Balken01a


”Wait for me” 04
 

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Kira und Kael waren noch vor Roger da und warteten an der Bar. Sie kamen etwas zu früh und somit war ihr Tisch auch noch nicht frei. Kira fand es immer wieder erstaunlich, wie die Restaurants das alles unter einen Hut bekamen. Kira schwieg noch immer, genau wie Kael. Beide hatten schon die ganze Fahrt über geschwiegen und das würde sich wohl erst ändern, wenn Roger kommen würde. Er war gespannt, wie dessen Süßer wohl war, der junge Mann war, als er ihn das erste Mal kennengelernt hatte, ziemlich schüchtern gewesen. Aber wie er Roger kannte, würde er ihn sich schon zurechtgebogen haben.

Der blaue Callboy genoß die wenige Ruhe, die sie noch hatten - schon, als sie ausstiegen, ließ er die Kälte seiner Züge fallen und lächelte hin und wieder zu Kira, wie es von einem Frischverliebten wohl zu erwarten war. Ebenso hatte Kael darauf geachtet, manchmal mit den Fingerspitzen über den Arm des Gelben zu streichen und so trotz der mangelnden Kommunikation zu zeigen, daß er zu ihm gehörte und das Schweigen ein Angenehmes war. Roger hingegen war doch ein wenig verblüfft, als er - mit seinem hübschen, gelben Liebling am Arm - in das Restaurant kam und Kira mit diesem wirklichen Sahnestück dasitzen sah. "Hi, Kira - wie gehts denn ? Und wer ist dieses Sahnestück, das ja fast meinem Liebling Konkurrenz machen könnte ?" Der schlanke Blaue hatte nur unmerklich geschluckt, als er den riesigen Roten auf sie zukommen sah und sofort geahnt, daß dies der Geschäftsfreund Kiras war. Auf die Worte Rogers hin wurden seine Wangen ein wenig dunkler, als das Blut in sie schoß - so, wie es von ihm erwartet wurde, und Kael kam ein wenig näher zu dem Gelben, während er die Hand scheinbar schutzsuchend auf dessen Arm legte, den Blick senkte und leicht zu lächeln begann, etwas, das Roger ein tiefes Lachen entlockte.

"Hi Roger... das ist Kael... Kael, das sind Roger und Lee." Kira war etwas verblüfft, wie sich Kael wandeln konnte, er zeigte es aber nicht. Lee lächelte ebenso sacht wie Kael, klammerte sich aber regelrecht an den Arm des Rothäutigen. "Wie ich sehe, ist Lee immer noch etwas schüchtern." stellte Kira fest und lachte leise. "Ich hab erwartet, daß du ihn vollkommen umgekrempelt hast."

Inzwischen war schon der Ober gekommen und hatte sie zu ihrem etwas abseits gelegenen Tisch geführt und Roger lachte leise, als er sich setzte und seinen Schatz kurz an sich drückte. "Er ist auch schon wesentlich zutraulicher geworden, nicht wahr, mein Süßer ?" Der Rote wartete eine Antwort jedoch nicht ab, sondern zog den schlanken Gelben an sich, küßte ihn und ließ ihn dann wieder los, damit er sich setzen konnte. Kael hob nur amüsiert eine Braue, neigte sich zu Kira und wisperte ein leises "Laß dich ja nicht zu so etwas hinreißen ....", das aber so sanft und liebevoll klang, als ob er ihm zärtliche Worte ins Ohr wispern würde. Dann setzte der Callboy sich neben ihn und legte wieder die Hand auf dessen Arm, lächelte und streichelte zärtlich mit dem Daumen über dessen Anzug.

"Ich denke nicht im Traum dran." Kira erwiderte es ebenso, daß es sanft und zärtlich aussah. Es kam rüber, als würde er an Kaels Ohr knabbern und das tat er dann auch einen Moment. "Nach dem Essen gehen wir dann zu dir und wir können die Unterlagen etwas durchgehen. Gestern hab ich alles erledigt, ich will dir die Pläne zeigen." Kira lenkte im nächsten Moment etwas ab und nahm nebenher die Karte, die ihm der Ober gereicht hatte.

Roger nickte auf die Worte und nahm ebenso die Karte - er entschied sich schnell und bestellte auch für seinen Schatzi, da dieser kein Französisch konnte, ehe sein Blick auf den Blauen an Kiras Seite fiel und er seine Braue hob. Kael hatte ebenso wie die Anderen die Karte aufgenommen - sie aber nur kurz überflogen, ehe er sich an den Ober wandte und ihn in bestem Französisch nach dessen Empfehlungen ausfragte. Es war so offensichtlich, daß der Blaue diese Art von Restaurant gewöhnt war und auch den Umgang mit dem Personal, und doch ... immer wieder berührte er Kira und zeigte, wie verliebt er in ihn zu sein schien, zwar nicht so sprühend wie sein eigener Schatz, aber auf eine ruhige, respektvolle Weise. "Wie lange kennt ihr euch denn schon, Kira ? Ich bin ganz Ohr ...." Der große Rote schmunzelte, als erneut auf den Wangen Kaels ein schwarzer Schatten zu sehen war und er sich nahe zu dem Gelben an seiner Seite neigte, um leise zu ihm zu wispern und dabei die Lippen über das Ohr des Gelben kosen zu lassen. Was Roger allerdings nicht hörte, war, was genau der Callboy zu Kira sagte. "Das überlasse ich jetzt dir - du kennst ihn besser, aber wie ich ihn einschätze, will er Details. Viele ... Details. Der Ober meint, daß der Hirsch Heute besonders zu empfehlen ist, oder die Lachsfilets, wenn dir Fisch lieber ist ? Ich richte mich nach dir."

"Nein, Hirsch ist gut." wisperte Kira und lächelte dann etwas unsicherer als normal zu Roger. "Noch nicht so sehr lange." antwortete er knapp und fügte noch ein "Wir sind gerade dabei, uns richtig gut kennenzulernen." an.... dann legte er seine Hand auf Kaels und drückte sie leicht. ‚Bitte halt einmal deinen Mund Roger, BITTE !' flehte er in Gedanken. Er wusste, daß Roger sein ganzes Leben hier ausquatschen konnte.

Mit einem leisen Lächeln bestellte der Blaue zweimal den Hirsch und einen der besseren Rotweine, ehe er sich ein wenig an Kira lehnte und den Blick etwas senkte. Er bot ein Bild tiefsten Vertrauens, so, wie es von einem Frischverliebten auch erwartet wurde und Roger lachte leise, ehe er sich ein wenig vorneigte, nachdem der Ober gegangen war. "Ach komm, Kira - wir kennen uns nun schon seit zwei Jahren und ich bin mehr als nur neugierig, wie dieser hübsche Kerl es geschafft hat, deinen Eispanzer zu knacken. Versteh mich nicht falsch - ich bin eben neugierig, das weißt du doch. Sag mir, was du sagen willst, den Rest kannst du mir ja später mal erzählen, Hm ?" Dann lehnte er sich wieder zurück und kraulte seinen Lee zärtlich unter dem Kinn, hauchte einen Kuß auf dessen Stirn und schmunzelte leise, als dieser sich enger an ihn kuschelte.

Lee hatte tiefstes Vertrauen in Roger, er war ihm ziemlich hörig und würde alles für ihn tun. Was Kira aber beschäftigte, war, daß Kael so umgänglich war, es war richtig angenehm im Moment und irgendwie genoss er es. "Mal sehen mit dem Erzählen... vielleicht nachher, Hm ?... Ich dachte, wir fallen mal bei dir ein, Roger." Kira grinste. Er wusste aber, daß Roger absolut nichts dagegen hatte. An das letzte Mal erinnerte er sich noch gut, es wurde doch recht intim. In seiner Erinnerung lächelte er einen Moment abwesend und erwachte aus seinen Gedanken, als Lee sich entschuldigte und zur Toilette eilte.

"Aber natürlich könnt ihr bei mir einfallen - wir müssen eh noch alles wegen dem Club besprechen, Hm ? Während wir beschäftigt sind, können unsere zwei Hübschen sich ja ein wenig beschäftigen ....." Bei den letzten Worten horchte Kael auf und einen winzigen Moment lang wurde der Griff seiner Finger auf dem Arm Kiras fester, ehe er sie wieder entspannte und einfach so tat, als hätte er es überhört. Zum Glück kam der Ober mit dem Rotwein und bot dem Blauen einen kleinen Schluck zum Probieren an - Jener kostete und nickte zustimmend, so daß der Ober ihnen allen den Wein einschenkte, denn sie aßen alle den Hirsch, zu dem der schwere Rotwein wunderbar paßte.

"Mal sehen." erwiderte Kira auf die Worte Rogers und lächelte, als Lee wiederkam. "Verzeihung." entschuldigte sich der schlanke Gelbe und quietschte leise, als Roger ihn wieder an sich zog, küsste und dann wieder entließ, damit er essen konnte. Während sie aßen, erzählte Kira schon ein wenig über den Club, der Geschäftsmann in ihm war einfach zu stark und brach durch. Lee schwieg artig und aß an seiner Portion. Sie kam ihm unendlich groß vor, aber Roger würde sicher den Rest aufessen, so wie immer. Er mochte solche Treffen nicht besonders, er war lieber Zuhause und kochte etwas.. oder las, oder beschäftigte sich anders.

Kael hingegen hörte während dem Essen mehr als nur interessiert zu, denn - auch wenn er es versuchte, zu unterdrücken - dies war genau das, was er konnte. Er war von klein auf dazu erzogen worden, das Imperium seines Vaters zu leiten und kannte sich in der Geschäftswelt mehr als nur gut aus ... noch immer hielt er sich mit den Börsen auf dem Laufenden und ein wenig schmerzte es, daß er diese Art von Gesprächen nicht mehr führen konnte. Doch zumindest zuhören konnte er - und sich das eine oder Andere dabei denken, auch wenn man es nur an seinem sanften, interessierten Gesicht merken konnte. Doch der Blaue hörte nicht nur zu - er beobachtete auch, nicht nur den Gelben an seiner Seite, sondern auch Roger, der sich nach einer Weile erbarmte und den Rest für seinen Schatz aufaß, ihn zärtlich an sich zog und leise, sanfte Worte ins Ohr wisperte, ehe er das Gespräch mit Kira wieder aufnahm. Es war offensichtlich, daß der Rote sich um Lee kümmerte und sorgte und wirkliche Gefühle für ihn empfand, die er sogar vor das Geschäftliche stellte.

Kira war das volle Gegenteil, er hatte Kael fast vergessen, so angeregt unterhielt er sich. Gesellschaft war er eigentlich gar nicht mehr gewohnt, seit Damals hatte er Niemanden mehr mit zu einem Essen genommen. Als Roger aufgegessen hatte, kam der Kellner und räumte ab. Kira sagte gleich wegen Zahlen Bescheid, so mussten sie nicht so lange warten. Als der Kellner kam, zahlte er und gab ein gutes Trinkgeld. "Wir sollten dann gehen, bei dir ist es gemütlicher... du scheinst dich hier auch gut eingelebt zu haben." Er lächelte Roger an, nur Lee seufzte leise. An die neue Stadt hatte er sich noch nicht recht gewöhnen können, auch wenn Roger alles Erdenkliche tat, um es ihm leichter zu machen.

"Ihr seid umgezogen ? Darf ich fragen, wo ihr denn zuvor gewohnt habt ?" Kael hatte sich die Frage nicht verkneifen können, denn es war wirklich nur zu deutlich, daß Lee Probleme damit hatte. Noch während er fragte, stand er wie die Anderen auf und nahm seinen Mantel, zog ihn an und lächelte sanft, um seine Frage noch ein wenig abzumildern, während er leicht an Kira lehnte ... scheinbar eine unwillkürliche Geste des Vertrauens, auch wenn sie wohlgewählt war. Der schlanke Callboy war alles Andere als dumm und hatte sehr wohl gemerkt, wie ungewohnt es für Kira gewesen war, eine Begleitung zu haben - wie sehr er daran gewöhnt sein mußte, alleine zu sein, eine Information, die der Blaue für später speicherte.

"In New York. Eine Wohnung am Central-Park." wisperte Lee. "Ich vermisse den Park ein wenig." gab er zu und hielt sich wieder leicht an Rogers Arm fest. "Tut mir leid, daß ihr wegen dem Club umziehen musstet... Ich hoffe, du lebst dich noch ein." Kira entschuldigte sich. Roger war schon vor einem Monat nach Seattle gezogen. Er hatte sich für Kira nach geeigneten Räumlichkeiten umgesehen.

Inzwischen waren sie aus dem Restaurant getreten und gingen zu ihren Wagen ... Kael hatte die Hände wieder in die Manteltaschen gesteckt, doch er hielt sich nahe bei Kira, um ihre Fassade weiterhin aufrechtzuerhalten. Roger behielt seinen Schatz eng bei sich, damit er nicht so fror und nickte zu Kira, als er ihm antwortete und dabei breit grinste. "Och das macht nichts - wir leben uns schon noch ein, es dauert zwar ein wenig, aber das wird schon. Dafür bauen wir dir den Club auf und sobald der steht und wir mehr Leute kennengelernt haben, renkt sich alles wieder ein. Hm, mein Schatz ?" Das Letztere war wieder an Lee gerichtet, denn der Rote wußte, daß sein Liebster es ein wenig schwerer hatte, doch er hoffte, daß es langsam werden würde.

Kira hoffte es auch irgendwie, er wollte nicht, daß Lee darunter litt, daß Roger extra wegen dem neuen Club hergezogen war. An seinem Wagen blieb er stehen und öffnete ihn. "Wir sehen uns dann bei dir." rief er Roger zu, der mit Lee zwei Autos weiterging, weil dort sein Wagen stand. Nachdem Roger ihm nur kurz gewunken hatte, stieg er ein und atmete tief durch. "Du spielst gut." lobte er Kael, der ebenso eingestiegen war.

Jener schnallte sich an und als ob all das zuvor nicht gewesen wäre, erwachte wieder seine kalte Maske, als er kurz nickte. "Ich habe mein Leben lang nichts Anderes gelernt, Kira, und jetzt kann ich es gut für meinen Job benutzen. Jedoch ist es schwerer für mich, so eine sanfte Rolle glaubwürdig zu spielen, aber ich denke, das weißt du. Die Beiden sind wirklich bemerkenswert - voller Liebe, ich gönne es ihnen, auch wenn es sehr fragil ist. Was wird in Rogers Wohnung passieren ? Es klang mir fast so, als ob er erwartet, daß ich mit Lee Sex habe ?"

"Ich denk, er meinte es so. Aber lass es lieber, er ist sehr zerbrechlich. Letztes Mal war's zu Dritt, da habe ich es bemerkt, auch wenn es recht schön war. Roger liebt den Kleinen zwar, aber hin und wieder überfordert er ihn auch." Kira fuhr los und folgte einfach dem Wagen von Roger.

Der Blaue nickte nur auf die Worte und schloß seine Augen - die Fahrt über schwieg er und dachte über das, was diesen Abend gelaufen war, nach, auch wenn es ihm schwerer fiel, als er gedacht hatte. Es war so anders, sanft zu sein - zu zeigen, daß er auch Gefühle hatte, auch wenn es in diesem Fall nichts weiter als eine Fassade gewesen war. Eine Rolle, die er für das Geld spielte, das er bekam - nichts Anderes, als wenn ein Kunde besondere Wünsche hatte, nur in einem etwas größeren Ausmaß. Kael hoffte, daß sie nicht allzulange bei Roger bleiben würden, denn diese Maske zehrte sehr an seiner Kraft - und er war sich sicher, daß er danach noch eine lange, anstrengende Nacht mit Kira haben würde, etwas, das so unausweichlich war wie die roten Ampeln, an denen sie immer wieder hielten.

Die Nacht würde aber sanfter werden, jedenfalls wenn Kael es nicht wieder schaffte, Kira wütend zu machen. Bis jetzt war er zufrieden und friedlich, nur die Stille machte ihm wieder so zu schaffen, daß er sich an einer weiteren roten Ampel eine Zigarette ansteckte und einen tiefen Zug nahm. Ruhe war der Gelbe gewöhnt, aber nicht, wenn noch Jemand da war. Mit der Ziggi im Mund fuhr er weiter, als es grün wurde, und drückte sie aus, als Rogers Wohnung in Sicht kam. Es war ein Hochhaus, ähnlich wie das, in dem er lebte. Roger hatte dort ein schönes Apartment gekauft, wo sich auch Lee wohlfühlen sollte. ‚Bin ja mal gespannt.' dachte er still und fuhr ins Parkhaus des Gebäudes, wo Roger und Lee schon zu warten schienen. Wie man sah, konnte Roger nicht die Finger von seinem Süßen lassen. Lee lief auch gleich dunkel an, als er bemerkte, daß sie gesehen worden waren, und kuschelte sich an Roger.

Als Kira geparkt hatte, stieg Kael aus und lächelte bei dem Anblick, der sich ihm bot - er wartete, bis der Gelbe an seiner Seite war, neigte sich zu ihm und hauchte ihm einen sanften Kuß auf die Wange, ehe er mit ihm zu den beiden Anderen ging. Roger lachte bei dem Anblick und schlug seinem Freund kräftig auf die Schulter. "Nun tu doch nicht so überrascht, wenn dein Süßer dir einen Kuß gibt - seit wann bist du so verlegen ?"

"Du weißt doch, warum." murmelte Kira. Roger wusste, was Damals war und daß es Kira schwerfiel, Vertrauen zu fassen. "Außerdem ist er einfach zu süß." wisperte er seinem Freund zu. Dazu hatte er sich kurz zu ihm gelehnt. Danach aber zog er Kael fester an sich. Er hielt ihn an der Hüfte und so stiegen beide Paare in den Aufzug. "Ich bin schon auf deine Wohnung gespannt... ob sie so kuschelig ist, wie du behauptet hast."

Roger lachte laut auf und schwieg, bis sie ganz oben angelangt waren und er die Türe seines Flats aufsperrte. "Trautes Heim, Glück allein ! Du glaubst nicht, WIE kuschelig das Flat ist - mein Süßer und ich haben schon alles ausprobiert." Mit den Worten trat er ein und hielt ihnen die Türe auf, während er Lee wieder an sich und in einen tiefen Kuß zog. Der Blaue trat mit Kira zusammen ein, da ihn dieser noch immer an sich hielt - doch dann löste er sich und pfiff leise durch die Zähne, als er seinen Mantel und die Stiefel auszog und in die Wohnung trat. "Mein Gott ... das sind ja ...." Bewundernd ließ Kael seine Hand über die edlen, rustikalen Möbel gleiten und verhielt schließlich vor einem der Bilder, das er bewunderte. Ohne, daß er es merkte, huschte ein ehrliches Lächeln über seine Züge, als er über den edlen Rahmen des alten Bildes strich und einen Moment an einer winzigen Kerbe verhielt - dann nickte er und ging weiter, nickte bei den Fellen, die überall in der Wohnung lagen und schmunzelte bei einer besonders kuscheligen Ecke vor dem großen Wohnzimmerkamin. Er konnte sich gut vorstellen, was die Beiden hier schon getrieben hatten und kam wieder zurück zu Kira, um ihm einen weiteren, sachten Kuß auf die Wange zu hauchen und leise zu ihm zu wispern. "Du wirst jetzt über den Club reden wollen, nicht wahr ? Ich denke, ich werde ein wenig mit Lee reden ...."

Kira war beeindruckt von der Wohnung und nickte anerkennend. Roger hatte schon immer einen guten Geschmack gehabt, auch beim Club würde er ganze Arbeit leisten. Als Kael wieder zu ihnen kam, nickte er sacht. "Jap, wir besprechen alles. Ich denke, ihr findet auch ein kuscheliges Plätzchen zum Quatschen, Hm ?" Lee war schon zur Bar geeilt und holte etwas Whisky und zwei Gläser, die er in Rogers Arbeitszimmer brachte. "Möchtest du auch etwas ?" fragte er Kael, als er wieder zurück war und lächelte ihn schüchtern an. Kira und Roger verschwanden derweil im Arbeitszimmer. Man fühlte gleich, daß Lee etwas entspannter war, er war zu Hause und fühlte sich sicherer.

Der Blaue hatte nur auf die Worte Kiras genickt und ihm nachgesehen - als ihn der schlanke Mischling nun ansprach, schmunzelte er und ging zu ihm, während er antwortete. "Nur ein Wasser, das reicht ... sag, wie lange habt ihr die Einrichtung schon ? Oder habt ihr sie erst hier gekauft ?" Kael bemühte sich, weiterhin sanft zu bleiben, denn irgendwie mochte er Lee, er wirkte so unschuldig, als würde er kein Wässerchen trüben können.

Lee überlegte kurz und ging zur Bar, um dort ein Wasser und für sich einen Saft aus dem Kühlschrank zu holen. "Roger hat erzählt, daß er sie ersteigert hat. Er hatte die Möbel schon, als er mich zu sich holte, und als wir herzogen, hat er sie mitgenommen.... nie hätte er sie in New York gelassen, er hängt daran." Er überlegte noch etwas weiter. Er versuchte sich zu erinnern, was Roger ihm erzählt hatte. "Ich glaub, er hat sie vor vier Jahren in Boston ersteigert... eine wohlhabende Familie ist wohl pleite gegangen und Haus und Möbel sind versteigert worden. Roger hat gleich zugeschlagen... das Haus hat er auch gekauft und vermietet es jetzt mit guten Gewinnen." Beim Erzählen stellte Lee die Gläser auf den Beistelltisch und setzte sich dann in das bequeme Ledersofa. Natürlich hatte er daran gedacht, die Gläser auf Untersetzer zu stellen, es sollten ja keine unschönen Ränder auf dem edlen Holz zurückbleiben.

Kael hörte ihm schweigend zu und folgte ihm zu der Couch, auf die er sich setzte und ein wenig wehmütig zu ihm lächelte. "Boston, ja ? Die Möbel scheinen ihm wirklich viel zu bedeuten, sie sind sehr gut gepflegt und man merkt, daß er sie auch ganz bewußt hier arrangiert hat und wenn er sie sogar von New York bis hierher hat bringen lassen ...." Der schlanke Blaue verstummte für einen Moment und strich schon fast zärtlich über das schwarze Leder des Sofas, ehe er wieder zu Lee sah und zu ihm sprach. "Erzähl doch mal ... wie habt ihr Zwei euch eigentlich kennengelernt ? Ihr seid so verschieden und doch ... ihr paßt zueinander."

Lee lächelte etwas wehmütig und nippte an seinem Saft. "Meinst du wirklich ? Viele finden das nicht." Lee taute sichtlich auf und stellte sein Glas wieder auf den Tisch. "Ich bin bei meinen Eltern rausgeflogen, weil ich Schwul bin... ein Zuhälter hat mich dann gleich erwischt, mein erster Kunde war Roger. Ich hatte solche Angst, ich hab nur gezittert... Er hat mich dann einfach freigekauft und bei sich behalten. Erst später hatten wir dann auch Sex, er hat mich erst drauf vorbereitet." Er wurde etwas dunkel bei den letzten Worten und suchte wieder Flucht in seinem Saft, obwohl er das Glas eben erst abgestellt hatte.

"Schhh... das ist nichts, wofür du dich schämen mußt. Du bist glücklich bei ihm und er hat einen Narren an dir gefressen. Du hattest wirklich Glück, Jemanden wie Roger zu bekommen - also sei auch stolz darauf, ja ?" Die Stimme Kaels war sanft und beruhigend - er ahnte, wie schwer es für diesen zierlichen, jungen Mann gewesen sein mußte, denn Lee besaß weder die Kälte noch die Kraft, die Kael geschützt hatten. Der gelbe Mischling schien ihm wie ein zarter Schmetterling, der kostbar und verletzlich war und beschützt werden mußte - eine Aufgabe, die Roger wirklich gut erfüllte. Doch der blaue Callboy erkannte noch etwas Anderes: Lee schien auf dem besten Wege, dem Roten hörig zu sein, allein schon durch ihre Vergangenheit und dann auch wegen der tiefen Zuneigung, die ihm Roger gab. Doch Kael sagte nichts, denn wenn er eines in den Jahren als Callboy gelernt hatte, dann hinter die Masken von Kunden zu blicken und er sah, daß Roger es ehrlich mit dem Gelben meinte und ihn nicht nur ausnutzte.

Lee nickte heftig auf die Worte und schenkte Kael ein strahlendes Lächeln. "Ich bin auch stolz drauf... er ist so liebevoll. Jeden Wunsch liest er mir von den Augen ab." Er geriet leicht ins Schwärmen, doch dann kam ihm etwas Anderes in den Sinn. "Und ihr Zwei ?... Kira erzählt ja nicht viel. ... Und seine letzte Beziehung ist laut Roger etwas länger her. Seither hatte er keinen festen Freund mehr, aber ich kann ihn auch verstehen, wenn man so enttäuscht wurde... aber ich plappere hier herum, ich denk mal, du weißt schon alles über ihn."

"Nun ja ... ich denke, ich weiß genug. Ich höre dir aber gern zu, Lee ... erzähl doch noch ein wenig mehr über dich und Roger ? Was machst du denn jetzt so ? Und was macht denn Roger, außer Manager sein ? Das Haus, diese Wohnung hier und die Möbel müssen ja ziemlich viel Geld gekostet haben ..." Mit diesen Fragen hoffte Kael, die Aufmerksamkeit des schlanken Gelben wieder von sich wegzulocken, denn es konnte fatal werden, wenn Lee ihn weiterhin nach ihn und Kira ausfragte.

Und es klappte, denn Lee nickte, nippte dann wieder am Saft und erzählte weiter. "Er macht in Aktien und Immobilien. Er kauft Häuser von Verstorbenen auf, ebenso den Besitz... oder eben von Schuldnern. Er verkauft die Sachen und Häuser dann immer weiter oder vermietet, wenn es sich lohnt.... es ist ein lohnendes Geschäft, auch wenn er nicht gern gesehen wird... Viele nennen ihn einen Schmarotzer, der es ausnutzt, wenn Leute verarmen oder sterben... aber Jemand muss ja was mit den Sachen machen, ne ?" Und so plapperte Lee wieder ein wenig.

Innerlich lachte der Blaue leise, als er an den passenden Momenten zustimmend nickte oder einen ebenso zustimmenden Laut von sich gab. Manchmal nahm er einen Schluck Wasser und ließ Lee erzählen, hörte ihm zu und analysierte ihn dabei ein klein wenig. Doch Kael dachte auch über das nach, was der Gelbe gesagt hatte ... es stimmte, es gab einige Leute, die Nachlässe oder Versteigerungen aufkauften. Doch sie waren nötig und insgeheim war der blaue Callboy froh, daß all das, was früher ihm gehört hatte, nun Roger gehörte, denn Jener schien sehr viel Wert darauf zu legen und es auch gut zu verwalten. Erst nach etwas mehr als einer Stunde, als sein Glas leer war, sah Kael kurz auf die Uhr und unterbrach den Redeschwall Lees mit einem leisen "Brauchen sie noch lange ?", ehe er sich noch ein wenig Wasser einfüllte.

"Ich kann ja mal fragen." Und schon stand Lee auf und flitzte zum Arbeitszimmer. Sacht klopfte er an die Tür und trat ein. "Wie lange braucht ihr noch in etwa ?... Ich glaube, ich rede Kael zuviel." Er versuchte so, ein wenig lockerer zu wirken, daß er dunkel auf den Wangen wurde ließ den Effekt aber wieder verpuffen. "Wir sind gleich fertig, Kleiner. Und ich denke. er hat dir gern zugehört, Hm ?" Lee nickte heftig, es war wirklich nett mit Kael gewesen und sein Geplapper hatte ihn scheinbar nicht gestört. "Gut, ich geh dann und lass euch Zwei allein... Wir sehen uns dann Morgen im Club. Der Architekt kommt dann auch hinzu."

Roger lachte leise und stand auf, nahm seinen Schatz in den Arm und küßte ihn heftig, ehe er ihn wieder losließ und Kira kurz auf die Schulter klopfte. "Ja, nimm deinen Schatz mit und beschäftige ihn noch ein wenig, ja ? Wir können uns ja Morgen noch weiterunterhalten." Man merkte, daß der Rote durch Lee wieder daran erinnert wurde, daß er selbst noch etwas mit seinem Schatz geplant hatte und eigentlich jegliches Interesse an geschäftlichen Dingen verloren hatte.

Das spürte auch Kira, so hätte er jetzt eh nicht mit Roger weitermachen können. Er beneidete ihn ein wenig. Lee würde ihn nie so enttäuschen, wie er enttäuscht worden war. Die Gedanken schüttelte er aber ab und öffnete die Tür des Arbeitszimmers, um mit den schmusenden Paar ins Wohnzimmer zurückzukommen. Kira steuerte auf Kael zu und nahm ihn sacht in den Arm, um ihn zu küssen. "Wir gehen dann jetzt." wisperte er fast sacht und löste sich ein klein wenig. "Dann wünsche ich euch noch viel Spaß heute Abend." Roger konnte schon jetzt kaum die Hände von seinem Süßen lassen.

Der Blaue schmunzelte leise, denn es war offensichtlich, daß die Beiden nichts mehr hörten. Der Kuß hatte ihn überrascht, jedoch spielte er seine Rolle und schmiegte sich kurz an Kira heran, ehe er sich löste und mit ihm nach Draußen ging. Froh darum, wieder im Mercedes zu sitzen, schloß Kael die Augen und atmete tief ein und aus ... erst dann erwachte wieder seine gewohnte Kühle, auch wenn sie längst nicht mehr so stark war wie noch am Vormittag, da er dafür einfach nicht mehr genug Kraft hatte.

"Du kennst die Möbel, oder ?... Roger hatte euer Haus gekauft, es sind eure gewesen." Kira fragte leise nach. Er hatte es schon geahnt. Zum Einen hatte Roger ihm erzählt, wo er sie herhatte.. aus Boston, und dann hatte Kael sie so angesehen, als würde er sie erkennen. So zählte er eins und eins zusammen. "Die Sachen sind in guten Händen." Kira hatte kurz zu Kael gesehen, das Gesicht war milder als heute Mittag. ‚Hoffentlich hält er die Klappe und zickt nicht wieder.' hoffte er still und fuhr direkt zu seiner Wohnung. Als eine Ampel kurz vor ihm drohte, Rot zu werden, knurrte er leise, gab Gas und kam gerade noch bei Orange über die Ampel. "Na Bitte."

Überrascht keuchte der Blaue auf und hielt sich fest - dann sah er entsetzt zu Kira und atmete tief durch, versuchte, sich zu beruhigen und schaffte es nur einigermaßen. "Sag mal, SPINNST du ?!! Das war Rot ! Willst du uns umbringen ? Verdammt ......" Erst nach und nach wurde Kael wieder ruhiger und schloß kurz die Augen, denn für einen Moment hatte er wirkliche Panik verspürt. Erst, nachdem sein Herzschlag nicht mehr so heftig ging, öffnete er seine Augen wieder und wandte den Blick zu dem Gelben. "Ja, das Meiste waren Möbel aus dem Besitz meiner Familie ... waren es seit vielen Generationen. Doch du hast Recht, sie sind in guten Händen - das konnte ich sehen, dieser Roger liebt sie so sehr wie meine Familie es getan hat. Weißt du, was wirklich zum Schmunzeln ist ? Niemals hätte einer unserer Vorfahren gedacht, daß unser Besitz einmal einem Roten gehören würde ....." Es lag keinerlei Haß oder Verachtung in den Worten des schlanken Callboys, lediglich leise Verwunderung darüber, wie manche Dinge passieren konnten.

Nach kurzem Stutzen lachte Kira leise auf. "Na, das glaub ich gern... Ich weiß ja, wie die drauf waren, wenn sie schon einen roten Mix gesehen haben.... in der Schule." Ja, das war was immer. Sie verachteten die Mixe, egal ob Rot oder Gelb, und hatten sich drüber mokiert, daß so etwas in diese Schule gehen dürfte. "Aber das war mal." fügte er an, somit konnte man das Thema gut wieder fallen lassen. Als er zu Kael blickte, bemerkte er aber erst, wie blass der war. "Sorry, aber die Ampeln hier nerven... normal fahre ich nicht so."

Ein leises "Hoffentlich." war das Einzige, was der Blaue antwortete - froh darum, daß sie bald wieder in Kiras Wohnung angelangen würden, schloß er seine Augen und lehnte sich zurück, um ein wenig Kraft zu tanken für das, was ihn dort erwarten würde.

Kira plante ruhigeren Sex... Sex, kein sinnloses Ficken. Innerlich hoffte er noch immer, daß Kael ihn nicht zu dem Sinnlosen trieb. Nicht schon wieder. Auch er freute sich auf die Wohnung und so fuhr er zügig, aber nicht mehr so wie eben bei der Ampel.

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