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”Ein Dämon, der auszog, sich ein Engelchen zu fangen ... und etwas völlig anderes bekam.” 04
 

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Es war verlockend, sich wieder ins Kissen sinken zu lassen. Thyrocks Hände lagen auf dem Rücken des Sklaven, der sich auf seinem Bauch zusammengerollt hatte. So sollte es immer sein, so wollte er einschlafen – so wollte er aufwachen. Tag für Tag – Nacht für Nacht. Nachdenklich wanderte Thyrocks Blick über die Decke des Raumes, hoch, und doch nicht hoch genug, um Avelle die Freiheit zu lassen, die er bräuchte. Im Palast war dieser Engel, der kein Engel war, doch verschwendet. Er konnte sich nicht entfalten, nicht seine Schönheit präsentieren. Er war ein Gefangener und Thyrock gefiel dieser Gedanke nicht.

Leise klapperten die Ringe an Avelles Körper, als er sich bewegte.

Der schlanke Geflügelte brauchte eine Weile, um aufzuwachen, doch es war ein wundervoll weiches und warmes Gefühl, das er irgendwie nicht verlassen wollte. Nur langsam drang in Avelles Denken, daß er wieder auf dem Dämonen eingeschlafen war ... etwas, das scheinbar schon fast eine Gewohnheit wurde, doch es ließ den Hellen lächeln und als er seine Augen öffnete und zu Thyrock sah, schimmerten sie in weichstem Glutgold. "Ich wünsche euch einen guten Morgen, Herr ... habt ihr einen besonderen Wunsch für euer Frühstück ? Wollt ihr es bei einem Bad genießen oder soll ich es ans Bett bringen, Herr ?"

"Nein, Bad muss nicht sein.", murmelte Thyrock. Nicht. dass es ihm Gestern nicht gefallen hätte, doch noch immer war ihm das Wasser auf die Dauer unangenehm. Allein die Vorstellung, dass er darin hilflos war, seiner Magie und seiner Kräfte gänzlich beraubt. Was nicht hieß, dass er sich nicht wieder gänzlich ausliefern würde, würde Avelle ihn begleiten. Aber wenn er die Wahl hatte, so bevorzugte er das breite, große Bett. Hier konnte man sich ausbreiten, das Tablett hinstellen und nicht nur das Essen, sondern auch den Flattermann nach Strich und Faden genießen.

"Ich würde lieber im Bett bleiben wollen", erklärte Thyrock deswegen und seine Hände fingen wieder an, den schlanken Rücken entlangzustreichen.

Ein leises "Gerne, Herr." wispernd, kuschelte sich Avelle wieder an ihn und die streichelnden Hände heran, während er den Küchensklaven kurz sendete, daß sie das Frühstück für seinen Gast richten sollten. Dann schnurrte er sich langsam an den Hals Thys heran und knabberte leicht, ließ es in ein Küssen übergehen und genoß die Zärtlichkeiten des jungen Dämons. "Das Frühstück wird bald kommen, Herr ... habt ihr einen besonderen Wunsch, den ihr erfüllt haben wollt, Herr ? Ihr könnt euch alles aus der Küche wünschen, das ihr gerne wollt ....."

"Hm", überlegte Thyrock, kraulte dabei weiter über die Ansätze der Schwingen. Langsam krochen seine Finger in das volle Haar und liebkosten den schlanken Nacken. "Ich war mit dem Mahl gestern Morgen ganz zufrieden. Gegrilltes Schwein, dazu Brot und Wein, eine feurig scharfe Soße wäre vielleicht nicht übel". Irgendwie fehlte ihm doch Tubalives Kochkunst. Er war zwar ein lumpiger Mensch, den sein Vater von einem der letzten Kriege mitgebracht hatte, aber kochen konnte der kleine Kerl, da leckte sich jeder Dämon die Finger. Scharf und würzig, feurig und doch auch lecker. Für einen Menschen war der Kerl verdammt gut. Und das war übrigens auch der Grund, warum er noch lebte.

Eines stand fest: Wenn Thyrock seinen Vater irgendwann ablöste, würde dieser Mensch in seinen Diensten bleiben. "Und lass ausrichten, wem auch immer, dass ich diesen Obermotz von dem Laden nochmal sprechen will." Leider hatte er den Namen des Mannes gänzlich verdrängt, wie alles, was ihn nicht interessierte.

Avelle nickte und sendete den Sklaven in der Küche die besonderen Wünsche seines Herrn, ehe er ein weiteres Mal sendete, doch diesmal zu dem Verwalter des Schlosses, um ihn um eine Audienz für seinen Gast zu bitten. Man hörte deutlich in seinen scheuen Gedanken heraus, wie sehr er sich vor Gondor fürchtete; der Grauhaarige war der Verwalter und es lag immer an ihm, wie die Sklaven behandelt wurden. Unwillkürlich suchte der schlanke Geflügelte wieder die Nähe seines Gastes, während er auf eine Antwort wartete - die Wärme, die Thyrock ausstrahlte, beruhigte ihn und so schloß er seine Augen, während er wieder damit begann, leise zu schnurren.

Auch wenn die Veränderung in Avelle nur minimal war, Thyrock fiel sie auf. Wie sich die Schwingen leicht aber hektisch bewegten, wie der Mann sich dichter drängte. Hatte er was Falsches gesagt, oder hatte er gerade was verpasst ?

"Avelle ?", fragte Thyrock deswegen leise und richtete sich etwas auf. Doch Avelles Kopf lag in seiner Halsbeuge, er konnte dem Key nicht in die lodernden Augen blicken. "Avelle, was macht dir Angst ?", wollte er wissen, doch seine Hände strichen weiter sanft über die Flügelansätze.

Es dauerte ein wenig, bis der Geflügelte etwas ruhiger wurde, doch dann hob er langsam den Kopf und sah seinem Gast scheu in die Augen. "Daß ich Meister Gondor stören mußte. Ich fühlte, daß er gerade etwas Wichtiges zu tun hatte und ich weiß nicht, wie er reagiert. Er verwaltet die Burg für den Hohen Herrn und er ist es auch, der darüber entscheidet, was mit den Sklaven geschieht, Herr." Avelle antwortete wahrheitsgemäß - auch wenn es ihn sichtlich Überwindung kostete, so über den Palastverwalter zu reden.

Doch der Feuerdämon grinste nur breit und strich seinem Key eine lose Strähne hinter eines der Ohren. Seine Hand wanderte weiter durch das flammende Haar und in den Nacken. "Keine Sorge, er wird dir schon nichts tun. Ich will nur mit dem Typen reden und etwas erfragen – mehr nicht." Was genau er vorhatte, wollte er noch nicht verraten. Er wollte nicht, daß Avelle anfing sich zu freuen, und dann vielleicht durch das Verbot des Hausherrn wieder enttäuscht wurde.

Nein, er würde er mit diesem Grauen reden und dann weitersehen. "So wichtig kann es nicht sein, dass er für seine Gäste keine Zeit hat." Thyrock war sich da ziemlich sicher, er war es einfach nicht gewohnt, zurückzustecken – er war ein Prinz, der Erste nach dem Dal, ihm hatte nichts und Niemand abzusagen.

"Denk nicht weiter drüber nach.", flüsterte er nur und küsste Avelle zart, einem Dämon gänzlich untypisch. Doch diese weichen Lippen verboten einfach nackte Gewalt.

Und genau dieser Kuß war es, der den jungen Geflügelten wieder beruhigte, so daß er weich wurde und sich an Thy herankuschelte. Es dauerte auch nicht lange, dann erhielt er die Antwort des Palastverwalters und erstarrte kurz - erst, als dieser das Senden beendete, blickte Avelle zu seinem Gast und wisperte leise zu ihm. "Sobald ihr gegessen habt, Herr, könnt ihr zu ihm, Meister Gondor hat dann Zeit für euch und euer Anliegen." Und wie aufs Stichwort klopfte es kurz, ehe zwei andere Sklaven eintraten und das Mahl, das sie für den Gast bereitet hatten, hereinbrachten und auf dem Tisch neben der gemütlichen Liege anrichteten. Während der ganzen Zeit hoben sie nicht einmal ihre Blicke und als sie schließlich fertig waren, verabschiedeten sie sich mit tiefen Verneigungen und schlossen die Türe des Zimmers wieder hinter sich, froh darum, daß ihnen nichts passiert war.

Thyrock sah ihnen nur nach und schüttelte den Kopf. Es war doch immer wieder faszinierend, wie allein die bloße Anwesenheit eines Dämons für Angst sorgen konnte. Sie lag im Zimmer, die Sklaven hatten sie hinterlassen, und es störte Thy, weil sie damit den zarten Geruch nach Avelle einfach überdeckten. Es war also das Beste, er sorgte dafür, dass der Raum wieder angenehm nach seinem Besitzer roch. So griff er sich den Flattermann ohne Umschweife und zog ihn mit sich auf die Liegstatt, neben der die Teller und Krüge ausgebreitet waren. Wieder sah er nur Speisen für sich selbst. Aß Avelle gar nicht ?

"Komm her, Süßer.", forderte er und ließ sich auf die Liege fallen, die Flügel locker ausgebreitet, um sie zu entspannen und zog so den Key auf seinen Schoß. Gleich legte sich seine Schweif besitzergreifend um den schlanken Körper und spielte ein wenig in Avelles Schoß.

Leise aufschnurrend, kam ihm der Geflügelte sofort entgegen und knabberte zärtlich am Hals seines Gastes – dann nahm er eines der Fleischstückchen und fütterte es ihm, hauchte danach einen Kuß auf dessen Lippen und nahm das Nächste, um ihm auf diese sehr angenehme Weise den Hunger zu stillen. Daß er selbst Hunger hatte, verdrängte Avelle, denn eigentlich war es ihm ja nicht gestattet, etwas zu essen, solange der Gast noch hier war, da dessen Bedürfnisse immer über die eigenen zu stellen waren.

"Hast du keinen Hunger ?", wollte Thyrock wissen, als er runtergekaut hatte. Er hielt Avelles Hand fest, die nach dem nächsten Stück Fleisch griffen wollte, und sah dem jungen Key wieder in die faszinierenden Augen. "Du wirst Kraft brauchen", murmelte der Dämon und seine Flügelspitzen vibrierten leicht. Er war aufgeregt. Hoffentlich nahm der Meister des Hauses seinen Vorschlag an – er wollte Avelle fliegen sehen, ihn in seiner ganzen Pracht genießen, die Kraft, die Schönheit. Er wollte alles auf sich wirken lassen.

Eine seiner Hände schob sich durch das helle Haar, verblüffend vorsichtig für seine Verhältnisse.

Einen Moment lang war sich der Hellhäutige unsicher, ob er antworten sollte – doch dann nickte er zögerlich und schmiegte sich in die Hand, die ihn streichelte, schnurrte ein wenig inniger und lächelte scheu, als er leise zu seinem Gast sprach. "Ich habe ein wenig Hunger, Herr.... doch noch habe ich genug Kraft für euch, eure Bedürfnisse kommen zuerst ? Außer, es ist euer Wunsch, Herr, dann folge ich euch." Avelle blieb ruhig, denn im Laufe der Jahre hatte er gelernt, seinen Hunger im Zaum zu halten – auch wenn es ihm mehr als nur nach dem Fleisch verlangte, denn gerade der Sex zehrte sehr an seinen Kraftreserven. Daß sein Gast noch ein wenig mehr als das von ihm haben wollte, daran dachte der schlanke Geflügelte nicht einmal im Traum – denn bisher hatte noch kein Gast mehr als das von ihm gewollt.

Aber Thyrock war eben nicht wie die Anderen, er war es nie gewesen. Nicht einmal sein Vater konnte sagen, dass er seinen kleinen Brüdern irgendwie ähnlich wäre. "Hör mal zu, Süßer. Du bist mein erster Key. Wenn’s dir ein bisschen Spaß mit mir machen soll, dann sag mir, was du willst. Ich kann’s nicht haben, wenn ich für Zwei denken muss, klar ?" Er griff sich das feine Kinn und zog das Gesicht Avelles zu sich. Kurz hauchte er einen Kuss auf die schmalen Lippen, biss zart zu und entließ den jungen Mann dann wieder. "Also, tu mir bitte den Gefallen und sag mir, was du willst. Ich bin hier, um mich zu entspannen – ich habe nicht den Nerv, für Zwei zu leben. Wenn du Hunger hast, iss. Wenn du müde bist, schlaf, wenn du singen willst, sing. Okay ? Aber fall mir nicht irgendwann um, weil ich vergessen habe, dir zu gestatten, etwas zu essen." Seine Augen funkelten Avelle an und er küsste ihn wieder sanft. Er wollte keinen Diener, davon hatte er Zuhause doch wirklich genug.

Dies war etwas Neues für den Geflügelten – doch er lächelte und nickte, kam zögerlich näher und hauchte einen ebenso sanften Kuß auf die Lippen seines Gastes. "Ich würde gerne ein wenig essen, Herr ... damit ich mehr Kraft für euch habe. Und ihr braucht euch um nichts zu sorgen, Herr – ich werde alles tun, was ihr sagt, und wenn es euer Wunsch ist, dann sage ich es euch, falls ich einen Wunsch an euch habe, Herr." Dann verstummte Avelle wieder und nahm ein Fleischstück zwischen seine Lippen, neigte sich näher und fütterte es seinem Gast in einem zärtlichen Kuß, um so das Notwendige leise schnurrend mit dem Angenehmen zu verbinden.

Thyrock ließ es geschehen und genoss die Wärme, die der schmale Körper ausstrahlte, als sich Avelle wieder auf ihn legte. Was erwartete er auch ? Er hatte den Flattermann gekauft, er war einer unter vielen – mehr nicht. Da konnte ja Jeder kommen und anfangen, an ihm herumzumeckern. Wie musste sich Avelle dabei fühlen ? Doch dann vertrieb er seine Gedanken wieder, denn die Stimme seines Vaters, die ihm erklärte, er wäre zu weich um das Volk der Feuerdämonen zu regieren, geisterte wieder durch seinen Kopf. Verdammt, er war nicht weich, er war nur ein bisschen angetan von diesem Kerl, mehr nicht !

Als ihr Kuss sich löste, hatte Thyrock schon eine Stück gebratenes Fleisch gegriffen und schob es nun Avelle in den Mund, grinste ihn erst frech an und schob es dann mit seiner eigenen Zunge tiefer.

Leise schnurrend, genoß der Geflügelte diese Zärtlichkeit und schluckte das Fleisch, ehe er die Zunge des jungen Dämons mit der Seinen umgarnte und dabei noch ein wenig näher an ihn kuschelte. Dieses Spiel gefiel ihm und er schnurrte sanft, löste den Kuß und leckte bittend an den Lippen des Anderen, darauf hoffend, daß dieser ihm wieder ein Fleischstückchen füttern würde. Dies war so neu – so anders, doch Avelle genoß es in vollen Zügen und faßte sichtbar Vertrauen in diesen ungewöhnlichen Gast. Er bemerkte gar nicht, daß er auch ein wenig die schlanken, hellen Federschwingen bewegte, lediglich das leise Klingen der Schmuckringe, die darin verborgen waren, kündete davon.

Erst lauschte Thyrock nur darauf, was er gehört hatte. Doch als er die kleinen Steine in den Ringen im Licht der Sonne funkeln sah, musste er lächeln. Dem Flattermann schien es ja sichtlich gut zu gehen. Also griff Thy sich schnell noch ein Stück des gebratenen Fleisches und schob es zwischen die schönen Lippen, während seine eigenen sich langsam Avelles Schläfe hinauf arbeiteten, über das Ohr leckten – total verspielt. Zwar erwischte sich Thy noch dabei, sich zu fragen, was die Spielchen sollten, schließlich wäre er hier, um sich vor seiner Regentschaft die Hörner abzustoßen, aber er schob den Gedanken beiseite – der störte, der passte nicht in diese Ruhe mit Avelle.

"Hör mal, glaubst du, dieser Gondor erfüllt seinen Gästen auch ein paar ausgefallen Wünsche ?", wollte er etwas verträumt wissen. Denn er hoffte noch immer darauf, Avelle fliegen sehen zu dürfen.

"Meister Gondor ? Ihr habt dafür bezahlt, daß euch eure Wünsche erfüllt werden, Herr ... solange ihr den Sklaven, den ihr habt, nicht ernsthaft verletzt oder tötet, dürft ihr tun, was ihr wollt, Herr. Alles, was ihr wollt ..." Die letzten Worte waren so weich, daß sie fast selbst wie ein Schnurren klangen, ehe der Geflügelte wieder verstummte und mit der Rechten über den Körper seines Gastes streichelte und einen weiteren Bissen aus den Fingern Thys genoß. Avelle verstand die Fragen zwar nicht so ganz, doch er versuchte, sie so gut es ihm möglich war, zu beantworten, während er weiterhin die Aufmerksamkeit Thys auskostete und die Schwingen langsam wieder ausbreitete und über den Körper des Dämonen kosen ließ. Daß dabei seine Schmuckringe und Armreifen wieder leicht klingelten, bemerkte Avelle jedoch nicht, da er diese Geräusche schon lange nicht mehr hörte.

Dafür entging es auch Thyrock nicht, der einen kurzen Augenblick nur darauf schaute, wie die Ringe sich über die blasse Haut bewegten, wie sie im Schein der Kerzen und des Lichtes durch das Fenster schimmerten. "Na ja, ist ja auch egal. Ich werd dem alten Herrn mal auf den Zahn fühlen.", murmelte er nur vor sich hin. Gedankenverloren lag er auf dem Rücken, strich Avelle immer wieder über den Rücken und die Flügel und schloss die Augen. Er kam nicht umhin, sich vorzustellen, wie es aussah, wenn diese mächtigen Schwingen sich ausbreiteten, wenn Avelle in seiner ganzen Pracht zum Himmel hinaufstieg.

Ein Gedanke, den der Hellhäutige schon lange aufgegeben hatte. Die erste Zeit in seinem Gefängnis dachte er nur daran, daß er wieder fliegen wollte – er war ein Kind des Himmels, er brauchte den offenen Himmel und die grenzenlose Freiheit, die das Fliegen ermöglichte. Doch hier in diesem Zimmer war es nicht möglich – hier waren seine Schwingen nur zu einem Zweck nützlich: Um seine Gäste zu erfreuen. Avelle hatte schon früh die Erfahrung gemacht, daß die Gäste, die zu ihm geschickt wurden, Schwingen liebten ... und es auch mochten, wenn sie ihn beherrschten und dominierten. Auch dieser Gast, dieser Dämon, liebte die Schwingen, doch er war anders. Die anfängliche Grausamkeit hatte sich gewandelt und nun bemerkte der Helle, daß er sich immer wohler fühlte und ohne es zu wollen, auch sein Innerstes für ihn öffnete. Eigentlich war dies ein Tabu – kein Sklave sollte sich in einen seiner Gäste verlieben, denn dies brachte nur Ärger und Leid mit sich. Doch Avelle konnte es nicht verhindern, noch viel weniger, da er es nicht einmal bemerkte. "Soll ich den Herrn für euch rufen, Herr ? Wollt ihr mit ihm reden ?" Die Frage war leise und noch immer herrlich weich durch das ebenso weiche und innige Schnurren, das aus der Kehle des Geflügelten rollte.

Sie schreckte Thyrock auf und er öffnete träge ein Auge, um Avelle ins Gesicht sehen zu können. Wieder fesselten ihn die feurigen Augen, deren fehlende Pupille ihn von mal zu mal weniger verwunderte, so, als wäre es schon immer so gewesen – als hätte Thy nie etwas anderes gesehen.

Ein kurzer Blick auf den fast leeren Teller, dann wieder zu Avelle. Die Hände in den weichen Federn vergraben, nickte der Feuerdämon nur. "Ja, ruf ihn.", murmelte er und stahl sich einen zarten Kuss. Er musste grinsen, als er bemerkte, dass er wohl doch mehr von seiner menschlichen Mutter hatte, als dem Dal, seinem Vater und gleichzeitig dem Kaiser aller Feuerdämonen, lieb sein dürfte. Denn gerade hatte Thyrock eine Schwäche an sich entdeckt. Er war einem Sklaven verfallen.

Doch das bemerkte Avelle nicht, er lächelte nur und genoß den zarten Kuß, ehe er zu dem Verwalter sendete und ihm respektvoll Bescheid gab, daß sein Gast ihn gerne zu sehen wünschte. Während er auf eine Antwort wartete, goß der Geflügelte Wein in einen Kelch und reichte ihn Thyrock, kuschelte sich wieder an ihn und hauchte zarteste Küsse auf dessen Kehle, während er schon fast sehnsüchtig darauf wartete, daß der junge Dämon trank und er den spielenden Halsmuskeln mit den Lippen nachfühlen konnte. Dies war eine der liebsten Spielereien des Geflügelten – auch wenn es oft nicht üblich war, so hoffte er doch immer, daß er ein wenig davon erhaschen konnte. Es schien noch ein Erbe aus seiner Kindheit zu sein oder ein Instinkt, der in ihm schlummerte – doch er genoß es zutiefst, wenn er fühlen konnte, wie die Halsmuskeln und die Kehle arbeiteten, wenn ein Gast trank oder aß.

"Was wird das denn ?", murmelte Thyrock ziemlich träge. "Willst du mich fressen ?" Er grinste schief und sein Schweif zuckte träge über das Bett. Er fühlte sich entspannt und ausgeglichen und der Gedanke reifte, mit Avelle durchzubrennen, weil er ihn behalten wollte. Dieser Mann hatte eine unbeschreibliche Wirkung auf ihn und sein Gemüt. Während Thy im Schloss fast täglich die Kampfräume aufsuchte und mit den Soldaten trainierte, weil ihn schon wieder etwas aufgeregt hatte (vorzugsweise kleine Brüder und Hausengel), so hatte er hier gar nicht das Verlangen nach Waffen und Fäusten. Vielmehr konnte er von diesem Körper nicht genug bekommen. Seine Hände fuhren den Rücken wieder hinauf zu Avelles Flügelansätzen, weiter durch die goldenen Federn.

Noch ein klein wenig tiefer schnurrend, breitete der Helle seine Schwingen völlig aus, so daß Thy sie ungehindert genießen konnte, während er ein leises "Nein, Herr ... bitte verzeiht, ihr fühlt euch nur so gut an." zu ihm wisperte. Doch dann wurde er einen kurzen Moment lang völlig starr, als er die Antwort des Verwalters bekam und nickte unmerklich, ehe er sich etwas aufrichtete und demütig den Blick senkte. "Der Herr Gondor wird gleich kommen, Herr ... wünscht ihr, daß ich mich neben euch knie, solange ihr mit ihm redet ?" Avelle war ein wenig unsicher, wie er reagieren sollte – bisher hatte er noch nie einen Gast gehabt, der den Verwalter sprechen wollte, solange er noch bei ihm war, und so konnte er ein unsicheres "Seid ihr unzufrieden mit mir, Herr ?" nicht zurückhalten.

"Hä ?" Zugegeben, es war nicht die intelligenteste Frage, die Thyrock stellte, aber sie spiegelte wieder, was er dachte. Hä ?

"Warum ? Unzufrieden ?", murmelte er vor sich hin. Was hatte denn Avelle für Erfahrungen gemacht, dass er so etwas dachte ? Er würde sich doch über diesen leckeren Flattermann nicht beschweren – er war doch nicht verrückt. "Nein, Nein, keine Sorge, es könnte nicht besser sein.", erklärte er, griff Avelle aber um die Hüften und zog ihn fester auf sich, als er spürte, wie der Sklave sich langsam von ihm gleiten lassen wollte. "Bleib ruhig hier.", erklärte er nur und richtete sich etwas auf. Er drapierte sich selbst etwas gesitteter. Dass er sich wohlfühlte, musste ja nun nicht Jeder sehen. Schon gar Keiner, den das eigentlich nichts anging.

Avelle beruhigte sich sichtbar und kuschelte gleich in den Griff seines Gastes, während er wieder leise zu schnurren begann und die Schwingen halb anlegte. Auf diese Weise bedeckten sie ihn und auch Thy, so daß man eigentlich nur die Federn und ein wenig ihrer Beine sah. Als jedoch der Verwalter klopfte und eintrat, merkte man schnell, daß der Geflügelte Angst vor ihm hatte – der Goldäugige bebte leicht und das Schnurren versiegte, während er darauf wartete, was passierte. Avelle wußte, daß er eigentlich nicht hier sein dürfte, wenn die Herren etwas besprachen – eigentlich hätte er sich schon zuvor entfernt, doch sein Gast wollte ihn bei sich, also war er geblieben und wartete unsicher ab, was passierte.

"Wenn dir unwohl ist, geh ins Bad." flüsterte Thyrock nur leise, aber wohl zu leise, denn Avelle bewegte sich nicht. Sicher hatte er ihn nicht gehört. Lauter wandte er sich an den Herrn des Hauses und wünschte einen guten Tag.

"Auch ihnen einen guten Tag, Lord Thyrock.", entgegnete Maximilian Gondor und schloss die Tür wieder hinter sich. Es war ungewohnt zu sehen, dass der Sklave noch im Raum war, obwohl etwas besprochen werden sollte. Er wusste es nicht einzuschätzen doch er schwieg dazu. Schließlich hatte der junge Dämon diesen Sklaven gekauft – wenn auch nur für ein paar Tage – er konnte mit ihm machen was er wollte.

Gesittet wie sein Vater, der Kaiser, es ihm beigebracht hatte, erwiderte Thy den Gruß und kam gleich zum Punkt. "Ich würde euch gern um etwas bitten, es geht um Avelle." Thyrock konnte sehen, wie sich die Augen des Mannes veränderten, doch mehr passierte erst einmal nicht. Dann nickte Maximilian.

"Dann möchte ich sie darum bitten, den Sklaven aus dem Zimmer zu schicken. Es ist nicht im Sinne des Hauses, dass sie solchen Gesprächen beiwohnen."

Thyrock stutzte und blickte auf Avelle, der sich bereits erhob. Erzogen war er auf jeden Fall gut und das gefiel Thyrock gar nicht. Es passte gar nicht zu dem Flattermann. "Bleib, es geht doch um ihn !", wandte er sich wieder an Maximilian und legte einen Arm um den Sklaven. Avelle war sichtlich hin und hergerissen. Er wusste, was das Haus von ihm verlangte, und er wusste auch, dass er seinem Holder nicht zu widersprechen hatte. Was sollte er nur tun ? Auch Thy konnte diesen Zwiespalt spüren. Es schmerzte ihn, dass er den Flattermann in diesen Interessenkonflikt getrieben hatte und ließ ihn los. "Geh ins Bad, richte es mir her.", forderte er und küsste dem Sklaven kurz auf die Flügelansätze, ehe er ihn gänzlich entließ.

Schnell war Avelle im Bad verschwunden und Thyrock sah ihm nachdenklich hinterher.

"So, er ist gegangen", stellte der Dämon fest und setzte sich auf, das Laken geschickt über sich drapiert, um die wichtigsten Stellen zu bedecken. Er kannte keine Scham, aber er wusste, was sich gehörte. Wenn er Respekt haben wollte, dann musste er selbst auch Respekt zeigen.

"Nun äußern sie, was immer sie wünschen, Lord Thyrock.", sagte der Palastmeister und sah sich etwas in dem Zimmer um. Er war überrascht, weder Blut noch kaputte Möbel zu finden. Er hatte erwartet, dass die explosive Mischung aus einem Feuerdämon und einem Sarusayn keinen Tag überdauern würde, doch hier schien es gesittet zuzugehen – wie man sich doch täuschen konnte.

"Ich will Avelle fliegen sehen", eröffnete der Feuerdämon und beobachtete genau die Reaktionen seines Gegenübers. Doch Maximilian war ein geschulter Mann, er wusste, was er durfte, und was nicht. Kein Muskel zuckte, aber Thyrock spürte, wie sich ein Bannkreis über sie Beide legte.

"Sie wollen also Avelle fliegen sehen – wollen sie mir auch sagen, wie das möglich sein soll ?", fragte Maximilian und sah seinen Gast unverholen an.

"Ist der Hof nicht gut groß genug ?" Thyrock verstand nicht so recht, was Maximilian Gondor mit seiner Frage bezweckte, so half ihm der Mann gern auf die Sprünge. "Und was, wenn er flieht ? Er ist einer unserer besten Sklaven, das Haus würde einen hohen Verlust erleiden. Wenn sie verstehen, was ich meine." Ein feistes Lächeln lag auf seinen Zügen.

Thyrock knurrte. "Sie wollen mir also sagen, es ist nicht möglich.", hakte er nach und richtete sich auf. Seine Flügel zuckten. Das Grinsen des Mannes gefiel ihm gar nicht.

"Nicht so voreilig, Lord Thyrock. Das habe ich nicht gesagt." erklärte der Palastmeister und lächelte noch immer. "Wenn sie mir ein Äquivalent anbieten können, um den Schaden des Palastes bei Avelles Flucht gering zu halten, so soll er seinen Flug bekommen."

"Wie bitte ?" Thyrock war aufgesprungen, das Laken um die Lenden kam er langsam und bedrohlich auf Maximilian zu, doch der war den Umgang mit wütenden Dämonen gewohnt. Das konnte ihn nicht einschüchtern. "Sie erwarten eine Bezahlung dafür, dass ich meinen Sklaven in all seiner Pracht bewundern darf ?" wollte Thyrock wütend wissen, doch Maximilian verneinte. "Sie haben mich falsch verstanden, sie zahlen nicht dafür, daß sie ihn in all seiner Schönheit betrachten, sondern dafür, wenn er sie und mich verrät und einfach abhaut."

Thyrock nickte nur.

Flucht.

Würde Avelle das tun ?

Es wäre nur logisch. Aber vielleicht auch nicht – vielleicht blieb er auch bei ihm ! Er hatte sich ihm geöffnet, sich an ihn geschmiegt. Es konnte unmöglich sein, dass der Flattermann mit jedem so umging. So vertraut, so schüchtern. Das konnte keine Show sein, die er jedem Holder zeigte. "Ich habe aber nichts da, um sie zu bezahlen !", stellte er klar und stutzte, als der Palastmeister nur lächelte. "Aber ich bin mir sicher, Avelle wird nicht flüchten. Er ist nicht der Typ, der einfach wegläuft."

"Wenn sie glauben, dass Avelle nicht flieht, warum bleiben sie nicht als Pfand ?" fragte Maximilian und wirkte sichtlich zufrieden. "Sie vertrauen ihm ? Dann wird es ihnen doch auch nichts ausmachen, Hm ?" lockte er und sah schon das zufriedene Gesicht seines Meisters, dem Drachen, dem das Haus gehörte. Einen Feuerdämon hatten sie noch nicht in ihrer Sammlung.

Thyrock stockte der Atem. Was sagte dieser Mann da ? Was sagte er ? Er sollte ... wegen Avelle ... er ... Avelle. Sein Kopf drehte sich. Vertraute er Avelle so sehr, dass er seine Freiheit dafür aufgab ? Nein, verdammt. Er gab sie nicht auf ! Avelle würde ihn nicht enttäuschen !

"Ja !" hatte er geantwortet, noch ehe er wirklich klar darüber nachgedacht hatte. "Ja, ich werde seinen Platz einnehmen, wenn er mich enttäuscht.", erklärte er und seine Gedanken rasten wie verrückt.

"Wie ihr wünscht. Der Hof gehört ihnen – fühlen sie sich frei, Avelle auf den Platz zu führen, dann werden wir sehen." Die Betonung der Worte zeigte, dass der Palastmeister noch weitersprechen wollte, doch er brach ab. Es wäre anmaßend gewesen, den Thronfolger der Feuerdämonen als einen blind vertrauenden Trottel hinzustellen. Diplomatie war eine Kunst, die er nun schon seit Jahren praktizierte. Sein Meister war sehr zufrieden mit ihm.

"Gehabt euch wohl, Lord Thyrock." verabschiedete er sich und ließ den Dämon allein, mit sich und seiner Entscheidung allein.

Als die Türe seines Zimmers zuschlug, kam Avelle langsam wieder aus dem Bad heraus und zögerlich zu dem jungen Dämon, ehe er ihn leise fragte. "Wart ihr mit meiner Leistung nicht zufrieden, Herr ? Ich konnte zwar nichts verstehen, aber ihr hattet eine schneidende Stimme, Herr ..." Die Frage des Geflügelten klang so unsicher, wie er sich fühlte, denn er wußte nicht, was dies zu bedeuten hatte ... außer, Thyrock hätte sich über ihn bei Gondor beschwert. Daß es auch etwas anderes bedeuten konnte, kam ihm jedoch nicht, denn solche Gedanken waren ihm schon vor langer Zeit ausgetrieben worden.

Doch Thyrock griff einfach stumm nach seinem Key und zog Avelle auf sich, wärmte sich an ihm. "Nein, ich bin nicht unzufrieden – ich war eher mit dem Service des Palastmeisters unzufrieden.", sagte Thyrock leise und seine Hände strichen hauchzart über die weichen Flügel. Seine Krallen strichen zwischen die Federn, aber nie so, daß er eine davon verletzt hätte.

"Ich wollte dich fliegen sehen ... Maximilian hat es mir gestattet. Du wirst fliegen dürfen ... draußen.", sagte Thyrock nur und schwieg.

Für einen kurzen Moment erstarrte der Schlankere in dem zärtlichen Griff, ehe ein fast nicht fühlbares Beben durch seinen Körper rieselte. Fliegen ... seine tiefste Sehnsucht, deren Schmerz schon durch dieses Wort wiedererweckt wurde, schien zum Greifen nahe – doch es war doch nicht erlaubt, also weshalb ... hunderte von Gedanken schwirrten durch den Geist Avelles, ehe er sich schließlich ein Herz faßte, sich ein wenig löste und zu seinem Gast hochsah. "Ihr wollt mich wirklich fliegen sehen, Herr ? Und ich ... ich darf es wirklich ? Ihr müßt sehr viel Macht haben, Herr, daß man euch diesen Wunsch gestattete." Man sah ihm überdeutlich an, daß er höchst beeindruckt war – und es noch immer nicht recht glauben konnte, daß er diese Chance bekam. Daß dieses Privileg jedoch nicht mit dem Preis bezahlt worden war, den die Nächte kosteten, ahnte Avelle nicht - denn er wußte nur, der Gast mit seinem Kaufpreis alles bekam, das er sich wünschte.

Doch Thyrock strich ihm nur durch die Haare. Nein, er würde Avelle nicht sagen, dass es weniger seine Macht war, die ihm diesen Wunsch erfüllte, sondern die Tatsache, dass er das Äquivalent war, falls Avelle nicht zurückkehrte. Avelle sollte fliegen, ohne sich Gedanken zu machen – sollte in den Himmel hinaufsteigen und in seiner ganzen Schönheit erstrahlen.

"Ist doch egal – ich will dich fliegen sehen, also werde ich dich fliegen sehen. Dem steht nichts im Wege.", sagte er leise und zärtlich. Seine Finger strichen durch das lange Haar und weiter in den schlanken Nacken. "Also flieg für mich, Okay ?" Wieder legten sich seine Lippen auf Avelles. Er wollte jetzt nicht denken.

Und dieser Kuß fegte auch jeglichen Gedanken und auch jeglichen Zweifel aus dem Geflügelten, er schmolz regelrecht an ihm und als der Kuß sich wieder löste, brauchte Avelle einen Moment, um wieder ein wenig klarer im Kopf zu werden. Doch dann nickte er nur und lächelte scheu, ging zur Türe und öffnete sie für den Gast, während er wieder unsicher werdend darauf wartete, daß der Verwalter seine Ketten aufschloß. Allein schon dieser Gedanke ließ ihn vor Erwartung unruhig beben – zum ersten Mal, seit er hier war, würden die schweren Ketten von ihm fallen und der Geflügelte konnte es kaum erwarten, sie loszuwerden und mit seinem Gast mitzugehen.

Doch kaum, dass Thyrock zur Tür hinaustreten wollte, kam ihm der Knabe entgegen, der ihn bei seiner Ankunft in sein Zimmer geleitet hatte. Er grinste den Kleinen frech an. "Der Meister verlangt, dass die Glücksträne den Schmuck ablegt, mit dem Schmuck wird er das Zimmer nicht verlassen. Des weiteren wird er dieses Halsband mit der Kette anlegen", sagte der Kleine kalt und sah den Feuerdämon herausfordernd an. Er wusste, dass er in der besseren Position war und schmiss eine Kette mit mehreren Lederriemen auf das Bett. "Wollt ihr es ihm anlegen oder ich ?"

Thyrock hob eine Braue. Was war das denn ? Hatte er nicht eben Avelles Freiheit gekauft ? Ob er nun auf dem Flur flüchtete oder auf den Hof, das war doch auch egal ... du vor allem: Was dachte er da ? Avelle würde das nicht tun !

Klar !, hähmte sein inneres Ich. Er bekommt die Chance auf ein Leben in Freiheit, du bist ein Trottel !

Thyrock knurrte nur. Er lief offenen Auges in die Katastrophe und er wusste es. "Ich mach das."

Ein wenig irritiert betrachtete der Geflügelte diese Meinungsverschiedenheit und ließ den Blick schließlich auf dem Halsband liegen ... doch dann nickte er und seufzte, begann damit, seinen Schmuck ab- und auf eines der Tischchen zu legen und nahm schließlich das Halsband auf, um damit zu Thyrock zu kommen und es ihm wortlos hinzuhalten. Wenn er schon dieses abscheuliche Ding tragen mußte, dann wollte er zumindest, daß es ihm sein geliebter Gast anlegte – und nicht dieser Diener, den er so oder so nicht leiden konnte und einen kurzen Moment lang auch mit leicht gefletschten Zähnen anknurrte.

Doch der Junge ließ sich nicht aus seiner Ruhe bringen. Er kannte seine Position und er wusste, was geschah, sollte der Key ihn angreifen. Spöttisch sah er auf die Beiden.

Thyrock hingegen ignorierte den Jungen einfach. Alles was zählte, war, daß Avelle fliegen durfte. Die großen, glutgoldenen Schwingen ausstrecken, sie kraftvoll schlagen lassen und das Sonnenlicht mit ihnen einfangen. Zwar fand er die Sicherheitsvorkehrungen doch etwas übertrieben, doch er folgte und legte die Bänder und Ketten an den schönen Leib. Ohne Schmuck wirkte Avelle anders, kräftiger, irgendwie männlicher, aber nicht weniger schön.

"Wir können.", erklärte er, als auch die Kette am Fuß gelöst worden war und sie langsam über den Flur gingen.

Froh darum, daß es Thy war, der die Kette an seinem Halsband hielt, folgte Avelle den Beiden durch die Gänge ... es war schon sehr lange her, daß er sie gesehen hatte, denn eigentlich durfte er nicht aus seinem Zimmer, außer, der Drache wollte ihn einmal wieder kosten. Doch dann verdrängte er diese Gedanken wieder und gab sich einem sehr seltenen Luxus hin: Er freute sich, auch wenn man es ihm äußerlich nicht ansah – er freute sich darauf, endlich wieder einmal fliegen zu können, auch wenn er wußte, daß es nur für kurze Zeit sein würde.

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