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”Ein Dämon, der auszog, sich ein Engelchen zu fangen ... und etwas völlig anderes bekam.” 06
 

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Die Sonne war kaum über den Horizont gekrochen, als Thyrock abermals seine Augen öffnete. Er hatte kaum geschlafen, nicht nur wegen seiner Situation, in die er sich aus Blindheit hatte bringen lassen, sondern auch weil er nicht wusste, was nun mit Avelle geschah. Er saß da vor dem Fenster – sicher saß er noch da, wenn er nur halb so stur war, wie er sich Gestern präsentiert hatte. Thyrock seufzte.

Und als würde der Ärger nicht reichen, stand bald der Nächste ins Haus. Heute hätte er in das Schloss seines Vaters zurückkehren müssen. Er wollte sich gar nicht ausmalen, was wieder losging, wenn er nicht kam !

Um sein Dasein als Sklave machte er sich weniger Sorgen, es war nicht Teil der Vereinbarung, dass er sich den Kunden beugen musste. Er würde Jeden hier rauswerfen, der es wagte, diesen Raum unaufgefordert zu betreten – wie lange allerdings Avelle noch da draußen hocken wollte, wusste er nicht. Langsam erhob er sich, streckte die Flügel aus und streckte auch die restlichen Muskeln mit einem leisen Knurren. Mit der Kugel auf dem Arm kam er zum Fenster, wo er schon von weitem die goldenen Flügel erkennen konnte, die in der aufgehenden Sonne durch das Gitter schimmerten.

Langsam wachte auch Avelle auf und hob den Kopf, stöhnte leise, als dabei einige Halswirbel laut knackend ihren Platz wiederfanden und schloß lächelnd die Augen, als er das weiche Morgenlicht auf seinem Gesicht fühlen konnte. Erst ein fast nicht hörbares Klirren lenkte ihn wieder ab und er sah hinter sich, lächelte unwillkürlich und stand auf, um zum Gitter und damit auch zu Thyrock zu kommen. "Ihr seid wach, Herr ... ihr solltet den Dienern senden, daß sie euch etwas zu essen bringen, ihr müßt hungrig sein." Man sah Avelle deutlich an, daß er sich um den jungen Dämonen sorgte und zumindest in diesem Moment wieder das freundliche und sorgende Verhalten zeigte, das er auch im Zimmer gehabt hatte, als er noch gefesselt war.

Nun war es anders herum, nun war sein Herr der Gefangene, doch Thyrock grinste nur schief. "Du hockst da ja auch schon ne Weile, sicher hast du auch Hunger. Soll ich dir was mitbestellen ?" wollte er wissen. Mittlerweile hatte auch der junge Dämon begriffen, dass es keinen Sinn machte, Avelle noch reinreden zu wollen – in Sachen dicker Schädel standen sie sich Beide in nichts nach. Thyrock ließ die Kugel einfach fallen. Dass sie den Boden erbeben ließ und kleine Risse verursachte, ließ ihn völlig kalt. War doch nicht sein Schloss ! Was ging es ihn an, ob es einfiel.

Seine Hände klammerten sich um die Gitter, als er Avelle wieder betrachtete.

Noch im gleichen Moment kam der Geflügelte näher und schnurrte leise, schloß die Augen und schmiegte sich an die Hand, welche das Gitter umfaßte. Avelle suchte und brauchte die Nähe und auch die Berührung des Anderen, und erst nach einigen Herzschlägen faßte er sich wieder soweit, daß er sich löste und Thy ansah. "Nur, wenn ihr es wollt, Herr ... ich könnte mir auch etwas zu essen jagen, falls euch das lieber ist ?" Ein wenig verwunderte es Avelle schon, daß Thy solch eine schwere Kugel mit sich herumschleppen mußte, doch dann tat er den Gedanken wieder ab, da der junge Feuerdämon schließlich viel mächtiger war als er und sicherlich auch andere Fesseln benötigte.

Er trug ein breites Halsband, von dem Avelle wusste, dass es ein Magieblocker war. Es war dafür gedacht, die Magie des Dämonen zu minimieren, damit er für seine Kunden keine größere Gefahr mehr bildete. Über ein paar Flammenkugeln ging seine Fähigkeit nicht mehr hinaus. Thyrock bereute es wirklich, denn sonst hätte er sich schon längst durch die Wand gesprengt und wäre geflohen, egal, wie feige und verwerflich das war. Er war ein Dämon, Skrupel gehörten nicht zu seiner Erziehung.

"Wenn ich das nicht wollte, würde ich nicht fragen – Flattermann." sagte Thy, doch er grinste dabei breit und nahm seinen Worten die Schärfe. Seine Hände strichen unbewusst über die Stäbe der Gitter, doch es gelang ihm nicht, das Metall zu schmelzen. Seine Kraft war zu sehr gedämpft.

"Die Gitter kann man nicht durchbrechen, Herr – dafür hat der Hohe Herr selbst gesorgt. Ich habe es schon versucht, bei den weiten Himmeln, wie oft habe ich es versucht." Einen Moment lang ließ Avelle die Bitterkeit dieser Erkenntnis zu – doch dann verdrängte er sie wieder und berührte mit seiner Rechten die Hand Thys, koste darüber und weiter zum Handgelenk, denn er brauchte das Gefühl, ihn spüren zu können. "Wenn ihr es wirklich wollt, dann ... ich danke euch, daß ihr auch an mich denkt, Herr. Mir reicht ein wenig Fleisch und Wasser." Er sah inzwischen durch die ein wenig schroffere Art des jungen Feuerdämons und ahnte, daß Thy sich um ihn sorgte ... und diese Erkenntnis ließ Avelle ein weiteres Mal glücklich und strahlend auflächeln.

"Mann, bist du genügsam. Hey, die Ratten haben uns hier ziemlich vorgeführt. Sollen sie sich das doch auch was kosten lassen. Also ich geb mich mit Wasser nicht zufrieden – mal sehen, was sie ihren Sklaven hier so alles bieten, um sie bei Laune zu halten." murmelte Thy nur vor sich hin und streckte seine Hand weiter durch das Gitter, damit Avelle ihn berühren konnte. Er wusste nicht genau warum, aber das leichte Kosen, die Berührungen machten ihn etwas sicherer und ließen ihn das Ganze, alles, was passiert war, etwas weniger tragisch sehen.

Das dicke Ende kam sicher noch, wenn sein Vater erst mal davon Wind bekommen hatte.

Avelle genoß die Zärtlichkeiten, die er bekam, und schnurrte sich noch ein wenig näher, schmuste schon förmlich mit der Hand des jungen Feuerdämons und nickte schließlich, ehe er ihm leise antwortete. "Bestellt, was ihr möchtet, Herr ... in dieser Hinsicht mußten wir uns nie zurückhalten, solange es nicht Überhand nahm. Die Sklaven sind dazu verpflichtet, euch das Essen zu bringen, das ihr braucht, Herr." Erst nach einigen weiteren Schmuseeinheiten löste sich der Geflügelte wieder und man sah ihm überdeutlich an, daß er es nur ungern tat. "Bitte verzeiht – ich muß kurz weg, Herr. Ich beeile mich, das verspreche ich euch." Dann drehte er sich um und sprang auf, breitete die Schwingen aus und flog schnell zu dem kleinen Fluß, den er Gestern in der Nähe des Schlosses gesehen hatte, um ein wenig zu trinken, sich zu waschen und auch, um sich im Schutz der Bäume um das Bedürfnis zu kümmern, das durch Thys Kosen erwacht war.

Er war unvorsichtig oder nicht schnell genug gewesen, als er sich umgewendet hatte, so konnte auch der junge Feuerdämon sehen, was das eigentliche Problem seines Keys war. Er lüpfte eine Braue, ein sanftes Grinsen schob sich auf seine Lippen. So war das also ! Er hatte sich in Avelle also nicht getäuscht, er war von ihm so angetan, wie umgekehrt auch Thyrock von ihm.

"Flattermann – Flattermann." grinste er vor sich hin, als er nach dem Diener rief und dem Jungen sichtlich besser gelaunt als noch Gestern seine Bestellung abgab. Der Diener sah ihn ziemlich skeptisch an. Er hatte damit gerechnet, dass der Dämon toben und wüten würde, aber nicht, dass er grinste und dann einfach wieder mit wedelndem Schweif summend rüber zum Fenster ging.

"Tür zu !" rief er dem Diener noch nach, dass der überrascht die Tür ins Schloss schob.

Thyrock aber wartete darauf, dass Avelle endlich zurückkam. Er wollte ihn wieder berühren. Einfach wissen, dass er nicht allein war und dass er sich nicht getäuscht hatte.

Jener beeilte sich und schauderte, als er sein kleines Problem endlich gelöst hatte – erst jetzt widmete er sich in Windeseile seiner Morgentoilette, sprang danach wieder auf und flog so schnell er es konnte zurück zum Palast und dem Fenster, an dem er schon von weitem seinen Herrn stehen sah. Avelle landete so geschmeidig auf dem schmalen Vorsprung, als wäre er niemals gefangen gewesen, legte die weichen Schwingen an und kam sofort zum Gitter, um leise zu Thyrock zu sprechen. "Ich habe mich beeilt, Herr. Habt ihr schon euer Essen bestellt ?"

"Ja ja, die kleine Kröte hat zwar ein Bisschen geguckt, was ich alles haben will. Aber er war schlau und hat nicht weiter gefragt." sagte Thyrock. Er machte keinen Hehl daraus, dass er beschlossen hatte, das Beste aus seiner Situation zu machen. Er reichte seine Hände wieder nach draußen, die Avelle greifen konnte, doch kaum hatte Thy sich ein wenig darin verloren, da klopfte es erneut. Entschuldigend sah er Avelle an und ging wieder zur Tür, ließ sich das Tablett geben und grinste, als der Diener von allein wieder die Tür hinter sich schloss. Gut erzogen, die kleine Kröte.

Er trug das Tablett zum Fenster, stellte alles auf die breiten Fensterbretter außen und innen und lächelte Avelle an. "Los, hau rein."

Dankbar nahm der Geflügelte ein Stück Fleisch und aß es heißhungrig auf, ehe er den Becher mit Wasser nahm und seinen Durst stillte. Trotz seines großen Hungers aß Avelle gesittet und ließ sich nicht hinreißen, denn er wollte nicht, daß Thy von seinen Manieren angewidert war. Alleine schon die Tatsache, daß er ihm ebenso etwas zu essen geordert hatte, ließ den Hellen sacht lächeln, doch dann konzentrierte er sich wieder auf das Essen und darauf, seinem Körper die Energie wiederzugeben, die er durch das Fliegen verloren hatte.

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"Und ?" Der Kaiser der Dämonen sah seinen Berater entgegen, der gerade auf den Zinnen des Turmes gewesen war, doch er schüttelte den Kopf. "Tut mir leid, mein Kaiser, aber von Prinz Thyrock ist noch immer nichts zu sehen."

Die Sonne stand schon weit am Himmel und Indigor hatte seinem Ältesten das Versprechen abgenommen, am Morgen des vierten Tages wieder auf der Matte zu stehen und sich dann weiter um die Belange des Reiches und der Dämonenheit zu kümmern. Doch wer sich mal wieder nicht blicken ließ, war sein Sohn !

Indigor knurrte leise. "Das war das letzte Mal, dass der Kerl seinen Willen bekommen hat. Ab Heute wird ihn ein strenges Regiment an den Palast binden. Was bildet der Mistkerl sich ein !"

"Dal Indigor ! Er ist doch euer Sohn !" brachte der Berater vor, doch er schwieg, als der Kaiser ihn wütend anblickte.

"Wäre der Mistkerl mein Sohn, würde er mich nicht so bloßstellen – ich werde mich an den Inhaber wenden, er soll meinen Sohn mal in den faulen Hintern treten und ihm aus dem Bett von dieser Hure zerren. Wenn er bis heute Abend nicht hier ist, wird er aus der Thronfolge fliegen !"

"Er wird nicht kommen, er macht doch immer nur, was er will.", sagte Ezehil, der gerade an der Tür stand, seinen nackten Engel im Arm. Seit Thyrock nicht mehr im Schloss war, fühlten sich auch die Schoßengel der beiden jüngeren Dämonensprösslinge wieder sicherer.

"Ezechil, halt die Klappe, du wirst seine Position trotzdem nicht einnehmen !" knurrte der Kaiser nur. Seit sein Ältester weg war, versuchte sein zweiter Sohn ihm den Rang abzulaufen. Er musste gestehen, was die Verschlagenheit und die List anging, war Ezechil Thyrock überlegen, doch sein Körper war schwach und eher zart für einen Dämonen. Gegen Thyrock hätte er keine Chance.

"Hm." lachte der junge Dämon nur und ging. Almérs Federn raschelten dabei leise. Ein paar waren noch angesengt, aber sie wuchsen nach. "Du wirst schon sehen."

Indogor erhob sich wütend, seine Augen blitzten, als er seine Flügel weit öffnete. "Ich werde den Kontakt zum Palast herstellen und Thyrock umgehend rauswerfen lassen. Wir wollen schon mal sehen, ob ich mir sowas bieten lassen muss." Damit war der Kaiser aus dem Audienzsaal verschwunden und hinüber in das spezielle Zimmer gegangen. Jeder im Schloss nannte es so, denn der Kaiser zog sich hierhin zurück, wenn er den mentalen Kontakt zu Anderen suchte. Spezielle Steine und Elixiere unterstützten die mentale Suche und so dauerte es nicht lange, bis er den Meister des Palastes erreichen konnte.

//Was wünscht ihr, Dal Indogor ?// wollte der ältere Mann wissen und machte dabei einen sehr freundlichen Eindruck. Schon war er Indogor definitiv nicht sympathisch. Er war aalglatt.

\\Schickt mir meinen Sohn, er soll seinen faulen Arsch aus dem Bett schwingen und heimkommen, seine Zeit ist um.\\, erklärte der Dal kühl und atmete tief durch.

//Das tut mir leid, aber das kann ich nicht tun. Der Prinz hat sich einverstanden erklärt, für uns zu arbeiten. Er hat einen anderen Sklaven entkommen lassen und dafür seinen Platz eingenommen. Er gehört jetzt dem Haus.//

\\Das kann ja nur ein schlechter Scherz sein, hört auf zu albern und schickt mir meinen Sohn, ich werde ungeduldig.\\ knurrte der Dämonenkaiser, das konnte doch nur ein schlechter Scherz sein.

//Nicht im geringsten.// Maximilian Gondor klang so selbstgefällig, dass es dem Dal fast die Haare aufstellte. Seine Flügel und der mächtige Schweif zuckten aufgebracht.

\\Ich will mit eurem Vorgesetzten sprechen – wem gehört dieser Palast ?\\, knurrte der Kaiser. Er konnte das unmöglich auf sich und seinem Sohn sitzen lassen. Er konnte unmöglich als Sklave in einem Bordell gehalten werden. Diese Schmach konnte Indogor nicht auf sich sitzen lassen.

//Anthar gehört dieses Etablissement//, erklärte Maximilian wahrheitsgemäß, doch ihm wurde langsam mulmig. Er hatte selbst versucht, seinen Meister zu erreichen und ihm die frohe Kunde zu überbringen, doch der Drache war in einer Schlacht und nicht zu erreichen.

\\Ich werde ihn kontaktieren.\\ sagte Indogor nur und unterbrach die Verbindung zum Palastmeister. Er musste Kraft sammeln um den Drachen anzurufen, ihn weitab dieser Welt zu erreichen, wo immer er gerade war.

Er ließ seine Gedanken durch den Raum streifen, bis er Anthar erreicht hatte.

Der große Blitzdrache war gerade dabei, den Sieg der Schlacht zu feiern, als er am Rande seiner Gedanken die eines Anderen fühlte. Nun doch ein wenig verwundert, erhob er sich und ging in sein Zelt, um ein wenig Privatsphäre zu haben, öffnete seinen Geist und runzelte die Stirn, als er die Stimme des Dämonenkaisers erkannte. ##Indigor ? Ist irgendwas passiert ?## Er wußte, daß seine Diener nur in dringenden Fällen seinen Aufenthaltsort preisgeben durften und daß es gerade der Dämonenkaiser war, ließ nichts Gutes ahnen. Und das gerade jetzt, da er die Schlacht endlich hinter sich hatte und sich den Freuden des Sieges hingeben wollte – schließlich siegte man nicht jeden Tag gegen ein so großes, gegnerisches Heer, das sogar noch einige Efreet als Verstärkung angeheuert hatte. Doch dann fiel ihm etwas ein – einer seiner Verwalter, Gondor, hatte versucht, ihn zu erreichen, doch das war mitten in der Schlacht gewesen und so hatte er ihn einfach abgewürgt und seinen Geist verschlossen, da er nicht gestört werden wollte. ##Geht es um den Palast ? Der Mensch, der ihn für mich verwaltet, hat Gestern versucht, mich zu erreichen.##

\\Das glaube ich gern, dass er versucht hat, euch zu erreichen. Schließlich hat er durch einen Trick meinen Sohn als einen eurer Sklaven in den Tränenpalast gesteckt und verweigert die Herausgabe mit den Worten, es wäre alles rechtens gelaufen.\\ erklärte der Kaiser und versuchte, ruhig zu bleiben. Er hatte Anthar doch selbst gerade auf dem Schlachtfeld gesucht, dieser Krieg tobte sein vielen Jahren. Indigor konnte sich kaum vorstellten, dass der Drache wirklich etwas mit der Inhaftierung seines Sohnes zu tun hatte. Außerdem musste er dem Blitzdrachen auch Respekt zollen, er stand noch ein paar Stufen über ihm.

Ein lautes ##WAS ?!!!!!## brüllend, hatte Anthar gut damit zu tun, seinen Ärger zurückzuhalten und atmete tief durch, als er einen Riß zu dem Dämonenkaiser öffnete und ihm so in die Augen sehen konnte. "Okay – ganz von vorne und ganz langsam. Mein Verwalter hat deinen Sohn in eins meiner Zimmer gesteckt – und zwar als Key und nicht als Gast ?" Der Blitzdrache blieb wohlweißlich in seiner Menschform – erstens war es höflicher und zweitens konnte er so weniger Schaden anrichten, falls er seine Beherrschung verlieren sollte. An den Worten des Dämonenkaisers zweifelte er keinen Moment; zum Einen kannte er ihn flüchtig und zum Anderen wüßte er auch keinen Grund, weshalb ihn Indigor anlügen sollte.

"Tja, mein Ältester soll demnächst als mein offizieller Nachfolger eingesetzt werden, und mich auf meinen Reisen begleiten und langsam die Geschäfte begreifen. Allerdings ist er noch ziemlich ... na wie auch immer, er wollte in euren Palast, sich die Hörner abstoßen. Er sollte in vier Tagen – Heute – wieder hier sein, weil wir einen engen Zeitplan haben, aber er kam nicht." fing Indigor an, zu erklären, wie es dazu gekommen war.

"Was im Palast passiert ist, weiß ich auch nicht. Nur, als ich den Palast kontaktierte, sagte mir dieser Gondor – er wäre nun ein Key, weil er einen Sklaven habe entkommen lassen. Ich zahle gern den Schaden, aber ich brauche den Thronfolger zurück."

"Gondor ?! Verdammt, was hat der Idiot jetzt schon wieder angestellt ! Warte, ich werde das mal kurz klären." Leise vor sich hinfluchend, sendete der Drache mit nur gering zurückgehaltener Wut nach dem Verwalter und wurde immer wütender, als der ihm den Vorfall und auch den Vertrag erklärte. Innerlich kochend, versprach Anthar dem Verwalter, daß das noch ein gewaltiges Nachspiel haben würde und wandte sich dann wieder dem Dämonenkaiser zu. "Ich habe mit Gondor gesprochen – der Idiot dachte, es würde mich freuen, wenn er meinen widerspenstigen Geflügelten durch deinen Sohn ersetzen könnte. Er vergaß, daß man die Thronfolger nicht anrührt oder hat es vergessen wollen, keine Ahnung ... und er hat deinem Sohn dazu noch reingelegt, indem er nicht einmal die normale Vorgehensweise gewählt hat, sondern ihm wesentliche Regeln verschwieg. Lange Rede, kurzer Sinn: Dein Kleiner wird frei- und zu dir zurückkommen. Aber da ich jetzt ein unbelegtes Zimmer habe, brauche ich einen Ersatz von dir – und auch eine kleine Entschädigung für die Kosten, da sich schon drei Kunden für deinen Sohn angemeldet haben." Er strich sich wütend die blauweißen Haare auf der Stirn und fluchte wieder, ehe er Indigor anblickte und abwartend eine Braue hob. Er hoffte, daß der Dämonenkaiser auf diesen Vorschlag einging – mehr konnte er ihm nicht entgegenkommen, ohne selbst sein Gesicht zu verlieren.

Und der Kaiser wusste das. Er kannte das Prozedere und nickte nachdenklich. Drei Kunden hatten sich schon für seinen Sohn gemeldet ? Er wäre ja zu gern Mäuschen gewesen. Indigor grinste etwas, als er sich vorstellte, wie Tische und Schränke gegen die Tür flogen, sobald Jemand den Kopf ins Zimmer steckte. Er kante Thyrock, Thy ließ sich nicht dominieren. Von Niemandem. Auch wenn er eine menschliche Mutter hatte, so war die Kraft, die er in sich trug, gewaltig.

"Ihr braucht Ersatz, das kann ich verstehen." sagte der Dämon und erhob sich, er kam näher an den Riss heran, um Anthar in die Augen zu sehen. "Ich werde dafür sorgen, auch eine Entschädigung kann ich euch bieten, denn mein Waffenschmied ist der Beste auf diesem Planten. Sucht euch aus, was immer euer Herz begehrt, und lasst mich wissen, wie der Ersatz aussehen muss. Ich würde das gern schnell über die Bühne bringen, denn wenn Thyrocks Mutter erfährt, was passiert ist, ist die Hölle los." Der Kaiser grinste schief. Sie mochte nur ein Mensch sein, aber sie hatte es geschafft, ein Schloss voller Dämonen in Angst und Schrecken zu versetzen, wenn sie schlechte Laune hatte oder ihrem kleinen Liebling etwas passierte.

Dies brachte den alten Blitzdrachen dazu, verblüfft eine Braue zu heben – doch dann lachte er schallend, nickte und schlug dem Dämonenkaiser gutmütig auf die Schulter, ehe er ihm antwortete. "Bei den ewigen Feuern, das kenne ich nur zu gut. Dies ist einzige Schwachstelle, die alle Hohe Wesen haben: Ihre Gefährten. Wegen deinem Angebot – ich habe schon viel von deinem Schmied gehört, ich könnte einen neuen Kampfspeer gut gebrauchen, da in der letzten Schlacht mein alter Speer zerbrach. Kann dein Schmied mir eine solche Waffe fertigen ?" Er sendete Indigor ein Bild seiner alten Waffe und auch deren Eigenschaften, damit der Dämonenkaiser wußte, was er gerne wollte. Daß dies jetzt so schnell geregelt werden konnte, beruhigte den großen Drachen – er hatte schon befürchtet, daß die Verhandlungen zäher werden würden. "Wegen dem Ersatz – ich brauche ihn innerhalb eines Monats. Er sollte Schwingen und genug Temperament haben, um nicht gleich von seinem ersten Gast gebrochen zu werden; er muß keine Selbstheilung oder Feuerresistenz besitzen, die kann ich ihm geben. Er muß keine Jungfrau sein, auch wenn das natürlich ein großer Pluspunkt wäre – jedoch sollte er eine gewisse Kraft haben, denn die schmalen Engelchen sterben mir zu schnell." Anthar zählte noch die Eigenschaften des Ersatzes auf, denn auch dies gehörte zum Geschäft – der Dämonenkaiser mußte ja wissen, was sich der Drache für das Zimmer als Ersatz wünschte.

"Wie war denn der, der meinem Sohn entkommen ist ? Was war das überhaupt für einer ?" wollte Indigor wissen, als er die Wünsche des Drachen mental notierte und sich fast unauffällig wieder die Schultern rollte. Der Drache hatte mehr als Kraft, wo der hinschlug – auch nur in Freundschaft – splitterten Knochen, wenn man nicht aufpasste.

"Die Waffe wird kein Problem sein, in den Höllenfeuern unter meinem Schloss lassen sich so heiße Flammen erzeugen, dass dein Speer kaum zu zerbrechen sein wird. Der Ersatz für den Flüchtenden macht mir da schon mehr Sorgen. Es interessiert mich wirklich, was mein Herr Sohn sich da ausgesucht hat, und wie es gelang, dass der entkommen konnte." Zwar hatte Anthar auch gesagt, dass Thyrock reinlegt worden war, aber Indigor wusste, dass sein Junge nicht dumm war. Da musste mehr im Spiel sein, als eine simple Flucht.

Allein schon die Vorstellung von einer Waffe, die von den Schmieden des Dämonenkaisers hergestellt worden war, ließ den großen Drachen lächeln, doch bei der Frage nach dem Sklaven wurde er wieder ernst und seufzte leise. "Avelle ? Ich habe ihn vor einiger Zeit gefangen und versklavt, er entstammt einem Volk Geflügelter und war bei ihnen ein Krieger. Er ist sehr wild und läßt sich nur schwer dominieren, doch sein Feuer ist herrlich, wenn man es einmal geschafft hat. Allerdings gibt es da etwas, aus dem ich nicht schlau werde – scheinbar wollte dein Kleiner meinen Sklaven fliegen sehen ... und Gondor berichtete, daß Avelle deinem Sohn aufs Wort gehorchte und völlig entgegen seinem sonstigen Benehmen äußerst friedlich war. Wie dein Sohn das hinbekam, ist mir ein Rätsel – das ist bisher noch nie passiert. Am Besten frägst du deinen Sproß selber, wieso er sowas Dummes getan hat, ich kanns dir nicht erklären." Während er erklärte, sendete der Drache dem Dämonenkaiser noch ein Bild des ehemaligen Keys, damit dieser sich in etwa vorstellen konnte, was er suchen sollte – doch es klang auch unmißverständlich durch, daß Anthar nicht verstand, weshalb Avelle bei dem junge Dämonen so friedlich war oder weshalb Thy so einem Vertrag überhaupt zugestimmt hatte.

"Geh davon aus, wenn ich meinen Ältesten wieder bei mir habe, dann will auch ich wissen, was da vorgefallen ist und was ihn zu dieser hirnrissigen Aktion gebracht hat. Ich muss gestehen, so kenne ich Thyrock nicht. Er interessiert sich nur für sich selbst. Sklaven, Diener, was auch immer – er benutzt sie, wie es sich gehört, und nicht mehr. Selbst die Hausengel meiner Jüngsten mussten immer wieder dran glauben, wenn sie nicht aufpassten. Da soll er einen Anderen befreit haben ?" Indigor war das ganze noch immer nicht geheuer. Entweder kannte er seinen Sohn nicht, oder der Palastmeister log, oder dieser Krieger, dieser Key, benutzte Pheromone, um seinen Willen zu bekommen.

Dass der Geflügelte allerdings aggressiv und angrifflustig war, erklärte, warum sich Thy für diesen Key entschieden hatte. "Gut, Anthar. Halten wir die Abmachung auf einem Stück Papier fest. Du bekommst von mir die Waffe und ein Äquivalent, dafür bekomme ich dann meinen Jungen zurück." sagte der Dämonenfürst und ging langsam durch seinen Raum. "Noch was, wie wird jetzt mit ihm verfahren ? Muss er für den Palast anschaffen oder kann ich ihn für die Zeit freikaufen ? Dass er bleibt, wo er ist, aber euch nicht die Kunden zerschlägt. Ich kenne Thy, er lässt Keinen an sich ran, wenn er das nicht will, und er tötet. Es wäre nicht das erste Mal."

Die Aussicht auf eine Bezahlung war wirklich verlockend – doch der alte Blitzdrache war nicht umsonst so alt geworden. "Vergiß die Bezahlung, alter Freund – wir haben das jetzt geregelt und damit Basta. Er kann bleiben – aber nicht als Sklave, sondern als Gast, ich werde persönlich hingehen und dafür sorgen, daß mein Hornochse von Verwalter wenigstens diesmal alles richtig macht. Was denkst du – wie lange wirst du dafür brauchen, mir einen Ersatz zu beschaffen ? Für die Waffe kannst du dir die Zeit lassen, die es braucht ... ich weiß, daß eine wirklich gute Waffe nicht an einem Tag geschmiedet ist."

"Nein, das ist sie wirklich nicht." sagte Indigor nachdenklich. Er wusste, mit wieviel Herz und Schweiß sein alter Waffenschmied jede einzelne Waffe fertigte, egal, ob es nur ein Pfeil war oder eine Lanze, ein Schild oder ein Schwert. Er war ein Meister seines Faches und Qualität dauerte einfach seine Zeit. Dafür war zum Schluss auch keine Waffe wie die andere, sondern ein Unikat.

"Was den Ersatz angeht, da habe ich schon eine Idee. Doch weiß ich noch nicht, wie lange es dauern wird, einen von diesem Volk wirklich zu fangen und zu euch zu bringen." Die Fah-k’rem - ein Volk, das oberhalb der Wolken wohnte, auf den höchsten Höhen der Berge - waren geschickte Flieger, erfahrene Kämpfer und einer wie der Andere einfach nur schön. Es gab in diesem Volk keine Frauen, wie sie sich vermehrten, war ein gut gehütetes Geheimnis. Aber ihre wunderschönen, zarten Flügel und ihre makellosen, schlanken Leiber machten sie zu einer begehrten Beute für jeden Harem. Sie hatten daraus gelernt und bildeten schon die Jüngsten im Nahkampf und an diversen Waffen aus.

"Was meinen Ältesten angeht, verwöhnt ihn nicht. Er hat einen Fehler gemacht und soll das auch merken, und nicht noch dafür belohnt werden." sagte der Dämon und lachte rau auf.

Dies brachte auch ein hartes Lächeln auf die Lippen des schwarzen Blitzdrachen, ehe er nickte und ihm antwortete. "Wie du es wünscht – dann werde ich lediglich dafür sorgen, daß er keine Kunden bekommt, aber die Ketten soll er behalten, bis du ihn holst. Wegen dem Ersatz – ist dir ein Monat recht ? Mehr Zeit kann ich dir nicht geben, gerade dieses Zimmer ist sehr gefragt." Der Monat war schon mehr, als er einem Anderen gegeben hätte – doch gerade die Beziehungen zu den Dämonen waren dem alten Drachen sehr wichtig, denn viele der von ihm so geliebten Schlachten fanden bei den Dämonen statt und auch viele begehrenswerte Waffen und Schmuckstücke kamen aus den Schmieden der Dämonen.

Sie mochten grausam sein, kompromisslos und zu Recht gefürchtet. Doch sie waren Meister auf ihrem Gebiet und was sie taten, machten sie perfekt. Weswegen es noch verwunderlicher war, warum dem jungen Thronfolger so ein Fehler unterlaufen war.

"Ja, ein Monat wird genügen. Und wenn nicht, so hat Thyrock Pech gehabt." sagte Indigor, doch er hoffte darauf, dass es ihm gelingen würde, einen der Fah-k’rem zu erwischen, ohne dass er selbst dabei erwischt wurde. Schließlich waren diese Schmetterlingswesen misstrauisch gegen jeden Fremden geworden. Zu viele von ihnen waren in der Sklaverei gelandet. Und bald würde es noch einer mehr sein.

Zufrieden, daß der Handel nun abgeschlossen war, nickte Anthar und wartete geduldig, bis der Dämonenkaiser alles auf einem Pergament notiert hatte – dann unterschrieb er und ließ es sich, nachdem auch Indigor unterschrieben hatte, duplizieren, ehe er sein Duplikat nahm und zum Abschied kurz den Kopf senkte. "Es war ein für alle zufriedenstellender Handel – und ich wünsche dir viel Glück auf der Jagd, ich denke, du wirst sie genießen. Melde dich einfach bei mir, sobald du etwas passendes gefangen hast – dann können wir zusammen in den Palast und die Angelegenheit abschließen. Mögen deine Feuer weiterhin so heiß brennen, wie sie es bisher taten." Mit diesen Worten veraschiedete sich der Drache und ließ den Riß erlöschen, seufzte kurz und schüttelte den Kopf. Warum mußte es immer so viel Ärger geben, wenn er sich in einer Schlacht erholte und nicht jeden Tag nach dem Rechten sah ? Doch auf die gedankliche Frage wußte er keine Antwort und schnaubte nur, legte sich hin und schloß die Augen, um noch ein wenig zu ruhen, ehe sie am nächsten Morgen wieder in ihre Heimat zurückkehrten.

Auch Indigor lehnte sich noch einmal zurück. Was sollte er seiner Frau sagen ? Die war doch drauf und dran und flog los, Thyrock auf eigene Faust zu holen ? Er konnte also nur den Weg gehen, der Dämonen leicht von den Lippen ging, er log und erklärte seiner Frau, Thy würde sich wohlfühlen und seinen Aufenthalt verlängern.

"Wird schon schiefgehen." sagt er sich, ehe er sich erhob und nach einem seiner Bediensteten schicken ließ. Er durfte keine Zeit verlieren und musste einen Fah-k’rem fangen. Das dürfte nicht leicht werden und so wollte er sich rüsten.

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