Balken01a


Ke-Shon und Ahote 01
 

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"Wir sind da, Mom ... fahr am Besten vor die Garage, dann können wirs am Besten abladen." Leise sprechend, als sie vor dem älteren, einfachen Holzhaus halten, nickt Ahote kurz - steigt dann aus und läßt seine Mutter bis an die Garage fahren, ehe er die Zigarette auf die Straße wirft und seinen Ledermantel auszieht, die Expander und die Plane vom Anhänger nimmt und damit beginnt, die Möbel darauf abzuladen. Die schlanke, ältere Blaue indes öffnet sofort die Tür und klemmt die äußere und die innere Türe mit Keilen fest, öffnet auch die Fenster - hilft ihrem Sohn dann, die Möbel ins Haus zu tragen und so in das kleine Haus einzuziehen, das sie sich von der Einmalzahlung ihres geschiedenen Mannes gekauft hat, da sie hier in dem großen Supermarkt eine Arbeit bekommen hatte.

"Hey Ke....Ke-Shon !" Nerviges Gebrüll, das Ke aufknurren lässt, packt der große Rote, der aber eher einer der Kleineren und Schlankeren seiner Gattung ist, den Anderen. "Was ist, Josh ?...Du gehst mir auf den Senkel !" Er stößt ihn gleich von sich, zündet sich eine Kippe an. "Da ziehen die Neuen ein, du weißt schon, die Frau, die wohl geschieden is und deren Sohn... Die, wo die blauen Kühe sich die Mäuler drüber zerreißen." Ke stöhnt genervt auf, gibt Josh dann einen Tritt. "Ja und nicht nur die .. Bist genau son Waschweib." brummt. "Ja, aber der hat schwarze Augen und sie auch.. hab's eben gesehen, als ich am Haus vorbei bin." Ke verpasst dem Anderen einen weiteren Tritt, auch wenn er jetzt auf die neuen Blauen doch neugierig geworden ist. "Na los, pfeif die Anderen zusammen... wir treffen uns da." Erneut nur brummt und Josh stehen lässt. Er geht schon mal vor zu dem kleinen Haus, das am Rand des Rotenviertels steht, setzt sich gegenüber auf eine Mauer und beobachtet von da aus schweigend das Treiben. Bei den Nachbarhäusern hört er schon das Geläster der blauen Frauen, wie konnte man sich nur scheiden lassen, undenkbar und dann hat die Frau noch schwarze Augen, ist sie womöglich zum Teil eine Rote ? Die Fragen gehen um, nun auch die anderen Fünf aus der kleinen Gang von Ke antanzen, sich zum Teil an die Mauer lehnen oder auf den Boden davor setzen. Ke durfte auf der Mauer sitzen, die Anderen nicht. Ke lässt die Anderen aus seiner Gang lästern, mustert kühl den Ledermantel, der an der Veranda hängt und beobachtet den Blauen, der doch recht auffällig wirkt. Kräftig muss er wohl sein, sonst könnte er die Möbel nicht so gut tragen.

Nun den letzten Sessel vom Anhänger wuchtend, stellt ihn Ahote erst einmal hin - verschnauft einen Moment, sieht aus dem Augenwinkel die Bande Roter an der Mauer und den Blick des Einen, der anscheinend der Anführer ist, auf seine Lederjacke an der Veranda. Einen Moment wartet Ahote, bis der Anführer ihn ansieht, dann bleckt er kurz seine Fänge - zeigt so unmißverständlich, daß dies sein Mantel ist und Jeder, der sie will, sie sich mit Gewalt holen muß und er diese gewiß nicht scheut. Dann dreht der junge Indianermischling sich wieder um und nimmt den Sessel auf - trägt ihn nach Drinnen, danach seiner Mutter folgend, die nun die Kleinigkeiten aus dem Kofferraum ihres alten Kombis ausräumt und ihm zum Reintragen gibt, dabei ein leises "Keinen Ärger, Junge ... wenigstens nicht jetzt." murmelnd, das Ahote nur mit einem Nicken beantwortet.

Die Anderen tuscheln gleich, während Ke nur hart lächelt. ‚Sechs Fänge, also wirklich ein Mix.' Die Reaktion gefällt ihm irgendwie. Von jetzt an fixiert er den blauen Neuen erst richtig und gibt sich auch keinerlei Mühe, das zu verbergen.

Die Blicke sehr wohl bemerkend, fixiert Ahote den Anführer kurz mit einem eiskalten Blick - wird allerdings wieder von seiner Mutter unterbrochen, die ihn nach Drinnen ruft, um die Sachen einzuräumen. Mit einem Murren folgt der junge Blaue und nimmt auch seinen Mantel mit - notiert sich in Gedanken, daß es wohl noch einen Streit mit den Roten geben würde und denkt den nächsten Augenblick nicht mehr daran, als er seiner Mutter beim Einräumen und Herrichten des kleinen Häuschens hilft.

"Hey Muttersöhnchen, komm wieder raus !!!" Brüllt Josh quer über die Straße, Ke ihm sofort eine runterhaut, ihm ne rechte Gerade verpasst, die den zwar Breiteren, aber Langsameren, sozusagen auf die Bretter schickt. "Halt die Fresse, du Idiot !....Du bist so peinlich." Ke steigt über den leicht Benommenen hinweg, zündet sich ne zweite Kippe an, die Andere einfach auf die Straße schnippt. Die Anderen bleiben zurück für einen Moment, setzen dann aber nach, folgen ihrem Anführer zurück ins Viertel der Roten.

Ahote indes gräbt seine Nägel tief in das hölzerne Fensterbrett, leise dabei knurrend .... verstummt schließlich, als seine Mutter ihn zu sich ruft und leise zu ihm wispert. "Ich versteh dich ja, mein Junge ... aber Bitte nicht gleich am ersten Tag. Du wirst noch viel genug Gelegenheit haben und ich früh genug zum Schuldirektor müssen, nicht wahr ?" "Ich weiß, Mom .... aber das kann ich nicht auf mir sitzen lassen. Aber ich versprech dir, daß ich nicht mehr soviel Ärger mache wie an der letzten Schule. Okay ?" Auf das erleichterte Nicken seiner Mutter nun ebenso ein wenig zu lächeln beginnend, seufzt Ahote innerlich leise - drückt sie kurz an sich und geht dann nach oben in sein Zimmer, legt eine seiner Platten auf und hört der Musik zu, während er seine Lederbänder und Gürtel, Armschoner und Metallketten abnimmt, sich selber bis auf den Slip auszieht und dann ins Bett legt, dem Rock'n'Roll zuhört und unwillkürlich den Takt mit den Fingern mitklopft.

Ke indes hat seine Gang Heim geschickt, hockt nun auf seinem Bett, seufzt leise, als seine drei kleinen Brüder kommen und sich in ihr Bett legen, das mit in Ke-Shons Zimmer steht, weil nicht genug Platz ist für alle Sechs, die ihm Haus leben. Ke ist jedoch froh, daß er ein eigenes, schmales Bett hat und nicht noch einen von den kleinen Brüdern mit in Seines nehmen muss. Lust, jetzt zu schlafen, hat er jedoch nicht, er zieht sein Bomberjacke wieder an, verlässt das Zimmer durch das Fenster, das eh meist offen steh. Allein und ohne die ja doch schon oft viel zu nervigen Anderen aus seiner kleinen Gang, geht er die Straße entlang, vielleicht konnte er sich noch ins Kino in die Spätvorstellung schleichen. Bei dem Haus von Ahote bleibt er stehen, hört die Musik, die von da kommt und setzt sich wieder auf die Mauer, um der Musik zuzuhören, weil er selber keinen Plattenspieler hat.

Erst nach zwei weiteren Singels schaltet Ahote seinen Plattenspieler aus ... zieht sich wieder an und schlüpft unten in seine Stiefel, legt den fesselangen Ledermantel um und ruft ein leises "Bin nochmal ein wenig aus, Gegend erkunden." zu seiner Mutter in die Küche, die lediglich ein kurzes "Mach nichts kaputt..." seufzt, den jungen Mann damit zum Lachen bringt, ehe er wieder verstummt und nach Draußen geht, sich auf der Veranda erst einmal eine Zigarette anzündet und einen genießenden Zug nimmt, in die Richtung der geschäftigen Hauptstraße blickt, die am Ende der Seitenstraße hier liegt.

"Na toll...Schon vorbei." brummt Ke, zündet sich eine schon angekokelte Kippe an, die er nicht zu Ende geraucht hatte. Als Ahote das Haus verlässt, bleibt er gelassen auf der Mauer sitzen, betrachtet ihn sich mit fast schon gleichgültigem Blick.

Erneut einen tiefen Zug nehmend, läßt der junge Blaue den Rauch leicht verwehen ... sieht dann zu der Mauer und dem darauf sitzenden Roten, bleckt erneut kurz die Fänge, ehe er über die Straße geht und zu der Mauer, leise dabei spricht, doch laut genug, daß der Andere es hören kann. "Wenn du Ärger suchst, kannst du ihn finden - wenn nicht, dann würd ich gern wissen, warum du schon wieder spionierst. Hab nix gegen dich oder die Anderen, aber ich hab was dagegen, wenn mir Einer nachspioniert oder uns Ärger macht - meine Mom hat schon Ärger genug am Hals mit unserer Vergangenheit !"

Ke erwidert das Fängeblecken kurz, nimmt dann einen tiefen Zug, die aufgerauchte Kippe auf die Straße schnippt. "Man wird doch noch mal wo sitzen und Eine rauchen dürfen, oder ?" Leicht gereizt antwortet, jedoch ansonsten keine Anstalten macht, sich aggressiv zu verhalten.

Einen Augenblick lang den Größeren betrachtend, verengt Ahote seine Augen ... nickt schließlich und nimmt seine Zigarettenschachtel heraus, stippt sie kurz an seinen Armschoner und hält sie ihm hin, leise dabei sprechend. "Gegen eine Ziggi hab ich nichts - und daß du hier hockst, auch nicht. Mag nur keine Spionierer - Okay ?"

"Hab schon gesagt, ich spioniere nicht." Brummt Ke, seine Brauen heben sich leicht, als Ahote im ne Zigarette anbietet, Nein sagen würde er sicher nicht, also nimmt er sich eine. "Danke." murmelnd, steckt er sie sich in die Brusttasche seiner Jacke, rutscht dann von der Mauer herunter. "Kleiner Tip...Halt dich aus dem Rotenviertel raus... Blaue sind da eher nicht so gern gesehen, umgedreht zwar auch, aber egal."

"Pah, Blaue ... und Bitte wegen der Ziggi. Ganz ehrlich ? Die blauen Esel können mich mal. Weißt du, wo man sich richtig amüsieren kann ? Also nicht dieses Edelgesäusel aus den 40ies, sondern richtige Musik ? Abrocken ? Und wenn möglich, nicht inner Milch-Shake-Bar ...." Für einen Moment zeigt sich deutlich, wie sehr es Ahote anwidert, auch nur daran zu denken - dann streicht er sich eine der langen Ponies nach Hinten und verengt seine Augen abwartend, so daß seine tiefblaue Iris nur kurz in den ansonsten völlig schwarzen Augen aufblitzt, während die Kettenbänder an seiner Rechten kurz klirren.

"Hmmmm. Doch nicht ganz Schwarz...." Kes Augen verengen sich kurz, als er das Blaue in den Augen aufblitzen sieht. "Warum sollte ich dich mit hinnehmen, wenn ich wüsste, wo was abgeht ?...Bist Blau und neu, da wo jetzt was, abgeht is Rotengebiet, nix für so etwas für dich, auch wenn du aus dem Rahmen fällst, Kleiner."

Leise zu fauchen beginnend, verengen sich die Augen des Schlankeren noch ein wenig - dann spuckt er zur Seite, zischt noch ein leises "Du wirst dich noch wundern, wie sehr ich aus eurem Kleinstadtrahmen falle, Großer ....", ehe er sich abwendet und die Straße entlang zur Hauptstraße vorgeht. Immer in den Schatten bleibend, daß ihn die anderen Spaziergänger nicht bemerken, sieht Ahote schnell, daß es hier wirklich nichts außer dem Kino gibt, das ihn interessiert - kehrt schließlich nach einer Stunde wieder in sein Haus zurück und zieht sich aus, wirft sich ins Bett, mit einem leisen Knurren an den morgigen Schultag denkend.

Ke sagt nichts mehr, sieht Ahote nur nach, ein kühles Lächeln auf den Lippen hat. Er geht dann doch wieder Heim, ist froh, daß seine drei kleinen Brüder schon schlafen und legt sich dann selber hin. ‚Das wird sicher noch interessant.' Mit diesen Gedanken dann einschläft, er Morgen auch in die Schule gehen würde, wenn seine Eltern es ihm ermöglichten, auch wenn er zu oft keine Lust dazu hat.

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'Toll. Wie IMMER. Ich hasse Schule ......' Leise, säuerliche Gedanken, die durch den Kopf des jungen Indianermischlings schwirren, als er sich zum Teil mit ein wenig Gewalt den Platz verschafft, durch den Gang zu kommen und zu seinem Klassenzimmer - dort dann den Zahnstocher in den anderen Mundwinkel schiebt und die ilustre Gesellschaft vor sich betrachtet. Die blauen Mädchen mit ihren sittsamen Pferdeschwänzen oder Zöpfen auf der einen Seite vorne, ebenso wie die meisten blauhäutigen Jungs ein wenig weiter Hinten - auf der anderen Seite an den Fenstern vorne die gelb- und rothäutigen Mädchen, die durchwegs genauso sittsam gekleidet sind, doch ein wenig scheuer. Die Mädchen nicht weiter beachtend, folgt der Blick Ahotes den Tischen weiter nach Hinten zu den roten und gelben Jungs - dann geht der junge Mischling einfach durch die Reihen und setzt sich an einen freien Tisch am Fenster, lehnt sich an das Fensterbrett an und läßt seinen Ordner mit den Büchern einfach auf den Tisch fallen, die Augen hinter der Sonnenbrille fast schließend, während die Ketten an seinen Stiefeln aufklirren, als er seine Beine übereinanderschlägt.

Die Augen der blauen Jungen folgen fast natürlich dem neuen Blauen, die blauen Mädchen fangen an zu tuscheln, als sich Ahote nach hinten setzt, während es den roten und gelben Mädchen zwar nicht entgeht, doch ihnen war es eher egal, auch wenn sie es nicht ohne einen kurzen Blick hinnehmen. Ke-Shon sitzt in der dunkelsten Ecke, sein Blick ebenso Ahote gefolgt ist und er ein leichtes Lächeln auf den Lippen hat. Rühren tut er sich nicht weg, da Hinten hat er die beste Übersicht auf die Klasse und natürlich entgeht ihm nicht, daß Rodney aufsteht und zu Ahote geht. Ein junger Blauer, der etwas breiter ist als die Anderen und eine Footballjacke trägt, die Haare kurz und eine eher kleine gegelte Tolle an der Stirn. "Ich bin Rodney, der Klassensprecher.... Du musst der Neue sein ?" Er macht eine kurze Pause, um sich sozusagen in Pose zu werfen, seine Arme vor der Brust verschränkt, um cool auszusehen. "Du musst hier nicht sitzen, bei uns is das so, daß die Alle etwas nachrücken, damit ein Platz frei wird und du bei uns Blauen sitzen kannst." Belehrt er ihn fast. Ke stützt seinen Kopf auf beide Hände, grinst leise vor sich hin. ‚Gleich knallt es, das spüre ich.' Er amüsiert sich jetzt schon köstlich.

Dem großen Blauen mit verschränkten Armen entgegensehend, senkt Ahote nur die Brauen, als der Größere zu sprechen beginnt .... mustert ihn nochmal bei dem Posen und nickt schließlich, steht auf und spricht kalt und merklich desinteressiert zu ihm. "Schnellspanner, Rod - ja, ich bin der Neue, ich denke, das sieht man, wenn man genau hinguckt. Ob ihr nachrückt oder nicht, ist mir ehrlich gesagt, ziemlich wurscht - ich mag es, am Fenster zu sitzen. Und ich hab was gegen blaue Gesellschaft, wenn sie so ist wie du, Großer. Also ? Hast du noch was zu plappern oder läßt du mich jetzt in Ruhe, ehe er Lehrer kommt, ich will nicht gleich am ersten Tag unangenehm auffallen."

"Aber....Aber das tust du, wenn du da sitzen bleibst.... Aber gut, ich wollt nur helfen, damit die Lehrerin dich nicht anmeckert." Mit den Worten wendet sich Rodney ab, setzt sich wieder auf seinen Platz zurück, gerade, als die Lehrerin hereinkommt, eine Blaue natürlich. Sie hebt leicht ihre Brauen, als sie Ahote bemerkt. "Du bist Ahote ?" fragt, dann leicht winkt. "Alle aufrücken, damit er Platz hat." Befiehlt sie der Klasse, gleich ein leises Stühlerücken beginnt, auch wenn die Schüler schon wissen, daß Ahote da wohl nicht weggehen wird.

"Bin ich, Miss - und die Mühe ist nicht nötig. Ich bleibe hier sitzen." Ohne weiter auf die rückenden Schüler oder die Lehrerin zu achten, setzt der junge Indianermischling sich wieder hin und schlägt die Beine übereinander, daß erneut die Ketten an den Stiefeln und an seinem Gürtel leise klirren - verschränkt seine Arme ein wenig und sieht die Lehrerin hinter seiner Sonnenbrille an, abwartend, wie sie reagiert.

"Aber....Das, das..." Sie schnauft leise, sich die Brille auf den Nasenrücken hochschiebt. "Dann eben da, aber nimmt Bitte die Sonnenbrille ab." Sie wendet sich ab, beginnt mit dem Unterricht. Ke seufzt leise, schon fast enttäuscht, daß es nicht noch weiter gegangen ist, er hätte gern gesehen, wie Rodney ein paar Zähne verloren hätte. Jetzt konzentriert er sich eher auf den Unterricht, auch wenn er nie rangenommen wird, wenn er sich meldet, so ist er aufmerksam und ein sehr guter Schüler, was jedoch nie wirklich auffällt, weil ihm wirklich keine Beachtung geschenkt wird.

Mit einem innerlichen Murren nimmt Ahote seine Brille ab und hängt sie in den Ausschnitt seines Muskelshirts ... schnappt sich dann seinen Block und den Füller, um den Stoff mitzuschreiben - meldet sich allerdings nicht ein einziges Mal, schweigt während den Stunden, nur ein Klirren ist manchmal zu hören, wenn er die Beine wieder andersherum übereinanderschlägt, noch immer quer zum Tisch auf seinem Stuhl sitzend und an das Fensterbrett gelehnt. Erst, als der Gong zur Pause ertönt, nickt Ahote, setzt seine Brille auf und steht auf - schlängelt sich gekonnt zwischen den anderen Schülern hindurch, ohne sie zu berühren und geht zum Pausenverkauf, das schon erwartete Bild vor sich sehend: Die anstehenden Roten und Gelben wurden immer hinter den Blauen bedient, die sich einfach vordrängeln und sich ihre Pause holen.

Ke geht einfach nur durch die Mensa durch, er hat es aufgegeben, sich beim Essen anzustellen, um dann nur noch die Reste abzubekommen. Mit einer Papiertüte, in der er zwei Sandwiches drin hat, strebt er nach Draußen, setzt sich dort auf eine der Mauern, seinen Rücken an die Wand lehnt, bevor er zu essen anfängt, sich danach noch die Ziggi reinziehen würde, die er am Abend zuvor von Ahote bekommen hat.

Der junge Indianermischling indes betrachtet sich weiterhin die Schlange ... geht dann langsam an der Seite nach vorne wie auch die anderen Blauen und packt sich den, der sich gerade an ihm vorbeigedrängelt hat - schiebt ihn wieder nach Hinten und hält ihn da, zu dem gelben Verkäufer nickend, der wie immer die Blauen zuerst drannimmt. "Gib der Kleinen hier den Joghurt, den sie schon seit mindestens 10 Minuten haben will - dann gibst du mir eines der Wurstbrote und achtest mal auf die Reihenfolge hier ...." Das rote Mädchen, das schnellstens ihren Joghurt bezahlt und davonhastet, nicht weiter beachtend, legt Ahote die geforderten 10 cent auf den Tresen und nimmt sein Brot entgegen - läßt erst jetzt seinen harten Griff und nimmt die Hand von der Schulter des anderen Blauen, um sich an einen der abseits gelegenen Plätze zu verziehen.

Der andere Blaue will gleich zuschlagen, fällt dann aber zu Boden, weil er daneben schlägt, Ahote zu schnell ausgewichen ist und er zu viel Schwung drauf hatte. Einige der anderen Blauen lachen auf, weil sich der Gedemütigte nun wieder aufrappelt und erneut zuschlagen will. Ke indes bekommt nichts mit, isst sein zweites Brot und zündet sich in aller Ruhe seine Ziggi an, genießt die Sonne, die auf ihn fällt.

Wohlwissend, daß der Blaue sich das nicht bieten lassen würde, weicht Ahote dem Schlag gekonnt aus und nickt unmerklich, als der Andere aufschlägt - dreht sich dann ein weiteres Mal gekonnt aus dem Schlag und schlägt nun seinerseits zu, schnell und hart, ohne viel Zeit zu geben, um darauf reagieren zu können. Mit Genugtuung fühlt er, wie die Lippe des Anderen aufplatzt und das sachte Nachgeben einiger Zähne - sieht ihm nach, wie er zu Boden fällt und leckt das Blut von seinem fingerlosen Lederhandschuh, dreht sich einfach um und geht nach Draußen, um sich einen einsamen Platz für die Pause zu suchen.

Ke hat den Lärm von Drinnen gehört, grinst leicht, als Ahote rauskommt. "Na, schon eingelebt ?" Ihn anspricht, sich nichts anmerken lässt, als sich hinter dem Kleineren noch drei andere Blaue anschleichen, um ihn zu vermöbeln und sich zu rächen.

"Noch nicht ganz - aber ich denke, das erledigt sich von selbst." Ebenso kurz grinsend, legt Ahote sein Brot und den langen Mantel zur Seite und dreht sich dann um, die Linke zur Faust ballend, um sie in der Handfläche der Rechten knacken zu lassen. "Dann laßt uns tanzen, Jungs ....." Mit einem harten Lächeln weicht Ahote dem Schlag des Ersten aus und schickt ihn mit einem gekonnten Uppercut auf den Boden - dreht sich dann unter dem Schlag des Zweiten weg und tritt dem Dritten voll in den Magen, packt sich den Zweiten am Kragen und wirft ihn zu Boden, bevor er ihm die Faust direkt auf den Solaplexus schlägt und nickt, als der Getroffene verzweifelt versucht, zu atmen. "Merkt es euch ... ich bin keine so leichte Beute, ich bin die Gangs in der Großstadt gewohnt. Und zwar die Harten."

Ke hat Ahote richtig eingeschätzt, also musste er sich nicht von seinem Platz wegbewegen, der kleine Blaue kommt ja allein zurecht. "Jap, sieht so aus..." Er tätschelt kurz auf das Mauerstück neben sich, nickt Ahote zu, während die anderen Blauen sich zurück in die Mensa schleppen. "Sind echte Spatzenhirne, die Blauen eben... Luschen da."

Zuerst noch eine Braue hebend, nickt der Schlankere ... nimmt dann sein Brot und den Mantel auf, setzt sich neben den großen Roten und lächelt kurz hart, während er den Mantel neben sich legt und sein Brot auspackt. "Jap - in San Fran würden die keine zehn Minuten aushalten, spätestens dann hätten die Schulgangs sie erwischt. Hoffe nur, daß sie nicht sofort zum Direx laufen, ich hatte meiner Mom versprochen, wenigstens am ersten Tag keinen Verweis heimzubringen ....." Dann beißt er kurz ab und überlegt einen Moment dabei ... nimmt schließlich seine Brille ab und hält dem Roten die Hand hin, leise dabei sprechend. "Hi. Ich bin Ahote. Und du ?"

"Ke-Shon..... Und die rennen nicht, die lassen sich erst verarzten, wenn schon." Die Hand nimmt er mit einem kräftigen Händedruck an. "Ahote, Hm ?...Also Indianer-Mix...Und denn auch San Fran, kein Wunder, daß du dich gut wehren kannst. Aber denk nicht, daß du es mit den Roten auch so leicht hättest... Ich sag's nur, heißt net, das wir was machen."

"Klar, Ke-Shon. Ich hab auch nicht gesagt, daß ich mit den Roten was anfang, oder ? War die letzten Jahre immer inner Gang mit Roten und Mix, ich bin stolz auf das Blut, das ich hab. Ist ja nicht die Schuld meiner Großmutter gewesen, daß sie Blau war und es sich vererbte. Ich sags nur gleich dazu ... mit den Blauen konnte ich noch nie gut, die sind mir zu eingebildet und denken, sie wären was Besseres." Bei den Worten unwillkürlich die Lippen über die langen Fänge zurückziehend, spuckt Ahote schließlich zur Seite - beißt dann erneut ab und legt die Beine übereinander, ehe er kurz weiterspricht. "Und jap - ich kann mich wehren, sonst hätt ich die Ghettos nicht überlebt."

"Hm...Vielleicht schaffst ja in ne rote Gang, mal sehen....Auch wenn die ganz ehrlich auch nicht gerade die Hellsten sind." Ke grinst ein wenig schief, seufzt, als es klingelt, der Unterricht weitergeht. "Bäh.. bin froh, wenn ich die Schule hinter mir hab, dann kann ich mich hier verpissen." Mit den Worten von der Mauer hüpft, sich kurz streckt, bis seine Knochen knacken.

Ahote hatte sein Brot schnell aufgegessen und läßt sich von der Mauer gleiten ... zieht dann seinen Mantel über und betrachtet den Großen, ehe er kurz nickt und leise schmunzelt. "Stells dir in den Städten nur nicht zu leicht vor, Ke. Selbst mit einem guten Abschluß wirst dus schwer haben, weil du Rot bist ... selbst die Blauen habens in den Städten schwer, wenn sie keine Arbeiter sein wollen." Ohne ein weiteres Wort setzt er seine Brille wieder auf und geht an ihm vorbei, durch die Gänge zurück ins Klassenzimmer ... setzt sich dort wieder auf seinen Platz und lehnt an das Fensterbrett, die Beine übereinanderschlagend.

"Ich beiss mich schon durch." Noch erwidernd, geht Ke auch ins Klassenzimmer zurück, sie den Unterricht wie immer durchziehen und wie immer meldete er sich zwar, wird aber nicht rangenommen. Als es klingelt, macht er sich so schnell wie möglich davon, geht in die Innenstadt zum Kaufmarkt. Vorne an den Kassen vorbei stutzt er leicht, als er die Mom von Ahote erkennt, die dort wohl ihren ersten Arbeitstag hat. Er lässt es sich nicht nehmen, sie kurz zu grüßen, auch wenn sie ihn nicht kennt, geht dann nach Hinten ins Lager, um seiner Arbeit dort nachzugehen, die schweren Kisten zu schleppen, in denen die Waren sich befinden.

Ahote indes geht gleich nach dem Schulschluß heim und wirft seine Schulsachen auf die Seite ... ißt eine Kleinigkeit und macht sich dann auf zu dem Kaufmarkt, in dem seine Mutter arbeitet, nimmt sie dort kurz in den Arm - geht dann zum Lager hinter und meldet sich dort, nickt, als er nach Hinten in die Umkleide verwiesen wird und zieht dort seine Jacke und die Gürtel, Lederbänder und auch seine Sonnenbrille aus, nur die fingerlosen Lederhandschuhe und seine Lederarmschoner anbehaltend, ehe er wieder zu dem Lagerverwalter geht und sich die Arbeit zuweisen läßt. Ohne ein Widerwort nimmt er dann die ersten Beiden der Säcke mit Gartenerde von der Palette und trägt sie ins Lager - legt sie dort auf den Stapel mit den anderen Säcken, kehrt dann um und holt zwei Weitere, um sie nach innen zu tragen.

Bei den Säcken ist Ke nun auch gerade, kuckt nun ein wenig dumm aus der Wäsche, als er Ahote erblickt. "Du bist ja überall, was ?" murmelt, es aber nicht böse meint und sich dann zwei der Säcke auf die rechte Schulter und Zwei unter den linken Arm klemmt. Sein Haar war nicht mehr so gekämmt wie in der Schule, es war leicht verschwitzt und zerzaust. Tragen tut er nur ein kaputtes, dreckiges Muskelshirt, das auch schon leicht an seinem Rücken klebt.

Bei den Worten verdutzt aufguckend, lacht der Schlankere leise auf - schüttelt amüsiert den Kopf und nimmt wieder zwei der Säcke, ehe er ihm antwortet. "Du ja auch, oder ? Mom hat nicht das Geld, um mir was kaufen zu können, also verdien ichs selber. Achja, paß auf, daß dich die Verkäuferinnen nicht sehen ... du siehst zum Anbeißen aus in dem naßgeschwitzten Shirt, die fallen über dich her und fressen dich." Erneut leise lachend, geht Ahote an ihm vorbei und wieder zurück ins Lager - legt die beiden Erde-Säcke ab und geht wieder zurück, sich die Nächsten holen.

"Zum was ?!" Ruft Ke dem Kleineren nach, steht etwas perplex da und gafft ihm nach. "Anbeißen ?..." Seine Brauen ziehen sich zusammen, dann grinst er gehässig. "Deine Mom dann wohl auch ?" fragt, als Ahote wiederkommt, er selber dann ins Lager verschwindet um die Erdsäcke wegzubringen.

Selber wieder zwei der Säcke aufnehmend, geht Ahote ins Lager zurück und schmunzelt, als ihm der Größere wieder entgegenkommt - wirft ihm ein "Die nicht, die steht mehr auf die Älteren ..." zu, geht dann an ihm vorbei und bringt die Säcke zu den Anderen, gleich danach zurückkommend, damit er sich die nächsten Beiden schnappen kann. "Sag nur, du bist noch nie hier angemacht worden, Großer ..."

"Von den Kassiererinnen noch nie... Die kommen doch nicht ins Lager nach Hinten. Und so die Mädchen ?... Die Blauen wollen schon mal, auch die älteren Tussen, aber die wimmel ich ab, ich denk doch net dran, eine von denen zu vögeln, nachher wird die schwanger, dann werd ich gemeuchelt, ne Danke... Und die Roten ?... Da is ähnlich... Hab kein Bock, nen Balg zu bekommen... Die lassen sich oft einfach nen Braten in die Röhre schieben, damit die Kerle sie heiraten und die abgesichert sind... Aber nicht mit mir, bin selber son Kind, auch wenn meine Eltern beide Arbeit haben bei den reichen Blauen und ich in die Schule kann." Ke wispert fast nur, er will das Ganze nicht so laut herumposauen. "Was erzähl ich dir den Mist eigentlich... geht dich doch eh nix an." Dann brummt, die nächste Fuhre ins Lager schleppt.

Leise lachend, als sie sich wieder begegnen, klopft Ahote dem großen Roten kurz auf die Schulter - schnappt sich dann selber wieder zwei der Säcke und folgt ihm, lädt sie ab und antwortet ihm dann. "Vielleicht erzählst du mir den Mist, weil es sonst Keinen gibt, den du ihm erzählen kannst - davon abgesehen, hast du Recht. Mich interessieren die Weiber nicht - und das ist einer der Hauptgründe weswegen. Nur um einmal sein Ding zu versenken und meist nicht mal Spaß zu haben, eine Ehe mit Balg riskieren ? Nein, Danke. Und sitzenlassen erst recht nicht, ich weiß, wie das ist. Ich vermeide den Ärger lieber komplett und hole mir den Spaß anders ....."

Ke lässt die vier Säcke fallen nach den Worten von Ahote, mustert ihn dann mit einem recht merkwürdigem Blick. "Anders ? ...Sag nicht, du bist son Arschficker ? Wenn ja, dann bleib weg von mir, klar ?" Merkt man deutlich, daß er etwas unsicher ist, sich deswegen jetzt auch abwendet und zurückgeht.

Bei den Worten verfinstert sich das Gesicht des Indianermischlings - dann geht er dem Großen nach und mustert ihn, ehe er leise faucht, ausspuckt und die Arme in die Seiten stemmt, gefährlich leise zu ihm spricht. "Hör mir jetzt gut zu, Ke: Ich keine Tunte und ich stecke NIEMAND an, auch wenn die Pfaffen und bigotten Weiber behaupten, es wäre eine Krannkheit !! Es ist richtig - ich mag Männer. Aber das bedeutet nicht, daß ich mir Jeden kralle, den ich kriegen kann, OKAY ?!! Und ich bin euch keine Konkurrenz bei den dummen Weibern - also entweder akzeptierst du es oder du bleibst weiter in deiner bigotten Verbohrtheit ... aber Eins sag ich dir gleich: Solltest du es irgend Jemandem erzählen, töte ich dich. Und zwar langsam." Ohne ein weiteres Wort nimmt Ahote dann zwei weitere Säcke auf und trägt sie schweigend in das Lager ... zeigt nun nichts mehr weiter als den kalten Ernst, der auch bei der Anreise in seinem Gesicht zu sehen gewesen ist, eine undurchdringliche Mauer bildet.

Ke-Shons Blick hat sich auch verfinstert, schnaubt er nun leise, packt sich ebenso wieder mit den Säcken voll. "Ich werd mich hüten, was zu sagen... Aber nicht, weil ich Angst hab, du killst mich oder daß du die Weiber wegschnappst.... Ich will NICHT mit dir in Verbindung gebracht werden, wenn es rauskommen sollte." wispert, als er die Säcke ablädt, wieder zurückgeht und sich nun etwas Anderem zuwendet, Säcke mit Kartoffeln ins Gemüselager schafft, auch wenn noch Säcke mit Erde da sind, die ins Lager müssen.

"Pah ... wenn du es nicht sagst, wird es nicht herauskommen. Glaubst du wirklich, daß ich meiner Mom schade ? Das hier ist eine Kleinstadt und ich bin nicht so dumm, wie du wohl annimmst." Mit einem leisen Schnauben nimmt sich Ahote die restlichen Erdsäcke und bringt sie zum Lager ... geht dann zu dem Lagerleiter und wird zu den Säcken mit Getreide und Zucker geschickt, die er jetzt ebenfalls ins Lager räumt. Während der ganzen Zeit kümmert er sich nicht mehr um den Roten, der an anderer Stelle einräumt - geht schließlich am Abend zu seiner Mutter und mit ihr zusammen zu ihrem Haus zurück, erst jetzt wieder ein wenig Weichheit in seine Züge zurückkehren lassend.

Ke hat verbissen gearbeitet, kommt nun auch unwillkürlich an dem Haus vorbei, weil es eben auf seinem Weg liegt, einen Moment bleibt er stehen, blickt herüber. Nach eine kurzen tiefen Einatmen geht er weiter, bleibt dann aber wieder stehen, weil seine nervige Gang hinter ihm herruft. Die wimmelt er jedoch rasch ab, Heute keine Lust hat. Als er wieder Daheim ist, weht ihm schon das Geschrei der Mutter und das Gebrüll seines Vaters entgegen, seine kleinen Brüder auf der Straße spielen, weil sie inzwischen wissen, wann sie sich verzischen mussten. Natürlich geht es um Geld und um Ke, mal wieder, dabei rauskommen wird, daß Ke seinen Lohn abtreten muss.

Ahote ist indes wieder in sein Zimmer zurückgekehrt und betrachtet seine Plattensammlung, leise dabei seufzend .... nur zu deutlich hört er das Gebrüll aus einem der Häuser ein wenig weiter die Straße herunter, merkt nur kurz auf, als er das kurze Rufen der Gang hört und betrachtet sich Ke, der seine Bande wieder abwimmelt. Ein wenig verwundert folgt er ihm von seinem Fenster aus mit dem Blick, wie der Rote genau in das Haus geht, aus dem das Gebrüll kommt - nickt kurz, da er es sich schon denken kann und legt eine seiner Platten auf, stellt nicht zu laut und legt sich auf sein Bett, die Augen bei der Musik einfach schließend.

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