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”Die verbotene Stadt” 05
 

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Es dunkelte schon vor dem Fenster, als Erdogan sich langsam vom dem Lager stahl. Seine Beine zitterten noch immer und er betrachtete sich mit einem Grinsen den Key. Ausdauer hatte der junge Fah-k'rem, das musste der Neid ihm lassen, und er wusste, wie ein Mann einen Mann verwöhnte. Schade eigentlich, dass er ihn nun verlassen musste. Doch es war Ilvaras Wille gewesen hierzubleiben, denn nur hier war er glücklich.

Ilavar lag in den Fellen, die Gesichtszüge entspannt und die Flügel leicht um sich drapiert. Noch einmal strich der junge Herrscher dem Key über die Wange und lächelte dabei. "Danke." flüsterte er und küsste ihm auf die Schulter, ehe er sich schnell duschte und in seine Kleider stieg.

"Ich wünsch dir noch viel Glück in deinem Leben." sagte er leise und ließ den kleinen Birdell wieder auf seiner Schulter landen, ehe er das Zimmer entgültig verließ, ohne noch einmal zurückzusehen.

Er hatte sich schon vor Stunden bei dem Palastmeister angemeldet. Es wäre also besser für den Mann, er war noch in seinem Büro. Um Niemanden zu wecken ging Erdogan leise und nickte den Wachen zu, die vor den wichtigsten Türen standen. Am Büro endlich angekommen, klopfte er fordernd.

"Sofort, sofort, ich eile mich !" Gondor wußte genau, wer da so laut klopfte und beeilte sich, die Unterlagen zur Seite zu legen und aufzustehen, um seinem zur Zeit einzigen Gast die Türe zu öffnen und offenzuhalten. "Treten sie ein, werter Herr – ich habe die Proben schon an ihre Laboranten weitergeben lassen und die Unterlagen hier, es ist alles für sie bereit. Setzen sie sich doch ... möchten sie vielleicht etwas trinken oder eine Kleinigkeit essen ? Es wäre mir eine Ehre. Und waren sie auch mit dem Key zufrieden ?" Gerade das war etwas, das Gondor wichtig war – aus Gründen der Privatsphäre gab es in den Zimmern der Keys keine Kameras und da dieser Gast genauso hart und unnahbar wie immer aussah, wußte der Palastbesitzer nicht genau, ob er nun erfreut oder verärgert über die Leistung des Keys war.

"Danke, dass ihr mich noch so spät empfangt." sagte Erdogan und nahm den angebotenen Platz, "Ein Schluck für die Kehle, dem sage ich nicht Nein." Seine Finger strichen über den kleinen Birdell auf seiner Schulter, der sich in dem Büro ein Bisschen umsah, um zu sehen, ob der Raum für seinen Herrn auch sicher war. Dann saß er wieder still. Erdogan nickte.

"Was Ilavar betrifft, so war ich zufrieden. Er ist ein guter Key, ihr solltet ihn schätzen. Er hat mich in keinerlei Hinsicht enttäuscht." fügte er noch an und sah den Mann hinter dem Tisch in die Augen.

Dem stand die Erleichterung für einen Moment sichtbar ins Gesicht geschrieben, ehe er sich wieder zusammenriß und nickte. Einen Moment später kam einer der Sklaven und brachte ihnen Wasser und Wein in Kristallkaraffen und Gläser, stellte sie zusammen mit einer Schale Früchte auf den Tisch und verneigte sich, ehe er wieder ging und die Türe hinter sich schloß. "Ja, er ist ein sehr guter Key – bisher hat sich noch kein Gast über ihn beschwert, sie waren alle voll des Lobes um ihn und ich bin auch sehr froh um ihn. Habt ihr denn noch Fragen, mein Herr ?"

"Ja, ich hätte da noch einige Fragen und Ilavar hat mich da an sie verwiesen." begann Erdogan und schenkte sich ein. Dann lehnte er sich bequem zurück und zückte seine Notizen. "Wie weit haben sie sich über das Volk der Fah-k'rem informiert ?" wollte er wissen, "Denn ich hätte da noch ein paar Fragen, die nicht so richtig geklärt worden sind. Ich weiß zwar, dass die Körper der Männer bereits von Anfang an mit allen wichtigen Organen ausgerüstet sind, aber wodurch wird die Schwangerschaft nun ausgelöst ? Wie reifen die Kinder, wie lange reifen sie und wie werden sie auf die Welt gebracht ?"

Leise seufzend, nickte Gondor auf den Wust an Fragen und nahm den Folder von der Seite, in dem er die nötigen Unterlagen hatte. Der Gast hatte ein Recht darauf, diese Fragen zu stellen – und er würde sie ihm auch so gut es ihm möglich war, beantworten, auch wenn es sehr viele Fragen auf einmal waren. "Nun – die Bereitschaft der Organe wird durch Hormone ausgelöst, die abgesondert werden, wenn der Träger es sich wünscht. Es ist vor allem eine psychische Sache, deshalb gibt es in ihrer Rasse keine Schwangeschaften, wenn es nicht gewollt ist oder Gewalt eine Rolle spielte. Die Schwangerschaft an sich wird durch den Sex ausgelöst ... es ist wichtig, daß der Sex einvernehmlich ist und daß es Beide wollen, die Pheromone des Partners lösen wiederum andere Hormone aus, die zusammen mit denen des Trägers dafür sorgen, daß der Träger bei seinem Orgasmus empfängt. Wie es genau mit den Organen ist, kann ich ihnen nicht sagen, doch ihre Biologen und Genetiker haben die Unterlagen und können es ihnen sicherlich erklären. Die Tragzeig beträgt etwa ein Jahr – und das Kind wird durch einen Spalt geboren, der sich dann auf der Oberseite der Bauchdecke bildet und nach der Geburt wieder verheilt. Man sieht es nur bei Ilavar nicht mehr, da der Vorbesitzer des Palastes Wert auf absolute Makellosigkeit legte und Narben etwas waren, das ihn störte. Deshalb hat er sie ihm durch seine Heilkraft entfernt. Sie sollten ihre Genetiker auf jeden Fall darauf hinweisen, daß sie die Gene ersetzen, die sie nicht haben wollen – generell dürfte es keine Probleme geben, sie mit denen ihrer Rasse zu vermischen, da sie kompatibel sind. Einer ihrer Biologen hat dies schon getestet und diesen Bericht bringen lassen, ich hätte ihn vorbeigebracht, wenn sie nicht von selbst gekommen wären, mein Herr."

"Hm." machte Erdogan immer wieder verstehend, während er dem Monolog lauschte. Es bedeutete also, dass er auch die Genome derer ändern lassen musste, die das Kind zeugen sollten, wenn zwei Sorten Hormone nötig waren, es entstehen zu lassen. Aber darüber konnte er dann in Ruhe nachdenken.

"Ja, das mit der Narbe hatte mir Ilavar auch erzählt, wie hatte ich das vergessen können." sagte er nachdenklich und trank noch einen Schluck. Er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut und wusste nicht einmal genau, warum. "Gut, dann bedanke ich mich für alles, Herr Gondor." lenkte er sich selber also ab und erhob sich. "Wie lange wird es noch dauern, bis sie mein Reich verlassen ?" Es war reine Neugier, keine Drohung.

Gondor konnte nicht verhindern, daß man ihm seine Erleichterung ansah, als der Gast sich nun verabschiedete - und so stand er ebenfalls auf und neigte respektvoll den Kopf, ehe er ihm antwortete, die Unterlagen gab und ihn schon aus seinem Büro geleitete. "Sobald sie den Palast verlassen haben, mein Herr – während ihres heutigen Aufenthaltes war es uns möglich, wieder alles zu reparieren und instandzusetzen. Es tut mir noch immer leid, daß ich ihnen solche Unannehmlichkeiten bereitet habe und ich hoffe, daß wir ihnen helfen konnten. Bitte verzeihen sie, daß ich sie nicht noch länger hier beherberge, doch die Kunden, zu denen wir ursprünglich hätten reisen sollen, sind sehr wütend über die Verspätung und jede weitere Verzögerung würde sie noch mehr verärgern. Ihre Biologen haben aber eine Adresse für Rückfragen erhalten, sollte noch etwas unklar sein – ich habe sie an einen der führenden Genetiker der Universen verwiesen, er wird ihnen bei jeglichen Problemen weiterhelfen können."

"Mir soll es recht sein." sagte Erdogan und griff sich seine Notizen wieder, um sie in die Tasche zu stecken. "Meinem Sicherheitsdienst dürfte es ganz recht sein, wenn sie den Hochsicherheitstrakt wieder verlassen." Er lachte leise, als er sich dabei das Gesicht seines Generals in Erinnerung rief, der immer noch nicht begreifen konnte, wie das hatte passieren können. Sicherlich hatte er seit dem Vorfall nicht geschlafen und tüftelte nun daran, solche Überfälle zu vermeiden. Dieses Mal war es noch gut gegangen, das nächste Mal hätte es an Stelle des Palastes auch ein feindliches Schiff sein können.

"Habt noch einmal vielen Dank und ich wünsche euch alles Glück dieser Welt. Grüßt Ilavar noch einmal von mir und gebt ihm gute Holder, er hat es verdient, endlich glücklich zu werden."

Dann wandte sich der junge Herrscher ab und ging. Er hatte noch viel zu tun.

Ihm wehte noch ein freundliches "Ich danke ihnen, mein Herr – und ich werde es ihm ausrichten." nach, ehe Gondor die Tore wieder schließen ließ und leise aufseufzte. Dieses Kapitel war nun endlich abgehakt – doch er hatte noch viel vor, denn sie mußten nun so schnell wie möglich zu den Kunden, die schon seit Jahrhunderten den Palast für eine Woche im Jahr buchten. Mit diesen Gedanken kehrte der Palastmeister zu der Maschine zurück, die sie durch die Dimensionen schleuste, stellte sie diesmal auf die richtigen Koordinaten und achtete darauf, daß auch alles stimmte, ehe er sie anschaltete.

Erdogan war in gebührendem Abstand stehengeblieben und sah noch einmal auf das alte Haus. Es passte so gar nicht in dieses Umfeld und doch hatte es diesem Reich vielleicht die Rettung und die Zukunft geschenkt. Er lächelte, als sein Blick kurz hinauf zu seinen eigenen Fenstern hinter der Glasfassade seines Palastes glitt, wo sicher Meodin mit dem Essen und einem Bad auf ihn wartete.

"Mach's gut, Ilavar." sagte er leise und hob die Hand zum Gruß, als das Bild des Hauses leicht vibrierte, bis es langsam durchsichtig wurde und schlussendlich ganz verschwand.

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"Herr, seht doch !" Der Diener, der auf einer kleinen Erhöhung gestanden hatte, kam zu seinem Herrn in das Zelt gelaufen. Seit Stunden saßen sie nun schon hier und warteten darauf, dass der Palast wie versprochen endlich erschien. Doch dies war nicht geschehen.

Langjährige Verträge verbanden das Haus der Yohokai mit dem Palast. Seit Jahrhunderten besuchten sie ihn und zahlten gut dafür. Dass der Palastmeister sie so hatte hängen lassen, kam einem Frevel gleich, den der junge Prinz Pasrin nicht auf sich sitzen lassen konnte, denn er verlangte nach seiner Entspannung nach einer gewonnenen Schlacht.

"Herr, seht doch !" rief der Diener noch einmal, als er auf die Knie fiel und die Zeltplane beiseite zog. Pasrin hob den Kopf. Das fein geschnittene Gesicht war vom Ärger durchzogen, tat seiner Schönheit aber keinen Abbruch. Sein trainierter Körper steckte in einer knappen Uniform, denn sein Reich Dumakesch bestand großteils aus brennend heißem Wüstensand.

"Was gibt es denn." knurrte Pasrin und erhob sich, faltete die durchscheinenden Schwingen auf seinem Rücken zusammen und erhob sich. "Wenn ich mich jetzt erhebe und es war umsonst, Akill, dann werde ich dich bis zum Hals eingraben und mir einen Spaß draus machen, die Hunde auf dich zu hetzen. Lohnt es sich also ?"

Der Diener schluckte und griff sich unweigerlich an den Hals, denn er wusste nur zu gut, dass Pasrin seine Drohungen wahr machte. Er wäre nicht der Erste, der auf diese Weise den Kopf verlor. "Herr, der Palast kündigt sich an !"

Pasrin strich sich die hüftlangen, smaragdfarbenen Haare über die Schultern zurück und schoss hoch. Dabei nahm er Anlauf, seine Schwingen breiteten sich aus, kaum dass er das Zelt verlassen hatte, und seine bronzene Haut schimmerte in der glühenden Sonne.

"Na endlich !" rief er und flog auf das langsam erscheinende Bild zu. "Mir nach !"

Im Palast atmete Gondor erleichtert aus, als er die vertrauten Sanddünen um sie herum sah. Doch seine Erleichterung war nicht von langer Dauer, als die Wachen ihm meldeten, daß ein sichtlich wütender Prinz auf den Palast zugeflogen kam. Leise vor sich hinfluchend, eilte sich der Palastbesitzer und lief die Gänge entlang, bis er am Tor anlangte, ließ es öffnen und begrüßte den gerade landenden Prinzen mit einer tiefen Verneigung und einem äußerst respektvollen "Ich grüße euch, Herr – bitte verzeiht die Verspätung, seit der Drache den Palast nicht mehr leitet sind wir auf Technik angewiesen, um die Dimensionen zu wechseln ... und diese Technik versagte auf dem Weg zu euch, wir brauchten die Zeit, um sie zu reparieren."

"Das interessiert mich nicht." erklärte Pasrin, als er von oben herab auf den Mann sah und ihn mit spöttischen Blicken bedachte. Was bildete dieser Mensch sich ein, ihn mit Ausreden abzufertigen ? Langsam sank er zu Boden und überragte den Palastmeister noch immer um einen Kopf. Seine grünen Augen funkelten angriffslustig.

"Seit Jahrhunderten bestehen die Verträge mit diesem Haus. Doch ich weiß nicht, ob ich sie noch weiterführen werde, wenn ich jedes Mal so versetzt werde. Dies mag das luxuriöseste Freudenhaus zwischen den Dimensionen sein, aber nicht das einzige." erklärte er und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Wachen waren in gebührendem Abstand stehengeblieben.

Innerlich fluchend, nickte Gondor nur und senkte erneut respektvoll den Kopf, ehe er wieder zu dem Krieger aufblickte und bei dessen schwerer Bewaffnung und Eskorte schluckte. "Bitte verzeiht – ich wollte euch nicht erzürnen, Herr. Natürlich werden wir euch die bereits bezahlten Kosten vollkommen zurückerstatten und es wäre mir eine Ehre, euch als Gast willkommen zu heißen, Herr. Außerdem wäre es mir eine Freude, euch einen der Keys als Geschenk anzubieten ... es ist das Mindeste, das euch dafür zusteht, daß ihr warten mußtet." Es bedeutete zwar eine große Einbuße für den Palastbesitzer – doch der Verlust der Verträge wäre ungleich höher als der Preis für einen einzigen Key.

Das wusste Maximilian genauso wie Pasrin und der junge Wüstenprinz lächelte zufrieden. Das klang doch schon mal gar nicht übel für den Anfang. Er würde jetzt ein paar der jungen Männer sichten und sich dann für einen entscheiden. "Ich werde eure Worte überdenken." erklärte er, "Aber lasst uns das drinnen besprechen." Ohne auf eine Antwort zu warten, ging er an Maximilian vorbei und zwei seiner Wachen folgten, die Übrigen verteilten sich um das Haus, um es zu sichern. Pasrin hatte in seinem Reich nämlich nicht nur Freunde.

Gondor folgte ihm sofort auf dem Fuße und ging weiter vor, so daß er den Prinzen auch gleich in sein Büro geleiten konnte. Dort angekommen, öffnete er ihm zuerst respektvoll die Türe, ehe er ihm den Platz vor seinem Schreibtisch anbot und sich ebenfalls setzte. "Möchtet ihr etwas zu essen oder zu trinken, während ihr euch die Informationen zu den Keys durchlest, Herr ? Es wäre mir eine Freude, euch die Suche ein wenig angenehmer zu gestalten." Während er sprach, nahm der Palastleiter schon den Ordner mit den Informationsblättern heraus und legte ihn respektvoll vor seinem Gast ab – daß die beiden Wachen vor seinem Büro geblieben waren und sich demonstrativ davor aufstellten, paßte ihm zwar nicht so ganz, doch er sagte nichts und lächelte freundlich zu dem Prinzen.

"Danke, ich hatte in den letzten Stunden wohl genug Zeit, zu essen und zu trinken. Langweile mich nicht mit Lektüre, erzähle mir von den Keys." sagte Pasrin. Er mochte das geschriebene Wort nicht. Bilder waren für ihn aussagekräftiger. Es war nicht so, dass er die Macht des geschriebenen Wortes nicht kannte, doch wenn es um das Schöne im Leben ging, sah es es lieber, als es nur zu hören.

"Ich brauche einen Mann, der was aushält, der mit Freude bei der Sache ist. Vielleicht auch etwas exotisch im Vergleich zu meiner Rasse, aber dann doch wieder nicht so grundverschieden." erklärte er seine Wünsche und ließ seinen Blick über die Steckbriefe der Sklaven streifen.

Gondor überlegte einen Moment lang – diese Bedingungen schränkten die Auswahl sehr ein und so nahm er mit einem "Gebt mir einen Augenblick, dann suche ich euch die in Frage kommenden Keys heraus." den Katalog wieder, blätterte geübt darin und nahm innerhalb kürzester Zeit eine Handvoll der bebilderten Steckbriefe heraus, um sie nun dem Prinzen zu geben. "Hier, Herr – ein jeder dieser Sklaven erfüllt die von euch gestellten Kriterien, Herr. Nehmt euch doch ein wenig Zeit ... solltet ihr es wünschen, kann ich die Keys auch rufen lassen, damit ihr sie euch ansehen könnt."

"Das hier ist kein Pferdemarkt." sagte Pasrin. Er wusste selbst, dass er die Keys auch nur wie Sklaven behandelte, für die er bezahlte und von denen er etwas erwartete, aber sie vorführen zu lassen wie Vieh, um sich einen auszusuchen, war unter seiner Würde. Er hatte gute Instinkte - er würde den Passenden für sich sehen und erkennen, da war er sich sicher und griff nach den Papieren.

"Der hier sieht interessant aus." sagte Pasrin, als er das Bild eines Kämpfers vor sich hatte. Seine perlmuttfarbene Haut schimmerte unter dem langen, schwarzen Haar, doch dann schüttelte er den Kopf. Der Mann war ihm an Kraft überlegen, das war nicht gut. Also suchte er weiter. Auch der Nächste war optisch durchaus ansprechend, doch als er auf einer der hinteren Seiten etwas Blau schimmern sah, wurde er neugierig.

"Den will ich haben !" erklärte er und legte Ilavars Bild auf den Tisch. Er hatte die perfekte Mischung: Er war groß, aber nicht zu groß, wohl proportioniert, exotisch aber nicht zu ausgefallen, und Flügel waren auch immer von Vorteil. "Diesen und keinen Anderen." Die restlichen Bilder legte er ungesehen zurück.

Dies überraschte Gondor sichtbar und er brauchte einen Moment, um sich wieder zu fangen. Eigentlich hatte er erwartet, daß sich der Prinz lieber einen von den Sklaven aussuchte, die Federschwingen hatten und Ilavar nur der Vollständigkeit beigefügt – doch wenn er ihn haben wollte, wäre der Palastmeister der Letzte, der ihn verweigern würde. "Wie ihr es wünscht, Herr – er ist wirklich sehr gut, sein letzter Gast war von ihm sehr angetan. Ich lasse ihn sofort holen, Herr. Doch bevor ihr euch entscheidet, solltet ihr wissen, daß er nicht nur ein Nymphomane ist und es braucht, genommen zu werden - sondern auch, daß er ein Kind empfangen kann. In seiner Rasse gibt es keine Frauen, so daß die Männer fähig sind, ein Kind zu gebären. Es geschieht aber nur, wenn es von beiden Partnern auch gewünscht wird." Während er sprach, läutete Gondor kurz mit einer kleinen und angenehm hell klingenden Glocke, wisperte zu dem Diener, der hereinkam, und nickte, als der Diener nach einer respektvollen Verbeugung sofort nach draußen lief, um den Sklaven zu holen.

"Oh." lachte Pasrin amüsiert. Sein Bauchgefühl bei diesem Sklaven hatte ihn also nicht enttäuscht. Der junge Mann mit der blauen Haut war also wirklich etwas Besonderes. "Nun, auf Kinder bin ich nicht so scharf, aber dass er viel Sex will und braucht, dann ist er bei mir ja goldrichtig." Er freches Grinsen zog sich über seine Züge und er strich sich eine der Strähnen zurück, legte dabei den Kopf schief. "Gibt es sonst noch etwas, was ich über ihn wissen müsste ?" fragte Pasrin, er wurde langsam etwas ungeduldig. Auch wenn der Diener eben erst den Raum verlassen hatte um den Key zuholen, dauerte ihm das schon wieder alles zu lange. Seine mächtigen Schwingen breiteten sich kurz aus, ehe er sie wieder faltete und sich zurücklehnte.

Für einen Moment hob sich eine Braue Gondors, doch dann schüttelte er nur den Kopf und nahm den Steckbrief Ilavars auf, um ihn dem Prinzen zu geben. "Ich denke nicht, daß es etwas gibt, daß ich noch dringend erwähnen müßte. Alle Informationen, die ihr benötigen könntet, Herr, stehen hier auf dem Informationsblatt – und ihr könnt mich jederzeit erreichen und fragen, oder ihr fragt euren neuen Sklaven. Ah, hier ist er schon ..." Mit den Worten richtete Gondor sich wieder auf und nickte dem Diener zu, der schon mit Ilavar im Schlepptau in der Türe stand. Der junge Blauhäutige kam nur zögerlich in das Zimmer ... doch als sein Blick auf den neuen Gast fiel, erwachte ein Lächeln auf seinen Zügen und er kniete sich neben ihn, blickte erwartungsvoll zu ihm auf und neigte dann respektvoll den Kopf, als er ein leises "Ihr wünscht, Herr ?" fragte.

"Tja, was wünsche ich." sagte Pasrin und seine Schwingen bebten leicht. Der junge Mann war gänzlich nach seinem Geschmack. Er war schön, auch wenn der Prinz über Männer selten in solch weibischen Attributen dachte, und er zeigte Respekt. Wenn er sich eingewöhnt hatte, war er vielleicht nicht mehr so unterwürfig. Daran wollte Pasrin arbeiten. "Du wirst mich begleiten und diesen Palast verlassen. Du wirst nur noch mein Diener sein, hast du ein Problem damit ?" wollte er wissen und griff das Kinn des jungen Mannes. Nicht, dass Ilavar eine Wahl hätte, aber Pasrin interessierte es doch.

Dabei betrachtete die verschiedenen Töne des Blaus, die er an Ilavar finden konnte. Die Haut, die Flügel, die Augen, die Haare. Er war faszinierend. Zu schade für ein Bordell.

Überrascht aufsehend, zögerte der Blauhäutige einen Moment und blickte hilfesuchend zu Gondor, der leise seufzte und nickte. "Du gehörst ab jetzt dem Prinzen Pasrin, Ilavar – er hat dich ausgesucht und möchte dich als seinen Sklaven mitnehmen." Die leisen Worte sorgten nun seinerseits dafür, daß ein strahlendes Lächeln auf den Zügen Ilavars erwachte und er nickte, wandte sich wieder zu dem anderen Geflügelten und schüttelte kurz den Kopf, als er ihm antwortete. "Es ist mir eine Ehre, Herr ... ich diene euch gerne und bemühe mich, euren Wünschen zu entsprechen und so schnell wie es geht, zu lernen." Man sah nur zu deutlich, daß dies weder geheuchelt noch gespielt war – der schlanke Blauhäutige freute sich sichtlich und man sah auch, daß er alles andere als abgestoßen von seinem neuen Herrn war, im Gegenteil.

"Gut, das hört man doch gern." sagte Pasrin. Er konnte nicht widerstehen und ließ einen seiner Finger über die blaue Haut streifen, sie hatte eine magische Anziehung auf ihn. Sie war glatt und warm und weich, und Pasrin fand ziemlich schnell Gefallen an seinem neuen Sklaven. "Dann würde ich sagen, ich verschwinde mit meiner neuen Errungenschaft. Doch damit der Palast nicht umsonst hier erschienen ist, soll mein erster Minister sich eines der Zimmer für eine Nacht aussuchen - über das Konto meiner Familie. Ich habe, was ich wollte." erklärte Pasrin. Seine Finger strichen gerade durch das lange, blaue Haar.

Und der schlanke Key schmiegte sich in die Hand seines neuen Herrn, während Gondor erfreut nickte und die Papiere für die Weitergabe des Sklaven fertigmachte. Es dauerte auch nicht lange, bis er sie dem jungen Prinzen überreichen konnte und mit einem "Es ist mir wie immer eine Ehre gewesen, Herr ... ich hoffe, daß ihr noch viel Gefallen an Ilavar findet." aufstand, um ihn noch nach draußen zu geleiten. Der ehemalige Key folgte und blickte beim Rausgehen noch einmal in die so vertrauten Hallen des Palastes ... hier war ihm so viel Gutes wiederfahren und er hatte sogar einem Gast und damit einer ganzen Rasse helfen können, etwas, das ihn noch immer sacht lächeln ließ. Doch der Gedanke an Erdogan sorgte auch dafür, daß seine Augen sich mit Tränen füllten und er schloß sie, so daß die funkelnden Wassertropfen über seine Wange auf den Boden der Empfangshalle des Palastes tropften. Es waren Tränen des Abschieds ... doch Ilavar vergoß sie mit einem Lächeln, da es für ihn auch einen Neuanfang bedeutete.

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