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Rajendra und Baki 06
 

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Rajendra hatte, bis der Mond aufgegangen war, die ganzen Steinbrüche durchkämmt, jeden Stein umgedreht und beiseite geräumt. Hatte immer wieder Steine aufgeklopft und war fast bis zu Ermüdung umhergewandert. Er hatte schon oft von den Erwachsenen seines Stammes gehört, daß es hier, hinter den Bergen, Metall gab, das leicht zu verarbeiten war. Weich wie Kupfer und Gold ... doch einmal über dem Feuer geformt, war es fast hart wie ein Trajipanzer. Nicht ganz so hart wie Stahl, aber es kam gut ran. Doch fast, als er das Ganze schon hatte aufgeben wollen, hatte er einen winzigen, weißen Klumpen gefunden, der zwischen den hohen, schroffen Felsen des Bruches lag. Fast einen Freudenschrei hatte er ausgestoßen - hätte ihn sich aber wohl verkniffen, wenn er gewusst hätte, was er auf sich genommen hatte, als er das Emporklettern der Felsnadeln auf sich genommen hatte. Blutige Wunden, Kratzer, Risse und neue Schürfwunden waren das Ergebnis. Ebenso die frisch verheilten Brandwunden hatte er teilweise wieder aufgeschrammt, aber wenigstens hatte es sich gelohnt. Fast sein ganzer Beutel war mit dem weichen, weißen Metall angefüllt, schillerte sacht in Mondlicht, als er zufrieden in seinen Beutel blickte. "Das wird mindestens für einige Dolche, Messer und Speerspitzen reichen." Und dann machte er sich auf den Weg zurück, um endlich erschöpft umfallen zu können und zu schlafen. Erst, als er an ihrer Höhle angelangt war, blickte sich Raji noch einen kurzen Moment um, gähnte leise, als er schließlich in ihre Höhle krabbelte, um schlafen zu können.

Mit einem erleichterten Lächeln begrüßte Baki ihn und half ihm aus der verdreckten Kleidung heraus ... setzte ihn dann behutsam auf ihr Bett und legte ihn hin, ehe er mit einem weichen Leder und sonnenwarmen Wasser damit begann, die Schürfwunden und Kratzer auszuwaschen und behutsam zu versorgen, darauf achtend, ihm nicht wehzutun. Der junge Blonde hatte den vollen Beutel mit stiller Freude bemerkt und wußte, daß sie bald Metallklingen haben würden - er vertraute Raji und bemühte sich, ihm so gut es in seinen eigenen Möglichkeiten stand, zu danken, indem er sich um dessen Wunden kümmerte um ihm einen der Trockenfleisch/Früchte/Getreidefladen gab, die er die letzten Tage gefertigt hatte.

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Wie er es erwartet hatte, schlief der Rothäutige bald ein und Baki betrachtete ihn mit einem leisen Seufzer ... strich seine langen, blonden Haare nach hinten und setzte sich neben ihn, die Hand leicht erhoben. Nur langsam senkte er die Fingerspitzen und berührte hauchzart die Wange des Schlafenden - dann seufzte er und nahm die Hand wieder weg, stand auf und zog sich bis auf den Lendenschurz aus. Auch Raji zog er die Kleidung aus, doch so behutsam, daß dieser nicht aufwachte - dann legte er sich neben ihn und deckte sie Beide zu, schlief augenblicklich ein und lächelte im Schlaf, da seine Träume ein wenig erfreulicher waren als die Realität. Am nächsten Morgen wachte Baki gewohnheitsmäßig schon sehr früh auf ... ging zum Eingang und spähte vorsichtig durch einen Spalt des Leders, ging schließlich raus und erleichterte sich, nachdem er sich vergewissert hatte, daß die Luft rein war und keins der Katzenwesen in Sicht. Nachdem er schließlich seinen Körper in einer der hinteren Höhlen gewaschen hatte, nahm der Blonde eine der Schüsseln und schöpfte von dem heißen Wasser einer der Quellen ... ging wieder in ihre Wohnhöhle zurück und streute einige Kräuter hinein, nahm ein paar Zutaten aus den diversen Beuteln und Körben und entfachte ein kleines, fast rauchloses Feuer, auf dem er den Kochbeutel mit einem dicken Eintopf erhitzte und darauf wartete, daß der Rothäutige aufwachte, derweil noch einige Fruchtfladen für ihn auf den Steinen backend.

"Und, das Metall schon gesehen ?" Leise nuschelnd, als er sich umdrehte, blickte Raji zu dem Blonden, drehte sich auf den Rücken und gähnte sacht. "Daraus können wir Einiges machen ..." Und dann richtete sich der Rothäutige auf und gähnte nochmals laut.

"Ja, ich hab kurz reingesehen - so viel Metall ! Du bist ein Segen, Raji. Ich habe zwar einige Feuersteinklingen geschlagen, aber so gut wie das Metall sind sie niemals. Ich habe dir einen Tee gemacht und Frühstück - ich hoffe, du hast Hunger ?" Fröhlich plappernd, zeigte der junge Blonde mit jeder Faser, wie glücklich er war, daß der Andere wieder hier war - wendete dabei die Fladen und nahm schließlich den Becher mit dem Tee, goß ihn in einen anderen Becher ab und reichte ihn Raji, scheu dabei zu ihm lächelnd.

"Na ja, sooooo viel isses auch nicht. Aber es wird schon für einige Dolche und Speerklingen reichen. Mehr aber nicht, da es eigentlich ein recht schweres Metall ist. Wird zwar schnell heiß und lässt sich gut verarbeiten, aber leider brauchen wir dazu Gold. Ich hab leider nur ein paar Ringe und demnach müssen wir Acht geben, was wir machen." Bei seinen Worten hatte er fast wie selbstverständlich nach dem Becher gegriffen und das Fell beiseite geworfen, um sich seinen Lendenschurz anzuziehen, ebenso die Hose. Erst dann bemerkte er, daß er doch mit angezogener Hose eingepennt war. Aber er sagte Nichts, sondern trank einfach ein wenig des Tees. "Nachher werde ich mich gleich daran machen, Formen zu machen. Wie, das weiß ich noch nicht genau, da ich einfach nicht das Werkzeug habe, wie die Erwachsenen. Zudem habe ich immer nur zusehen dürfen ..." Ein wenig betrübt über diese Tatsache, seufzte der junge Mann sacht, stellte dann den Becher zur Seite und kramte ihn einen seiner kleineren Beutel um einige Dinge zu suchen, die er mitgenommen hatte.

Zuerst wußte Baki nicht recht, was sagen und trank stattdessen seinen Tee ... dann schluckte er kurz und seufzte leise, ehe er eine Haarsträhne nach hinten strich und leise sprach. "Äh ... sag mir einfach, was für Werkzeug du brauchst und für was es geeignet sein muß. Ich ... ich bin Werkzeugmacher. Kenne Einiges, vielleicht kann ich dir helfen, dir ähnliche Werkzeuge machen."

"Nun ja, ich weiß nicht, ob man dazu Werkzeuge machen kann. Ich muss es erst so versuchen." Mehr sagte Rajendra nicht, kniete sich dann hin, um sich die erdigen, verdreckten Metallbrocken anzusehen. "Waschen und dann schmelzen im Feuer. Das dürfte kein Problem sein, wohl eher das in Form bringen."

"Das ist das Wenigste ... ich habe etwas weiter hinten Ton gefunden, ich fertige dir die Formen, so wie du sie brauchst und brenne sie, dann kannst du sie zum Gießen hernehmen. So kann ich dir wenigstens von Nutzen sein, Raji ..?" Leise wispernd, zeigte der junge Blonde zum Einen seine Erfahrung im Umgang mit Ton und allem, das mit Werkzeugen zu tun hatte - doch auch, wie sehr es ihn freute, daß er sein Wissen endlich einmal dazu nutzen konnte, Raji zu helfen und sich nützlich zu machen, anstatt ihm zur Last zu fallen.

"Ja, kannst du, ich mache derweil noch ein paar andere Sachen vorher." Und dann stand er auf, um nach Draußen zu gehen und Besorgungen zu machen. "Du kannst ja schon mal unten am Fluss ein wenig Ton sammeln gehen, ich hole ein paar geeignete Äste und so ..." Dann verschwand Raji um das zu tun, was er gesagt hatte.

Noch ein kurzes "Ist gut ..." nachrufend, nickte der junge Blonde - glücklich darüber, etwas ihm Bekanntes zu tun, schnappte er sich einen der Tragekörbe und zur Vorsicht noch einen der Feuersteindolche. Den Gedanken an die Katzenwesen verdrängte er so gut es ihm möglich war, als er an dem Tonflöz am Fluß ankam und damit begann, den Ton in den Korb zu füllen - erst nach einer Weile sah er wieder auf und erschrak bis ins Mark, als er zwei dieser Wesen am anderen Ufer stehen sah. Starr vor Angst, konnte Baki nicht mehr, als den Dolch ein wenig heben - und einen lauten, schrillen Schrei ausstoßen, der von seiner maßlosen Angst kündete.

Rajendra aber hörte den Schrei bereits, denn ein paar der Äste hatte er schon besorgt gehabt, die er gebraucht hatte. Erst dann ließ er sie vor Schreck fallen und lauschte, fluchte leise, als er sich so in den Gedanken ausmalte, was geschehen war. Erst, als er am Fluss angekommen war, wurden seine Gedanken nur bewahrheitet. Eines der Katzenwesen war an den Fluss gekommen - und hinter ihm traten zwei Weitere aus den Büschen, ebenso bewaffnet und ihre gelben Augen auf Baki gerichtet. Doch erst, als das erste der Wesen angriff und auf Baki losging, reagierte auch der junge Rote erschrocken, ließ einen ebenso, eher warnenden Schrei von sich, zog das Messer aus seinem Hüftgürtel, um dem Pelzwesen direkt in die Arme zu springen, ihm den Dolch aus der Hand zu schlagen, mit dem es Baki gerade tief in den Arm gestochen hatte.

Blind vor Angst und Schreck, sah der Blonde nur die Gegner und das Blut, das an seinem Arm herabrann - doch der Schmerz wurde völlig von dem Schock und seiner Angst betäubt, die allerdings nicht ihm sondern Raji galt. Der Schrei des Anderen schien Baki aus seiner Starre zu lösen und er sah mit schreckgeweiteten Augen, wie der Rothäutige sich auf das Katzenwesen stürzte - ohne weiter nachzudenken, stach er den Feuersteindolch in die Brust des Katzenwesens und fluchte, als die Steinklinge abbrach und ihn waffenlos zurückließ.

Doch Rajendra selbst hieb auf das Biest ein, ungeachtet der anderen Beiden, die nun ebenso aus den Büschen brachen und sich der Eine auf den Blonden stürzte, so wie der Andere noch auf den Roten, der sich mit aller Kraft versuchte, der Klinge zu entziehen, die nun nach ihm hieb. Erst, als er den Ersten bewusstlos geschlagen hatte, wurde ihm gewahr, daß der Dritte bereits wieder auf Baki losging und gerade, als er dies verhindern wollte, wurde er von hinten umgeworfen, rollte zusammen mit dem helleren Katzenvieh den Hang in den Fluss hinunter, wo sie sich prügelten.

Aus dem Augenwinkel sah der junge Blonde, wie Raji ihre Gegner angriff, doch dann wurde seine ganze Aufmerksamkeit von dem Katzenwesen in Anspruch genommen, das ihn angriff. Angst und Überlebenswillen ließen ihn den Schmerz in seinem Arm vergessen und er wich der Waffe des Katzenwesens aus, grub seine gesunde Hand in den Lehm und warf ihn dem Wesen mitten ins Gesicht. Die wenigen Sekunden, in denen das Biest geblendet war, genügten Baki, um einen dickeren Ast an seiner Seite aufzunehmen und zuzuschlagen - er hieb ihn dem Katzenwesen direkt über den Schädel und danach sofort in dessen Lenden, packte schließlich noch einen Stein, schlug damit das Wesen bewußtlos und fluchte leise, als sich nun auch sein Arm bemerkbar machte. Ohne weiter darüber nachzudenken, riß er sich ein Stück seines Hemdes ab und band es sich provisorisch über die tiefe Wunde und nahm dann den Faustkeil wieder auf – klemmte den Rest des Steindolches in einen Spalt des Astes, den er zuvor benutzt hatte und band ihn fest, so daß der nach außen gewölbte Ast nun eine scharfe, tödliche Klinge aufwies. Ohne weiter zu zögern, schlidderte er den Abhang zum Fluß runter und schnappte sich dabei eine Handvoll Erde - warf sie dem Katzenwesen, das Raji bekämpfte ins Gesicht und lenkte ihn mit einem Asthieb ab, dem Rothäutigen so die Gelegenheit gebend, daß dieser fliehen konnte.

Gerade noch hatte der Rote so zu dem Dolch greifen wollen, der ihm aus der Hand geglitten war, als das junge Katzenwesen erschrak und innehielt. Doch Raji reagierte in dem Moment, schleuderte es völlig beiseite und sprang schon auf, als er selbst vor Schreck erstarrte. So standen vor ihm ein gutes, halbes Dutzend dieser Wesen und die Meisten um das Doppelte größer als er selbst. Schwer schluckend, trat der junge Rote zu dem Blonden, bemerkte aber, wie die Kleineren der Wesen den Kopf einzogen und leise vor sich hinjammerten. "Was ist hier geschehen ?" Donnerte die Stimme des Weißen, als er näher zu ihnen trat und sich ebenso den Blonden und den Rothäutigen betrachtete. "Sie haben uns angegriffen !" knurrte Rajendra, der zwar erschrocken war, aber sich das nicht gefallen lassen wollte. "Angegriffen ?" Dann blickte das Wesen erneut zu den Kleineren, die sich sofort hinter den Anderen versteckten. "Woher kommt ihr ? Hier haben Menschen und Srakianer Nichts verloren !" Rajendra schwieg auf die Worte des Wesens, biss im ersten Moment die Zähne zusammen, ehe er sprach. "Die Vulkane haben das Land zerstört und wir sind die Letzten meines Stammes. Wir haben hier nur eine Zuflucht gesucht !" donnerte Rajendra, denn er wusste, was wohl anstand.

Zuerst noch starr vor Angst vor den großen Katzenwesen, löste sich dies jedoch, als Baki seinen Freund so reden hörte - entsetzt blickte er ihn an und fluchte dann unterdrückt, ehe er ihm leise zuzischte. "Sag mal, spinnst du ?! Sei höflicher, die sind größer und bewaffnet und so wies aussieht, waren die zuerst hier ... ich will nicht sterben, Raji, Bitte .....!"

"Das ist mir sowas von Scheißegal, wir werden sowieso sterben, wenn sie uns wieder zurückschicken !" Raji selbst war außer sich vor Wut, denn man hatte sie gerade angegriffen, verletzt und nun sollten sie noch dieses Land verlassen, in dem sie sich gerade gerettet hatten ? Doch die Katzenwesen schienen davon zuerst unbeeindruckt und das größte der Wesen mit dem weißen Fell schwieg einen Moment, ehe es nickte. "Ihr werdet gehen müssen ... ihr habt den Vulkanausbruch überlebt und seit hierher gekommen. Aber dieses Tal gehört uns und ihr gehört hier nicht her. Geht, wenn euch euer Leben lieb ist. Nehmt mit, was ihr braucht, aber dann geht. Niemand wird euch daran hindern und JEDER, der es wagt, euch bei der Abreise zu behindern oder anzugreifen, wird bestraft. Solltet ihr aber bis zum nächsten Morgen nicht verschwunden sein, kann ich für Nichts mehr garantieren." Und dann schwieg das weiße Wesen, blickte zu den Kleinen und nickte auch schließlich den Größeren zu, die sofort auf dessen Geheiß wieder gingen. "Viel Glück euch Beiden. Haltet euch Richtung Norden, wenn ihr die Berge überquert habt, werdet ihr erneut ein kleineres Tal finden. Es wird euch genug Essen und Schutz bieten. Es wird rauher sein als hier, also gebt acht." Und dann verschwand auch er und ging, ließ die beiden Jungen stehen. Rajendra selbst kochte vor Wut und hätte am Liebsten dem Biest noch was an den Kopf geschmissen, aber besann sich eines Besseren. "Drecksviecher !" Schmetterte er ihnen schließlich nach, drehte ab, packte seinen Dolch und machte sich auf den Rückweg, ungeachtet Bakis.

Dieser seufzte vor Erleichterung und schüttelte unmerklich den Kopf ... auch wenn sie von hier wegmußten, so waren sie doch noch am Leben und konnten neu beginnen. Der junge Blonde drehte sich sofort um und lief zurück zur Höhle, um dort die nötigen Habseligkeiten, ihre Vorräte und auch die Feuersteinklingen in seinen Tragekorb zu verteilen ... die Felle und die langen Zeltstangen band er schließlich oben drauf und fertigte sich noch einige Tragebündel, um wirklich alles, das er tragen konnte und sie brauchen würden, mitzunehmen. Schließlich wartete er vor der Höhle auf Raji und seufzte leise, als sein Blick auf das kleine Feld fiel, das er angelegt hatte - doch er wußte, daß dies sinnlos war und so lächelte er scheu, als der junge Rothäutige kam und verzog nur kurz das Gesicht, als einer der Trageriemen an die Wunde kam, die er an seinem Arm hatte.

"Ich werde noch eine Stunde in den Steinbruch gehen und noch Metall zu holen ! Solches Glück haben wir nicht noch einmal. Ich werde dann wieder zurückkommen, so schnell ich kann, ja ?" Raji hatte sich noch einen Beutel holen wollen und den größeren der beiden Dolche. Denn er wusste, daß dieses Metall rar war und sie noch ein wenig brauchten, wenn das Land wirklich so rauh war, wie dieses flohzefressene Mistvieh es gesagt hatte.

"Ich warte hier auf dich, Raji ... ich mache dir in der Zwischenzeit einen Korb, den du auch auf dem Rücken tragen kannst, der dich aber nicht behindert, wenn wir in Gefahr geraten. So kannst du das Metall mitnehmen." Mit den Worten nahm der junge Blonde seinen großen Tragekorb vom Rücken und legte die Bündel an die Seite - zögerte kurz und drückte dem jungen Rothäutigen dann die Schulter, ehe er mit einem der Feuersteindolche zu den Weiden ging, die am Rand der Lichtung am Bach wuchsen. Schnell hatte er einige der Zweige abgeschnitten und von den Blättern gesäubert - setzte sich dann an den Rand und flocht eine große, doch flachere Kiepe, der er noch lederne Rückenriemen gab, damit Raji sie gut tragen konnte, völlig in seiner Arbeit aufgehend.

"Gut, wir sehen uns dann in einer Stunde. Du kannst derweil nach deinem Arm sehen und wenn du willst, noch einige Sämlinge einpacken, wer weiß, was wir auf der anderen Seite finden." Die Worte Rajis klangen deprimierter, aber vor allem wütend. Dann verschwand Raji, um so viel des Metalls zu finden, wie er bekommen konnte. Denn Gold, so wusste er, würden sie eher finden, als das weiße Metall, für das viele der Menschen in seinem Land sogar gestorben waren.

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Nach der vereinbarten Stunde hatte Baki sowohl den Korb fertig als auch noch einige Samen und Pilze gesammelt, die er bei sich verstaut hatte ... drei Fische rundeten das Ganze noch ab, denn er wußte nicht, wie lange sie unterwegs wären und wann die nächste Gelegenheit kommen würde, daß sie wieder frischen Fisch fangen konnten. Als Raji schließlich zurückkam und die restlichen Erze, die er noch finden konnte, mitsamt den Anderen in den Korb legte, nickte der junge Blonde nur und lud sich seinen eigenen Korb und die Beutel auf ... froh darum, daß er noch Zeit gefunden hatte, die Wunde an seinem Arm zu verbinden, folgte er dem Anderen und seufzte leise, als er noch einen kurzen Blick zurück zu der Höhle warf, die eine perfekte Bleibe für sie hätte werden können. Doch dann wandte er sich ab und ging Raji nach, dessen Führung er bedingungslos vertraute - folgte ihm durch die Wälder und zurück ins Gebirge, über einen steilen Paß und noch weiter, bis die Sonne langsam zu sinken begann und die Nacht bald hereinzubrechen drohte.

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"Gehäutet, abgezogen, gevierteilt und gebraten ! Am Spieß, ja, das gehören sie, diese stinkenden Pelzviecher." Lautstark und vor allem wütend schimpfe Raji immer und immer wieder vor sich hin. Wünschte diese Biester in die Hölle und noch tiefer hinunter. Sie hatten sie hier in ein halbes Ödland geschickt. Wenig Grün, felsiges Land und vor allem kaum Wasser. "Da können wir uns gleich erhängen und umbringen !"

Baki gab nicht allzuviel auf das Geschimpfe des Anderen und keuchte nur leise unter dem Gewicht ihres Gepäcks ... seit zwei Tagen waren sie nun schon unterwegs und jetzt hatten sie endlich das Tal erreicht, zu dem sie geschickt worden waren. Langsam hob der junge Blonde den Blick und stöhnte leise ... strich sich über das Gesicht und die langen Haare nach hinten, ehe er nur den Kopf schüttelte und leise wisperte. "Uns bleibt nichts anderes über, Raji ... suchen wir eine Wasserstelle und dann etwas in der Nähe, wo wir uns niederlassen können. Uns bleibt nichts Anderes über - wir müssen uns was suchen, es ist sonst keine Zeit mehr, genug Vorräte anzulegen und uns für den Winter vorzubereiten. Ja ?" Leise Hoffnung, die sich in der Stimme Bakis zeigte, als er den Blick wieder auf den Rothäutigen richtete - auf dessen Zustimmung wartete und darauf, daß sie runtergingen und sich etwas suchen würden.

"Wenn du hier rastest, wirst du gefressen ! Wir müssen weiter, Baki, hier geht das nicht, schau dir die Pflanzen an, das Meiste ist pures Gift !" Der junge Rote hatte ein Büschel der Pflanzen ausgerissen und hielt sie dem Blonden vor die Nase, der wahrscheinlich bald den beißend scharfen Geruch riechen konnte. "Koste und du bist in weniger als ner halben Stunde tot. Verdammtes Mistpack !" Erneut meckerte Raji, feuerte das Dornengras in die Büsche zurück, hockte sich auf den nächstbesten Felsen und seufzte. "Wir sind am Arsch."

"Nur wenn du daran glaubst, verdammt ! Ich weiß doch selbst, daß das Meiste hier nicht taugt. Aber zumindest für die Nacht müssen wir hier rasten, Raji. Morgen können wir weitergehen .... vielleicht ist ja etwas hinter diesen Hügeln und wenn nicht, gehen wir noch weiter. Wir werden etwas finden, und wenn ich dich dorthin tragen muß !" Baki sprach leise, doch bestimmt - er wußte inzwischen, wie leicht sein Begleiter in einen tiefen Pessimismus hineinglitt und wie schwer er wieder herauszubekommen war und wollte nicht, daß sie schon wieder im Streit auseinandergingen, da sie einander gerade jetzt mehr als nur dringend brauchten.

"Ist doch zum Kotzen ! Hoffe, diese Viecher krepieren alle an ihren Flöhen." Dann stand der junge Mann wieder auf, blickte funkelnd zu dem jungen Blonden und murrte noch ein "Gehen wir noch ein paar Stunden, dann rasten wir.", ehe er schließlich den Fußmarsch wieder fortsetzte, um vielleicht noch eine geeignete Stelle zu finden. So brauchten sie fast bis zum Abend, ehe auch Rajendra keine Lust mehr hatte, einfach das Gepäck, das sie bei sich trugen abstellte, ob es nun einen Fluss gab oder nicht. "Wir rasten, auch wenn es kein Wasser hier gibt, pennen wir einfach, Okay ? Mal sehen, vielleicht finden wir Morgen Etwas, das feucht ist und nicht giftig." Aber dann war er schon fast über seinen Korb mit dem Metall eingeschlafen.

Leise bei den Worten seufzend, nickte Baki einfach nur - nahm seine Kiepe ab und stellte sie an die Seite, ehe er zwei der Felle abband und eines davon über den Rothäutigen legte. Nach kurzem Zögern tat er etwas, das er sich sonst nicht getraut hätte - er legte sich direkt neben ihn, so daß sich ihre durch die Felle verdeckten Körper berührten, schloß die Augen und schlief sofort ein, seiner tiefen Erschöpfung ihren Tribut zollend.

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