war es eigentlich immer. Waren die Paare gut eingespielt und passten, blieben sie so. "So muss sich Keiner groß umstellen, es ist erfreulich, daß ich es diesmal schon am ersten Tag festlegen kann. Sie haben alle viel Talent, meine Damen und Herrn." Nach seiner kleinen Ansprache huschte sein Blick zu Rheed herüber. Den Jungen musste er dann nur dazu bewegen, daß er auch führte.

Der fühlte sich jedoch gerade, als hätte man ihm eine Ohrfeige gegeben und dann in kaltes Wasser geworfen. Entsetzt blickte er zu dem Tanzlehrer, der ihn so ungeniert angrinste und ballte in hilfloser Wut seine Hände zu Fäusten, ehe er einfach wegsah und die Arme verschränkte, damit ihm nicht noch etwas rausrutschte, das lieber nicht gesagt wurde und ihm nur Ärger bei seinem Vater einbrachte. Denn eines wußte Rheed ganz genau: Er mußte spuren und das über sich ergehen lassen, wenn er nicht wollte, daß sein Vater ihm die Leviten las.

Dann stand aber auch schon Leonardo neben ihm und lächelte. "Hey, bei mir wird nicht geschmollt, tanzen soll Spaß machen." Dann packte er ihn wieder, stellte die Musik an und versuchte nochmal eine Runde Walzer. "Wenn der durch ist, dann ist die Stunde eh vorbei."

"Na hoffentlich ..." Auch wenn sich Rheed selbst dafür verfluchte, er entspannte sich wieder und ließ sich führen ... er konnte einfach nicht anders, dafür war Leonardo einfach ein viel zu guter Tänzer. Daß er dazu noch äußerst gut aussah, war ein Bonus, dem der junge Goldhaarige immer mehr verfiel ... und sich selbst dafür verfluchte. Als die Walzerklänge endlich endeten, war Rheed mehr als nur froh und er riß sich schon fast los, fluchte leise und wartete nicht mehr länger, da die Frauen sich nun um Leonardo scharten und die Männer nicht aufhörten, mit der Tanzlehrerin zu flirten.

Leonardo ließ ihn und kümmerte sich um die älteren Damen. Die Teenager flüchteten auch gleich wieder und so blieben nur die Erwachsenen zurück und unterhielten sich noch. Margo steckte ihm unauffällig einen Zettel zu und eine der anderen Damen tat das Gleiche. Heute Nacht würde er wohl wieder gefordert werden, aber es brachte nunmal Geld, das er dringend brauchte ... von dem Lohn hier konnte er gut leben, aber mit dem Trinkgeld konnte er noch besser leben.

Das ahnte auch Rheed, denn er konnte sich noch gut daran erinnern, wie diese Margo seiner Mutter brühwarm davon erzählt hatte, wie gut Leonardo im Bett und wie diskret er wäre. Innerlich fluchend, überlegte der junge Goldhaarige kurz ... dann ging er zu dem Bungalow, in dem sie wohnten, lief hoch zu seinem Zimmer und holte die Zigarettenpackung, die er dort versteckt hatte. Nachdem er sich vergewissert hatte, daß seine Eltern nicht hier waren, verschwand ein wenig weiter weg von den Bungalows und setzte sich auf eine alte Kiste, um dort ein wenig in Ruhe zu rauchen und weg von all dem Trubel zu sein.

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