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Bryce und Adam 02
 

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Langsam senkte sich die Nacht über London und Bryce ging unruhig in seinem Wohnzimmer auf und ab ... eigentlich hätte Adam schon lange kommen sollen, doch keine Droschke, die auf den Straßen fuhr, hielt vor dem Haus des Kontorinhabers. Schließlich hielt es der junge Braunhaarige nicht mehr aus und zog sich an – hielt Draußen die erstbeste Droschke an, die vorbeifuhr und befahl dem Kutscher, zu seinem Kontor zu fahren. Als sie schließlich davor anhielten, entwich Bryce ein erleichterter Seufzer ... er stieg aus und befahl dem Fahrer, zu warten, betrat sein Kontor und lächelte sanft bei dem Anblick des über den Büchern eingeschlafenen Blonden. Langsam und ohne einen Laut kam er zu ihm und strich eine der hellen Locken aus dessem Gesicht – hielt gerade noch inne, bevor er ihm über die Wange strich und neigte sich über ihn, ein leises "Aufwachen, Adam ..." zu ihm wispernd.

"Hm.. lass mich schlafen, Bryce..bin müde." grummelte Adam nur und kuschelte sich weiter auf seinen Büchern zurecht, schnuffelte leicht mit der Nase.

Zuerst sah Jener nur verdutzt auf den Blonden – doch dann schmunzelte er leise und schüttelte den Kopf, ehe er ihm die Feder aus der Hand nahm und mit deren weichen Spitze über dessen Nase kitzelte, um ihn endlich wachzubekommen.

Adam musste schlagartig niesen und schreckte auf, fand sofort den Blick der grünen Augen und schrie erschrocken. "Gott, Sir..haben sie mich erschreckt." Schweratmend legte er eine Hand auf sein Herz und versuchte, sich zu beruhigen, während er sich mit der anderen Hand den Schlaf aus den Augen rieb. "Was machen sie hier ? Ich wollte doch zu ihnen..oh..wie spät ist es denn ?"

"Zu spät, um über den Büchern zu schlafen, Adam – komm, schraub das Tintenfaß zu und nimm deine Sachen, dann holen wir noch dein Gepäck und fahren zu mir ... dort kannst du dich auf etwas Bequemeres legen als die harten Kontenbücher ...." Leise, fast liebevolle Worte des Braunhaarigen, als er mit einem sanften Lächeln die Feder auf den Schreibtisch legte und das Buch wieder zuklappte.

"Entschuldigung..ich wollte wirklich nicht einschlafen..war wahrscheindlich Gewohnheit..und die letzten Nächte habe ich auch nicht gerade viel geschlafen" erklärte Adam und rappelte sich auf zitternden Knien auf, gähnte leicht und spazierte dann zu einer Truhe, um dort nur wenige Kleidungsstücke herauszusuchen. "Wir können gehen..das..das ist alles, was ich habe."

Für einen Moment sah man den Schock des jungen Kontorinhabers bei den letzten Worten ... doch dann fing sich Bryce wieder und seufzte leise, nickte einfach und öffnete die Türe des Kontors. "Ist gut, Adam – steig schon mal in die Droschke, ja ? Ich sperre nur noch das Kontor zu ..." Den Worten ließ der Braunhaarige Taten folgen, als Adam rausgegangen war und dann stieg er ebenso in die Kutsche – befahl dem Fahrer, wieder zu seinem Haus zu fahren und schloß die Türe, ehe er den Blick wieder auf den Blonden richtete. "Du hast in meinem Kontor geschlafen ? Die ganze Zeit ? Aber ... warum, Adam ? War das Gehalt zu niedrig ? Ich ... ich dachte, es wäre genug ...." Man konnte heraushören, wieviele Vorwürfe sich Bryce machte ... denn er wollte nicht so wie sein Vater die Angestellten und Kunden ausbeuten und betrügen ....

Adam senkte den Blick und zog seine Kleidungsstücke fester an sich. "I-ich....Die Wohnungen sind Heutzutage sehr sehr teuer, Sir..und ich hatte nicht genug Geld, um sie zu bezahlen..also bin ich letzten Monat rausgeworfen worden." erzählte er leise. "Davor hatte ich eine Unterkunft, doch dann haben Pierson und Hickley.." Tief atmete er durch und blickte dann aus dem Fenster. "Sie haben mir jeden Monat das Dreiviertelste meines Gehaltes weggenommen...ich konnte nichts dagegen tun..i-ich bin nicht so stark wie ihr, Sir. Naja....seitdem schlafe ich im Kontor."

Vollkommen entgeistert sah Bryce zu ihm und brauchte erst einmal einen Moment, um sich zu fangen ... dann schluckte er und strich sich eine freigewordene Ponylocke nach hinten, seufzte leise und schlug die Augen nieder, während man ihm ansehen konnte, wie sehr ihm dies zu schaffen machte. "Und ich wußte davon nichts .... ich habe es geduldet, und wenn es nur durch meine Unwissenheit geschah und weil ich mich nicht ausreichend um das Kontor kümmerte. Das wird nicht mehr passieren, Adam ... ich hoffe, du verzeihst mir eines Tages all das Ungemach, das dir widerfahren ist ...."

"Du..sie können nichts dafür, Sir..ich hätte auch etwas sagen können..doch ich war einfach zu feige. Es ist selbstverständlich, wenn ihr nach Arbeitsschluss nach Hause geht..ich kann nicht verlangen, dass ihr euch nur um mich kümmert..u-und jetzt habt ihr mich ja erlöst..vielen Dank." hauchte Adam leise und wurde wieder rot.

Bei den Worten seufzte Bryce leise auf ... dann schmunzelte er ebenso leise und neigte sich ein wenig vor, strich sanft über die Wange des Blonden und wisperte leise zu ihm. "Es war das Mindeste, was ich tun konnte – um uns Beide von den alten Gaunern zu erlösen. Und ich verspreche dir, daß so etwas nicht mehr passieren wird – sollte ich noch Jemand einstellen, werde ich ganz genau sehen, wen ich nehme und auch du wirst ein Mitspracherecht haben. Und noch etwas ... es mag vielleicht seltsam klingen, doch ich möchte nicht, daß du mich siezt, wenn wir nicht in der Öffentlichkeit sind. Es .... paßt irgendwo nicht, weißt du ? Ich bin froh, wenn ich einmal Jemand habe, mit dem ich mich normal unterhalten kann, ohne auf irgendwelche gesellschaftlichen Etiketten achten zu müssen und ich mag deine Gesellschaft, Adam."

Dieser errötete erneut zutiefst, legte aber die Wange in Bryce's Hand und schloss die Augen. "Ich mag eure..*deine* Nähe auch..Bryce ?" hauchte er fragend und öffnete die Augen erneut, blickte tief in die seines Chefs.

Der junge Braunhaarige wußte in diesem Moment nicht mehr, was er sagen sollte ... jegliche Worte verließen ihn, als er in diese wunderschönen, hellen Augen sah, die so vertrauensvoll zu ihm aufblickten. Beinahe verlor sich Bryce darin und neigte sich noch näher ... dann schloß er die Augen und legte seine Stirn auf die des Anderen, atmete zitternd aus und verhielt, da in ihm zwei Seelen um die Vorherrschaft kämpften. Dies war so wundervoll ... es sprach sein Innerstes an, erfüllte ihn mit einer Sehnsucht, die nur durch noch mehr Berührung gestillt werden konnte. Doch andererseits hatte er Angst, Angst vor den Zwängen und Regeln, den Verboten ... und auch davor, daß Adam dies nicht wollte.

"Bryce" wisperte Adam atemlos und versuchte, mit sich zu kämpfen, sich davon abzuhalten, mehr zu tun, als nur stillzuhalten und sich in die Hand des Älteren zu schmiegen. Tief schluckte er und schloss dann die Augen, näherte sich langsam Bryce's Lippen und schreckte im letzten Moment auf, als die Kutschte vor dessen Anwesen hielt. "W-w-wir sind da."

Fast wäre es um die Beherrschung des Braunhaarigen geschehen gewesen, als er schon beinahe die Wärme der anderen Lippen auf den Eigenen hatte fühlen können, den warmen Atem Adams ... bei dessen Worten richtete er sich leise seufzend auf und nahm auch die Hand von dessen Wange, ehe er nickte und ausstieg. Er gab dem Fahrer noch ein großzügiges Trinkgeld und wurde mit einem glücklichen Lächeln dafür belohnt – dann fuhr die Droschke wieder davon, während Bryce zu dem großen, schmiedeeisernen Tor ging und es öffnete, nach dem Blonden selbst durchging und es wieder versperrte. "Das ist mein Anwesen ... es ist nicht viel, doch es genügt mir, ich mag es lieber, wenn es abgeschiedener und ruhiger ist." Mit diesen Worten ging er ihm das kurze Wegstück bis zu dem im Vergleich zu den anderen Villen ringsum eher kleineren Haus vor und schloß auch hier die große Eichentüre auf, um sie Adam aufzuhalten – schloß hinter diesem zu und lächelte sanft, als er nun seinen Mantel, den Hut und den Gehstock an der geräumigen Garderobe ablegte und dort auch in seine Hausschuhe schlüpfte, Adam bedeutend, es ihm gleichzutun.

"Ein schönes Haus, Bryce" hauchte Adam und lächelte schüchtern, während er seinen Mantel an die Gardarobe hängte und in ein freies Hausschuhpaar schlüpfte, das Bryce wohl für Gäste reserviert hatte. "Führst du mich rum ?" fragte er hoffnungsvoll und befand sich keine zwei Minuten später an der Seite seines Chefs, der ihn durch die hellen und warm eingerichteten Räume führte. Nirgendwo waren dunkle Fleckchen die die Atmosspähre zerstört hätten. Es war einfach nur friedlich und..unglaublich romantisch.

Fast schien es dem ein wenig Älteren, daß Dutzende von Schmetterlingen in seinem Innersten fliegen würden und ihre weichen Schwingen ihn striffen ... bisher hatte Niemand seiner Besucher die Einrichtung zu würdigen gewußt, die Bryce anstelle der dunklen, alten Möbel seines Vaters gekauft hatte. Er mochte die hellen Farben der Stoffe, die weißgestrichenen Wände, die vielen, weichen Felle, Pflanzen und großen Kerzen, die jedes Zimmer zierten ... wenn ihn ein Besucher einmal darauf ansprach, erklärte Bryce es durch seine Vorliebe für Waren der Kolonien, doch in Wirklichkeit war er selbst aufs Höchste angetan von den so leicht wirkenden Rattanmöbeln und exotischen Dingen, da sie eher seinem Wesen entsprachen als die drückende, dunkle Einrichtung, die er noch aus seinem alten Elternhaus her geerbt und schließlich verkauft hatte. Auch dieses Anwesen hier hatte er sich nach dem Tod seines Vaters gekauft – sein Onkel hatte es nicht verstanden, doch das alte Manor war Bryce zu groß und mit zu vielen, schlechten Erinnerungen behaftet gewesen und dieses eher kleinere, doch schöne Anwesen hatte es ihm angetan. Nachdem er Adam die unteren Räume und auch die Küche gezeigt hatte, bat er ihn, sein Gepäck unten bei den Gesindekammern zu lassen ... führte ihn schließlich auch in den ersten Stock zu seinen eigenen Zimmern, die er ihm mit einem leichten, scheuen Erröten zeigte, gespannt auf dessen Antwort wartend.

Erstaunt blickte Adam sich um, spürte das Magenflirren erneut, als er die vielen, weichen Sofas vor den Kaminen und wunderschöne Rattanmöbel erblickte, auf denen es sich sicher gemütlich machen ließ. Sofort tauchte ein Bild vor ihm auf, in dem er in den Armen Bryce's auf einerm dieser Sofas lag und kuschelte. Sofort wurde er wieder rot und drehte den Kopf verlegen zur Seite, erkannte dabei die vielen Bücherregale an der Wand. Auch als sie in die nächsten Zimmern ginge, befand sich fast immer irgendwo ein Regal mit einigen Büchern darin. "Du liest wohl sehr gerne ?" fragte er leise und lächelte verliebt zu seinem Chef.. drehte aber sogleich den Kopf weg, als er bemerkte, was er da tat. Entschlossen ging er weiter und bemerkte erst das Zögern des Anderen, als er schon die Klinke herunterdrückte und plötzlich in einem riesigen Schlafzimmer stand, genau gegenüber eines französischen Rattanbettes, was Platz für mindestens drei Leute bot. "Wow."

Noch bevor Bryce auf die vorige Frage antworten konnte, sah er mit Entsetzen, wie der Blonde die Türe seines Schlafzimmers öffnete ... mit merklich ansteigender Röte auf seinen Wangen, kam ihm der ein wenig Ältere nach und seufzte leise, sah aus dem Fenster und wisperte schließlich leise zu ihm. "Bitte verzeih ... das muß für dich wie ein Schock sein, daß ich ein solch skandalöses Bett besitze. Ich habe es in Indien erstanden und ... möchte es nicht mehr missen."

"Nein Bryce..e-es ist sehr schön." wisperte Adam und drehte sich halb zu Bryce herum, schluckte leicht. "I-ist es so bequem, wie es aussieht ?..Ich meine..darf ich mich mal reinlegen ?" fragte er stockend und wurde wieder rot.

Fast sofort wurde Bryce rot – und danach aschfahl. Er nickte nur unmerklich und gab ihm so die Erlaubnis, drehte sich aber um und ging, noch ehe Adam Zeit hatte, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Schwer atmend, betrat der Braunhaarige sein Studierzimmer und riß sich fast den Kragen seines Hemdes auf, um Luft zu holen ... setzte sich in seinen Sessel vor dem Kamin und schluckte schwer, strich über sein Gesicht und stöhnte leise, als seine Männlichkeit schon fast schmerzhaft an die enge Hose drängte. Allein schon der Gedanke, den Blonden in dem Bett zu sehen, hatte Erinnerungen wachgerufen ... süße Erinnerungen an ein Gasthaus in Indien, in dem er seine Jungfräulichkeit gegeben hatte. Verzweifelt versuchte Bryce, diese Gedanken wieder zu verbannen ... doch er konnte es nicht und so schloß er nur die Augen, lehnte sich an und seufzte leise und unglücklich.

"Hab ich etwas falsch gemacht ?" erklang plötzlich die leise, traurige Stimme Adams von der Tür her. "I-ich wollte dich nicht verletzen oder beleidigen..ich habe mich nicht reingelegt." erklärte er leise und atmete tief durch, versuchte den Kloß in seinem Hals runterzuschlucken. "Ich zieh mich dann für Heute lieber zurück..bis Morgen." hauchte er leise und ging dann den beschriebenen Weg zu seiner Unterkunft, die nur halb so schön war, wie die Gemächer seines Chefs. Enttäuscht und niedergeschlagen ließ er sich in sein Bett fallen, vergrub sein Gesicht in dem weichen Kissen und versuchte, die Tränen zurückzuhalten. Er hatte Bryce enttäuscht, ihn vielleicht sogar verärgert und nur dessen Höflichkeit hatte ihn davon abgehalten, ihn zusammenzustauchen..wie konnte er, Adam, auch nur so etwas Unverschämtes fragen..? Schniefend zog Adam die Beine an den Körper, spürte, wie sein Herz krampfte. Er hatte von Anfang an gewusst, daß es ein Fehler sein würde, hierher zu kommen.

Die leisen Worte hatten Bryce direkt ins Herz gestochen ... wie befürchtet, verstand der Blonde es völlig falsch, schätzte ihn so ein wie alle seines Standes. Doch was wirklich in ihm vorging, das konnte er ihm nicht erzählen .... es war zu skandalös, zu verrucht, um auch nur daran zu denken. Langsam verging die schon fast schmerzhaft gewordene Enge in seiner Hose und mit einem leisen Seufzer stand der Braunhaarige auf – zögerte noch, doch dann nickte er unmerklich, ging in die Küche runter und wärmte dort eine Tasse Milch auf, süßte sie ein wenig mit Honig und ging damit zu der Gesindekammer, an deren Türe er leise klopfte. Dann trat er ein und schloß die Türe wieder ... seufzte leise und setzte sich auf die Bettkante, strich dem Blonden sacht durch die hellen Locken und hielt ihm die Tasse hin, während er leise zu ihm sprach und dabei ein wenig wehmütig lächelte. "Bitte verzeih mir mein ungebürliches Verhalten, Adam ... ich wollte dich nicht erschrecken. Du hast nichts falsch gemacht und ich bin dir nicht böse. Ich habe dir ein wenig Milch angewärmt, sie wird dir guttun ...."

Adam presste sein Gesicht fester in das Kissen und wagte es nicht aufzusehen, schämte sich für seine Tränen, die er doch in den letzten Mintuen vergossen hatte. "Danke, Sir" wisperte er leise und biss sich auf die Unterlippe, spürte erneut Tränen aufsteigen. "Stellt ihr sie bitte auf den Nachttisch..i-ich habe gerade keinen Durst und möchte eure Zeit nicht stehlen."

"Es tut mir leid, Adam ... du denkst jetzt sicher, ich sei ein schlechter Herr, nicht wahr ? Ich wollte dir nicht wehtun ... deine Frage hat mich nur überrascht und ... Erinnerungen geweckt. Ich ... ich werde jetzt gehen, dann kannst du endlich schlafen, ich hätte dich nicht mehr stören sollen." Leise aufseufzend, stellte er die Milch auf das Nachtkästchen – stand dann auf und nickte, ehe er noch ein leises "Ich wünsche dir noch eine gute Nacht." wisperte und die Türe hinter sich wieder schloß. Erst dann ging er wieder nach oben und in sein Schlafzimmer ... zog sich aus und wusch seinen Körper kurz ab, ehe er sich in das riesige Bett legte und mit leiser Wehmut daran dachte, daß er Adam jetzt sicherlich völlig verschreckt oder auch wütend gemacht - zumindest das zarte Band der Freundschaft, das zu keimen begann, wahrscheinlich zerstört hatte.

Schniefend blickte Adam seinem Chef nach und wischte sich über die Augen, tastete den Tisch nach der kleinen Tasse ab, die leise vor sich hindampfte und ihren Qualm in dem kleinen Raum verteilte. Mit schlechtem Gewissen trank er einen kleinen Schluck von dem leckeren Getränk und fuhr sich seufzend durch die Haare. Er hatte Bryce ungerecht behandelt. Sicher war es wahr, was der Andere gesagt hatte.. /Erinnerungen geweckt../ Was meinte er nur damit ? Positive ? Negative ? Und was für Erinnerungen ? Fakt war, daß Adam Bryce verletzt ..womöglich dessen Gunst verloren hatte..dabei mochte er den Älteren doch so sehr..vielleicht sogar noch mehr. Entschlossen erhob er sich und tapste die Treppen hinauf zu Bryce's Schlafzimmer, klopfte leise an. Auch wenn er sich hier blamieren würde, er wollte es sich nicht mit Bryce verscherzen. "D-darf ich rein kommen ?"

Bei dem Klopfen erschrak Bryce bis ins Mark und schloß seine Augen ... atmete leise ein und erst nach einem Herzschlag öffnete er die Augen, zog die Decke über sich und sprach leise. "Wenn du möchtest, Adam ?" Der Ältere wußte nicht, was ihm lieber wäre .... wenn Adam es sich anders überlegen würde und gehen, oder wenn er eintreten und zu ihm kommen sollte. Im Stillen hoffte Bryce, daß er dies durchhalten würde .... seine Standhaftigkeit war nicht sehr ausgeprägt, wohl aber seine Furcht, noch geschürt durch die Konventionen, die ihn und auch den jungen Buchhalter einengten.

Adam öffnete leise die Tür, schloss sie gleich wieder hinter sich und lehnte sich dagegen, atmete tief durch, "E-es tut mir leid..we-wenn ich so gemein zu ihnen..dir..ach ich weiß nicht." seufzte er und blickte wehmütig auf. "Bryce..bitte sei nicht böse auf mich..ich war enttäuscht, weil ich dachte, daß..daß du es eklig findest, wenn ich in deinem Bett liege...und dann habe ich dich auch total abgeblockt..ka-kannst du mir verzeihen ?"

Seinem inneren Kampf auch äußerlich nicht mehr zurückhalten könnend, biß der Braunhaarige die Kiefer fest zusammen .... nur langsam entspannte er sich wieder und sah zu dem ein wenig Jüngeren, betrachtete ihn und senkte mit einem Seufzen wieder den Kopf. "Nein, Adam. Ich ... das genaue Gegenteil ist der Fall. Als ich für einige Jahre in Indien lebte, um meine Kenntnisse zu erweitern, entdeckte ich, daß ich mich nicht zu Frauen – sondern zu Männern hingezogen fühle. Als du davon sprachst, dich hier hineinzulegen, kamen Erinnerungen an diese Zeit hoch und ich wollte dich nicht damit ängstigen. Ich habe dich in mein Haus gebracht, weil ich dir ein Heim bieten wollte, da du Keines hast, nicht, um dich auf .... diese ... Art und Weise auszunutzen. Wenn ... es dir nun nicht mehr möglich sein sollte, in diesem Hause zu sein, da du das von mir weißt, dann darfst du gehen, ich werde dir eine angemessene Summe mitgeben, damit du dir eine andere Wohnung nehmen kannst. Es tut mir leid, Adam, ich habe das nicht gewollt ... nicht so."

Adam riss bei den Worten die Augen auf und taumelte langsam zum Bett hinüber, ließ sich auf schwachen Knien darauf nieder und blickte in die Augen Bryce' "I-ihr wisst schon, daß das hier in England verboten ist ?" hauchte er leise und ließ einen Finger über die Wange des Älteren wandern, lächelte unmerklich. "D-das weiß ich nur, weil ich mich extra erkundigt habe..anonym versteht sich.....i-ich fühle mich nämlich auch zu einem Mann hingezogen." hauchte er, verschwieg aber, daß es der Braunhaarige selbst war, dem er sein Herz geschenkt hatte. "W-wir..i-ich meine..naja, da wir Beide..das geht ja dann, wenn ich bei dir wohne." druckste er rum und errötete wieder. Nie hätte er sich vorstellen können, daß Bryce auf Männer stand..umso mehr wollte er ihn jetzt nicht verlieren.

Bei den ersten Worten erstarrte der Braunhaarige, doch als er die sanfte Hand an seiner Wange fühlen konnte, huschte ein leises Lächeln über seine Lippen ... die folgenden Worte beruhigten ihn sichtlich und das Lächeln wurde ein wenig wehmütig, doch es war ehrlich, als er zu dem Blonden aufsah und einen Moment lang über die Finger strich, die noch immer an seiner Wange lagen. "Ich danke dir, Adam ... und natürlich darfst du hierbleiben, dein Geheimnis ist bei mir sicher. Wenn du möchtest ... ich erlaube dir auch, sollte dein Angebetener es wollen, ihn hierher zu bringen. Doch nun solltest du schlafen, Adam ... der Morgen kommt noch früh genug und wir haben noch Einiges zu schaffen, ehe es Neujahr wird."

Adam errötete wieder und zog seine Hand sanft zurück. "Dein Geheimnis ist genau so sicher bei mir, wie meines bei dir..u-und wenn ich mich jemals getrauen sollte, meinem Angebeteten meine Liebe zu gestehen..da-dann wird er auf jeden Fall hierher kommen wollen" 'Weil er nämlich hier wohnt.' Innerlich seufzte Adam wehmütig auf, strich nochmal traurig über die Wange des Anderen und erhob sich. "Gute Nacht..Bryce" Sanft den Namen des Anderen wispernd, ging er zur Tür und verließ dann das Schlafzimmer des Älteren.

Dieser sah ihm noch nach und seufzte leise, als die Türe hinter dem Blonden zuging ... dann ließ er sich wieder auf das Kissen sinken und legte den Arm über die Augen, lächelte wehmütig und atmete tief durch. Da hatte er das Glück, daß Adam die selbe Neigung hatte wie er selbst – doch dann war dieser schon in einen Anderen verliebt, eine Ironie, die seine Wirkung nicht verfehlte. Mit einem leisen Lachen, das allerdings eher wie ein Schluchzen klang, zu leise, um außen gehört zu werden, nahm der Braunhaarige den Arm wieder von seinen Augen – drehte sich um und fiel in einen tiefen Schlaf, nachdem er noch seinen kleinen Wecker gestellt hatte.

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