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Malcolm und Dew 02
 

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Die nächsten Stunden vergingen recht schnell und sie wechselten auch zweimal die Räume und sahen sich so auch nicht in den Pausen ... erst, als es Mittag war, endete der Unterricht und Dew seufzte erleichtert, als er in der Mittagspause in die Mensa kam und sich etwas zu essen holte. Da sein derzeitiger Dauer-One-Night zum Glück mit den anderen Footballern beschäftigt war, setzte der schlanke Springer sich an einen der etwas abgelegeneren Tische – begann, langsam zu essen und blätterte zwischendurch immer wieder in seinen Notizen.

"Darf ich mich zu dir setzen ?" Leise fragend, stand Malcom vor dem Tisch Dews und hatte sein Tablett mit dem Salat in den Händen. Er hoffte wirklich, daß er nicht zu aufdringlich wirkte.

Verdutzt sah der junge Blaue auf und begann unwillkürlich zu lächeln – das war nun schon das zweite Mal, daß ihn Maldolm mit einer direkten Frage überraschte und er nickte einfach, zog ihn am Handgelenk auf den zweiten Stuhl und schmunzelte. "Ich weiß nicht, wieso dus auf einmal tust, aber ich finds gut, daß du dich endlich auch mal zu fragen traust, Großer. Du brauchst dich nicht immer schämen, Hm ? Jedenfalls nicht bei mir." Dann fiel sein Blick auf den großen Salat und eine der schlanken Brauen Dews schoß in die Höhe. "Huh ... diesmal nur Salat ? Bist du auf Diät ?" Die Frage war weder gehässig noch abwertend – Dew war nur verblüfft, denn er wußte, was Malcolm normalerweise aß, denn dessen Übergewicht kam nicht von ungefähr.

Malcom wurde dunkler auf den Wangen. "Ich... na ja, ich denk, es tut mir hin und wieder mal gut, einen Salat zu essen." stotterte er hervor und stocherte im Grünzeug herum.

Mit einem leisen Seufzer legte Dew seine Hand auf die des Großen, nickte unmerklich und lächelte aufmunternd. "Ist es auch. Weißt du, wenn du das tust, weil du es willst, dann ist es mehr als nur Okay. Du solltest es nur nicht machen, weil andere es wollen, verstehst du ? Da hat es keinen Zweck und du schadest dir nur." Dann ließ er dessen Hand wieder los – aß seinen eigenen Salat, denn mit dem Fleisch und den Kartoffeln war er schon fertig und blätterte dabei weiter in seinem Geschichtsbuch, ehe er es schloß und von seinem Mineralwasser trank.

"Ich mache es von mir aus, keine Sorge." erklärte Malcom leise und fing an, seinen Salat zu essen. Als Dew trank, heftete sich sein Blick an dessen Kehle, den kleinen Adamsapfel, der bei jedem Schluck auf und ab hüpfte.

Davon bemerkte der junge Blaue jedoch nichts ... erst, als er die Flasche halb ausgetrunken hatte, setzte er ab und rülpste leise, lächelte entschuldigend und wollte gerade weiterlesen, als sich ein Schatten über den Tisch legte und ein leises Knurren zu hören war. Irritiert sah Dew auf und im selben Moment verfinsterte sich sein Gesicht, als er auf die zwei Footballer blickte, die sich hinter Malcolm aufgebaut hatten. "Vinni und Matt ... was wollt ihr ? Solltet ihr nicht mit Ted vorne den Anderen sitzen ?"

"Ich will, daß du mitkommst... das Fetti kann ruhig allein fressen." Ted stieß Malcom leicht an. Er wollte nicht, daß sein Dauer-One-Night hier mit Malcom abhing, das passte nicht zusammen. Malcom fasste sich ein Herz. "Ich geh schon." Mit den Worten rückte er seinen Stuhl zurück und stellte das Stuhlbein auf dem Fuß von Ted wieder ab. Was den aufjaulen ließ, denn Malcom hatte sich mit seinem vollen Gewicht unauffällig wieder auf den Stuhl fallen lassen. "Oh Gott, das tut mir leid." Mit den Worten stand er wieder auf, drehte sich und rempelte Vinni an, so daß der den umherhopsenden Ted anrempelte und ihn so auf den Boden schickte.

Dew konnte sich nicht mehr halten und lachte lauthals los – der Anblick war so komisch, daß er einige Momente brauchte, um sich wieder zu beruhigen. Dann stand er auf und schob den Dritten der Footballer, Matt, einfach zur Seite, während er zu den anderen Beiden ging und sie musterte. "Ehrlich, Ted ? Geschieht dir recht, auch wenns Malcolm nicht absichtlich gemacht hat. Wie kommst du eigentlich auf den Gedanken, mir vorzuschreiben, bei wem ich zu sitzen habe ? Du bist vielleicht gut im Bett, aber als Gesprächspartner einfach nur lausig. Und da man in einer Mensa ja schlecht Sex haben kann und mich das Gequatsche über Football einfach nur langweilt, sehe ich keinen Grund, wieso ich zu dir an den Tisch kommen sollte. Also verzisch dich und laß dich von den Cheerleaderinnen trösten, die finden es geil, wenn du im Wettrülpsen der Sieger bleibst." Mißmutig schnaubend, drehte Dew sich wieder um – stopfte das Buch und die Wasserflasche in den Rucksack, nahm ihn und sein Tablett auf und nickte kurz zu dem Dickeren. "Gehen wir, Malcolm – ich muß noch Geschichte pauken, damit ich den nächsten Test nicht wieder versiebe. Außerdem brauch ich Ruhe, das Gejaule hier ist ein wenig laut ...."

Malcom folgte dem Kleineren und brachte auch sein Tablett weg. Ted raffte sich auf und knurrte, als Einige lachten und Andere ihn zu ignorieren anfingen, weil er mit Dew rumgepoppt hatte. Malcom folgte Dew auch noch aus der Mensa und lächelte leicht. "Ich konnte einfach nicht anders." wisperte er und kicherte dann leise.

Selber leise lachend, sah der schlanke Blaue zu Malcolm auf und musterte ihn – schüttelte dann einfach nur den Kopf und schmunzelte noch eine Weile. "Das war herrlich – und ich danke dir dafür, du hast mir eine herrliche Gelegenheit gegeben, ihm mal die Meinung zu sagen. Du bist gewitzter, als die Meisten denken – sie unterschätzen dich. Komm, es ist nicht weit – und ich habe noch ein wenig Salat in meinem Zimmer, dann kannst du dich sattessen. Und keine Widerrede, Okay ? Okay." Erneut schmunzelnd, sah Dew zu ihm hoch – zwinkerte kurz und ging ihm dann durch den Park vor, bis sie an den Wohntrakten ankamen. "Ich laufe schon mal vor, das Treppensteigen ist mein Training – ich warte im vierten Stock auf dich, damit du dich nicht verläufst, ja ? Bis gleich." Mit den Worten lächelte der Blaue entschuldigend – drehte sich dann um und lief leichtfüßig die Treppen bis nach oben, um dort am Geländer zu warten, ohne daß er nennenswert schneller atmete.

"Vierter Stock ?... Oje." murmelnd, stapfte Malcom los. Er brauchte deutlich länger die Treppen hinauf und schwitzte leicht, als er schnaufend oben ankam. Er brauchte einen Moment, um zu Atem zu kommen. "Ja, das ist sicher ein gutes Training." Er fühlte sich beschissen, weil er so wenig Kondition hatte. "Ich denk, beim ersten Training wäre ich umgekippt." fügte er leise an.

Leise schmunzelnd, nahm ihm Dew den Rucksack ab und nickte zum Gang – ging ihm zu seinem Zimmer vor und schloß es auf, hinter dem noch immer schnaufenden Roten wieder ab und legte die Rucksäcke auf das Bett, während er seine Schuhe auszog und an der Seite abstellte. "Jap, ich denke auch – du hast einfach noch zu wenig Kondition, Malcolm. Aber du brauchst sie ja auch nicht, also warum damit rumärgern, Hm ? Komm, setz dich, ich mach dir den Salat, pack du schon mal das Geschichtszeug aus ...." Mit den Worten lächelte Dew wieder und lachte schließlich leise auf – ging in die kleine Küche und summte ein wenig, als er damit begann, den Salat zu schneiden.

"Dank dir." Malcom setzte sich und holte seine Geschichtsbücher heraus. Nebenher dachte er über die Worte Dews nach. Er brauchte Kondition, er musste sich mit rumärgern, denn er konnte nicht ewig herumschnaufen wie ein Dampfross, wenn er mal in einen vierten Stock lief. "Meinst du das ernst, daß ich keine Kondition brauche ?...Ich mein, du siehst doch, wie ich schnaufe, wenn ich in den vierten Stock laufe....Das kann doch nicht Okay sein."

Mit einem leisen Seufzen nahm der junge Blaue die Salatschüssel auf und trug sie zum Bett – setzte sich neben Malcolm und gab sie ihm, ehe er seine langen Haare nach hinten strich und den Kopf schüttelte. "Natürlich nicht – aber das bedeutet noch lange nicht, daß du deshalb nichts wert bist. Weißt du, das muß langsam kommen – man kann nicht von heute auf Morgen Powertraining machen und erwarten, daß es funktioniert. Es ist wahrscheinlicher, daß man sich wirklich hart verletzt dabei. Nein, Kondition fängt anders an und ist bei Jedem verschieden, es geht langsam und Schritt für Schritt. Ich bin leidenschaftlicher Läufer und ich schaffe die Treppen hier spielend – aber ich würde dir beim Schwimmen oder Kraftsport sofort zusammenklappen. Ich kann ja noch nicht mal lange Radfahren, kannst du dir das vorstellen ? Dabei werden die Muskeln anders als beim Laufen angespannt und ich habe nach einer halben Stunde einen Muskelkater, der sich gewaschen hat." Dew hatte die Selbstzweifel des Anderen sehr wohl gespürt – und er wußte nicht, was er ihm sonst sagen konnte, wenn er ihn nicht verletzen wollte, also wich er auf Humor aus.

"Das mit dem Langsam weiß ich ja auch... Will ja nur ein wenig mehr." Er wirkte ein klein wenig trotzig, verbarg es aber, als er anfing, den Salat zu futtern. "Schmeckt besser als der in der Mensa." lobte er den Salat. Er hatte noch sichtlich Hunger und aß ihn trotzdem langsam und genüsslich.

Nun doch ein wenig überrascht, wurde Dew ein wenig dunkler auf den Wangen ... mit einem leisen "Ich mache mir oft so Kleinigkeiten, ist die Übung." antwortete er auf das ungewohnte Lob und freute sich auch darüber. Es war irgendwie seltsam, hier mit Malcolm zu sitzen – der große Rote war schüchtern und sanft, doch trotzdem klug und höflich, eine seltene Kombination. Mit einem kurzen "Ich tu schon mal die Sachen raus ...", lenkte Dew jedoch ab und wandte sich den Rucksäcken zu – seufzte innerlich leise und erinnerte sich an die Frage aus dem Forum, nur daß sie hier eigentlich in umgekehrter Weise zutraf. Hier hatte er einen klugen und umsichtigen, sanften jungen Mann, in dessen Gegenwart er sich einfach wohlfühlte – doch dessen Körper hielt den jungen Blauen davon ab, etwas Tieferes zu entwickeln, denn er achtete Malcolm als Mensch viel zu hoch, um ihn dazu zu drängen, abzuspecken.

"Kannst du mir vielleicht noch das Bild von dem Kerl zeigen ?...Du hast mich richtig neugierig gemacht." Malcom wollte auch etwas ablenken und futterte weiter an dem leckeren Salat, bis der alle war und er die Soße noch aus der Schüssel schlürfte. Jetzt war er wirklich satt, er stand auf und spülte die Schüssel schnell ab, trocknete sie und stellte sie dann auf die kleine Anrichte. "Du hast es hübsch hier...Ich wohne noch bei meinen Eltern."

"Nur ein kleines Zimmer, aber es geht – und es gibt weniger Probleme, meine Eltern wohnen in Chicago. Ich bin auch gerne hier, ich brauche nicht viel .. den Meisten hier werden die Zimmer schon bald zu eng und sie treiben sich rum, weil sie sich nicht allein beschäftigen können, so wie Ted mit seinen Idioten." Noch während er sprach, holte Dew seinen Laptop – klappte ihn auf und ließ ihn hochfahren, um dann das Bild anzuklicken, das in der gestrigen Mail gewesen war. "Danke dir übrigens fürs Abspülen – weißt du, daß du der Erste bist, der das macht ? Und das is das Foto ... wie gesagt, ein Traumkerl, aber sicher bin ich mir wirklich nicht." Erneut zeigte sich die leichte Skepsis des jungen Blauen – auch wenn er sacht mit dem Finger über das Gesicht auf dem Foto strich.

"Bin eben gut erzogen." erklärte Malcom knapp, dann setzte er sich neben Dew und besah sich das Bild, das er ja eigentlich schon kannte. Er würde dem Spiel nun doch ein kleines Ende setzen. "Das Bild kenne ich... Es ist von einer kleinen Galerie-Seite. Ich hab's mal aus Zufall gefunden. Der auf dem Bild is jetzt schon 35 Jahre alt, das sind alte Bilder von ihm, als er 20 war....Aber jetzt sieht er immer noch gut aus, wenn nicht noch besser." Er hatte gerade eine Illusion zerstört, doch er konnte es nicht mehr ertragen.

Ein wenig verwundert sah der junge Blaue zu ihm auf – dann nickte er und atmete erleichtert aus, während er wieder auf den Monitor blickte. "Danke dir, Malcolm – du hast mir gerade ne Menge erleichtert. Ich denke, ich werde ihm eine Mail schicken und mich für das Bild bedanken, das ich in meine kleine Privatgalerie stecke und schicke ihm dafür eins von denen, die ich gesammelt ahbe. Er hat ja nicht dazugeschrieben, daß er das sein soll – siehst du ? Kein Wort, zum Glück. Muß mir nur überlegen, welches Bild ich ihm schicke – er hat eigentlich nie von seinen Vorlieben gesprochen, Mist ....."

"Tut mir echt leid..." wisperte Malcom. Er war jedoch erleichtert, daß Dew es so hinnahm. "Überleg dir, was er so schreibt, vielleicht findest seine Vorlieben so raus und wenn du noch mehr von den Bildern sehen magst..." Er griff nach einem Stück Papier und schrieb eine Url drauf. "Sind auch Aktbilder... Der Kerl ist halb Rot und ..na ja, du weißt schon, Hm ?" Er lächelte nur und gab ihm den Zettel, bevor er dann sein Geschichtsbuch aufnahm. "Aber nun fangen wir besser an, ich muss später denn Heim wieder."

Einen Moment lang zeigte sich ein mehr als nur breites Grinsen auf den Lippen Dews – dann neigte er sich zu dem Roten und wisperte ein leises "Klar weiß ich .....", setzte sich wieder zurück und nahm sein eigenes Geschichtsbuch auf, um mit ihm den Stoff durchzukauen, den sie in den letzten Stunden durchgenommen hatten.

Und das kauten sie gut zwei Stunden durch, dann klappte Malcom sein Buch zu und ließ sich nach hinten kippen. "Ich denke, das reicht für heute." wispernd. Er musste ja noch mit dem Rad heimfahren. "Möchtest du das noch mal wiederholen ? Also das lernen ? Wäre praktisch für die Prüfungen." fragte er leise und gähnte müde.

Auch der schlanke Blaue ließ sich nach hinten sinken und neben den Größeren ... er war erschöpft vom Lernen, doch noch nicht erschöpft genug, um das zu übersehen, was sich für einen Moment in der Jeans Malcolms abzeichnete. Leicht wehmütig lächelnd, wisperte Dew ein leises "Jap, können wir gern – auch wenn ich völlig fertig bin und mir der Kopf schwirrt, ich hab mit dir jetzt mehr kapiert, als in den Monaten vorher bei dem Idioten. Am Besten gleich Morgen, Hm ?" Dann hauchte er ihm einen sanften Kuß auf die Wange – richtete sich wieder auf und überlegte einen Moment, ehe er aufstand und in seine Kochnische ging, aus dem Kühlschrank zwei Wasserflaschen nahm, zum Bett zurückging und Malcolm eine davon reichte.

Der hatte sich wieder aufgerichtet und nahm die Flasche entgegen. "Wieder bei dir ? ...Wäre besser , oder ?" Er war noch immer ein wenig unsicher und von dem kleinen Kuss auf die Wange verwirrt. Die Haut hatte dort leicht gekribbelt und jetzt lenkte er sich mit Trinken ein wenig ab. Dann schraubte er die Flasche wieder zu und packte seine Sachen wieder in den Rucksack. "Ich werde dann gehen."

"Ist Okay ... paß aber auf, schließlich brauch ich dich noch als Tutor, Hm ?" Leise schmunzelnd, stopfte er ihm das Geschichtsbuch in den Rucksack und reichte ihn ihm – lächelte noch, als er ihm nachsah und schloß dann die Türe, während er sich über das Gesicht strich und noch lange über diesen Nachmittag nachdachte.

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Für Malcom waren die letzten zwei Monate herrlich gewesen. Nicht wegen dem Sport, den er vorsichtig getrieben hatte, sondern weil er mit Dew gelernt hatte und so in dessen Nähe sein konnte. Sie hatten sich so ein wenig besser kennenlernen können. Heute gab es die Zeugnisse. Die letzten Prüfungen waren gut gelaufen, denn sie Beide hatten sich wunderbar ergänzt beim Lernen. Lustig war auch, daß er durch das Treppensteigen in den vierten Stock etwas mehr Kondition bekommen hatte. Er meisterte diese Aufgabe schon bedeutend leichter und auch, wenn man es ihm nicht wirklich ansah, er hatte schon ein paar Kilo Speck von den Rippen bekommen. In den Ferien würde es dann rund gehen. Er reiste zu seinem Opa und Onkel mütterlicherseits, es waren Indianer und bei ihnen würde er sich dann den Speck ganz abtrainieren und dann als neuer Mensch wiederkommen. Alles war auch schon geregelt und Opa und Onkel stellten sich drauf ein, ihm zu helfen und hatten geschworen, es zu schaffen, ihn in den drei Monaten fit zu bekommen. Den Mailkontakt zu Dew hatte er fast ganz eingestellt, es war besser so, denn er wollte ihn nicht weiter belügen. Jetzt saß er neben ihm und wartete, daß der Lehrer aufhörte zu reden und endlich die Zeugnisse verteilte. Gleich heute nach der Schule würde er abreisen und Morgen schon würde sein Training anfangen. Den Ergeiz hatte er und sein Ansporn saß neben ihm und langweilte sich ebenso wie wohl alle in der Klasse.

Davon jedoch ahnte Dew nichts und seufzte leise – er widerstand nur mit äußerster Mühe dem Wunsch, seinen Kopf auf die Arme zu legen und die Rede des Lehrers einfach zu verschlafen. Daß Malcolm schon ein wenig abgenommen hatte, bemerke der junge Blaue jedoch nicht, da er ihn ja so gut wie jeden Tag gesehen hatte und so an dessen Anblick gewohnt war, daß ihm die erst schwach sichtbaren Veränderungen nicht weiter auffielen. Gerade, als Dew sich nun doch schlafen legen wollte, hörte der Lehrer endlich zu reden auf – nahm den Stapel mit den Zeugnissen auf und verteilte sie wortlos, ehe er sich trocken verabschiedete und die Klasse verließ. Ein wenig verdutzt, daß dies jetzt einfach so schnell ging, betrachtete Dew den Umschlag in seiner Hand – zuckte dann mit den Schultern und öffnete ihn, während die anderen Schüler wahlweise aufjuchzten, da endlich Ferien waren, oder entrüstet aufschien oder resigniert jammerten beim Anblick ihrer Noten.

Malcom lächelte etwas breiter, nicht wegen seinem Zeugnis, sondern weil Dew sich an ihn lehnte. Als er seines öffnete, prangten ihm lauter Einser und Zweier und eine Vier in Sport zu, er hatte sich dort etwas verbessert. "Und hat sich das lernen für dich gelohnt ?" fragte er Dew leise und faltete sein eigenes Zeugnis wieder zusammen.

"Jep – bin in Geschichte vonner drohenden Vier auf eine Zwei gekommen. Danke dir nochmal, Großer – ohne dich hätt ichs nicht so gut geschafft. Und ? Hatts dir was gebracht, daß wir auch Bio gepaukt haben ?" Dew sah zu dem Roten und lächelte – erst dann richtete er sich wieder auf und faltete sein eigenes Zeugnis mit den Einsen und Zweien zusammen, steckte es zurück in den Umschlag und wartete geduldig auf eine Antwort. Sie waren in vielen Fächern gleichgut – und was Dew in Geschichte hintengelegen hatte, konnte er im Gegenzug Malcolm in Bio helfen.

"Jap, hat's... Ich hab auch ne Zwei bekommen statt einer Vier... Und durchs Treppensteigen hab ich statt ner Fünf eine Vier in Sport bekommen." Malcom grinste breit und stopfte das Zeugnis in seine Tasche. "Und heute fahre ich dann zu meinem Opa und meinem Onkel.... drei Monate Hudson Bay...hab ich dir erzählt, daß ich halb Indianer bin ?"

Nun doch ein wenig verblüfft, schulterte Dew seinen Rucksack und sah zu dem Großen auf – dann schmunzelte er und schüttelte kurz den Kopf. "Nope, hast du nicht erzählt ... aber ich will alles wissen, wenn du nächstes Schuljahr wiederkommst, Okay ? Ich bin neugierig, das weißt du doch ... deine Verwandten, sind das Indianer ?" Die Worte des jungen Blauen waren leise genug, daß Andere sie nicht hören konnten – doch verständlich genug, daß Malcolm sie ohne Schwierigkeiten verstehen konnte und man sah, daß Dew es nicht geringschätzig wie so viele meinte, sondern daß er ehrlich interessiert war.

"Jap, sind sie... Ich bin halb Cree. Wenn du magst, kann ich dir was mitbringen, ne Kette oder sowas... also wenn du magst." Malcom fragte leise und ging neben Dew her. Er würde Dew gern etwas mitbringen und ihm eine Freude machen.

Fasziniert sah dieser auf und fast sofort zeigte sich ein Strahlen auf seinen Zügen – nach einem kurzen Moment der Überlegung nickte er und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm leise die Antwort zuzuwispern, während sie im Schatten einiger Spinde standen. "Wenn es geht ... kannst du mir einen kleinen Traumfänger mitbringen ? Ich finde diese Dinger wunderschön, aber hier bekommt man ja meist nur welche aus Taiwan oder so, jedenfalls keine Echten ... Bitte ?"

Malcom strahlte richtig. "Ja, klar, kann ich machen. Ich such dir einen Schönen aus, ist versprochen, Dew." Als sie aus der Schule traten, erstarrte Malcom regelrecht, denn vor der Tür stand ein großes Wohnmobil, sein Vater auf dem Fahrersitz und seine Mom winkend auf dem Beifahrersitz. "Los Schatz, steig hinten ein und dann gehts ab zu Opa !" rief seine Mutter und Malcom wurde fast schwarz im Gesicht. "Ich geh dann besser, sonst wird's noch peinlicher... wir sehen uns nach den Ferien." Er trabte zu dem Wohnmobil und winkte Dew, bevor er einstieg und sie losbrausten.

Jener sah ihnen noch eine Weile nach und winkte ebenso – dann schmunzelte er leise und joggte zurück zu seinem Zimmer, um zu packen und zu seinen Eltern nach Chicago zu fahren, schon allein bei dem Gedanken an die erholsame, lange Zugfahrt leise lächelnd.

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