Balken01a


Rajendra und Baki 08
 

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Mit einem leisen Lächeln brach Baki einen der frischen Birkenzweige ab und schnitt dessen Enden gerade ... legte ihn in den Korb mit frischen Trieben und Wurzeln, die er gerade gesammelt hatte und kehrte wieder zu ihrer kleinen Höhle zurück, deren Eingang sie im vergangenen Winter notdürftig mit einem kargen Verschlag geschützt hatten. Die Vorräte hatten ihnen gerade so über den Winter gereicht, doch auch nur, weil Raji oft zum Jagen gegangen war. Nun, da das Frühjahr kam, konnte Baki seine Kenntnisse nutzen und ihren Speiseplan mit frischem Grün und Fischen bereichern, die er ihnen fing - schon recht früh hatte er sich angewöhnt, wesentlich eher als der Rothäutige aufzustehen, damit er ihm schon das Frühstück und einen Birkenzweig zur Zahnpflege herrichten konnte. Mit einem leisen, doch glücklichen Seufzer dachte der Blonde an die letzten Monate zurück - der harte Winter hatte auch eine sehr, sehr angenehme Seite für ihn gehabt: Durch die Kälte hatten sie sich aneinanderkuscheln müssen, um sich gegenseitig warm zu halten - eine Sitation, die Raji mit allen Mitteln zu verhindern gesucht hatte, doch letztlich hatte er doch nachgeben müssen. Baki war dies mehr als nur Recht gewesen - er hatte die Nähe des Anderen mehr als nur genossen und sich so gut es ihm möglich war, zurückgehalten, auch wenn es ihm mit jeder verstreichenden Woche, jedem vergangenen Tag schwerer fiel. Er wußte, daß er sich in den Anderen verliebt hatte - er bewunderte die Kraft und Ausdauer des Rothäutigen und dessen Geschick bei der Jagd ... er mochte dessen Geruch und auch das Gefühl der rauhen, roten Haut an seiner Sonnengebräunten, genoß es, sich an ihn zu schmiegen und dessen Atem zu fühlen, dessen Stimme zu hören. Doch er wußte, daß Raji ihn nicht liebte - auch wenn er in der Kälte die Nähe duldete, so war dies doch nicht aus freiem Willen geschehen, sondern weil es notwendig gewesen war. Sich selbst aus diesen Gedanken reißend, schüttelte Baki nur kurz den Kopf ... trat dann ein und nickte, als er den Dampf des über dem Feuer heiß gewordenen Wassers sah, goß ein wenig davon in eine Schale und träufelte Rajis Lieblingsteekräuter hinein. Während der Tee zog, bereitete er das Frühstück und nickte kurz, als er es noch einmal prüfte - dann schöpfte er die Teekräuter ab und nahm die Schale, setzte sich neben den Rothäutigen und strich ihm kurz über die Schulter, leise dabei zu ihm wispernd. "Wach auf, Raji ... der Tag beginnt und dein Tee ist noch heiß ...."

Leise vor sich hinbrummelnd, blickte der Rothäutige auf und gähnte sacht. Er hasste es, Morgens aufzustehen, aber er musste es wohl. "Und was steht Heute an ? Mit dem besseren Vorbau anfangen ? Oder wollen wir Heute damit beginnen, das Metall zu verarbeiten. Bisher haben wirs noch nicht." Erst dann quälte sich Raji aus dem Fell, drehte sich auf den Rücken und fror im ersten Moment ordentlich bei der Kühle, die noch durch die Ritzen pfiff.

"Der Vorbau - dann haben wir Ruhe und können uns völlig auf das Metall konzentrieren. Der Feuersteinaxtkopf ist noch gut genug - wir können einige Stämme fällen und spalten und uns etwas Richtiges machen. Ja ?" Leise sprechend, schmunzelte Baki bei der erwachenden Gänsehaut des Rothäutigen - rasch gab er ihm die Schale heißen Tees und legte eines der Felle um die Schultern Rajis, legte seinen Arm um ihn und kuschelte ein wenig, ein leises "Bis du warm bist ...." dabei zu ihm wispernd.

Ein wenig kniff Raji die Augen zusammen, als sich Baki wieder an ihn kuschelte, grummelte dann aber nur sacht und verkniff sich seinen Kommentar. "In Ordnung, ich zieh mich dann an, dann gehen wir und suchen uns nen paar Stämme, die wir umhauen können." Und dann sprang der junge Rote schon aus dem provisorischen Bett, schlüpfte in seine Sachen und Stiefel, ehe er noch den Tee austrank und ein wenig aß. Draußen erleichterte er sich noch ein wenig weiter der Höhle, ehe er zurückkam und zu Baki grinste, der schon Alles zusammengesucht hatte, was sie brauchten.

Geschäftig und einfach nur glücklich, nickte der Blonde und folgte Raji in den nahen Wald .... dort angekommen, suchten sie sich geeignete Fichten und fällten sie gemeinsam, entrindeten und entästeten sie, ehe sie die Stämme mit Keilen in der Hälfte teilten und die langen Stammhälften zurück zu ihrer Höhle brachten. Dort teilten sie die Stämme noch einmal in der Länge, paßten sie dann an die Lücken an und banden sie mit Lianen und Ranken fest. Als dies geschehen war, schnappte Baki sich seine Kiepe und lief zu einer der Sandbänke des schmalen Flusses in ihrer Nähe ... lud den Tragekorb mit dem roten Lehm voll und brachte ihn zu ihrem Verschlag, wo er die sonnenbeschienen Ritzen mit dem Lehm abdichtete, so daß dieser noch in der Sonne abtrocknen und die Ritzen völlig abdichten konnte. Als der junge Blonde mit der Arbeit fertig war, huschte ein breites Grinsen über seine Züge - dann lachte er auf und lehnte sich an Raji heran, leise dabei zu ihm wispernd. "Soll ich dir etwas Bestimmtes zu essen machen ? Oder soll ich einfach sehen, was ich finde ?"

Zuerst dumm aus der Wäsche blickend, überlegte der junge Mann einen kurzen Moment, schüttelte aber dann den Kopf. "Mach einfach mal, ich lass mich überraschen !" Lachte er leise. Es war noch später Nachtmittag, die Sonne würde erst in ein paar Stunden untergehen und diese Zeit wollte er noch gut nutzen. "Ich hab mir überlegt, zu dem Unterbau noch einen Kamin zu bauen, aus Stein. Was meinst du ? Daß es im Winter ein wenig wärmer ist und wir auch drinnen kochen können ?" Die Höhle war recht klein aber hoch und der Anbau, den sie Heute angefangen hatten, war noch lange nicht alles. Raji hatte noch vor, vielleicht mit Stämmen der Bäume eine zweite Ebene in die Höhle zu ziehen, so, daß sie oben schlafen konnten und darunter Kräuter und Vorräte lagern, die sie für den Winter nun langsam aber sicher anlegen würden.

Begeistert hörte der junge Blonde ihm zu und nickte immer wieder zu den Worten des Anderen ... allein schon der Gedanke an einen Kamin oder die Vorratsmöglichkeiten zauberten ein Lächeln auf seine Lippen, doch als ihm noch ein anderer Gedanke kam, schien sein Gesicht fast zu leuchten. Wenn sie eine zweite Ebene einziehen würden, um dort zu schlafen, so konnte Baki noch näher bei dem Rothäutigen sein und dieser nicht mehr so leicht fliehen oder ausweichen. "Die Idee ist herrlich, Raji ... ich kann dir mit der zweiten Ebene helfen, ich bin gut darin, kann auch Regale und Darren anfertigen. Mit was fangen wir an ? Dem Kamin oder der Schlafebene ?"

Völlig verdattert blickte der junge Rote drein. Er hatte das mit der zweiten Ebene nur gedacht, aber nicht gesagt ? "Ich, woher weißt du, daß ich an ne zweite Ebene gedacht habe ?" Das verwunderte den Roten doch nun sehr. Ein wenig verwirrt über die Tatsache, kratzte sich der junge Mann am Kopf, schüttelte diesen dann und seufzte leise. Vielleicht hatte er es doch gesagt und war nur übermüdet ?

Fast sofort erstarb das Lächeln auf den Zügen des Blonden und wich einer völligen Verblüffung ... dann öffnete er den Mund, schloß ihn wieder und wiederholte das einige Male, bis er einfach nur den Kopf schüttelte und damit aufhörte, einen Fisch zu imitieren. "Ich ... ich dachte, du ....? Es war so deutlich, ich konnte an nichts Anderes mehr denken. Ich hätte sie gerne, weißt du ? Es ist gemütlicher und schöner ... ich könnte uns ein weiches, schönes Bett machen ...."

Raji sagte Nichts. Erst nach einigen Augenblicken sah er wieder zu dem jungen Blonden, zuckte mit den Schultern. "Oder du hattest lediglich die selben Gedanken, mehr nicht." Dann wandte sich Raji ab und grinste ein wenig. "Du machst das Essen und ich guck mal, ob ich hier in der Nähe schöne, große Steine finde. Nämlich dann können wir um den Kamin rum noch eine Steinwand aufbauen. Ist sicherer wegen dem Feuer und so." Und dann schnappte sich der Rote das Messer. "Bin bei Sonnenuntergang wieder da ..." Und damit verschwand er wieder mal, wie so oft zwischen den Büschen und Farnen, den hohen Bäumen und Ästen des Waldes.

Leise seufzend, sah der junge Blonde ihm nach und lächelte schließlich wehmütig ... dann nickte er und nahm sich seinen Grabstock und den Faustkeil, dazu noch einen großen Korb und machte sich daran, ihnen die notwendigen Zutaten für ein gutes Essen zu besorgen. Nach einer ziemlichen Weile kam er wieder und konnte ein Strahlen nicht verkneifen - dann pfiff er leise vor sich hin, als er die beiden Wildgänse, die er mit der Bola gefangen hatte, rupfte und die Federn sorgsam in einem der Lederbeutel sammelte. Dann nahm er die Vögel aus und mischte Herz, Lebern und Nieren mit Bärlauchknollen und Riedwurzeln, wilden Möhren und einigen alten, getrockneten Beeren und Pilzen, wickelte sie völlig in den mitgebrachten Ton ein und nickte, als er sein Werk betrachtete. Dann grub er eine kleine Grube und holte mit einer Knochenschaufel, die er aus dem Schulterblatt eines Rehs gefertigt hatte, Glut aus der Höhle heraus - gab sie in die Grube und schließlich darauf die Tonknollen, deckte sie mit weiterer Glut zu und schaufelte anschließend Erde darüber, um die Gänse in dem Glutofen garen zu lassen. Erst dann machte er sich daran, geeignete Stämme für die zweite Ebene und die Darren zu suchen und zu markieren - sang dabei leise vor sich hin und genoß den schönen Frühlingstag, die Sonne, die warm schien und genoß das erwachende Leben.

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Die Tage vergingen fast wie im Fluge. Begonnen hatten sie damit, zuerst die Zwischenebene zu ziehen, um danach den Kamin zu fertigen. Rajendra und Baki hatten kaum Zeit, etwas Anderes zu tun, waren die ganzen Tage über damit beschäftigt gewesen, Bäume zu fällen. Große teilweise, denn sie brauchten dicke Stämme, an denen sie Tage schlugen, aber die ihr Gewicht tragen konnten und vor allem lange hielten. Teilweise hackten sie die Äste der Bäume nicht völlig ab, denn diese konnte man gut als Haken benutzen. In die Stämme selbst schlugen sie ab und an Aushöhlungen, um sie als Regal zu nutzen - dick genug waren die Bäume allemal. So vergingen die Tage und Wochen, ehe sie endlich die ersten Ergebnisse hatten und waren mehr als zufrieden. Aber danach ruhten sie nicht lange und begannen, sobald die Ebene fertig war, damit, Steine zusammenzutragen um daraus den Kamin zu fertigen, so, wie es Rajendra bei den Erwachsenen in seinem Dorf gesehen hatte. Nicht selten sehnte sich der junge Rote zu seiner Familie zurück, vertrieb aber die Gedanken schnell wieder, denn sie brauchten nun ein eigenes Heim, in dem sie leben konnten - und das wahrscheinlich bis zu ihrem Tode. Auch das rief immer wieder in dem Roten ein seltsames Gefühl hervor, das er nur schwer wieder verdrängte und die Tränen, die er ab und an weinte, verbarg er gut vor Baki. Doch nach und nach musste er einsehen, daß es wohl nie wieder so sein würde wie früher und sie auch nicht mehr zurückkonnten und letztlich gab er völlig auf, als nach Monaten ihr Heim endlich so war, wie sie es wollten. Die Zwischenebene bedeckt und ausgekleidet mit Fellen - das Geländer, damit sie nicht herunterfielen. Der Kamin unten angebaut an einer Steinwand, die sie ebenso gefertigt hatten. Mit Abzug, damit der Ruß und der Rauch nach Draußen gingen und sie nicht erstickten. Ebenso Türen, die sie gut schließen und öffnen konnten. Auch hatten sie die Zeit gehabt, die ersten Klingen zu fertigen aus ihrem kostbarem Metall – Tonschüsseln, in denen sie allerlei lagern und aufbewahren konnten. Und andere, viele schöne Dinge aus Binsengeflechten, wie Körbe und sogar Möbel. Baki hatte Felder angelegt mit den Samen, die Rajendra aus dem anderen Land mitgebracht hatte, sie hatten Zäune aufgestellt, um sie vor den wilden Kaninchen und Hasen zu schützen und sogar selbst schon überlegt, sich wilde Tiere einzufangen und sie zu halten. Und sie waren zufrieden - und das musste sich auch der junge Rote eingestehen. Sie hatten viel geschafft dafür, daß sie nur zwei junge ... und das hatte den Roten wohl am Meisten erschüttert. Er war kein Kind mehr wie zu Anfang, als er Baki gefunden hatte. Er war größer geworden und breiter, so wie auch der Blonde. Sie waren keine Burschen mehr, junge Hüpfer, sondern Männer. Genau diese Gedanken gingen den Roten wieder durch den Sinn, als er das Lederstück fester um seinen Arm wickelte. Er hatte damit begonnen, Bogen zu machen und wollte es nicht riskieren, sich vielleicht an der Sehne zu verletzen. Auch Baki hatte er einen Bogen gemacht, Köcher und Pfeile gefertigt, um so vielleicht die Jagd zu erleichtern oder sich zu schützen. Aber dann verdrängte er die Gedanken mit seinem Seufzen, stand auf und blickte sich nach dem Blonden um, der schon wieder mal verschwunden war.

Mit einem großen Korb und seiner Kiepe bewaffnet, hatte Baki sich auf die Suche nach Wildfrüchten gemacht, die jetzt im späten Sommer reifen würden ... schon im Frühjahr hatte er die wilden, blühenden Äpfel- und Birnbäume entdeckt, ebenso wie die Wildkirschen, die er schon vor zwei Monaten abgeerntet hatte. Auch die Hagebutten der Wildrosenbüsche mußten eingesammelt und getrocknet werden, so daß der junge Blonde viel zu tun hatte - er nutzte jede freie Minute neben der Arbeit an ihrem Heim, wohlwissend, daß Raji für die Jagd zuständig war und er ... für alles Andere. Leise seufzend, ließ Baki die Kiepe vom Rücken gleiten, als er bei den Obstbäumen ankam - betrachtete sie und seufzte erneut, als er geübt die Früchte aufsammelte Seit Monaten schon war er dem Rothäutigen so nahe, daß es fast schmerzte ... seit Monaten beobachtete er ihn und sehnte sich danach, dessen stärker und männlicher gewordenen Körper zu berühren, eins mit ihm zu werden. Doch er wagte es nicht, mehr zu tun, als sich des Nachts an ihn zu schmiegen ... oft, wenn er alleine unterwegs war, so wie jetzt, konnte er nicht verhindern, daß er zu weinen begann und mit der Arbeit innehielt, sich an die Seite setzte und seinem Verlangen kurzzeitig Abhilfe schuf, sich selbst für diese Sehnsucht verdammend. Er wußte, daß Raji eine Frau wollte ... er wußte auch, daß der Rothäutige seine Zärtlichkeiten nur widerwillig duldete. Aber wie er das aushalten sollte, täglich mit ihm zu leben, ihn atmen und reden zu hören, ihn zu riechen und zu sehen, ohne vor Verlangen wahnsinnig zu werden, das wußte Baki nicht. Er war nicht so aggressiv wie die meisten Männer, die sich in seiner Situation einfach geholt hätten, was sie begehrten - und in ihm schlummerte noch immer die Angst vor Verachtung, die Verachtung, die dazu geführt hatte, daß man ihn aus seinem Stamm verbannt hatte. Erst nach einigen Minuten, in denen er sich wieder beruhigt und die Spuren der Tränen von seinen Wangen gewaschen hatte, kehrte er wieder zu den Obstbäumen zurück - sammelte die restlichen Früchte, bis seine Kiepe voll war und pflückte den Korb noch mit den Hagebutten voll, ehe er wieder zur Höhle zurückkehrte und die Früchte auf Darren vor der Höhle legte, wo sie geschützt in der Sonne dörren konnten.

Rajendra selbst war seinen neuen Bogen testen gegangen. Zu sehr brannte es ihn darauf zu sehen, ob er etwas taugte. Seit Tagen hatte er an den Pfeilen gebastelt, aus Steinen oder Restmetallen, die er noch hatte, Pfeilspitzen gemacht - Wildgänse erlegt, um an die Federn zu kommen. Das Fleisch hatten sie gegessen und langsam hatte er das Gänsefleisch satt - Baki aber wohl auch. So war der Rote schließlich in den Wald gegangen und hatte sich nach einer passenden Beute umgesehen. Anfangs war Nichts gewesen, aber schließlich hatte er sie entdeckt. Dicke, fette, pralle, saftige Stachelbeeren, die verlockend von den Ästen hingen. Er hatte einfach nicht anders können und hatte sich auf die Früchte gestürzt und sich damit die Wampe so vollgeschlagen, daß er nun fast aus den Nähten platze - aber der Busch kaum leerer von den Früchten geworden war. Dann lächelte er sacht, kippte den Beutel mit seinen Utensilien aus, die er auch so in der Hand tragen konnte und pflückte die dicken, wohlschmeckenden Früchte. Erst, als der Beutel so voll war, daß er ihn nicht einmal mehr schließen konnte, hob er auch noch seine Feuersteine auf, das Messer, einige Schnüre und Lederriemen und machte sich zurück auf den Weg zu ihrer Höhle um seine Beute mit Baki zu teilen.

Leise vor sich hinsummend, hatte Baki sich noch ein wenig um die Früchte gekümmert und zwischendurch nach den Braten gesehen, die er schmoren ließ .... als er die leisen Schritte hörte, die näherkamen, sah er auf und lächelte strahlend, als er den Rothäutigen wiederkommen sah. Doch dann wich das Lachen einer leichten Verblüffung - seit wann trug Raji seine Sachen in der Hand ? Langsam stand der junge Blonde auf und kam ihm entgegen - jauchzte dann aber auf, als er erkannte, was in dem Beutel war und umarmte ihn stürmisch. "Stachelbeeren ! Herrlich, und so viele ! Die können wir gleich als Nachspeise essen, Raji ... die Braten sind bald fertig, ein wenig noch. Ich weiß, daß wir in letzter Zeit oft Gänse hatten - doch Heute habe ich sie anders zubereitet, so, wie es in meinem Stamm immer üblich war." Während er sprach, zog Baki den Anderen zu der kleinen Grube und drückte ihn runter - schaufelte behutsam die Erde runter und nickte, als er mit der Knochenschaufel die beiden hartgebackenen Tonkugeln rausholte und auf die Seite rollte, breit dabei grinsend. "Vorsicht, heiß ...."

Fast ein wenig verklärt blickte Rajendra drein, als er die Tonkugel an sich vorbeirollen sah. Schluckte dann leer, ehe er mit einem leicht beschämten Gesicht zu dem Blonden blickte. "Nichts gegen deine Kochkunst, Baki ... aber ... aber ich hab so viel Beeren gefressen, daß ich ... ich kriegs nicht runter, sonst ... na ... ja ..." Dann kratzte er sich beschämt am Hinterkopf und grinste schräg.

Der junge Blonde nickte nur und nahm eine der beiden Kugeln behutsam auf und legte sie auf die Seite .... dann lächelte er sacht und ließ sich nicht anmerken, daß er ein wenig geknickt war, da er wußte, daß Raji es ja nicht bös gemeint hatte. "Ist kein Problem, Raji .... ich weiß, wie verführerisch Beeren sein können, vor allem, wenn es so viele sind. Der Ton hält es ja frisch ... brich es einfach auf, wenn du wieder Hunger hast. Und danke, daß du die Beeren mitgebracht hast, ich kann sie gut verwenden." Dann brach er seine eigene Tonkugel mit der Gans auf und nickte unmerklich, als der Duft des Fleisches aufstieg - dann nahm er sich eines der Feuersteinmesser und schnitt ihr den Bauch auf, holte sich mit einer der geschnitzten Gabeln die Füllung heraus und begann hungrig zu essen.

Der junge Rote setzt sich nur mit einem leisen Keuchen hin, lehnte sich zurück und genoß die Ruhe. Denn hätte er die Gans auch noch verputzt, wäre er wahrscheinlich geplatzt. "Ach ja, ich hab dir auch was mitgebracht, außer den Beeren !" Dann reichte er Baki den Schwarzholzbogen und grinste breit. "Da, extra aus Schwarzholz ! Ist leicht, strapazierfähig und du brauchst nicht eine riesen Zugkraft. Pfeile habe ich auch !"

Völlig verdutzt blickte der Blonde auf den Bogen - dann legte er langsam das Stück Gänsefleisch hin und wischte sich die Hände an einem alten Leder ab, das er noch an der Seite liegen hatte und nahm bedächtig den Bogen entgegen, ihn - völlig durch den Wind - betrachtend. "Das ... der ... der ist wunderschön, Raji, ich ... verflixt, wenn ich nur damit umgehen könnte. Ich durfte nie einen Bogen führen weil ich kein Jäger bin, deshalb habe ich mich auf die Bola verlegt und die Fallen."

Schweigen herrschte vorerst auf die Worte des Blonden und dann folgte Überlegen. "Das hättest du mir auch früher sagen können, dann hätte ich mir die Arbeit erspart." Leise vor sich hinbrummelnd, wusste Rajendra, was Baki sagen wollte und er selbst kam sich nun ein wenig dämlich vor. Da hatte er also tagelang an dem Bogen gesessen und Baki konnte nicht mal zielen ? Na fein.

Völlig versunken in dem Anblick des Bogens, strich der Blonde schon fast zärtlich über das feine Holz und in seine Augen stahl sich ein leiser Glanz ... erst nach einer Weile blickte er wieder zu dem Schwarzhaarigen und wisperte leise, fast so, als ob er Angst hätte, daß der Bogen verschwinden würde, wenn er laut spräche. "Raji ... das ... ich habe mir immer gewünscht, lernen zu dürfen, wie man mit einem Bogen umgeht. Würdest du .... würdest du es mir zeigen ? Bitte ?"

Ein wenig leise vor sich hinbrummelnd, nickte der junge Rote. "Von mir aus ... so lange du mir nicht in den Hintern schießt, versuchs ich gerne."

Vor Freude aufjuchzend, sprang Baki auf und warf sich dem Stärkeren in die Arme und schlang die Eigenen um dessen breitere Schultern ... drückte ihn an sich und lachte leise, küßte ihn in seinem Überschwang auf die Lippen und ließ ihm erst nach einigen Herzschlägen wieder Luft und Platz zum Atmen, als er sich wieder auf seinen Platz setzte und den Bogen betrachtete, erneut behutsam über das dunkle Holz streichend.

"Na dann ...." Mehr sagte der junge Rote nicht mehr, stand schließlich auf, schnappte sich sein Zeug und verschwand in die Höhle. Später, wenn sein Magen ein wenig leerer war, würde er sich darum kümmern, Baki zu zeigen, wie der Bogen funktionierte und wie man damit schoss.

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"Verdammt ...." Leise vor sich hinfluchend, nahm Baki einen weiteren Pfeil auf und legte ihn auf die Sehne - doch dann zögerte er und schloß die Augen, dachte nach und ließ sich noch einmal die Worte Rajis durch den Kopf gehen. Dann verglich er seine kläglichen Versuche mit der Zeit, in der er das Dolch- und Bolawerfen lernte - plötzlich erwachte ein Lächeln auf seinen Lippen und er spannte den Bogen, öffnete erst dann die Augen und schoß, anstatt zu zielen einfach seinem Gefühl folgend, so, als ob er mit dem Pfeil auf das Ziel zeigen würde. Als der Pfeil das Ziel - einen Ast des Baumes am Ende der Lichtung - traf, nickte der junge Blonde ... nahm einen weiteren Pfeil auf und spannte den Bogen, zielte erneut mit dem Pfeil, als ob es eine Verlängerung seines Armes wäre und rechnete diesmal ein, daß der Pfeil bei dem höheren Ziel nicht gerade fliegen würde und grinste breit, als er den schmaleren Ast über dem Anderen traf. "Ich glaube, ich kriegs hin, Raji ... wenn ichs so mache wie beim Bolawerfen oder Dolchwerfen, einfach aus dem Gefühl heraus, klappts. Ich darf nur nicht den Kopf einschalten ...."

Ein leicht gequältes, aber trotzdem fast erleichtertes Lächeln legte sich auf die Züge des Roten. "Na ja, der Baum hat inzwischen genug gelitten, wird Zeit, das es klappt." Dann ging er hinüber und sammelte die Pfeile wieder ein, denn sie konnten es sich nicht so leisten, die Pfeile einfach liegenzulassen. "Noch ein Bisschen üben und es geht von alleine."

Baki nickte kurz und errötete ungewollt - so ungewohnt ein Kompliment des Rothäutigen war, so sehr hatte er es sich gewünscht. Doch er wußte, daß Rajendra es ihm übel nehmen würde, wenn er sich zu sehr darüber freute und so nickte er nur und lächelte - nahm ihm schließlich die Pfeile ab und begann von Neuem, schaffte es diesmal, alle Pfeile bis auf einen in das jeweilige Ziel zu schießen und keuchte schließlich am Ende, da das Spannen des Bogens ihn doch sehr erschöpfte. Er war es nicht gewohnt, seine schlanken Muskeln auf diese Weise zu benutzen - mittlerweile war er zwar stärker geworden als Damals, als er auf Rajis Volk gestoßen war ... doch er war noch immer schlank und eher sehnig, schon von der Natur her nicht darauf ausgelegt, große Muskelpakete aufzubauen. So entschuldigte er sich schließlich, als er den letzten Pfeil verschossen hatte und nahm die Sehne von dem Bogen - holte die Pfeile von dem Baum und kehrte wieder zu seinem Freund zurück, leise zu ihm sprechend. "Ich ... ich muß das Essen machen und noch das Leder bearbeiten, Raji .... wir brauchen es für die neuen Tuniken, die ich uns machen möchte, die Alten sind schon so löchrig ...."

"Von mir aus ... die Hose drückt inzwischen auch schon, kann also nicht schaden." Bei diesen Worten nahm Rajendra selbst seinen Bogen auf, strich sich das schwarze, lange Haar nach hinten und nickte zur ihrer Höhle. "Komm, gehen wir. Dann kannst du kochen und ich schau, daß ich die Scharten aus den Klingen bekomme." Und dann schwieg der junge Rote, ging zurück zur Hütte um dort den Bogen, samt Bakis zu verstauen.

Freudig nickend, folgte der Blonde dem Anderen - schmunzelte allerdings leicht zu sich selbst, denn er hatte nur zu gut bemerkt, daß Raji dessen Hosen ein wenig zu eng wurden .... und er hatte ihm schon eine Passende gefertigt, mit der er ihn überraschen wollte. Dann trat er nach ihm ein und gab ihm den Bogen, ehe er zu dem Vorräten ging - kurz überlegte und ihnen dann etwas Schmackhaftes zu essen machte, noch immer leise dabei schmunzelnd und summend.

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