Balken01a


”Bleeding October” 05
 

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Das laute Krachen aus dem Gang hatte Col noch mitbekommen, doch dann achtete er nicht mehr darauf ... leise seufzend, bestellte er sich ein ausgiebiges Frühstück mit sehr viel Kaffee, setzte sich dann an seinen Laptop und begann zu arbeiten. Erst, als es zu dunkel wurde und er das Licht in seinem Zimmer anschalten mußte, merkte er, daß er auch Hunger hatte – die anfängliche Müdigkeit war inzwischen so gut wie völlig verschwunden, nurmehr am Rande merkbar und er schob sie einfach auf seine Koffeinsucht. Leise aufseufzend, überlegte er, ob er hier essen oder in ein Restaurant gehen sollte ... doch dann entschied er sich, hierzubleiben und rief den Zimmerservice an, bestellte sich einen Salat und wartete auf die Bestellung, währenddessen seine Unterlagen wieder in die Tasche stopfend, damit der Page nichts sehen würde. Col wollte nichts, aber auch wirklich nichts mehr riskieren, nicht, daß noch ein weiterer Unschuldiger wegen diesen Forschungen sterben mußte.

Sha'kafir blieb im Verborgenen. Er war nicht einmal in der Nähe von Col. Heute Nacht interessierte ihn das auch eher weniger. Außerdem wollte der Vampir seinen Stolz behalten. Sollte Col ihn doch anbetteln zu kommen, er würde es dann schon spüren. Er mußte den Forscher jetzt auch nicht mehr an der kurzen Leine halten. Sollte der ruhig denken, daß sich Sha'kafir verpißt hatte. Sicher konnte der Forscher noch lange nicht das Blutband in seine Richtung benutzen, es sei denn, Sha'kafir machte ihn darauf aufmerksam. Aber der dachte gar nicht daran. Er zog in dieser Nacht durch verschiedene Bars und mit der Zeit war er mit mehr und mehr Mädchen unterwegs. Von einer Party zur Nächsten. Eine kichernde Blondine zerrte ihn aus seinen Gedanken. Sie hatte sich auf ihn gestützt, da der herrschende Alkoholpegel es ihr nicht gestattete, allein zu laufen. Die Französin strich über Sha'kafirs Gesicht "He, Süßer. Was machst du denn für ein trauriges Gesicht ?" Sie warf ihren Kopf in den Nacken und lachte. Dabei flogen die goldgelb glänzenden Locken nach hinten. Der Vampir lächelte, ihm gefiel dieses Mädchen. Ihre weiche Haut, ihre Stimme, ihr Blut. Er beugte sich vor und küßte ihr aufreizendes Dekolté. Das heißt, er versuchte es. Denn von anderer Seite her zog ein weiteres Mädchen an ihm, die sehr eifersüchtig auf die Blondine starrte "Und was ist mit mir ?" Noch bevor Sha'kafir es sich versah, lagen die 6 Mädchen auf ihm und allesamt am Boden. "Wartet, wartet, meine Süßen. Es ist doch genug für alle da...." Er lachte aufgesetzt, während er sich hochrappelte und die Mädchen wieder hochzog. Einige Passanten sahen missbilligend herüber und sahen teilweise beschämt weg. Die Mädchen zeigten wohl doch zuviel Haut. Und wenn sich ein BH in Kräckergröße verschob, war das wohl doch eine Spur zu weit. Aber daran störte sich Sha'kafir am wenigsten. Er hatte diese Blöße kurzerhand mit seiner Zunge verdeckt und widmete sich nur allzugerne den Luxuskörpern der Mädels. Dann standen sie auch schon vor der nächsten Tür. Musik fraß sich durch das Holz der Tür und dröhnte auf die Straße hinaus. Dann wurde es noch um Einiges lauter, als sie geöffnet wurden. Ein feuchtfröhlicher Empfang nahm sich der Mädchen und ihm an, baten sie herin und zu trinken. Das Haus war vollgestopft mit jungen Franzosen. Ein Festmahl. Es dauerte nicht lange und Sha'kafir lag mit der atemberaubenden Schwarzhaarigen im Bett. Niemand sonst war bei ihnen. Diese dunkle Schönheit hatte sich gleich auf ihn gestürtzt, als er das Haus betreten hatte und war gehüllt in durchsichtige, schwarze Tüllstoffe und Netzteile. Absolut verführische Kurven bot sie. Und sie wußte genau, wie sie sich bewegen mußte, damit sie Jemanden erregte. Die ganze Nacht widmete er ihr, schenkte ihr schöne Stunden. Dennoch traf der erste Sonnenstrahl totenbleiche Haut. Sanft strich der Vampir über das Gesicht. Unter seinen Fingerspitzen schlossen sich die katzenhaften Augen des Mädchens. Dann glitten sie über den wollüstigen Mund, verrieben dabei den blutroten Lippenstift. Ein makelloser Körper. Feste Brüste, schlanker Hals. Nur dieser hatte ein, nein zwei winzig kleine Makel. Zwei punktförmige Wunden. Seufzend deckte er das Mädchen zu. Im Taumel ihrer Sexspielchen hatte sich ihr Blut dermaßen erhitzt, daß es selbst den Vampir erhitzt hatte. Doch die Süße hatte sich verbrannt. Ihr Körper war soviel Leidenschaft nicht gewohnt und hatte irgendwann schlapp machen wollen. Ein letzter Blick auf die nackte Schönheit und der Vampir war verschwunden. Jetzt erst am frühen Morgen suchte er sich einen Platz zum Schlafen. Ein Friedhof war da genau das Richtige und den fand er am Stadtrand. Er sah verlassen aus, hier und da waren Spuren von Umlagerung. Anscheinend wurden die Särge woanders hingebracht. Bald fand er auch einen passenden Unterschlupf. So verzog er sich in eine Gruft, die anscheinend schon seit Längerem aufgebrochen dastand. Mit ein wenig Aufwand verbarrikardierte er den Eingang und legte sich dann in eine dunkle Ecke. Der Tag konnte kommen, er würde ihn komplett durchschlafen.

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Mit einem leisen Lächeln auf den Lippen wachte Coligny diesen Morgen auf und räkelte sich unwillkürlich. Endlich hatte er mal wieder eine Nacht in Ruhe durchgeschlafen und das zeigte sich auch. Er fühlte sich wie neugeboren – voller Energie und Elan, ihm ging es blendend und die Schwächen der letzten Tage schienen wie weggeblasen. Leise pfeifend nahm er seine Tasche mit den Unterlagen und dem Laptop auf und machte sich auf den Weg – stattete dem hiesigen Museum und danach auch den Archiven einen Besuch ab, studierte hier und da Unterlagen und machte sich schließlich mehr als nur gutgelaunt auf den Weg zu einer uralten Schloßruine außerhalb der Stadt, die auch einen kleinen Friedhof besaß. Das Schloß war eigentlich fast vergessen und auch nicht abgesperrt ... das Inventar war schon seit Jahrzehnten ausgelagert und nur noch die nackten Mauern reckten sich malerisch in den Himmel. Col genoß den leichten Aufstieg zu der Ruine und auch die Sonne, die ihm angenehm warm auf den Rücken schien ... sein Wohlbefinden steigerte sich mit jeder Minute, in der er die reine, vom Großstadtmief unbelastete Luft und auch die Ruhe, den schönen Nachmittag genoß. Langsam betrat er die Ruine und fühlte bewundernd die alten Mauern ... dies war lebende Archäologie, etwas, das sein Innerstes ansprach. Erst, nachdem er eine Weile in den Mauern herumgestromert war, ging er endlich zu dem Friedhof ... begann, ein wenig zu suchen und wurde erst nach einer geraumen Weile fündig, denn eine der Gruften wies verwitterte Schriftzeichen auf, die sie als die Richtige kennzeichneten.

Die Schriftzeichen waren stellenweise überwuchert von Efeu und anderen Pflanzen. Dennoch konnte Col sie gut entziffern. Sie erzählten eine kleine Legende über einen Ritter und einen seiner Wanderungen. Die Belohnung war wohl ein kostbarer Stein... die Erzählung brach ab, denn die Wand war an der Stelle abgebrochen. Hier mußten noch weitere Stücke der Wand liegen und den Hinweis auf den Verbleib des Steines erzählen. Vielleicht in der Gruft ? Der Forscher gab seiner Berufung nach und verschaffte sich Zugang zur Gruft. Kurzzeitig wurde ihm kalt und warm zugleich und er sich gewiß, nicht mehr allein zu sein. Dennoch konnte er niemanden sehen, nicht hier in der Gruft, nicht draußen auf dem Friedhof. Aber wenigstens fand er den abgebrochenen Teil der Wand und las laut weiter "..so war er tief in den dunklen Eingeweiden des steinernen Drachen verborgen und begraben. Und mit ihm die Belohnung." Seine Stimme hallte durch die Gruft, wurde von den Wänden unwirklich laut zurückgeworfen, wodurch sie einige Raben in ihrer Ruhe gestört fühlten und krächzend davonflogen. Col hatte nun seine Richtung, höchstwahrscheinlich gab es in den Schloßruinen ein weiteres Grab, in dem Schloßherr und der Stein, den er suchte, versteckt waren. Die Geschichte hatte vor dunklen Bedrohungen nur so gesprüht. Es war klar, daß die Leute damals merkten, daß dem Stein Teuflisches anhaftete. Somit versuchten sie Ritter und Stein wohl zu verbannen, indem sie ihn in irgendeiner nicht gänzlich beschriebener Foltermethode begruben und einfach vergaßen, samt Stein. Das war eine schöne Schauergeschichte, die Col sich da hatte anschauen müssen. Dennoch würde ihn nichts davon abhalten, die Gemäuer zu betreten. Wenigstens zwei Gründe hatte er dazu.

Der Vampir hatte Col's Annäherung spüren können und war davon erwacht. Viel zu früh. Er brauchte eine Weile, um klarzukommen und das Brummen in seinem Schädel zum Schweigen zu bringen. Irgend etwas stimmte noch nicht ganz mit ihm, aber er mußte das fürs Erste noch ignorieren. Denn da machte sich schon jemand an seiner Barrikade zu schaffen. Kurz darauf war der Innenraum der Gruft mit Sonnenlicht überflutet und bot Sha'kafir kaum eine Möglichkeit, sich zu verbergen. Nunja, er hatte Glück, daß Col nicht zur Decke hoch sah, sondern nur etwas am Boden gesucht hatte. Er lauschte dessen Worten und schüttelte dann den Kopf. Noch bevor Col die Gruft verlassen hatte, betrat der Vampir bereits das Schloß. Hier irgendwo mußten wohl alle anderen Forscher, Grabräuber und sonstiges Getier etwas übersehen haben. Sha'kafir begann seine Suche. Vielleicht ein Eingang zum Keller ? Hier und da trat er auf Bruchstücke von Statuen. Der Ritter war wohl ein Liebhaber davon. Kein Wunder, daß er sich für 'seine' Statue interessiert hatte. Als Col nun seinerseits nähergekommen war, verzog sich der Vampir wieder und beobachtete nur.

Immer wieder war dem jungen Forscher, als ob er beobachtet werden würde ... doch er schob es auf die überall nistenden Vögel und machte sich mit Feuereifer weiter auf die Suche. Jedoch hielt er hier und da inne und schoß Fotos mit seiner Digitalkamera, um es später in seinen Laptop laden zu können ... es war einfach nur faszinierend, was für ein Sammelsurium an verschiedensten Statuen und Mitbringseln anderer Kulturen sich hier fand. Scheinbar war diese Ruine wirklich seit Jahrzehnten verlassen, da sonst bestimmt die Hälfte der hier verwitternden Statuen in Museen oder Privatsammlungen gewandert wäre ... bewundernd berührte Col eine alte, ägyptische Statue und seufzte leise, da er am Liebsten Monate hier verbracht und alles untersucht, aufgezeichnet und für sein Museum hergerichtet hätte. Er nahm sich jedoch vor, seinem Direktor von dieser Ruine zu berichten, denn diese Schätze waren viel zu interessant, um sie hier einfach vergessen liegen zu lassen. Es wunderte Col jedoch, daß der Ritter so viel Interesse an fremden Götterstatuen und Bildnissen von Käfern, Meteoren und anderen von der Kirche als Ketzerei angeprangerten Dingen gezeigt hatte - etwas, das zu Lebzeiten des Ritters außergewöhnlich und gefährlich gewesen war. So war es auch nicht weiter verwunderlich, daß sich Niemand hierher wagte – Col konnte es sich schon denken, daß die Einheimischen sich Schauergeschichten erzählten und viel zu viel Angst hatten, hierher zu kommen. Erst nach zwei weiteren Stunden setzte sich Col auf eine Treppe und rastete ... bisher hatte er noch keine Spur gefunden, die ihn weitergebracht hätte, doch es mußte etwas geben, das verriet ihm sein Instinkt. Langsam ließ sich der junge Forscher noch einmal alle Räume, die er bisher durchsucht hatte, vor dem inneren Auge ablaufen ... runzelte die Stirn und grübelte, ehe er die Kamera nahm und die Bilder in den Laptop lud. Nach und nach sah er sie durch und verglich sie mit dem Bauplan des Schlosses, den er nur mit größten Mühen in einem verstaubten Archiv der Stadt gefunden hatte – stutzte plötzlich und sah es sich genauer an, ehe er leise auflachte und sich mit einem "Mann, Col – du bist der größte Dummkopf, der jemals in der Weltgeschichte rumlief. Und der Blindeste !" an die Stirn schlug. Fröhlich summend, klappte er den Lap wieder zusammen und verstaute ihn in der Tasche – hängte sie sich um und ging zielstrebig durch die Räume, orientierte sich an den Statuen, die allesamt auch sinnbildlich für die Siegel der Apokalypse waren und zählte leise, ehe er schließlich vor einer leeren Wand stehenblieb, an der zwei gefallene Engel standen, die mit beschämt gesenkten Köpfen einen inzwischen durch das Alter zerfallenen Himmelsbogen trugen und in steinerne Flammen der Verdammnis gehüllt waren. Behutsam stieg Col über die Trümmer hinweg und nickte – wisperte ein leises "Gut – es war einfach bis hierher, aber was jetzt ?", ehe er damit begann, mit den Fingerknöcheln gegen die Pflastersteine zu klopfen, um nach dahinterliegenden Hohlräumen zu suchen.

Col's Finger wurden bald fündig. Während des Klopfens fand er einen verborgenen Mechanismus. Ein Ächzen ertönte. Es klang widerwillig und bedrohlich zu gleich. Von den Wänden rieselte feiner Staub und Kiesel herab, für kurze Zeit konnte man an ein leichtes Erdbeben denken. Dann begann sich am Boden vor dem einen Engel eine Steinplatte zu senken. Langsam und knirschend ging das vonstatten. Ein paar lose Wandstücke kippten um und wollten den neu geschaffenen Eingang schon wieder versperren. Col mußte sich beeilen, damit nicht noch mehr dort runter fiel. Nachher zerstörte es eine Leiter oder sowas und Col konnte nicht runter.

Vollkommen verdutzt sah dieser auf das Loch ... er brauchte einen Moment, um sich wieder zu fangen und reagierte, sprang vor und hastete die alte Treppe runter, so schnell ihn seine Beine trugen. Erst, als er unten war und in völliger Dunkelheit war, fluchte Col laut vor sich hin und insbesondere auf seine Dummheit. Blind tastete er ein wenig rum und stieß sich ein paar Mal an herabgefallenen Steinen – doch dann fand er die eine Wand des Ganges und nach einigen weiteren Metern nach unten auch einen Fackelhalter, in dem sogar noch eine uralte Fackel steckte. Vorsichtig nahm der junge Forscher das Ding aus der Halterung und kramte in seinen Hosentaschen nach einem Feuerzeug – wisperte ein leiss "Heureka !", als er stattdessen die Streichhölzer des Hotels fand und eines anzündete. Zu seinem Glück war das Pech der Fackel noch da und brannte sofort auf – mit dem Licht, das sich nun flackernd ausbreitete, wurde auch deutlich, daß Col am obersten Absatz einer langen Treppe stand und er war mehr als nur froh, nicht weitergegangen zu sein, denn er wäre schnurgerade die Treppe runtergefallen und hätte sich womöglich noch etwas gebrochen. Doch schnell verdrängte sein Entdeckerdrang die unangenehmen Gedanken und er ging langsam die Treppe nach unten zu den grob aus Stein gehauenen Katakomben ... steckte eine weitere Fackel, die er aus einer der Wandhalterungen nahm, in seine Tasche und verhielt hin und wieder, wenn er eine halbverrotete Truhe untersuchte oder seinen Weg markierte. Die meisten Truhen waren leer, schienen einmal Stoffe oder Ähnliches beinhaltet zu haben – doch diese waren ebenso schon lange verrottet und mehr als Staub, der ihn zum Niesen brachte, fand sich nicht mehr. Nur einmal entdeckte er noch eine herrlich gearbeitete Brosche, die er in seine Tasche steckte, um sie später zu untersuchen – ebenso ein paar alte Münzen, die sicherlich hochinteressant waren, und ein Edelsteinarmband. Schließlich mündete der Gang in eine größere Halle, die natürlichen Ursprungs schien – überall tropfte Wasser von der Decke, hatte leichte Stalaktiten und Stalagmiten geformt, die über einem kleinen See hingen, den das Tropfwasser über die Jahrhunderte gebildet hatte. Es dauerte einige Minuten, bis sich Col an diesem Anblick sattgesehen hatte – doch dann erstarrte er und sein Atem stockte, als er in der Mitte des kleinen Sees eine Erhebung und auf diesem kleinen Hügel einen Sarkophag stehen sah. Im selben Moment, als er erkannte, daß dies das Grab des Ritters sein mußte, machte sich Col auf den Weg – zu seinem Glück war der kleine See nicht tief, er reichte ihm gerade einmal bis an die Knie, so daß er ziemlich schnell zu dem kleinen Hügel in der Mitte kam und daran hochklettern konnte. Als er dann bei dem Sarkophag war, schnappte er sich sofort seine Kamera und schoß einige Bilder von jeder Seite und auch von dem Deckel – dann steckte er die Kamera wieder ein und legte die Fackel auf die Seite, betrachtete sich noch einmal den Deckel und seufzte leise. "Na dann – versuchen wirs." Mit diesen Worten sprach er sich selbst Mut zu und schob an einem Eck an – auch wenn er sportlich war, so kam er doch nicht an die Masse eines Arbeiters heran, der für diese Aufgabe besser geeignet war. So dauerte es eine geraume Weile, bis er die Platte ein wenig verschoben hatte – doch plötzlich rutschte sie einige Zentimeter auf einmal zur Seite und ein unheilvolles Knirschen war zu hören, das in das unwillige Kreischen von verrosteten Ketten mündete. Und noch ehe Col reagieren konnte, rasselte ein uralter, mit Rost überzogener Käfig aus Eisenstangen auf ihn herab – krachte laut auf den Hügel auf und kesselte ihn somit ein. Der junge Forscher hatte nur den Kopf eingezogen und keuchte leise ... es dauerte einige Minuten, bis er sich soweit gefangen hatte, daß er die Situation mit einem lauten "FUCK !!!" kommentierte. Doch dann zuckte er mit den Schultern – darum konnte er sich später kümmern. Er verrutschte den Deckel noch weiter, der nun ein wenig leichter ging, da die Fallenmechanik ihn nicht mehr hinderte, guckte dann hinein und stutzte. In den Händen einer schon fast zerfallenen Mumie lag eine kleine, goldene Truhe, die noch völlig unbeschädigt zu sein schien – behutsam nahm er sie auf und keuchte leise, denn das Ding war für seine Größe erstaunlich schwer und bestätigte seinen Verdacht, daß sie aus purem Gold gefertigt war. "Wer das machte, war ein Genie – Gold verrottet nicht. Aber auch ein Idiot, das ist schwer !!" Leise vor sich hinfluchend, dauerte es einen Moment lang, bis er wieder aus dem Sarkophag auftauchte und die Truhe in den Händen hielt – dann setzte er sich auf den Hügel und betrachtete die Truhe, öffnete sie schließlich behutsam und nickte, als er darin einen kleinen, schwarzen Samtbeutel sah, dem die Zeit durch die perfekt zueinander passenden Teile der Truhe nichts hatte anhaben können. Col konnte sich schon denken, was darin war – und er wurde nicht enttäuscht, als ein weiterer dieser komischen Edelsteine darin lag. Nach einem Foto mit der Kamera nahm er den Stein und probierte ihn an der Statue – und wie auch schon der Andere, so glitt dieser sofort hinein und schien nun mit dem Material der Statue fest verschmolzen zu sein. Leise schaudernd, verstaute Col sie wieder in der Schatulle und diese in seiner Tasche – blickte dann noch einmal in die Truhe und stutzte, als er unter dem Samt etwas vorlugen sah. "Pergament ?!" Er ahnte nichts Gutes – doch seine Neugier war stärker und er nahm den Samt weg, das Pergament heraus und betrachtete die fremden Schriftzeichen, erneut ein leises "Fuck." dabei murmelnd, da er die Schrift nicht kannte.

Sha'kafir hatte auf einer Säule gehockt, als sich Col an dem Bogen zu schaffen gemacht hatte. Gelangweilt schien er seine Nägel zu feilen und hatte gewartet. Als sich dann endlich der Weg nach unten offenbarte, wurde er wieder aufmerksamer. Er war fast von der Säule gefallen, als Col so plötzlich nach unten gelaufen war. 'Spinnt der ? Der sieht doch da unten nichts ohne Licht !' Der Vampir hatte reflexartig nach Cols Kragen greifen wollen, griff dabei aber ins Leere und raubte ihm einen Moment lang sein Gleichgewicht. Mißmutig hatte sich Sha'kafir fallenlassen und arbeitete sich an den Rand des Eingangs vor und steckte seinen Kopf rein. Ihm fiel es nicht schwer, im Dunkeln zu sehen. Und als er Col stolpern sah, schob sich ein feistes Grinsen auf seine geschwungenen, dunklen Lippen. Dann war er dem Forscher gefolgt, war schon dicht hinter ihm, als er fast in ihn reinrannte. Col war stehengeblieben. Ach, er hatte eine Fackel gefunden. Eine Fackel ? Und im nächsten Moment hing Sha'kafir schon unter der Decke, wohin ihn ein beherzter Sprung gebracht hatte, krallte sich in den grobbehauenen Felsen und mußte ein Fauchen unterbinden. Er war kurze Zeit geblendet gewesen. Um Einiges mieser gelaunt, folgte er ihm dann ungesehen weiter, bis er selbst in der großen runden Halle mit dem Wasser gestanden hatte. Der Anblick hatte selbst auf ihn Wirkung. Die Ruhe hier, durch das unregelmäßige Tropfen des Wassers durchbrochen, war beruhigend. Winzige Löcher in der Decke schickten spärliches Licht zum Wasser hinab, welches dadurch unirdisch zu glühen schien. Noch bevor sich Sha'kafir aus der Betrachtung reißen konnte, tat das etwas Anderes für ihn. In seinen Ohren hatte schon Col's Atmen wie das eines Riesenungeheuers hier unten geklungen. Aber als jetzt der marode Stahlkäfig herabgesaust und hart auf den Stein geschlagen war, hatte Sha'kafir geglaubt, sein Trommelfell würde platzen. Erschrocken hatte er die Hände an die Ohren gedrückt und war einige Meter zurück ins Dunkel gesprungen. Nachdem er sich wieder beruhigt hatte, sah er nach, was da passiert war. Col saß in einem Käfig und hielt ein goldenes Kästchen in der Hand und war nicht im Geringsten davon beeindruckt, daß er gefangen war. Sha'kafir wollte der Unterkiefer runterklappen. Sollte er jetzt froh sein, daß dem Forscher nichts passiert war oder sollte er ihm einen Denkzettel verpassen ? Mit ein paar schnellen Sprüngen war er bei Col, besser gesagt, er hockte oben auf dem Käfig in gelassener Position und sah auf den Forscher hinab. Der hatte ihn noch nicht einmal bemerkt. Erst als der Vampir sprach, ruckte sein Kopf zu ihm hoch "Gefunden, was wir suchen ?" Diesmal schockte ihn das Echo nicht, welches seiner Stimme etwas Unheimliches angedeihen ließ. "Und ? Wie willst du da wieder rauskommen ?"

"Darüber wollte ich mir eigentlich nachher Gedanken machen ... aber wozu hab ich denn dich ? Denke mal, für dich ist das marode Dingens hier ein Klacks ... Hm ?" Noch immer im Feuereifer seiner Entdeckungen gefangen, interessierte ihn der Sarkassmus des Vampirs ziemlich wenig und eigentlich war Col sogar froh um den Großen. Sie Beide wußten, daß es Niemandem nutzte, wenn der junge Forscher hier gefangen blieb und starb – also blieb nur die Lösung, daß ihm Shak helfen mußte. Und beruhigt durch diese Tatsache und auch irgendwie dadurch, daß die Nähe des Anderen nicht mehr so unheimlich war, widmete sich Col wieder dem Pergament, um es im Schein der Fackel zu betrachten. Schließlich seufzte er und nahm die Kamera heraus – fotografierte es und steckte die Kamera wieder ein, ehe er das Pergament wieder in die kleine Truhe legte und diese unter den Arm klemmte. Erwartungsvoll sah er zu dem großen Vampir auf, der noch immer auf dem Käfig saß – doch dann änderte sich der Gesichtsausdruck des jungen Forschers in pures Entsetzen, als die angerosteten Eisenstangen unter dem Gewicht des Vampirs nachzugeben begannen.

"Was zum...." fluchte der Vampir, bevor er sich vom Käfig abstieß und sprang. Reflexartig hatte er sich verwandelt. Schwarze Federschwingen fächerten geräuschvoll auseinander und hielten den Vampir in der Luft. Jetzt erst bemerkte er, daß einige Stangen Risse aufwiesen und den Käfig so in einer Ecke abknicken ließen, wo er gesessen hatte. Nach außen war der Käfig nicht mit Spikes versehen, aber nach innen. Die Konstruktion zitterte und fing an, in sich zusammenzusacken. Dennoch hielten die Eisenstäbe, so daß sich kein Fluchtweg für Col ergab. Er konnte nur zusehen, wie Spikes und Eisenstäbe auf ihn zukamen. Sha'kafir handelte schnell, sprang die eingeknickte Ecke an, riß regelrecht dort den Käfig auseinander und griff sich Col am Kragen. Noch bevor Col's Füße aus dem Käfig waren, brach dieser komplett zusammen und forderte die Hose des Forschers als Opfer. Dann bohrten sich schon die Spikes in den Sarg, zerpflückten ihn, denn nicht alles war dem harten Zahnrad der Zeit zum Opfer gefallen. In einer abstrusen Haltung wurde das modrige, halb verweste Skelett des Ritters aus dem Sarg gehoben. Das Schaben von Eisen auf Stein und Holz ließ annähernd menschliches Stöhnen erklingen. Der Ritter saß nun aufrecht in dem Sarg und auf einer Eisenstange lag jetzt eine skelettierte Hand, die auf Sha'kafir und Col zeigte. Irgendwie sah das aus, als wolle der Tote seine Schergen auf sie hetzen oder Anklage erheben oder sie verfluchen. Die leeren, schwarzen Augenhöhlen in dem weißen, grinsendem Totenschädel wurden erleuchtet von dem Wasser in dieser Halle. Das alles hatte einen arg morbiden Beigeschmack und selbst der Vampir fühlte sich hier plötzlich nicht mehr wohl. Über seine Haut rieselte ein Schauer und ließ ihn auffauchen. Mit schnellen Flügelschlägen brachte er sich und Col hier raus. Anscheinend im letzten Moment. Denn hinter ihnen begann die Decke einzustürzen, die steinernen Zapfen fielen von der Decke, krachten ins Wasser und zerbrachen beim Aufprall. Die Wände kippten, die Decke bröselte und stützende Balken erhielten Risse. Sha'kafir konnte gerade noch so einigen Brocken ausweichen, tauchte unter einen herabstürtzenden Balken weg, der hinter ihm eine Truhe unter sich zermalmte, statt der Knochen des Menschen oder Vampirs. Er war sichtlich angestrengt. Noch nie mußte er seine Flugmanöver mit Jemandem im Arm ausführen und jeder Flügelschlag erforderte ein hohes Maß an Konzentration. Dennoch erreichten sie die Oberfläche und stiegen etwas über der Ruine auf, von der jetzt ein Teil absackte, um die Katakomben für immer zu verschließen. Eine große Staubwolke, ausgespuckt von dem sich verschließendem Katakombeneingang, griff nach den Beiden. Aber diese war nun das Ungefährlichste an der Aktion gewesen. Entgeistert starrte Sha'kafir auf diese tükischen Steine unter sich und sah dann strafend den Forscher an. Als würde der daran Schuld gehabt haben. Ein paar Flügelschläge später hatte Col wieder festen Boden unter seinen Füßen und neben ihm stand der nun wieder menschlich aussehende Sha'kafir.

Vor Angst völlig starr, hatte Col nur seine Tasche und die Truhe an sich pressen können, während er entsetzt dabei zusah, wie ihn der Vampir rettete – als dieser ihn wieder abstellte, knickten die Beine des jungen Forschers unter ihm weg und er sackte zitternd auf den Boden, verarbeitete nur langsam, was gerade passiert war. Ohne den Vampir wäre er jetzt tot – aufgespießt und begraben unter Tonnen von Steinen. Der Schock saß tief und er zitterte ... nur langsam sah er zu Shak auf und wisperte ein leises, ehrliches "Danke.", ehe er die Arme um seine Knie verschränkte, den Kopf darauf legte und leise zu schluchzen begann. Eigentlich war Col Keiner, der schnell weinte – doch jetzt war er einfach zu fertig und viel zu entsetzt, um noch etwas Anderes zu tun.

Der Vampir sah noch die Ruinen an, als Col neben ihm zu Boden ging. Verdutzt drehte er erst den Kopf, als dieser sein Danke hauchte. Er wollte erst abwinken, dann jedoch bemerkte er den Zustand des Menschen und schüttelte entgeistert den Kopf. Was hatte der denn jetzt auf einmal ? Er setzte sich ebenfalls und sah ihn an. "Sonst einen auf unerschütterlich machen und jetzt ?" An sich klang so'n Spruch von ihm immer bissig, doch diese Nuance fehlte in seinen Worten diesmal, was er selbst nicht bemerkte. "So schlimm war das doch gar nicht." Verschränkte die Arme hinter den Kopf und sank zurück ins Gras. Er sah hinauf in den Himmel und grinste gehäßig "Kannst du froh sein, daß meine Frühwarnsysteme einwandfrei funktionieren." Er wollte nicht zugeben, daß die Sache sehr knapp war und sich es erst recht nicht selbst eingestehen. Es gab für ihn keine Situationen, aus der er nicht irgendwie herauskam.

Bei den harschen Worten zuckte Col zusammen, auch wenn die Schärfe der Stimme fehlte – langsam verstummte sein Schluchzen und nach einer weiteren Weile hatte er sich soweit im Griff, daß er die Tränen abwischte und leise wisperte. "Ist ja nicht jeder unsterblich und unbesiegbar ... ich bin nur ein Mensch, vergessen ? Dir mag es vielleicht Spaß machen, halb zu krepieren oder erschlagen zu werden, aber mir nicht. Ich hab bisher friedlich gelebt ... ich bin kein Indiana Jones, der es liebt, von einer Gefahr in die Andere zu schlittern. Ich bin ein Restaurator und Forscher, ich sitze in meinem Büro und katalogisiere oder restauriere. Ich bin es verdammt nochmal nicht gewohnt, aufgespießt oder erschlagen zu werden, Sorry, daß ich auch mal zusammenbreche. Hab dazu nen gutes Recht." Allein die Gedanken an das, was er gerade gesagt hatte, genügten, um ihn wieder beben zu lassen – mit einem leisen Fluchen senkte er wieder den Kopf und schwieg – daß Shak das augenscheinlich einfach so wegsteckte, fraß an ihm und machte ihm seine eigene Verletztlichkeit nur noch deutlicher.

Sacht drehte Sha'kafir seinen Kopf zu Col und hob eine Augenbraue an. So kannte er den Forscher eher, ja alles hinter ein paar bissigen Sprüchen verstecken. Dennoch war er fähig zu fühlen, was in Col vorging. Das Blutband funktionierte gut. Tief holte Sha'kafir Luft und gab sich einen Ruck. Ab und an mußte er auch mal so etwas wie abschalten. "Und ich hab ein gutes Recht dazu, den Fund des zweiten Steines zu feiern." Damit sprang er auf und zog Col mit sich auf die Füße. "Und wir begießen dein erhalten gebliebenes, langweiliges Leben, Bücherwurm...." Er lächelte gewinnend. Nichts war momentan von einem Killer oder einem nichtmenschlichem Wesen an ihm zu erkennen. Höchstens sein schönes Äußeres wirkte leicht unmenschlich. Ob er den Aufmunterungsversuch wirklich ernst meinte, konnte Col nicht erkennen. Dennoch gab ihm etwas das Gefühl, daß er sich dem Vorhaben ruhig anschließen konnte.

Ein wenig verdattert blickte Col zu dem Größeren auf – sein erster Gedanke war, ihm eine zu kleben, oder ihm abzusagen, doch dann verging das wieder und er seufzte leise. Irgendwie tat es gut, daß ihn Shak berührte – und auch dessen Lächeln tat dem jungen Forscher gut, eine Tatsache, die er am Liebsten verdrängen würde, ebenso wie die Tatsache, daß der Vampir gerade eben verboten gut aussah. Doch dann nickte Col und antwortete ein leises "Okay ... du zahlst.", genoß noch einen Moment lang, daß ihn Shak berührte, ehe er sich von ihm ein klein wenig löste und die Schatulle in seine Umhängetasche gleiten ließ.

Sha'kafir legte den Kopf schräg und schmunzelte. Dann griff er sich Col wieder und drückte sich vom Boden ab. Erneut fächerten die Schwingen auseinander und trugen die Beiden davon. Nur kurze Zeit später schwebten sie über dem Inter Hotel De L'europe und einen Herzschlag später standen sie im Hotelzimmer von Col "Mach dich frisch, danach besorgen wir dir was Vernünftiges zum Anziehen..." Er beäugte die zerrissenen Sachen des Forschers. "Ich weiß leider keine Dschungelparty heute..." flaxte er. Er selbst marschierte wieder auf den Balkon raus, steckte sich eine Zigarette an und begann zu telefonieren. Jedoch konnte Col kein einziges Wort dieser Sprache verstehen. Der Wind frischte etwas auf, spielte mit den schwarzen Haaren des Vampirs, der immer noch kein Wässerchen trüben würde.

Nur leise grummelnd, zog sich Col die alten Sachen aus und stopfte sie nach einem Moment des Überlegens in eine kleine Plastiktüte – er würde sie später draußen entsorgen, doch jetzt ging er an seinen Koffer und versuchte, sich auf andere Gedanken zu bringen, indem er die wenigen Klamotten durchwühlte, die er mitgenommen hatte. Schließlich hatte er seine zweite Jeans und ein neues Sweatshirt angezogen – achtete nicht mehr auf den telefonierenden Vampir und machte sich daran, die gefundenen Schmuckstücke in die kleine Truhe zu legen und diese schließlich in seinen Koffer, doch nicht, ohne noch einmal das Schriftstück rauszunehmen und zu untersuchen. Noch während Col die ihm unbekannten Schriftzeichen betrachtete, lud er die Bilder von seiner Kamera in den Laptop – verstaute Beides wieder in seiner Tasche und widmete sich mit einem untergeschlagenen Bein auf dem Bett sitzend wieder dem Schriftstück. Nebenher machte er sich Notizen und biß hin und wieder in das Ende seines Bleistiftes – er lenkte sich ab, das wußte er ... doch es tat gut, einfach nur in gewohnte Konzentration zu verfallen und zu forschen, Gewohntes zu tun.

Sha'kafir klappte sein Handy seufzend wieder zu und sah kurz hinab zu den Straßburger Straßen. Diese Ruine Chatheau du Fleckenstein war also der zweite Ort gewesen. Aber dort hatte er keinen Hinweis auf die nächsten Stationen entdeckt. Seufzend wandte er sich wieder dem Zimmer zu und sah Col auf dem Bett liegen und wieder irgendwas lesen. Entnervt faßte er sich an die Stirn und schüttelte den Kopf. Ein paar Schritte machte er wieder in das Zimmer rein und stellte sich vor das Bett mit verschränkten Armen, tappte nervös mit einem Fuß auf, bis ihn Col ansah. Dann griff der Vampir schon nach ihm und zerrte ihn mit sich. Hinab auf die Straßen und rein in die Innenstadt. Zielsicher strebte Sha'kafir auf einen Laden in der Grand Rue zu. Dieser Laden war zwar klein, aber er bot eine breite Palette an Kleidung mit hochwertiger Quallität. Auf dem ersten Blick war es ein Gothic-Laden, dennoch wurden auch "normale" Sachen angeboten. Lächelnd öffnete Sha'kafir die Tür und winkte Col herein.

Entnervt fand sich der junge Forscher langsam mit der Tatsache ab, immer irgendwohin geschleift zu werden, sobald ihn der Vampir auch nur anfaßte – dessen Lächeln beim Eintreten mit einem mehr als nur skeptischen Blick erwidernd, trat Col zögernd ein und erstarrte schon direkt nach dem Eingang. Langsam machte er einen Schritt zurück und stoppte erst, als er wieder gegen Shak stieß und wisperte leise zu ihm. "Ich trage normale Sachen ... in sowas wie das da.." Er zeigte auf ein schwarzes Rüschenhemd. "....kriegst du mich nicht mal mit Gewalt rein. Niemals." Es war keine direkte Abscheu, die geringschätzig wäre – Col fand solche Sachen an manchen Menschen durchaus sehr kleidsam. Doch er selbst würde so etwas nicht anziehen, allerhöchstens, wenn ein pinkes Ensemble oder nackt sein die anderen Alternativen wären.

Sha'kafir schüttelte den Kopf und schob Col gänzlich in den Laden rein. Er ließ sich dann gleich in einen der Sessel fallen, als ein Angestellter zu ihnen trat mit der üblichen Floskel "Wie kann ich ihnen helfen ?" Unansehlich war der junge Mann nicht und sein Gesicht zeigte ein warmes, offenes Lächeln. Er erkannte dann auch Sha'kafir und das Lächeln wurde eine Spur breiter. "Ihr...?" Er ging auf den Vampir zu und begrüßte ihn herzlich. Sha'kafir deutete auf den Forscher "Elegant, schick und dunkel..." gab er seine Anweisungen für entsprechende Klamotten. Sofort fing der Angestellte mit einer Abschätzung von Col's Maßen an und eilte dann weiter in die Regale und Auslagen. Col wurde in eine Umkleidekabine komplimentiert und die Sachen gereicht. Wenig später hing über der Kabinentür ein schwarzes Jacket, dessen Kragen eine Spur breiter war als normal und schnörklige schwarze Stickereien zeigte. Dazu kam ein schwarzes, kurzärmliges Shirt, dessen kühler Stoff sich perfekt eng an Cols Körper schmiegte. Desweiteren hatte das Shirt eine kleine Besonderheit: Im Licht glänzte der schwarze Stof Lila und traf damit Col's Haarfarbe. Eine schlichte, schwarze Stoffhose auf Hüfte geschnitten mit ausgestelltem Bein folgte. Das Ganze wurde von ein paar schwarzen Schuhen abgerundet, die dieselben Stickereien besaßen, wie der Jacketkragen.

Mit einem leicht verzweifelten Blick sah der junge Forscher auf sein Spiegelbild ... strich sich über das Gesicht und wisperte nur ein leises "Ich bin im Arsch. Verratzt.", ehe er nach draußen zu Shak sah und mißtrauisch fragte. "Das ist doch nicht dein Ernst, oder ? Ich bin rausgeputzt wie ne Primadonna ... das Shirt ist klasse, gefällt mir - aber die Hose zu weit, da fall ich ja drüber und bei der Jacke und den Schuhen, gibts das nicht ohne das Gesticke ? Bitte .... ich komm mir einfach nur saublöd vor ...." Col war fühlbar verzweifelt – das Shirt gefiel ihm wirklich, er mochte Shirts gern, auch wenn er die Farbe ein wenig komisch fand. Doch er war enge Jeans gewohnt und der Schlag, der ihm um die Knöchel wallte, machte ihn halb verrückt, genauso wie die Stickereien, die er immer wieder mißtrauisch beäugte.

Sha'kafir sagte erstmal gar nichts, holte dann nur tief Luft und sah zu dem Angestellten. Der wieselte auch schon wieder los, führte Col zu weiteren Ständern mit Klamotten, wo er sich selbst etwas aussuchen konnte und noch zusätzlich Vorschläge von dem Angestellten bekam. Letztendlich einigte man sich und Col hatte ihm gefälligere Sachen in der Hand. Der Vampir verdrehte die Augen und wartete, während Col sich noch einmal umzog und ihm der Angestellte, namens Yves etwas zu trinken reichte. Nebenher unterhielt er sich mit Yves über den Laden hier und was heut Nacht sonst so abging. Er bekam von ihm einen annehmbaren Tip und nickte zufrieden. Schnell hatte er die dunkelrote Flüssigeit getrunken und stellte das leere Glas wieder hin.

Erst jetzt kam der junge Forscher wieder aus der Umkleide und fuhr sich nervös durch seine Haare ... er hatte noch immer das Shirt an, doch diesmal eine einfache, schwarze Hose, ebenso einfache, schwarze Schuhe und eine Jacke aus schwarzem Denim, über die er mit einem unwillkürlichen Lächeln strich. Dies war zwar noch immer recht ungewöhnlich für ihn, doch in diesem Outfit fühlte er sich sichtbar wohler als mit dem zuvor. Mit einem leicht skeptischen Blick betrachtete er das Glas auf dem Tisch und dachte dann einfach nicht mehr darüber nach – daß darin kein Wein gewesen war, konnte er sich ja denken. Vor Shak blieb er dann stehen und zupfte nervös an seiner Jacke – seufzte leise und brummelte ein kurzes "Jetzt sag schon was – ich mag einkaufen nicht und Kleidung erst recht nicht ....", da er hier wieder rauswollte, da es ihm einfach ein wenig unheimlich war.

Sha'kafir brach plötzlich in schallendes Gelächter aus und warf seinen Kopf kurz in den Nacken. Irgendwie klang es gehäßig. "Du magst keine Kleidung ? Junge, ich hab das geringste Problem, dich im Adamskostüm neben mir herlaufen zu lassen..." Er hatte Cols Worte eben so aufgefaßt, daß er Einkaufen und Kleidung nicht mochte, Col selber meinte das wohl eher anders. Grinsend kam der Vampir auf die Füße und besah sich Col. "Aber so kannst du auch rumrennen..." Ohne noch Col's Äußerungen abzuwarten, ging er zu Yves und bezahlte. Dann ging er zurück auf die Tür zu und trat hinaus in die Nachmittagssone. Stirnrunzelnd betrachtete er sich einen Moment den Feuerball und setzte seine Sonnenbrille auf.

Nur ein kurzes "Du bist ein Arsch. Du bist einfach ein Arsch." murmelnd, kam auch der junge Forscher raus – hatte allerdings keine Probleme mit dem Sonnenlicht und konnte sich ein Grinsen und ein leises "Na ? Zu hell ?" nicht verkneifen, ehe er leise seufzte und die Jacke auszog, sie am Aufhänger nahm und über die Schulter warf. "Und jetzt ? Jetzt bin ich aufgetakelt und ehrlich gesagt, frag ich mich, ob ich überhaupt wissen will, was du unter 'feiern' verstehst. Bestimmt nicht ne einfache, schlichte Kneipe, in der man einen guten Wein oder ein gepflegtes Bier genießen kann, Hm ?" Als er nicht sofort eine Antwort erhielt, blickte er zu Shak auf – doch seine Hoffnungen zerstoben sofort und er seufzte wieder, als er dessen Gesichtsausdruck sah. "Wohl eher nicht ...."

Sha'kafir sah Col wirklich nicht begeistert an. Ruhige Kneipe ? Gepflegt ? Er seufzte abgrundtief. Doch dann ruckte er nach vorne. "Noch ist es zu früh für das, wohin es mich zieht." Er schien kurz zu überlegen und schnipste dann mit den Fingern "Deinen Wein sollst du bekommen..." Es brauchte einiges an Zeit, bis sie vor dem schicken Lokal standen. Besser gesagt, sie standen vor dem hohen Gebäude eines Hotels, dessen Bar fast eine Nobelabsteige war. Ein Fahrstuhl brachte sie nach oben. Sha'kafir wurde zwar wegen seiner Klamotten schräg angesehen, dennoch machte ihm Keiner Schwierigkeiten. Das kurzzeitige, rötliche Glühen unter seiner Sonnenbrille erregte auch kein weiteres Aufsehen. Somit saßen die Beiden dann in einer Sitzecke am Fenster, während ihnen ein Kellner Karten für Essen und Getränke reichte.

Etwas verwundert war ihm Col gefolgt und hatte schon beim Anblick des Hotels immer wieder ein leises "mon dieu !" gewispert ... es war ihm schleierhaft, wieso sie überhaupt hochgelassen wurden, doch langsam wunderte ihn überhaupt nichts mehr und er setzte sich wortlos hin. Als er jedoch die Karte öffnete, weiteten sich seine Augen und er keuchte leise auf ... schüttelte den Kopf und sah dann zu dem Großen, wisperte nur ein leises – vom Kellner ungehörtes – "Du spinnst doch ! Hast du die Preise gesehen ???! Das ist Wucher !", ehe er wieder verstummte und erneut entsetzt die Karte ansah. Allein für das Geld, das ein normales Menü und ein guter Wein kosteten, konnte Col sich eine ganze Woche lang wirklich gut ernähren.

Sha'kafir knurrte leise und hob die Hand dem Kellner entgegen, daß dieser schweigen und später wiederkommen sollte. Er beugte sich zu Col herüber und klappte dabei dessen Karte nach unten. "Hör mal, die Preise hier sollten dich nicht interessieren. Das laß meine Sorge sein !" zischte er ihn leise an. Er selber würde eh nichts Großartiges essen oder trinken, dennoch hatte er nie verstanden, daß sich Menschen mit teilweise niederwertiger Nahrung zufriedengeben konnten. Mürrisch lehnte er sich wieder zurück und kramte eine Kippe hervor. Abwartend sah er Col an, ob er sich doch dazu durchringen konnte, sich etwas Gutes zu bestellen.

Dieser war leicht bei den Worten erschrocken – beruhigte sich nur langsam wieder und seufzte, rang mit sich und nickte schließlich nach einer Weile. "Ich ... ich bins nur nicht gewohnt, daß mir Jemand ... daß Jemand so großzügig ist, weißt du ? Muß mich daran auch erstmal gewöhnen ..." Dann überflog er noch einmal die Karte, winkte nach dem Kellner und bestellte als Vorspeise Muscheln mit Rahmsoße, dazu dann Kalbsmedaillons mit Kroketten und Salat und als Nachspeise einen Himbeerkuchen, das Ganze mit einem Glas edlen, fruchtigen Rotweins und einem Glas Mineralwasser abrundend. Die Bestellung war wohlgewählt und trotzdem nicht zu teuer – auch wenn Col nicht in solch teuren Restaurants aß, so wußte er doch um die Affronts, die man begehen konnte.

Es sollte auch nicht lange dauern, bis Col sein Essen hatte. Sha'kafir rauchte zufrieden seine Kippe und sah Col beim Essen zu. "Du bist Luxus nicht gewohnt ? Ich bin es nicht gewohnt, auf mein Geld zu achten." Er lehnte sich gelassen in die weichen Lederpolster zurück und sah aus dem Fenster hinaus, welches geschmückt mit einem Blumenkasten war. Der Geruch dieser Pflanzen war angenehm. Gut, ein Mensch würde den kaum wahrnehmen. Das hier waren Blumen, die mal nicht so penedrant wie Rosen oder sowas rochen. Er schien wieder mal ins Grübeln zu verfallen "Bei meiner Geburt wurde mir ein Konzern überschrieben mit einigen Tochterfirmen. Als ich 10 wurde, brauchte ich mich schon nicht mehr um Geld zu kümmern. Mein Konto lebt von den jährlichen Zinsen." Dabei fiel ihm ein, daß er sich bald mal wieder um seine Position in der Firma kümmern mußte.

"Tja ... vielleicht würde es dir auch mal guttun, für dein Geld arbeiten zu müssen. Kennst du das überhaupt ? Die einfachen Dinge, die man sich nicht mit Geld kaufen kann ? Ich bin jedenfalls ein einfach gestrickter Mensch, ich brauche keinen Luxus. Jedenfalls nicht die Sorte, die du gewohnt bist, Großer." Cols Worte waren ruhig ... es war mehr eine Feststellung, als eine Beschuldigung. Hätte ein normaler Mensch das zu ihm gesagt, so hätte der junge Forscher eine Diskussion angefangen, doch irgendwie konnte er sich denken, daß es bei Shak sinnlos war ... sicherlich war dieser das von Kind auf gewohnt, ebenso wie seine Familie oder das, was man als solche bezeichnen konnte. Der Vampir strahlte es förmlich aus – für ihn war das normal und so akzeptierte es Col, wenngleich auch mit einem leisen, innerlichen Seufzen. Er aß das Essen mit nicht geringem Appetit und genoß auch den Wein in langsamen, genießenden Schlucken ... wenn er schon einmal so nobel essen konnte, dann wollte er es auch auskosten. Erst, als der Himbeerkuchen als Nachspeise serviert wurde, bestellte Col sich noch einen Cappucchino dazu – nickte, als ihm dieser gebracht wurde und genoß das wirklich ausgezeichnete Aroma des Getränks.

Der Vampir sah Col dunkel an "Was meinst du, was ich hier mache ?" Anscheinend war Col sich nicht bewußt, daß, wenn Sha'kafir arbeitete, er dabei auch sein Leben riskierte. Und wenn er das schon tat, wollte er sich eben nicht darum kümmern, daß etwas nicht klappte, nur weil das nötige Kleingeld fehlte. Die meisten Menschen waren eben gierig und manchmal brachte rohe Gewalt und Tod nicht das Geringste. Er hatte dafür gesorgt, daß sein Unternehmen immer genug Gewinn abwarf, um seine Eskapaden zu finanzieren. Die Angestellten dort bekamen keinen Hungerlohn, schließlich mußten die bei Laune gehalten werden und erst recht durfte Niemand auf die Idee kommen, Sha'kafir aus dem Unternehmen herauszudrängen. Aber bis es soweit gewesen war, wie es jetzt ist, hatte er einige Jahre Intensivarbeit reingesteckt. Inzwischen leitete jemand Anderes die Belange der Firma. Daß dieser Wurm den Gewinn teilweise auf Hilfsorganisationen umverteilte, gefiel dem Vampir gar nicht. Dennoch sah er den positiven Effekt dabei. Es sahen weniger Leute weit weniger genau auf die Firma. Doch bevor sich Sha'kafir jetzt noch weiter aufregte innerlich, behielt er seine Gedanken für sich. Col ging das alles nichts an. Er war nur ein Werkzeug, redete sich Sha'kafir ein. Sein Unterbewußtsein meldete sich So ? Ist er das ?. Der Vampir zuckte unmerklich zusammen und räusperte sich "Und was ich gewohnt bin, erahnst du nicht einmal in deinen Alpträumen." Kurz blitzten seine Augen rot auf und er leckte sich demonstrativ über die Eckzähne.

"Kanns mir schon denken ... Mord, Totschlag, Kämpfe, das volle Programm. Da du kein friedliebender Freigeist bist, sieht man dir an – und um ehrlich zu sein, bin ich auch froh darüber, sonst wär ich jetzt tot, begraben und aufgespießt. Weißt du – von mir aus kannst du so leben, wie du möchtest, ich will dich ja gar nicht dran hindern. Könnt ich ja eh nicht. Ich möchte eben nur, daß du akzeptierst, daß ich nicht so bin, Shak. Das ist alles." Er verstummte, als er einen Bissen seines Kuchens nahm – ihn auskostete, denn die Himbeeren waren einfach nur köstlich, und erst, als er geschluckt hatte, sprach er ebenso leise und freundlich weiter wie zuvor. "Genau das mein ich – der Kuchen ist herrlich. Kennst du sowas eigentlich ? Oder ißt du...äh ... trinkst du nur .... du weißt schon." Dies alles war so bizarr – er saß mit einem Vampir am hellichten Tag in einem noblen Restaurant und aß einen Himbeerkuchen. Doch irgendwie ... vielleicht war es die Sonne oder einfach nur, daß er satt war. Aber Col fühlte sich wohl, wirklich wohl, und er war ein wenig neugierig auf sein grimmiges Gegenüber, den Mann, der mittlerweile so viel von seinem Schrecken für ihn verloren hatte – aus welchem Grund auch immer.

Nicht sehr wohlwollend hatte Sha'kafir längst registriert, daß Col ihn nicht mal mehr ansatzweise so fürchtete, wie am Anfang. Normalerweise ließ er auch so nicht mit sich reden. Längst hätte Col in Stücken vor ihm gelegen, wäre er nicht sein .... Auftrag. Am wenigsten schmeckte ihm die Abkürzung seines Namens, Col hatte plötzlich so einen vertrauensseligen Klang in der Stimme. Wußte er denn nicht, daß ihm der Tod persönlich gegenüber saß ? Und warum verschaffte er, der blutrünstigste seiner Familie, sich nicht den nötigen Respekt ? Er ließ Col gewähren. Seufzend über diese Gedanken antwortete er Col. "Wir haben solche Nahrung nicht nötig, krepieren daran aber auch nicht." Er konnte sich nicht vorstellen, daß etwas besser als berauschtes Blut schmecken konnte.

Von den Gedanken des Anderen ahnte der junge Forscher nichts – doch er schmunzelte bei dem letzten Satz und nahm noch eine Gabel, genoß den süßsauren Geschmack der Himbeeren und musterte sein Gegenüber. "Ehrlich ? Dann entgeht dir was. Gut, mir ist klar, daß du anders bist ... und daß Blut nicht gleich Blut ist. Aber trotzdem ... nunja, denke mal, das kommt einfach daher, daß Menschen so vielerlei essen können. Wie ist das eigentlich ... schmeckst du raus, ob Jemand Wein trinkt oder Bier ? Oder welche Medikamente man nimmt ? Oder macht das Essen etwas aus ?" Col war neugierig – erneut kam der Wissenschaftler in ihm raus und wenn er schon einmal Jemand fragen konnte, so nutzte er die Chance, denn diese Fragen hatten ihm schon lange auf der Zunge gebrannt.

Sha'kafr runzelte die Stirn. Col begab sich immer mehr auf dünnes Eis. Trotzdem antwortete er mit einer Gegenfrage "Schmeckt für dich jede Himbeere gleich ? Bestimmt nicht. Es hängt von ihren Wachstumsbedingungen ab und wie man sie zubereitet. So ist es auch mit Blut. Vieles spiegelt sich darin wieder."

Der Schlankere nickte auf diese Antwort – aß seinen Kuchen auf und trank wieder von dem Cappucchino, stellte die Tasse hin und zögerte, ehe er wieder sprach. "Sorry ... ich bin eben neugierig, wenn ich dich jetzt schon als Schatten habe. Je mehr ich von dir weiß, je weniger Mißverständnisse kann es geben .. und du brauchst nicht mehr so oft wütend werden." Daß es noch einen anderen Grund für seine Neugier gab, merkte Col nicht .. ebensowenig wie die Tatsache, daß er sich mittlerweile bei dem Vampir wohlzufühlen begann und gerade das eigentlich sein Mißtrauen hätte wecken müssen.

Sha'kafir beobachtete Col skeptisch beim Essen weiter. Ihn irritierte dieser SmallTalk doch ein wenig. Und die eigene Neugierde siegte "Warum interessiert dich das wirklich ?" Er hatte noch Fragen erwartet, wovor er sich fürchten würde oder was ihn gar töten würde. Aber irgendwie kamen diese Fragen nicht einmal ansatzweise. Demnach wollte ihn Col nicht dahingehend ausloten und der Rest hörte sich eher wie ein Vorstellungsgesrpäch bei einem Blinddate an.

Ein wenig überrumpelt hielt der junge Forscher mit Essen inne und sah den Größeren an, die Gabel halb an den Mund geführt – fing sich jedoch nach einem Herzschlag wieder und nahm den Bissen, kostete ihn aus und zuckte dann einfach mit den Schultern. "Weiß nicht. Tut es einfach ... ich weiß nicht, wovor ich eigentlich mehr Angst haben sollte. Daß du wieder so ausrastest und ich halb krepiere oder daß du gerade eben richtig angenehm bist. Irgendwie seltsam, ich weiß ... ich komme mir ehrlich gesagt mehr vor wie bei einem Blind-Date, zumindest wenn ich nach dem gehe, was meine Freunde so darüber erzählten. Ich hab sowas noch nie gemacht, weißt du ?" Um sich abzulenken, aß Col einen weiteren Bissen – es war eine gute Möglichkeit, sich nicht um Kopf und Kragen zu reden, doch der Kuchen ging rasch zur Neige und die Möglichkeit somit auch, während Col nicht einmal im Ansatz ahnte, daß er mit den Worten eigentlich direkt einen Gedankengang des Anderen beantwortet hatte.

Sha'kafir gab sich damit aber nicht zufrieden. Er drehte den Spieß um. "Was denkst du von mir und was fühlst du ?" In dem Moment, als ihm die Frage über die Lippen floß, konnte er aber schon andeutungsweise die Antwort fühlen. Er entblößte leicht die Eckzähne "Sei ehrlich. Ich merke, wenn du lügst..."

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