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Fem und Ginan 02
 

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Seit Monaten hatte er Nichts mehr von dem Typen gehört oder gesehen. Nur die Rose, die einmal im Monat am Morgen auf dem Fensterbrett lag – eine schlichte, blutrote Rose. Meist hatte er sie einfach genommen und in den nächsten Müll geschmissen – oder liegen lassen, bis die Nächste dort gelegen hatte. Ab und an hatte er sie auch mitgenommen in die Arbeit – oder noch öfters dort von dem Boten gebracht bekommen. Langsam aber sicher war es ihm peinlich und die anderen Angestellten redeten schon über ihn. Besonders einige der Frauen tuschelten liebend gerne und kicherten – warfen ihm böse Blicke zu, aber sonst schien es nicht weiter wichtig zu sein. Heute hat er schon wieder eine bekommen – und das geht schon echt seit fast über einem Vierteljahr so. Er hatte es langsam satt ! Genauso wie diese ganzen Anfragen die er bezüglich seiner ‚Dienste' bekam. Immer wieder waren es Frauen wie Männer, die danach fragten und langsam aber sicher hatte er genug davon. Er spielte bereits mit dem Gedanken daran zu kündigen ... aber dazu kam er an diesem Morgen nicht einmal mehr.

"Schon wieder so eine verdammte Rose ..." murmelt die junge Frau, die gesehen hatte, wie man Fem schon wieder eine der teueren, langstieligen Rosen gebracht hatte. "Warum krieg ich so was nicht ? Der kriegt die von einem Typen, das musst du dir mal vorstellen !" Leise zu der neuen Dame wispernd, blickt diese im ersten Moment ein wenig verdutzt drein, lächelt aber schließlich sacht, als sie mit den Schultern zuckt. "Nun ja, wundern tut es mich nicht. Er sieht fast aus wie eine Frau – die großen Augen ... so unschuldig fast .. klar, daß da Mann wie Frau drauf fliegt. Ich meine, ich finde ihn auch so niedlich mit den großen, treuen Augen. Wenn man ihn so sieht, kann man gar nicht glauben, was er doch für einen verschlossenen Charakter hat ..." Doch dann zuckt sie mit den Schultern, als sie der Älteren auf die Schulter klopft. "Nix für Ungut, Deiner kommt auch noch ...." Und dann geht die junge Frau wieder ihrer Arbeit nach, lässt die Ältere und ihren Gram stehen. So versucht sie wieder normal ihrer Arbeit nachzugehen und erst, als erneut ein junger Mann nach Fem frägt, platzt ihr der Kragen. Wutentbrannt brüllt sie den fremden Mann an – droht ihm sogar, ihn aus dem Lokal zu werfen. Aber schließlich stutzt die Ältere, als sie eine Kiste mit dem delikaterem Sexspielzeug hochhievt und urplötzlich zu lächeln beginnt. "Fem, würdest du das Bitte für mich übernehmen ? Ich muss kurz zu der Chefin, ich hatte eine Idee ....." Freundlich sieht sie zu dem jungen Mann hinüber, der sich eine seiner flauschigen, weichen Haarsträhnen mit einem verblüfften Gesichtsausdruck nach hinten streicht. Sonst war sie eher fies und gemein zu ihm und nun so nett ? Da stimmte was nicht. Aber schließlich nickt er nur, lacht noch ein fast nettes "Klar, mache ich ..." zu ihr hinüber da er es sich auf keinen Fall verscherzen will. Sofort beginnt er damit, ihre Arbeit zu erledigen während sie selbst zur ihre Chefin geht, um ihr den Einfall, den sie gerade hatte, zu unterbreiten. Fem selbst ahnte Nichts davon, daß dies vielleicht seinen Untergang bedeuten könnte.

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Erneut leise seufzend, betrachtet Ginan sich sein Spiegelbild, den Mann, den er darin sieht ... kehrt dann in das Wohnzimmer zurück und setzt sich auf die Couch, streicht sich die langen, schwarzen Haare ein wenig nach hinten und schließt die goldenen Augen. Seit nunmehr fast einem Jahr schickt er seinem Schwarm nun schon die Rose, wie versprochen nur eine – und auch nur eine jeden Monat. Hofft, daß er das Herz des Blauhäutigen doch ein wenig wärmen könnte mit seiner Beharrlichkeit, die trotzdem nicht zwingend ist. Seit er sich in ihn verliebte, merkt der Schlangenmann die Einsamkeit seines Hauses noch stärker ... suchte zwar manchmal Trost und Vergessen in den Armen eines anderen Mannes, doch der schale Nachgeschmack verdarb es ihm schließlich, diese Form der Erleichterung zu wählen. Von seinen Gedanken unruhig geworden, steht Ginan wieder auf und geht eine Weile auf dem teuren Teppich hin und her, ehe er schließlich zurück in seine Gewölbe kehrt ... sich dort wandelt und einen der Sklaven frißt, die er sich als Futter hält, schließlich einfach nur Entspannung in einem Bad in dem großen Becken suchend. Noch etwas Anderes beunruhigt den Schlangenmann, etwas, das nun doch seltsamer ist – seit einiger Zeit schon ist Fem nicht mehr in Sandros Club aufgetaucht, doch in dem SM-Club, in dem er arbeitet, nimmt er noch immer die Rosen an, die Ginan ihm schickt. Eine mehr als nur merkwürdige Sache ... schließlich gleitet er wieder aus dem Becken und wandelt sich, kehrt in die oberen Gemächer zurück – kleidet sich völlig neu ein und macht sich dann auf den Weg zu diesem SM-Club, nickt dem Türsteher kurz zu und tritt dann ein, am Tresen erneut den Barkeeper ansprechend. "Bitte verzeihen sie ... ich suche Fem. Können sie mich vielleicht .. zu ihm bringen ?"

"Fem ? Der junge Mann, der hier noch gearbeitet hat vor kurzem ? Tut mir leid, ich habe ich schon seit ner Woche nicht mehr gesehen ... ist einfach verschwunden. Vielleicht fragen sie mal den Chef ..." Mehr hatte der Mann hinter der Bar nicht gesagt. Er wollte nicht unbedingt mit den Menschen und Leuten hier Kontakte knüpfen oder überhaupt zu viel Auskunft geben. Aber komisch hatte er es selbst schon gefunden, daß der junge Blaue so spurlos verschwunden ist.

Mit einem leisen "Danke ...." verabschiedet sich Ginan von dem Anderen und geht nach Hinten, zu dem Bodyguard, der dort steht - räuspert sich kurz und stellt sich vor, ehe er höflich darum bittet, zum Chef vorgelassen zu werden, da er sich nach dem Verbleib eines der Mitarbeiter erkundigen will. Als der Bodyguard nach Hinten geht um zu fragen, streicht sich der Schlangenmann nervös eine Haarsträhne nach hinten ... richtet sich dann sein teures, doch schlichtes Jacket, darauf wartend, daß der Bodyguard wiederkommt.

"Der Chef hat im Moment keine Zeit, Sir, tut mir Leid. Aber vielleicht kann ich ihnen ja helfen, worum geht's ?" Freundliche Worte, die der große, ältere Mann an Ginan gerichtet hat. Die Türe hinter sich verriegelt und schließlich neben dem Dunkelhaarigen stehen bleibt und darauf wartet, daß man ihn entweder fragt, oder abdankt.

"Ich ...." Kurz überrascht von der direkten Art, fängt Ginan sich jedoch schnell wieder und nickt - läßt ein leises Lächeln auf den Lippen erwachen und blickt erwartungsvoll auf den Anderen, als er ihm seine Bitte vorträgt. "Ich suche einen jungen Mann, der hier gearbeitet hat - er heißt Fem und hat blaue Haut. Ich habe schon seit Längerem nichts mehr von ihm gehört und frage mich, ob er überhaupt noch hier arbeitet ?"

"Fem ? Na ja, ich kanns nicht genau sagen, nur das, was ich so gehört habe. Die Weiber hier quasseln recht viel ... aber ... ich hab gehört, daß sie ihn verkauft haben an einen Sklavenhändler auf dem Mond Visur ... Sorry ... am Besten und frägst dort mal nach, vielleicht kann man dir da helfen." Mehr sagt der Große nicht, wendet sich schließlich nur ab, als habe er Nichts gesagt und verschwindet noch mit einem kurzen Nicken hinter der nächsten Trese.

Von der Nachricht fast wie vom Blitz getroffen, braucht Ginan einige Augenblicke, ehe er blinzelt, wieder in die Realität zurückfindet und nur langsam sickert in sein Bewußtsein, was dies bedeutet. Er würde nicht mehr weiter suchen ... er weiß, daß dies vergeblich ist, da dieser Mond seine Sklaven in alle Ecken der Universen verkauft und so gut wie alle nicht mehr wiedergesehen werden. Innerlich vor Kummer schreiend, zeigt der Schlangenmann es äußerlich jedoch nicht, als er den Club verläßt ... langsam nach Hause geht und dort in seinem Zimmer mechanisch die Kleidung auszieht, sich wandelt und in die tiefen Keller kriecht, um den Schmerz und den Verlust herauszuschreien und zu versuchen, Fem zu vergessen.

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Erst nach mehreren Tagen wagt sich einer der Diener in seine Nähe und bringt Beute mit sich, die er seinem Herrn vorlegt ... mit einem leisen Seufzen nickt Ginan und bedankt sich schließlich, versichert dem Alten, daß er keine Angst zu haben braucht und verschlingt die Beute, ehe er sich gesättigt zurücklehnt und ein wenig überlegt. Nach einigen Stunden steht er schließlich auf und wandelt sich in seinen Menschenkörper - duscht sich und zieht einen der Anzüge an, ehe er hinausgeht und auf die Bar Sandros zu, um sich dort ein wenig von den letzten Tagen zu erholen.

Unter anderen Umständen wäre der Vampir auf ihn zugegangen, doch Sandro hat bereits gemerkt, das Etwas nicht stimmt - und so wie er Ginan einschätzt, weiß er wohl auch schon, warum. "Und, wie geht's dir so ?" Trotzdem weiß er sich nicht anders zu helfen, wispert den dummen Satz, als er sich neben den jungen Mann setzt, die Hände faltet und sie auf den Tisch legt, aber selbst Nichts mehr sagt. Erst nach einiger Zeit rafft sich der Vampir zusammen, seufzt innerlich leise, als er erneut spricht, diesmal ein wenig lauter, aber noch immer betont diskret. "Es ist wegen Fem, habe ich recht ?"

"Ja ...." Leise wispernd, sieht Ginan auf und seufzt leise - dann erwacht ein kurzes, leicht wehmütiges Lächeln auf seinen Lippen, als er seinem Freund erzählt, was er erfahren hat, von dem Mond und dem Verkauf und erwähnt auch sehr, sehr leise, daß er gehofft hatte, Fem für sich gewinnen zu können. Und daß es schmerzt, erneut ein Herz verloren zu haben, auch wenn er es niemals gehabt hat. "Es schmerzt, Sandro ... ich weiß, ich bin ein alter, sentimentaler Idiot, daß ich mich so gehen lasse, aber du kennst mich ... ich bin nunmal so." Ein erneuter Seufzer bringt ihn zum Verstummen und er nimmt dankbar den Kelch Blut an und trinkt einen Schluck ... dann seufzt er wieder und starrt in das dunkle Schwarz des Chotels, ehe er erneut wehmütig lächelt und noch ein leises "Und jetzt jammere ich dir die Ohren voll, Hm ?" nachwispert.

Ein kurzes, wehmütiges und doch aufmunterndes Lächeln huscht noch im selben Moment über das Gesicht des relativ jungen Vampirs. "Nein, tust du nicht ... Ginan .. du solltest dir was suchen, wo du weißt, daß du es gewinnen kannst. Fem war immer so abweisend zu Allem und Jedem, es hätte Nichts werden können. Mach dir nicht so viel Gedanken darum." Daß er sich innerlich doch ein wenig Sorgen um Fem macht, spricht der Große nicht aus. Denn er kannte die Sklavencolonien auf Visur.

Einen zweiten Schluck Chotel nehmend, kann der Schlangenmann einen weiteren, leisen Seufzer nicht verhindern - dann richtet er sich wieder auf und stellt den Kelch auf die Seite, ehe er wieder leise spricht. "Genau das ist doch mein Problem, Sandro ... ich weiß nicht, wie ich mir etwas Richtiges suchen soll. Gewinne ich Jemand mit diesem Körper, sind sie meist von meinem richtigen Körper abgestoßen ... oder sie sind nicht langlebig oder sie wollen Jemand, der grausam und beherrschend ist. Viele, die mir gefallen, wollen überhaupt keinen Mann, Fem ist das beste Beispiel ... oder sie wollen nur mein Geld. Du weißt ja, was aus dem Letzten wurde ... ich mußte ihn fressen, weil er sonst Alles weitererzählt hätte, meine Schätze gestohlen und die Feuer wissen was sonst noch gemacht hätte. Irgend Etwas mache ich immer falsch, Hm ?" Leichte Selbstironie, die in seinen letzten Worten liegt ....

Zuerst erhält das Schlangenwesen keine Antwort von Sandro. Erst nach einigen Augenblicken seufzt der Vampir leise, streicht sich über das Gesicht, ehe er erneut seufzt. "Das mit Fem liegt echt nicht an dir ... glaubs mir. Er hat nicht mal Interesse an Frauen gezeigt. Er war schon so, als ich ihn eingestellt habe, also mach dir deswegen keine Gedanken. Und was wenn ... wenn du dir einen Sklaven kaufst ? Ich meine, es gibt viele Sklaven und du kannst sie sogar deinen Wünschen entsprechend kaufen. Ich meine, kannst es ja mal versuchen, wenn's dir nicht gefällt, dann ... du weißt schon .."

Zuerst noch leicht geschockt, legt es sich langsam wieder, als Ginan die Möglichkeiten überdenkt ... dann lehnt er sich zurück und schließt kurz die Augen, denkt erneut eine Weile nach und sieht schließlich wieder auf seinen Freund. "Ich glaube, du hast Recht, Sandro ... all die Jahre habe ich es auf die herkömmliche Art versucht und bin gescheitert. Vielleicht ist ein Sklave eine gute Idee - du hast Recht, ich kann mir einen aussuchen, der mir gefällt. Und wenn ich Glück habe, schätzt er es, einen sanften Herrn zu bekommen. Falls es ein Fehlgriff ist, ist es wenigstens ein guter Abendhappen ... auch wenn ich hoffe, daß es nicht soweit kommt. Weißt du ... weißt du, wo ich vielleicht einen guten Sklaven bekommen kann, Sandro ? Du weißt doch so vieles ....."

Einen Moment zögert der Vampir noch mit einer Antwort, ehe er selbst einige Augenblicke lang nachdenkt, sämtliche Agenturen in seinem Kopf durchgeht, die gute Sklaven hatten und nicht gerade lebten wie Vieh. "Ich hätte da einige Agenturen - aber ich hab Letztens von Einer gehört, die junge, dämonenähnliche Sklaven verkaufen. Frisches, gutes Blut und sehr schmackhaft. Wahrscheinlich zudem sehr langlebig - und man kriegt sie in jeder Statur, die man möchte. Nur soweit ich weiß, werden sie nicht besonders gut gehalten und ziemlich oft misshandelt. Demnach weiß ich nicht, ob sie vielleicht einen Dachschaden haben oder dergleichen. Du müsstest dich mal dort umsehen ... wenn du willst, gebe ich dir die Adresse ... und wenn es Nichts ist, kommst du eben wieder, Einverstanden ?" Leise fragend, kramt Sandro in seiner Hosentasche, zerpflückt noch einige, kleinere Zettelchen, ehe er den mit der Adresse findet. Nimmt noch den Kugelschreiber und notiert sie erneut auf einen der kleinen, gelben Notizzettel, ehe er sie Ginan reicht. "Na dann ... viel Glück, Ginan ..."

Mit einem leisen Seufzer betrachtet der große Schlangenmann die Adresse und nickt schließlich - trinkt sein Chotel aus und bedankt sich bei seinem Freund, ehe er aufsteht und aus dem Club auf die Straßen tritt. 'Glück werde ich brauchen .... ich hoffe nur, das wird kein Fehler sein.' Mit den leisen Gedanken bewaffnet, seufzt Ginan noch einmal - läßt dann einen Riß um sich gleiten und materialisiert auf dem Planeten, auf dem die Agentur ist und er nimmt sich ein Taxi, dem Fahrer die Adresse gebend.

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