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”A true answer ?” 05
 

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Heute hatte Thomas wieder Schokolade bei sich. Er war in seinem kleinen Laden gewesen und hatte auch etwas Feines gefunden. Kleine Schokokugeln, die man in heißer Milch auflösen konnte. Mit Chili. Er hatte sie vorsorglich schon gekostet und man schmeckte das Chili nicht zu sehr heraus. Aber es gab eine gewisse Note, die Numa sicher schmecken würde. Heute wollten sie sich in Numas Wohnung treffen und genau auf dem Weg dorthin war der Blauhäutige nun. Genau vor der Wohnung stockte er aber. Denn in einem geräumigen Wagen konnte er Numa und einen Anderen sehen ... sie trieben es miteinander. Thomas war zwar ein klein wenig früher als verabredet da, aber nur knappe zehn Minuten. Daß er so etwas mitbekam, erschütterte ihn ziemlich. Vor allem, seit er schon das Gefummel im Park mitangesehen hatte und nun war hier wieder jemand Anderes. Diesmal mitten in Aktion und voll bei der Sache.

Numa hingegen bemerkte ihn nicht, er genoß die volle Aufmerksamkeit des Mischlings, der ihn auf dem Rücksitz des schwarzen Ferraris nahm. Die Scheiben waren ein wenig verdunkelt, so daß man nichts genaues sah – doch es gab einen herrlichen Kick und der Stripper kostete es bis ins Letzte aus. Er hatte noch ein wenig Zeit, bis Thomas kommen wollte – und dieser neue Stripper aus dem Club, der ihn heimgebracht hatte, war einfach viel zu heiß gewesen, um ihn abzuweisen.

Thomas erkannte den Wagen. Er gehörte dem neuen Stripper, von dem Numa schon erzählt und geschwärmt hatte. Wäre er nicht früher gekommen, so wäre ihm das hier wohl erspart geblieben. Er zog sich nun aber zurück und ging in eine der Nebengassen. In knapp zehn Minuten war Numa sicher fertig und nach oben in seine Wohnung gegangen. So lange würde er hier warten.

Und wie erwartet, wurden die Beiden innerhalb der nächsten Minuten fertig und der goldblonde Afrikaner schnurrte leise, als er dem Größeren noch einen kurzen Kuß auf die Lippen hauchte, sich abwischte und den Rock wieder glattstrich. Dann nahm er seinen Rucksack und stieg aus dem Auto, pfiff leise vor sich hin und betrat das Hochhaus, in dem er wohnte, um sich kurz runterzuduschen und für seine Verabredung bereit zu sein. Daß Thomas ihn gesehen haben könnte, kam ihm nicht in die Gedanken, da der junge Arzt bisher immer pünktlich gewesen war.

Und der klingelte nun an der Tür. Jetzt, wo er wie immer pünktlich da war. Als Numa ihm öffnete, lächelte er etwas bedrückt, auch wenn er es nicht wollte. "Hi ... ich hab wieder was mitgebracht." Er hob die kleine Tüte und kam dann herein.

Noch im gleichen Moment nahm ihm der Rote die Tüte ab und stellte sie an die Seite, zog seinen Besucher in die Arme und küßte ihn zärtlich, ehe er weich an dessen Lippen wisperte. "Hi, mein Hübscher ... weshalb so bedrückt ? War deine Arbeit wieder stressig ? Wenn du möchtest, massiere ich dich ... dann geht es dir ein wenig besser." Numa war der leicht bedrückte Gesichtsausdruck schon aufgefallen, als er die Türe geöffnet hatte – und er versuchte, zumindest ein ehrliches Lächeln auf diese so herrlichen Lippen des Blauen zu zaubern.

"Nein, Danke ... ich möchte im Moment nicht." wisperte Thomas und legte erstmal seine Jacke ab und zog seine Schuhe aus. "Ich würde gern ernsthaft mit dir reden." Die Sache war ihm wirklich ernst. Er war verliebt in Numa, doch der schien das absolut nicht zu bemerken. Die Zeit, die sie zusammen verbrachten, genoss Thomas ein jedes Mal, nur mache Momente wie das Anflirten machten diese schöne Zeit immer wieder ein wenig zunichte.

Nun doch etwas verwundert, folgte ihm der Rothäutige und legte derweil die Schokolade an einen kleinen Tisch an der Seite, ehe er sich neben ihn auf die Couch setzte und die Stirn runzelte. "Was ist denn los, Thomas ? Du klingst, als ob Jemand gestorben wäre ..." Dies war seltsam – so wie jetzt war der Blaue noch nie gewesen, so ernst und schon fast abweisend.

"Keine Sorge, es ist keiner gestorben. Ich wollte nur gern ein wenig reden. Es ist mir wichtig." Der Blaue pausierte ein Moment und setzte sich. "Ich hab dich wirklich sehr gern ... ich genieße die Zeit, die wir haben, wirklich sehr. Aber da gibt es Momente ... Momente, wo wir zusammen sind und du dann doch nicht bei mir bist, weil du jemand Anderem nachschaust. Ich weiß, das klingt, als wäre ich eifersüchtig ... vielleicht bin ich es auch."

Für einen Moment war Numa sprachlos – er wußte, daß er gerne anderen Männern nachsah, doch bisher hatte er nie gemerkt, daß es dem jungen Arzt etwas ausmachte. "Ich verstehe dich nicht ... gut, ich sehe anderen Kerlen nach, aber das ist doch normal ? Wenn du bei mir bist, dann bin ich nur an deiner Seite und gehe keinen anderen Männern nach, um mich von ihnen nehmen zu lassen. Und ich habe dich gerne bei mir – bisher war noch Keiner so oft und lange bei mir wie du, Thomas ?" Daß Thomas darauf ansprach, daß er außerhalb ihrer Zeit auch mit anderen Männern zusammen war, kam Numa gar nicht in den Sinn; für ihn war es normal und ein einfacher Zeitvertreib, der für ihn eigentlich nichts damit zu tun hatte, daß er gerne mit Thomas zusammen war.

Thomas merkte jetzt richtig, daß Numa es trennte. War er mit ihm zusammen, war es wie eine Beziehung, aber war die Zeit vorbei, suchte er sich Andere, um sich die Zeit mit ihnen zu vertreiben. Das Ganze war für den Blauhäutigen mehr als schwierig. "Vielleicht ist es für mich nur ungewohnt. Ich kenne es nicht. Ich sehe Anderen nicht nach, wenn ich mit Jemanden zusammen bin." Er schloss vielleicht zu sehr auf sich. "Ich vergesse, daß du anders bist, als ich es bin."

Innerlich seufzend, lehnte sich Numa erst einmal an und atmete aus. Dies war völlig unerwartet – und der Rote mußte das erst einmal verdauen. "Dich stört es, wenn ich Anderen nachsehe ? Oder wie meinst du das ?" Die Worte waren leise und keinesfalls anklagend, wie es oft geschah, wenn Jemand seinen Partner mit leichter Eifersucht konfrontierte ... denn Numa hatte ein anderes Verständnis und er wollte, daß Thomas es ihm ehrlich erklärte.

Thomas seufzte und fasste allen Mut zusammen. "Ich meine, wir haben ja eine ... Beziehung ... und ich fände es halt gut, wenn du außerhalb der Arbeit nicht mit ... also mit Anderen schläfst. Ich hab dich vorhin gesehen, ich war zu früh." Er stammelte so mehr oder weniger. Vor allem, weil er nicht sicher war, ob sie nun wirklich eine Beziehung hatten oder nicht. "Wir haben doch eine Beziehung ?"

"Du warst zu früh ?" Der Rote wußte nicht, was er sagen sollte ... das bedeutete, daß Thomas deshalb so aufgebracht war, weil er ihn mit dem neuen Stripper im Auto gesehen haben mußte. Doch auf die Frage des Blauen konnte er nicht sofort antworten – denn er fragte sich gerade eben selbst, ob sie eine Beziehung hatten. Sicherlich, er war mehr als nur gern mit dem jungen Arzt zusammen und fühlte sich auch wohl in dessen Gegenwart; der Sex war immer wieder neu und herrlich erfrischend wenn sie etwas Neues entdeckten, und sie teilten auch vielerlei Interessen. Doch war dies schon eine Beziehung ? Leise seufzend, schloß der Goldblonde einen Moment die Augen und überlegte, ehe er wieder zu Thomas aufsah und ihm leise antwortete. "Ich weiß es nicht, Thomas. Ich hatte noch nie eine Beziehung; du bist der Erste, mit dem ich mich länger als eine Woche getroffen habe und ich fühle mich sehr wohl bei dir. Ich dachte nicht, daß es dir etwas ausmacht, wenn ich mich mit Anderen nur für Sex treffe ... ich bin es gewohnt, meinen Körper zu teilen, und mir kam nie der Gedanke, daß es dir etwas ausmachen könnte."

Der Blauhäutige war sichtlich enttäuscht. Man sah es ihm wirklich an, er seufzte bedrückt und neigte seinen Kopf ein wenig. "Ich dachte, wir hätten eine Beziehung. Wir haben soviel zusammen gemacht und ..." Seine Gefühle kamen auch noch hinzu, vielleicht lag es daran. Seine Gefühle standen im Weg herum und verbauten ihm den Blick auf die Realität.

Diesen Gefühlsausbruch hatte Numa definitiv nicht erwartet. Unsicher blickte er auf den enttäuschten Blauen und wußte nicht, was er sagen sollte – eigentlich wollte er ihn an sich ziehen und ihn küssen, doch er ahnte, daß dies nicht das Richtige wäre. Langsam bekamen die letzten Wochen einen Sinn – einen völlig anderen Sinn als das, was er bisher gedacht hatte. Dies war völlig unbekanntes Terrain für den roten Stripper; gut, er wußte von einigen Strippern, die einen Gefährten oder eine Gefährtin hatten, doch diese hielten ihr Privatleben eigentlich immer von der Arbeit fern. Etwas, das Numa nun langsam zu verstehen begann. Doch hatte er eine Beziehung mit Thomas ? Dieser schien es jedenfalls gedacht zu haben und so hart auf den Boden der Tatsachen zu landen, war ziemlich übel. Doch dann kämpfte sich eine völlig andere Frage in das Bewußtsein des Goldblonden – wollte er denn überhaupt eine Beziehung ? Außerhalb der Arbeit monogam leben ? Etwas, das er bisher noch nie getan hatte ... und auch nicht kannte, denn schon seine Mutter war eine Hure gewesen. Eine Massai-Prinzessin, die sich von dem Glanz der sogenannten zivilisierten Welt hatte reizen lassen – und ihren Stamm verließ, um einige Jahre lang zu modeln. Doch dann wurde ihre Art nicht mehr gefragt und sie verdiente sich ihr Geld mit dem, das sie am Besten konnte – und von einem dieser Kunden empfing sie Numa, den sie bei sich aufzog. So bekam er schon von klein auf mit, daß es besser war, sich seinen Spaß zu holen – und dabei noch das Geld zu verdienen, das sie zum Leben brauchten. Eine Arbeit, in die er hineinwuchs und seit seinem sechzehnten Jahr selbst ausübte, bis ihn nach einiger Zeit ein ausländischer Kunde entdeckte und nach New York in seinen Nachtclub mitnahm ... der Beginn einer strahlenden Karriere. Doch Beziehungen hatte Numa niemals gehabt – und auch nicht gebraucht, da er mit dem, was er sich holen konnte, sehr zufrieden war. Bis jetzt. Thomas war ihm ein Rätsel; doch ein angenehmes, er liebte es, ihn zu entdecken, wieder etwas neues mit ihm auszuprobieren und ihn zu fühlen. Doch war dies genug, um eine Beziehung zu führen ? Konnte er dies überhaupt ? Leise seufzend, ließ der Rothäutige die Gedanken fahren und nahm die Hand des Anderen, streichelte zärtlich darüber und hob sie zu seinen Lippen, um kurz auf die feinen Pulsadern zu hauchen. "Wir haben wirklich sehr viel zusammen gemacht – es macht mir Spaß, dich zu entdecken und immer wieder neue Nuancen zu finden. Du bist der Erste, der öfters zu mir kommt – und ich bin gerne mit dir zusammen, Thomas."

"Ich auch ... sehr gern ... vielleicht zu gern. Ich hab vergessen, daß du so anders bist." Thomas wisperte wieder nur. Numa hatte die Frage, ob sie eine Beziehung hatten noch nicht beantwortet. "Bei dir kann ich mich so frei fühlen ... es ist schön. Schöner als bei Anderen."

Auch wenn er sich nicht in Beziehungsfragen auskannte, so fühlte der Rote, daß hier irgendetwas komplett falsch lief. Thomas sagte, daß er gern bei ihm war und es ihm gefiel – aber andererseits sah er definitiv nicht so aus, sondern eher, als ob es ihm unangenehm wäre, dies zu sagen. "Thomas – was ist los ? Hier stimmt doch was nicht – du siehst aus, als hättest du in eine Schnecke gebissen, während du mir sagst, daß du gern bei mir bist ? Als ob du Angst vor mir hättest ?" Nun doch ein wenig ernster werdend, drehte Numa sich völlig zu dem Blauen und blickte ihn mit leicht gerunzelter Stirn an, denn dies war ein Verhalten, das er bisher noch nicht an dem jungen Arzt bemerkt hatte.

Thomas sah nur kurz auf, neigte dann aber wieder seinen Blick. Das Ganze war wirklich nicht einfach, denn Numa war kein einfacher Mensch. Jedenfalls für Thomas war es so. Er war wirklich gern mit ihm zusammen, sehr gern. Aber wenn, dann wollte er ihn ganz für sich ... er liebte ihn und er wollte ihn nicht teilen. Daß es im Club nicht anders ging war ihm klar, aber privat war es anders. Aber warum machte er sich darüber solche Gedanken, wenn er nicht einmal wusste, ob die Zuneigung und Liebe auf Gegenseitigkeiten beruhte. "Ich hab keine Angst vor dir ... warum auch ? Aber ich weiß immer nicht, wie du reagierst. Damals, wo ich dich fragte, was du für mich empfindest, ist ein Beispiel ... aber ich liebe dich ... ich will dich nicht teilen. Du tust mir gut und ich will dich einfach mit Niemanden teilen." Die letzten Worte brachen emotional aus ihm heraus, er musste sich einfach Luft verschaffen. "Bitte sag mir ehrlich, was du für mich empfindest. Ich will wissen, ob ich mir vergeblich Hoffnung mache ... Bitte sag's mir." Er flehte schon fast. Klar war es egoistisch, aber er musste es einfach wissen.

Und Numa war förmlich vor den Kopf geschlagen. Er verstand es nicht – Thomas mußte ihn doch nicht teilen ? Er mochte keinen Anderen so wie den jungen Arzt. Er verbrachte seine Nächte und seine Freizeit mit ihm und zeigte ihm doch, wie er ihn mochte ? Erst nach und nach kam dem Goldblonden, daß Thomas vielleicht den Sex meinen könnte ... denn es blieb keine andere Möglichkeit. Und das stürzte Numa wieder in ein weiteres Problem. Thomas wollte also, daß er nicht mit anderen Männern schlief ? Aber wieso ? Leise seufzend, schüttelte der Rote kurz den Kopf, um ihn zu klären, ehe er den Anderen wieder ansah und ihn ernst fragte. "Wie meinst du das ? Hoffnungen auf was ? Ich verstehe dich nicht, Thomas, ich teile dich doch nicht und ich habe neben dir auch Keinen, der seine Nächte mit mir verbringt ? Du weißt doch, daß ich nicht so klug bin wie du – und vielleicht ist es auch nur ein Problem der Sprache. Was meinst du genau mit deiner Frage ?"

Und das schlug Thomas fast vor den Kopf. So unklar war seine Frage doch nicht gewesen. "Ich will wissen, ob du mich so sehr liebst, daß du außerhalb der Arbeit mit keinem Anderen mehr schläfst ... und ob wir ein festes Paar werden. ...Bitte gib mir eine ehrliche Antwort !"

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