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”Zerbrochenes Glas” 06
 

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Tiefe Wolken bergen den Himmel unter einem dunklen Kleid, als ein großer, schwarzer Mercedes mit getönten Scheiben vor dem Eingangsportal der großen Villa zum Stehen kommt. Der Fahrer springt eilig aus dem glänzenden Fahrzeug und wechselt mit dem Portier, der schon aus seiner Kabine gekommen war, ein paar kurze Worte, bis dieser auf einer Liste den genannten Namen erkennt und mit einem kurzen Kopfnicken und einem Drücken auf einen kleinen, versteckten Schalter die beiden großen, mehr als nur ausladenden Torbögen ohne auch nur ein Quietschen öffnet und den Wagen mit einer einladenden Handbewegung hindurchgeleitet. Dann schließt sich das Tor wieder und die schwarze Limousine rollt gemächlich auf dem knirschenden Kies den Parkweg entlang – vorbei an der unbeschreiblichen Wildnis eines griechisch angehauchten Landschaftsbildes mit verzierten Brunnen und hohen Hecken, bis sie vor der riesigen Villa im gotischen Stil zum Halten kommt, der Fahrer erneut aus seiner Tür springt und die hintere Wagentür mit übereifrigem Schwung aufreißt.

Der Mann, der mit einem skeptischen Blick über die schwarze Sonnenbrille nun aus dem hinteren Teil der Limousine steigt, dankt es ihm mit einer kurzen Handbewegung und geht dann schnurstracks auf die hohe, weiße Tür zu, die schon von ein paar jungen Männern für ihn erwartungsvoll aufgerissen wurde.

Mit einem kurzen, wehleidigen Blitzen in den grünen Augen mustert er die leicht und nur mit einem handbreiten, durchsichtigen Stück Seide bekleideten Knaben, die von den vielen Ketten und anderen funkelnden Schmuckstücken fast zu Boden gedrückt wurden und so vollkommen unpassend wirkten. Kleine Armreifen fielen wie ein Gitter über die schlanken Gelenke bis zu den Ellenbogen und den Hals zierte ein dünner Metallring, an dem am vorderen Ende ein kleiner Ring befestigt war.

Der Mann schüttelt den Kopf, streicht sich dann mit den manikürten Fingernägeln über den maßgeschneiderten, graumelierten Designeranzug und mustert sich noch einmal kurz in der Reflektion einer Fensterscheibe, bevor er an den Jungen vorbei in das Innere des Hauses tritt, immer noch an beiden Seiten von den schlanken Knaben begleitet, die ihm noch nicht einmal in die Augen gesehen hatten und die aussahen, als würde man sie wie Lämmer zur Schlachtbank führen. Er seufzt lautlos, als er die feinen, doch wahrscheinlich sehr schmerzvoll gewesenen Narben an den schmalen Rücken erkennen konnte und verflucht sich einen Herzschlag für seinen Beruf und für dieses Geschäft, was er mit dem international bekannten Immobilienhai und bekennendem Exzentriker Ralf Morgan abschließen würde. Doch dann zuckt er mit den Schultern und folgt dem Jungen, der sich wieder wendet und weiter auf nackten Füßen, vorbei an den mit dicken Tierfellen und mit allen möglichen Waffen behangenen Wänden, das scheinbare Wohnzimmer ansteuert und zu Füßen des behäbigen Mannes, der, nur mit einem Morgenmantel bekleidet und in der rechten Hand ein Cognac-Glas haltend, vor einem riesigen, brennenden Kamin residiert, auf den Boden sinkt.

Noch einmal streicht sich der Gast über den streng sitzenden Anzug und über die mit Gel ordentlich nach Hinten gekämmten, dunkelbraunen Haare, bevor er sich mit gestrafften Schultern nähert und dem Mann auf der Couch die Hand entgegenstreckt. "Damien Gray. Es ist mir ein Vergnügen, mit Ihnen ein Geschäft abschließen zu dürfen, Mr. Morgan."

Den jungen Mann vor sich mit einem Blick musternd, der in seinem Abschätzen dem eines Wiesels gleicht, nickt der ältere, ein wenig hagere Schwarzhaarige – nimmt die ihm angebotene Hand ohne aufzustehen und schüttelt sie kurz, doch fest, ehe er sie läßt und auf den fellbedeckten Sessel vor sich nickt, leise zu ihm spricht. "Setzen sie sich, Mr. Gray. Und auch mir ist es ein außerordentliches Vergnügen – welch schöner Zufall, daß ausgerechnet der Besitzer der Sendatti-Villa mit seinen Zahlungen zu lange säumte und ihnen dieses wunderschöne Anwesen verkaufen mußte. Ich möchte es haben – und ich zahle gut dafür, Mr. Gray." Nur mit einem kurzen Nicken hatte der Immobilienhai quittiert, daß Dae sich setzt – mustert ihn einen Augenblick und zeigt erneut das ihm eigene, leicht unheimliche Lächeln und streicht mit seiner freien Hand über die langen Haare seines an der Seite knienden Sklaven, leicht herab zu der Wange, in die Jener sich sofort schmiegt. "Sagen sie mir, was sie trinken möchten, Mr. Gray – in meinem Hause stehen meinen Gästen alle Wünsche frei, die sie hegen.

Damien lächelt höflich und nickt dann kurz, schlägt die Beine übereinander und lehnt sich in das weiche Kissen zurück, anerkennend die reich ausgestatten Wände begutachtend. "Danke, ich bevorzuge einen trockenen Martini um diese Tageszeit. Ich muss schon sagen, Sie haben aus dem Anwesen viel gemacht. Die Sendatti-Villa steht Ihnen als treuer Kunde natürlich zuerst zum Kauf frei. Allerdings sollten Sie Sich beeilen, die Angebote häufen sich. Der alte Sendatti hatte sich wohl doch ein wenig überschätzt. Gute Ware ist teuer und wer nicht zahlen kann, der muss mit den Folgen rechnen. Aber.. das muss ich Ihnen natürlich nicht sagen. Wir machen immer wieder gerne Geschäfte mit Ihnen. Wieviel darf ich ihnen diesmal liefern. Rohypnol wie immer? Oder eine spezielle Neuentwicklung..." Er zieht ein kleines, zierliches Fläschchen aus einer braunen, in dickes Leder gebundenen, Mappe. Mit einem kritischen Blick mustert er die Flüssigkeit, schwenkt sie kurz und bietet sie dann Morgan an. "Flüssig. Und hochwirksam. Es ist erst gerade neu auf den Markt gekommen und wenn ich es sagen darf, es ist eine Eigenentwicklung, die ich in den letzten drei Jahren vervollkommnet habe."

Das Fläschchen entgegennehmend, betrachtet der Ältere den Inhalt und senkt dabei eine seiner Brauen .... dann lacht er leise auf und gibt sie Dae zurück, trinkt einen Schluck des alten Rotweins, ehe er anerkennend zu ihm nickt. "Wenn sie es sagen, Mr. Gray – dann vertraue ich ihnen, sie haben mich noch Niemals enttäuscht. Sklave ... geh und hol meinen schwarzen Schmetterling. Er soll Mr. Gray den Martini bringen und uns ein wenig ... unterhalten." Die letzten Worte an den neben ihn knienden Jüngling richtend, nickt dieser auf den Befehl – steht sofort auf, als Morgan geendet hat und geht zügig, doch ohne zu laufen in eines der Nebenzimmer, kommt nach wenigen Augenblicken wieder zu ihm zurück, wieder an dessen Seite kniend. Erst, als der Alte eines der Beine hebt, senkt der Jüngling noch weiter den Kopf – kauert schließlich vor dem Alten, so daß dieser seine Füße auf den ihm dargebotenen Rücken des Sklaven legt und unmerklich zu seinem Gegenüber nickt. "Bitte gedulden sie sich noch einen Augenblick, ihr Martini wird sofort gereicht werden." Fast im selben Augenblick, als Morgan endet, öffnet sich die Nebentür und erklingt ein helles, doch unendlich feines, silbernes Klingen ... kommt ein schlanker, junger Mann aus dem Nebenzimmer, seinen Kopf tief gesenkt, so daß die schienbeinlangen, blauschwarzen Haare das Gesicht ein wenig verdecken, doch keinen unnötigen Zoll der langen, schlanken Beine oder seines schönen Körpers. Bei jedem der ansonsten lautlosen Schritte klingen die beiden Silberreifen um dessen Fußgelenke auf, ebenso die der Handgelenke, als der Sklave neben dem jungen Drogendealer auf seine Knie sinkt, den Kopf noch immer demütig geneigt – ihm nun das Glas mit dem Martini reicht, darauf wartend, daß dieser es nimmt, erst dann wieder aufstehend, als der Alte kurz zischt. "Tanz, mein kleiner Schmetterling ... zeig uns deine Schönheit und zerstreue uns ein wenig, während wir handeln." Gehorsam den Kopf neigend, beginnt der Schwarzhaarige an der Seite zu tanzen .... nutzt das Silber des reichen Schmuckes ebenso wie die blauglitzernden Saphire darin, die langen, glitzernden Ketten in seinem nachtschwarzen Haar, um sich zu zeigen .... die schlanke, feingliedrige Schönheit seines Körpers, in der Melodie tanzend, die seine klingenden Armreifen weben. "Er ist wunderschön, nicht wahr ? Älter als meine anderen Schmetterlinge, farbloser, da ihm nur Schwarz und Blau stehen – aber er ist der Schönste, ein seltener Zufall, daß ich ihn meiner Sammlung einverleiben konnte. Doch zurück zum Geschäft, Mr. Gray .... ich möchte für die Villa einen Kaufpreis von einhundert Millionen entrichten – dafür investiere ich weitere Fünzig in ihre neue Droge, verlasse mich darauf, daß sie eine ebenso sichere Investition ist, wie die Geschäfte mit Ihnen es bisher immer waren."

Den Martini mit einem dankenden Lächeln annehmend, betrachtet Damien den jungen Mann genauer, verfolgt seine grazilen Bewegungen mit seiner ganzen Aufmerksamkeit, während er das Glas beiläufig zu den blassen Lippen führt und daran nippt. Den herben Geschmack auf der Zunge zergehen lässt und das Glas dann auf den kleinen, gläsernen Tisch abstellt. "Natürlich. Der Preis ist angemessen für das Anwesen... wirklich..." Seine Blicke schweifen wieder zu dem schlanken Knaben ab und genießen die feinen Bewegungen, die federleichte Art, sich unter einem leisen Klingen zu bewegen. "Wie heißt er...", fragt er und erhebt unbewusst die Hand, blickt immer noch wie verzaubert auf die schlanke Gestalt, die sich im leicht schwingenden Rhythmus der Musik elfengleich bewegt und lässt dann die Hand wieder fallen, ohne ihn berührt zu haben. "Er ist wunderschön... einfach wunderschön...", haucht er fasziniert und schüttelt fassungslos mit dem Kopf. "So etwas Schönes habe ich schon lange nicht mehr gesehen... Er ist einfach... perfekt in seiner Anmut... göttlich... wirklich ein Schmetterling..."

Die klingenden Reifen voller Faszination beobachtend, jede Bewegung in sich aufsaugend, als wäre sie das letzte Schlückchen Wasser für einen Verdursteten, schweift sein Blick plötzlich ab und bleibt an einem kleinen, fast unscheinbar glänzenden Stück Silber hängen, das den rechten Ringfinger des Jungen ziert, der noch immer mit engelsgleicher Anmut über den dicken Teppich zu schweben scheint.

Irritiert runzelt Damien die Stirn, bevor er ungläubig mit dem Kopf schüttelt, nach dem Martiniglas greift und einen tiefen Schluck nimmt, dann aber doch wieder den Blick zu dem matten, unscheinbaren Ring schweifen lässt und die Luft einzieht. Das konnte doch nicht... Aber....

"Wie heißt er! Sagen Sie es mir!", fordert er eindringlicher und erhebt sich halb aus dem weichen Sessel, um den Jungen am Handgelenk sacht zu sich hinüberzuziehen und die Finger der rechten Hand um sein Kinn zu schließen, es sanft nach oben drückt, um einen Blick in die fast schwarzen Augen zu werfen, die jeden letzten Zweifel, der noch geblieben war, ein für allemal verblassen lassen. "Mi...", flüstert er fassungslos, aber seine Stimme verebbt, noch bevor er das Wort vollendet hat.

Zuerst mit leisem Stolz die anfängliche Bewunderung seines Gastes bemerkend, hatte Morgan jedoch das plötzliche Umschwenken ein wenig verwundert ... einen Schluck seines Rotweins nehmend, hört er das leise Wispern nicht, sondern bemerkt nur mit einem harten Lächeln den festen Griff seines Gastes, unmerklich dazu nickend. "Sein Name war Michail McAvish ... eine seltene Kombination, es lag an der Herkunft seiner Mutter. Aber dieser Name wird nicht mehr benutzt .... er ist jetzt mein schwarzer Schmetterling. Möchten sie ihn, Mr. Gray ? Sie dürfen ihn gerne benutzen, er ist äußerst zufriedenstellend und erfahren. Ihn zu brechen war eine äußerst langwierige, doch ebenso amüsante Angelegenheit ... nun ist er mein folgsamster Sklave, da ich seinen Schwachpunkt kenne. Auch wenn er selber es nicht mehr weiß, seine Erinnerung mit dem Stolz verschwand ... zu schade, aber er reagiert noch immer darauf. Möchten sie ihn kosten, Mr. Gray ? Meine Räume stehen zu ihrer Verfügung, ich sagte es bereits ... für meine Gäste ist nur das Beste gut genug." Der Schwarzhaarige indes hatte sofort mit dem Tanzen aufgehört, als Dae ihn zu sich zog – zeigt keinerlei Regung in den leeren, fast schon seelenlosen, saphirblauen Augen, daß er ihn erkennt und senkt nur gehorsam seinen Blick, schließlich demütig den Kopf, als Dae seine Hand wegnimmt.

"Mischa...", haucht Dae noch einmal fassungslos, bis er fast taub auf das Angebot nickt. Mit sanften Fingern streicht er über die dunkle Haut und lässt die schwarzen, langen Haare durch seine Finger gleiten, fühlt das monotone Pulsieren des Blutes, das ebenso betäubt wie der junge Mann zu sein scheint. Dann dreht er sich mit einem Mal um und blickt Morgan direkt in die Augen. "Sie sagten, seine Erinnerung ist verschwunden? Warum? Was war er vorher? ... Und Sie sagten noch Etwas. Sie sagten, er reagiert noch immer darauf. Worauf reagiert er immer noch... Ich muss es wissen, wenn ich ihn..." Mit einem sanften Lächeln fasst er den jungen Mann an den Händen und streichelt liebevoll die weiche Haut und küsst die Fingerspitzen, verschlingt dann die schlanken Finger mit seine Eigenen und dreht sich mit einem harten Ausdruck um den Mund wieder um. "Ich will ihn. Wieviel verlangen sie für ihn? Ich zahle jeden Preis! Was auch immer sie für ihn wollen!"

Zuerst sieht Morgan ein wenig skeptisch auf seinen Geschäftspartner, wie dieser seinen Schmetterling berührt – dann stutzt er und stellt das Glas auf die Seite, lacht leise, deutlich amüsiert auf und mustert Dae. "So viele Fragen bei einem Sklaven ... aber sie haben Geschmack, das muß man ihnen lassen, aus ihnen spricht der Kenner. Er ist ein perfekter Lustsklave und ein sehr guter Tänzer, seine Ausbildung war scheinbar excellent – und er ist überaus willig, solange man nicht an diesen häßlichen Ring geht. Aus irgendeinem Grund hängt er an diesem Ding – obwohl er Niemals verlobt oder verheiratet gewesen ist. Als ich ihn brach, hat mich der Versuch, ihm den Ring abzunehmen, Drei meiner besten Männer gekostet – und das, obwohl sein Wille und sein Stolz schon lange gebrochen waren. Wie schon gesagt, er ist perfekt ... er versteht jedes Wort und gehorcht vorzüglich, auch wenn er nicht mehr spricht und sich an Nichts mehr erinnert, 'Selbstverschuldete Amnesie' oder wie sich das medizinisch nennt. Sämtliches Wissen ist vorhanden – muß nur durch Befehle aktiviert werden, ohne daß Willen oder Abneigung dabei stören. Sie verstehen sicher, daß ich mein Juwel nicht so billig aus der Hand gebe ... einerseits weiß ich ihn natürlich bei ihnen sicherlich in guten Händen, einige ihrer Drogen sind vorzüglich dafür geeignet, meine Schmetterlinge gefügig zu machen oder die Freude mit ihnen zu versüßen .... andererseits habe ich ihn zu schätzen gelernt und sogar das Angebot eines arabischen Scheichs ausgeschlagen, und das war durchaus bemerkenswert. Also, Mr. Gray – was sind sie geruht, mir für ihn zu bieten, damit ich es mir überlege ?" Leise, überlegene Worte des Alten, da er genau weiß, daß Dae Etwas von ihm will – dann hebt er sein Glas und prostet ihm zu, nimmt einen genießenden Schluck und stellt es auf den Tisch an der Seite, ruft Mischa zu sich und nickt, als dieser unverzüglich gehorcht und neben dem Alten auf die Knie sinkt, den Kopf demütig gesenkt und keine Regung zeigend, als dieser durch das lange, schimmernde Haar krault und auf eine Antwort wartet.

Mischa widerwillig loslassend, aber noch mit einem weichen Ausdruck an das Gefühl des kleinen, kratzigen, verblichenen Rings an dessen rechten Ringfinger, wendet Dae seinen Blick wieder zu Morgan und zieht kurz die Stirn in Falten, bevor er antwortet, den Geschäftsmann wieder hervortreten lässt. "Dass er so eigenwillig ist, schmälert seinen Wert natürlich. Auch, dass ich davon ausgehen kann, dass er eindeutig zur Gewalttätigkeit neigt, wenn man an dieses Stück Silber geht. Dennoch... Er ist ein bezauberndes Wesen und nur dazu geschaffen, von mir besessen zu werden. Ich kann mir vorstellen, dass Sie sehr an ihm hängen, mit seiner Schönheit wurde er sehr großzügig beschenkt... Auch... wenn sie nicht mehr ganz so unberührt scheint, wie sie es einst war." Mit einem harten Blick deutet er auf die vielen, kleinen Narben und verblichenen Schnittwunden, die den schlanken Körper zieren, und bei deren Anblick sich ihm das Herz für einen kurzen Moment zusammenkrampft. "Er ist also schon benutzt, wenn ich es so ausdrücken darf. Ich biete Ihnen Fünfhunderttausend, wenn das ein angemessener Preis ist. Es schient mir ein wenig zu hoch, da er schon die Grenze des akzeptablen Alters überschritten hat und ich ihn ohne Garantie kaufe, aber durchaus angebracht. Wie ist Ihre Antwort? Es wäre schade, wenn wir nicht ins Geschäft kommen würden." Damit greift er mit einer gelenken Bewegung nach seinem Glas und nimmt einen kleinen Schluck, bevor er sich in seine Lehne zurücklehnt und erwartend die Augenbrauen hebt. "Nun?"

Mit der Linken noch immer durch die langen Haare streichend, nimmt auch der Ältere einen weiteren Schluck seines Weines ... verengt seine härter werdenden Augen ein wenig, ehe er ebenso hart lächelt und leise zu seinem Gegenüber spricht. "Sicher, sein Alter ... und auch diese Eigenart, sie mindern den Wert ... jedoch wird dies mehr als nur ausgeglichen. Eine halbe Million erscheint mir ein Bißchen wenig, der Scheich bot mir das Dreifache davon. Aber ich habe einen Vorschlag ... ich möchte, daß sie mir für meine Schmetterlinge etwas Neues entwickeln, nur für mich. Von den herkömmlichen Drogen verfallen sie zu schnell ... es ist zu kostspielig, sie immer wieder durch die Medizin wiederherstellen zu lassen. Ich möchte, daß sie mir eine Droge entwickeln, die nur die Psyche beeinflußt – absolut willenlos macht und ebenso absolut abhängig, ohne daß der Körper Schaden dadurch erhält. Bringen sie mir eine Droge, die meine Schmetterlinge wie ihn werden läßt, denn das ist einer seiner größen Pluspunkte – er ist von keiner Droge abhängig, gehorcht ohne Beeinflussung. Tanz wieder, mein Schöner ... zeig mir dein Können." Nur ein gehorsames Nicken Mischas, das auf die Worte folgt ... dann erhebt er sich wieder und geht auf die Seite, achtet nicht darauf, daß Morgan laut auflacht, seinen Wein austrinkt und das Glas auf den Boden vor Mischa wirft, auf dem es sofort in feinste Splitter zerbirst. Ohne eine Reaktion zu zeigen, tanzt der schlanke Schwarzhaarige weiter, seinen vorigen Tanz aufgreifend – achtet auch nicht weiter darauf, daß jeder seiner Schritte sich nun auf dem Boden zeigt, als das Blut von seinen Fußsohlen tropft.

"Mischa!", haucht Dae fassungslos und springt noch im selben Augenblick auf, ergreift den jungen Mann und hebt ihn einfach auf seine Arme, weg von den scharfen Splittern, die das Blut noch immer aus den Wunden an den Füßen tropfen lassen. Mit einem verachtenden Blick, der normalerweise Jeden im Boden hätte versinken lassen, dreht er sich um, zieht dann aber doch einmal tief die Luft ein, schraubt seinen Zorn wieder auf ein erträgliches Limit hinunter und ballt die Fäuste zusammen. "Gut.", stellt er trocken fest und trägt Mischa zurück auf seinen Sessel, wo er ihn leicht an seine Schulter lehnt und mit vorsichtigen Händen die kleinen Glassplitter aus den hellen Sohlen zieht, ohne sich darum zu kümmern, dass die rote Flüssigkeit in kleinen Tropfen seinen Anzug benetzt, jedes Mal schmerzvoll den Mund verzieht und die Splitter dann abwertend auf den Boden fallen lässt. "Aber ich will ihn sofort mitnehmen können. Er bleibt nicht mehr hier, sondern ich werde ihn sogleich in mein Loft bringen lassen. Seine Sachen können nachgeschickt werden, aber ich glaube nicht, dass wir das hier..." Er zieht mit spitzen Fingern das durchsichtige Stück Stoff über Mischas Schoß und verdeckt ihn damit, so gut es geht, bevor er sanft einem Arm um seine Schultern legt. "... noch brauchen werden. Ich mag es lieber, wenn er natürlich ist, wenn Sie das verstehen, aber er gehört dann ja sowieso mir und ich kann ihn kleiden, wie es mir beliebt. ... Die Droge... Nun, ich werde mich bemühen, ihnen die Ergebnisse so schnell wie möglich zukommen zu lassen. Dieses Gebiet ist sehr gefragt und ich arbeite schon seit längerer Zeit an einem gewissen Mittel, das sich "Wunder X" nennt. Es wird genau Ihren Geschmack treffen, wenn ich das richtig beurteile. Keine physischen Konsequenzen, da die Blutkörperchen verändert werden und nun in einer gleichmäßigen Zufuhr das Gehirn mit einer Art vitalvisierender Substanz versorgt, die sowohl den Alterungsprozess der Zellen verzögert, als auch die Suggestionspotenz erheblich steigert. Oder.. wie der Laie es ausdrücken würde: Es macht gefügig, ohne Spuren zu hinterlassen." Er setzt sich gerade auf und lehnt sich mit ausgestreckter Hand nach Vorne, lässt Mischa aber dennoch keine Augenblick los. "Sind wir im Geschäft, Mr. Morgan?"

Ein wenig neugierig die Szene betrachtend, besonders die Fürsorge des Großen, verengt der Alte seine Augen ein wenig ... dann lacht er leise und kalt auf, nickt und nimmt die Hand des Anderen in einem festen Griff. "Fertigen sie mir eine Abart, die auch gefühlsmäßig hörig macht, geben sie mir dann die Formel und ich bin damit zufrieden. Die Fünfhunderttausend verrechnen wir in dem Kaufpreis der Villa, ich verlasse mich darauf, daß sie den Betrag entrichten." Die Hand nun wieder lösend, lehnt Morgan sich wieder zurück, seinen Blick auf Mischa ruhen lassend – nickt erneut und spricht jetzt leise, doch deutlich zu ihm. "Ab jetzt gehörst du Mr. Gray, mein schwarzer Schmetterling – wirst nurmehr seinen Befehlen gehorchen und ihm ebenso folgsam sein wie mir." Auf die Worte nur mit einem Nicken antwortend, kommt der Schwarzhaarige näher an Dae heran, in dessen Griff – zeigt jedoch Nichts weiter als seine völlige Ergebenheit. "Ein gutgemeinter, kostenloser Ratschlag noch, mein Junge – und sie sollten ihn berücksichtigen, ich gebe nur selten Etwas umsonst. Zeigen Sie Niemandem sonst, wie sehr sie sich um ihn sorgen ... es wäre ein ideales Druckmittel gegen Sie. Ich werde darüber schweigen, schließlich wissen sie viel genug über mich, um es ebenso als Druckmittel zu benutzen – wir sind Beide Ehrenmänner und werden darüber schweigen, nicht wahr ?" Leise, kühle Worte des Alten, ehe er ein neues Weinglas aus der Hand eines anderen Sklaven nimmt ... nun durch dessen Haare krault, während er die Füße noch immer auf dem Rücken des Einen ruhen läßt.

Dae lächelt gekünstelt und nickt dann höflich, während er sich erhebt und Mischa bei der Hand fasst. "Natürlich werde ich den Betrag überweisen. Und wegen der Formel machen Sie Sich keine Sorgen. Sie ist noch nicht vollends ausgereift, aber ich werde Sie über die Arbeitsschritte auf dem Laufenden halten und das Endprodukt dann zukommen lassen. Und..." Er verzieht den Mund zu einem kühlen Lächeln. "Ich danke Ihnen für Ihre Sorge, aber sie ist nicht nötig. Ich werde gut auf ihn acht geben aber in dem anderen Punkt hatten Sie Recht. Ich habe genug gegen sie in der Hand, um sogar sie lebenslang hinter Gitter zu bringen oder an ein paar sehr interessierte Leute auszuliefern. Aber ich bevorzuge den sauberen Weg des Geschäftes, also sollten wir die Gefälligkeiten dabei belassen." Noch einmal die Hand zum Abschied schüttelnd, hebt er dann Mischa vorsichtig wieder vom Boden auf und lehnt ihn an seine breiten, vom weichen Stoff des Designeranzuges verhüllten Schultern, unter denen sich bei der Bewegung deutlich trainierte Muskeln abzeichnen und wendet sich mit einem Nicken zur Tür. "Wie schon gesagt, werde ich ihn gleich mitnehmen. Seine Wunden müssen versorgt werden, also haben sie sicher Nichts dagegen, wenn ich unverzüglich aufbreche. Es freut mich sehr, dass wir miteinander ins Geschäft gekommen sind, Mr. Morgan, und ich hoffe, wir werden diese Art der Beziehung auch noch weiter aufrecht erhalten."

Mit einem seufzenden Blick auf den Sklaven, der ihn nach einem letzten Gruß von Morgan hinausführt, streichelt er Mischa die langen Strähnen aus dem Gesicht und verzieht schmerzvoll das Gesicht, als er mit den Fingerspitzen über die feinen Narben auf dem viel zu leichten Körper, der wie eine Feder an seiner Schulter lehnte, streicht. Er würde ihn erst einmal wieder richtig hochpäppeln müssen. Das würde schon wieder werden. Nur die trüben, glanzlosen Augen machten ihm Angst. "Du erinnerst dich schon wieder an mich...", flüstert er leise in die dichten Haare und steigt dann mit einem dankenden Nicken zu seinem Chauffeur, der schon bereits gewartet und ihm die Tür aufgerissen hatte, in den großen Wagen ein und schließt die Tür. Vorsichtig bettet er den schlanken Mann auf seinem Schoß und verschlingt seine große Hand mit der Kleineren.

Während der gesamten Zeit keine Reaktion zeigend, den Kopf nur gesenkt haltend, wendet Mischa sich nur ein wenig näher, als Dae die Narben berührt .... nickt gehorsam auf die leisen Worte, antwortet jedoch nicht, nur leicht die Beine einziehend, um Dae nicht beim Einsteigen zu behindern. Als sie im Auto sind, hält der Schwarzhaarige seine Beine ein wenig auf der Seite, so daß das Blut seiner Fußsohlen auf die Bodenablagen fällt, nicht mehr die Hose des Großen beschmutzt .... zögert einen Augenblick, als er die Hand um die Seine fühlen kann und nickt unmerklich, streicht mit seiner Anderen herab zum Schritt Daes, sacht darüberkosend und den Blick noch immer tief gesenkt, um seinem Herrn zu Gefallen zu sein.

Dae zieht unwillkürlich die Luft ein, als Mischa ihn so unbefangen berührt und stöhnt leise auf, lässt den Kopf in den Nacken fallen und verkrampft seine Hand in Mischas. Nach genau diesen Berührungen von genau diesem wunderschönen Wesen auf seinem Schoß hatte er sich so lange gesehnt. Ganze drei Jahre. Ganze drei gottverdammte Jahre. Und nun hatte er ihn wieder und es fühlte ich noch besser an, als er es in Erinnerung gehabt hatte. Doch dann kommt für ihn die Erkenntnis, als würde man ihn in ein Eisbecken werfen. Mischa tat das nicht, weil er es wollte. Er tat es, weil er dachte, er erwarte es von ihm. Und es tat noch mehr weh.

Mit einem leisen "Nein...", zieht er Mischas Hand weg und beißt kurz die Zähne aufeinander, als das wunderbare Gefühl verschwindet, doch es war so besser. Freundlich und nach irgendeinem Zeichen von Erkennen suchend, hebt er Mischas Kinn, blickt er ihm in die Augen und schüttelt noch einmal den Kopf. "Du musst Nichts machen, was du nicht willst, hörst du?", sagt er sanft und zieht sich dann das Jackett über die Schultern und wickelt es vorsichtig um Mischas Füße. "Damit es nicht mehr blutet. Zuhause, da mache ich dir einen richtigen Verband, denn laufen kannst du damit nicht.", erklärt er mit einem kurzen Nicken und zieht Mischa dann wieder näher an sich heran. So lange war es her. So lange und doch war es ganz gleich dem, wie sie sich verlassen hatten. Kalt. Und hilflos. Genauso hatte er sich damals gefühlt. Und es tat immer noch weh, sich zu erinnern.

Keinerlei Regung zeigend, nickt Mischa nur bei den leisen Befehlen, lediglich für einen winzigen Herzschlag Verwunderung darüber zeigend ..... senkt jedoch nur wieder den Kopf und nickt, da es die Befehle seines neuen Herrn sind, denen er Folge leisten muß – und das ohne ein einziges Widerwort, so ... wie er es gelernt hat.

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